Dieser Artikel befasst sich mit der italienischen Großstadt. Fur weitere Bedeutungen von Turin siehe
Turin (Begriffsklarung)
.
Turin
|
|
|
|
Staat
|
Italien
|
Region
|
Piemont
|
Metropolitanstadt
|
Turin
(TO)
|
Koordinaten
|
45° 4′
N
,
7° 42′
O
45.066666666667
7.7
240
Koordinaten:
45° 4′ 0″
N
,
7° 42′ 0″
O
|
Hohe
|
240
m s.l.m.
|
Flache
|
130 km²
|
Einwohner
|
848.748
(31. Dez. 2022)
[1]
|
Postleitzahl
|
10100
|
Vorwahl
|
011
|
ISTAT-Nummer
|
001272
|
Bezeichnung der Bewohner
|
Torinesi
|
Schutzpatron
|
Johannes der Taufer
(
24. Juni
)
|
Website
|
www.comune.torino.it
|
Im Uhrzeigersinn von oben: Panorama von Turin, Borgo Medioevale,
Palazzo Madama
, Piazza San Carlo, Gran Madre und Monte dei Cappuccini am Fluss
Po
,
Mole Antonelliana
,
Koniglicher Palast
.
|
Turin
(
italienisch
Torino
,
lateinisch
Augusta Taurinorum
,
piemontesisch
Turin
) ist eine
Großstadt
im Nordwesten
Italiens
, Verwaltungssitz der
Metropolitanstadt Turin
und der Region
Piemont
.
Die Stadt zahlt 848.748 Einwohner im Stadtgebiet und ist somit die
viertgroßte italienische Stadt
(nach
Rom
,
Mailand
und
Neapel
), in der
Europaischen Union
steht sie an
20. Stelle
. Etwa 1,7 Millionen Einwohner leben in der
Agglomeration
(2006) und 2,2 Millionen in der
Metropolregion
.
Die Stadt gehort zu den wichtigsten Kultur-, Universitats-, und Wirtschaftszentren Italiens und ist fur ihr architektonisch vielfaltiges Stadtzentrum bekannt. Viele der offentlichen Platze, Schlosser, Garten und eleganten Palaste, wie der
Palazzo Madama
, wurden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert errichtet. Zudem wird das architektonische Erbe durch zahlreiche Gebaude im Stil des spater aufkommenden
Neoklassizismus
und des
Art Nouveau
bereichert. Ein Teil des historischen Barockzentrums von Turin wurde unter dem Namen
Residenzen des Konigshauses von Savoyen
im Jahr 1997 in die Liste des Weltkulturerbes der
UNESCO
aufgenommen. Daruber hinaus beherbergt die Stadt das
Museo Egizio
und die
Mole Antonelliana
, das architektonische Wahrzeichen der Stadt, in dem sich das nationale Kinomuseum befindet, die beide zu den wichtigsten Museen Italiens gehoren.
Die Stadt ist zudem historisch ein wichtiges politisches Zentrum Europas. Ab dem Jahr 1563 war sie die Hauptstadt des
Herzogtums Savoyen
, dann des
Konigreichs Sardinien
, das vom
Haus Savoyen
regiert wurde, und von 1861 bis 1865 die erste Hauptstadt des vereinigten Italiens, bevor der Regierungssitz spater zuerst nach
Florenz
(1865) und dann nach Rom (1871) verlegt wurde.
Turin liegt auf einer Hohe von etwa
240
m s.l.m.
und hat eine Flache von 130 Quadratkilometer. Von
Frankreich
im Westen und der
Schweiz
im Norden ist sie jeweils gut 100 Kilometer entfernt,
Mailand
liegt etwa 140 Kilometer nordostlich.
Die Ebene, in der Turin liegt, wird im Westen und Norden durch die
Alpen
und im Suden durch die Hugel des
Monferrato
begrenzt. Die
Dora Riparia
, der
Stura di Lanzo
und der
Sangone
munden bei Turin in den
Po
. Ein Großteil der Stadt liegt in der
Po-Ebene
westlich des Flusses, einige kleinere Viertel erstrecken sich auf Hugeln ostlich des Po, die eine Hohe von 750 m erreichen.
Panoramabild
von Turin, von der Mole Antonelliana aus gesehen
In der Stadt herrscht ein feuchtes,
warmgemaßigtes Klima
, das durch die Lage im Westen der Po-Ebene kontinental ausgepragt ist.
Turin, Piemont
|
Klimadiagramm
|
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschlage fur Turin, Piemont
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
|
|
Mittl. Tagesmax. (°C)
|
5,8
|
8,4
|
12,7
|
16,6
|
20,7
|
24,7
|
27,6
|
26,5
|
23,1
|
17,3
|
10,8
|
6,9
|
?
|
16,8
|
Mittl. Tagesmin. (°C)
|
?3,3
|
?1,1
|
2,1
|
5,6
|
9,9
|
13,8
|
16,3
|
15,7
|
12,6
|
7,2
|
1,8
|
?2,3
|
?
|
6,6
|
|
Niederschlag
(
mm
)
|
40,5
|
52,5
|
76,9
|
104,1
|
120,3
|
97,6
|
66,6
|
79,8
|
70,1
|
88,9
|
75,5
|
41,6
|
Σ
|
914,4
|
|
Sonnenstunden
(
h/d
)
|
3,6
|
4,2
|
5,1
|
6,0
|
6,3
|
7,3
|
8,4
|
7,2
|
5,6
|
4,6
|
3,5
|
3,5
|
?
|
5,4
|
|
Regentage
(
d
)
|
4,4
|
5,2
|
7,0
|
8,4
|
10,4
|
8,7
|
5,9
|
7,2
|
6,0
|
5,8
|
6,8
|
4,1
|
Σ
|
79,9
|
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
|
40,5
|
52,5
|
76,9
|
104,1
|
120,3
|
97,6
|
66,6
|
79,8
|
70,1
|
88,9
|
75,5
|
41,6
|
|
Jan
|
Feb
|
Mar
|
Apr
|
Mai
|
Jun
|
Jul
|
Aug
|
Sep
|
Okt
|
Nov
|
Dez
|
|
Der Name der Stadt stammt von
tau
ab, einem
keltischen
Wort, das ?Berge“ bedeutet.
Volksetymologisch
kann der italienische Name
Torino
als ?kleiner Bulle“ ubersetzt werden, weshalb auf dem Wappen der Stadt ein Bulle dargestellt wird. Die Gegend wurde in vorromischer Zeit vom keltisch-ligurischen Stamm der
Tauriner
besiedelt. Eine dieser Siedlungen wurde im Jahr 218 v. Chr. durch
Hannibal
bei dessen Marsch Richtung Alpen zerstort.
Im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung (wahrscheinlich im Jahr 28 v. Chr.) errichteten die Romer hier ein Militarlager
(Castra Taurinorum),
das spater dem Kaiser
Augustus
gewidmet wurde
(Augusta Taurinorum)
. Die typische romische Stadtstruktur mit rechtwinklig zueinander verlaufenden Straßen hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Das
Quartiere Romano
ist der alteste Stadtteil. In romischer Zeit zahlte Turin etwa 5.000 Einwohner, die alle innerhalb der hohen Stadtmauern lebten. Im Jahr 312 fand die
Schlacht von Turin
statt, bei denen die Truppen Kaiser
Konstantins des Großen
jene seines Kontrahenten
Maxentius
bezwangen.
Nach dem Fall des Romischen Reiches wurde die Stadt zuerst von den
Langobarden
, dann von den
Franken
erobert und wurde von Bischofen regiert. Ende des 13. Jahrhunderts nahmen die
Herzoge von Savoyen
die Stadt ein. Die Garten und Palaste entstanden im 15. Jahrhundert, als man die Stadt von Grund auf neu errichtete. 1404 wurde die
Universitat
gegrundet.
Emanuel Philibert
machte Turin im Jahr 1563 zur Hauptstadt des Herzogtums
Savoyen
. Ab 1564 wurde am sudostlichen Stadtrand die funfeckige
Zitadelle von Turin
errichtet, die jedoch 1857 im Zug der Stadterweiterung fast vollstandig abgetragen wurde.
1706 belagerten die Franzosen wahrend des
Spanischen Erbfolgekriegs
die Stadt 117 Tage, ohne sie jedoch einnehmen zu konnen (
Schlacht bei Turin
). Gemaß dem
Frieden von Utrecht
erhielt Savoyen das
Konigreich Sardinien
. Architekt
Filippo Juvarra
begann mit der erneuten Umgestaltung der Stadt, die damals rund 90.000 Einwohner zahlte. Nach der Verschmelzung der beiden Landesteile Savoyen und Piemont unter Konig
Karl Albert
wurde Turin 1847 Hauptstadt des Konigreiches.
Durch die
Vereinigung Italiens
im Jahr 1861 wurde Turin italienische Hauptstadt. Konig
Viktor Emanuel II.
regierte von hier aus, 14 verschiedene Schlosser zeugen von der herrschaftlichen Vergangenheit. Die Hauptstadtfunktion war jedoch ein Status, den die Stadt schon vier Jahre spater an
Florenz
weitergeben musste. Die Eroffnung des
Mont-Cenis-Eisenbahntunnels
im Jahr 1871 machte Turin zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt.
Den Verlust der Hauptstadtfunktion machte Turin mit einer raschen
Industrialisierung
wett, wobei die
Automobilindustrie
eine uberragende Bedeutung erlangte. 1899 erfolgte die Grundung von
Fiat
, 1906 jene von
Lancia
. Die
Internationale Ausstellung fur moderne dekorative Kunst
des Jahres 1902 gilt als Hohepunkt des
Jugendstils
. 1911 fand eine
Weltausstellung in Turin
statt, damals zahlte die Stadt bereits 430.000 Einwohner. Durch Luftangriffe im
Zweiten Weltkrieg
wurden in Turin 7,4 % der Gebaude zerstort und 30,4 % beschadigt.
[2]
Die Luftangriffe forderten in Turin 2069 Todesopfer.
[3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Industrie einen ungeahnten Aufschwung. Zehntausende von Arbeitern, vor allem aus Suditalien, zogen jahrlich nach Turin. Turin wurde 1960 eine Millionenstadt und erreichte 1975 mit 1,2 Millionen das Bevolkerungsmaximum.
[4]
Die industrielle Krise der 1980er Jahre traf Turin hart und die Bevolkerung ging wieder auf unter eine Million zuruck.
Das rechtwinklige Raster der romischen Stadtstruktur hat sich bis heute im zentralen Altstadtviertel
Quadrilatero Romano
erhalten. Deren Hauptachsen in Ost-West-Richtung
(
decumanus
)
entsprechen der heutigen Via Garibaldi und in Nord-Sud-Richtung
(
cardo
)
der Via S. Tommaso. Die
Porta Palatina
und die
Porta Decumana,
deren Reste im
Palazzo Madama
verbaut wurden, markieren den Verlauf der romischen Stadtmauer.
Bis zur Rangerhohung als Hauptstadt Savoyens war Turin noch mittelalterlich gepragt. Doch dann folgte im 17. Jahrhundert eine bis ins 18. Jahrhundert fortgesetzte Umgestaltung der Stadt, die ein Erscheinungsbild von in Europa fast einzigartiger Einheitlichkeit hervorbrachte. Die Neugestaltung war so durchgreifend, dass keine der 21 Pfarrkirchen bestehen oder unverandert blieb.
[5]
Neue Schneisen wurden durch die alte Bebauung geschlagen: Die wichtigste Achse, parallel zur romischen
cardo
entlang der heutigen
Via Roma
, zielte vom neuen Herrscherpalast an der gleichzeitig umgestalteten
Piazza del Castello
auf ein Schloss im Suden der Stadt, die diagonale
Via Po
hingegen negierte das Rechteckraster, um auf den Palast ausgerichtet zu sein, auch sie erschloss ein Stadterweiterungsareal innerhalb des neu errichteten
Bastionengurtels
. Von Bebauung freigehaltene Platze schufen eine Buhne fur furstliche Feierlichkeiten und Festzuge. Erscheinung und Struktur der Stadtplanung wurden so zu einer Inszenierung absolutistischer Herrschermacht.
[6]
Mehrere
Edikte
um 1640 verpflichteten den Adel, dem Grundstucke um die Piazza
San Carlo
uberlassen wurden, in kurzer Zeit ihre Palaste nach vorgegebenen Fassadenentwurfen zu realisieren.
Im Gegensatz zur franzosischen Baukunst hatten die Turiner Straßenfronten von einer
Cour d′honneur
abzusehen, sie bildeten eine geradlinig fortlaufende, aber in der Erdgeschossebene sich oft mit Arkaden zur Straße offnende Fassadenreihe. Erst dahinter beginnt die architektonische Freizugigkeit und die barocke Vielfalt der Raumanordnungen, wie dem ?charakteristischen Turiner
androne,
der meist als weitlaufiges, zentralisiertes Vestibul geformt ist, das ein Gefuhl festlicher Offenheit zwischen Eingang und
cortile
schafft“,
[7]
den Hofen, Treppenhausern und Innenraumen. Oft wurden die Hauser von verschiedenen Schichten der stadtischen Gesellschaft gemeinsam genutzt: Erdgeschoss und Hinterhof von Kaufleuten und Handwerkern, das
piano nobile
vom Adel, die Obergeschosse von der unteren Mittelschicht.
[8]
Kleinere Blockbebauungen des 18. Jahrhunderts erlauben auch Mietshauser mit ihren eigenen Strukturen. Die Erhebung zum Konigreich 1720 gab Anlass zu neuen Straßenzugen (
Via Garibaldi
und
Via Milano,
1736), reprasentativen Umgestaltungen (
Palazzo Madama
,
Piazza Castello
) und Neubauten im Stadtumfeld (Wallfahrtskirche
Superga
, 1731,
Schloss Stupinigi
, 1734). Die Hauptstadt des neuen gesamtitalienischen Konigreiches schuf sich mit dem
Bahnhof Porta Nuova
ein der beginnenden Industrialisierung angemessenes Entree in die Stadt.
Die neue Rolle als bedeutender Industriestandort (1899 Grundung von Fiat) fuhrte zu Stadterweiterungen mit vorherrschendem Mietwohnungsbau, wahrend sich am rechten Po-Ufer der Stadtteil
Crimea
(entstanden nach dem
Krimkrieg
1853?1856 und bis zum Jugendstil) mit prachtigen Villen schmuckte. Zwischen den Weltkriegen erneuerten
Mussolinis
Architekten im faschistischen Stil Teile der
Via Roma
um die
Piazza C. L. N.
herum und es entstanden die ersten Hochhauser (
Torre Littoria,
[9]
1934).
Nachdem durch Zuzug von Fabrikarbeitern aus dem
Mezzogiorno
in den 1960er Jahren die Wohnbevolkerung vorubergehend die Millionengrenze uberstiegen hatte, in der Rezession der 1980er Jahre aber erheblich zuruckging, legte sich Turin ein neues Image zu: Das 1982 geschlossene
Lingotto
baute
Renzo Piano
bis 1989 zu einem Messe- und Kongresszentrum um, die
Olympischen Winterspiele 2006
erforderten umfangreiche
neue Sportanlagen
auch in der Stadt, im Westen baute man ein neues Universitatsviertel, legte den
Bahnhof Torino Porta Susa
unter die Erde und im Nordwesten begrunte man die Industriebrachen, etwa mit dem
Parco Doria
.
Turin war vom 10. bis zum 14. Mai 2022 Austragungsort des
66. Eurovision Song Contest
. Ausgetragen wurde er im
Pala Alpitour
.
In Turin existiert seit dem 4. Jahrhundert ein katholisches Bistum, das 1515 zum Erzbistum erhoben wurde und heute Metropolitansitz der
Kirchenprovinz Turin
ist. 1578 ließ Herzog
Emanuel Philibert von Savoyen
das heilige
Grabtuch
nach Turin
uberfuhren
, als die Stadt neue Residenz des savoyischen Herrscherhauses wurde.
Außerdem ist die Stadt traditionell ein wichtiges Zentrum der judischen Gemeinschaften Italiens. Die große Synagoge der Stadt wurde im Jahr 1884 im maurischen Stil fertiggestellt.
Viele Turiner sprechen außer Italienisch das
Torinese,
einen Dialekt des
gallo-romanischen
Piemontesischen
.
Als Hauptstadt des Piemont ist Turin auch Sitz regionaler Institutionen. Der
Regionalrat
(Consiglio regionale)
beispielsweise tagt im zwischen 1663 und 1665 errichteten
Palazzo Lascaris
. Der regierende Regionalausschuss
(Giunta regionale)
hat seinen Sitz an der Piazza Castello.
[10]
Die Stadtverwaltung
(Giunta Comunale)
hat ihren Sitz im
Palazzo Civico
.
[11]
Bei der Burgermeisterwahl 2021 setzte sich Stefano Lo Russo (
PD
) mit knapp 60 Prozent gegen Paolo Damilano, den Kandidaten des rechten Parteienbundnisses um
Fratelli d’Italia
,
Lega Nord
und
Forza Italia
durch.
[12]
Die Amtsinhaberin Chiara Appendino hatte auf eine erneute Kandidatur verzichtet.
Turin ist ein bedeutendes industrielles Zentrum. Die Stadt ist insbesondere bekannt als Sitz des Autoherstellers
Fiat
, der 1899 hier gegrundet wurde. Ein weiterer beruhmter Fahrzeughersteller ist
Lancia
, 1906 gegrundet, 1969 von Fiat ubernommen und danach in den Konzern eingegliedert. Das
Lingotto
-Gebaude war einst die großte Autofabrik der Welt und wurde nach der Schließung 1982 zu einem Messe-, Kultur- und Einkaufszentrum umgewandelt. Andere in Turin gegrundete Unternehmen sind
Lavazza
,
Martini & Rossi
,
Kappa
,
Peyrano Pfatisch
und
Caffarel
. Ebenfalls bedeutend ist das Luft- und Raumfahrtunternehmen
Leonardo S.p.A.
Mit Beginn des 21. Jahrhunderts stieg die Bedeutung des
IT
-Wirtschaftszweiges in Turin. 2014 wurde die Stadt durch die UNESCO in das
Netzwerk kreativer Stadte
(Kategorie ?Design“) aufgenommen.
Turin ist (Stand 2011) die nach Mailand am zweithochsten verschuldete
Kommune Italiens
und die Kommune mit der hochsten Pro-Kopf-Verschuldung in Italien.
[13]
Turin ist mit den Autostrade
A4
(nach
Triest
),
A5
(zum
Mont Blanc
/ nach Frankreich),
A6
(nach
Savona
),
A21
(nach
Brescia
),
A32
(ins
Susatal
) und
A55
an das
italienische Autobahnnetz
angebunden.
Per
Eisenbahn
ist Turin an die
Schnellfahrstrecke Turin?Mailand
angeschlossen, die 2005 bis
Novara
eroffnet wurde. Damit konnten die Reisezeiten nach Mailand und zum Großflughafen
Mailand-Malpensa
verringert werden. Seit 2009 kann die komplette Strecke befahren werden, wodurch die Reisezeit nach Mailand von 90 auf 50 Minuten sank. Weitere Direktverbindungen existieren unter anderem nach
Rom
,
Genua
und
Neapel
. Auch eine Verbindung nach
Lyon
ist geplant. Die wichtigsten Bahnhofe in Turin sind
Porta Nuova
,
Porta Susa
und
Lingotto
.
Die drei Bahnhofe sind auch wichtige Stationen der ersten Linie der
U-Bahn Turin
. Das erste Teilstuck wurde am 4. Februar 2006 eroffnet. Die Turiner U-Bahn ist die erste fahrerlose U-Bahn Italiens. Der
offentliche Nahverkehr
wird durch ein gut ausgebautes Netz von
Straßenbahn-
und Buslinien bewaltigt. Etwa 15 Kilometer nordlich der Stadt, in der Gemeinde
Caselle Torinese
, liegt der internationale
Flughafen Torino-Caselle
. Von dort werden fast ausschließlich innereuropaische Fluge angeboten, unter anderem nach
Frankfurt am Main
,
London
und
Paris
.
[14]
Der
Servizio ferroviario metropolitano di Torino
dient als
S-Bahn
-ahnliches Eisenbahnsystem.
Turin besitzt außergewohnlich bedeutsame und architekturgeschichtlich wichtige Baudenkmaler, doch muss betont werden, dass die Hauptsehenswurdigkeit die in der Barockzeit geplante stadtebauliche Gesamtanlage des Stadtzentrums selbst ist, mit ihren 18 Kilometer langen Arkadengangen, dem rechtwinkligen Straßensystem und den stilistisch einheitlichen Stadtpalasten.
- Die Bedeutung des im Ubrigen eher schlichten
Turiner Doms
, gebaut in den Jahren 1491?1498, beruht auf dem hier aufbewahrten
Turiner Grabtuch
, einem Leinentuch, das das Abbild eines Mannes zeigt. Von Pilgern wird es verehrt als das Tuch, in das
Jesus
im Grab gewickelt war. Der Kuppelbau der Cappella della Sacra Sindone, in der es zu besonderen Gelegenheiten ausgestellt wird, gehort zusammen mit der vergleichbaren Wolbungskonstruktion in
San Lorenzo (Turin)
zu den außergewohnlichsten Schopfungen der Barockbaukunst.
- Der
Palazzo Madama
, ebenfalls Bestandteil dieser Welterbestatte, besteht aus einem alten Teil und einem barocken Anbau. Der alte Teil ist in der Romerzeit als Stadttor entstanden und im Mittelalter zu einer Festung
[15]
ausgebaut worden. Der neue Teil ist ein Werk des Barock-Meisters
Filippo Juvarra
. Dieser war auch Baumeister mehrerer Residenzschlosser der Herzoge von Savoyen, spater Konige von Sardinien-Piemont und schließlich von Italien.
- Der
Palazzo Carignano
(1685) ist ein Hauptwerk des Architekten
Guarino Guarini
. Mit seiner Erweiterung (1867 bis 1872) an der Piazza Carlo Alberto sollte der Bau dem neuen italienischen Parlament dienen, das jedoch vor Fertigstellung Turin verließ. Ebenfalls von Guarini stammt die Fassade der Kirche San Filippo Neri.
- In Turin lebte und wirkte im 19. Jahrhundert der Heilige
Johannes Bosco
(?Don Bosco“). Er gilt als der Schutzpatron der Jugend. Im Stadtteil
Valdocco
befindet sich die von ihm errichtete
Maria-Hilf-Basilika
, wo auch seine Reliquien aufbewahrt werden. Valdocco ist heute ein Pilgerzentrum fur Jugendliche aus aller Welt.
- Die
Piazza Vittorio Veneto
, ein 1830 angelegter großer Platz (39.960 Quadratmeter) in der Nahe des Po mit Blick auf die Hugel (Collina di Torino), die Chiesa della Gran Madre di Dio am anderen Ufer und die Villa della Regina.
- Eines der Wahrzeichen von Turin ist die
Mole Antonelliana
, errichtet von 1863 bis 1880 nach Planen von
Alessandro Antonelli
. Damals war sie als Synagoge geplant. Die Verlegung der italienischen Hauptstadt von Turin nach Florenz und die ausufernden Baukosten machten dem Plan jedoch ein Ende. Heute befindet sich darin das nationale Filmmuseum. Eine spektakulare Aufzugskonstruktion zieht einen glasernen Lift freischwebend an Fuhrungskabeln durch den Hauptraum unter der Kuppel hindurch zu der Aussichtsplattform. Spater wurde auf der Turmkuppel der Mole Antonelliana die Zahlenfolge der
Fibonacci-Zahlen
angebracht, welche in der Nacht rot aufleuchten.
- Das
Lingotto
-Gebaude, einstmals die fur FIAT errichtete großte Autofabrik der Welt, wurde nach Planen des Architekten
Renzo Piano
in ein Kongresszentrum, Einkaufszentrum, Konzerthalle und Hotel transformiert. In der funften Etage des Gebaudes befindet sich das Kunstmuseum
Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli
. Beruhmt ist der Bau fur die auf dem Dach angelegte ovale Teststrecke mit Steilkurven.
Museen:
- Das
Museo Egizio
in einem von Guarino erbauten Palazzo besitzt eine der international wichtigsten Sammlungen altagyptischer Artefakte. Es ist das zweitgroßte Museum der Welt (nach Kairo) mit allein agyptischer Kunst. Insgesamt steht die Sammlung hinsichtlich der Anzahl der Funde an neunter Stelle der großen Sammlungen agyptischer antiker Werke.
- Die
Galleria Sabauda
, ein bedeutendes Kunstmuseum, befindet sich neuerdings im
Palazzo Reale
. Schwerpunkt: Italienische und niederlandische Malerei des 15. bis 19. Jahrhunderts.
Umgebung:
- Die Wallfahrtskirche
Superga
auf dem gleichnamigen Hugel im Osten der Stadt in einer Hohe von 672 Metern wird von der
Superga-Zahnradbahn
angefahren.
Seit 2016 ist Turin in acht Verwaltungsbezirke
(Circoscrizione)
unterteilt. Diese gliedern sich wiederum in insgesamt 94 statistische Bezirke. Dies sind:
- Circoscrizione 1
(78.523 Einwohner (2011), 7,006 km², u. a. die historische Altstadt)
- Circoscrizione 2
(141.344 Einwohner (2011), 18,818 km², u. a. Mirafiori und Santa Rita)
- Circoscrizione 3
(130.709 Einwohner (2011), 8,623 km², u. a. Pozzo Strada und Borgo San Paolo)
- Circoscrizione 4
(98.787 Einwohner (2011), 9,183 km², u. a. San Donato und Parella)
- Circoscrizione 5
(126.666 Einwohner (2011), 15,583 km², u. a. Borgo Vittoria und Barriera di Lanzo)
- Circoscrizione 6
(107.369 Einwohner (2011), 25,206 km², u. a. Regio Parco, Barca, Bertolla und Villaretto)
- Circoscrizione 7
(89.448 Einwohner (2011), 22,582 km², u. a. Aurora, Vanchiglia und Madonna del Pilone)
- Circoscrizione 8
(134.028 Einwohner (2011), 23,165 km², u. a. San Salvario, Borgo Po, Lingotto und Filadelfia (mit dem olympischen Dorf))
[16]
Die Stadt ist Heimat der
Fußballklubs
Juventus Turin
und
FC Turin
, zweier der erfolgreichsten Vereine in der Geschichte des
italienischen Fußballs
. Juventus ist mit insgesamt 36 Meistertiteln italienischer Rekordmeister und wurde seit
2012
neunmal in Folge
italienischer Meister
. Seit 2011 spielt der Verein im rund 41.500 Zuschauer fassenden
Allianz Stadium
(bis 2017 Juventus Stadium) im Norden der Stadt, wahrend der siebenfache italienische Meister FC Turin seine Heimspiele im Olympiastadion austragt. In den Jahren
1934
und
1990
fanden in den Turiner Stadien
Stadio Municipale Benito Mussolini
(heute
Olympiastadion Turin
) bzw.
Stadio delle Alpi
Spiele der
Fußball-Weltmeisterschaften
statt.
Zwischen
1935
und
1955
fand im
Parco del Valentino
in Turin insgesamt siebenmal das international bedeutsame
Automobilrennen
Gran Premio del Valentino bzw. Gran Premio di Torino
statt. In die Siegerlisten trugen sich Großen wie
Tazio Nuvolari
,
Achille Varzi
oder
Alberto Ascari
ein.
1952
und 1955 war der Gran Premio ein
Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus
.
2006 war Turin Austragungsort der
XX. Olympischen Winterspiele
.
2007/08
und
2008/09
wurde in Turin das Final-8-Basketball-Turnier des
ULEB-
bzw.
EuroCups
ausgetragen. 2008 fand das Turnier im
Palavela
statt, 2009 diente das
Palasport Olimpico
als Veranstaltungsort.
2008
wurden außerdem die
Europameisterschaften
in der
Rhythmischen Sportgymnastik
im Palasport Olimpico ausgetragen.
2014 war das Turiner Juventus Stadium Austragungsort des Finalspiels der
UEFA Europa League
.
2021 erhielt Turin zusammen mit den weiteren Veranstaltungsorten
Bardonecchia
,
Sestriere
und
Pragelato
von Special Olympics International den Zuschlag fur die Austragung der
Special Olympics World Winter Games 2025
.
[17]
Bekannte Personlichkeiten der Stadt sind in der
Liste von Personlichkeiten der Stadt Turin
aufgefuhrt. Dazu zahlen verschiedene Herrscher aus dem
Hause Savoyen
sowie der Mathematiker
Joseph-Louis Lagrange
, der Fußballtrainer
Vittorio Pozzo
, der Pianist und Komponist
Ludovico Einaudi
, die Nobelpreistragerin
Rita Levi-Montalcini
und der Musikproduzent
Gigi D’Agostino
.
Turin unterhalt folgende
Stadtepartnerschaften
:
- Rumanien
Bac?u
,
Rumanien
- Frankreich
Bagneux
,
Frankreich
- Palastina Autonomiegebiete
Bethlehem
,
Palastinensische Autonomiegebiete
[18]
- Brasilien
Campo Grande
,
Brasilien
- Frankreich
Chambery
,
Frankreich
- Argentinien
Cordoba
,
Argentinien
- Vereinigte Staaten
Detroit
,
Vereinigte Staaten
- Luxemburg
Esch an der Alzette
,
Luxemburg
- Palastina Autonomiegebiete
Gaza
,
Palastinensische Autonomiegebiete
- Vereinigtes Konigreich
Glasgow
,
Vereinigtes Konigreich
- Israel
Haifa
,
Israel
- Deutschland
Koln
,
Deutschland
- Frankreich
Lille
,
Frankreich
- Belgien
Luttich
,
Belgien
- Japan
Nagoya
,
Japan
- Guatemala
Quetzaltenango
,
Guatemala
- Niederlande
Rotterdam
,
Niederlande
- China Volksrepublik
Shenyang
,
Volksrepublik China
- Albanien
Tirana
,
Albanien
- Russland
Wolgograd
,
Russland
- ↑
Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022.
ISTAT.
Abgerufen am 14. Mai 2023
(Bevolkerungsstatistiken des
Istituto Nazionale di Statistica
, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑
bombesullitalia.blogspot.com
- ↑
bombesullitalia.blogspot.com
- ↑
Stefano Molina, Fondazione Giovanni Agnelli, Popolazione torinese. Ieri, oggi, domani;
PDF
(
Memento
des
Originals
vom 4. Marz 2016 im
Internet Archive
)
Info:
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.fga.it
- ↑
Heinz Schomann:
Piemont ? Ligurien ? Aosta-Tal. Kunstdenkmaler und Museen
. Hrsg.: Manfred Wundram (=
Reclams Kunstfuhrer Italien
. I,2). Philipp Reclam jun., Stuttgart 1982,
S.
427
.
- ↑
Vera Comoli:
Turin. Die Erfindung einer barocken Hauptstadt des Absolutismus.
In:
Planstadte der Neuzeit
. Begleitpublikation zur Ausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, 1990, S. 133?142.
- ↑
Christian Norberg-Schulz:
Spatbarock und Rokoko,
DVA: Stuttgart, 1980, S. 130.
- ↑
Heinz Schomann:
Piemont ? Ligurien ? Aosta-Tal. Kunstdenkmaler und Museen
. Hrsg.: Manfred Wundram (=
Reclams Kunstfuhrer Italien
. I,2). Philipp Reclam jun., Stuttgart 1982,
S.
427
.
- ↑
Dazu ausfuhrlich in der italienischen Wikipedia:
it:Torre Littoria (Torino)
- ↑
Vorstellung der Giunta regionale
auf der offiziellen Seite der Region Piemont
- ↑
Vorstellung der Stadtverwaltung
auf der Seite der Stadt Turin
- ↑
Wahlergebnisse auf der Website des Innenministeriums.
Ehemals im
Original
(nicht mehr online verfugbar)
;
abgerufen am 20. Oktober 2021
(italienisch).
@1
@2
Vorlage:Toter Link/elezioni.interno.gov.it
(
Seite nicht mehr abrufbar
.
Suche in Webarchiven
)
- ↑
Schulden-Ranking der italienischen Gemeinden
(archiviert im
Internet Archive
)
- ↑
Informationen
auf der Website des Flughafens Turin
- ↑
Historische Ansicht der Festung als
Digitalisat
- ↑
Die Circoscrizione
auf der Website der Stadt Turin (italienisch), abgerufen am 13. Oktober 2017.
- ↑
Redazione Agenzia Nova:
The 2025 Winter Special Olympics assigned to Turin.
In:
Agenzia Nova.
16. Juli 2021,
abgerufen am 2. August 2023
(englisch).
- ↑
Bethlehem Twinning cities (englisch)