Westjordanland

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Westjordanland

Das Westjordanland ( arabisch ????? ??????? , DMG a?-?affa al-?arbiyya, a?-?iffa al-?arbiyya , hebraisch ???? ??????? haGada haMa'arawit ), auch als Westbank [1] oder seltener als Cisjordanien [Anm. 1] bezeichnet und von Israel offiziell mit der Bezeichnung ? Judaa und Samaria “ ( hebraisch ????? ??????? Jehuda we-Schomron ) versehen, ist ein unter israelischer Militargerichtsbarkeit stehendes, von Israel seit dem Sechstagekrieg (1967) besetztes Territorium in Vorderasien , das zu 40 Prozent aus Enklaven des palastinensischen Autonomiegebietes besteht. Es liegt westlich von Jordanien und ostlich von Israel und hat eine Flache von etwa 5800 Quadratkilometern; rund 220 Quadratkilometer davon sind Wasserflache. Von den 2023 geschatzt rund 3,17 Millionen Bewohnern sind etwa 2,7 Millionen  Palastinenser ( Muslime , Christen und Samaritaner ) und etwa 468.000 Juden , die in ca. 213 israelischen Siedlungen und deren 132 Außenposten leben. [2] In diese Zahlen nicht einberechnet sind ca. 236.000 Israeli auf dem Gebiet des von Israel annektierten Ostjerusalem.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In biblischer Zeit siedelten im heutigen Westjordanland verschiedene kanaanitische Volker , namentlich Phonizier , Samaritaner und Hebraer . Letztere begrundeten die alten Konigreiche Israel und Judaa . Im Lauf seiner mehrtausendjahrigen Geschichte wurde das Gebiet oftmals von anderen Volkern okkupiert ; Teile davon gehorten zu den antiken Reichen Assur , Agypten , Persien und zum Romischen Reich , spater dann zum Kalifat der Abbasiden , zum Osmanischen Reich und zum Britischen Weltreich .

Als Bestandteil des britischen Volkerbundsmandats fur Palastina wurde das Westjordanland von der UN-Vollversammlung im Teilungsplan von 1947 dem zu grundenden arabischen Staat zugesprochen. Im Palastinakrieg wurde es 1948 von Jordanien besetzt und 1950 annektiert . Im Sechstagekrieg vom Juni 1967 wurde es von Israel erobert und steht seither unter israelischer Militarverwaltung; Ostjerusalem und Umgebung wurden dagegen von Israel 1980 ? laut der Resolution 478 des UN-Sicherheitsrates [3] ? volkerrechtswidrig annektiert.

Ebenso wie der Gazastreifen gehoren heute 40 Prozent des Westjordanlandes zu den Palastinensischen Autonomiegebieten und werden nominell (formal) von der Palastinensischen Autonomiebehorde (PNA) verwaltet ? u. a. die Stadte Jericho , Nablus , Dschenin , Tulkarm , Qalqiliya , Ramallah , Bethlehem und 80 % von Hebron . [4] [5] [2] Im Ergebnis des innerpalastinensischen Burgerkrieges ubernahm die radikal-islamische Terrororganisation Hamas im Kampf um Gaza Juni 2007 die alleinige Kontrolle uber den Gazastreifen; im Gegenzug wurden ihre Anhanger im Westjordanland entwaffnet und aus allen politischen Amtern entfernt.

  •  Palastinensisches Selbstverwaltungsgebiet, ?Gebiet A“ nach Interimsabkommen uber das Westjordanland und den Gazastreifen (Oslo-Abkommen),
  •  palastinensisches Selbstverwaltungsgebiet unter Kontrolle des israelischen Militars (Gebiet B).
  •  Vom israelischen Militar verwaltet (Gebiet C);
  •  israelische Siedlung,
  •  Vorposten einer israelischen Siedlung,
  •  kommunales Gebiet der Siedlung (verboten fur Palastinenser).
  •  von Israel annektierte Gebiete
  • Status der ubrigen Gebiete des Westjordanlandes nach den Vereinbarungen in Oslo :
  •  Bereich A : Palastinensische Polizei- und Zivilkontrolle
  •  Bereich B : Israelisch-palastinensische Polizei- und palastinensische Zivilkontrolle
  •  Bereich C : Israelische Polizei- und Zivilkontrolle
  • Bezeichnung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die englische Bezeichnung West Bank (Westufer), die weltweit gangigste Bezeichnung fur diesen Teil Palastinas; im Deutschen wird er meist als Westjordanland bezeichnet. Beide Bezeichnungen fur dieses palastinensische Autonomiegebiet beziehen sich auf das Gebiet westlich des Flusses Jordan und des Staates (Trans-) Jordanien .

    Die Bezeichnungen West Bank und East Bank fur bestimmte Gebiete des Konigreichs Jordanien wurden von Konig Abdallah I. gepragt, der diese englischen Bezeichnungen ins Arabische ubersetzte, wo sie popular wurden und aus denen sie dann wieder zuruckubersetzt ins Englische gelangten.

    Gebiet des Volkerbundmandats fur Palastina in den Grenzen von 1921 bis 1946

    Zur Zeit der britischen Herrschaft ( Volkerbundsmandat fur Palastina ) waren die Bezeichnungen Cis-Jordan und Trans-Jordan , auch West- und Ostpalastina gebrauchlich. Sowohl Winston Churchill als auch der Politiker Zeev Jabotinsky sprachen von ?den beiden Ufern des Flusses“. [6] Ostpalastina, auch East Bank genannt, wurde von den Briten vom Mandatsgebiet Palastina abgetrennt und unter dem Namen Transjordanien ein Emirat , das 1946 als Konigreich Transjordanien seine Unabhangigkeit erlangte. Im ersten arabisch-israelischen Krieg von 1948 eroberte Transjordanien den ostlichen Teil Jerusalems und weite Teile des als arabischer Staat im UNO-Teilungsplan vorgesehenen Gebietes Westpalastinas. Nach der Militarbesatzung und anschließenden Annexion der 1948 eroberten Gebiete Westpalastinas erfolgte 1950 die Umbenennung des Staates, der sich fortan als haschemitisches Konigreich Jordanien bezeichnet. 1988 hat der arabische Staat Jordanien alle Anspruche auf sein ehemaliges Besatzungsgebiet aufgegeben. [7] Der Name Cisjordanien , der heute in der Schweiz und in romanischen Sprachen gebrauchlich ist, bedeutet ubersetzt ?auf dieser Seite des Jordanflusses“, analog dazu bedeutet Transjordanien ?auf der anderen Seite des Jordanflusses“.

    ?Judaa und Samaria“ als Bezeichnung fur das ganze Gebiet geht auf das Neue Testament zuruck und wurde auch in umgekehrter Reihenfolge benutzt. Manchmal wurden und werden auch Bezeichnungen wie das ?Hugelland von Samaria oder Judaa“ verwendet.

    Die ursprunglichen Bezeichnungen Jehuda und Schomron finden sich schon in der judischen Bibel. Jehudah , griechisch und lateinisch Judaa , ist das Hugelgebiet sudlich von Jerusalem, Schomron , griechisch und lateinisch Samaria , dasjenige nordlich der Stadt bis sudlich von Galilaa . In Israel wird das Gebiet seit den 1970er Jahren in amtlichen Publikationen als Judaa und Samaria (Jehuda we'Schomron) bezeichnet.

    Grenzen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Sperranlagenverlauf 2011
    Sperranlage: uberwiegend ein Sicherheitszaun (hier sudlich von Hebron )
    Sperranlage in der Nahe von judischen Siedlungen: an wenigen Stellen eine starkere Sicherheitsbefestigung

    Das Westjordanland hat eine Grenze von 404 Kilometern, davon 307 Kilometer mit Israel und 97 Kilometer mit Jordanien. [2] Gegen Jordanien ist es durch den Jordan und das Tote Meer abgegrenzt, gegen Israel existiert keine naturliche Begrenzung. Die oft als Grune Linie bezeichnete Waffenstillstandslinie von 1949 verlauft sudlich vom See Genezareth bogenformig in Richtung Jerusalem , das sie durchschneidet, und erreicht in einem weiteren Bogen sudostlich von Hebron das Tote Meer.

    In der UN-Resolution 242 von November 1967 wird neben dem Ruckzug der israelischen Streitkrafte aus (den) Gebieten, die wahrend des jungsten Konflikts besetzt wurden, das Anrecht eines jeden Staates in der Region auf ?sichere und anerkannte Grenzen frei von Androhungen oder Akten der Gewalt“ betont.

    Fur teils heftige Kritik sorgt seit etwa 2003 der von der israelischen Regierung betriebene Bau der israelischen Sperranlage , die nur an wenigen Stellen entlang der Grunen Linie verlauft und sich bei den großeren israelischen Siedlungsblocken tief ins Westjordanland einschneidet. Israel begrundet die an wenigen Stellen als Schutzmauer ausgebildete, in weiten Teilen zaunartige Sperranlage mit dem Schutz des israelischen Staatsgebietes und israelischer Burger vor Terroristen und Selbstmordattentatern aus dem Westjordanland und bezeichnet die Anlage als provisorisch. [8] Bei Anschlagen von Palastinensern auf israelische Autobusse, Nachtclubs und Kaffeehauser kamen mehr als 1000 Israelis ums Leben. Der Terrorkrieg verlor an Intensitat im Zuge der schleppenden Friedensverhandlungen, aber auch, weil Israel das Westjordanland mit der Sperranlage von Israel abriegelte, die einen unkontrollierten Grenzubertritt stark erschwert. [9]

    Durch die Sperranlage werden Verkehrswege zerschnitten und Anwohner vorubergehend enteignet. [10] Deutlich zeigt sich dies etwa im Gebiet ostlich von Jerusalem und bei Qalqiliya , wo der Bevolkerung palastinensischer Stadte der Zugang zum palastinensischen Kernland erschwert wird. Die offizielle palastinensische Seite warnt vor einer geplanten Annexion. Ein Gutachten im Auftrag des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag kommt zu der Auffassung, die Abtrennung von Gebieten vom Kernland durch die Sperranlage sei illegal. [11]

    Im Marz 2024 erklarte die israelische Regierung von Benjamin Natanjahu 800 Hektar Land des Westjordanlands zu eigenem Staatsgebiet. Nach Angaben der israelischen Organisation Freedom Now , die den Bau israelischer Siedlungen im Westjordanland beobachtet, handelt es sich um die großte Annexion von Land in den Palastinensergebieten seit den Oslo-Abkommen von 1993. [12]

    Bevolkerung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Die Bevolkerung des Westjordanlandes wird je nach Quelle unterschiedlich geschatzt. Die CIA gibt fur das Jahr 2022 eine geschatzte Gesamtbevolkerung von 3.000.021 an, einschließlich der Bevolkerung Ostjerusalems, davon etwa 432.000 israelische judische Siedler in der Westbank und rund 227.100 in Ostjerusalem (2019). [2]

    Das Westjordanland beherbergt noch einige Fluchtlingslager palastinensischer Fluchtlinge, die 1947/48 aus dem heutigen Staatsgebiet Israels geflohen waren. Dieser Bevolkerungsteil geht jedoch zunehmend in der ansassigen palastinensischen Bevolkerung auf.

    Der arabische Bevolkerungsteil wachst vor allem durch eine hohe Geburtenrate. Die Zahl der judischen Bewohner nimmt ebenfalls zu, hangt jedoch stark von der politischen Lage und vom Bau neuer Siedlungen ab. [13] 2009 wuchs die Bevolkerung Israels um 1,8 Prozent. Das Wachstum des judischen Bevolkerungsanteils lag bei 1,6 Prozent. Im selben Jahr wuchsen die Siedlungen im Westjordanland um 5,6 Prozent. Davon gehen 40 Prozent auf Einwanderungen aus Israel und dem Ausland zuruck. Fur die arabische Bevolkerung gilt die israelische Militargerichtsbarkeit, die judische Bevolkerung unterliegt der Zivilgerichtsbarkeit. [14] [15]

    Der Anteil von Christen lag Anfang des 20. Jahrhunderts bei 11 Prozent. Infolge des Palastinakrieges und des Sechstagekrieges emigrierte ein Großteil der christlichen Bevolkerung. Im Jahr 2017 lag der christliche Bevolkerungsanteil im Westjordanland bei 1,7 Prozent. [16]

    Der großte Teil der judischen Bevolkerung im Westjordanland konzentriert sich auf die Umgebung der Stadte Jerusalem und Modi’in Illit am westlichen Rand des Westjordanlands.

    Judische Siedlungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Friedensangebot Israels von 2008 zur Losung der Siedlungsfrage durch Gebietstausch
    Die judische Siedlung Ariel
    Die judische Siedlung Chemdat im Jordantal

    Zwischen 1948 und 1967 lebten fast keine israelische Staatsburger im Westjordanland. Im Verlauf des Sechstagekrieges (5.?10. Juni 1967) erlangte Israel die Kontrolle uber den Gazastreifen , die Sinai-Halbinsel , die Golanhohen , das Westjordanland und Ostjerusalem . Nach dem entscheidenden Sieg Israels in diesem Krieg siedelten dann Hunderttausende Israelis im besetzten Westjordanland. [1] Zwischen 1967 und 1977 wurden in der Westbank die ersten 30 israelischen Siedlungen errichtet. Die erste Siedlung war Kfar Etzion in der heutigen Kommune Gusch Etzion . [17] Ende 2010 gab es im Westjordanland (ohne Ostjerusalem) mehr als 200 israelische judische Siedlungen und etwa 145 nichtautorisierte, meist kleinere sogenannte ?Außenposten“. Dazu kommen 32 großere und kleinere judische Siedlungen in Ostjerusalem, [2] das 1980 der Stadtgemeinde Jerusalem zugeschlagen wurde. Die Annexion Ostjerusalems durch Israel wurde vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 478 verurteilt und fur volkerrechtswidrig erklart.

    Die Mitte 2002 vorgestellte ? Roadmap “ ? ein vom ? Nahost-Quartett “ (UNO, USA, EU und Russland) ausgearbeiteter Friedensplan zur Losung des Konfliktes zwischen Israel und den bis dato staatenlosen Palastinensern ( Israelisch-Palastinensischer Konflikt ) ? fordert ein friedliches Nebeneinander von Israel und einen unabhangigen palastinensischen Staat ? eine Zweistaatenlosung .

    Gemaß der von palastinensischer Seite abgelehnten Roadmap von 2002 hatten der israelische Siedlungsbau im Westjordanland und jegliche israelische Bautatigkeit in Ostjerusalem eingestellt werden mussen. Die israelische Regierung halt hingegen an ihrem Anspruch auf ganz Jerusalem fest und fordert nach wie vor israelische Bauaktivitaten in den genannten Gebieten. [18] Dadurch begunstigt, wuchs die judische Bevolkerung der Siedlungen in der Westbank zwischen 2003 und 2009 von 211.400 auf uber 289.600 Bewohner an ? um ca. 37 Prozent in sechs Jahren. [19] Entgegen der Darstellung der israelischen Regierung, es handle sich um ?naturliches Wachstum“, kann von einer gezielten Einwanderungspolitik Israels ausgangen werden. Dies bestatigt auch Shaul Arieli , der ehemalige israelische Brigadekommandeur fur den Gazastreifen und fruhere Chef der israelischen regierungsamtlichen Peace Administration , in einer Analyse. [20]

    Der stellvertretende israelische Regierungschef Dan Meridor warf der US-Regierung von Prasident Barack Obama vor, mit der Forderung nach einem Siedlungsstopp in der Westbank bestehende mundliche und schriftliche Abmachungen mit der Vorgangerregierung von George W. Bush zu missachten, die Israel dort einen begrenzten Siedlungsausbau zubilligen. Dem stehen die unter George W. Bush in der Roadmap festgeschriebenen Vereinbarungen entgegen. Auch der damalige israelische Premierminister Ehud Olmert gestand 2008 ein, dass der Siedlungsbau im Widerspruch zu den Versprechungen Israels stehe. [21]

    Vertreibung palastinensischer Bauern [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Ab Ende des 2010er Jahrzehnts begannen israelische Siedlungsbewohner palastinensische Bauern gewaltsam von Landflachen im Westjordanland zu vertreiben . Innerhalb weniger Jahre dehnte sich die von israelischen Siedlern beanspruchte Landflache im Westjordanland auf das doppelte der Siedlungsflache aus. Laut Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem und der Friedensbewegung Peace Now sei die Zahl der Gewalttaten gegen Palastinenser zwischen 2019 und 2020 von 363 auf 507 gestiegen. In der ersten Halfte 2021 wurden bereits 416 Falle registriert. Dokumentiert ist, dass das israelische Militar bei Uberfallen auf palastinensische Bauern nicht eingriff. [22]

    Wahrend des seit Oktober 2023 von Israel gefuhrten Krieges gegen die Hamas ? dem funften Krieg im Gaza-Israel-Konflikt ? der Teil des umfassenderen israelisch-palastinensischen Konflikts ist und durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelost wurde, haben radikale israelische Siedler seit dem 16. Oktober 2023 bereits mehr als 1.000 Palastinenser aus ihren Dorfern vertrieben. Bedroht von Gewalt verließen die Einwohner des Beduinendorfes Wadi Al Siq , das im Jordantal sudlich von Hebron liegt ihre Hauser; im Wadi Al Tiran halten einige Familien trotz der Bedrohung durch radikale israelischen Siedler noch aus. Die Bewohner des nahe gelegenen Dorfes Zanuta dagegen haben ihren Wohnort bereits verlassen. Die Siedler werden durch rechtsextreme Minister in der israelischen Regierung zu einem radikalen Vorgehen bei der Vertreibung der im Westjordanland ansassigen Palastinenser ermutigt. Zu den Propagandisten einer radikalen Vertreibung der einheimischen Bevolkerung des von Israel als ?Judaa Samaria“ bezeichneten Westjordanlandes, gehort der israelische Minister fur nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir , der die Verteilung von Tausenden Waffen an Freiwillige aus den Reihen der rund 500.000 in den Siedlungen des Westjordanlandes lebenden Israelis angekundigt hat. [23]

    Zwolf europaische Staaten sowie Australien, Kanada und die EU haben die israelische Regierung aufgerufen, gegen die Gewalt von Siedlern im Westjordanland vorzugehen. ?Die Zunahme der Gewalt von extremistischen Siedlern gegen Palastinenser ist inakzeptabel“, teilte die britische Regierung mit. Seit Anfang Oktober hatten Siedler mehr als 340 Angriffe begangen, acht palastinensische Zivilisten getotet, mehr als 80 verletzt und rund 1.000 Palastinenser aus ihrem Zuhause vertrieben. [24]

    Bedeutung aus israelisch-militarstrategischer Sicht [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Israel dient das Westjordanland militarstrategisch als Pufferzone gegen mogliche militarische Heeresangriffe durch Nachbarlander. Es nutzt die hoher gelegenen Gebiete zur Stationierung von Luftabwehrbatterien. [25]

    Religiose Bedeutung des Westjordanlands fur Juden [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Israels Ministerprasident Benjamin Netanjahu vom Likud spricht von der kulturellen und religiosen Bedeutung des Westjordanlands folgendermaßen: ?Die Beziehung zwischen dem judischen Volk und dem Land Israel existiert seit uber 3500 Jahren. Judaa und Samaria sind die Orte, in denen sich bereits unsere Vorfahren Abraham , Isaak und Jakob aufhielten, sowie David , Salomo und Jeremia . Sie stellen kein fremdes Land dar, sondern das Land unserer Vorfahren.“ [26]

    Landwirtschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Ramallah 2010
    Markt in der Altstadt von Hebron mit leeren Standen 2006

    Die landwirtschaftlichen Produkte der palastinensischen und israelischen Bauern sind typisch mediterran. Angebaut werden Avocados , Datteln , Zitruspflanzen , aber auch Wein und Oliven sowie Schnittblumen, und am Toten Meer werden Badesalze gewonnen. Daneben wird auch ein wenig Viehzucht betrieben.

    Einfuhrzolle in die EU [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Die Europaische Freihandelsassoziation (EFTA) schloss 1993 mit Israel ein Abkommen, das den zollfreien Import israelischer Waren in diesen Landern ermoglicht. 1995 unterzeichnete die Europaische Union im Rahmen des Barcelona-Prozesses ein Freihandelsabkommen mit fast allen Mittelmeerstaaten, darunter auch Israel. Die EU und Israel legten darin bevorzugte Handelsbedingungen fest, unter anderem im Zollbereich. Das Abkommen trat im Jahr 2000 in Kraft. Davon ausgenommen sind nur Produkte, die im Westjordanland angebaut und hergestellt werden. [27]

    Der Europaische Gerichtshof hat in einer Entscheidung vom 25. Februar 2010 (Rs.: C-386/08) festgestellt, [28] dass die in von Israel besetzten Gebieten hergestellten Waren, hier von Soda-Club , die in Mishor Adumim im Westjordanland hergestellt werden, nicht als israelische Produkte gelten und damit nicht unter die Zollfreiheit der EU fallen. [29]

    Kritik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Kritik kommt z. B. von Amnesty International : Produkte, die in Siedlungen in den besetzten Gebieten hergestellt und trotzdem als ?Made in Israel“ deklariert wurden, seien ein Verstoß gegen das Volkerrecht, da keine volkerrechtliche Anerkennung dieses Gebietes vorliegt. [30] Nach einer Klage des Weingutes Psagot entschied der Europaische Gerichtshof im November 2019, dass die Produkte aus den Siedlungen entsprechend gesondert zu kennzeichnen seien. [31]

    Kritisiert werden ferner Enteignungen palastinensischer Bewohner und die ungleiche Verteilung von Ressourcen wie Elektrizitat [32] sowie Trink- und Grundwasser. [33]

    Palastinensische Organisationen, denen sich zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen angeschlossen haben, verlangen mit der Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions einen Boykott israelischer Waren, und zwar nicht nur die der judischen Siedler im Westjordanland, sondern auch aus ganz Israel, sowie einen Boykott kultureller und wissenschaftlicher Begegnungen in jeder Form. Die Parlamente und Regierungen von Deutschland, Osterreich und Tschechien haben die BDS-Kampagne als antisemitisch eingestuft.

    Verkehr [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Verkehrsnetz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Der Verkehr findet ausschließlich auf der Straße statt. Das Westjordanland besitzt ein Straßennetz von rund 4500 Kilometern, von denen 2700 Kilometer asphaltiert sind. Es existieren vier Typen von Straßen: Die meist schlecht ausgebauten Straßen, die fur alle Fahrzeuge zuganglich sind, Straßen, die fur Fahrzeuge mit israelischen Kennzeichen frei, fur Fahrzeuge mit palastinensischen Kennzeichen nur mit besonderer Bewilligung zuganglich sind, Straßen, die Fahrzeugen mit israelischen Kennzeichen vorbehalten sind, und Straßen, die fur israelische Fahrzeuge gesperrt sind. [34] Die Benutzung der Straßen wird an Grenzkontrollpunkten uberpruft. Es gibt drei asphaltierte Flugplatze, die jedoch nicht zivil genutzt werden.

    Kritik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem kritisiert die israelische Politik, die es den Palastinensern verbiete, bestimmte Straßen zu benutzen. Dadurch sei es Palastinensern an einigen Stellen unmoglich, ihre Dorfer zu erreichen und verbotene Straßen nur zu kreuzen. Dies fuhre dazu, dass einige Orte nur zu Fuß erreicht werden konnten. [34]

    Stadte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Kultur und Sehenswurdigkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Portal: Israel und Palastina  ? Ubersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Israel und Palastina

    Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Commons : Westjordanland  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Westjordanland  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
    Wiktionary: Westbank  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
    Wiktionary: Cisjordanien  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

    Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    1. Ursprunglich und in anderen Sprachen bezeichnet Cisjordanien den Teil vom historischen Palastina, der westlich vom Jordan liegt, wahrend als Transjordanien der Teil Palastinas bezeichnet wird, der ostlich vom Jordan liegt und bis 1950 das dort befindliche Emirat und dann Konigreich bezeichnete, das seither Jordanien heißt. Im Deutschen wird der Begriff Cisjordanien heute uberwiegend fur das Westjordanland verwendet, nicht mehr fur ganz Israel und die palastinensischen Gebiete.

    Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    1. a b Die Siedler der Westbank. In: NDR.de . 6. September 2023, abgerufen am 18. Dezember 2023 .
    2. a b c d e CIA The World Factbook: West Bank. CIA , 16. Mai 2022, abgerufen am 30. Mai 2022 .
    3. Resolution 478 des UN-Sicherheitsrates. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 12. Oktober 2017 ; abgerufen am 20. Juli 2016 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/unispal.un.org
    4. ISRAEL - PALASTINA (NAHOST). Eine Konfliktanalyse aus friedenspadagogischer Sicht. In: friedensbildung-bw.de. Servicestelle Friedensbildung Baden-Wurttemberg , abgerufen am 6. Januar 2024 .
    5. Joel Beinin: Press Information Notes 1: The Demise of the Oslo Process. MERIP, 26. Marz 1999, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 16. August 2000 ; abgerufen am 26. Juni 2017 (englisch).
    6. Zeev Jabotinsky: The East Bank of the Jordan. Abgerufen am 9. Juli 2012 .
    7. Amman gibt Westbank auf . In: Die Tageszeitung: taz . 2. August 1988, ISSN   0931-9085 , S.   1?2 ( taz.de [abgerufen am 31. Oktober 2023]).
    8. Notwendig, legitim und provisorisch ? Shimon Stein, israelischer Botschafter in Berlin zur Israelischen Sperranlage Deutschlandfunk-Interview von Hans-Joachim Wiese vom 23. Februar 2004.
    9. Petra Ramsauer: Muslimbruder: Ihre geheime Strategie. Ihr globales Netzwerk. Styriabooks, 2014, ISBN 978-3-99040-260-3 , Kapitel 3: Agypten.
    10. Moshe Zuckermann : Eine Mauer wird errichtet ? Israel ist an einem Scheideweg angelangt . In: Aus Politik und Zeitgeschichte , Nr. 35?36, 9. September 2002.
    11. IGH Legal Consequences of the construction of a wall in the occupied Palestinian territory . (PDF; 428 kB) AG Friedensforschung , 9. Juli 2004 (englisch)
    12. Israel beschlagnahmt 800 Hektar Land im besetzten Westjordanland. In: stern.de. 22. Marz 2024, abgerufen am 22. Marz 2024 .
    13. Judische Siedlungen im Westjordanland wachsen weiter . ( Memento des Originals vom 4. Februar 2008 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/derstandard.at In: Der Standard . 27. Oktober 2006.
    14. Ronit Sela: Kein gleiches Recht fur Alle in der Westbank. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. 31. Mai 2017, abgerufen am 22. Juni 2017 .
    15. Das dreigeteilte Westjordanland. In: Sudwest Presse . 24. Februar 2012, abgerufen am 21. Juni 2017 .
    16. Alexandra Foderl-Schmid : So geht es Christen im Nahen Osten. In: Suddeutsche Zeitung . 24. Dezember 2017, abgerufen am 2. August 2018 .
    17. Dror Etkes: Westbank: das System der Landnahme. Von dem andauernden Prozess der Enteignung palastinensischen Lands zugunsten israelischer Siedler*innen. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. 31. August 2017, abgerufen am 28. September 2017 .
    18. Streit um Israels Siedlungsplan spitzt sich zu. Deutsche Welle
    19. B’Tselem : Die Siedlungserweiterung: kein ?naturliches Wachstum“. In: tlaxcala.es. 11. Juli 2009, abgerufen am 28. September 2017 .
    20. Jorg Lau: ?Naturliches Wachstum“: der große Schwindel . Zeit online , Weblog, 3. Juni 2009.
    21. Siedlungsbau im Westjordanland: Olmert raumt Verstoße gegen Roadmap ein . Spiegel Online , 5. Januar 2008; abgerufen am 22. August 2014.
    22. Joseph Croitoru: (S+) Israel: Warum die Gewalt von Siedlern in Palastina zunimmt . In: Der Spiegel . 18. Dezember 2021, ISSN   2195-1349 ( spiegel.de [abgerufen am 29. Januar 2022]).
    23. Begleittext zu: Westjordanland: Im Schatten des Krieges auf YouTube (Reportage von arte.tv , Lange: 12:27 min, verfugbar bis 26. November 2026).
    24. Staaten fordern von Israel Maßnahmen gegen Siedlergewalt , tagesschau.de , 15. Dezember 2023, abgerufen am 23. Dezember 2023.
    25. Yaakov Amidror: Militarisch-strategische Aspekte der Topographie des Westjordanlandes im Hinblick auf die Sicherheit des Staates Israel. Jerusalem Zentrum, 3. Juni 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) ; abgerufen am 22. August 2014 .
    26. Sebastian Engelbrecht: ?Wir geben nicht auf!“ Die Geschichte der israelischen Siedlerbewegung. Bericht des Deutschlandfunks vom 1. August 2009, abgerufen am 7. Oktober 2009.
    27. Einfuhren aus Israel in die Gemeinschaft (Warnhinweis) . ( Memento vom 16. Oktober 2009 im Internet Archive ) Bundeszollverwaltung
    28. EuGH: Urteil Rs.: C-386/08
    29. EuGH: Keine Zollfreiheit fur Erzeugnisse aus den besetzten palastinensischen Gebieten nach dem Assoziierungsabkommen EG-Israel
    30. Hergestellt in Israel . In: ai-Journal , November 2003.
    31. Gideon Levy und Alex Levac: "Gideon Levy Something's Rotten at This Settlement Winery ? and We Don't Mean the Grapes " haaretz.com vom 21. November 2019; Die Welt, 12. November 2019.
    32. Nir Hasson: How Solar Energy Is Making Settlers in the West Bank Even More Powerful Ha‘aretz, 7. September 2023.
    33. Bethan McKernan: A precious resource: how Israel uses water to control the West Bank The Guardian, 17. Mai 2023.
    34. a b Forbidden Roads. Israel’s Discriminatory Road Regime in the West Bank . (PDF; 1,8 MB) B’Tselem , Information Sheet August 2004 (englisch) abgerufen am 10. September 2013.

    Koordinaten: 31° 58′  N , 35° 18′  O