Dieser Artikel behandelt den Renaissance-Bildhauer. Zur Oper, die sein Leben zum Vorbild hat, siehe
Benvenuto Cellini (Oper)
.
Benvenuto Cellini
(*
3. November
1500
in
Florenz
; †
13. Februar
1571
ebenda) war ein
italienischer
Goldschmied
und
Bildhauer
und beruhmter Vertreter des
Manierismus
.
Cellini gilt als einer der großen Bildhauer der Nachantike und als ein typischer ?
uomo universale
“ der italienischen
Renaissance
. Seiner Autobiographie zufolge war er auch ein dreifacher Morder. Nachdem sein Werk und seine Taten mehrere hundert Jahre nahezu vergessen waren, wurde er zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu entdeckt. Cellini wirkte an der Schwelle der Hochrenaissance zum Manierismus als Bildhauer, Goldschmied, Medailleur, aber auch als Schriftsteller, Musiker und umstrittene Figur der Zeitgeschichte im Umfeld der Papste und der
Medici
.
Benvenuto Cellini wurde am 3. November 1500 in Florenz als Sohn des Baumeisters und Musikers Giovanni Cellini und seiner Frau Maria Elisabetta di Stefano Granacci im 21. Jahr ihrer Ehe geboren.
Sein Vater war Architekt von Verteidigungsanlagen im Dienste der
Medici
. Daruber hinaus arbeitete er in kunsthandwerklichen Bereichen und fertigte auch Musikinstrumente an. Seinem Willen gemaß sollte Benvenuto Musiker werden; dieser entschied sich aber mit 14 Jahren fur das Goldschmiedehandwerk.
Nur mit Muhe erreichte Benvenuto, dass ihn sein Vater in die Lehre zu Michelangelo da Viviano, dem Vater seines spateren Erzrivalen
Baccio Bandinelli
, gab. Als ihn der Vater jedoch bald darauf wieder zurucknahm, riss er aus und ging in die Werkstatt von Antonio di Sandro, wo er rasch Fortschritte machte. 1516 wurde er wegen einer Schlagerei fur sechs Monate aus Florenz verbannt, die er bei dem Meister Francesco Castoro in
Siena
verbrachte. Auf Geheiß von
Giulio de’ Medici
, dem spateren Papst Clemens VII., durfte er jedoch zuruckkehren. Es trieb ihn aber bald wieder in die Fremde. In
Bologna
arbeitete er fur kurze Zeit bei Meister Ercole, dann fur den Miniaturmaler Scipio Cavaletti. Anschließend war er wieder in Florenz, das er jedoch wegen eines Streits mit seinem Bruder bald wieder verließ, um planlos uber
Lucca
nach
Pisa
zu wandern, wo er ein Jahr lang unter dem Meister Ullivieri della Chiostra
in Gold und Silber schone und bedeutende Sachen
arbeitete, bevor er nach Florenz zuruckkehrte.
Das Musizieren, das er bis dahin seinem Vater zuliebe weiter betrieben hatte, war ihm nun restlos zuwider; es kam zu einem Streit mit dem Vater, in dessen Folge er Florenz erneut verließ und nach
Rom
in die Werkstatt von Firenzuola di Lombardia ging. Er kehrte aber auf Bitten seines Vaters nach zwei Jahren zuruck und nahm auch das Musizieren wieder auf. Streitigkeiten mit Kollegen arteten unterdessen immer haufiger in Schlagereien aus, in deren Folge Cellini ? als Monch verkleidet ? aus Florenz fliehen musste.
Clemens VII.
Munze von Benvenuto Cellini gestochen
Er ging wieder (etwa November 1523) nach Rom, wo gerade sein Gonner Giulio de’ Medici als Papst Clemens VII. inthronisiert wurde. In der Werkstatt des aus
Mailand
stammenden Giovanpiero della Tacca begann Cellini einen ?großen Wasserkessel“, den der Maler Gioanfrancesco Penni fur den Bischof von Salamanca entworfen hatte. Die zugige Ausfuhrung des Auftrags wurde aber behindert, nachdem Cellini, durch seinen ihm flehend und drohend im Traum erschienenen Vater bewogen, als Musiker in papstliche Dienste getreten war. Durch die Terminverzogerung der Ablieferung verargert, weigerte sich der Bischof, nach dem Erhalt der Arbeit vertragsgemaß zu zahlen. Nachdem es Cellini gelungen war, sich wieder in den Besitz des Werkes zu bringen, verteidigte er die erneute Herausgabe mit Waffengewalt gegen die Dienerschaft des Bischofs. Dieser Coup machte Cellini in weiten Kreisen der romischen Gesellschaft bekannt. Die nun eintreffenden Auftrage ermoglichten es ihm, seine erste eigene Werkstatt zu eroffnen. Er begann, neben den Goldschmiedearbeiten auch als Siegelstecher zu arbeiten.
In diese Zeit fallt auch das Zusammentreffen Cellinis mit der von ihm hochgeschatzten Porzia Chigi, der er eine Reihe von Auftragen zu verdanken hatte und die ihn darin bestarkte, seine eigene Werkstatt zu eroffnen. Im Hause der
Chigi
(heute
Villa Farnesina
) studierte er die dortigen Werke des
Raffael
, was nicht ohne Einfluss auf sein weiteres Schaffen geblieben sein durfte.
Der im Jahr 1525 in Rom ausgebrochenen
Pest
wich Cellini, wie viele Romer, durch Aufenthalt aufs Land aus. Die von den Bauern bei der Feldarbeit relativ haufig gefundenen antiken
Medaillen
,
Gemmen
und
Edelsteine
kaufte er fur ein Weniges auf, um sie, zuruck in Rom, gewinnbringend an kunstsinnige Kardinale zu verkaufen.
Bei der
Belagerung Roms
im Jahr 1527 griff er als treuer Anhanger der Medici ebenfalls zu den Waffen und ubernahm die Aufsicht einiger Geschutze auf der
Engelsburg
. Im Auftrag des Papstes zerstorte er ohne jeden Skrupel eine Reihe wertvoller Kunstgegenstande der Goldschmiedekunst im Werte von insgesamt 200 Pfund Gold, um sie nicht den Belagerern in die Hande fallen zu lassen. Einen Teil des Schatzes veruntreute er dabei.
Joseph Victor von Scheffel
erwahnte in
Der Trompeter von Sakkingen
Cellinis Rolle im Sacco di Roma. Bei der Belagerung von
Bad Sackingen
durch einen Bauernhaufen sagt die Nebenfigur, Freskomaler Fludribus: ?Scharfen Blicks hab’ die Gefahr ich / Hier erkannt, doch wie Cellini / Von der Engelsburg zu Rom einst / Frankreichs Connetabel totschoß: / So -- auf leider schlechtre Feinde -- / Kanoniert hier Fludribus!“
[1]
Nach dem Ende der Belagerung kehrte er als Capitano nach Florenz zuruck, um bald darauf weiter nach
Mantua
zu reisen, um dort fur kurze Zeit in die Dienste des Mailanders Niccolo, Goldschmied des
Herzogs
, zu treten. Vier Monate spater war er wieder in Florenz, wo gerade die Pest gewutet hatte. Er fand nur noch einen Bruder und eine jungere Schwester am Leben. Diesen zuliebe blieb er einige Zeit daheim und erwarb sein Geld hauptsachlich durch das Fassen von Juwelen.
Im Auftrag des Girolamo Mazzeti erarbeitete er eine ?goldene Medaille am Hut zu tragen, worauf in ganz erhabenem Relief ein Herkules, der dem Lowen den Rachen aufreißt“. Diese Arbeit gewinnt den Beifall
Michelangelo Buonarrotis
. Durch dieses Lob des damals schon ?vergottlichten“ Kunstlers stieg sein Geltungsbedurfnis enorm an und sein Verlangen nach großer dimensionierten Arbeiten wuchs. Eine weitere Medaille aus dieser Zeit fur Federico Ginori gelangte spater in den Besitz
Franz’ I.
von Frankreich und fuhrte in der Folge zu seiner Berufung an den franzosischen Hof.
Von Florenz ging Cellini wieder nach Rom und arbeitete dort vorubergehend beim Goldschmied Raffaelo del Moro. Auf Grund einer gunstigen Auftragslage konnte er schon bald wieder eine eigene Werkstatt eroffnen, in der funf
Gesellen
fur ihn arbeiteten. Sein Bruder Francesco, der sich als Soldat in Rom aufhielt, wurde dort in dieser Zeit in einem Handgemenge auf offener Straße erschossen. Cellinis anschließender Mord am Morder seines Bruders wurde vom Papst ?mit grimmigem Seitenblick“ bestraft.
Nach einem nachtlichen Einbruch in seine Werkstatt, bei dem eine Reihe von Schmuckstucken und Pragestempeln gestohlen wurden, kamen mit seinem Stempel geschlagene gefalschte Munzen in den Umlauf. Cellini geriet in den Verdacht der Falschmunzerei, gegen den ihn der Papst in Schutz nahm. Nach der Entdeckung der Tater sah sich der Papst in seinem Vertrauen zu ihm bestarkt und schenkte ihm die eintragliche Stelle eines papstlichen Leibtrabanten. Dieser hierarchische Aufstieg fuhrte bei Cellini zu einer Reihe von Uberheblichkeiten und Streitereien, bis er sich zuletzt einer Ubermacht an Feinden gegenubersah.
Als Cellini auf offener Straße einen seiner Gegner durch einen Steinwurf schwer verletzte, musste er nach
Neapel
fliehen und arbeitete dort fur kurze Zeit in der Werkstatt des Goldschmieds Domenico Fontana, kehrte jedoch bald heimlich nach Rom zuruck, wo er die Genesung seines Opfers abwartete.
Papst Clemens VII. starb 1534. Ihm folgte
Paul III.
aus dem Hause
Farnese
. Bei passender Gelegenheit totete Cellini Pompeo de’ Capianeis, den Anstifter seiner Verfolgung. Statt dafur vom Papst bestraft zu werden, erhielt er von diesem einen Freibrief. Durch diesen gesichert, arbeitete er zunachst die Stempel fur die Ausgabe neuer
Scudi
anlasslich der Wahl Pauls III. Die Familie des ermordeten Pompeo suchte unterdessen, nachdem sie kein Recht fand, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Den gedungenen Mordern entkam Cellini nach Florenz.
Ein erneuter Freibrief des Papstes ermoglichte ihm die Ruckkehr nach Rom. Dort wurde er eines Nachts uberfallen, rettete sich nicht zuletzt durch den Freibrief. Darauf erkrankte er so lebensbedrohend, dass mit seinem Ableben gerechnet wurde. Obwohl bereits
Sonette
auf seinen Tod verfasst waren, erholte er sich wie durch ein Wunder. Darauf suchte er vollige Heilung im Hause seiner Schwester in Florenz.
Cellini beging laut eigener Aussage drei Morde. Der dritte geschah an einem Postbeamten in Siena. Mehrmals in seinem Leben stand er vor Gericht. Einmal wurde er zum Tode verurteilt. Außer Delikten wegen Korperverletzung stand Cellini mehrfach auch wegen Diebstahls und als abartig angesehener sexueller Praktiken vor Gericht.
Im Jahr 1535 reiste er uber
Padua
,
Venedig
, den
Bernina-
und
Albulapass
in die
Schweiz
und von dort aus nach
Lyon
und weiter nach
Paris
. Die Reise verlief jedoch ohne den erhofften Erfolg. Ein Treffen mit
Konig Franz I.
kam nicht zustande und so reiste er uber den
Simplonpass
zuruck. Nachdem er unterwegs dem Herzog von
Ferrara
seine Aufwartung gemacht und in
Loreto
fur seine Genesung gedankt hatte, ging er weiter nach Rom und eroffnete wieder eine Werkstatt mit zwolf Gesellen.
Dort holte ihn seine Vergangenheit ein. Er wurde auf Grund eines von seinen Feinden lancierten Geruchts verhaftet, demzufolge er beim Einschmelzen des papstlichen Schatzes wertvolle Edelsteine entwendet hatte. Zwei Jahre blieb er ohne Anklage in der Engelsburg inhaftiert. Ein Fluchtversuch fuhrte zu noch strengerer Haft. Es wurden Versuche unternommen, ihn zu vergiften. Erst nach Intervention des Kardinals von Ferrara,
Ippolito d’Este
, kam Cellini wieder frei; dieser hatte den Auftrag, ihm die Einladung an den franzosischen Hof
Franz’ I.
zu uberbringen. Am 22. Marz des folgenden Jahres brach Cellini zum zweiten Mal nach Frankreich auf.
Saliera
von Cellini (Paris, 1540?1543 Gold, teilweise emailliert; Sockel: Ebenholz), heute im Kunsthistorischen Museum Wien
In
Fontainebleau
traf er zum zweiten Mal Konig Franz I., der ihm große Auftrage in Aussicht stellte. Aber schon bald machte sich bei Cellini Unmut breit: Die Auftrage blieben aus, die in Aussicht gestellte Bezahlung empfand er als unangemessen. So plante er, wie schon wahrend der Gefangenschaft erwogen, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu unternehmen. Eines Morgens reiste er unvermittelt ab, wurde jedoch ergriffen und wieder zuruckgebracht. Der Ausreißversuch hatte jedoch insofern Erfolg, als dass der Konig ihn umgehend mit dem Auftrag fur zwolf lebensgroße silberne Statuen bedachte. Er erhielt dazu als Atelier ein kleines Schloss in unmittelbarer Nahe des
Louvre
, das er erst nach wiederholten Streitigkeiten mit den dortigen Bewohnern beziehen konnte.
Die Arbeiten an den Figuren stießen auf das lebhafte Interesse des Konigs, der ihn auch uberraschend in seiner Werkstatt besuchte. Bei einem dieser Besuche erging der Auftrag des Konigs zur Herstellung des
Salzfasses
, dessen Modell Cellini bereits in Rom fur Ippolito d’Este erstellt hatte. Die Protektion des Konigs fuhrte auch zu einer Flut von Auftragen von außerhalb fur die Werkstatt. Es entstanden zahlreiche Werke in Edelmetallen und in Bronze. Auch hier schaffte sich Cellini in kurzester Zeit einflussreiche Feinde, an erster Stelle die Geliebte des Konigs,
Madame d’Etampes
.
Im Sommer 1545 erbat Cellini Urlaub, der ihm nach anfanglichen Ablehnungen endlich gewahrt wurde. Er reiste nach Italien. Ende Juli erreichte er Florenz und wurde bei
Herzog Cosimo
vorstellig, der ihn ersuchte, in seine Dienste einzutreten. Die von ihm in Aussicht gestellte Skulptur des
Perseus
, mit der Cellini hoffte, in Konkurrenz zu seinen großen Vorbildern
Michelangelo
und
Donatello
treten zu konnen, reizte ihn so sehr, dass er das Angebot annahm. Franz I. beschuldigte ihn darauf des Undanks, verlangte eine genaue Abrechnung und verzichtete auf dessen Ruckkehr.
In
Florenz
wurde ihm vom Herzog im Jahre 1545 ein Haus geschenkt, das er bis zu seinem Lebensende 1571 bewohnte und in dessen Garten unter abenteuerlichen Bedingungen der Perseus gegossen wurde. Die Vollendung des Perseus nahm wegen immer wieder auftretender Schwierigkeiten acht Jahre in Anspruch. Daneben entstanden weiterhin vereinzelt Goldschmiedearbeiten, die er mit seinen Gehilfen vor allem fur den herzoglichen Hof ausfuhrte. Er selber sah sich von nun an eher als Bildhauer denn als Goldschmied.
Perseus mit dem Haupt der Medusa
Nach einigen erfolgreichen Gussen an einer Buste des Herzogs und vier kleineren Statuen fur den Perseus-Sockel goss er die dem Perseus zu Fußen liegende enthauptete
Medusa
. Nachdem ihm dieser Guss zur absoluten Befriedigung gelungen war, schritt Cellini endlich zur Tat und bereitete den Guss des Perseus vor, der wie die antiken Bronzen in einem Stuck ausgefuhrt werden musste. Die Schilderung des Unternehmens fand breiten Platz in der Vita ? wie nach dem Anstoß das Gebalk des Daches Feuer fing, Regen und Sturm hereindrangen, endlich der gluhende Ofen platzte. Nach zwei Tagen zeigte sich jedoch, dass der Guss bis auf eine kleine Stelle am rechten Fuß vorzuglich gelungen war. Dem Herzog uberbrachte er diese Nachricht zugleich mit der Bitte um Urlaub. Der wurde ihm gewahrt und Cellini reiste nach Rom.
Benvenuto Cellini:
Perseus mit dem Haupt der Medusa, Detail
Seine Bemuhungen dort galten einer Anstellung unter
Papst Julius III.
, die ihm aber verwehrt blieb. Zuruck in Florenz arbeitete er an der Errichtung einiger Festungstore, bevor er wieder die Arbeit an der Basis des Perseus aufnahm. 1554 wurde der Perseus in der
Loggia dei Lanzi
aufgestellt, wo er sich noch heute befindet. Nachdem Cellini die vier Figuren fur den Perseus-Sockel nicht der
Herzogin
uberlassen wollte, die diese fur ihre Privatsammlung begehrte, hatte er allerdings auch seinen Kredit in der Familie des Herzogs weitgehend verspielt, so dass keine großeren Auftrage mehr von dort zu erwarten waren. Zu allem Uberfluss konnten sich die Parteien auch nicht auf den Preis der Monumentalskulptur einigen. Cellini verlangte 10.000 Scudi, der Herzog bezahlte dagegen nur 3.500 Scudi.
Der Perseus war Cellinis großtes Werk. Noch im Jahr der Enthullung wurde Cellini feierlich in den florentinischen Adel aufgenommen, ungeachtet der Tatsache, dass er zu dieser Zeit im Ansehen des Herzogs tief gesunken war, ohne allerdings ganzlich in Ungnade zu fallen.
Ein Brief Benvenuto Cellinis von 1561 an Michelangelo. London,
British Library
, Additional MS 23139, fol. 14r
Die ewigen Streitereien und die letztlich unerfullte Geltungssucht zeigten immer deutlichere Spuren bei Cellini. So entschloss er sich zum Wechsel in den geistlichen Stand und nahm auch 1558 die
Tonsur
. An seiner Streitsucht anderte das aber nicht viel. Die letzten Jahre gestalteten sich fur ihn trube. Er hatte Ungluck mit denen, die sein Geld verwalteten, und wurde in Prozesse verwickelt; da er nicht oder nur wenig arbeitete, blieben Einnahmen aus.
Schon 1560 wurde er wieder von seinen Gelubden entbunden und heiratete im Jahre 1563 seine Haushalterin Piera di Salvadore Parigi, mit der er bereits einen unehelichen Sohn hatte, der aber bereits 1559 gestorben war. Der Ehe des Dreiundsechzigjahrigen entsprossen drei Kinder, zwei Tochter und ein Sohn, die ihn uberlebten, wahrend seine zahlreichen außerehelichen Kinder zumeist in fruher Jugend starben.
Ungeachtet dessen sah sich Cellini mehrfach mit dem Vorwurf der
Homosexualitat
, insbesondere von Seiten Baccio Bandinellis, konfrontiert. Auch die Kunstgeschichte bringt die Formensprache seiner Skulpturen haufig mit
Homoerotik
in Verbindung. Er wurde viermal der
Sodomie
angeklagt.
- Im Alter von 23 Jahren wurde er angeklagt, mit einem Jungen namens Domenico di ser Giuliano da Ripa in einem sodomitischen Verhaltnis zu stehen. Das Urteil fiel, wahrscheinlich auf Grund seines jugendlichen Alters, milde aus.
- Eine Anklage in Paris stand er vor Gericht erfolgreich durch.
- 1548 wurde er von einer gewissen Margherita beschuldigt, ihrem Sohn Vincenzo nahegekommen zu sein. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei aber um einen ursachlich anderen Streit, dem Cellini durch Flucht entging.
- 1556 wurde er von der Mutter seines Schulers Fernando di Giovanni di Montepulciano, der ihm Modell fur den Perseus gestanden hatte, der Sodomie bezichtigt; deswegen wurde Cellini mit funfzig Scudi in Gold und zu vier Jahren Gefangnis verurteilt. Die Haftstrafe wurde auf Fursprache der Medici in Hausarrest umgewandelt.
Nach den letzten Jahren großer finanzieller Schwierigkeiten, aus denen zahlreiche Bittbriefe erhalten sind, starb Cellini am 13. Februar 1571 in Florenz an einer Brustfellentzundung, an der er seit langerer Zeit litt.
- Mit dem Enkel Jacopo Maccanti starb 1662 die Nachkommenschaft Cellinis aus. Sein Nachlass kam durch Testament an die
Buonomini di San Martino
, aus deren Archiv die Cellini betreffenden Urkunden spater in die Bibliotheca Palatina in Florenz ubergingen, wo sie noch erhalten sind.
- Goethe
gab 1803 eine freie Ubersetzung von Cellinis Autobiographie in Druck:
Leben des Benvenuto Cellini
.
- Hector Berlioz
komponierte 1838 die Oper
Benvenuto Cellini
uber das Leben Cellinis auf ein Libretto von Leon de Wailly und
Henri-Auguste Barbier
.
- Franz Lachner
komponierte 1849 seine Oper
Benvenuto Cellini
auf dasselbe Libretto.
- Alexandre Dumas
schrieb ein Drama
Benvenuto Cellini
sowie einen Roman
Ascanio
basierend auf Cellinis Vita.
- Paul Meurice
schrieb 1852 das Drama
Ascanio,
das auf Dumas’ Roman basiert.
- Camille Saint-Saens
komponierte 1890 die Oper
Ascanio
auf ein Libretto von
Louis Gallet
, das auf Meurice’ Drama und Dumas’ Roman basiert.
- Gregory La Cavas
Spielfilm
Alles liebt, alles lugt
von 1934 mit
Fredric March
in der Titelrolle beschaftigt sich mit Cellinis Vita.
- Kurt Weill
komponierte 1945 mit Textdichter
Ira Gershwin
und Buchautor Edwin Justus Meyer die Operette
The Firebrand of Florence
nach Legenden aus der Biographie Cellinis.
- Im Mittelpunkt des US-Spielfilms
Wie klaut man eine Million?
von
William Wyler
aus dem Jahre 1966 steht eine angebliche Venus-Statue von Cellini, die eine gewisse Ahnlichkeit mit der Danae-Statue hat.
Zu seinen bekanntesten Werken gehort die
Saliera
, welche er von 1540 bis 1543 in
Paris
fur den franzosischen Konig
Franz I.
anfertigte. Das Salzfass wurde 2003 aus dem
Wiener Kunsthistorischen Museum
gestohlen, jedoch von der osterreichischen Polizei im Januar 2006 wieder sichergestellt.
Danae am Perseus-Sockel
Minerva am Perseus-Sockel
Cellinis bekanntestes bildhauerisches Werk ist das Bronzestandbild
Perseus mit dem Haupt der Medusa
von 1554. Das uberlebensgroße Standbild wurde in der Florentiner Loggia dei Lanzi aufgestellt. Cellini gestaltete dafur zusatzlich den Sockel aus Marmor mit vier Bronzestatuetten von
Jupiter
,
Merkur
,
Minerva
und Perseus’ Mutter
Danae
. Spater wurde in den Sockelfuß zusatzlich ein Bronzerelief Cellinis eingelassen, das die Befreiung der
Andromeda
darstellt, welches sich heute im
Bargello
befindet und durch einen Nachguss am Sockel ersetzt wurde. Von Dezember 1996 bis Juni 2000 wurde die Statue in den Werkstatten der
Uffizien
aufwandig restauriert.
Kruzifix El Escorial, Monastero di San Lorenzo, 1556?1562
Eine weitere bedeutende Plastik befindet sich heute in der Kirche des
Escorial
nahe Madrid. Dabei handelt es sich um ein lebensgroßes
Kruzifix
aus Marmor, das Cellini in seinen letzten Jahren fur seine eigene Grablege geschaffen hat. Uber die Medici gelangte das Werk in die Kirche San Lorenzo del Escorial. Dort wurde es, da es Christus nackt zeigt, schamvoll mit einem Leinentuch verhullt und mit einer Dornenkrone versehen.
Ein drittes erhaltenes Werk ist eine uberlebensgroße Bronzebuste, die
Cosimo I.
darstellt. Diese schuf Cellini im Wettbewerb mit dem Florentiner Bildhauer
Baccio Bandinelli
. Sie wurde 1548 fertig, stand bis 1557 im
Palazzo Vecchio
(bzw.
Palazzo della Signoria
), wurde dann nach
Cosmopoli
auf
Elba
?verbannt“ und gelangte erst im 18. Jahrhundert in den Bestand der Florentiner Skulpturengalerie, den
Bargello
.
Das Salzfass, der
Perseus
, die Buste Cosimos sowie das Kruzifix sind wichtige Beispiele fur den Florentiner
Manierismus
in der
Skulptur
. Dies manifestiert sich in ihrer uppigen Ausstattung, der komplexen
Ikonographie
und der Aufnahme neuester Stromungen in der Skulptur, wie der Forderung nach der Vielansichtigkeit und der ?
figura serpentinata
“.
Cellini-Buste auf dem Ponte Vecchio, Florenz
Um das Jahr 1557 begann Cellini mit der Niederschrift seiner Autobiografie und setzte diese Arbeit ungefahr ein Jahrzehnt hindurch fort. Dann vernichtete er den Teil seiner Niederschrift, der die Zeit im Dienste des
Herzogs Cosimo
betraf, aus Furcht vor dem moglichen Zorn des Herzogs, des spateren ersten Großherzogs von Toskana, und fuhrte sein Vorhaben von da ab nicht mehr weiter. Die Autobiografie endet so, ziemlich abrupt, mit dem November 1566. Erst im Jahr 1728 wurde nach der Vorlage einer handschriftlichen Kopie durch den Florentiner Antonio Cocchi eine Druckausgabe erstellt.
[2]
Johann Wolfgang von Goethe
publizierte das Buch 1798 auf Deutsch unter dem Titel
Leben des Benvenuto Cellini
.
[3]
Seine Ausgabe ist eine sehr freie, ungenaue Ubersetzung mit Auslassungen der Hinweise auf Cellinis Homosexualitat.
[4]
Das Gewicht liegt bei ihm auf dem literarischen Interesse an der Figur des Autors. Das Buch fand dann auch folgerichtig Aufnahme in seine gesammelten Werke. 1830 folgte in Florenz eine weitere Ausgabe, der diesmal die wiederaufgefundene Originalhandschrift zugrunde lag. Eine der aktuellen Ubersetzungen der Originalhandschrift stammt von Jacques Laager.
Cellini verfasste außerdem zwei Traktate uber die Goldschmiedekunst und die Skulptur
Trattati dell’ Oreficeria e della Scultura di Benvenuto Cellini
, die bereits zu seinen Lebzeiten ? im Jahr 1568 ? veroffentlicht wurden. In seinen letzten Lebensjahren verfasste er zudem einige kurze Abhandlungen uber die Baukunst.
- Benvenuto Cellini:
Mein Leben. Die Autobiografie eines Kunstlers aus der Renaissance
. Aus dem Italienischen ubersetzt und mit einem Nachwort versehen von Jacques Laager. Manesse-Verlag, Zurich 2000,
ISBN 3-7175-1946-8
.
- Traktate uber die Goldschmiedekunst und die Bildhauerei
= I trattati dell’oreficeria e della scultura / Benvenuto Cellini. Auf der Grundlage der Ubers. von Ruth und Max Frohlich als Werkstattbuch kommentiert und hrsg. von
Erhard Brepohl
. 2005,
ISBN 3-412-24705-7
.
- Benvenuto Cellini:
Kunst und Kunsttheorie im 16. Jahrhundert
/ hrsg. von
Alessandro Nova
und Anna Schreurs / Bohlau, Koln u. a. 2003,
ISBN 3-412-11002-7
.
- Leben des Benvenuto Cellini, florentinischen Goldschmieds und Bildhauers / von ihm selbst geschrieben.
Ubers. und mit einem Anh. hrsg. von Johann Wolfgang Goethe. Mit einem Nachw. von Harald Keller. 1996,
ISBN 3-458-32225-6
.
- Leben des Benvenuto Cellini, von ihm selbst geschrieben.
Aus dem Italienischen ins Deutsche ubertragen von Heinrich Conrad, mit zweiunddreissig Bildern von Michael Mathias Prechtl. Frankfurt am Main und Wien: Buchergilde Gutenberg / 1994,
ISBN 3-7632-4000-4
.
- Susanna Barbaglia und
Charles Avery
:
L’opera completa del Cellini.
Rizzoli, Mailand 1981.
- John Pope-Hennessy:
Cellini.
Abbeville Press, New York 1985.
- Andreas Prater:
Cellinis Salzfass fur Franz I. Ein Tischgerat als Herrschaftszeichen.
Stuttgart 1988,
ISBN 3-515-05245-3
.
- Alessandro Nova
und Anna Schreurs (Hrsg.):
Benvenuto Cellini. Kunst und Kunsttheorie im 16. Jahrhundert.
Bohlau, Koln/Weimar/Wien 2003,
ISBN 3-412-11002-7
.
- Andreas Beyer:
Benvenuto Cellini: VITA/Mein Leben.
in Markus Krajewski/Harun Maye (Hg.): Bose Bucher. Inkoharente Texte von der Renaissance bis zur Gegenwart, Wagenbach Verlag, Berlin 2019, S. 29?38.
ISBN 978-3-8031-3678-7
.
- Uwe Neumahr:
Die exzentrische Lebensgeschichte des Kunstlers und Verbrechers Benvenuto Cellini.
wgb Theiss, Darmstadt 2021,
ISBN 978-3-8062-4147-1
.
- Andreas Beyer:
Kunstler, Leib und Eigensinn. Die vergessene Signatur des Lebens in der Kunst.
Wagenbach, Berlin 2022,
ISBN 978-3-8031-3719-7
.
- ↑
Joseph Victor von Scheffel:
Der Trompeter von Sakkingen
. 200. Auflage. Adolf Bonz & Comp., Stuttgart 1892,
S.
172
.
- ↑
Antono Cocchi (Hrsg.): Vita Di Benvenuto Cellini Orefice E Scultore Fiorentino, Da Lui Medesimo Scritta, Nella quale molte curiose particolarita si toccano appartenenti alle Arti ed all’Istoria del suo tempo, tratta da un’ottimo manoscritto. Colonia 1728
- ↑
Benvenuto Cellini: eine Geschichte des XVI. Jahrhunderts nach dem Italien’schen von J. W. von Gothe. Braunschweig: Bei I. Bauer, 1798.
- ↑
Straightwashing von Kunstlern - Die historische Forschung tut sich schwer mit Homosexualitat.
In:
srf.ch.
6. Marz 2022,
abgerufen am 21. April 2022
.