Hauptsendezeit
(in
Osterreich
alternativ
Hauptabendprogramm
, auch
englisch
prime time
oder
primetime
fur die ?wichtigste Zeit“) ist in
Horfunk
und
Fernsehen
der Zeitraum der hochsten Horbeteiligung oder Fernsehnutzung.
Die Unterscheidung zwischen der Hauptsendezeit und den Sendezeiten vorher und danach ist fur die Platzierung von Radio- und Fernsehsendungen von großer Bedeutung, da hiervon Hor- und Sehbeteiligung sowie
Marktanteile
abhangen. Insbesondere die
privaten Fernseh
- und
Radiosender
sind auf diese Unterscheidung angewiesen, weil sie pro Werbeminute wahrend der Hauptsendezeit die hochsten Werbeeinnahmen generieren konnen. Um dies zu gewahrleisten, mussen die Radio- und Fernsehsender ihr Programmangebot an den Tagesverlauf des Publikums anpassen, wobei mittels ?
dayparting
“ verschiedene Zeitabschnitte innerhalb eines Tages festgelegt werden.
[1]
Dabei berucksichtigt das
vertikale dayparting
die wahrend eines Tages wechselnden Horer- oder Zuschauerschichten, denen jeweils zielgruppenspezifische Programme angeboten werden. Die
horizontale Programmierung
hingegen geht vom Wochenverlauf aus und versucht, mit ?
Stripping
“ auf dem gleichen
Sendeplatz
Fernsehserien
zu positionieren, um eine Programmbindung des Publikums zu erzielen.
[1]
Die Hauptsendezeit orientiert sich an den Nutzungsgewohnheiten der Rezipienten. Diese sind in Radio und Fernsehen extrem unterschiedlich. International hangt das Zeitfenster der Hauptsendezeit auch von den soziokulturellen Bedingungen ab, die die Hor- und Sehgewohnheiten beeinflussen.
Im
Radio
wird die Hauptsendezeit auch als ?
Drive Time
“ bezeichnet, die zwischen 06:00 und 09:00 Uhr und 16:00 bis 19:00 Uhr liegt und die
Pendler
uber
Autoradio
erreichen soll. Sendungen, die einen Sendeplatz in jenem Zeitraum erhalten, konnen mit den hochsten
Einschaltquoten
rechnen. Dazwischen befindet sich die Zeitspanne der ?
daytime
“.
[2]
Jede Sendung außerhalb dieses Kernprogrammbereichs erreicht nur einen relativ kleinen Teil des Publikums.
[3]
Wahrend der ?drive time“ werden im Radio zielgruppenspezifische Sendungen ausgestrahlt. Dazu gehoren neben Musik der
Verkehrsfunk
, haufige
Zeitansagen
oder spezifische
Radiowerbung
wie Autowerbung; vermieden werden stark ablenkende oder langatmige
Interviews
. Typisch ist auch der Intervall von
Nachrichtensendungen
, die oft im halbstundigen Abstand folgen. Auch in den USA ist die ?drive time“ ein wichtiger Teil der taglichen Nachrichtensendungen, zumal es die einzige Zeitspanne ist, wo die Zuhorerzahlen bei den Radionachrichten die Fernsehnachrichten ubersteigen.
[4]
Auch
Spartenprogramme
orientieren sich nach Moglichkeit an jenem Programmformat.
Im Fernsehen kann man wochentags zwischen den morgendlichen Sendeplatzen (07.00 bis 09.00 Uhr), Tageszeit (09:00 bis 16:30 Uhr), dem ?
early fringe
“ (auch:
access prime time
oder
pre prime time
; ab 17:00 bis 20:00 Uhr bzw. 16:30 bis 19:30 Uhr), der ?
prime time
“ (20:00 bis 23:00 Uhr), dem ?
late fringe
“ (23:00 bis 01:00 Uhr) und dem ?
late night
“ (01:00 bis 07:00 Uhr) unterscheiden.
[2]
Jeder dieser Zeitraume besitzt eine spezifische Zusammensetzung des Publikums, denn ?daytime“ erreicht uberwiegend
Hausfrauen
und
Rentner
, wahrend ?late night“ auf
Schichtarbeiter
und
Nachtmenschen
trifft. Die Hauptsendezeit indes vereinigt alle Familien. Diese Zuschauerschichten werden als
Zielgruppe
mit einem auf sie zugeschnittenen Programm- und Werbeangebot bedient. Der Sendeplatz der
access prime time
ist in Deutschland und Osterreich vorzugsweise mit
Boulevardmagazinen
,
Seifenopern
und
Sitcoms
belegt. Im deutschen offentlichen Fernsehen ist die Platzierung teurer Produktionen wahrend der Hauptsendezeit ohne Belang, da sie gemaß § 16 Abs. 1
Rundfunkstaatsvertrag
einem totalen Werbeverbot unterliegt. Werden hier teure Produktionen gezeigt, mussen sie aus den allgemeinen
Einnahmen
finanziert werden, da spezifische Werbeeinnahmen nicht generiert werden durfen. Im Privatfernsehen hingegen erzielen die Sendeplatze wahrend der ?prime time“ die hochsten Werbeeinnahmen pro Minute, sodass ein hoher
Deckungsbeitrag
bei
Filmrechten
erzielt werden kann. Im Zeitfenster der Hauptsendezeit ist die Fernsehnutzung der fur Werbetreibende besonders wichtigen
werberelevanten Zielgruppe
besonders groß.
[5]
Im US-amerikanischen Fernsehen ist die Hauptsendezeit in Teilphasen aufgeteilt. ?Early evening“ oder ?early fringe“ ist zwischen 17:00 und 19:30, wahrend zwischen 19:30 und 21:00 Uhr die ?peak time“ mit den hochsten Einschaltquoten liegt. Ab 23:00 Uhr beginnt ?late evening“ oder ?late fringe“. Hier ist ?prime time“ der Zeitraum von 20:00 Uhr (sonntags schon 19:00 Uhr) bis 23:00 Uhr in den Kusten-
Zeitzonen
bzw. 19:00 Uhr (sonntags 18:00 Uhr) bis 22:00 Uhr in den Inlands-Zeitzonen, in dem die Fernsehnutzung besonders hoch ist.
Es ist das Ziel von Radio und Fernsehen, die zur Hauptsendezeit gewonnenen Zuhorer/Zuschauer moglichst vollstandig auch fur die nachfolgenden Sendungen zu gewinnen.
[6]
Das kann technisch durch Vorabschaltungen im
Split Screen
oder durch neugierig machende Programmhinweise gefordert werden. Die Rezipienten scheinen oft mehrere Sendungen hintereinander zu konsumieren, da sie sowohl Anfang als auch Ende sehen wollen, zumal es nur wenige zur gleichen Zeit beginnende Alternativen bei anderen Sendern gibt.
[7]
Gemessen wird diese Zuschauerbindung, insbesondere aber auch die Wanderbewegungen der Zuschauer zwischen aufeinanderfolgenden Sendungen oder bei
Werbespots
, durch den
Audience Flow
.
Zuschauerbindung hangt von der Wiedererkennbarkeit und Wiederholbarkeit ab, den wesentlichen Attributen von Fernsehserien. Aber auch
Spielshows
oder
Castingshows
erfullen diese Kriterien und werden deshalb bevorzugt zur Hauptsendezeit ausgestrahlt. Eine Zuschauerbindung kann hingegen nicht hergestellt werden, wenn eine Fernsehserie an verschiedenen Sendeplatzen ausgestrahlt wird.
[8]
Die Regelungen zur Hauptsendezeit finden sich in Deutschland in den
Landesmediengesetzen
. Nach § 33b Abs. 3 LMG NRW liegt die Hauptsendezeit im Horfunk regelmaßig in der Zeit zwischen 06:00 Uhr und 12:00 Uhr, im Fernsehen in der Zeit zwischen 19:00 Uhr und 23:00 Uhr. In § 6 Abs. 2 Satz 4 des niedersachsischen Mediengesetzes ist die ?Hauptsendezeit im Horfunk regelmaßig in der Zeit zwischen 06:00 und 13:00 Uhr, im Fernsehen regelmaßig in der Zeit zwischen 19:00 und 23:00 Uhr, mit Ausnahme des lokalen oder regionalen Fernsehens, bei dem die Hauptsendezeit regelmaßig in der Zeit zwischen 15:00 und 20:00 Uhr liegt.“ Hieraus ist erkennbar, dass es selbst innerhalb von Deutschland keine einheitliche Hauptsendezeit gibt.
Spielfilme und andere Fernsehsendungen in der Hauptsendezeit beginnen auf den meisten Programmen allerdings erst um 20:15 Uhr. Versuche, diese bereits um 20:00 Uhr starten zu lassen, haben sich nicht durchgesetzt. Der Grund fur das Beharren des Publikums auf 20:15 Uhr als Startzeit der ?prime time“ ist der uber Jahrzehnte etablierte Sendeplatz der
Nachrichtensendung
Tagesschau
von 20:00 bis 20:15 Uhr. Nicht nur, dass diese Sendung selbst viele Stammseher bindet, ihr gut eingefuhrter Termin hat auch dazu gefuhrt, dass die meisten Zuschauer erwarten, dass Sendungen um 20:15 Uhr beginnen ? selbst diejenigen, die die
Tagesschau
nicht sehen, schalten oft erst gegen 20:15 Uhr ein. Eine Ausnahme bildet der Fernsehsender
Comedy Central Deutschland
, seine Sendungen finden meist vor 20:15 Uhr statt.
Die
offentlichen Sender
hatten wahrend der Hauptsendezeit 1999 einen Schwerpunkt auf Programmen mit Informationen oder Nachrichten (
ARD
39,3 %,
ZDF
: 45,4 %), wahrend
RTL
mit 24,7 % deutlich zurucklag.
[9]
Umgekehrt sind die Verhaltnisse bei
Fiktion
.
ProSieben
fuhrt hier mit 47,6 %, gefolgt von RTL mit 45,3 % (ARD: 35,7 %, ZDF: 31,2 %).
Mitte der 1970er Jahre wurden bei ARD und ZDF die
Politmagazine
von der Hauptsendezeit in den spateren Abend verschoben, um diese begehrten Sendeplatze fur Unterhaltungsangebote freizumachen.
[10]
Die Hauptsendezeit nach 20:15 Uhr war ab 1978 der Unterhaltung vorbehalten, politische Magazine mussten auf 21:00 Uhr weichen,
[11]
und spater sogar auf 21:45 Uhr. Die ARD musse ?um 20:15 Uhr ein Angebot fur Mehrheiten machen“, erkannte der ARD-Unterhaltungskoordinator.
[12]
Im Landesmedienrecht ist zudem geregelt, dass 30 % eines
Fensterprogramms
in der Hauptsendezeit liegen muss (§ 27 Abs. 2 LMG NRW).
Zuschauermagnete wie
Live-Ubertragungen
(Sportsendungen, royale Hochzeiten) werden nach Moglichkeit so geplant, dass sie zur Hauptsendezeit ausgestrahlt werden konnen; wichtige Entscheidungen bei den
Olympischen Spielen
mussen wahrend der amerikanischen Hauptsendezeit live ausgetragen werden konnen.
[13]
Die offentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten unterliegen ab 20:00 Uhr nach dem Rundfunkstaatsvertrag einem totalen Verbot der Fernsehwerbung. Hingegen gibt es fur die privaten Sender diese Beschrankung nicht. Sie konnen zur ?prime time“ auf massenattraktive Programmangebote, vornehmlich aus dem Unterhaltungsbereich, zuruckgreifen.
[14]
Diese sorgen fur hohe Einschaltquoten und damit fur hohe Werbeeinnahmen wahrend der teuersten Werbezeit pro Minute. Eine
Fernsehproduktion
hat sich gelohnt, wenn ihre Kosten geringer sind als die wahrend der Sendung eingespielten Werbeeinnahmen. Diese Wahrscheinlichkeit ist am hochsten im Zeitfenster der ?prime time“. Es kann dabei zu Nachfrageuberhangen nach Werbemoglichkeiten wahrend der Hauptsendezeit kommen, was die Sender durch entsprechende Preispolitik auf andere Sendeplatze im Sinne einer Gesamttag-Optimierung umzuleiten versuchen.
[15]
Bei den Privaten wurde der Werbespot-Anteil kontinuierlich zu Gunsten der ?daytime“ oder ?late evening“ abgebaut; diese so genannte ?Prime time-Entzerrung“ wird durch attraktive Sendungen vor oder nach der Hauptsendezeit zu erreichen versucht.
[16]
Vergleichbar mit Deutschland beginnt auch in Osterreich die Hauptsendezeit im Allgemeinen um 20:15 Uhr,
[17]
da auch hier die Fernsehnutzung der von Werbetreibenden besonders beachteten Zielgruppe am großten ist. Diese Zielgruppe besteht aus Personen im Alter von 12 bis 49 Jahren.
[18]
Es gibt allerdings keine genormte Definition des Ausdrucks ?Hauptsendezeit“. So wird umgangssprachlich eine zwei Stunden andauernde Zeitspanne als
Prime Time
bezeichnet, welche um 20:15 Uhr beginnt. Laut dem osterreichischen Zweig der
SevenOne Media
fangt das Hauptabendprogramm bereits 15 Minuten fruher an, der
ORF
lasst bereits um 19:25 Uhr die Hauptsendezeit beginnen.
[19]
[20]
In der
Deutschschweiz
hat sich die Hauptsendezeit um 20:00 Uhr durchgesetzt. Die Hauptnachrichtensendung
Tagesschau
beginnt dort bereits um 19:30 Uhr.
In Europa machen fiktionale Eigenproduktionen den großten Anteil in der Hauptsendezeit aus. Dabei dominieren in den Landern mit hohem Eigenproduktionsanteil die heimischen Produktionen. In Großbritannien machen die einheimischen Produktionen zur Hauptsendezeit 62 % aus, in Frankreich 71 %, Deutschland kommt auf 70 %, Spanien auf 43 % und Italien erreicht 46 %.
[21]
In Frankreich gibt es eine Quotenregelung, wonach in der Hauptsendezeit 50 % aller ausgestrahlten Sendungen franzosischen oder europaischen Ursprungs sein mussen.
[22]
Es gibt Seifenopern, die eigens fur die ?prime time“ konzipiert sind (?prime time soaps“).
In
Frankreich
beginnt die Hauptsendezeit (
Premiere partie de soiree
) zwischen 20:40 und 21:00 Uhr und endet gegen 23:30 Uhr.
Ahnlich wie in Deutschland darf die niederlandische Hauptsendezeit nicht mit der Nachrichtensendung des
NOS Journaal
kollidieren und beginnt deshalb erst um 20:30 Uhr und endet gegen 22:30 Uhr.
Im
japanischen Fernsehen
dauert die Hauptsendezeit von 19:00 bis 23:00 Uhr. Davon wird noch eine Art ?Super Prime Time“ unterschieden, die
Golden Time
, die von 19:00 bis 22:00 Uhr dauert.
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Zuviele Shows: ARD baut Abend-Angebot um
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Info:
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Vorlage:Webachiv/IABot/www.derwesten.de
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ORF vermeldet sechs Reichweitenrekorde ? Marktanteile ? derStandard.at ? Etat
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