Die
Geschichte Syriens
umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der
Syrischen Arabischen Republik
von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie setzt mit den altesten Spuren von
Homininen
ein, die vor fast 1,8 Millionen Jahren in der
Syrischen Wuste
lebten. Eine kontinuierliche Besiedlung fand wahrscheinlich erst sehr viel spater statt, spatestens jedoch vor mehr als 600.000 Jahren, als der afrikanische
Homo erectus
sich uber die Alte Welt auszubreiten begann, und dessen altestes Fossil in
Syrien
etwa 450.000 Jahre alt ist. Dieser entwickelte sich in Europa und Westasien zum
Neandertaler
, in Afrika vor mindestens 300.000 Jahren zum
Homo sapiens
. Beide trafen, wie jungst israelische Funde nahelegen, vor 150.000 Jahren in der
Levante
aufeinander, wobei die Nachfahren dieser Jagergruppen bis heute geringe Mengen an Neandertaler-Erbgut in sich tragen. In der Hohle von
Dederiyeh
fanden sich die bedeutendsten Neandertaleruberreste des Landes. Die Zugewanderten brachten offenbar jeweils neue Gerate und neue Jagdtechniken mit. Eine Art Klebetechnik erlaubte zudem spatestens vor 70.000 Jahren den allgegenwartigen Einsatz von Kompositwerkzeugen. Außerdem entwickelten sich regionale Kulturen. Das alteste Fossil unserer unmittelbaren Vorfahren ist uber 40.000 Jahre alt.
Der Ubergang vom Jagen, Sammeln und Fischen zur produzierenden Lebensweise war in der nordlichen Levante, im Gegensatz zum ubrigen Mittelmeerraum, keinem Zuwanderungsprozess geschuldet, sondern einem lokalen Vorgang der indigenen Bevolkerungsgruppen, der sich uber einen sehr viel langeren Zeitraum erstreckte. Eine fruhestbauerliche Kultur lasst sich bereits im 11. Jahrtausend v. Chr. fassen, wobei der dorthin fuhrende, uberaus komplexe Prozess mehrere Jahrtausende fruher einsetzte. In diese Zeit, und zwar sowohl vor als auch nach der Entstehung erster bauerlicher Kulturen, entstanden Monumentalwerke, darunter im 11. Jahrtausend eine erste Stadtbefestigung und mit ihr der alteste Turm der Welt.
Wahrend man fruher glaubte, zur bauerlichen Kultur gehore auch von Anfang an die Herstellung von Ton- oder Keramikgefaßen, so erwies sich, dass bereits zwischen 15.000 und 13.000 v. Chr. in Ostasien und in Afrika um 9000 v. Chr. Jager und Sammler derlei Gefaße herstellten. In Westasien setzte diese jedoch erst nach 7000 v. Chr. ein, als die bauerlichen Kulturen langst stadtartige Siedlungen hervorgebracht hatten. Schon die Hassuna-Kultur entwickelte Ansatze administrativer Tatigkeit. Die Zucht von Schweinen und Rindern, Schafen und Ziegen gesellte sich zunehmend zur pflanzlichen Kost, wahrend die Jagd auf Gazellen, Onager, Wildschweine, aber auch Hasen an Bedeutung verlor. Die Siedlungen wurden deutlich großer, schließlich entstanden erste Stadtstaaten. Doch kam es Ende des 3. Jahrtausends zu einer Siedlungsunterbrechung, vermutlich durch Vieh-Nomaden, die sich bestimmten Naturraumen sehr viel besser anpassen konnten, als Bauern. Spatestens mit
Ebla
entstand um 2400 bis 2250 v. Chr. eine Stadt von 56 ha Flache, die zu erheblichen Teilen vom Handel mit Schafwolle lebte, aber auch von anderen weitraumig gehandelten Produkten. Hauptkonkurrentin wurde
Mari
am Euphrat. Die mesopotamischen Großreiche
Akkad
und
Alt-Assyrien
, aber auch die Hethiter und das Neue Reich der Agypter griffen immer wieder militarisch in Syrien ein, wo mit den Mittani ein eigenes Großreich entstand. In den weniger von den Nachbarreichen dominierten Phasen bluhte eine Reihe von Stadtstaaten.
Die Eroberungen der
Seevolker
veranderten die regionalen Machtverhaltnisse nach 1200 v. Chr. brachial, verstarkt durch die in der arabischen Wuste beginnende Volkerwanderung der
Aramaer
. Sie profitierten von der Domestizierung des Kamels ab etwa 1300 v. Chr., das auch dort als Reit- und Transporttier eingesetzt werden konnte, wo Pferde nicht leben konnten. Zugleich kam es zu einer Wiedergeburt der Stadtstaatenwelt. Erst mit dem Assyrerreich, das im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. nach Syrien expandierte, wurde die Region wieder Teil eines Großreiches. Trotz heftiger Gegenwehr unterwarf das Neubabylonische Reich die Region, dem das Perserreich folgte, dann, nach der Eroberung durch
Alexander den Großen
, die
Seleukiden
, schließlich die Romer.
Das Aramaische wurde zur
lingua franca
des Nahen Ostens, unter den Seleukiden erhielt das Griechische große Bedeutung, wahrend das Lateinische sich nicht dauerhaft durchsetzen konnte. Umgekehrt kam es zu einer von Syrien ausgehenden ?Orientalisierung“ des Romerreichs, die bis zum Versuch einer entsprechenden Staatsreligion reichte. In diesem verengten Sinne ist die Christianisierung des Reiches, das den gesamten Mittelmeerraum umfasste, Teil eines fruher einsetzenden Prozesses, aus dem sich die neue Religion allerdings zu losen verstand. Sie wurde Ende des 4. Jahrhunderts zur Staatsreligion. Doch kam es uber theologische Fragen zu heftigen Auseinandersetzungen. Dabei wiederum spielte die Levante, die schon sehr fruh christianisiert worden war, eine wichtige Rolle, denn die dort vorherrschenden Lehren standen im Widerstreit zu denen von den Kaisern bevorzugten und durch Kirchenkonzile gefestigten Beschlussen.
Zugleich schlossen sich die arabischen Stamme, die mit Persien bzw. Ostrom noch im Bundnis gestanden hatten ? vor allem wahrend des Uberlebenskampfes zwischen den beiden Großreichen zwischen 592 und 628 ?, zu Verfechtern der Lehre
Mohammeds
, dessen Anhanger im Laufe der ersten Halfte des 7. Jahrhunderts auch Syrien eroberten. Bald wurde Damaskus zum Sitz der
Kalifen
und zur Hauptstadt eines schnell expandierenden Reiches, doch sturzte diese Dynastie eine konservative Revolution unter Fuhrung der
Abbasiden
. Infolgedessen bußte die Stadt ab 744 ihre zentrale Rolle im Riesenreich zwischen Atlantik und Indus zugunsten von
Bagdad
ein. Schon nach wenigen Jahrzehnten setzte sich die arabische Sprache durch, weite Teile der Bevolkerung wurden islamisiert, partiell durch erhebliche Zuwanderung.
Doch dieses Reich zerfiel im Laufe des 9. Jahrhunderts, zudem gelang es schiitischen Gruppen auch in Nordafrika, und von da in Agypten und in der Levante Fuß zu fassen. Mit den
Hamdaniden
, die immer wieder versuchten, auch Bagdad zu dominieren, beherrschte nach langer Zeit wieder eine lokal gebundene Dynastie den Norden von Syrien und des Iraks. Doch bald geriet die Region in den Konflikt zwischen schiitischen
Fatimiden
und sunnitischen
Seldschuken
sowie dem orthodoxen
Byzanz
. Mit den Kreuzfahrern erreichte eine weitere religiose Gruppe 1098 Syrien, die ihre anfanglichen militarischen Erfolge zu erheblichen Teilen der starken Machtzersplitterung zu verdanken hatte, die in der gesamten Levante bestand. So entstanden zeitweise vier Kreuzfahrerstaaten, allen voran das
Konigreich Jerusalem
, sowie der schiitische Staat der
Assassinen
.
Es waren vor allem Abkommlinge turkischer und kurdischer Gruppen, die als Militarsklaven in die arabischen Lander gelangten. Sie ubernahmen spater die Macht, und ihnen gelang es schließlich unter
Saladin
die Kreuzfahrerstaaten endgultig zu schwachen, auch wenn erst mehr als ein Jahrhundert spater die letzte Festung geraumt werden musste. Die turkischen
Mamluken
Agyptens schlugen 1260 nicht nur die Mongolen zuruck, sondern sie eroberten auch ganz Syrien. Damit setzte aber zum Schutz vor einer erneuten Invasion durch christliche Machte eine stadtefeindliche Politik ein, die unter den Hafenstadten fast nur noch
Beirut
begunstigte. Mit dem Vordringen der Portugiesen in den indischen Ozean verloren die Mamluken um 1507/09 ihr weitgehendes Handelsmonopol mit Indien, 1516 unterlagen sie den
Osmanen
, die das gesamte Reich 1516/17 eroberten. 1520/21 kam es zum Aufstand des Damaszener Statthalters Janbirdi al-Ghaz?l?, doch scheiterte er an Aleppo und wurde schließlich bei Damaskus besiegt, das schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Wahrend wenige Familien in den vier bedeutenden Provinzhauptstadten Syriens, also in Damaskus, Aleppo, Tripolis und Sidon zu enormen Vermogen gelangten, geriet das flache Land immer mehr ins Hintertreffen. Doch waren Eingriffe in die Sozialstruktur, in regionale Sitten und Gebrauche weder gewollt noch durchsetzbar. Zudem folgten die lokalen Gruppen einer anderen Rechtsschule, als der von Konstantinopel entsandte oberste Richter. Das osmanische Steuerpachtsystem sorgte fur eine weitere Entfremdung zwischen Zentrale und Peripherie. Zudem suchten religiose Minderheiten nach 1600 zunehmend Schutz im Ausland, wie etwa die Drusen beim
Herzogtum Toskana
.
Endgultig erschuttert wurde die osmanische Herrschaft durch die Ruckgewinnung der Macht in Agypten durch die Mamluken, eine Entwicklung, die durch den Versuch
Napoleons
im Jahr 1799 militarisch zu intervenieren, zunachst gebremst, dann aber durch die Herrschaft des Mamluken
Muhammad Ali
verstarkt wurde. Ohne Intervention der westeuropaischen Machte in den Jahren 1839 bis 1841 ware das Osmanenreich bereits zu diesem Zeitpunkt von dem albanischen Herrscher erobert worden.
Nun versuchte
Konstantinopel
im Wettlauf mit den entstehenden Industriemachten mitzuhalten, und so wurde Syrien vor allem zum Lieferanten von Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Der soziale Druck gerade im landlichen Bereich, nunmehr aber auch in den wachsenden Stadten des noch dunn besiedelten Gebietes fuhrte zu Aufstanden gegen die Grundbesitzer, die sich, wie etwa im
Burgerkrieg im Libanongebirge
mit ethnisch-religiosen Auseinandersetzungen verbanden, was 1860 in Damaskus zu einem Massaker an den dortigen Christen fuhrte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu Verwaltungsreformen, zur Militarisierung der Gesellschaft, zu großangelgeten Investitionen in den Grundbesitz und zur Entwicklung eines Bankensystems, aber auch zu einer Verscharfung des turkischen Nationalismus', der sich im Ersten Weltkrieg in Form von Volkermorden gegen
Armenier
, aber auch
Assyrer
und
Aramaer
richtete. Zugleich machten die Kolonialmachte Großbritannien und Frankreich den Arabern Zusagen fur einen unabhangigen Staat, sagten aber zugleich einen solchen den judischen Siedlern zu. Am Ende des Krieges wurde Frankreich ein Mandat uber Syrien durch Volkerbund zugesprochen.
Wahrend dieser Zeit verstarkte sich die Zuordnung der Individuen zu ethnisch-religiosen Gruppen, die Paris zudem als Grundmuster wahrnahm und dementsprechend alle Konflikte vor allem vor diesem Hintergrund deutete. So erhielten die Alawiten ein eigenes Gebiet, ebenso wie die Drusen, dann die Maroniten, wodurch die Abtrennung des
Libanon
als eigener Staat eine Begrundung fand, und auch die Kurden verlangten ein eigenes Territorium.
Wahrend des Zweiten Weltkriegs gelang es den
Achsenmachten
erst nach der Besetzung Frankreichs im Jahr 1940 verstarkt Einfluss zu nehmen. Das von Deutschland abhangige Vichy-Regime setzte sich zunachst in Syrien durch, doch Briten und Franzosen besetzten Syrien im
Syrisch-Libanesischen Feldzug
ab dem 8. Juni 1941. Damaskus fiel am 21. Juni fast kampflos, zumal dem Faschismus im Land beinahe jeder Ruckhalt fehlte. Trotz Unabhangigkeitserklarung durch General
Georges Catroux
versuchte Paris das Mandat beizubehalten. Der Konflikt eskalierte gegen Kriegsende, so dass Damaskus bombardiert wurde. Erst die gemeinsame Intervention Großbritanniens und der USA zwang Paris, Syrien 1946 aufzugeben.
Die Staatsgrundung Israels, gegen das Syrien an vier Kriegen teilnahm, und der
Panarabismus
unter Fuhrung von Agyptens
Gamal Abdel Nasser
, dazu eine laizistische Regierung, waren die dominierenden Themen der Nachkriegszeit vor dem Hintergrund des
Kalten Krieges
. Seit 1963 beherrscht die bis 2003 auch im Irak herrschende
Baath-Partei
das Land, die sich vielfach im Libanon einmischte, den sie als Teil Syriens betrachtet. Ab 1970 dominierte
Hafiz al-Assad
, der 1982 einen Islamistenaufstand niederschlug, und der sich an die
Sowjetunion
anlehnte, spater Russland, seit 2000 sein Sohn
Baschar al-Assad
. Seit 2011 herrscht ein von zahlreichen Gruppen befeuerter Burgerkrieg, in den sich schließlich auch Russland massiv einmischte, ebenso wie die USA und jungst die Turkei.
Belegbar sind in Syrien sowohl das Fruheste Palaolithikum, die vor 1,5 Millionen Jahren beginnende erste menschliche Besiedlungsphase, als auch das
Altpalaolithikum
(800.000 bis 350.000 Jahre vor heute), sowie das
Mittelpalaolithikum
(350.000 bis 50.000 Jahre), also die Zeit der Besiedlung durch
Neandertaler
.
Ausschließlich am
Euphrat
lassen sich die fruhesten menschlichen Spuren nachweisen. Sie reichen zwischen 1,5 Millionen und 800.000 Jahre zuruck. Bei den funf entlang des Flusses entdeckten Fundstatten, die zwischen
Raqqa
und
Deir ez-Zor
liegen, handelt es sich um
Maadan 1 und 5
,
Ain Abu Jemaa
, Ain Tabous und
Hamadine
.
[1]
Das Fruhe
Acheuleen
, wie die zugehorige
archaologische Kultur
bezeichnet wird, hat sich ausschließlich in steinernen Artefakten niedergeschlagen.
Am Orontes (
Rastan
) fanden sich ausschließlich Artefakte, die junger als etwa 800.000 Jahre sind, wahrscheinlich sogar junger als 700.000 Jahre. Auch in der Wuste im Osten des Landes entdeckte man an der Fundstatte
Umm el Tlel
Artefakte, die vor etwa einer halben Million Jahren bearbeitet wurden. Diese Fundstatte gehort zum Fundkomplex
El Kowm
, dessen Artefakte bis zu eine Million Jahre zuruckreichen konnten. Uber das Mittlere Acheuleen im Raum Syriens ist wenig bekannt. Eine der bedeutenderen Fundstatten ist im Kustenbereich
Berzine
im Westen des Landes, eine weitere ist
Gharmachi 1
am Orontes.
Menschliche Uberreste sind, im Gegensatz zu den zahlreichen Steingeraten, die weniger verganglich sind, außerst selten. 1996 wurde ein auf 450.000 Jahre datiertes Schadelfragment von
Homo erectus
in
Nadaouiyeh Ain Askar
entdeckt, einer Fundstatte, die gleichfalls zum Fundkomplex von
El Kowm
gehort.
[2]
Im
Mittelpalaolithikum
lebten gleichzeitig
Neandertaler
und anatomisch moderne Menschen im Nahen Osten. Uberreste, die dem Neandertaler zugeordnet werden konnten, fanden sich 1993 in der Hohle von
Dederiyeh
. Es handelte sich um den ersten Fund eines vollstandigen Neandertalerskelettes in Syrien und zugleich um ein Kinderbegrabnis.
[3]
Da es in Afrika keine Neandertaler gab, sehr wohl aber in Europa, West- und Zentralasien, stellte sich die Frage, woher diese Neandertalerpopulation kam. Nach
Ofer Bar-Yosef
und
Bernard Vandermeersch
mussen sie aus Europa gekommen sein. Der Grund fur die Wanderung konnte das
glaziale
Klima zwischen 115.000 und 65.000 v. Chr. gewesen sein, das europaische Neandertaler in den Nahen Osten vertrieb, wo sie auf den anatomisch
modernen Menschen
(Homo sapiens)
stießen. Eine ahnlich unabhangige lithische Industrie wie das palastinische
Amudien
konnte das
Humalien
in Syrien darstellen.
Bei der Wanderung moderner Menschen Richtung Levante (?Out of Africa“) gab es anscheinend zwei Hohepunkte, namlich vor 130.000 und vor 80.000 Jahren. Die beiden Vorgange wurden durch eine drastische Klimaveranderung voneinander getrennt. Dabei wird gelegentlich zwischen
Out of Africa 2a
und
Out of Africa 2b
unterschieden, wobei moglicherweise die ersten Auswanderer im Nahrungswettbewerb mit den Neandertalern unterlagen (oder aus sonstigen Grunden scheiterten), wahrend die zweite Auswanderung gelang.
[4]
Als alteste, wenn auch zunachst umstrittene Figurine darf inzwischen die 230.000 Jahre alte Darstellung einer Frau gelten, die man in Benekhat Ram im Golangebiet fand. Die schematisierte Frauendarstellung, geringfugig weiterbearbeitet aus einem geeigneten Stein, galt gar als altestes Kunstwerk der Welt.
[5]
Siedlungen aus dem
PPNA
stammen aus der Zeit, in der sich Ackerbau und Viehzucht langsam entwickelten. Die rechteckigen Hauser z. B. von
Mureybit
stammen aus der folgenden Epoche des
PPNB
, als sich die
neolithische
Lebensweise bereits durchgesetzt hatte, Keramik aber noch unbekannt war. Man benutzte Gefaße aus Gips, gebranntem Kalk (
Vaiselles blanches
) und Stein.
Obsidian
aus Anatolien weist auf fruhe Handelsbeziehungen hin.
Die
Halaf-Kultur
, eine in der Levante als spatneolithiisch betrachtete
Kultur
, die neben Syrien auch im Norden
Mesopotamiens
, im Sudosten der
Turkei
und bis an die Grenze zum Iran und daruber hinaus nachweisbar ist, bestand von 5900 bis 5000 v. Chr., nach anderen Autoren von 5200 bis 4500 v. Chr.
[6]
Namensgebender Fundort ist
Tell Halaf
in Syrien. Kennzeichnend waren meist weniger als einen Hektar Flache bedeckende Siedlungen, wobei einige wenige großere von ihnen bis zu 10 ha anwuchsen. Merkmal der Kultur ist vor allem ihre Keramik. Neben saisonalem Ackerbau bestand die Subsistenzwirtschaft auch in Jagd und Hirtennomadismus.
[7]
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recherchierst
und
einfugst
.
In dem Tell, in dem
Ebla
ab 1964 freigelegt wurde, entdeckten die Ausgraber unter Paolo Matthaei den Palast G. Dort befanden sich Tausende von Tontafeln, die vor allem eine Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte ermoglichen, und die zeigen, dass Ebla im 24. Jahrhundert v. Chr. die wichtigste Stadt Nordsyriens war, deren Geschichte zudem mindestens drei Jahrhunderte zuruckreichte. Sie belegen eine hochgradig zentralisierte Wirtschaft mit einer Vielzahl von Handwerkern mit deren Nahrungsmittelrationen, und Verwaltungsposten. Die Schafherden waren im Besitz des Konigs und dienten der Wollproduktion. Neben dem Konig und den Amtmannern spielten in der gesellschaftlichen Hierarchie ?die Alteren“ eine wesentliche Rolle. Auch zeigt sich in den Tafeln, dass Ebla in scharfer Konkurrenz zu
Mari
am mittleren Euphrat stand, dem es sogar gelang, Ebla etwa 15 Jahre lang zu beherrschen. Kontakte mit Agypten im Westen ließen sich durch Alabaster- und Dioritfunde belegen, mit Afghanistan durch Lapislazuli, auch bestanden Kontakte Richtung Akkad und nach Anatolien.
Die Sprache von
Ebla
, das
Eblaitische
, wurde auf dem Gebiet des heutigen Nordsyrien gesprochen und ist eng mit dem
Akkadischen
verwandt. Um etwa 2350 v. Chr. wurde Ebla von den
Akkadern
erobert und zerstort, entweder durch
Sargon
oder dessen Enkel
Naram-sin
. Kurz danach entstand am Nordrand des Tells eine neue Stadt, die moglicherweise in einem Tributverhaltnis zu Ur III, dem Nachfolgereich der Akkader stand. Mit dessen Untergang durch die aus dem Norden kommenden Elamiter wurde auch diese Stadt um 2000 v. Chr. zerstort.
Andere wichtige Bronzezeitorte in Syrien waren
Qatna
und
Tell Sakka
.
Nordsyrien war Teil des
Mitanni
-Reiches, etwa um 1350 v. Chr. wurde es von den
Hethitern
erobert.
Das
aramaische
Reich
Aram
mit der Hauptstadt Damaskus existierte vom 13. Jahrhundert v. Chr. bis 733 v. Chr. Ab etwa 900 v. Chr. wurde Syrien nach und nach Teil des
Neuassyrischen Reiches
, das 625 v. Chr. vom
Neubabylonischen Reich
abgelost wurde. Das Perserreich der
Achameniden
eroberte schließlich das Neubabylonische Reich und das heutige Syrien im Jahre 539 v. Chr.
Der makedonische Konig
Alexander der Große
eroberte nach der
Schlacht bei Issos
in den Jahren 332 und 331 v. Chr. das heutige Syrien. Nach dem Tode Alexanders wurde Syrien Teil des
Diadochen
-Reiches der
Seleukiden
. Im 2. und 3. vorchristlichen Jahrhundert kommt es zwischen dem
ptolemaischen
Agypten
und den Seleukiden zu einer Reihe von militarischen Konflikten in Syrien:
Bereits vor der griechisch-makedonischen Eroberung hatte sich im
Altgriechischen
die Landschaftsbezeichnung ?Syria“ (Συρ?α) als Kurzform von ?Assyrien“ beziehungsweise dem Namen des Assyrerreiches herausgebildet.
[8]
Der im fruhen 1. Jahrhundert n. Chr. schreibende Geograph
Strabon
(
Geographika
16,1) nennt als Bestandteile des ?heutigen“ oder eigentlichen Syriens das Gebiet westlich des
Euphrat
, jenseits der Wohnsitze der
Araber
, zwischen
Kilikien
, den
Phoniziern
,
Judaa
und dem Meer gegenuber dem agyptischen Meer und dem
Golf von Issos
. Fruher aber sei der Name Syrien fur das Gebiet zwischen
Babylonien
und dem Golf von Issos gebraucht worden, habe sich aber auch von dem Golf von Issos bis zum
Schwarzen Meer
erstreckt (
Geographika
16,2). Die beiden Stamme der
Kappadokier
, jene, die in der Nahe des
Pontus
, und jene, die in der Nahe des
Taurusgebirges
ansassig sind, seien zu seiner Zeit ?weiße Syrer“ genannt worden. Aus der weiteren Beschreibung wird klar, dass er unter den Syrern das heute als
Aramaer
bekannte Volk des Altertums versteht.
64 v. Chr. wurde Syrien zur
romischen Provinz
Syria
. 193/194 wurde diese in zwei kleinere Provinzen unterteilt, namlich
Syria Phoenice
und Syria Coele (benannt nach der Landschaft
Koilesyrien
). Auch die sudlich anschließende Region
Palastina
wurde teilweise mit dem Begriff ?Syrien“ bezeichnet und die dortige Provinz
Judaa
um 136 in
Syria Palaestina
umbenannt.
Das Reich von
Palmyra
erklarte unter der Konigin
Zenobia
im Jahre 267 die Unabhangigkeit von Rom, wurde aber vom romischen Kaiser
Aurelian
im Jahre 272 besiegt. Bei der Teilung des Romischen Reichs im Jahre 395 fiel Syrien an
Ostrom
.
Syrien unter der Herrschaft der Umayyaden und Abbasiden (636?945)
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Schon kurz nach der Begrundung des
Islam
wurde das ostromische Syrien im Rahmen der
islamischen Expansion
von den
Arabern
636 nach der
Schlacht am Jarmuk
erobert. Ab 639 regierte der
Umayyade
Mu??wiya I.
als Statthalter in Syrien und schuf sich aus den hier ansassigen arabischen Stammen eine sichere militarische Hausmacht. Nach der Durchsetzung als Kalif (661) verlagerte er die Hauptstadt des Kalifats nach
Damaskus
, womit Syrien das neue Kernland des Reiches wurde. 750 wurden die Umayyaden von den
Abbasiden
gesturzt. Diese verlegten die Hauptstadt in die irakische Garnisonsstadt
Kufa
und grundeten
Bagdad
als neues Zentrum des Reiches.
Syrische Furstentumer und der Kampf gegen die Kreuzfahrer (945?1174)
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Seit 902 gewannen die
Hamdaniden
in
Aleppo
und
Mossul
an Einfluss und wurden nach 945 faktisch von den Abbasiden unabhangig, als diese unter die Kontrolle der schiitischen
Buyiden
gerieten. In ihrer Residenz Aleppo forderten die Hamdaniden bis zu ihrem Sturz 1002 die arabische Kultur. Darauf konnten die
Fatimiden
ihre Kontrolle uber Nordsyrien ausweiten, bis sie ihrerseits zwischen 1071 und 1079 von den
Seldschuken
vertrieben wurden. Diese konnten jedoch keine stabile Herrschaft aufbauen, so dass Syrien bald wieder in mehrere kleine Furstentumer zerfiel.
Durch die Zersplitterung Syriens sowie den Niedergang des Seldschukenreichs und des Fatimidenreichs wurde die Eroberung der Kustengebiete durch die Kreuzfahrer des
Ersten Kreuzzugs
(1098?1099) erheblich erleichtert. Die Kreuzfahrer grundeten in der Folgezeit das
Konigreich Jerusalem
in
Palastina
, das
Furstentum Antiochia
, sowie die Grafschaften
Tripolis
und
Edessa
. Die muslimischen Herrscher in Syrien, u. a. die
Assassinen
, gingen bald zu einer Koexistenz mit den Kreuzfahrern uber, da diese mit den Kustenstadten auch die wichtigsten Handelszentren in der
Levante
kontrollierten.
Seit 1127 begann der Widerstand unter dem
Atabeg
Imad ad-Din Zengi
von Aleppo (1127?1146). Er begrundete die Dynastie der
Zengiden
und eroberte 1144 die Grafschaft Edessa. Dies wurde der Ausloser fur den
2. Kreuzzug
(1147?1149), der vor Damaskus scheiterte. Unter
Nur ad-Din Zengi
(1146?1174) wurde der Kampf gegen die Kreuzfahrer fortgefuhrt und das ganze muslimische Syrien und der Nordirak um Mossul vereinigt. 1168 gelang es seinem General Sirkuh auch
Agypten
zu besetzen.
Sirkuhs Nachfolger
Saladin
sturzte 1171 die
Fatimiden
und grundete die Dynastie der
Ayyubiden
in Agypten. Der Konflikt zwischen Nur ad-Din und Saladin wurde nur durch den Tod Nur ad-Dins (1174) verhindert. Daraufhin wurde auch Syrien von Saladin unterworfen und Teil des Ayyubidenreichs von Agypten. Da Saladin immer wieder Verwandte in Syrien als Regenten einsetzte, kam es zu Machtkampfen innerhalb der Familie der Ayyubiden. Nachdem die agyptischen
Mamluken
die
Mongolen
1260 in der
Schlacht bei ?Ain Dsch?l?t
besiegt hatten, gelang es ihnen, Syrien fest in das Reich einzugliedern und die Angriffe der persischen
Ilchane
auf Syrien abzuwehren. Bis 1291 wurden unter
Sultan Chalil
auch die letzten Kreuzfahrer aus den syrisch-palastinensischen Kustengebieten vertrieben. Der Frieden mit den Il-Chanen 1322 fuhrte in Syrien durch den Handel mit
Asien
zu einem starken Wirtschaftsaufschwung, der erst durch die Invasion
Timur Lenks
um 1400 unterbrochen wurde. 1517 kam Syrien nach der Unterwerfung der Mamluken durch die
Osmanen
unter deren Herrschaft.
Unter den Osmanen begann seit dem 17. Jahrhundert der Niedergang Syriens. Wirtschaftlich verlor das Land seine Bedeutung fur den Transithandel aus Asien, nachdem die europaischen Handler den
Seeweg nach Indien
entdeckt hatten. Der europaische Handel war so effizient, dass Syrien spater die Gewurze aus Asien uber
Europa
bezog. Dazu kam, dass die Osmanen zunehmend die Kontrolle uber die Provinz an recht autonome Statthalter verloren, die meist aus den bedeutenden Familien von Damaskus stammten. Solange die Tribute an die Osmanen entrichtet wurden, konnten sie unbehelligt regieren. So kontrollierte der al-Azm-Clan zwischen 1725 und 1807 fast ganz Syrien. Die schwache Zentralregierung fuhrte auch zu verstarkten Einfallen arabischer
Beduinen
, was zu einem Ruckgang der landwirtschaftlich genutzten Flache fuhrte. Seit dem 16. Jahrhundert begann sich der
Libanon
unter den Emiren der
Drusen
zunehmend von Syrien zu losen.
Im Jahre 1832 uberrannte
Muhammad Ali
Syrien und marschierte nach
Anatolien
. Der Sieg in der Schlacht von
Konya
fuhrte zum
Vertrag von Hunkar ?skelesi
, der Muhammad Ali am 27. Mai 1832 zum Statthalter (
Wali
) von Syrien machte. Die agyptische Herrschaft wurde von
Ibrahim Pascha
, dem Sohn Muhammad Alis, ausgeubt. Dieser errichtete in Damaskus eine zentrale Regierung fur Syrien. Er grundete Schulen, reformierte das Rechts- und Steuersystem und forderte die Ausbildung. Er stellte Juden und Christen rechtlich mit den Muslimen gleich. Durch verschiedene Maßnahmen belebte er die Wirtschaft.
Am 10. Oktober 1840 ubernahmen jedoch die Osmanen wieder die Herrschaft. Grund dafur war eine Intervention der europaischen Machte, denen Muhammad Ali zu machtig geworden war.
Die Osmanen ubernahmen die zentrale Verwaltung Ibrahim Pashas und dehnten die 1839 begonnene Reformpolitik (
Tanzimat
) auch auf Syrien aus. Blutige Unruhen zwischen
Christen
und Drusen bzw. Sunniten in Syrien und dem Libanon gipfelten
1860 in einem Christenmassaker in Damaskus
. Auf Druck
Frankreichs
wurde der Libanon nun auch organisatorisch von Syrien getrennt und direkt dem Sultan in
Istanbul
unterstellt. In den folgenden Jahrzehnten erreichten die intensiven osmanischen Reformen auch die syrische Wirtschaft, die sich zu entwickeln begann. Das Land wurde an das osmanische Eisenbahnnetz angeschlossen und die
Hedschas
-Bahn von Damaskus nach
Medina
gebaut (1900?1909). Der osmanische Sultan war das letzte Uberbleibsel der politischen Macht und der Unabhangigkeit des
sunnitischen
Islam, was sich auch im Anspruch des Sultans außerte,
Kalif
zu sein.
Dass diese Bahn, die Pilger zu den heiligen Statten bringen sollte, mit muslimischem Geld gebaut wurde, sollte das Zusammengehorigkeitsgefuhl in der gesamten islamischen Welt wecken.
[9]
Wirtschaftlich und sozial kam es im 19. Jahrhundert zu großen Umwalzungen in Syrien. Ab 1860 wurde erstmals im Sinne des neuen osmanischen Landgesetzes die Eigentumsregistrierung von Privatpersonen fur Grund und Boden moglich. Dadurch konnte die bestehende stadtische Oberschicht zu großen Teilen das Land unter ihre Kontrolle bringen, was dazu fuhrte, dass viele bis dahin selbststandige Bauern zu Pachtern oder Landarbeitern wurden. Die Offnung gegenuber europaischen Importgutern fuhrte zum Zusammenbruch des bestehenden Textilmanufakturwesens. Dadurch wanderte ein großer Teil der Arbeitsbevolkerung von Aleppo und Damaskus aufs Land ab. In der Provinz Hawran und den Gebieten ostlich von Aleppo kam es zu einer Gegenbewegung selbststandiger Bauern, die sich dem Zugriff des Staates sowie der Notablen zu entziehen suchten. Mehrere Aufstande wurden von den osmanischen Behorden niedergeschlagen. Die Produktion der 15 % der Menschen, welche in Industrie und Handwerk tatig waren, verschob sich deshalb in Richtung Tabakanbau und Seidengewinnung. Die Expansion der Seidengewinnung erfolgte durch franzosische Firmen mit auslandischem Kapital. Produziert wurde fur Abnehmer in Sudfrankreich. 1883 erfolgte die Abtretung des Tabakmonopols an ein franzosisches Privatunternehmen, was innerhalb der Bevolkerung als Symbol der kolonialen Ausbeutung galt. Durch die von den europaischen Machten geforderten
Kapitulationen
geriet der Außenhandel mehr und mehr zur Domane christlicher Syrer, die durch die Abkommen mit den Europaern der osmanischen Jurisdiktion entzogen waren.
[10]
[11]
Im
Ersten Weltkrieg
(1914?1918) zwischen der
Entente
und den
Mittelmachten
, zu denen das Osmanische Reich gehorte, rief der osmanische Sultan in seiner Eigenschaft als Kalif zum ?
Heiligen Krieg
“ gegen die unglaubigen Feinde auf.
Großbritannien
suchte deswegen nach einer arabisch-muslimischen Personlichkeit, um diesem Aufruf zu begegnen. Der britische Vorschlag, das Kalifat ?wieder in arabische Hande zu legen“, entsprach der Vorstellung von
Scherif Hussein von Mekka
, der selbst gerne arabischer Kalif und Fuhrer eines arabischen Einheitsstaates werden wollte. Als Gegenleistung fur nun tatsachlich einsetzende militarische Unterstutzung der Araber sicherte die britische Regierung zu, nach dem Sieg uber das Osmanische Reich einen unabhangigen arabischen Staat zu gewahren. Ein arabisches Aufgebot aus westarabischen Beduinen, Kriegsgefangenen und Deserteuren des osmanischen Heeres kampfte an der Seite der Entente-Machte bei der Eroberung Palastinas und Syriens. Nachdem das Osmanische Reich am 30. Oktober 1918 kapitulierte, erwarteten die aufstandischen Araber die Einlosung der britischen Versprechen.
Wahrend des
Volkermords an den Armeniern
von 1915/16 war in der syrischen Wuste in der Nahe von
Deir ez-Zor
der großte
Konzentrations- und Vernichtungsort
fur die Uberlebenden der Deportation. Dort starben nach unterschiedlichen Schatzungen 150.000 bis 400.000 Menschen.
Im Mai 1916, wahrend des Ersten Weltkriegs, schlossen Großbritannien und Frankreich das
Sykes-Picot-Abkommen
, in dem sie festlegten, wie sie die arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches unter sich aufteilen wollten. Damals hofften die aufstandischen Araber noch auf einen unabhangigen Staat. Das Abkommen brach alle Zusagen, die sie den Arabern gemacht hatten; darum hielten sie es geheim. Die Fiktion einer britisch-arabischen Waffenbruderschaft sollte aufrechterhalten werden. Noch im Januar 1918 verfassten die britische und die franzosische Regierung eine Deklaration uber eine arabische Befreiung, die den ?von den Turken unterdruckten Volkern“ die Souveranitat versprach. Nach der
Oktoberrevolution
1917 machten die neuen Machthaber in
Sowjetrussland
das Sykes-Picot-Abkommen offentlich; dadurch wurde klar, dass Großbritannien und Frankreich gar nicht daran dachten, ihre Versprechen einzuhalten.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war Syrien zunachst von Truppen des britischen Weltreichs besetzt. Auf der
Konferenz von Sanremo
im April 1920 wurde Syrien gemaß dem Sykes-Picot-Abkommen zum
franzosischen Mandatsgebiet
erklart, was 1922 vom
Volkerbund
bestatigt wurde.
[12]
Das
Volkerbundmandat fur Syrien und Libanon
umfasste das Gebiet der heutigen Staaten Syrien und
Libanon
sowie der heutigen turkischen Provinz
Hatay
.
Schon im Marz 1920 war
Faisal I.
, ein Sohn des
Scherifen
von
Mekka
Hussain I. ibn Ali
, zum Herrscher eines unabhangigen arabischen
Konigreichs Syrien
unter dem Einschluss von Libanon,
Palastina
und
Jordanien
ausgerufen worden. Im Juli 1920 wurde er
von Frankreich gesturzt
, und franzosische Truppen besetzten das Land.
Ursprunglich wollte Frankreich keinen geeinten syrischen Staat, sondern beabsichtigte eine Aufteilung in sechs Staaten mit eigener Regierung, wobei religiose und konfessionelle Aspekte eine Rolle spielen sollten.
Diese Absichten losten Mitte 1925
einen Aufstand
der
Drusen
aus, worauf Frankreich mit Bombardierungen reagierte. Der wachsende innere und auch außere Druck (seitens Großbritanniens) fuhrte schließlich dazu, dass zunachst die Gebiete
um Damaskus
und
Aleppo
zum
Staat Syrien
zusammengeschlossen wurden.
1930 wurde die
Syrische Republik
gegrundet. Deren
Verfassung
erlaubte politische Parteien. 1937 kamen die Gebiete um
Latakia
und der
Drusenstaat
zum Staatsgebiet hinzu.
In Anlehnung an das Abkommen zwischen dem
Irak
und Großbritannien von 1922 wurde 1936 ein Vertrag mit Frankreich geschlossen, in dem die Unabhangigkeit Syriens in Aussicht gestellt wurde. Dieser Vertrag wurde von Frankreich allerdings nicht ratifiziert.
1939 trat Frankreich das Gebiet um
Iskanderun
an die Turkei ab ? offenbar, um die Turkei als Verbundeten im
Zweiten Weltkrieg
zu gewinnen. Nachdem deutsche Truppen Nordfrankreich besetzt hatten (
Westfeldzug
) und die franzosische Verwaltung sich auf die Seite des
Vichy-Regimes
unter Marschall
Henri Philippe Petain
schlug, marschierten
freifranzosische Truppen
mit britischer Unterstutzung in Syrien ein (
Syrisch-Libanesischer Feldzug
). Im Auftrag
Charles de Gaulles
wurde das Mandat fur beendet und Syrien fur unabhangig erklart. Es folgte spater die Anerkennung durch die
Sowjetunion
, die
Vereinigten Staaten
und Großbritannien.
1945 wurde Syrien Grundungsmitglied der
Vereinten Nationen
und der
Arabischen Liga
.
Frankreich war gleichwohl immer noch militarisch prasent, was zu antifranzosischen Demonstrationen fuhrte und in der franzosischen Bombardierung von
Damaskus
gipfelte. Nachdem der britische Premierminister mit der Entsendung von Truppen drohte und die Vereinten Nationen Frankreich zum Ruckzug aufforderten, lenkte Frankreich ein: am 15. April 1946 verließen die letzten Truppen das Land.
Die Chronik im Einzelnen:
- 16. Mai 1916:
Sykes-Picot-Abkommen
zur Abgrenzung der britischen und franzosischen Interessen in Syrien fur die Zeit nach dem Weltkrieg.
- 1. Oktober 1918: Einmarsch alliierter Truppen und des Emirs Faisal in
Damaskus
.
- 27. Oktober 1918:
Sandjak Alexandrette
franzosisch besetzt.
- 10. Dezember 1919: Bildung einer nationalen syrischen Regierung in Damaskus.
- 7. Marz 1920: Proklamation eines unabhangigen Konigreichs unter Faisal (spater
Faisal I.
von
Iraq
).
- 28. April 1920: Alliierte beschließen franzosisches Volkerbundsmandat Groß-Syrien (vom
Volkerbund
24. Juli 1922 bestatigt und 29. September 1923 in Kraft gesetzt).
[12]
- 25. Juli 1920: Einzug franzosischer Truppen in Damaskus und Vertreibung Konig Faisals.
- 31. August 1920: Autonomes Gebiet der
Alawiten
(Nusairier, eine schiitische Sekte) bestehend aus dem ehemaligen Sandjak Latakiye (
al-Ladhikiya
), dem Norden des Sandjaks Trablus-ı Scham (
Tripoli
) und einem Teil des Kaza Masyaf des Sandjaks
Hamah
.
- 20. Oktober 1921:
Vertrag von Ankara
uber die Grenze zur
Turkei
(entlang der
Bagdadbahn
).
- 12. Juli 1922:
Alawitenstaat
- 24. Juli 1922: Sandjak Alexandrette als eigenstandiges Gebiet unter syrische Mandatsverwaltung.
- 1922?1924:
Federation des Etats de Syrie
aus dem
Etat d’Alep
(
Aleppo
) einschließlich Alexandrette, dem
Etat de Damas
(
Damaskus
), dem
Etat des Alaouites
(Alawiten) und dem
Etat des Drouzes
(
Djebel druze
). Diese Foderation existierte aber nur auf dem Papier.
- 1. Januar 1925:
Etat Independant des Alaouites
. Syrien Einheitsstaat aus den Gebieten Damaskus und Aleppo.
- 1925?1926: Aufstand der Drusen.
- 14. Mai 1930: Alawiten-Gebiet wird
Gouvernement de Lattaquie
(
Latakia
).
- 1936: Gebiete der Alawiten und Drusen zu Syrien.
- 10. Januar 1937: Provinzen der Republik Syrien.
- 1937?39 separatistische Bewegung im Djabal ad-Duruz, 1937 der Kurden in der Djazira, 1939 der Alawiten.
- 2. September 1938: Sandjak Alexandrette als Republik
Hatay
von Syrien getrennt.
- 1. Juli 1939: Autonomie fur Alawiten, Drusen und die Kurden der
Djazira
(
Sandjak Zor
).
- 29. Juli 1939: Hatay turkisch.
- April 1940: Beginn der Stationierung britischer und franzosischer Flugzeuge fur die
Operation Pike
, der geplanten aber nicht zur Ausfuhrung gelangten Bombardierung russischer Erdolfelder.
- 22. Juni 1940: Nach der Kapitulation Frankreichs bleibt die Mandatsverwaltung gegenuber dem
Vichy-Regime
loyal.
- 8. Juni 1941:
Einmarsch britischer und freifranzosischer Truppen
.
- 27. September 1941: General
Catroux
erklart Syrien und Libanon fur unabhangig; die franzosische Herrschaft bleibt aber
de facto
bestehen.
- 20. Juni 1942: Autonomie der Gebiete beendet.
- 17. August 1943: Wahl des ersten Staatsprasidenten.
- 12. April 1945: Syrien wird Mitglied der
UNO
.
- Mai 1945: Verstarkung der franzosischen Truppen. Blutige Zusammenstoße zwischen Franzosen und Syrern.
- 29. Mai 1945: Franzosen bombardieren Damaskus. Britische Intervention.
- 14. April 1946: Abzug der letzten franzosischen Truppen.
Am 17. April 1946 wurde die
Syrische Republik
(
arabisch
????????? ???????
al-?umh?r?ya as-s?r?ya
) ausgerufen. Seither ist der 17. April syrischer Nationalfeiertag.
Die erste große Herausforderung der jungen Republik war der
Palastinakrieg
, der mit der Niederlage der arabischen Staaten gegen das neu gegrundete
Israel
und mit der
Nakba
der
Palastinenser
endete. Die militarische Niederlage Syriens delegitimierte das parlamentarische Regime in den Augen der Bevolkerung und verscharfte die Politisierung des Militars, das die politische Fuhrung als inkompetent wahrnahm. Mit dem letztlich erfolglosen Militarputsch des Generalstabschefs
Husni az-Za'im
1949 begann eine Ara des
Pratorianismus
in Syrien, bei dem das Militar eine Rolle als Schattenparlament und eigenstandiges Machtzentrum im Staate wahrnahm. Durch die Fragmentierung des Offizierskorps kam aber auch eine stabile Militarregierung nicht zu Stande, und die folgenden zwei Jahrzehnte waren von einem instabilen Ringen ziviler und militarischer Institutionen um die Macht im Staat gepragt.
[13]
Die ersten Jahre der Unabhangigkeit waren von einem wirtschaftlichen Aufschwung begleitet. Die verschiedenen Regierungen versuchten diesen durch eine protektionistische Politik gegenuber dem eng verflochtenen Libanon zu unterstutzen. Durch die Uberfuhrung der syrisch-libanesischen Notenbank in syrische Gesetzgebung 1949 und die Bildung einer eigenen Notenbank 1956 konnte die Regierung die Souveranitat uber ihre Wahrung herstellen. Durch Investitionen in die Industrie, allen voran von der Landwirtschaft abhangige Lebensmittel- und Textilindustrie, kam es zu einem Wachstum der Arbeiterschaft. 1946 setzten die syrischen Gewerkschaften das Verbot der Kinderarbeit, den 8-Stunden-Tag sowie bezahlten Urlaub durch. Auf dem Land verscharften sich jedoch die sozialen Konflikte zwischen Großgrundbesitzern und landlosen Pachtbauern.
[14]
Der Aufstieg des
Panarabisten
Gamal Abdel Nasser
in
Agypten
nahrte auch in Syrien Hoffnungen auf die Schaffung eines gemeinsamen arabischen Staats. Im Vorfeld des
Sueskriegs
bildeten beide Lander ein gemeinsames Oberkommando; nach schweren Spannungen zwischen der
Baath-Partei
und der
Kommunistischen Partei Syriens
wurde aus Furcht vor einer kommunistischen Machtubernahme eine Delegation nach Agypten entsandt, wo die Vereinigung der beiden Staaten beschlossen wurde. Am 1. Februar 1958 wurde der Zusammenschluss Agyptens und Syriens zur
Vereinigten Arabischen Republik
(VAR) bekanntgegeben.
Da von Anfang an die agyptische Seite dominierte und die wichtigsten Politikbereiche bestimmte, wuchs die Unzufriedenheit in Syrien. Hinzu traten wirtschaftliche Probleme.
Ein Putsch syrischer Offiziere im September 1961 bedeutete schließlich das Ende der Vereinigten Arabischen Republik. Nach einem weiteren
Putsch im Marz 1963
erlangte die
Baath-Partei
zum ersten Mal die Macht im weiterhin zerstrittenen Syrien. Staatsoberhaupt wurde General
Amin al-Hafiz
. Eine Vereinigung Syriens mit Agypten und dem Irak zur
Vereinigten Arabischen Republik von 1963
scheiterte an aufkommenden Differenzen zwischen dem irakischen und dem syrischen Flugel der Ba?th-Partei. Am 8. Oktober 1963 vereinbarte Syrien mit dem Irak eine engere militarische Zusammenarbeit, die aber wieder am 28. April 1964 aufgekundigt wurde. Am 17. April 1964 kam es im Norden des Landes zu Unruhen, an der sich militarische Einheiten beteiligten. 21 Aufstandische wurden von der Regierung wegen des ?Verrats an der sozialen Revolution“ am 2. Mai 1964 zum Tode, andere zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Am 26. April 1964 erhielt Syrien eine neue Verfassung mit dem Islam als Staatsreligion. Zum 1. Januar 1965 wurde Syrien Mitglied im Arabischen Gemeinsamen Markt (ACM) und setzte die Verstaatlichungspolitik fort. 1965 brach Syrien die diplomatischen Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland aufgrund der Anerkennung Israels ab. Um Unruhen einzudammen wurde zeitweise das Kriegsrecht ausgerufen. Mehrere Personen, die sich den Anordnungen der Regierung widersetzten, wurden zum Tode verurteilt.
Al-Hafiz wurde am 23. Februar 1966 durch einen Militarputsch der Generale
Salah Dschadid
und
Hafiz al-Assad
gesturzt, aus dem
Nureddin al-Atassi
als neuer Prasident hervorging. Im Juli 1966 wurden rechtsgerichtete Politiker und einige ehemalige Minister wegen einer angeblichen Beteiligung an einer Verschworung verhaftet. Im September 1966 folgten weitere Massenverhaftungen aufgrund eines Putschversuchs. Am 7. Januar 1967 wurden im Zusammenhang mit dem Septemberputsch wegen ?bewaffneter Verschworung“ durch ein Militargericht 17 Offiziere, davon 7 zum Tode verurteilt, darunter erfolgten bei sechs Angeklagten das Todesurteil in Abwesenheit. Am 2. Marz 1967 folgte die Beilegung eines Streits zwischen einem internationalen Konsortium unter britischer Beteiligung gegen die irakische Iraq Petroleum Company (IPC) mit dem Ergebnis, dass Syrien fur den Oltransport uber sein Gebiet und die Verladung im Hafen von Tripoli hohere Gebuhren erhielt.
Nach dem
Sechstagekrieg
gegen Israel im Juni 1967 und dem Verlust des
Golans
folgt eine Phase, die von allgemeiner Niedergeschlagenheit gekennzeichnet war.
Am 17. September 1967 fordert Prasident Nureddin al-Atassi die Vereinigte Arabische Republik (
Agypten
) und den
Irak
auf, sich mit Syrien zu einem ?Einheitsstaat der sozialistischen Araber“ zusammenzuschließen (
Arabisches Einheitsstreben
). Der Plan scheitert mit dem rechts-baathistischen Putsch im Irak.
Am 6. Marz 1968 erfolgt die Grundsteinlegung zum Bau der
Tabqa-Talsperre
mit
sowjetischer
finanzieller und technischer Hilfe.
Im Juli 1968 meldet die syrische Presse die Zerschlagung einer Verschworergruppe, die mit westlichen Geheimdiensten kooperiert hatten. Im August 1968 verletzten zwei syrische Kampfflugzeuge den israelischen Luftraum.
Am 29. Oktober 1968 bildete Prasident Al-Atassi eine neue Regierung, in der er selbst das Amt des Regierungschefs ubernahm und den bisherigen Amtsinhaber Jusuf Suajen (Zuaiyin) entließ. Suajen wurde eine zu enge Zusammenarbeit mit der Sowjetunion vorgeworfen und eine Vernachlassigung der Unterstutzung fur die Palastina-Kampfer. Im Dezember 1968 stellte Al-Atassi das Land weitestgehend auf
Kriegswirtschaft
um.
Am 29. Mai 1969 folgte wieder eine neue Regierungsumbildung unter Fuhrung von Al-Atassi, in dem erstmals neben der dominierenden Baath-Partei wieder Mitglieder der
Sozialistischen Unionisten
(Nasser-Anhanger) vertreten waren. Wahrend eines Besuchs des Ministers fur Auswartige Angelegenheiten der
DDR
Otto Winzer
vom 3. bis 6. Juni 1968 in Damaskus wurde die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen und eine engere Zusammenarbeit zwischen der Baath-Partei und der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
(SED) vereinbart.
Uber die Haltung Syriens gegenuber dem
Schwarzen September
in
Jordanien
, kam es 1970 zum endgultigen Zerwurfnis zwischen Atassi, Dschadid und Assad. Nach einem als ?
Korrekturbewegung
“ bezeichneten Putsch wurde Atassi am 18. November 1970 als Prasident bzw. am 21. November als Premier von zum rechten Flugel der Baath-Partei gerechneten
Militars
um
Hafiz al-Assad
abgelost und ohne Gerichtsprozess eingekerkert. Seine Anhanger spalteten sich unter Makhous’ Fuhrung als ?Arabische Sozialistische
Demokratische
Baath-Partei“ ab.
Das Regime
Nureddin al-Atassis
war links-baathistisch. Es lehnte sich nicht nur eindeutig an die
Sowjetunion
an, sondern orientierte sich auch an der
Volksrepublik China
. Im Zusammenhang mit dem
Schwarzen September
, also der Unterstutzung des palastinensischen Widerstands in Jordanien, wurde er vom Kommandeur der syrischen Luftwaffe und ehemaligen Verteidigungsminister
Hafiz al-Assad
am 16. November 1970 gesturzt. Dieser hatte sich geweigert, der Aufforderung seiner Regierung Folge zu leisten, seine Flugzeuge gegen jordanische Streitkrafte einzusetzen, die im Norden des Landes mit syrischen Panzern zusammengestoßen waren. Wahrend die vorherige Baath-Fuhrung eine Auflosung des Staates Israel angestrebt hatte, schwenkte Assad auf die Linie um, die die Sowjetunion fur eine Losung des Nahostkonfliktes verfolgte: eine Verhandlungslosung unter der Voraussetzung, dass Israel die besetzten Gebiete raumen und dem palastinensischen Volk das Selbstbestimmungsrecht zubilligen wurde.
[15]
Assad ließ den Altprasidenten und einige seiner Anhanger verhaften, nachdem er selbst einst aus politischen Grunden einige Zeit im Gefangnis verbringen musste. Die Machtubernahme Assads wird als
Korrekturbewegung
bezeichnet. Der
Funfjahresplan
1971?1976 sah wirtschaftliche und soziale Investitionen vor.
1971 ließ sich Assad mit 99,2 % der Stimmen (ohne Gegenkandidaten) zum Staatsprasidenten wahlen; im selben Jahr wurde er Generalsekretar der Ba'ath-Partei. Im August 1971 verurteilte der Oberste Gerichtshof fur Staatssicherheit zahlreiche Angeklagte zu hohen Gefangnisstrafen und funf der Verschworung Bezichtigte in Abwesenheit zum Tode, darunter den ehemaligen Staatschef
Amin al-Hafiz
, der im irakischen Exil lebte, und den Mitbegrunder der Baath-Partei
Michel Aflaq
. Im August 1971 wurden die diplomatischen Beziehungen mit
Jordanien
abgebrochen. Im November 1971 gewahrte
Libyen
dem Land Subsidien in Hohe von 48 Millionen US-Dollar fur Rustungszwecke. Mindestens 500 sowjetische Militarberater befanden sich noch im Land. 1971 lebte die Wirtschaft wieder auf, besonders durch eine großere Getreide- und Baumwollernte sowie durch die Zunahme der Erdolproduktion.
Am 13. April 1972 wurde eine Einheitsfront aller zugelassenen Parteien gebildet. Die
Nationale Progressive Front
bestand uberwiegend aus der Baath-Partei und vier kleineren Parteien.
Im September 1972 kam es zu israelischen Luftangriffen auf Guerilla-Lager vor Damaskus, bei denen es zahlreiche Opfer gab. Eine Verurteilung durch den
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
scheiterte am 10. September an einem Veto der USA. Zwischenzeitlich ließen die Spannungen mit Jordanien nach und die Grenzen wurden wieder geoffnet. Am 21. Dezember 1972 bildete Mahmoud al Ajubi eine neue Regierung.
Am 12. Marz 1973 wurde nach einer Volksabstimmung mit 97,6 Prozent der Stimmen eine neue Verfassung verabschiedet, in der die Position des Staatsprasidenten weiter aufgewertet wurde und Syrien sich als einen volksdemokratisch-sozialistischen Staat und als Mitglied der
Foderation Arabischer Republiken
betrachtet. Des Weiteren sollte die
Scharia
fortan eine der Hauptgrundlagen der Gesetzgebung sein (sie wurde zuvor als einfache Quelle fur die Legislative bezeichnet). Dies folgte nach dem gescheiterten Versuch Assads, in Syrien eine Verfassung ohne jegliche religiose Elemente, d. h. streng
laizistisch
einzufuhren und den Staat in eine Volksrepublik umzubenennen, was in der Bevolkerung auf großen Widerstand stieß, da dies v. a. eine weitere Annaherung an den
Ostblock
und die Moglichkeit eines christlichen Prasidenten bedeutet hatte, wo doch schon dem Alawiten Assad Misstrauen entgegengebracht wurde. Im neuen Verfassungsentwurf wurde daher wieder festgelegt, dass der Staatsprasident
Muslim
sein muss, um die Bevolkerungsmehrheit der
Sunniten
zu beruhigen, denen die
Alawiten
, zu denen auch al-Assad gehort, zu machtig geworden waren. Im Marz 1973 kam es in
Hama
zu massiven Zusammenstoßen mit den Sicherheitskraften. Bei den Parlamentswahlen am 25. und 26. Mai 1973 entfielen auf den zur Wahl stehenden 164 von 186 Sitzen 111 Sitze fur die
Baath-Partei
, 7 auf die Kommunistische Partei, 6 auf die
Arabische Sozialistische Union
, 3 auf die Arabischen Sozialisten und 37 Sitze auf Unabhangige.
Am 5. Juli 1973 wurde die erste Stufe der mit sowjetischer Hilfe gebauten
Tabqa-Talsperre
abgeschlossen. Anlasslich der Eroffnungsfeierlichkeiten soll es Plane zur Ermordung von Assad gegeben haben, so dass Ende August 42 Offiziere hingerichtet wurden.
Nach israelischen Angaben wurden am 13. September 1973 in einem Luftkampf vor der syrischen Kuste 13 syrische Kampfflugzeuge vom Typ
Mig-21
abgeschossen, bei einem Verlust von nur einem israelischen Flugzeug vom Typ
Mirage IIIC
.
Der
Jom-Kippur-Krieg
begann mit einem Uberraschungsangriff Agyptens und Syriens am 6. Oktober 1973, dem hochsten judischen Feiertag Jom Kippur, auf dem Sinai und den Golan-Hohen, die sechs Jahre zuvor von Israel im Zuge des Sechstagekrieges erobert worden waren. Der
syrischen Armee
gelang es kurzzeitig, einen kleinen Teil der von Israel besetzten
Golanhohen
zuruckzuerobern. Bei der Gegenoffensive der Israelis erreichen Panzerverbande Gelandegewinne bis zu 32 Kilometer vor Damaskus. Die syrische Hauptstadt wurde auch durch israelische Flugzeuge massiv bombardiert. Große Teile der syrischen Infrastruktur, darunter die Olraffinerie in Homs, wurden durch israelische Luftangriffe zerstort. Am 22. Oktober 1973 rief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der
Resolution 338
auf Druck der USA alle Parteien auf, das Feuer einzustellen. Bei Inkrafttreten des Waffenstillstands am 22. Oktober waren die Syrer besiegt. Ende Mai 1974 begannen auf Bemuhen der USA und der Sowjetunion Gesprache zur Truppenentflechtung auf den Golanhohen. Die Sowjetunion erhoht ihre Unterstutzung fur Syrien, darunter auch durch großere Waffenlieferungen.
Am 15. Juni 1974 besuchten
US-Prasident
Richard Nixon
und
US-Außenminister
Henry Kissinger
Syrien. Beim Treffen mit Hafiz al-Assad wurde die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen vereinbart. Am 7. August 1974 erfolgte auch mit der Bundesrepublik Deutschland wieder die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen.
1975 wurden mit der
DDR
,
Rumanien
und der Sowjetunion mehrere Abkommen zur wirtschaftlichen, politischen und militarischen Zusammenarbeit unterzeichnet. Am 4. Marz 1975 wird mit Jordanien ein Vertrag zur Bildung einer gemeinsamen Wirtschaftskommission unterzeichnet und im September uber ein gemeinsames Oberkommando. Auch die wirtschaftliche-technische Zusammenarbeit mit Frankreich wurde vertieft und Frankreich lieferte auch Rustungsguter. Der Iran gewahrte Syrien ein Kredit uber 150 Millionen US-Dollar. Am 4. April 1975 gewahrt Saudi-Arabien dem Land einen Kredit uber 220 Millionen US-Dollar. Mit der Bundesrepublik Deutschland wurde am 12. Mai 1975 ein Vertrag uber eine Kapitalhilfe in Hohe von insgesamt 180 Millionen DM vereinbart. 1976 wurde die Erdolleitung vom Irak zum Hafen nach
Baniyas
geschlossen.
1976 begann der
Aufstand der Muslimbruder in Syrien
.
Bei einer Konferenz in Kairo vom 18. bis 21. Dezember 1976 beschlossen Assad und der agyptische Staatsprasident
Anwar as-Sadat
die Schaffung eines ?Gemeinsamen Politischen Kommandos“, dem am 28. Februar 1977 auch der
Sudan
beitrat. Ab 1976
intervenierte
Syrien auf Ersuchen des libanesischen Staatsprasidenten
Suleiman Frangieh
im
Libanesischen Burgerkrieg
und stationierte mehr als 20.000 Soldaten.
Ein Kennzeichen von Assads Politik war der gleichzeitige Ausbau der Beziehungen zur Sowjetunion als auch die Kooperation mit den westlichen Staaten und die Erhohung des Einflusses im Libanon, auch durch militarische Intervention.
Saudi-Arabien
und
Kuwait
gewahrten dem Land Entwicklungskredite unter anderem fur den Ausbau der Hafen und die USA gewahrten Kredite fur zuruckgestellte Projekte darunter fur den Bau einer großen Dungemittelfabrik. Am 18. Januar 1977 unterzeichnete Syrien mit der
Europaischen Gemeinschaft
ein Kooperationsabkommen. Im Januar und Juni 1977 wurden mutmaßlich von dem Irak beauftragte Terroristen wegen Sprengstoffanschlagen und Spionage offentlich gehangt.
Die agyptische Friedensinitiative unter
Anwar as-Sadat
mit Israel fuhrte erneut zu einem Bruch der Beziehungen zu Agypten. Syrien leitete daraufhin eine engere Kooperation mit
Libyen
unter
Muammar al-Gaddafi
ein, der ebenfalls die Initiative vehement ablehnte und im Juli sogar in den
Libysch-Agyptischen Grenzkrieg
mundete. Im Dezember 1977 nahm Assad am Gipfeltreffen der Ablehnungsfront gegen die Sadat-Initiative in Tripolis teil. Libyen gewahrte Syrien einen Kredit uber 1 Milliarde US-Dollar fur die Beschaffung von Waffen in der Sowjetunion und beide Staaten grundeten am 21. Januar 1978 eine gemeinsame Investitionsgesellschaft mit einem Kapital von 100 Millionen US-Dollar. Geldgeber waren auch Kuwait und das Emirat Abu Dhabi.
Am 8. Februar 1978 wurde Hafiz al-Assad bei einem Referendum mit 97 % der Stimmen fur weitere 7 Jahre wiedergewahlt. Im Juli 1978 unterzeichnete Syrien mit der Bundesrepublik Deutschland ein Kapital- und Technologiehilfeabkommen. Deutschland unterstutzte mehrere Großbau- und Bewasserungsprojekte mit 100 Millionen DM. Im August 1978 stellten die USA die Wirtschaftshilfe fur Syrien ein.
Zur Innenpolitik gehorte die massive Unterdruckung der islamistischen Opposition, die zu Terroranschlagen durch
Muslimbruder
fuhrte. Nach einem weiteren Anschlag in der Militarakademie von
Aleppo
im Juni 1979, dem 50 alawitische Kadetten zum Opfer fielen, ging die Regierung verscharft gegen die Muslimbruder vor, bei der zahlreiche in dem Anschlag verwickelte Personen gehangt wurden.
Am 26. Oktober 1978 kam es zur Aussohnung zwischen dem irakischen Flugel und syrischen Flugel der
Baath-Partei
. Hafiz al-Assad und der irakische Prasident
Ahmad Hasan al-Bakr
unterzeichneten in Bagdad auf Grundlage des Panarabismus eine ?
Charta fur eine gemeinsame nationale Aktion Syrien-Irak
“. Am 15. Januar 1979 wurde die Bildung einer
Syrischen-Irakischen Union
beschlossen, in der die Bereiche Wirtschaft und Verteidigung vereint werden sollten. Der Pass- und Visumzwang wurde zwischen beiden Staaten aufgehoben und die gemeinsame Grenze geoffnet. Im Juli 1979 wurde vereinbart, die Union beider Staaten nur schrittweise zu planen. Im Mai 1979 gab die Bundesrepublik Deutschland bekannt, Syrien projektgebundene Entwicklungskredite in Hohe von 65 Millionen DM zu gewahren und eine nicht ruckzahlbare technische Hilfe von 11 Millionen DM. 1979 erfolgt wieder die Inbetriebnahme der seit 1976 geschlossenen Erdolleitung vom Irak zum Hafen nach
Baniyas
.
Am 7. Marz 1980 kam es in Aleppo zu schweren Unruhen, fur die fanatische Anhanger der Muslimbruder verantwortlich gemacht wurden. Die verschiedenen Gruppen der Muslimbruder, die sich gegen die laizistisch-sozialistischen Reformen wehrten, schlossen sich im November 1980 zur
Vereinigten Islamischen Front
zusammen.
Im Marz 1980 zog Syrien auch seine Truppen aus dem christlichen Viertel im Sudosten und Osten der libanesischen Hauptstadt
Beirut
ab und uberließ die Kontrolle libanesischen Einheiten. Mit Einverstandnis des libanesischen Prasidenten
Elias Sarkis
verblieben die syrischen Truppen in West-Beirut. Die Kosten fur die langjahrige Intervention im Nachbarland fuhrte zu einer enormen wirtschaftlichen Belastung fur Syrien und lange Zeit war
Saudi-Arabien
einer der wichtigsten Geldgeber.
Am 9. September 1980 und zum 11. Jahrestag der libyschen Revolution vereinbarte Assad mit Muammar al-Gaddafi eine
Libysch-Syrische Union
, die aber nicht uber den Planungsstadium hinausging und bereits im Dezember scheiterte.
Am 8. Oktober 1980 unterzeichnete Hafiz al-Assad in Moskau zusammen mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef
Leonid Breschnew
einen
Vertrag uber Freundschaft und Zusammenarbeit
uber 20 Jahre, der ab 2. Dezember in Kraft trat. Er erlaubte auch der
sowjetische Seekriegsflotte
mit ihrem Detachement im Mittelmeer (Eskadra) die Nutzung der
Marinebasis Tartus
. Die syrischen Streitkrafte erhielten zudem aus der Sowjetunion moderne taktische Boden-Boden-Raketen vom Typ
9K79 Totschka
(NATO-Code: SS-21 Scarab).
Im April 1981 kam es erneut zu schweren Zusammenstoßen in
Hama
und
Homs
zwischen Anhangern der Muslimbruderschaft und den syrischen Sicherheitskraften. Syrien beschuldigte unterdessen Jordanien, die Muslimbruderschaft zu unterstutzen. Die jordanische Regierung wiederum warf Syrien vor, Destabilisierungen in Jordanien gefordert zu haben. Der Streit fuhrte im Fruhjahr 1981 zu Truppenkonzentrationen an der Grenze beider Staaten.
Im Mai 1981 wurden zwei syrische Hubschrauber im Libanon von israelischen Kampfflugzeugen abgeschossen. Die syrischen Streitkrafte stationieren daraufhin in der
Bekaa-Ebene
ostlich von
Zahle
mehrere moderne Flugabwehrraketenstellungen des sowjetischen Typs
2K12 Kub
(NATO-Code: SA-6 Gainful). Israel wollte die Stationierung nicht dulden, da die Luftaufklarung uber dem Libanon von der nationalen Sicherheit abhangig sei. Es kam auch zu schweren Kampfen zwischen christlichen Milizen und der syrischen Armee um die libanesische Stadt Zahle. Israel drohte unterdessen mit einem direkten Eingreifen seiner Streitkrafte gegen die syrischen Einheiten im Libanon. Am 5. Mai 1981 beauftragte US-Prasident Ronald Reagan den Sondergesandten
Philip Habib
nach Libanon zur Entscharfung des Konflikts. Nach einem Treffen der Außenminister des Libanons, Syriens, Saudi-Arabiens und Kuwaits sowie des Generalsekretars der Arabischen Liga in
Dschidda
am 23. und 24. Juni 1981 fuhrt zu einer Entspannung der Lage um Zahle. Die syrischen Einheiten hoben die Blockade der Stadt auf und rund 300 libanesische Soldaten ubernahmen die Kontrolle der Stadt bei gleichzeitigem Abzug der christlichen Milizen. Aus den Parlamentswahlen am 9. und 10. November 1981 geht erneut die regierende Baath-Partei als Sieger hervor. Am 29. November 1981 fuhrte ein Bombenanschlag in Damaskus zu mindestens 100 Toten und mehr als 150 Verletzte.
Ein
folgenschwerer Aufstand
, wiederum von Muslimbrudern angezettelt, ereignete sich am 3. Februar 1982 in der mittelsyrischen Stadt
Hama
. Die hochgerustete Armee griff wahrend der 10 Tage andauernden Kampfe mit Panzern und Flugzeugen ein, und dabei wurden große Teile der Altstadt zerstort und viele Menschen getotet (siehe
Demozid
). Der
Niederschlagung des Aufstands
folgte eine umfangreiche Verhaftungswelle, die der fundamentalistischen Opposition das Ruckgrat brach. In der Folge verstarkte sich Assads Machtposition. Am 11. Marz 1982 bildeten verschiedene Oppositionsgruppen das Bundnis
Charta der Nationalen Allianz fur die Befreiung Syriens
und riefen zum Sturz von Hafiz al-Assad auf. Am 8. April 1982 schloss Syrien die Grenze zum Irak, da nach Regierungsangaben uber die Grenze Saboteure und Waffen eingeschleust wurden.
Wahrend des
Ersten Golfkriegs
1980?1988 ist Syrien einer der wenigen Verbundeten des Iran gegen den Irak. Am 10. April 1982 untersagte es den Durchfluss irakischen Ols durch die Erdolleitungen auf seinem Territorium. Damit reduzierte sich die Exportquote des Irak auf 600.000 Barrel taglich. Der auch aufgrund des Golfkrieges eilig gegrundete Golf-Kooperationsrat stand dem Irak beim Ausfall seiner Erdoleinnahmen zur Seite und hat den Irak mit 50 Milliarden US-Dollar an Krediten und Schenkungen unterstutzt.
Im Juni 1982 kam es zum ersten
Libanonfeldzug
der israelischen Streitkrafte mit der Bezeichnung Operation
Frieden fur Galilaa
. Wahrend des libanesischen Burgerkriegs besetzte Israel den Sudlibanon und bekampfte Einheiten der
Palastinensischen Befreiungsorganisation (PLO)
, die letztendlich kapitulieren mussten. Wahrend des Feldzugs zerstorten die israelischen Streitkrafte mehrere syrische Flugabwehrraketenstellungen, zahlreiche Flugzeuge und gepanzerte Fahrzeuge die vorwiegend entlang der Autobahn zwischen Beirut und Damaskus stationiert wurden. Die politisch-militarische Lage im Nahen Osten wurde ab den 1980er Jahren zunehmend auch durch den
Kalten Krieg
beeinflusst, in den die Supermachte ihre jeweiligen Verbundeten wirtschaftlich, finanziell und auch militarisch unterstutzten sowie durch die starkere
Islamisierung
und die politische Uneinigkeit der arabischen Staaten. Wichtigster Außenhandelspartner Syriens fur den Export von Erdol und Baumwolle war die Bundesrepublik Deutschland, Saudi-Arabien, die Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und Griechenland.
Obwohl die Militarausgaben die syrische Wirtschaft erheblich belasteten, wurden weitere Waffensysteme beschafft. Im Januar 1983 gab Syrien die Aufstellung von Langstrecken-Luftabwehrsysteme des sowjetischen Typs
S-200
(NATO-Code: SA-5 Gammon) bekannt. Am 24. Juni 1983 forderte Assad den PLO-Vorsitzenden
Jassir Arafat
auf das Land zu verlassen. Arafat warf Syrien vor, sich bei internen Auseinandersetzungen innerhalb der
Fatah
gegen ihn gestellt zu haben.
Im Libanon wurde Ende 1982 in Beirut eine Multinationale Friedenstruppe (MNF) mit Soldaten aus Frankreich, Großbritannien und den USA stationiert, die den israelischen und syrischen Ruckzug aus Beirut und den Abzug der PLO uberwachten. 1983 kam es zu zwei schweren Bombenanschlagen auf die
US-Botschaft
und den
US-Stutzpunkt der Friedenstruppen
in Beirut, der zum Abzug der MNF fuhrte. Als Antwort auf die Anschlage im Oktober 1983 starteten die Franzosen einen Luftschlag auf die von Syrien kontrollierte
Bekaa-Ebene
gegen Positionen der
Iranischen Revolutionsgarde
. US-Prasident Ronald Reagan plante einen Angriff auf die Scheich-Abdullah-Kaserne in
Baalbek
im Libanon, von der vermutet wurde, dass die Iranische Revolutionsgarde hier
Hisbollah
-Kampfer ausbilden wurde. Jedoch stoppte US-Verteidigungsminister Weinberger die Mission, da er eine Schadigung der Beziehungen zwischen den USA und anderen arabischen Nationen befurchtete. Am 5. Dezember 1983 kommt es zu Feuergefechten zwischen syrischen Truppen und US-Soldaten, nachdem die USA Stellungen der Syrer im Libanon angriffen. Am Tag darauf konnte die syrische Luftabwehr zwei israelische Aufklarungsdrohnen abschießen. Syrien bekraftigte, dass ein Truppenabzug erst nach der Wiederherstellung der nationalen Einheit des Libanons in Frage kommt und forderte die USA auf ihre Nahostpolitik zu uberdenken.
Im Mai 1983 schlossen sich in Damaskus die Dissidenten aus der Fatah-Bewegung die sich gegen Jassir Arafat stellten mit der von
Ahmad Dschibril
gefuhrten
Volksfront zur Befreiung Palastinas ? Generalkommando
(PFLP-GC) zusammen, und vereinten auch die ehemaligen Kampfer der syrisch-kontrollierten PLO-Gruppierung
as-Sa'iqa
(bis 1979 unter Fuhrung von
Zuhair Muhsin
) und die Splittergruppe
Palastinensische Volkskampffront
(PPSF) zur
Nationalistischen Palastinensischen Allianz
zusammen, auch bekannt als palastinensische
Ablehnungsfront
.
Am 28. Juni 1983 kam es auf den Golanhohen bei
Kuneitra
zu einem Kriegsgefangenenaustausch von sechs israelischen Soldaten gegen 291 syrische Gefangene. Im Juli 1984 unterzeichneten Syrien und Libyen ein Abkommen zur militarischen Zusammenarbeit. Am 25. November 1984 besuchte der franzosische Staatsprasident
Francois Mitterrand
Damaskus. Dabei spielte die Libanonpolitik eine große Rolle.
Mitterrand
hob dabei die besondere Rolle Syriens im Libanon vor und fugte hinzu, man solle Syrien nicht dafur tadeln, dass es ?den libanesischen Burgerkrieg beendet“ habe. Im Gegenzug sah Assad eine gewisse Anerkennung franzosischer Interessen im Libanon.
[16]
Am 26. Januar 1985 gab der syrische Staatsrundfunk bekannt, dass alle Angehorigen der
Muslimbruderschaft
, die in den vergangenen Jahren das Land verlassen haben, von der Regierung amnestiert wurden.
Am 9. September 1985 kam es in Damaskus zu einem Treffen zwischen
Elie Hobeika
dem Fuhrer der vom
Irak
unter
Saddam Hussein
unterstutzten
Forces Libanaises
(FL) und dem syrischen Außenminister Abdel Halim Khaddam zur Erorterung der Lage im Libanon. Die weiteren Verhandlungen mundeten am 28. Dezember 1985 zu einem ersten Friedensabkommen (Dreiparteienvereinbarung mit der Unterzeichnung von
Nabih Berri
und
Walid Dschumblat
) mit dem Ziel der Beendigung des libanesischen Burgerkrieges. Die Vereinbarung stieß aber auf erheblichen Widerstand von
Samir Geagea
und anderer fuhrender FL-Vertreter und fuhrte im Januar 1986 zur gewaltsamen Absetzung von Hobeika und damit auch zu keinen weiteren Bestand der Vereinbarung mit Syrien.
In der saudischen Hauptstadt Riad trafen sich am 21. Oktober 1985 erneut die Regierungschefs von Syrien und Jordanien und es kam zur Normalisierung der Beziehungen. In einem Kommunique gab der saudische Kronprinz
Abdullah ibn Abd al-Aziz
bekannt, dass beide Staaten sich darauf einigten, die Beschlusse der arabischen Gipfelkonferenzen anzuerkennen, den saudischen
Fez-Plan
von 1982 uber die Verwirklichung eines gerechten und dauerhaften Friedens im Rahmen einer internationalen Konferenz und aller wichtigen Parteien und die Ablehnung separater Vereinbarungen mit Israel.
Bei einer Volksabstimmung am 10. Februar 1985 wurde Hafiz al-Assad als einziger Kandidat erneut mit 99,97 Prozent der abgegebenen Stimmen fur eine 3. Amtsperiode von 7 Jahren wiedergewahlt. Vizeprasidenten wurden
Rifaat al-Assad
und
Zuhair Maschariqa
.
Am 6. Februar 1986 rief Syrien den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wegen eines Luftzwischenfalls an, da die israelische Luftwaffe ein libysches Passagierflugzeug uber dem Mittelmeer abgefangen hat. Israel vermutete palastinensische Untergrundkampfer an Bord (auch Angehorige der
Abu-Nidal-Organisation
wurden vermutet). Syrien drohte gleichzeitig Israel mit Vergeltung. Wahrend Libyen mit Handels- und Wirtschaftsembargo der USA belegt wurde. Im Februar 1986 wurden 7.500 syrische Soldaten nach West-Beirut zur Eindammung der Aktivitaten der schiitischen terroristischen Hisb-Allah entsandt und zur Starkung der Position als Ordnungsmacht im Libanon.
[17]
Im Februar 1986 kommt es zur Wiederannaherung zwischen Syrien und Jordanien unter anderem nach dem Bruch des jordanischen Konigs Hussein I. mit der PLO.
Am 17. Marz 1986 beschuldigte die syrische Regierung den Irak an einem Autobombenanschlag am 13. Marz in Damaskus beteiligt gewesen zu sein, bei dem 60 Menschen getotet wurden. Zwei Tage vor der US-Operation
El Dorado Canyon
am 13. April zur Bombardierung libyscher Stadte gab Syrien offiziell bekannt, Libyen im Falle einer US-Intervention zu unterstutzen. Am 24. Oktober 1986 brach Großbritannien die diplomatischen Beziehungen mit Syrien ab, da es Beweise fur syrische Verwicklungen in terroristischen Aktivitaten auf britischem Boden sah. Syrien reagierte darauf ebenfalls mit dem Abbruch der Beziehungen und sperrte seine Flughafen und den Luftraum fur britische Flugzeuge und die Hafen fur britische Schiffe. Aus Solidaritat mit Syrien ließ auch Libyen den Luftraum fur Großbritannien sperren. Im November 1986 schlossen die USA ihre Botschaft in Damaskus. Am 10. November 1986 vereinbaren die Außenminister der Europaischen Gemeinschaft (EG) in London weitere Sanktionen gegen Syrien. Hierzu zahlt ein Waffenexportverbot, die strengere Uberwachung der syrischen Diplomaten und die Einstellung der politischen Kontakte auf hochster Ebene zu Syrien. Am 25. November 1986 gestanden die Terroristen Ahmad Hasi und Faruk Salamah vor Gericht im Marz 1986 den Sprengstoffanschlag auf die Deutsch-Arabische Gesellschaft in West-Berlin im Auftrag Syriens unternommen zu haben. Am 26. November erlasst die Bundesrepublik Deutschland weitere Sanktionen gegen Syrien und stellte die Entwicklungshilfe ein.
Am 3. September 1987 kehrte der US-Botschafter wieder nach Damaskus zuruck. Das
US-Außenministerium
beließ Syrien aber weiterhin auf einer Liste der Lander die den Terrorismus forderten.
1986 wurde mehr als die Halfte des Staatshaushaltes fur das Militar ausgegeben und die Besetzung eines Teils in Libanon durch rund 25.000 Soldaten kostete nach Expertenschatzungen Syrien taglich rund 250.000 US-Dollar. Syriens Auslandsschulden beliefen sich Mitte 1986 auf uber 4 Milliarden US-Dollar.
Im Juli 1987 besuchte der turkische Ministerprasident
Turgut Ozal
Syrien. Dabei wurde die Verpflichtung der Turkei vereinbart, pro Sekunde 500 m³ Wasser des
Euphrat
uber die Grenze fließen zu lassen. Damit wollte die Turkei syrischen Befurchtungen begegnen, dass die weiteren geplanten Energie und Bewasserungsprojekte in Sudostanatolien mit mehreren Talsperren, zu Engpassen der Wasserversorgung Syriens fuhren konnte.
Im November 1987 kam es zu einer Regierungsumbildung. Mahmoud Zuabi ersetzte dabei den seit Januar 1980 amtierenden Regierungschef Abdul Rauf al-Kasm aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen Lage. Zuabi gelang es 1988 auch durch eine Rekordernte sowie von der 1989 ausgeweitete Erdolforderung die Wirtschaft mit Deviseneinnahmen von rund 500 Millionen US-Dollar langsam zu sanieren. Auch wurde zur Ankurbelung der Wirtschaft die Ausweitung des privaten Sektors zugelassen, der aber großtenteils weiterhin von der Machtelite kontrolliert wurde. 1988 wurde ein Wirtschaftswachstum von 7 Prozent erzielt und die geschatzte Inflationsrate von 45 bis 50 % im Jahr 1987 auf 15 bis 18 % 1988 gesenkt.
Am 24. April 1988 empfing Assad den PLO-Fuhrer Jassir Arafat zu einem Versohnungsgesprach in Damaskus. Am 27. Mai 1988 verstarkte die syrische Armee ihre Prasenz in Sudbeirut um 900 Soldaten um die Kampfe von zwei schiitischen Milizen zu beenden.
Das
Abkommen von Taif
vom 22. Oktober 1989 beendete den seit 1975 andauernden
libanesischen Burgerkrieg
und außenpolitisch wurden ?besondere Beziehungen“ zwischen den beiden Landern Libanon und Syrien vereinbart. Dadurch wurde der Spielraum libanesischer Entscheidungen, letztlich die Souveranitat des Libanon, eingeschrankt. Das Abkommen sah den Abzug der syrischen Truppen vor, zuerst auf die Bekaa-Ebene und dann gemaß beiderseitigem Einvernehmen. Syriens Argument gegen einen Abzug war, dass dieser erst im Rahmen einer umfassenden Friedenslosung im Nahen Osten passieren kann. Das heißt, erst nach der Ruckgabe der seit 1967 von Israel besetzten ? und spater annektierten ? Golan-Hohen an Syrien und nach einer Losung des Konfliktes zwischen Israel und den Palastinensern. Bis 2005 garantierten syrische Truppen im Libanon den bruchigen Frieden zwischen den Volksgruppen.
Wahrend des
Zweiten Golfkriegs
besuchte Außenminister
Hans-Dietrich Genscher
die Regierung in Damaskus im Februar 1991 und sagte den Syrern Finanzhilfen fur landwirtschaftliche Bewasserungsprojekte in Hohe von 100 Millionen DM zu. Syrien entsandte wahrend des Golfkriegs fur die von den USA angefuhrten Koalitionsstreitkrafte gegen den Irak rund 17.000 Soldaten, darunter eine Panzerdivision, die auf saudischen Boden stationiert wurde.
1990 wurden in Syrien 430.000 Barrel Rohol pro Tag gefordert und das Wirtschaftswachstum betrug erneut rund 7 Prozent. Aufgrund des Einsatzes Syriens im Zweiten Golfkrieg auf Seiten der Koalitionsstreitkrafte zahlte Saudi-Arabien an Syrien Finanzhilfen in Hohe von 2,14 Milliarden US-Dollar. Dennoch betrug Syriens Auslandsverschuldung 1991 rund 16,5 Milliarden US-Dollar, die vor allem auf die hohen Rustungsausgaben zuruckzufuhren sind.
Am 30. Oktober 1991 begannen die unter der Schirmherrschaft der USA und der Sowjetunion, spater Russlands durchgefuhrten Nahost-Friedensgesprache in Madrid. Im Dezember 1991 kam es bei den zweiten Nahost-Friedensgesprachen in Washington zu ersten bilateralen Verhandlungen zwischen Syrien und Israel. Im April 1992 hob Assad das Ausreiseverbot der in Syrien lebenden judischen Minderheit auf und es wurde Ausreisevisa erteilt. Im August und September 1992 fanden in Washington weitere bilaterale Verhandlungen zwischen Israel und den arabischen Nachbarstaaten Jordanien, Libanon und Syrien sowie zwischen Israel und den Palastinensern statt.
Am 2. Dezember 1991 wurde Hafiz al-Assad mit 99,98 Prozent der Stimmen und ohne Gegenkandidaten wiedergewahlt. Die vierte Amtsperiode begann am 13. Marz 1992.
Am 15. April 1992 gab die Turkei bekannt, dass in Syrien zahlreiche Aktivisten der kurdischen
Arbeiterpartei Kurdistans
(PKK), welche militarisch operiert, festgenommen wurden.
1994 kam Assads altester Sohn Basil, der sein Nachfolger werden sollte, bei einem Autounfall in der Nahe des Flughafens von Damaskus ums Leben.
Am 27. Oktober 1994 besuchte mit
Bill Clinton
erstmals seit 1974 ein US-Prasident offiziell das Land, um Syrien zu mehr Kompromissbereitschaft im Nahostfriedensprozess zu bewegen. Auch der russische Außenminister
Andrei Kosyrew
versuchte Syrien von einer Wiederaufnahme der syrisch-israelischen Verhandlungen zu uberzeugen. Am 20. Marz 1995 sagte Russland nach der Unterzeichnung eines Nahost-Friedensvertrages zu, ein Garant fur Sicherheit der
Golanhohen
zu sein. Am 24. Mai 1995 vereinbarten syrische und israelische Unterhandler eine Rahmenubereinkunft uber Sicherheitsaspekte eines israelischen Abzugs von den 1967 besetzten Golanhohen. Rund 12.600 Israeli lebten 1995 in 31 Siedlungen. Am 26. Mai erklarte der israelische Ministerprasident
Jitzchak Rabin
das in einer Ubergangsphase bis 1998 eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien erreicht werden sollen bis hin zur Aufnahme direkter diplomatischer Beziehungen. Der israelische Außenminister
Schimon Peres
erklarte bei einem Treffen am 28. Mai 1995 mit PLO-Chef Jassir Arafat und dem marokkanischen Konig Hassan II. in
Rabat
, dass es sich bei den Golanhohen um syrisches Gebiet handele und die israelische Regierung uber Plane fur die Auflosung judischer Siedlungen verfuge. Die neue israelische Regierung unter
Benjamin Netanjahu
wollte an einer Sicherheitszone im Sudlibanon festhalten und konnte sich 1996 nicht weiter mit Syrien um die Golanhohen einigen. Netanjahu lehnte den Ruckzug von den Golanhohen und den Abzug der judischen Siedler als Bedingung fur die von Syrien geforderten Voraussetzungen fur einen Frieden ab. Im September 1996 kam es zu Auseinandersetzungen mit Israel um syrische Militarmanover im Libanon und die Verlegung von israelischen Panzereinheiten auf den Golanhohen.
Am 3. August 1996 besuchte der jordanische Konig
Hussein I.
Prasident Assad in Damaskus und es war damit das erste Zusammentreffen nach dem von Syrien abgelehnten jordanisch-israelischen Friedensvertrag von Oktober 1994. Bei den Parlamentswahlen am 24. und 25. August 1996, erreichte die
Nationale Progressive Front
(NPF) insgesamt 167 Sitze, davon fur die Baath-Partei 135 Sitze und den sozialistischen Kleinstparteien der NPF 32 Sitze sowie 83 Sitze an Unabhangige.
Im Januar und Februar 1997 kann die von Iran und Syrien unterstutzte
Hisbollah
weite Teile im Sudlibanon unter ihre Kontrolle bringen und feuerte mehrere
Katjuscha-Raketen
auf Stellungen der israelischen Armee und auf judische Siedlungen ab. Die israelische Luftwaffe flog daraufhin Luftangriffe gegen die Hisbollah im Libanon.
1997 wurde durch 14 der 22 Mitgliedsstaaten der
Arabischen Liga
(namentlich von Agypten, Bahrain, Irak, Katar, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Oman, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten) auf einem Treffen in Amman die panarabische Freihandelszone
Greater Arab Free Trade Area
(GAFTA) gegrundet. Im April 1998 beschlossen Syrien zusammen mit dem Libanon die von Israel geforderten Sicherheitsgarantien fur einen Ruckzug aus dem Libanon abzulehnen und bestand auf weitere Verhandlungen zum Abzug von den seit 1967 besetzten Golanhohen. Am 1. Juli 1998 beschloss Israel die UN-Resolution 425 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen von 1978 anzuerkennen und leitete den Ruckzug der Truppen aus der Sicherheitszone im Sudlibanon ein.
Am 8. Februar 1998 entlasst Hafiz al-Assad offiziell seinen Bruder
Rifaat al-Assad
als Vizeprasident, der bis 1996 im Ausland lebte. Grund fur das Zerwurfnis war der versuchte Putsch 1984, wo er mit seinen Sondereinheiten und mehreren Panzern versuchte, die Kontrolle uber die Hauptstadt zu erlangen. Nach der missgluckten Machtubernahme ging er ins Exil nach Frankreich und Spanien.
Entgegen der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates gegen den Irak, vereinbarte Syrien am 14. Juli 1998 mit dem Nachbarland die Wiedereroffnung der Erdolleitung Kirkuk-Baniyas und den Bau einer weiteren Erdolleitung. Im November 2000 wurde Tapline (Trans-Arabian pipeline) eroffnet.
Vom 16. bis 18. Juli 1998 besuchte Hafiz al-Assad Frankreich und der franzosische Prasident
Jacques Chirac
? der 1996 Damaskus besuchte ? lobte die freundschaftlichen und guten diplomatischen Beziehungen.
Am 10. Februar 1999 erreichte Hafiz al-Assad als einziger Kandidat bei der Volksabstimmung uber das Amt des Staatsprasidenten offiziell 99,9 Prozent der Stimmen. Seine Amtszeit war bis 2006 vorgesehen.
Am 12. Oktober 1999 nahm die syrische Armee den Privatflugplatz des ehemaligen Vizeprasidenten
Rifaat al-Assad
in
Latakia
unter ihre Kontrolle. Dabei kam es zu mehreren Todesopfern. Offenbar wollte Hafiz al-Assad den Einfluss seines Bruders auf eine mogliche Amtsnachfolge einschranken.
Am 15. Dezember 1999 begannen in Washington Friedensgesprache zwischen Israel und Syrien. Dabei ging es um den Abzug israelischer Truppen von den Golanhohen, um die Situation der 17.000 judischen Siedler und um die Wasserzufuhr des
Jordans
.
Am 3. Januar 2000 kam es im US-amerikanischen Shepherdstown, West Virginia zum Treffen zwischen dem israelischen Ministerprasidenten
Ehud Barak
und dem syrischen Außenminister Faruk al-Shara ohne weitere Verhandlungserfolge. Nachdem uber 100.000 Israelis in Tel Aviv gegen einen Abzug von den Golanhohen demonstrierten, wurden die Verhandlungen mit Syrien abgebrochen und in der
Knesset
wurden ein Gesetz verabschiedet, das weitere Friedensverhandlungen mit Syrien um die Golanhohen unmoglich machte, da kunftig eine absolute Mehrheit im Parlament hierzu vorliegen muss.
Am 3. Mai 2000 verlieh die
UNESCO
dem seit 1992 inhaftierten syrischen Journalisten Nizar Nayyouf den
Guillermo Cano World Press Freedom Prize
.
Am 10. Juni 2000 starb Hafiz al-Assad im Alter von 69 Jahren an einer
Lungenfibrose
.
Nach dem Tod Hafiz al-Assads am 10. Juni 2000 wurde am 10. Juli sein zweitjungster Sohn
Baschar al-Assad
nach einer Verfassungsanderung bezuglich des Mindestalters eines Prasidenten von ursprunglich 40 Jahren mit einer Mehrheit von 97,29 % (offizielles Wahlergebnis bei einer Wahlbeteiligung von 94,6 %) zum neuen Prasidenten gewahlt.
Basch?r, der unter anderem in
London
studiert und auch dort geheiratet hatte, galt als liberaler als sein Vater. Erstes Anzeichen eines neuen politischen Kurses war die Freilassung von 600 politischen Gefangenen im November 2000. Der
Damaszener Fruhling
begann: Baschar al-Assad verfolgte einen Reformkurs, dessen Umsetzung jedoch bei konservativen Kraften auf Widerstand stieß. Allgemein erhoffte sich die Bevolkerung eine weitere Offnung des Landes, wie sie von Hafiz al-Assad in den 1990er Jahren begonnen worden war. Unter Baschar wurde unter anderem die Benutzung des
Internets
erlaubt.
Am 16. November 2000 amnestierte Assad rund 600 politische Gefangene, darunter 100 Libanesen und 380 Mitglieder der
Muslimbruderschaft
.
Am 11. Dezember 2000 wurden von Syrien 48 politische, zumeist christliche Gefangene freigelassen, die sich zum Ende des libanesischen Burgerkriegs in syrischer Haft befunden hatten. Im
Libanon
flammten antisyrische Kundgebungen auf, die der ehemalige christliche General der
Forces Libanaises
,
Michel Aoun
, an den Hochschulen in Beirut organisierte. Zahlreiche Christen und Intellektuelle forderten einen gleichberechtigten syrisch-libanesischen Dialog zur Wiederherstellung der vollen Souveranitat des Libanons. Assad ordnete als Entgegenkommen den Abzug von 6.000 Soldaten aus Beirut an, die syrischen Streitkrafte kontrollierten aber noch weite Gebiete der Bekaa-Ebene.
Im Januar 2001 appellierten an Assad mehrere Intellektuelle die Erneuerung der syrischen Zivilgesellschaft und demokratische Freiheiten. Der Ausnahmezustand im Land wurde unterdessen im Januar teilweise aufgehoben, aber die Burgerrechtsbewegungen wurden weiterhin unter Druck gesetzt und kriminalisiert. Am 6. Mai 2001 wurde der inhaftierte syrische Journalist
Nizar Nayyouf
der im Mai 2000 den Guillermo Cano World Press Freedom Prize der UNESCO erhielt, freigelassen, kam am 20. Juni 2001 kurz vor einer Presseerklarung uber die Rolle des syrischen Nachrichtendienstes im In- und Ausland, durch eine Entfuhrung in Haft und kam erst spater wieder in Freiheit.
Im September 2001 wurden wiederum zahlreiche bekannte Oppositionelle inhaftiert. Nach Demonstrationen und Zusammenstoßen mit den Sicherheitsdiensten wurden im Fruhjahr 2004 hunderte syrischer Kurden, darunter auch Kinder, verhaftet.
Unter Prasident Baschar al-Assad wurden erstmals auch genauere Wirtschaftsdaten veroffentlicht. Danach betrug 2001 die Arbeitslosigkeit 45 Prozent in der Stadt und 55 Prozent in den landlichen Regionen. Rund 25 Prozent aller Erwerbstatigen, insgesamt rund 2,5 Millionen Syrer, wurden vom Staat bezahlt.
Am 29. Marz 2001 wurden per Gesetz erstmals wieder Privatbanken zugelassen. Der Bankensektor war 1963 verstaatlicht worden. Im Außenhandel war die Bundesrepublik Deutschland einer der wichtigsten Partner neben Italien, Frankreich, auch die Turkei und Saudi-Arabien. Syrien exportierte im Jahr 2000 Guter im Wert von 4,94 Milliarden US-Dollar, darunter zu 63 % Rohol. Die Auslandsverschuldung Syriens lag 2000 bei 21,6 Milliarden US-Dollar.
Prasident Baschar al-Assad reiste am 3. Marz 2002 in den Libanon und unterstrich mit seinem Besuch die Anerkennung der Souveranitat des Libanons. Bei Gesprachen mit Prasident
Emile Lahoud
bot Syrien Hilfen bei der Bewaltigung der Wirtschaftskrise an, darunter die Unterstutzung beim Bau von zwei Staudammen fur Bewasserungsprojekte und subventionierte Strom und Erdgaslieferungen.
Am 24. November 2002 wurden 113 politische Gefangene freigelassen, darunter mehrere Muslimbruder, die seit 1982 sich in Haft befanden.
Nach dem von der Koalition der Willigen unter Fuhrung der USA beendeten
Irakkrieg
, der die Besetzung Iraks zur Folge hatte, besuchte am 3. Mai 2003 US-Verteidigungsminister Colin Powell Damaskus, um uber die Unterstutzung fur die gesturzte irakische Baath-Partei zu sprechen. Weitere Themen waren auch die Unterstutzung fur radikale Palastinensergruppen und die Produktion von
Chemiewaffen
. Syrien erklarte sich bereit, die Buros der Palastinenserbewegungen in Damaskus schließen zu lassen. Im Gegenzug boten die USA wirtschaftliche Hilfen an, nachdem im Irakkrieg im April 2003 die Erdolleitung von Kirkuk ins syrische Baniyas stillgelegt wurde und somit Syrien von illegalen Exporten wahrend der Sanktionen gegen den Irak nicht mehr profitieren konnte. Am 19. Juni 2003 unternahmen die USA an der syrisch-irakischen Grenze einen Angriff auf einen irakischen Konvoi, der nach Syrien einreisen wollte. Die USA hatten den gesturzten Prasidenten Saddam Hussein in einem der Fahrzeuge vermutet. Bei dem US-Angriff wurden auch funf syrische Soldaten getotet.
Am 2. September 2004 verabschiedete der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
in der
Resolution 1559
zur vollen Wiederherstellung der Souveranitat des Libanons durch den Abzug aller fremden Truppen sowie die Entwaffnung der Milizen, darunter der Hisbollah. Syrien hatte zu dem Zeitpunkt noch 17.000 Soldaten im Land stationiert, wurde in der Resolution aber nicht namentlich genannt und Libanon und Syrien sahen in der Resolution eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der beiden Lander. Ende September wurden dennoch syrische Truppen um Beirut in die Bekaa-Ebene verlegt.
Am 20. Oktober 2004 wurde ein Assoziierungsabkommen mit der
Europaischen Union
unterzeichnet. Dieses sieht den politischen Dialog vor, ebenso Reformen in Syrien. Darunter gehoren auch Vereinbarungen zur Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Kultur und die Bekampfung von Kriminalitat,
Terrorismus
und
illegale Einwanderung
. Syrien erklarte sich auch bereit den
Atomwaffensperrvertrag
zu unterzeichnen. Die Vereinbarungen mit der Europaischen Union erleichterten den Export von Agrar- und Industrieprodukten in die EU-Staaten.
Im Februar 2005 wurde in
Beirut
ein
Attentat auf den Fahrzeugkonvoi
von
Rafiq al-Hariri
verubt, den ehemaligen und langjahrigen Regierungschef des Libanon. Da es Hinweise auf Geheimdienst-Aktivitaten gab, wuchs der internationale Druck auf Syrien. Insbesondere die USA machten dessen Fuhrung fur das Attentat verantwortlich. Auch Frankreich forderte von Syrien die volle Souveranitat Libanons zuruck. Nach weiterem internationalen Druck kundigte Syrien am 5. Marz 2005 an, samtliche Truppen aus dem Libanon abzuziehen. Auf dem libanesischen Luftwaffenstutzpunkt in
Rayak
wurde am 26. April 2005 eine Abschiedszeremonie durchgefuhrt und offiziell verließ nach 28 Jahren der letzte syrische Soldat den Libanon.
Im Februar 2005 ersetzte Assad den seit seiner Machtubernahme amtierenden Chef des
militarischen Nachrichtendienstes
General Hassan Khalil durch seinen Schwager General
Assef Schawkat
.
Am 28. Dezember 2005 berichtete die Nachrichtenagentur ITAR-Tass uber die Unterzeichnung eines Vertrages zur Erdolforderung zwischen der russischen Investmentholding Credit Line und dem syrischen Ministerium fur Ol und Mineralressourcen in Hohe von 2,7 Milliarden US-Dollar.
Wahrend des
Libanonkriegs 2006
zwischen Israel und der
Hisbollah
im Sudlibanon kritisierte Syrien die Angriffe, und mehrere Waffen wurden aus dem Iran uber Syrien in den Libanon fur die Ausrustung der Hisbollah geschmuggelt. Ab dem 14. Juli wurde der Libanon durch Israel mit einer vollstandigen
Blockade
abgeriegelt. Zunachst wurde der Seezugang durch die Marine und der Luftzugang durch wiederholte Bombardierung des Beiruter und anderer Flughafen blockiert, um zu verhindern, dass uber den Luftweg aus Syrien, Iran oder anderen Staaten die Hizbollah Waffennachschub erhalt. Die israelische Luftwaffe ubernahm die Kontrolle des libanesischen Luftraumes. Danach wurden die Hauptverkehrswege zu Lande ? etwa die Straßenverbindung uber die Region Mdeiredsch nach
Syrien
? und Versorgungseinrichtungen durch Bombardements unterbrochen oder zerstort.
[18]
Am 29. Juli 2006 teilte Israel mit, dass man eine temporare Friedenstruppe befurworten wurde, welche sicherstellt, dass die Hisbollah von den Grenzen Israels verdrangt wird, und welche die Uberwachung von Libanons Grenze zu Syrien ubernimmt. Am 1. August versetzte Assad die Streitkrafte in erhohte Einsatzbereitschaft und begrundete das mit der ?internationalen Lage und den Herausforderungen in der Region“. Deshalb sei Wachsamkeit erforderlich, so Assad.
[19]
Am 15. August 2006 hat sich Assad offiziell zur Unterstutzung der Hisbollah bekannt und die arabischen Nationen zur Unterstutzung der Hisbollah aufgerufen.
[20]
Weiterhin sagte er ?Israel ist unser Feind und will keinen Frieden“, nannte aber gleichzeitig seine Bedingung fur einen Frieden: ?Friede wurde bedeuten, dass Israel die besetzten Gebiete zuruckgibt.“
[21]
Eine Stationierung von
UNIFIL
-Truppen an der libanesisch-syrischen Grenze, die Waffenlieferungen an die Hisbollah verhindern sollte, wurde am 23. August von Assad und auch beim Besuch von UN-Generalsekretar
Kofi Annan
am 1. September 2006 abgelehnt und wurde das Verhaltnis zum Libanon belasten und stelle uberdies einen feindlichen Akt dar.
Vom 29. bis 31. August 2006 besuchte der venezolanische Prasident
Hugo Chavez
Damaskus und erklarte Syrien zum ?engen Verbundeten gegen die imperialistische Aggression der USA.“ Beide Staaten unterzeichneten mehrere Wirtschaftsabkommen.
Am 19. Dezember 2006 besuchte Assad in Moskau den russischen Prasidenten
Wladimir Putin
, um mit ihm die Lage im Nahen Osten zu erortern. Beide vereinbarten eine engere Zusammenarbeit. Dabei ging es in den Gesprachen auch um Rustungskaufe und Modernisierungen fur die syrische Luftwaffe und Luftabwehr. Auch die von Russland mit rund 300 Soldaten vor Ort genutzte
Marinebasis Tartus
soll modernisiert werden. Das wichtigste Element war der Erlass der Schulden Syriens im Umfang von 13,4 Milliarden US-Dollar, die aus fruheren Rustungskaufen von der ehemaligen Sowjetunion stammten. Bereits im Marz 2005 unterzeichnete der russische Olkonzern
Tatneft
mit der staatlichen
Syrian Petroleum Company
(SPC) einen Vertrag uber die Exploration und Produktion von Erdol und Erdgas.
Am 21. November 2006 wurden die diplomatischen Beziehungen mit dem Irak wieder aufgenommen und vom 14. bis 17. Januar 2007 besuchte der irakische Prasident
Dschalal Talabani
Syrien.
Am 17. und 18. Februar 2007 besuchte Assad den Iran und bei einem Treffen mit Prasident
Mahmud Ahmadinesch?d
bekraftigten sie eine Ablehnung gegenuber der US-amerikanischen Nahostpolitik. Am 10. Marz 2007 nahm Syrien an der internationalen Irak-Konferenz in Bagdad und am 3. und 4. Mai in
Scharm El-Scheich
teil. Wahrend einer Nahostreise besuchte auch
Nancy Pelosi
, die demokratische
Sprecherin
des
Reprasentantenhauses der Vereinigten Staaten
Damaskus, und traf auch zu Gesprachen mit Assad zusammen.
Bei den Parlamentswahlen am 22. und 23. April 2007 siegte erneut die Nationale Fortschrittliche Front mit der dominierenden Baath-Partei, die 172 von 250 Sitzen erhielt. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,1 Prozent. Am 24. April 2007 wurde der Rechtsanwalt
Anwar al-Bunni
zu einer funfjahrigen Haftstrafe verurteilt. 2006 war al-Bunni Mitunterzeichner der
Beirut-Damaskus-Erklarung
, in der 274 libanesische und syrische Intellektuelle zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten aufriefen. Daraufhin wurde er im Mai 2006 verhaftet,
[22]
als er gerade einen Posten als Direktor des Zentrums fur die Entwicklung der Zivilgesellschaft antreten wollte, welches von der ?
Europaischen Initiative fur Demokratie und Menschenrechte
“ (EIDHR) der
Europaischen Union
mitfinanziert worden war.
[23]
2006 bezeichnete US-Prasident
George W. Bush
al-Bunni als
politischen Gefangenen
und rief die syrische Regierung vergeblich zu seiner sofortigen Freilassung auf.
[24]
Bei den Prasidentschaftswahlen am 27. Mai 2007 siegte als einziger Kandidat erneut Basch?r al-Assad mit 97,6 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag hier bei 95,9 Prozent.
2007 befanden sich rund 1,2 Millionen irakische Fluchtlinge in Syrien, die sich unter anderem in den ostlichen Vororten von Damaskus niederließen. Dies fuhrte zu sozialen Problemen, da die Fluchtlinge das Gesundheits- und Bildungssystem belasteten und fur einen Anstieg der Mieten verantwortlich gemacht wurden.
Am 6. September 2007 zerstorten israelische Kampfflugzeuge in der
Operation Orchard
die im Osten des Landes gelegene Militaranlage
El Kibar
. Es wird spekuliert, dass es sich bei der Anlage um einen
Kernreaktor
nordkoreanischer
Bauart handelte. Nach Angaben der
IAEO
soll dort aufbereitetes
Uran
gefunden worden sein, was eine Verbindung zu einem geheimen Atomprogramm Syriens nahelegt. Die US-Regierung bezichtigt Syrien einer Kooperation mit Nordkorea, was von syrischer Seite aber bestritten wird.
[25]
Am 10. Mai 2010 kam es in Syrien zum Besuch des russischen Prasidenten
Dmitri Anatoljewitsch Medwedew
. Russland ist weiterhin einer der wichtigsten Verbundeten Syriens.
In Syrien kam es nach ersten Protestaufrufen im Februar 2011 zu Verhaftungen zahlreicher Oppositioneller.
[26]
[27]
In der Stadt Dar’a demonstrierten in den darauf folgenden Wochen tausende Menschen fur politische Freiheiten und den Sturz der Regierung von Prasident
Baschar al-Assad
.
[28]
Auch eine Neubildung der Regierung und die Aufhebung des Ausnahmezustands im April konnten das Ubergreifen der Proteste auf viele Stadte landesweit nicht verhindern.
[29]
[30]
Sicherheitskrafte gingen seit Mitte Marz 2011 gewaltsam gegen Demonstranten vor.
[28]
Im Sommer 2011 bildeten desertierende Soldaten die
Freie Syrische Armee
, die den Schutz von Zivilisten als Ziel angibt.
[31]
Im Februar 2012 ließ Assad ein
Verfassungsreferendum
durchfuhren. Aus der neuen Verfassung wurden samtliche Bezuge auf den Sozialismus und den Fuhrungsanspruch von Assads Baath-Partei entfernt. Die Opposition und internationale Beobachter sprachen jedoch von einer Farce und forderten stattdessen einen Rucktritt Assads.
[32]
[33]
Die
Wahl zum Volksrat am 7. Mai 2012
[34]
folgt auf die Annahme einer neuen
Verfassung
in einem
Volksentscheid am 26. Februar
.
[35]
Am 23. Juli 2012 hat die Regierung Syriens damit gedroht, im Falle eines ?auslandischen Angriffs“ auch
Chemiewaffen
einzusetzen. Es wurden ?niemals“ Chemiewaffen ?gegen unsere eigenen Burger“ eingesetzt werden, ?nur im Fall einer auslandischen Aggression“, erklarte der Sprecher des syrischen Außenministeriums, Dschihad Makdessi, in Damaskus.
Am 21. April 2014 gab der Prasident des
Volksrates
Muhammad Dschihad al-Lahham
fur den 3. Juni 2014 den Termin fur die Prasidentschaftswahlen bekannt.
Mit Beginn des
Arabischen Fruhlings
Ende 2010 kam es ab 2011 zu einem
Burgerkrieg
mit bisher, nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen, rund 11.000 getoteten Menschen.
[36]
Am 23. August 2011 bildete sich in
Istanbul
der
Syrische Nationalrat
, ein Oppositionsbundnis gegen die Regierung Assads. In Syrien ereignete sich Ende Mai 2012 ein
Massaker in der Region Hula
. International kam es zu großem Aufsehen. Als bewaffnete Oppositionsgruppe formierte sich die
Freie Syrische Armee
, die offenbar auch von Libyen und Saudi-Arabien unterstutzt wird.
Der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
unter dem Vorsitz Indiens verurteilte am 3. August 2011 in einer Erklarung die Menschenrechtsverletzungen und Gewaltanwendung gegen Zivilisten in Syrien und rief ?alle Seiten zum sofortigen Ende der Gewalt auf und fordern von allen Seiten großtmogliche Zuruckhaltung und Abstand von Repressalien, einschließlich der Angriffe auf staatliche Institutionen“. Im Vorfeld der Erklarung hatten die Vetomachte
China
und
Russland
sowie einige andere Mitglieder des Sicherheitsrates sich gegen scharfere Formulierungen oder eine Resolution ausgesprochen.
Erklarungen
(statements)
des Sicherheitsrates haben geringeres Gewicht als Resolutionen.
[37]
Am 4. Februar 2012 scheiterte eine von
Marokko
in den UN-Sicherheitsrat eingebrachte Resolution am
Veto
von Russland und China. Nach Auffassung des russischen Außenpolitik-Experten Dmitrij Trenin empfand Russland ?die Entwurfe als unausgewogen. Russlands Grundsatze sind: kein Regime-Wechsel unter Druck von außen, keine militarische Intervention, keine einseitige Verurteilung der Fuhrung in Damaskus. Was Russland beim letzten Mal zu dem Veto bewog, war die Forderung, Assads Truppen sollten die Stadte verlassen, ohne dass es eine entsprechende Forderung an die Adresse der Oppositionskrafte gab.“
[38]
Die anderen 13 Mitgliedsstaaten unterstutzten die zuvor wegen des angedrohten Vetos bereits mehrmals abgeschwachte Resolution.
[39]
Ab dem 14. April 2012 arbeiteten die Vereinten Nationen an der Entsendung einer
Beobachtermission nach Syrien
(UNSMIS). Aufgabe der Mission ist die Uberwachung der vereinbarten Waffenruhe, die durch die Initiative Kofi Annans zustande kam. Die Beobachtermission war zunachst auf 90 Tage begrenzt, wurde aber in der
Resolution 2059
vom 20. Juli um weitere 30 Tage verlangert.
Im Juni 2012 bezeichnete der Chef der
Friedenstruppen der Vereinten Nationen
,
Herve Ladsous
, den Konflikt erstmals offiziell als Burgerkrieg.
[40]
Der Chef des militarischen Nachrichtendienstes
Assef Schawkat
wurde am 18. Juli 2012 in Damaskus bei einem Anschlag getotet. Auch der syrische Verteidigungsminister
Daud Radschha
starb bei dem Attentat.
[41]
Am 20. Juli 2012 erlag der syrische Geheimdienstchef
Hischam al-Ichtiyar
den Folgen dieses Anschlags.
[42]
Der
Syrisch-Turkische Konflikt 2012
fuhrte auch zur
NATO
-
Operation Active Fence
zum Schutz des NATO-Mitglieds Turkei.
Bis einschließlich Juli 2013 starben nach UN-Angaben mehr als 100.000 Menschen,
[43]
wahrend bis Mai 2013 eine Million Syrer aus dem Land geflohen, und vier Millionen weitere innerhalb Syriens auf der Flucht gewesen seien. Die
UN-Hochkommissarin fur Menschenrechte
,
Navi Pillay
, empfahl daher, den
Internationalen Strafgerichtshof
anzurufen.
[44]
Am 21. August 2013 erfolgte eine Reihe von
Giftgasangriffen
, die im Verlauf des syrischen Burgerkriegs in der Region
Ghuta
ostlich von
Damaskus
stattgefunden haben. Eine Untersuchung der Vereinten Nationen vor Ort wies den Einsatz des chemischen Kampfstoffs
Sarin
in hochkonzentrierter Form nach, der mittels Boden-Boden-Raketen verschossen wurde.
[45]
[46]
[47]
Bei der
Prasidentschaftswahl am 3. Juni 2014
siegte Baschar al-Assad erneut. Er erhielt bei einer Wahlbeteiligung von 73 Prozent 88,7 Prozent der Stimmen. Seine Herausforderer Hassan Al-Nouri und Maher Al-Hajjaf kamen auf 4,3 Prozent beziehungsweise 3,2 Prozent der Stimmen. Die Wahl konnte nur in den von Regierungssoldaten kontrollierten Gebieten abgehalten werden. In den von Oppositionellen besetzten Gebieten gab es keine Wahllokale. Vertreter der Golfstaaten und westlicher Nationen lehnten die Wahl als illegitim ab.
Am 13. April erfolgte die
Parlamentswahl 2016
. Es war eine
Neuwahl
, da die Legislaturperiode nach der
Wahl 2012
noch andauerte. Die Wahl wurde als
Scheinwahl
kritisiert und von der Opposition boykottiert.
[48]
Das Parlament, so die allgemeine Einschatzung, ist ohne Einfluss.
[49]
Im Juni 2014 begannen die
Vereinigten Staaten
im Rahmen der
Operation Inherent Resolve
(OIR) mit der militarische Intervention gegen die Terrormiliz
Islamischer Staat
(IS) im
Irak
und in
Syrien
. Ab 22. September 2014 beteiligten sich weitere Staaten mit Streitkraften im Rahmen der
Internationalen Allianz gegen den Islamischen Staat
.
Am 20. September 2015 begann der
russische Militareinsatz in Syrien
gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und andere Dschihadistengruppen, der zur Stabilisierung der Regierung von Prasident Assad beitrug.
Am 24. August 2016 begann die
turkische Militaroffensive in Nordsyrien 2016?2017
gegen den Islamischen Staat (IS) und die
Demokratischen Krafte Syriens
(SDF).
Am 20. Januar 2018 begann die
turkische Militaroffensive auf Afrin
, das von kurdischen Einheiten gehalten wurde.
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Geschichte neuzeitlicher Staaten Asiens