Latein
(lingua Latina)
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Sprecher
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Nur noch als Zweitsprache
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Linguistische
Klassifikation
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Offizieller Status
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Amtssprache in
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Vatikanstadt
Vatikanstadt
und
Heiliger Stuhl
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Sprachcodes
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ISO 639
-1
|
la
|
ISO 639
-2
|
lat
|
ISO 639
-3
|
lat
|
Die
lateinische Sprache
(lateinisch
lingua Latina
), kurz
Latein
oder
Lateinisch
, ist eine
indogermanische
Sprache, die ursprunglich von den
Latinern
, den Bewohnern von
Latium
mit
Rom
als Zentrum, gesprochen wurde. Die fruhesten Zeugnisse reichen bis ins 7. oder 6. vorchristliche Jahrhundert zuruck (
Fruhlatein
), ab dem 3. vorchristlichen Jahrhundert liegen langere Texte vor (
Altlatein
), ihre volle Ausformung in der Gestalt des heute vor allem bekannten und gelehrten
klassischen Lateins
erreichte die (Schrift-)Sprache im ersten vorchristlichen Jahrhundert.
Latein war
Amtssprache
des
Romischen Reichs
und wurde so zur dominierenden
Verkehrssprache
im westlichen
Mittelmeerraum
. Wahrend sich aus der gesprochenen Umgangssprache, dem sogenannten
Vulgarlatein
, im
Fruhmittelalter
die
romanischen Sprachen
entwickelten, blieb das Latein der
romischen Schriftsteller
auch als
tote Sprache
bis in die Neuzeit die fuhrende Sprache der Literatur, Wissenschaft, Politik und Kirche. Gelehrte wie
Thomas von Aquin
,
Petrarca
,
Erasmus
,
Kopernikus
,
Descartes
oder
Newton
haben Werke auf Latein verfasst. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Vorlesungen an den Universitaten in ganz Europa auf Latein gehalten;
Dissertationen
wurden, teils bis ins fruhe 20. Jahrhundert, meist auf Latein verfasst. In Polen, Ungarn und im
Heiligen Romischen Reich
war Latein bis dahin Amtssprache. In Tausenden von Lehn- und Fremdwortern sowie Redewendungen ist Latein heute auch in nichtromanischen Sprachen wie
Deutsch
oder
Englisch
prasent. Bei der Bildung neuer Fachbegriffe wird immer wieder auf Latein zuruckgegriffen.
Wegen seiner enormen Bedeutung fur die sprachliche und kulturelle Entwicklung
Europas
wird Latein vor allem in Deutschland,
[1]
Osterreich und der Schweiz an vielen Schulen und Universitaten gelehrt. Fur manche Studiengange werden Lateinkenntnisse oder das
Latinum
verlangt. Ahnlich stellt sich die Situation im Vereinigten Konigreich dar, wo Latein bereits in der
Primarstufe
unterrichtet wird.
Sprachwissenschaftliche Einordnung
Latein gehort zum
italischen Hauptzweig
der
indogermanischen Sprachen
, von dem sich außerhalb des Lateinischen nennenswerte Spuren nur noch in Gestalt des
Oskischen
und des
Umbrischen
erhalten haben. Der Wortschatz legt eine Nahe des Italischen zu den
keltischen Sprachen
nahe, es ist jedoch nicht gesichert, ob dies eine nahere genetische Verwandtschaft bedeutet oder einen vorgeschichtlichen Sprachkontakt.
Latein ist, wie Altgriechisch, Sanskrit und andere alte
indogermanische Sprachen
eine typische
flektierende Sprache
mit
synthetischem Sprachbau
.
Regiolekte und Soziolekte
Obgleich die Quellen zu dieser Thematik sparlich sind, ist davon auszugehen, dass das Lateinische ebenso wie andere Sprachen in
Regiolekte
(geographische Gliederung) und
Soziolekte
(Gliederung nach sozialen Schichten) gegliedert war. Dieser Umstand wird von der
Altphilologie
, die sich hauptsachlich mit der Sprache der sogenannten
Goldenen
und Silbernen Latinitat beschaftigt, meist gar nicht oder nur am Rande wahrgenommen. Fur eine reiche regiolektale Gliederung des Lateinischen spricht etwa der Umstand der Ausdifferenzierung in die einzelnen romanischen Sprachen (neben dem Einfluss von
Substratsprachen
) sowie die reiche dialektale Gliederung
innerhalb
der einzelnen romanischen Sprachen mit teilweise wechselseitig nur schwer verstandlichen Dialekten.
Im Hinblick auf die soziale Ausdifferenzierung des Lateinischen ist insbesondere der Gegensatz zwischen der gesprochenen Sprache (der ?unteren“ Schichten) einerseits und der uns in den klassischen Texten uberlieferten Schriftsprache andererseits hervorzuheben. Letztere durfte in dieser oder einer ganz ahnlichen Form auch die Umgangssprache der gebildeten Stande gewesen sein. Diese ?Hochsprache“ hat sich etwa seit dem dritten vorchristlichen Jahrhundert herausgebildet und wurde im letzten vorchristlichen Jahrhundert von Mannern wie
Marcus Tullius Cicero
in ihre endgultige Form gebracht (?Schulbuchlatein“). Es ist davon auszugehen, dass bereits zu Ciceros Zeit die Hochsprache ganz erheblich vom ?Latein der Straße“ abwich. Da die gebildeten Stande im alten Rom kein Interesse an der Umgangssprache der unteren Schichten hatten, sind die diesbezuglich uberlieferten Informationen sehr sparlich. Eine wichtige Quelle stellen insoweit beispielsweise die durch den
Vulkanausbruch von Pompeji
im Jahr 79 erhaltenen Graffiti dar, in welchen sich (je nach Bildungsgrad der Schreiber) teilweise eine Sprachform manifestiert, die in vielem bereits Zuge der romanischen Sprachen vorwegnimmt (z. B.
Kasussynkretismus
im Akkusativ mit Verlust des auslautenden
-m
). Das von Gebildeten wie Cicero,
Caesar
usw. geschriebene (und gesprochene?) Latein ist daher insgesamt eher als
Kunstsprache
anzusehen. Dies gilt allerdings mehr oder minder fur alle Schrift- bzw. Hochsprachen.
Im Folgenden wird, soweit nichts anders gesagt ist, nur auf den
Lautstand
und die
Grammatik
der klassischen lateinischen Sprache eingegangen.
Schrift
Ebenso wie viele andere Kulturguter wurde das lateinische Alphabet aus Griechenland entlehnt, und zwar uber das
altitalische Alphabet
der
Etrusker
. In klassischer Zeit bestand das lateinische Alphabet aus den folgenden 23 Zeichen:
A B C D E F G H I K L M N O P Q R S T V X Y Z
Minuskeln
waren in klassischer Zeit unbekannt, d. h., es wurde nur mit den hier angefuhrten
Majuskeln
geschrieben.
I
und
V
standen gleichzeitig fur die Vokale
i
,
u
und die Konsonanten
j
,
v
. Das Wort
iuventus
(Jugend) wurde folglich IVVENTVS geschrieben. Die Buchstaben
K
,
Y
und
Z
wurden hauptsachlich in griechischen Fremdwortern bzw. Eigennamen verwendet.
Geschrieben wurde, neben Steininschriften, auf Holz- und
Wachstafeln
(
tabula cerata
),
Pergament
oder
Papyrus
. Fur den Schreibvorgang auf den Wachstafeln dienten Griffel
(
stilus
)
. Auf Papyrus wurde mit schwarzer und roter
Tinte
geschrieben. Die schwarze Tinte bestand aus
Ruß
und einer
Losung
von
Gummi arabicum
, die rote Tinte wurde auf
Ocker
-Basis (
Rotel
) hergestellt. Als
Schreibgerat
diente ein
Pinsel
aus
Binsen
, in griechisch-romischer Zeit ein Schreibrohr, griechisch κ?λαμο? (kalamos), lateinisch calamus. Schriftwerke großeren Umfangs wurden in klassischer Zeit auf
Schriftrollen
und
Kodizes
niedergeschrieben und durch Abschreiben vervielfaltigt.
Die erste bekannte
stenografische
Schrift wurde von
Marcus Tullius Ciceros
Haussklaven und Privatsekretar
Marcus Tullius Tiro
erfunden.
Lautstand und Akzent
Der Lautbestand des Lateinischen ist relativ uberschaubar und auf ?gangige“ Konsonanten und Vokale beschrankt, wie sie so oder so ahnlich in sehr vielen Sprachen vorkommen. Die historisch ?korrekte“
Aussprache
(soweit rekonstruierbar) bereitet deutschen Muttersprachlern keine großeren Probleme. Von den romanischen Sprachen hat das Italienische den Lautbestand des Lateinischen am besten bewahrt.
Konsonanten
Die folgende Tabelle zeigt den
Konsonantenbestand
des Lateinischen:
Die stimmhaften Plosive
b
,
d
und
g
wurden wohl wie im Deutschen ausgesprochen. Die stimmlosen Varianten waren anders als im Deutschen nicht
aspiriert
(behaucht). Eine
Palatalisierung
des
[
k
]
(Buchstabe ?C?) vor hellen Vokalen fand wohl erst in nachklassischer Zeit statt, wobei nicht auszuschließen ist, dass in bestimmten
Regio-
oder
Soziolekten
bereits vor der Zeitenwende eine Palatalisierung anzutreffen war. Der ?qu? geschriebene plosive
Labiovelar
[
k?
]
ahnelt dem deutschen ?qu?, allerdings ist der Bestandteil ?u?
bilabial
, nicht wie im Deutschen
labiodental
. Das ?R? war das Zungenspitzen-
r
, das wie heute noch im Italienischen gerollt wurde. Das ?L? wurde je nach Position entweder wie der deutsche Laut
[
l
]
oder wie auslautendes englisches
[
?
]
artikuliert. Anlautendes
h
durfte bereits in klassischer Zeit bestenfalls noch von den Angehorigen gebildeter Stande artikuliert worden sein. Auslautendes
m
durfte ebenfalls bereits in klassischer Zeit nur noch schwach artikuliert worden sein, moglicherweise bei gleichzeitiger Nasalierung des vorangehenden Vokals. Der als ?V? geschriebene Laut ist ein bilabiales
[
w
]
wie im Englischen.
Vokale und Diphthonge
Das Lateinische kennt, hierin vielen anderen Sprachen ahnlich, die funf
Vokale
a
,
i
,
u
,
e
und
o
. Alle funf Vokale konnen kurz oder lang sein. Die folgende Tabelle gibt einen Uberblick uber die genaue Aussprache:
An
Diphthongen
kennt das Lateinische
au
,
ai
(geschrieben als
ae
),
oi
(geschrieben als
oe
) sowie die selteneren
ei
,
ui
und
eu
.
Anders als im Deutschen wurde vor anlautendem Vokal wohl kein
Glottisverschluss
artikuliert.
Silbenstruktur
Das Lateinische kennt offene (vokalischer Auslaut) und geschlossene (konsonantischer Auslaut)
Silben
. Im Anlaut sind maximal drei Konsonanten (K) erlaubt, wobei bei drei Konsonanten der dritte ein
Resonant
(R) sein muss. Im Silbenauslaut sind maximal zwei Konsonanten erlaubt, von denen ebenfalls einer ein Resonant sein muss. Der silbentragende Vokal (V) kann von einem Halbvokal (H) gefolgt werden (Diphthong). Als Silbentrager kommen nur Vokale in Betracht, nicht jedoch Resonanten oder gar Konsonanten (wie etwa in dem tschechischen Wort
vlk
?Wolf‘ oder der deutschen Interjektion
pst!
). Damit ergibt sich folgende Silbenstruktur: (K)(K)(R)V(H)(R)(K).
Beispiele:
- KV:
t?
?du‘
- VK:
os
?Knochen‘
- KVK:
s?s
?Sau‘
- KKV(K):
sp?
Ablativ Sg. ~
sp?s
Nom. Sg. ?Hoffnung‘
- -VRK:
amant
?sie lieben‘
- KKRV-:
str?ga
?Hexe‘
Die Silbenstruktur des Lateinischen ist damit deutlich weniger komplex als jene des Deutschen, so dass im Lateinischen (auch wegen des geringen Lautbestands) wesentlich weniger ?erlaubte“ Silben existieren als im Deutschen. Das
Italienische
hat die Silbenstruktur des Lateinischen noch recht gut bewahrt.
Akzent
Der
Wortakzent
liegt im klassischen Latein bei mehrsilbigen Wortern meist auf der vorletzten oder drittletzten Silbe. Die Entscheidung, welche Silbe bei mehrsilbigen Wortern zu betonen ist, hangt allein von der vorletzten Silbe ab (
Panultimaregel
).
Bis heute ungeklart und Gegenstand der Diskussion ist die Frage, welcher Natur der lateinische Akzent war. Manche Wissenschaftler gehen von einem dynamischen Akzent bzw. Druckakzent wie etwa im Deutschen aus, bei dem die betonte Silbe lauter artikuliert wird. Fur diese Theorie sprechen die vielen
Vokalschwachungen
in lateinischen Wortern, die fur unbetonte Silben in Sprachen mit Druckakzent typisch sind, z. B.
facere
(tun) und das hiervon abgeleitete
deficere
(abnehmen, verlassen, sterben) mit der Schwachung des Stammvokals von
a
zu
i
. Auch dass alle romanischen Sprachen einen dynamischen Akzent aufweisen, spricht fur diese Theorie.
Andere Wissenschaftler nehmen fur das Lateinische einen musikalischen bzw. melodischen Akzent an, bei dem statt der Lautstarke die Tonhohe des Vokals verandert wird. Ein starkes Argument fur diese Theorie ist darin zu sehen, dass die von den Romern aus Griechenland ?importierte“ quantitierende
Metrik
fur Sprachen mit dynamischem Akzent unbrauchbar ist und folglich einen melodischen Akzent voraussetzt.
Grammatik
Morphologie
Verben
Lateinische
Verben
konnen nach folgenden Kategorien konjugiert werden:
Das Lateinische unterscheidet vier
Konjugationsklassen
:
- 1. Konjugation oder ?-Konjugation
- 2. Konjugation oder ?-Konjugation
- 3. Konjugation, bestehend aus der konsonantischen Konjugation und der gemischten Konjugation (?-Konjugation)
- 4. Konjugation oder ?-Konjugation
Jedes regelmaßige Verb wird einer dieser vier Klassen zugeordnet.
Lateinische Verben werden in allen Aktivformen sowie im Prasens, Imperfekt und Futur Passiv (also den Formen des Prasensstamms)
synthetisch
, d. h. ohne Hilfsverben und nur mittels grammatischer Bildungsmorpheme, gebildet. Nur im Passiv des Perfekts, Plusquamperfekts und Perfekts Futur erfolgt wie im Deutschen eine
analytische
Bildung mittels des Partizips Perfekt und des Hilfsverbs
esse
(sein). Hier zeigt sich also abweichend vom allgemeinen synthetischen Charakter des Lateinischen (s. u.) eine analytische Tendenz. Anders als im Deutschen wird niemals das Hilfsverb ?haben“ (
habere
) verwendet.
Lateinische Verben bestehen aus einem Verbstamm (Prasens- oder Perfektstamm), gegebenenfalls versehen mit einem
Verbalprafix
, einem Tempus- und Moduszeichen, das Zeitform und Modus anzeigt und das an den stammauslautenden Vokal antritt oder diesen ersetzt, sowie ? außer im Infinitiv ? einer
Personalendung
, die gleichzeitig Person, Numerus und Diathese anzeigt.
Die folgende Tabelle zeigt den Aufbau lateinischer Verben anhand einiger ausgewahlter Formen des Verbs
am?re
(?lieben“).
|
|
Bedeutung
|
Stamm
|
Tempus-/Moduszeichen
|
Person, Numerus, Diathese
|
Prasens-
stamm
|
1. Person Singular Prasens Indikativ Aktiv
|
ich liebe
|
am?-
|
?
|
-? (-?- + -? zu ?)
|
2. Person Singular Prasens Konjunktiv Aktiv
|
du mogest lieben
|
am(?)-
|
-e-
|
-s
|
2. Person Plural Imperfekt Konjunktiv Aktiv
|
ihr liebtet
|
am?-
|
-r?-
|
-tis
|
1. Person Plural Futur Indikativ Passiv
|
wir werden geliebt werden
|
am?-
|
-bi-
|
-mur
|
Perfekt-
stamm
|
1. Person Singular Perfekt Indikativ Aktiv
|
ich habe geliebt / ich liebte
|
am?v-
|
?
|
-?
|
2. Person Singular Perfekt Konjunktiv Aktiv
|
du habest geliebt
|
am?v-
|
-eri-
|
-s
|
3. Person Plural Plusquamperfekt Indikativ Aktiv
|
sie hatten geliebt
|
am?v-
|
-era-
|
-nt
|
Aus der Tabelle ist zu ersehen, dass die mittlere Position zwischen Stamm und Personalendung vom Tempus- und Modus
morphem
eingenommen wird, wahrend die letzte Position jeweils dem
Suffix
vorbehalten ist, das gleichzeitig Person, Anzahl und Diathese anzeigt. Im Prasens und Perfekt Indikativ ist das Tempuszeichen ein
Nullmorphem
(die Position ist also nicht besetzt). Bei einigen Futur- und Konjunktivformen wird der
Stammvokal
je nach Deklinationsklasse durch einen anderen Vokal ersetzt.
Substantive
Am
Substantiv
werden die folgenden grammatischen Kategorien unterschieden:
- Genus
(grammatisches Geschlecht): Maskulinum, Femininum, Neutrum
- Numerus
(Anzahl): Singular, Plural
- Kasus
(Fall): Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Ablativ, Lokativ
Die Funktionen der ersten vier oben genannten Kasus entsprechen grob den Funktionen, welche diese auch im Deutschen aufweisen: der
Nominativ
ist der Fall des grammatischen Subjekts, der
Genitiv
zeigt Besitzverhaltnisse und Ahnliches an, der
Dativ
ist der Fall des indirekten und der
Akkusativ
der Fall des direkten Objekts.
Im lateinischen
Ablativ
sind durch Kasussynkretismus mehrere altere Kasus zusammengefallen: Ablativ, Instrumental, Lokativ. Entsprechend vielfaltig sind die Funktionen, die der Ablativ im Lateinischen erfullt. Der ursprungliche Ablativ bezeichnet eine Bewegung im Raum oder in der Zeit weg von dem entsprechenden Substantiv, z. B.:
a R?m?
(?von Rom [weg]“),
ab urbe condit?
(?seit der Grundung der Stadt [Rom]“). Der Ablativ als Instrumental bezeichnet den Gebrauch eines Gegenstands, z. B.:
gladi? pugn?re
(?mit dem Schwert kampfen“). Der Ablativ als Lokativ bezeichnet einen Ort im Raum oder in der Zeit, z. B.:
e? loc?
(?an diesem Ort“),
e? tempore
(?zu dieser Zeit“).
Der Vokativ, der sich heute beispielsweise auch noch in der tschechischen Sprache findet, ist der Anredefall. Dieser wird (unter anderem) im Singular der zweiten Deklination (O-Deklination) vom Nominativ unterschieden und wird in ?modernen“ Schulgrammatiken in der Regel nicht bzw. nur fur die zweite Deklination separat aufgefuhrt. Im Singular der zweiten Deklination wird der Stammauslaut
u
(bzw. in einer alteren Sprachstufe:
o
) durch ein
e
ersetzt. Der beruhmte angebliche letzte Satz
Gaius Iulius Caesars
, ?Auch du mein Sohn, Brutus“, lautet auf Latein:
et tu, mi f?li Br?te
, wobei sowohl ?Brutus“ als auch ?meus filius“ im Vokativ stehen.
Der reine
Lokativ
ist nur noch rudimentar erhalten und wird ebenso wie der
Vokativ
in Schulgrammatiken in der Regel nicht separat aufgefuhrt. Neben zu Adverbien erstarrten alten Lokativen wie
dom?
(zu Hause),
hum?
(auf dem Boden) tritt der Lokativ noch bei Ortsnamen zutage, z. B.:
Romae
(in Rom).
Das Lateinische kennt funf
Deklinationsklassen
:
Deklination
|
1. Deklination
|
2. Deklination
|
3. Deklination
|
4. Deklination
|
5. Deklination
|
Stamm
|
a-Deklination
|
o-Deklination
|
Konsonantische
Deklination
|
Mischdeklination
|
i-Deklination
|
u-Deklination
|
e-Deklination
|
Beispiel
|
domina, -ae f.
die Herrin
|
dominus, -i m.
der Herr
|
ager, -i m.
der Acker
|
templum, -i n.
der Tempel
|
corpus, -oris n.
der Korper
|
navis, -is f.
das Schiff
|
turris, -is f.
der Turm
|
portus, -us m.
der Hafen
|
res, rei f.
die Sache
|
Singular
|
Nominativ
|
domin
a
|
domin
us
|
ager
|
templ
um
|
corpus
|
n?v
is
|
turr
is
|
port
us
|
r
es
|
Genitiv
|
domin
ae
|
domin
?
|
agr
?
|
templ
?
|
corpor
is
|
n?v
is
|
turr
is
|
port
?s
|
r
ei
|
Dativ
|
domin
ae
|
domin
?
|
agr
?
|
templ
?
|
corpor
?
|
n?v
?
|
turr
?
|
port
ui
|
r
e?
|
Akkusativ
|
domin
am
|
domin
um
|
agr
um
|
templ
um
|
corpus
|
n?v
em
|
turr
im
|
port
um
|
r
em
|
Vokativ
|
domin
a
|
domin
e
|
ager
|
templ
um
|
corpus
|
n?v
is
|
turr
is
|
port
us
|
r
es
|
Ablativ
|
domin
?
|
domin
?
|
agr
?
|
templ
?
|
corpor
e
|
n?v
e
|
turr
?
|
port
?
|
r
?
|
Lokativ
|
Rom
ae
|
Corinth
?
|
?
|
?
|
r?r
?
(
auf dem Lande
)
|
?
|
mar
?
(
zu Meer
)
|
dom
?
(
zu Hause
)
|
?
|
Plural
|
Nominativ
|
domin
ae
|
domin
?
|
agr
?
|
templ
a
|
corpor
a
|
n?v
?s
|
turr
?s
|
port
?s
|
r
?s
|
Genitiv
|
domin
?rum
|
domin
?rum
|
agr
?rum
|
templ
?rum
|
corpor
um
|
n?v
ium
|
turr
ium
|
port
uum
|
r
?rum
|
Dativ
|
domin
?s
|
domin
?s
|
agr
?s
|
templ
?s
|
corpor
ibus
|
n?v
ibus
|
turr
ibus
|
port
i
bus
|
r
?bus
|
Akkusativ
|
domin
?s
|
domin
?s
|
agr
?s
|
templ
a
|
corpor
a
|
n?v
?s
|
turr
?s
|
port
?s
|
r
?s
|
Vokativ
|
domin
ae
|
domin
?
|
agr
?
|
templ
a
|
corpor
a
|
n?v
?s
|
turr
?s
|
port
?s
|
r
?s
|
Ablativ
|
domin
?s
|
domin
?s
|
agr
?s
|
templ
?s
|
corpor
ibus
|
n?v
ibus
|
turr
ibus
|
port
i
bus
|
r
?bus
|
Lokativ
|
Athen
?s
|
Pompei
?s
|
?
|
?
|
?
|
?
|
?
|
?
|
?
|
Adjektive
Ebenso wie die Substantive zahlen auch die
Adjektive
im Lateinischen zu den deklinierbaren Wortern. Ein großer Teil der Adjektive wird nach der ersten und zweiten Deklination gebeugt, wie sie weiter oben bereits fur Substantive vorgestellt wurde:
- bonus, bona, bonum
(gut)
- sacer, sacra, sacrum
(heilig)
- miser, misera, miserum
(elend)
Die obliquen Kasus entsprechen ebenfalls den weiter oben gezeigten Formen der ersten und zweiten
Deklination
.
Daneben kennt das Lateinische auch viele Adjektive der dritten Deklination. Diese werden in der Regel wie I-Stamme
gebeugt
, wobei sie meist ein
-em
statt, wie bei den entsprechenden Substantiven, ein
-im
im Akkusativ Singular zeigen.
- atrox
(alle Genera) (grausam)
- agilis
(m./f.),
agile
(n.) (beweglich, schnell)
- celer
(m.),
celeris
(f.),
celere
(n.) (schnell)
Adjektive der vierten und funften Deklination existieren nicht.
Ebenso wie im Deutschen werden der
Komparativ
und der
Superlativ
durch Suffigierung gebildet. Das Komparativ-Suffix lautet fur Maskulina und Feminina
-ior
und fur Neutra
-ius
, das Superlativ-Suffix lautet
-issimus, -a, -um
(m./f./n.). Bei Adjektiven mit dem Stammauslaut
-r
erfolgt eine Assimilation des Suffixes zu
-rimus
.
- benignus, benignior/benignius, benignissimus
(freundlich, freundlicher, am freundlichsten)
- pulcher, pulchrior/pluchrius, pulcherrimus
(schon, schoner, am schonsten)
Ebenso wie im Deutschen weisen einige Adjektive unregelmaßige
Steigerungsformen
auf, z. B.:
- bonus, melior/melius, optimus
(gut, besser, am besten)
- malus, peior/peius, pessimus
(schlecht, schlechter, am schlechtesten)
- magnus, maior/maius, maximus
(groß, großer, am großten)
Pronomina
Pronomina sind deklinierbare Worter (Nomina), die ?an Stelle von Nomina“ (
pr? nomine
) stehen. Das Lateinische unterscheidet folgende Arten von Pronomina:
Personalpronomen
,
Possessivpronomen
,
Reflexivpronomen
,
Relativpronomen
,
Demonstrativpronomen
,
Interrogativpronomen
,
Indefinitpronomen
.
Zahlworter
Die folgende Tabelle zeigt die Grundzahlworter von 1 bis 20 und dann in Zehnern und Hundertern bis 1.000. Die
Zahlen
1 bis 3, die Hunderter (außer
centum
) sowie der Plural des Wortes (
mille
) fur 1.000 sind deklinierbar.
1
|
I
|
?nus, -a, -um
|
11
|
XI
|
?ndecim
|
21
|
XXI
|
?nus et vigint?
|
101
|
CI
|
centum et ?nus
|
2
|
II
|
duo, -ae, -o
|
12
|
XII
|
duodecim
|
22
|
XXII
|
duo et vigint?
|
200
|
CC
|
ducent?, -ae, -a
|
3
|
III
|
tr?s, tres, tria
|
13
|
XIII
|
tredecim
|
30
|
XXX
|
triginta
|
300
|
CCC
|
trecent?, -ae, -a
|
4
|
IV
|
quattuor
|
14
|
XIV
|
quattuordecim
|
40
|
XL
|
quadraginta
|
400
|
CD
|
quadringent?, -ae, -a
|
5
|
V
|
qu?nque
|
15
|
XV
|
qu?ndecim
|
50
|
L
|
qu?nquaginta
|
500
|
D
|
qu?ngent?, -ae, -a
|
6
|
VI
|
sex
|
16
|
XVI
|
sedecim
|
60
|
LX
|
sexaginta
|
600
|
DC
|
sescent?, -ae, -a
|
7
|
VII
|
septem
|
17
|
XVII
|
septendecim
|
70
|
LXX
|
septuaginta
|
700
|
DCC
|
septingent?, -ae, -a
|
8
|
VIII
|
oct?
|
18
|
XVIII
|
duodevigint?
|
80
|
LXXX
|
octaginta
|
800
|
DCCC
|
octingent?, -ae, -a
|
9
|
IX
|
novem
|
19
|
XIX
|
undevigint?
|
90
|
XC
|
n?n?gint?
|
900
|
CM
|
nongent?, -ae, -a
|
10
|
X
|
decem
|
20
|
XX
|
vigint?
|
100
|
C
|
centum
|
1000
|
M
|
mille
|
- Ordnungszahlworter (
Ordinalia
; erster, zweiter …):
pr?mus, secundus, tertius, quartus, qu?ntus, sextus, septimus, octavus, n?nus, decimus …
- Wiederholungszahlworter (
Iterativa
; einmal, zweimal …):
semel, bis, ter, quater, qu?nqui?(n)s, sexie(n)s, septi?(n)s, octi?(n)s, n?ni?(n)s, deci?(n)s …
Die Wiederholungszahlworter sind als
Adverbien
nicht flektierbar.
Syntax
Der
Satzbau
des Lateinischen ist in vieler Hinsicht frei, da man die einzelnen Satzglieder haufig anhand ihrer Endungen eindeutig zuordnen kann. Besonders in Dichtung und Literatur werden die wenigen, kaum verbindlichen Regeln eher bedeutungslos. Wie in den meisten romanischen Sprachen kann ein Personalpronomen als Subjekt weggelassen werden (B.:
venimus
?wir kommen‘, dagegen
n?s
venimus
?
wir
kommen‘ (betont)). Ebenso entfallen haufig ?sagte / sprach“ usw. vor der wortlichen Rede (bspw.:
tum ille: cras veniam
?dann [sagte] jener: ?morgen komme ich“‘).
An erster Stelle im Satz stehen gewohnlich betonte
Satzteile
(Subjekt, Objekt oder Adverb), Fragepronomen (z. B.
quis, quid, quand? …
), Imperative und die Fragepartikeln
num
?etwa?‘ und
n?nne
?etwa nicht?‘. Verben stehen haufig am Satzende (z. B.
ego te
absolv?
?ich spreche dich los‘).
Adjektive, Partizipien, Possessivpronomen und Genitivattribute stehen gewohnlich hinter dem zugehorigen
Substantiv
, z. B.
Carolus Magnus
?Karl der Große‘,
homo sapiens
?der weise Mensch‘,
domus mea
?mein Haus‘.
Sprachgeschichte
Antike
Latein hat seinen Namen von den
Latinern
, einem Volk im
antiken Latium
(heute ein zentraler Bestandteil der
italienischen Region
Lazio
), zu dessen Zentrum sich seit dem 8. Jahrhundert
v. Chr.
Rom
entwickelte. Die fruheste Form des Lateinischen, das
Fruhlatein
, ist nur in einigen Inschriften wie dem
Lapis Niger
oder der
Duenos-Inschrift
aus dem 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. greifbar. Aus ihm entwickelte sich durch
Rhotazismus
,
Vokalschwachungen
und andere Veranderungen in
Phonologie
und
Morphologie
bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. das
Altlatein
, fur das mit den
Komodien
des
Plautus
und des
Terenz
(3./2. Jahrhundert v. Chr.) ein großes
Textkorpus
vorliegt.
Fur das 1. Jahrhundert v. Chr. und die Zeitenwende spricht man dann vom
klassischen Latein
. Es unterscheidet sich vom Altlatein hauptsachlich durch
Assimilationen
und einige
orthographische
Anderungen. Mit dem Aufbluhen der
romischen Literatur
in dieser Zeit konnte es sich zunehmend auch in Literatur und Wissenschaft gegenuber dem
(Alt-)Griechischen
behaupten. Die Autoren der sogenannten
Goldenen Latinitat
, insbesondere
Marcus Tullius Cicero
und
Vergil
, wurden fur die weitere Entwicklung der
Sprache
maßgeblich.
Weil die Literatur dieser Zeit als mustergultig und nicht weiter verbesserungsfahig betrachtet wurde, veranderte sich die lateinische
Literatursprache
fortan seitdem nur noch im
Vokabular
, nicht aber im Formenbestand oder der
Syntax
. Das Latein von Autoren des 1./2. Jahrhunderts n. Chr. wie
Seneca
und
Tacitus
, die man zur Silbernen Latinitat zahlt, oder von
spatantiken
Autoren wie
Augustinus von Hippo
und
Boethius
(
Spatlatein
), unterscheidet sich deshalb nicht grundsatzlich vom Latein der klassischen Zeit, wohl aber zunehmend von der
gesprochenen Sprache
des einfachen Volkes, dem sogenannten
Vulgarlatein
, das sich kontinuierlich weiterentwickelte, bis daraus im
fruhen Mittelalter
die
romanischen Sprachen
entstanden. In der Syntax wurde zum Beispiel der
Accusativus cum infinitivo
in der Spatantike zunehmend ungebrauchlich, er wurde aber weiterhin als korrekt angesehen und verschwand daher nicht. Der
Altphilologe
Wilfried Stroh
vertritt daher die These, Latein sei bereits um die Zeitenwende insofern zu einer ?toten“ Sprache geworden, als es sich danach nicht mehr entscheidend verandert habe und gerade deshalb im
Mittelalter
und der
Fruhen Neuzeit
zum internationalen Kommunikationsmittel werden konnte.
[2]
Im Zuge der
romischen Expansion
setzte sich Latein als dominierende
Verkehrssprache
im gesamten
Romischen Reich
durch, wobei es im ostlichen Teil des Reiches mit dem Griechischen konkurrierte und deshalb nur im Westen durch die
Romanisierung
, namentlich in
Italien
, in
Gallien
sowie in den Provinzen
Hispania
,
Dacia
und
Africa
zur
Muttersprache
der ansassigen Bevolkerung wurde.
Gerade in der
Spatantike
drangen auch mehrere lateinische Worter in den Wortschatz des Griechischen, der Verkehrssprache
Ostroms
, ein. Im ostlichen
Mittelmeerraum
hingegen war Latein zwar die Sprache in Militar und Verwaltung, es konnte das Griechische als
lingua franca
allerdings niemals verdrangen.
Mittelalter
Wahrend der
Spatantike
und der
Volkerwanderung
verfiel schrittweise der lateinische Grammatikunterricht und damit der Gebrauch der lateinischen Schriftsprache. Ein Großteil der lateinischen Literatur der Antike ging zwischen 550 und 750
verloren
, neue literarische Texte in dieser Sprache entstanden seit dem spaten 6. Jahrhundert kaum mehr. Der letzte romische Kaiser, dessen Muttersprache Latein war, war
Justinian
(527 bis 565), und als letzter bedeutender lateinischer Poet des Altertums gilt sein Zeitgenosse
Gorippus
(um 550). Auch
Gregor der Große
predigte um 600 noch in klassischem Latein. In der Folgezeit aber vergroßerte sich im Bereich des einstigen
westromischen Reiches
die Kluft zwischen der Umgangssprache und Hochlatein so erheblich, dass sich schließlich aus den lokalen Dialekten eigene Volkssprachen entwickelten. Als ?Geburtsurkunde“ dieser romanischen Sprachen gilt dabei das
Konzil von Tours
im Jahr 813, auf dem beschlossen wurde, fortan Predigten in volkstumlicher Sprache zuzulassen, da die Glaubigen kein Latein mehr verstunden. In
Ostrom
, wo man in Verwaltung und Armee noch im 6. Jahrhundert Latein gesprochen hatte, war Latein im fruhen 7. Jahrhundert ganzlich außer Gebrauch geraten und durch das Griechische ersetzt worden.
Unter
Karl dem Großen
und seinem Berater
Alkuin
erlebte Latein jedoch eine
Renaissance
. In einer Anweisung aus dem Jahr 789 wurden alle Kloster und Bischofssitze des Reiches angewiesen, Schulen zu unterhalten, in denen Latein unterrichtet werden sollte. Bald entstanden auch wieder neue literarische Werke in Latein wie etwa
Einhards
Karlsbiografie
Vita Karoli Magni
,
die sich sprachlich und inhaltlich an antiken Vorbildern, insbesondere
Sueton
, orientiert. Weitere lateinische Autoren aus dem Mittelalter sind zum Beispiel
Balderich von Bourgueil
oder
Hrotsvitha von Gandersheim
.
Als ?tote“ Sprache veranderte sich Latein auch im Mittelalter nicht wesentlich. Allerdings vergroßerte sich das Vokabular weiterhin, und es burgerten sich Vereinfachungen im Bereich der Grammatik ein wie zum Beispiel der durch
quod
eingeleitete
Objektsatz
anstelle des klassischen (und parallel dazu weiter gebrauchlichen)
Accusativus cum infinitivo
. Die
Quantitaten
der lateinischen Silben wurden oft nicht mehr beachtet, so dass Dichtungen in der heute ublichen
Akzentuierung
entstanden, wie zum Beispiel viele Lieder aus der Sammlung der
Carmina Burana
. Auch die Phonetik anderte sich, beeinflusst von den romanischen Volkssprachen: So wurde seit dem spaten 6. Jahrhundert das ?
c
? (klassisch /k/) vor Vordervokalen wie /e/ und /i/ als
Affrikate
gesprochen (die es vorher im Lateinischen nicht gab), gleichzeitig burgerte sich die Aussprache von ?
ti
? /tj/ als /tsj/ ein, wie sie heute noch in deutschen Fremdwortern ublich ist, z. B. ?Reaktion‘. Die
Diphthonge
/ae/ und /oe/ sprach man bereits in der Spatantike zunehmend als /?ː/ bzw. /eː/ und schrieb sie dementsprechend.
Latein als Sprache der Gebildeten erreichte im Mittelalter auch in vielen Gebieten Europas Bedeutung, die außerhalb des einstigen Romischen Reiches lagen, also nie lateinischsprachig gewesen waren. Hier hielt es mit der Christianisierung Einzug, denn es war die
Sprache der Kirche
, der Heiligen Messe und des
theologischen
Diskurses. An den seit dem 13. Jahrhundert aufkommenden Universitaten West-, Nord- und Mitteleuropas war Latein die Verkehrs- und Wissenschaftssprache schlechthin. So schrieb der bedeutendste Autor des
Hochmittelalters
,
Thomas von Aquin
, Latein, das allerdings, da es fur die
Scholastik
typisch war, von den spateren
Humanisten
als steif und trocken empfunden wurde.
Neuzeit
Eine Erneuerung der lateinischen Sprache war denn auch das erste Ziel des
Renaissance-Humanismus
, der in Italien mit
Francesco Petrarca
und
Giovanni Boccaccio
begann. Auch nordlich der Alpen wurde bald wieder Cicero als Vorbild im Gebrauch des Lateinischen nachgeahmt. Vor allem
Erasmus von Rotterdam
reichte mit seinem eleganten Latein an das antike Vorbild heran. Die Entdeckung der Neuen Welt machte
Christoph Kolumbus
durch den lateinischen Brief
De insulis nuper inventis
in ganz Europa bekannt. Reformation und Gegenreformation forderten das Lateinische. Luthers Freund
Philipp Melanchthon
verfasste Lehrbucher und Lehrplane fur die neu errichteten protestantischen Gymnasien, deren wichtigstes Ziel eine aktive Beherrschung des Lateinischen war. Gleiches galt fur die Schulen der
Jesuiten
, die mit ihren lateinischen Schultheatern auch das einfache Volk begeisterten. Ein Jesuit gilt auch als großter unter den deutschen
Barockdichtern
,
Jacob Balde
(1604?1668).
Hugo Grotius
legte mit seinem 1625 erschienenen Hauptwerk
De jure belli ac pacis
die Grundlagen des
Volkerrechts
. Generationen von Kindern lernten seit 1658 Latein mit dem
Orbis sensualium pictus
, dem beruhmten deutsch-lateinischen Bilderbuch des großen Padagogen
Johann Amos Comenius
.
Mit dem Erstarken der Nationalsprachen seit dem 17. Jahrhundert verlor Latein mehr und mehr an Boden. Im deutschen Sprachraum erschienen im Jahre 1681 zum ersten Mal mehr Bucher auf Deutsch als in Latein.
[3]
Lateinische Belletristik wie der 1741 erschienene Roman
Nikolai Klimii iter subterraneum
des Danen
Ludvig Holberg
war nunmehr die Ausnahme. Weiterhin wichtig blieb Latein aber als internationales Verstandigungsmittel in den Wissenschaften:
Nikolaus Kopernikus
,
Johannes Kepler
und
Galileo Galilei
veroffentlichten ihre bahnbrechenden astronomischen Erkenntnisse in lateinischer Sprache, auch die
Philosophiae Naturalis Principia Mathematica
von
Isaac Newton
erschien 1687 auf Latein. Auch private Briefe zwischen Gelehrten wurden wahrend des 17. und bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts auf Latein verfasst.
[4]
Die
lateinische Expedition
des
Reichshofrats
korrespondierte mit den
Reichsstanden
Reichsitaliens
, des
Burgundischen Reichskreises
, den
geistlichen Territorien
,
Universitaten
und
Akademien
auf Latein.
[5]
Die Amtssprache
Polen-Litauens
und
Ungarns
war bis Ende des 18. Jahrhunderts Latein.
Der Philosoph
Rene Descartes
ist mit seinem Satz
cogito ergo sum
aus seinen 1644 erschienenen
principia philosophiae
beruhmt geworden, und
Arthur Schopenhauer
verfasste noch 1830 seine
Theoria colorum physiologica
auf Latein. Die von dem Schweden
Carl von Linne
in seinem
Systema Naturae
1735 entwickelte Methode, Lebewesen lateinisch zu klassifizieren, ist bis heute in Gebrauch.
Carl Friedrich Gauß
schrieb im Jahr 1798 mit nur 21 Jahren seine
Disquisitiones Arithmeticae
(lateinisch fur
Zahlentheoretische Untersuchungen
), die am 29. September 1801 in Leipzig veroffentlicht wurden. Sie sind als Lehrbuch der Zahlentheorie bis heute gultig und von Bedeutung.
Seit der
preußischen Bildungsreform
durch
Wilhelm von Humboldt
spielt Latein an den
humanistischen Gymnasien
eine zentrale Rolle. Die alten Sprachen sollen nach Humboldt dem Ziel einer allgemeinen
Menschenbildung
dienen. Erst unter
Wilhelm II.
wurden an den deutschen Gymnasien der lateinische Abituraufsatz und die mundliche Prufung in Latein abgeschafft.
Carl Orffs
Carmina Burana
wurden in den 1930er Jahren zum Welterfolg. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der
Lateinunterricht
an deutschen Schulen ebenso ein gewisses Aufbluhen wie in den neuen Bundeslandern nach dem Zusammenbruch der
DDR
.
Latein in der Gegenwart
Schule und Universitat
Latein wird im deutschsprachigen Raum vor allem an
Gymnasien
und
Gesamtschulen
gelehrt. Etwa ein Drittel aller Gymnasiasten in Osterreich und Deutschland lernt heute Latein als erste, zweite oder dritte Fremdsprache. Vor allem am
humanistischen Gymnasium
wird Latein als erste Fremdsprache angeboten. In der Schweiz kann Latein bereits in der obligatorischen Sekundarstufe I als Freifach gelernt werden.
Trotz kritischer Diskussion der Vorzuge und Nachteile des Lateinunterrichts an
Schulen
stieg von 1998 bis mindestens 2008 die Zahl der Schuler, die sich fur Latein als Fremdsprache entscheiden, in Deutschland merklich an.
[6]
Die Grunde dafur sind unklar. Das gute Abschneiden humanistischer Gymnasien bei nationalen und internationalen Bildungstests, eine deutliche Modernisierung des Lateinunterrichts und der entsprechenden Lehrwerke oder das allgemein große Interesse fur die Antike werden als Grunde genannt.
An zahlreichen Universitaten kann Latein studiert werden. Die
Latinistik
gehort neben der
Grazistik
zum Fachbereich
Klassische Philologie
. In zunehmendem Maße werden an den Universitaten Lehrstuhle mit dem Schwerpunkt Latein im Mittelalter und Latein in der Neuzeit eingerichtet. Mancherorts werden auch Vorlesungen oder andere Veranstaltungen in lateinischer Sprache abgehalten. Fur einige andere Studiengange werden das
Latinum
oder Lateinkenntnisse gefordert, insbesondere in zahlreichen
geisteswissenschaftlichen
Fachern. Die Regelungen sind hier jedoch von Universitat zu Universitat verschieden.
Studentisches Umfeld
Latein als ?universitare“ Sprache hatte zu fruheren Zeiten auch einen erheblichen Einfluss auf die
Burschensprache
, was sich heute noch im Sprachgebrauch der
Studentenverbindungen
widerspiegelt. Allerdings werden hierbei in der Regel nur einzelne Begriffe verwendet. Ausnahmen finden sich nur in einzelnen Veranstaltungen, die bewusst in lateinischer Sprache abgehalten werden. So findet etwa seit 1998 bei der
AMV Waltharia Frankfurt
im
Sondershauser Verband
in jedem Semester eine so genannte ?Lateinkneipe“ statt, bei der Latein die einzig zugelassene Sprache ist und sich dieses nicht nur auf die
Studentenlieder
beschrankt, sondern auch auf alle Wortbeitrage. Aus dem allgemeinen studentischen Umfeld ist Latein als Sprache ganzlich verschwunden.
Rundfunk, Fernsehen und Internet
Der finnische Rundfunksender
YLE (Yleisradio)
veroffentlichte bis Juni 2019 die
Nuntii Latini
in schriftlicher und gesprochener Version oder als Podcast, ebenso (bis Dezember 2017)
[7]
Radio Bremen
.
[8]
Seit April 2004 sendet auch die deutschsprachige Redaktion bei
Radio Vatikan
Nachrichten auf Latein.
[9]
Radio F.R.E.I.
aus
Erfurt
hat seit Juli 2015 eine wochentliche Lateinsendung im Programm namens
Erfordia Latina
.
[10]
Am 23. August 2008 brachte der Fernsehsender
3sat
eine Folge der
Kulturzeit
in lateinischer Sprache.
[11]
Im Internet sind nicht nur zahlreiche lateinische Texte und entsprechende Sekundarliteratur verfugbar. In Internetforen wie
Grex Latine Loquentium
oder
e-latein chat
kommunizieren Teilnehmer aus verschiedenen Landern lateinisch, und im Oktober 2009 wurde sogar eine lateinische Version von
Facebook
veroffentlicht. Eine wichtige Internetseite auf Latein ist die
lateinische Wikipedia
mit uber 135.000 Artikeln im Jahre 2022.
Musik
Besonders haufig taucht Latein in der klassischen geistlichen Musik auf, vor allem im katholischen Kontext, da die hier vertonten Texte (etwa liturgischer und biblischer Art) bis Mitte des 20. Jahrhunderts ganz uberwiegend in lateinischer Sprache vorlagen. Die Melodien des
gregorianischen Gesangs
sind fast ausschließlich mit kirchenlateinischen Texten versehen.
Abgesehen von lateinischen Fassungen bekannter
Popsongs
entstehen auch neue Songs unmittelbar in Latein, etwa
O Caritas
von
Cat Stevens
oder
Cursum Perficio
von
Roma Ryan
, gesungen von
Enya
.
Die englische
Folk-Rock
-Band
Steeleye Span
kam mit
Gaudete
, einem Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert, im Dezember 1973 in die Top Twenty der britischen Charts.
[12]
Die Gruppe ?Ista“ bietet lateinischen Hip-Hop und von
Rosenstolz
gibt es den Titel
Amo vitam
. Erfolgreich ist derzeit die Gruppe
Corvus Corax
. In der klassischen beziehungsweise neoklassizistischen Musik der Gegenwart findet Latein ebenfalls Verwendung. So hat etwa der belgische Komponist
Nicholas Lens
auf seinem Werk
Flamma Flamma
ein lateinisches
Libretto
vertont, fur sein Werk
Terra Terra
hat Lens selbst ein Libretto in lateinischer Sprache verfasst. Nicht zu vergessen sind auch die zahlreichen Vertonungen lateinischer Gedichte wie beispielsweise von
Jan Novak
.
Carl Orff
unterlegte mehreren seiner Vokal-Kompositionen Texte in Latein, u. a. von
Catull
.
Igor Strawinski
ließ das nach
Sophokles
von
Jean Cocteau
in franzosischen Versen verfasste Libretto zu
Oedipus Rex
von
Jean Danielou
ins Lateinische ubersetzen. Zur Melodie der
Europahymne
gibt es einen lateinischen Text von Peter Roland
(Est Europa nunc unita)
.
[13]
Ubersetzungen
Immer wieder werden Bucher ins Lateinische ubersetzt. Nikolaus Groß etwa hat 2004 eine komplett latinisierte Ubertragung von
Patrick Suskinds
Das Parfum
im Brusseler Verlag der ?Fundatio Melissa“, einem uberregionalen Verein zur Pflege des gesprochenen Lateins, veroffentlicht. Dem Buch ist mit dem ?Glossarium Fragrantiae“ eine großere Liste aktualisierter
Neuschopfungen
beigegeben. Vom selben Wortartisten existiert des Weiteren ein Buch uber den Baron
Mynchusanus
(Munchhausen). 2003 erschien bereits der erste Teil der
Harry-Potter
-Bucher von
Joanne K. Rowling
auf Latein
(Harrius Potter et Philosophi Lapis)
. Daneben gibt es noch viele weitere Ubersetzungen ?klassischer“ Werke ins Latein, so zum Beispiel
Karl Mays
Winnetou III
oder
Der kleine Prinz
(Regulus)
von
Antoine de Saint-Exupery
. Sehr beliebt ist auch die lateinische Fassung der
Asterix
-Comics, die der deutsche
Altphilologe
Karl-Heinz von Rothenburg (Rubricastellanus) verfasst hat. Die osterreichische Tageszeitung
Kurier
bringt seit 1994 jeden Mittwoch von Wolfram Kautzky verfasste kuriose Meldungen aus aller Welt
(Nuntii Latini)
in lateinischer Sprache. Im Auftrag der finnischen Regierung ubersetzte
Tuomo Pekkanen
1986 das Nationalepos
Kalevala
ins Lateinische.
Katholische Kirche
Latein ist die
Amtssprache
des
Vatikanstaats
. Die
katholische Kirche
veroffentlicht alle amtlichen Texte von weltkirchlicher Bedeutung in Latein. Das gilt fur die
liturgischen
Bucher, den
Katechismus
, den Kodex des
kanonischen Rechts
sowie die papstlichen Rechtsvorschriften (
canones
und
decretales
) und
Enzykliken
. In der Offentlichkeit wird das Kirchenlatein insbesondere beim osterlichen Segen des Papstes
Urbi et orbi
(fur die Stadt und den Erdkreis) und in der nach dem
Konklave
durch den
Kardinalprotodiakon
verkundeten Formel
Habemus papam
(Wir haben einen Papst) wahrgenommen. Bis zur
Liturgiereform
1970 unter
Paul VI.
war Latein die offizielle Sprache der
Heiligen Messe
und ist dies (laut
Sacrosanctum Concilium
) offiziell noch heute, wobei andere Sprachen jedoch gleichfalls erlaubt sind. Tatsachlich werden nur noch sehr wenige Gottesdienste in Latein gehalten. Papst
Benedikt XVI.
bevorzugte bei seinen Messen aber das Lateinische vor dem Italienischen. Im Marz 2007 empfahl er in dem Schreiben
Sacramentum caritatis
ausdrucklich die Anwendung des Lateinischen in Gottesdiensten. Auch seinen Rucktritt kundigte er am 11. Februar 2013 in lateinischer Sprache an.
[14]
Fur die Pflege und Weiterentwicklung der lateinischen Sprache rief Papst
Paul VI.
1976 die Stiftung
Latinitas
ins Leben, welche sich darum bemuht, ein dem neuzeitlichen Sprachgebrauch angemessenes Latein zu erstellen. Hierzu veroffentlicht sie neben einer Zeitschrift das
Lexicon recentis Latinitatis
, das Lexikon des Neulateins, welches in seiner letzten Uberarbeitung 2004 mit 15.000 neuen Begriffen erschien, darunter etwa das lateinische Wort fur ?Computer“
instrumentum computatorium.
Wissenschaften
In der
Biologie
erfolgt die Namensbildung der wissenschaftlichen Namen lateinisch und griechisch. In der
Medizin
sind die
anatomischen Fachbegriffe
uberwiegend lateinisch, fur die einzelnen Organe wird zusatzlich auch latinisiertes
Griechisch
verwendet. Die Krankheitsbezeichnungen leiten sich aus dem Griechischen ab. In den
Rechtswissenschaften
existieren verschiedene lateinische Lehrsatze und Fachbegriffe (
Latein im Recht
). Auch in der
Geschichtswissenschaft
spielt vor allem Latein weiterhin eine große Rolle. In der
Meteorologie
werden lateinische Begriffe in der
Wolkenklassifikation
eingesetzt. Auch in der
Pharmazie
ist Latein ublich, deutsche Apotheker und Arzte verwenden als Rezeptsprache Latein, vor allem in Abkurzungen. So existiert fur jeden
Arzneistoff
neben dem internationalen
IUPAC
-Namen auch ein lateinischer Name, ebenso wird fur jede
Arzneipflanze
neben dem deutschen auch ein lateinischer Name gefuhrt, oftmals auch vermischt mit Bezeichnungen griechischen Ursprungs. In der
Astronomie
hat die
Internationale Astronomische Union
(IAU) die gesamte Himmelssphare in 88
Sternbilder
unterteilt, die alle einen offiziellen lateinischen Namen zusammen mit einem dreibuchstabigen Kurzel tragen. Einzelne
Sterne
innerhalb eines Sternbilds werden mit griechischen oder lateinischen Buchstaben oder Zahlen bezeichnet, gefolgt vom lateinischen Genitiv des Sternbildnamens.
Auch die Nomenklatur der geologischen Formationen auf anderen Himmelskorpern ist gemaß IAU in der Regel lateinisch. Im Spatsommer 2012 setzte sich die
NASA
auf dem Mars erstmals daruber hinweg, indem sie in ihren Veroffentlichungen
Aeolis Mons
durchgangig als
Mount Sharp
bezeichnete.
[15]
Sprachbeispiel
Das folgende Sprachbeispiel ist der Schrift
Commentarii de Bello Gallico
von
Gaius Iulius Caesar
entnommen (1. Buch, 1. Abschnitt).
Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. (2) Hi omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. (3) Gallos ab Aquitanis Garumna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit. (4) Horum omnium fortissimi sunt Belgae, propterea quod a cultu atque humanitate provinciae longissime absunt, minimeque ad eos mercatores saepe commeant atque ea quae ad effeminandos animos pertinent important, proximique sunt Germanis, qui trans Rhenum incolunt, quibuscum continenter bellum gerunt. (5) Qua de causa Helvetii quoque reliquos Gallos virtute praecedunt, quod fere cotidianis proeliis cum Germanis contendunt, cum aut suis finibus eos prohibent aut ipsi in eorum finibus bellum gerunt. (6) Eorum una pars, quam Gallos obtinere dictum est, initium capit a flumine Rhodano, continetur Garumna flumine, Oceano, finibus Belgarum, attingit etiam ab Sequanis et Helvetiis flumen Rhenum, vergit ad septentriones. (7) Belgae ab extremis Galliae finibus oriuntur, pertinent ad inferiorem partem fluminis Rheni, spectant in septentrionem et orientem solem. (8) Aquitania a Garumna flumine ad Pyrenaeos montes et eam partem Oceani quae est ad Hispaniam pertinet; spectat inter occasum solis et septentriones.
?Gallien als Ganzes zerfallt in drei Teile, deren ersten die Belger, deren zweiten die Aquitanier und deren dritten ein Volksstamm, der in der eigenen Sprache Kelten, in unserer Sprache
Gallier
heißt, bewohnen. (2) Diese alle sind in Sprache, Gewohnheiten und Gesetzen untereinander verschieden. (3) Die Gallier trennt der Fluss Garonne von den Aquitaniern, die Marne und die Seine von den Belgern. (4) Die tapfersten unter allen sind die Belger, weil sie von der (feinen) Lebensweise und Bildung der (romischen) Provinz (Gallien) am entferntesten sind und in keiner haufigen Beruhrung mit fremden Kaufleuten stehen, die ihnen also auch keine Gegenstande zufuhren, die geeignet sind, eine Verweiblichung des Gemuts zu bewirken, und weil sie den Germanen, die jenseits des Rheins wohnen, am nachsten sind, mit denen sie unaufhorlich Krieg fuhren. (5) Aus dem gleichen Grund ubertreffen auch die Helvetier die ubrigen Gallier an Tapferkeit, denn sie liegen fast taglich mit den Germanen im Kampf, wehren dieselben entweder vom eigenen Gebiet ab, oder fuhren auf deren Boden selbst Krieg. (6) Jener eine Teil (Galliens), den wie gesagt die Kelten innehaben, fangt am Fluss Rhone an, wird von der Garonne, dem Ozean und dem Gebiet der Belger begrenzt und reicht auf der Seite der Sequaner und Helvetier bis an den Rheinstrom: die ganze Richtung aber ist gegen Norden. (7) An der außersten Grenze der Gallier beginnt das Land der Belger, das sich bis in die unteren Gegenden des Rheins erstreckt und gegen Norden und Osten liegt. (8) Aquitanien erstreckt sich von der Garonne bis zu den Pyrenaen aus und zu dem Teil des Ozeans, der zu Spanien gehort; es liegt gegen Westen und Norden.“
Siehe auch
Referenzlisten
Literatur
- James Noel Adams
:
Social Variation and the Latin Language.
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(Vorschau)
.
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, Cambridge 2007.
- Georg Capellanus (Pseudonym von
Eduard Johnson
):
Sprechen Sie Lateinisch? Moderne Konversation in lateinischer Sprache.
Dummler, Bonn 1990,
ISBN 3-427-47056-3
.
- Gerald Drews
:
Latein fur Angeber
, mit Illustrationen von Robert Erker, Bassermann Verlag, Augsburg 2003,
ISBN 3-8094-1625-8
.
- Gerald Drews:
Latein fur fortgeschrittene Angeber
, inklusive CD-ROM, mit Vokabeltrainer!, Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg 2008,
ISBN 978-3-8289-2223-5
.
- Tore Janson:
Latein. Die Erfolgsgeschichte einer Sprache
. Buske, Hamburg, 2006,
ISBN 3-87548-400-2
.
- Kathrin Jurgenowski und Susanne Luck:
Gute Noten in Latein Uben ? Lernen ? Wissen
, Tandem Verlag, Konigswinter 2008,
ISBN 978-3-8331-9963-9
.
- Muriel Kasper:
Reclams Lateinisches Zitaten?Lexikon
, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1996,
ISBN 3-15-029477-0
.
- Udo Kindermann
: Art.
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In:
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.
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- Jurgen Leonhardt
:
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C. H. Beck, Munchen 2009,
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- Friedrich Maier
:
Warum Latein? Zehn gute Grunde.
Reclam, Stuttgart 2008,
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- Jules Marouzeau
:
Das Latein.
dtv, Munchen 1969.
- Johannes Muller-Lance:
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- Leonard Robert Palmer
:
The Latin Language.
University of Oklahoma Press, 1954,
ISBN 0-8061-2136-X
(Vorschau)
.
- Deutsche Ubersetzung:
Die lateinische Sprache.
Helmut Buske, Hamburg 1990, 2. Auflage 2000 (weitere Ubersetzungen ins Italienische und Spanische).
- Leo Stock, neu bearbeitet von Linda Strehl:
Langenscheidts Verb-Tabellen Latein
, Verlag Langenscheidt Berlin; Munchen; Wien; Zurich; New York, 2003,
ISBN 978-3-468-34201-1
.
- Linda Strehl:
Langenscheidts Kurzgrammatik Latein
, vollige Neubearbeitung, Langenscheidt KG, Berlin und Munchen 2007,
ISBN 978-3-468-35202-7
.
- Wilfried Stroh
:
Latein als Weltsprache.
In:
Karl-Joachim Holkeskamp
, Elke Stein-Holkeskamp (Hrsg.):
Erinnerungsorte der Antike. Die romische Welt.
C. H. Beck, Munchen 2006, S. 185?201.
- Wilfried Stroh:
Latein ist tot, es lebe Latein! Kleine Geschichte einer großen Sprache.
List, Berlin 2007,
ISBN 978-3-471-78829-5
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- Karl-Wilhelm Weeber
:
Mit dem Latein am Ende? Tradition mit Perspektiven.
Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1998,
ISBN 3-525-34003-6
.
- Friedrich Wolff und
Otto Wittstock
:
Latein und Griechisch im deutschen Wortschatz Lehn- und Fremdworter
, VMA?Verlag, Wiesbaden 1999,
ISBN 3-928127-63-2
.
Weblinks
- Worterbucher
- Ausfuhrliches lateinisch-deutsches Handworterbuch
(Scan der Auflage 1913) von
Karl Ernst Georges
- Latein-Worterbuch mit Formenanalyse, Flexionstabellen und Ubersetzung
(Latein.cc)
- Latein-Worterbuch, das auch Deklinationen und Konjugationen ausgibt
(frag-caesar.de)
- Latein-Worterbuch Navigium.
Philipp Niederau
;
abgerufen am 20. Februar 2020
(interaktives Latein-Worterbuch mit allen Flexionsformen, einigen Redewendungen, etymologischen Bezugen zu einigen modernen Sprachen, sowie Vorkommen bei den wichtigsten Autoren).
- Lexicon musicum Latinum medii aevi
(Worterbuch der lateinischen Musikterminologie)
- Worterbuch und Grammatikhilfe Latein-Englisch
(William Whitaker)
- Worterbuch Latein-Englisch
, basierend auf Charlton T. Lewis / Charles Short: A Latin Dictionary, Oxford: Clarendon Press 1879. (Project Perseus)
- Worterbuch mit Formenanalyse
(auxilium)
- Worterbuch mit uber 1,8 Millionen Flexionsformen
(latein.me)
- Wortlistensuche Latein-Deutsch
(Albert Martin)
- Dag Nikolaus Hasse
:
Arabic and Latin Glossary
, Wurzburg 2005ff.
- Charles du Fresne, sieur du Cange
u. a.:
Glossarium mediæ et infimæ latinitatis
. L. Favre, Niort 1883?1887, XML/TEI-Version der
Ecole nationale des chartes
, Frederic Glorieux, Paris 2011.
- Edukation, Lehre
Einzelnachweise
- ↑
Hans-Joachim Glucklich
,
Lateinunterricht. Didaktik und Methodik
, Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1978, 2. Aufl. 1993, S. 221.
- ↑
Wilfried Stroh
:
Latein ist tot, es lebe Latein! Kleine Geschichte einer großen Sprache.
List Taschenbuch
, Berlin 2007, S. 103 f.
- ↑
Andreas Wurgler
:
Medien in der Fruhen Neuzeit
(=
Enzyklopadie deutscher Geschichte
, Bd. 85). Auflage, Oldenbourg, Munchen 2013, S. 41.
- ↑
Brief.
In:
zeno.com.
Meyers Großes Konversations-Lexikon
, Bd. 3,
S. 410?411
,
abgerufen am 8. Mai 2023
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- ↑
Reichofsrat Verwaltungsgeschichte
In: AT-OeStA/HHStA RHR Reichshofrat, 15. Jh.-19. Jh. (Bestand) Osterreichisches Staatsarchiv
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Rainer Schoneich:
Bericht zur Lage des altsprachlichen Unterrichts
. In:
Forum Classicum
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- ↑
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, 28. Dezember 2017, archiviert vom
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abgerufen am 14. Marz 2022
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- ↑
Radio Cicero funkt nicht mehr.
Radio Bremen
, 29. Dezember 2017, archiviert vom
Original
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6. Februar 2018
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abgerufen am 14. Marz 2022
(Meldung uber die Einstellung der Lateinsendungen auf der Senderhomepage).
- ↑
News des
Radio Vaticana
auf Latein
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- ↑
Erfordia Latina.
Freies Radio Erfurt e. V.,
abgerufen am 14. Marz 2022
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In:
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- ↑
Nina Weber:
Der falsche ?Mount Sharp“.
In:
Spiegel Online
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11. August 2012,
abgerufen am 10. Dezember 2014
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Lateinisches Grundalphabet
Wikipedia-Schwesterprojekte in Latein