Staat Eritrea
|
??? ????
(Tigrinya)
???? ??????
(arabisch)
|
Hagara Ertra
(Tigrinya)
Daulat Iritriy?
(arabisch)
|
|
Wahlspruch
:
??? ????
Awwat n??affa?
, deutsch
‚Sieg fur die Massen‘
|
|
Amtssprache
|
Tigrinya
[1]
und
Arabisch
;
Englisch
,
Tigre
,
Afar
,
Saho
,
Kunama
,
Bedscha
,
Blin
und
Nara
sind
de jure
gleichberechtigte
Nationalsprachen
[2]
[3]
|
Hauptstadt
|
Asmara
|
Staats- und Regierungsform
|
prasidentielle
Republik
mit
Einparteiensystem
|
Staatsoberhaupt
, zugleich
Regierungschef
|
Interimsprasident
/
de facto
Prasident
Isayas Afewerki
|
Flache
|
117.600 km²
|
Einwohnerzahl
|
3,8 Millionen
(2024)
[4]
|
Bevolkerungsdichte
|
32 Einwohner pro km²
|
Bevolkerungsentwicklung
|
▲
+0,81 %
[5]
(Schatzung 2016)
|
Bruttoinlandsprodukt
- Total (nominal)
- Total (
KKP
)
- BIP/Einw. (nom.)
- BIP/Einw. (KKP)
|
2019
(Schatzung)
[6]
- 2,0 Milliarden USD
(
170.
)
- 6,4 Milliarden USD
(
164.
)
- 567 USD
(
183.
)
- 1836 USD
(
180.
)
|
Index der menschlichen Entwicklung
|
0,492
(
176.
) (2021)
[7]
|
Wahrung
|
Nakfa
(ERN)
|
Unabhangigkeit
|
24. Mai 1993 (von
Athiopien
)
|
Nationalhymne
|
Ertra, Ertra, Ertra
|
Nationalfeiertag
|
24. Mai (Unabhangigkeitstag)
|
Zeitzone
|
EAT
(
UTC+3
)
|
Kfz-Kennzeichen
|
ER
|
ISO 3166
|
ER
, ERI, 232
|
Internet-TLD
|
.er
|
Telefonvorwahl
|
+291
|
Eritrea
([
?e?i?t?eːa
];
Tigrinya
????
Ertra
,
Er
?
tra
oder
Ert?ra
,
[8]
arabisch
??????
Iritriy?
) ist ein Staat im nordostlichen
Afrika
. Er grenzt im Nordwesten an den
Sudan
, im Suden an
Athiopien
, im Sudosten an
Dschibuti
und im Nordosten an das
Rote Meer
. Ein Viertel der knapp vier Millionen Einwohner zahlenden Bevolkerung Eritreas konzentriert sich auf die Hauptstadtregion von
Asmara
, die
weiteren Stadte
sind deutlich kleiner.
Fruher lag im
Hochland von Eritrea
das Konigreich
Medri Bahri
mit der Hauptstadt
Debarwa
, in welchem der
Baher Negash
herrschte; das Tiefland von Eritrea war mehr als 300 Jahre eine
osmanische
und
agyptische
Kolonie, Hauptstadt war
Massaua
. 1890 wurde Eritrea zur
italienischen Kolonie
. Ab 1941 stand das Land unter britischer Verwaltung und war seit 1952 foderativ mit dem damaligen
Kaiserreich Abessinien
in
Personalunion
verbunden, ehe es 1961 als
Provinz Eritrea
dem Athiopischen Kaiserreich von
Haile Selassie
zentralistisch eingegliedert wurde. Nach
dreißigjahrigem Unabhangigkeitskrieg
wurde Eritrea 1993 von Athiopien unabhangig.
Seit die
Eritreische Volksbefreiungsfront
die Eigenstaatlichkeit erkampft hat, regiert Prasident
Isaias Afewerki
autoritar
in einem Ein-Parteien-System der aus der Unabhangigkeitsbewegung hervorgegangenen
Volksfront fur Demokratie und Gerechtigkeit
das Land. Andere Parteien als die PFDJ sind verboten, die Meinungs- und
Pressefreiheit
ist stark eingeschrankt. In Eritrea existieren weder ein Parlament noch unabhangige Gerichte. In den letzten 33 Jahren gab es daher keine nationalen Wahlen. Das Land ist das weltweit einzige ohne Staatsverfassung.
[9]
Es herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem. Regelmaßig kommt es zu schwerwiegenden Verletzungen der
Menschenrechte
. Haufig wird Eritrea als ?das
Nordkorea
Afrikas“ bezeichnet. Vor dem Regime flohen in der Vergangenheit und anhaltend viele Menschen ins Ausland.
Der Landesname leitet sich von seinem griechischen Namen
?ρυθρα?α
Erythrai?
ab, der auf die Bezeichnung
?ρυθρ? θ?λασσα
erythra thalassa
, deutsch
‚rotes Meer‘
, zuruckgeht und fruher als
Erythraa
eingedeutscht
wurde. Die Eigenbezeichnung
Ertra
(aus
Altathiopisch
bahira ertra
, ?Rotes Meer“) bezieht sich ebenfalls auf diese alte griechische Bezeichnung des Roten Meeres.
|
Im Hochland des Landesinneren, das Teil des
Hochlandes von Abessinien
ist, fallen jahrlich bis zu 600 Millimeter Regen, vor allem in der Zeit von Juni bis September. Die meisten großeren Stadte Eritreas finden sich im Hochland, auf uber 1.600 Metern uber dem Meer. Im sudlichen Hochland befinden sich die wenigen fruchtbaren Regionen des Landes, wie die Gegend von
Mendefera
, das Umland von
Badme
und das Grenzdreieck mit
Athiopien
und dem
Sudan
in der Region
Gash-Barka
. Auch die hochste Erhebung des Landes, der
Dega
mit 3.047 Metern, sudostlich von
Asmara
, liegt im Hochland von Abessinien.
Im Westen des Landes hat Eritrea auch Anteil an der
Sahara
: westlich des Flusses
Barka
und nordlich des Flusses
Gash
setzt sich die
ostliche Sahara
vom Sudan her fort und endet mit dem Anstieg zum Hochland von Abessinien.
Die beinahe wustenartige Trockensavanne am
Roten Meer
ist sehr heiß und trocken. Der Bereich der Kustenebene zwischen
Massaua
und der Grenze zum Sudan im Norden wird teilweise noch mit zur Sahara gerechnet.
Der gesamte Sudosten Eritreas dagegen ist Teil der
Danakil-Wuste
, einer der heißesten und trockensten Wusten der Welt. Im
Afar-Dreieck
liegt die Danakil-Senke, in der sich mit 110 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt des Landes befindet. Die Landesflache von Eritrea betragt 117.600 km², was etwa einem Drittel der Flache Deutschlands entspricht.
Die großten Stadte sind (Berechnung 2012):
Asmara
(665.000 Einwohner),
Assab
(99.000 Einwohner),
Keren
(80.000 Einwohner),
Massaua
(52.000 Einwohner),
Mendefera
(25.000 Einwohner) und
Barentu
(19.000 Einwohner).
[10]
Bis 1996 war Eritrea in neun Regionen (
awraja
) gegliedert. Diese Regionen stammten noch aus der italienischen Kolonialzeit. Die Regionen und ihre Regionshauptstadte waren:
Akkele Guzay
(
Adi Keyh
),
Barka
(
Agordat
),
Denkalia
(
Assab
),
Gash Setit
(
Barentu
),
Hamasien
(Asmara),
Sahel
(
Nakfa
),
Semhar
(
Massaua
),
Senhit
(
Keren
) und
Seraye
(
Mendefera
).
Mit der Verwaltungsreform vom 15. Juli 1996 wurde die Zahl der Regionen (
zoba
) auf sechs reduziert:
[11]
Die Anzahl der Einwohner wurde lange deutlich zu hoch angegeben. Noch fur das Jahr 2017 wurde die Einwohnerzahl bei den
Vereinten Nationen
mit 5,1 Millionen
[4]
und im
CIA World Factbook
mit 5,9 Millionen angegeben.
[12]
Kurz darauf haben die Vereinten Nationen all ihre Zahlen fur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft deutlich nach unten korrigiert und schatzen seither fur 2017 nur noch etwa 3,4 Millionen Einwohner, fur 2022 etwa 3,7 Millionen.
[13]
[14]
Das CIA World Factbook ist der UN-Korrektur noch nicht gefolgt und schatzt 6,23 Mio. Einwohner fur 2023.
Jahr
|
Einwohnerzahl
[13]
|
1950
|
0,82 Mio.
|
1975
|
1,45 Mio.
|
2000
|
2,39 Mio.
|
2025
|
3,89 Mio.
|
2050
|
5,96 Mio.
|
Im internationalen Vergleich ist die Versorgungsquote mit Verhutungsmitteln in Eritrea schlecht. Es ist daher von einem starken Bevolkerungswachstum betroffen, welches zu einem großen Teil auf ungeplanten Schwangerschaften beruht. So hatten nach Angaben der
Deutschen Stiftung Weltbevolkerung
im Jahr 2015 nur 7 % der verheirateten Frauen Zugang zu modernen Verhutungsmitteln.
[15]
Es wird daher Stand 2022 von den Vereinten Nationen geschatzt, dass sich die Bevolkerung von 4 Mio. im Jahr 2025 auf 8 Mio. im Jahr 2080 verdoppeln wird.
In Eritrea gibt es neun großere ethnische Gruppen. Das großte Volk des Landes sind die
Tigrinya
(55 Prozent, nach anderen Angaben 50 Prozent
[16]
). Sie leben auch in Athiopien in der Region
Tigray
. Ihre Sprache
Tigrinya
ist neben dem Arabischen Amtssprache Eritreas. Die Volksgruppe, die in Eritrea Tigrinya genannt wird, entspricht sprachlich und kulturell den
Tigray
in Athiopien. Die athiopischen Tigray und eritreischen Tigrinya sind aber aufgrund einer uber langere Zeit getrennt verlaufenden politischen Geschichte nicht mehr als eine einheitliche Gruppe zu betrachten. Historisch bezeichneten sie sich selbst als
Habescha
. Schon vor der Kolonialzeit waren die Tigrinya-Sprecher uberaus vielgestaltig in Form verschiedener autonomer Provinzen und Abstammungsgruppen und politisch nur selten vereint.
Das zweitgroßte Volk sind die
Tigre
(30 Prozent). Zu den großeren Volksgruppen zahlen noch die
Saho
(4 Prozent), die
Bilen
(2 Prozent) und die
Rashaida
(2 Prozent). Auch die
Kunama
machen zwei Prozent der Einwohner aus. Die kleinen ethnischen Gruppen
Sokodas
und
Iliit
an der sudanesischen Grenze betrachten sich als Kunama, sind aber geographisch und linguistisch getrennt (sie sprechen Dialekte des
Ilit-Sokodas
, auch West-Kunama genannt).
[17]
Die Minderheit der
Bedscha
wird offiziell als
Hedareb
bezeichnet, was auch als Name einer Untergruppe verwendet wird.
[2]
Weitere Minderheiten sind die
Nara
und die
Afar
. Außerdem gibt es sehr kleine Gruppen westafrikanischen Ursprungs (meist
Haussa
-Sprecher), die in Eritrea
Tokharir
genannt werden.
Die Informationslage in diesem Bereich ist durftig. Außerdem leben inzwischen 500.000 bis eine Million Eritreer, zumeist orthodoxe Tigrinya, im Ausland, was etwa einem Funftel der Bevolkerung entspricht. Seit 2015 zahlt Eritrea neben
Nigeria
und
Somalia
als Hauptherkunftsland afrikanischer Fluchtlinge in Europa (
siehe auch
Fluchtlingskrise in Europa 2015/2016#Subsahara-Afrika
). Mit nur 0,3 % der Bevolkerung im Jahre 2017, zahlt die Auslanderquote zu den niedrigsten weltweit.
[18]
[19]
Zahlreiche im Ausland lebende politische Fluchtlinge sind wieder in ihre Heimat zuruckgekehrt. Eine verschwindend kleine Minderheit bilden europaischstammige Eritreer, hauptsachlich im 19. Jahrhundert eingewanderte
Italiener
.
Die Bevolkerung Eritreas teilt sich offiziell zu fast gleichen Teilen
[20]
in
Muslime
(
Sunniten
) und
Christen
(
Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche
,
Eritreisch-Katholische Kirche
,
Protestanten
). Der vom US
State Department
herausgegebene
International Religious Freedom Report
ging fur das Jahr 2007 von 50 Prozent Muslimen und 48 Prozent Anhangern des
Christentums in Eritrea
aus,
[21]
fur das Jahr 2006 noch von 60 Prozent Muslimen und 37 Prozent Christen.
[22]
Die
Association of Religion Data Archives
beziffert 50,15 Prozent Muslime und 47,91 Prozent Christen.
[23]
Daneben bestehen einige kleine einheimische
traditionelle Religionen
. Trotz der sehr unterschiedlichen Anschauungen und des daraus resultierenden Konfliktpotenzials bildet die Bevolkerung eine nationale Einheit. Die Christen leben vorwiegend in der Hochebene um Asmara und die muslimischen Teile der Bevolkerung hauptsachlich im Tiefland und in Kustennahe.
In den letzten Jahren kam es zur systematischen Verfolgung nicht anerkannter christlicher Minderheiten durch die Regierung, weil diese nicht den ideologischen
Paradigmen
der Regierungsseite entsprechen.
[24]
Evangelikale
Nachrichtenagenturen aus den USA berichten inzwischen regelmaßig von Christenverfolgungen im Land.
[25]
Amnesty International gab an, Angehorige staatlich verbotener Minderheitenkirchen seien bei extremer Hitze unter Erstickungsgefahr in Frachtcontainern gefangen gehalten worden.
[26]
Die neun Sprachen der neun großten Ethnien gelten formell als gleichberechtigte
Nationalsprachen
.
[27]
Diese sind
Tigrinya
(2,3 Millionen Sprecher),
Tigre
(800.000),
Afar
(300.000),
Saho
,
Kunama
,
Bedscha
,
Blin
,
Nara
(je rund 100.000) und
Arabisch
, das von den
Rashaida
als Muttersprache und von etlichen anderen Eritreern als Zweitsprache gesprochen wird. Der Staat fordert die Verwendung dieser Sprachen in den Schulen bei den jeweiligen Volksgruppen und in Sendungen des nationalen Radiosenders.
[2]
Es gibt keine offiziell festgelegte
Amtssprache
.
De facto
dienen aber vorwiegend Tigrinya und Arabisch ? die auch als
Verkehrssprachen
weit verbreitet sind ? sowie Englisch als Arbeitssprachen der Regierung.
[2]
[28]
Italienisch
, ein Erbe der Kolonialzeit, wird vor allem von der alteren Bevolkerung verstanden. Viele Schilder und Laden in
Asmara
sind auch auf Italienisch beschriftet. Tigrinya und Italienisch werden in der Wirtschaft, im Handel und im Gewerbe am haufigsten gebraucht.
[3]
Es existiert zudem eine Schule in Asmara, in der Italienisch gelehrt wird ? die
Scuola Italiana di Asmara
.
[29]
Italienisch verliert allerdings an Bedeutung, wahrend die Verbreitung des Englischen zunimmt.
[28]
Die Sprachen Eritreas gehoren zu zwei der großen
Sprachfamilien in Afrika
: Tigrinya, Tigre und Arabisch sind
semitische Sprachen
, Saho, Bilen, Afar und Bedscha sind
kuschitische Sprachen
? beides Zweige der
afroasiatischen Sprachfamilie
. Nara (Baria) und Kunama/Baza gehoren hingegen zur Familie der
nilosaharanischen Sprachen
.
Das
Dahalik
, das auf Inseln des
Dahlak-Archipels
von einigen Tausend Personen gesprochen wird, wurde fruher als Dialekt des Tigre betrachtet, ist aber nach neueren linguistischen Erkenntnissen eine eigenstandige semitische Sprache.
[2]
Seit der Unabhangigkeit konnten im Bildungssektor große Fortschritte erzielt werden: Der Alphabetisierungsgrad fur Menschen zwischen 15 und 24 Jahren war 2015 mit 93 % (2002: 78 %) einer der hochsten in
Subsahara-Afrika
.
[30]
Formal besteht
Schulpflicht
fur Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren, dennoch besuchen nur zwischen 39 und 57 Prozent der Schulpflichtigen eine
Grundschule
und nur rund 21 Prozent eine weiterfuhrende Schule. Die Schulen sind schlecht ausgestattet, die durchschnittliche Klassenstarke liegt bei 63 (Grundschulen) beziehungsweise 97 (weiterfuhrende Schulen) Schulern je Klasse. Madchen sind deutlich benachteiligt. Der Anteil der
Analphabeten
liegt bei 30 Prozent.
[1]
Wahrend die Schuler in der Grundschule in ihrer jeweiligen Muttersprache unterrichtet werden, wechselt die Unterrichtssprache ab der 6. Klasse zu Englisch.
[31]
Das 12. Schuljahr findet fur alle Schuler verpflichtend im
Militarcamp Sawa
statt. An den Militardienst schließt sich fur den Großteil der Absolventen der zivile Nationaldienst (?Community Service“) an, der z. B. in der Verwaltung, im Bildungswesen oder in nationalen Entwicklungsprojekten abgeleistet und oft als Zwangsdienst bezeichnet wird. Die Schuler mit den besten Leistungen durfen studieren und werden ihren Studienfachern zugeteilt. Nach der Schließung der
Universitat Asmara
im Jahr 2004 wurden Bildungseinrichtungen in verschiedenen Teilen des Landes aufgebaut, unter anderem das
Eritrea Institute of Technology
in der Nahe von Asmara und das College of Marine Sciences & Technology in Massawa.
[31]
Das Gesundheitswesen wird maßgeblich vom Staat finanziert und ist fur Personen mit Armutsausweis kostenlos.
[32]
Die Lebenserwartung wird fur 2010?2015 auf 63,4 Jahre geschatzt.
[33]
Die Fruchtbarkeitsrate lag 2012 bei 4,7 Kindern pro Frau.
[34]
Die
Kindersterblichkeit
liegt bei 74 auf 1000 Lebendgeburten, womit Eritrea auf dem 51. Platz weltweit liegt.
[35]
Die Muttersterblichkeit konnte zwischen 1990 und 2013 um 75 % gesenkt werden.
[36]
2002 waren noch fast 89 % der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren von der
Weiblichen Genitalverstummelung
betroffen, nach 94,5 % im Jahr 1995. Deutlicher zeigte sich der Erfolg der Aufklarungsarbeit an der 2002 auch erhobenen Pravalenz unter den Tochtern, je nach Bildungsstand der Mutter 40 % bis 67,5 %, im Mittel 62,5 %.
[37]
Am 31. Marz 2007 trat ein gesetzliches Verbot der Frauenbeschneidung in Kraft.
[38]
Entwicklung der Lebenserwartung
Zeitraum
|
Lebenserwartung
(Jahre)
|
Zeitraum
|
Lebenserwartung
(Jahre)
|
1950?1955
|
34,1
|
1985?1990
|
48,7
|
1955?1960
|
36,7
|
1990?1995
|
50,8
|
1960?1965
|
40,1
|
1995?2000
|
54,0
|
1965?1970
|
42,1
|
2000?2005
|
56,7
|
1970?1975
|
44,1
|
2005?2010
|
60,7
|
1975?1980
|
45,9
|
2010?2015
|
63,4
|
1980?1985
|
47,3
|
|
|
Quelle: UN
[39]
Die meisten Eritreer sind auf Hilfe von ihren in der
Diaspora
lebenden Angehorigen angewiesen.
[40]
Eritreas Medien sind staatlich. Es gibt die Zeitung
Neues Eritrea
(
??? ????
?addas Er?tra
=
?????? ???????
Iritriya 'l-?ad??a
=
????? ???
Eritr?ya ?addas
),
[41]
die Horfunksender
Stimme der Massen
(
??? ???
D?m?i ?affa?
=
??? ????????
?aut al-?am?h?r
),
Zara FM
und
Radio Numa
[42]
sowie den Fernsehsender
ERi-TV
.
[43]
In Eritrea findet Zensur statt, eine
Pressefreiheit in dem Land
gibt es nicht. Samtliche Medien werden vom Ministerium fur Information kontrolliert. Der staatliche Rundfunk Eri-TV und die einzige Nachrichtenagentur sitzen im selben Gebaudekomplex wie das Informationsministerium. Zwar gibt es Internet, jedoch kommt laut Spiegel die amtlich verlangsamte Ubertragungsgeschwindigkeit von 0,1 MBit pro Sekunde "einer Zensur gleich".
[44]
Auf der
Rangliste der Pressefreiheit
der NGO
Reporter ohne Grenzen
belegt das Land regelmaßig einen der letzten Platze.
[45]
Seit der historisch erforschten Fruhzeit um 500 v. Chr. herrschten verschiedene Machte uber das Land. Auf dem heutigen Staatsgebiet befand sich das
Aksumitische Reich
. Wahrend des Mittelalters unterstand das christliche Hochland den athiopischen Kaisern, in den Kustengegenden herrschten lokale Fursten. Mit der Eroberung durch die Osmanen wurde Eritrea 1554 fur mehr als 300 Jahre zur Provinz
Habe? Eyaleti
des
Osmanischen Reiches
. Wahrend dieser Zeit wurden insbesondere die der
athiopisch-orthodoxen Kirche
angehorenden Einwohner der Kustengegenden islamisiert. Die Hauptstadt auf dem Gebiet Eritreas war
Massaua
.
Seit 1870 bzw. 1882 war die
Bucht von Assab
italienisch, doch erst nach der Besetzung Massauas (1885) und Asmaras (1889) wurde daraus 1890 eine
italienische Kolonie
unter dem neu geschaffenen Namen
Colonia Eritrea
.
Nach dem
Uberfall Italiens auf Athiopien
wurde Eritrea 1936 in das neu gegrundete
Italienisch-Ostafrika
eingegliedert. Es erhielt große Gebiete Nordathiopiens dazu; so wurde der großte Teil
Tigrays
Teil von Eritrea. 1941 wurde Italienisch-Ostafrika durch alliierte Streitkrafte besetzt. Das Gebiet Eritreas wurde unter die britische Militarverwaltung gestellt und 1947 ? nach der formellen Aufgabe Eritreas durch Italien ? britisches Mandatsgebiet.
In einer Resolution 289 (IV) vom 21. November 1949 stimmte die
UN-Generalversammlung
mit 48 Stimmen bei einer Gegenstimme (Athiopien) und neun Enthaltungen dafur, eine Kommission aus Vertretern
Burmas
, Guatemalas, Norwegens, Pakistans und der
Sudafrikanischen Union
nach Eritrea zu entsenden, die einen Bericht erstellen sollte. Diese Kommission lieferte im Juni 1950 ihren Bericht ab, konnte sich allerdings nicht auf eine gemeinsame Empfehlung einigen (der Vertreter Norwegens sprach sich fur die vollstandige Integration Eritreas in Athiopien aus, die Vertreter Sudafrikas und Burmas befurworteten eine Foderation mit Athiopien, die Vertreter Guatemalas und Pakistans waren fur eine vorubergehende UN-Treuhanderschaft mit dem Ziel einer vollstandigen Unabhangigkeit Eritreas). Am 2. Dezember 1950 nahm die UN-Generalversammlung die Resolution 390 (V) mit 46 Stimmen bei zehn Gegenstimmen und vier Enthaltungen an, die eine Foderation Eritreas mit
Athiopien
vorsah. Am 25. und 26. Marz 1952 (sowie in zwei Wahlkreisen am 12. Mai 1952) fand unter der Aufsicht der UN die erste Wahl zur 68 Abgeordnete umfassenden gesetzgebenden Versammlung Eritreas statt. Bei der Wahl erreichte keine politische Partei die absolute Mehrheit. 66 der 68 Sitze wurden von drei politischen Gruppierungen eingenommen: 32 Unionisten und liberale Unionisten, 19 Abgeordnete der Demokratischen und Unabhangigkeitsfront (Muslimliga und andere), sowie 15 Abgeordnete der Muslimliga der Westprovinz. Der am 10. Juli 1952 von der Versammlung beschlossene Verfassungsentwurf wurde am 11. August 1952 von Kaiser
Haile Selassie
ratifiziert, womit die Foderation Eritreas mit Athiopien am 11. September 1952 formell in Kraft trat.
[46]
In den folgenden Jahren kam es jedoch zu Entwicklungen, die zeigten, dass das Foderationsmodell nicht von Dauer war. 1956 fuhrten die athiopischen Behorden
Amharisch
als Amtssprache in Eritrea ein, obwohl die eritreische Verfassung hierfur Arabisch und Tigrinya vorgesehen hatte. Die eritreische Flagge wurde verboten und 1959 das athiopische Rechtssystem in Eritrea eingefuhrt. Im November 1962 ließ Kaiser Haile Selassie die eritreische gesetzgebende Versammlung auflosen und erklarte offiziell den Foderationsstatus von Eritrea fur nichtig, so dass Eritrea danach den Status einer gewohnlichen Provinz Athiopiens hatte. Der Widerstand gegen die athiopische Herrschaft wurde in den Anfangsjahren vor allem von der
Eritreischen Befreiungsfront
(ELF,
Eritrean Liberation Front
) getragen, die ihre Hauptunterstutzung von den muslimischen Bewohnern im westlichen Flachland erhielt. 1961 nahm die ELF den bewaffneten Kampf auf. Aufgrund von Streitigkeiten innerhalb der ELF kam es in den ersten Jahren der 1970er zur Bildung der
Eritreischen Volksbefreiungsfront
(EPLF,
Eritrean People’s Liberation Front
), die danach zur dominierenden Widerstandsbewegung aufstieg.
[46]
Am 12. September 1974 wurde Kaiser Haile Selassie durch einen Militarputsch gesturzt. Wenig spater etablierte sich ein Militarregime unter
Mengistu Haile Mariam
, das den Krieg gegen die Rebellen in Eritrea verscharfte. Anfanglich erzielten die Athiopier mit Unterstutzung durch Waffenlieferungen aus der Sowjetunion Erfolge. Eine großangelegte Offensive zur vollstandigen Eroberung Eritreas 1982 scheiterte jedoch. Die EPLF konnte dabei große Waffenarsenale der athiopischen Armee erbeuten und in der Folgezeit effektive Gegenoffensiven starten. Die EPLF stand in der Zeit des Mengistu-Regimes im Bundnis mit zahlreichen anderen Widerstandsbewegungen, unter anderem mit der
Tigray-Befreiungsfront
(TPLF,
Tigre People’s Liberation Front
). Die Vereinten Nationen versuchten mehrfach erfolglos, in diesen Konflikten zu vermitteln.
[46]
Der
Unabhangigkeitskrieg
endete nach dreißig Jahren 1991 mit dem Sieg der
Eritreischen Volksbefreiungsfront
(EPLF) und verschiedener weiterer athiopischer Rebellengruppen (u. a. die
EPRDF
) und der Entmachtung des athiopischen
Derg
-Regimes. Die EPRDF bildete eine
neue Regierung
und erlaubte die Unabhangigkeit Eritreas. Diese wurde nach einer durch die UN uberwachten Volksabstimmung am 24. Mai 1993 erklart, bei der 99,83 Prozent der Teilnehmer fur die Unabhangigkeit stimmten.
[46]
Dieser Tag ist seither Nationalfeiertag Eritreas.
In den darauffolgenden Jahren verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Athiopien und Eritrea. 1998 brach ein
Grenzkrieg der beiden Staaten
aus, der in einer Pattsituation endete. Seitdem war die
UN
-Beobachtermission
UNMEE
in der Grenzregion stationiert, um den rechtmaßigen Grenzverlauf zu markieren.
Im Jahr 2002 empfahl eine unabhangige Grenzkommission die neuen Staatsgrenzen. Im Rahmen eines Schiedsspruches der Athiopisch-Eritreischen Grenzkommission des
Standigen Schiedshofs
in Den Haag
[47]
unterzeichneten Athiopien und Eritrea das Abkommen, in dem sich beide zur Anerkennung des Grenzverlaufs bereiterklarten. Tatsachlich bestehen jedoch weiterhin Differenzen, zumal keine der beiden Seiten alle Anspruche erfullt bekam. Das umstrittene Gebiet um
Badme
wurde der eritreischen Seite zugesprochen, Athiopien protestierte daraufhin und verlangte eine sofortige Korrektur des Schiedsspruchs. Bis 2018 konnte daher die Umsetzung der Grenzdemarkierung nicht wie vereinbart vollzogen werden. Samtliche UN-Truppen, die eigentlich zur Friedenssicherung abgestellt worden waren, wurden von eritreischer Seite aus Protest gegen die athiopische Blockadehaltung massiv in ihren Arbeiten behindert.
[48]
2008 entschied der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
, das Mandat der UNMEE nicht weiter zu verlangern.
Am 5. Juni 2018 erklarte die athiopische Regierung ihre Bereitschaft, die Regelungen des Grenzabkommens von 2002 zu akzeptieren. Dazu gehore auch die Ubergabe Badmes an Eritrea.
[49]
Am 8. Juli 2018 erklarte Athiopiens Regierungschef
Abiy Ahmed
, dass Athiopien und Eritrea wieder
diplomatische Beziehungen
aufnehmen.
[50]
Zugleich wurde ein
Friedensvertrag
zwischen den beiden Landern geschlossen.
[51]
Eritrea beteiligte sich am
Burgerkrieg in Nordathiopien
2020 bis 2022 auf Seiten der
athiopischen Streitkrafte
.
Eritrea besitzt offiziell eine demokratische Verfassung, ist jedoch de facto seit der Unabhangigkeit von Athiopien eine Diktatur von Staatsprasident
Isayas Afewerki
. Wahlen finden auf regionaler und nationaler Ebene statt (Baito), bei der jedoch die meisten Parteien nicht zugelassen werden. Der Prasident ist Staatsoberhaupt und
Oberbefehlshaber
der
Streitkrafte
.
Das Staatsoberhaupt und der Regierungschef sind die hochsten Instanzen der
eritreischen Ubergangsregierung
. Zusammen mit der 24-kopfigen Staatsvertretung, bestehend aus 16 Ministern und weiteren Staatsvertretern, bilden sie die
Exekutive
Eritreas.
Die
Legislative
wird von einer 150 Mitglieder umfassenden
eritreischen Nationalversammlung
gebildet. Von den 150 sind 75 Mitglieder des Zentralkomitees der
Volksfront fur Demokratie und Gerechtigkeit
(PFDJ) und 75 Volksvertreter, die direkt vom Volk gewahlt werden. Unter diesen 75 Vertretern des Volkes mussen elf Frauen und 15 Emigranten sein. Die Nationalversammlung wahlt den Prasidenten, erlasst Gesetze und Verordnungen und kummert sich um deren Einhaltung.
Da Eritrea ab 1952 Teil von Athiopien war, nahmen Eritreerinnen und Eritreer an den athiopischen Wahlen von 1957 auf der Basis eines ab dem 4. November 1955 in Athiopien geltenden allgemeinen aktiven und passiven Wahlrechts teil.
[52]
Damit war das
Frauenwahlrecht
Gesetz. Nach der Unabhangigkeit von 1993 sah die Verfassung von 1997 ein allgemeines Wahlrecht fur die Wahlen zur Nationalversammlung und fur die Prasidentschaftswahlen vor.
[53]
Die regulare
Gerichtsbarkeit Eritreas
besteht aus einem Obergericht mit funf Standorten, 36 Regionalgerichten und etwa 368 Gemeindegerichten; daneben gibt es eine Sonder- und eine Militargerichtsbarkeit.
[54]
Die Politik Eritreas wird von der
Volksfront fur Demokratie und Gerechtigkeit
(
PFDJ
) dominiert. Die Volksfront fur Demokratie und Gerechtigkeit, die aus der fruheren bewaffneten Unabhangigkeitsbewegung der
Eritreischen Volksbefreiungsfront
(
EPLF
) hervorgegangen ist, nimmt mit ihrem Parteivorsitzenden
Isayas Afewerki
auch gleichzeitig den Posten des Staatsprasidenten und Regierungschefs in Anspruch. Eritrea gilt daher als
Einparteienstaat
. Auch wenn von offizieller Seite bekraftigt wird, dass man sich fur ein Parteiengesetz einsetze, sind diese Behauptungen eher kritisch zu sehen. Neben der PFDJ gibt es noch eine Reihe anderer politischer Parteien im Lande, die aber alle nicht zu Wahlen zugelassen sind.
Innerhalb des Landes gibt es noch einige oppositionelle Splittergruppen, die aber bisher keinen Einfluss auf die Politik des Landes nehmen konnten:
Aufgrund andauernder Menschenrechtsverletzungen wurde im Oktober 2012 Sheila Keetharuth zur
Sonderberichterstatterin
zur Situation der Menschenrechte fur Eritrea der Vereinten Nationen ernannt. Ein erster Bericht
[60]
wurde dem
UN-Menschenrechtsrat
im Zuge der Resolution 20/20 am 28. Mai 2013 vorgestellt. Darin stellte sie schwerwiegende
Menschenrechtsverletzungen
wie willkurliche Totungen und Verhaftungen, erzwungenes
Verschwindenlassen
, Folter sowie fehlende Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit fest.
Amnesty International
zufolge werden Regierungskritiker, Deserteure und Eritreer, die im Ausland um
Asyl
ersucht haben, inhaftiert.
[61]
Insgesamt betrachten viele internationale Beobachter das politische System Eritreas als repressiv oder gar als
Diktatur
.
[62]
[63]
Die Regierung hielt dem ? vor Friedensgesprachen mit Athiopien im Jahr 2018 ? entgegen, dass sich Eritrea im Ubergang zur Demokratie befinde, von Athiopien bedrangt werde und deswegen praktisch Kriegszustand herrsche. Ein Sturz der jungen Regierung wurde dadurch verhindert.
[64]
In Eritrea saßen 2017 elf Journalisten in Haft.
[65]
Staatlich anerkannt sind die orthodoxe, die katholische und die evangelisch-lutherische Kirche sowie der Islam. Nicht anerkannte religiose Minderheiten wie
evangelikale Christen
und die
Zeugen Jehovas
sind besonders seit 2002 von staatlichen Repressionen und Inhaftierung betroffen.
[66]
[67]
Zu den wegen ihres Glaubens Inhaftierten gehorte Anfang 2008 auch eine Gruppe von etwa 70 Muslimen, die sich weigerten, den von der Regierung eingesetzten
Mufti
als ihr Oberhaupt anzuerkennen.
[68]
Ein
UNHCR
-Bericht vom Juni 2015 konstatiert ?systematische, weit verbreitete und schwere Menschenrechtsverletzungen“ (
systematic, widespread and gross human rights violations
).
[69]
Die Haftbedingungen in den mindestens 37 teils geheimen, teils offiziellen
Internierungslagern
und
Militargefangnissen
sind prekar. Es kommt zu Folter, sexuellem Missbrauch und Gewalt. Es wird von Todesfallen berichtet.
[32]
Unter anderem wird auf der Insel
Nakura
ein Gefangnis betrieben, dessen Anfange auf die
italienische Kolonialzeit
zuruckgehen. Das
faschistische Italien
baute das Gefangnis ab 1936 zum
KZ Nocra
aus, die Anlagen werden auch heute noch vom eritreischen Regime als Gefangnis genutzt.
[70]
Bereits seit der Kolonialzeit ist das Gefangnis bzw. zwischenzeitliche Konzentrationslager in der gesamten Region fur seine Brutalitat und Menschenfeindlichkeit bekannt, zudem herrschen extreme klimatische Bedingungen.
Im jahrlich veroffentlichten
Weltverfolgungsindex
(WVI) von
Open Doors
, welcher die Lander mit der starksten Christenverfolgung aufzeigt und analysiert, lag Eritrea 2022 an vierter Stelle.
[71]
Demnach gehort das Land zu denjenigen Landern auf der Welt, in denen Christen aufgrund ihrer Religionszugehorigkeit am starksten unterdruckt werden.
Das repressive politische System, die schwierige Wirtschaftslage und die Einberufungen zu zeitlich nicht begrenzter
Zwangsarbeit
sorgen fur viel
Flucht
aus dem Land.
[40]
[44]
Das hat zur Folge, dass Eritrea eines der Lander mit dem hochsten Anteil an außerhalb des Landes lebenden Staatsburgern ist.
[72]
Etwa ein Funftel der Bevolkerung lebt im Ausland.
[73]
Die US-amerikanische staatsnahe NGO
Freedom House
charakterisierte Eritrea in ihrem Landerbericht 2019 als ?hermetischen Polizeistaat“.
[74]
Haufig wird Eritrea als ?das
Nordkorea
Afrikas“ bezeichnet.
[75]
Die Beziehungen Eritreas zu seinen Nachbarstaaten sind angespannt. Eritrea wie Athiopien werden beschuldigt, insbesondere seit 2006/2007 ihre Streitigkeiten nunmehr als ?Stellvertreterkrieg“ in
Somalia
auszutragen. Athiopien unterstutzt die
Ubergangsregierung Somalias
und intervenierte von Ende 2006 bis Anfang 2009 militarisch; Eritrea beherbergt Teile der somalischen Opposition im Exil. Vorwurfe, wonach es Islamisten und andere Gegner der Ubergangsregierung illegal mit Waffen beliefert habe, hat es zuruckgewiesen.
[76]
[77]
Die separatistische
Ogaden National Liberation Front
in Athiopien hat Unterstutzung von Eritrea erhalten.
[78]
Mitte 2008 kam es zu mehreren Zusammenstoßen eritreischer und dschibutischer Truppen im
umstrittenen Grenzgebiet
beider Staaten. Die USA und der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
beschuldigten Eritrea daraufhin der militarischen Aggression.
[79]
Im Ausland lebende Eritreer mussen eine ?Aufbausteuer“ in Hohe von zwei Prozent ihres Bruttoeinkommens an den eritreischen Staat zahlen. Fruher wurde diese von den Botschaften Eritreas in den jeweiligen Landern erhoben, da Botschaften aber keine Steuern mehr eintreiben durfen, mussen im Ausland lebende Eritreer jetzt entweder selbst in die Heimat reisen oder einen dort lebenden Verwandten mit der Zahlung beauftragen.
[80]
Bei Nichtbezahlung werden keine offiziellen Dokumente ausgestellt, es besteht keine Moglichkeit, Erbschaften anzutreten und Geschaftstatigkeiten aufzunehmen, zudem drohen Repressalien gegen im Land lebende Verwandte. Schuler, Studenten oder Arbeitslose sind von der Abgabe befreit. Diese Abgabe, die von hunderttausenden Auslandseritreern erhoben wird, auch wenn sie eine andere Staatsburgerschaft besitzen, stellt eine der großten Geldquellen der eritreischen Regierung dar.
[81]
[82]
Anfang Juli 2018 teilte Athiopiens Regierungschef
Abiy Ahmed
nach einem Treffen mit dem eritreischen Prasidenten
Isayas Afewerki
in Asmara mit, dass nach jahrzehntelanger Feindseligkeit die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen vereinbart wurde. So ist geplant, Botschaften und Grenzen wieder zu offnen sowie Flugverbindungen wiedereinzurichten und Hafen zuganglich zu machen. Der Anfang April 2018 neu gewahlte Ministerprasident Abiy Ahmed hatte bereits zu Beginn seiner Amtszeit eine Friedenslosung mit dem Nachbarland angestrebt. Anfang Juni 2018 hatte er angekundigt, den Beschluss einer von den Vereinten Nationen unterstutzten internationalen Schiedskommission uber den Grenzverlauf beider Lander aus dem Jahr 2002 ?vollstandig“ umzusetzen und sich aus den umstrittenen Gebieten zuruckzuziehen.
[83]
Das
Bruttoinlandsprodukt
(BIP) fur 2017 wird auf 5,8 Milliarden US-Dollar geschatzt. In
Kaufkraftparitat
betragt das BIP 9,4 Milliarden US-Dollar oder 1.580 US-Dollar je Einwohner. Das reale Wachstum betrug 5,0 %. Eritrea gehort damit zu den armsten Landern der Welt.
Folgende Tabelle gibt Uberblick uber die Entwicklung der Wirtschaft seit dem Jahr 1995. Aufgrund der internationalen Isolation des Landes ist das Pro-Kopf-Einkommen seit der Unabhangigkeit des Landes kaum gewachsen.
[84]
Jahr
|
BIP
(
Kaufkraftparitat
)
|
BIP
pro Kopf
(
Kaufkraftparitat
)
|
BIP-Wachstum
(real)
|
Inflationsrate
(in Prozent)
|
Staatsverschuldung
(in Prozent des BIP)
|
1995
|
0
3,20 Mrd.
|
0
934
|
20,9 %
|
12,0 %
|
k. A.
|
2000
|
0
5,29 Mrd.
|
1.367
|
0,2 %
|
19,0 %
|
169 %
|
2005
|
0
5,76 Mrd.
|
1.286
|
1,5 %
|
12,5 %
|
159 %
|
2006
|
0
5,88 Mrd.
|
1.277
|
?1,0 %
|
15,1 %
|
154 %
|
2007
|
0
6,12 Mrd.
|
1.295
|
1,4 %
|
9,3 %
|
156 %
|
2008
|
0
5,63 Mrd.
|
1.161
|
?9,8 %
|
19,9 %
|
174 %
|
2009
|
0
5,89 Mrd.
|
1.185
|
3,9 %
|
33,0 %
|
145 %
|
2010
|
0
6,10 Mrd.
|
1.196
|
2,2 %
|
11,2 %
|
144 %
|
2011
|
0
6,76 Mrd.
|
1.296
|
8,7 %
|
3,9 %
|
132 %
|
2012
|
0
7,37 Mrd.
|
1.380
|
7,0 %
|
6,0 %
|
128 %
|
2013
|
0
7,84 Mrd.
|
1.435
|
4,7 %
|
6,5 %
|
127 %
|
2014
|
0
8,21 Mrd.
|
1.470
|
2,9 %
|
10,0 %
|
129 %
|
2015
|
0
8,51 Mrd.
|
1.493
|
2,6 %
|
9,0 %
|
132 %
|
2016
|
0
8,78 Mrd.
|
1.509
|
1,9 %
|
9,0 %
|
133 %
|
2017
|
0
9,38 Mrd.
|
1.581
|
5,0 %
|
9,0 %
|
131 %
|
Der Tourismus im Land beruht weitestgehend auf wenigen Individualurlaubern, im Ausland lebenden eritreischen Burgern auf Heimatbesuch und einer kleinen Anzahl auslandischer Reiseveranstalter, die mit in der Regel kleinen Gruppen das Land bereisen. Themengebiete sind unter anderem archaologische Studien, italienische Kolonialgeschichte, Reisen fur professionelle Fotografen zu den ethnischen Gruppen des Landes und Reisen fur Eisenbahnfans. Auch der Dahlak-Archipel ist mit organisierten Touren bereisbar. Klassischer Badeurlaub wird mangels einer geeigneten touristischen Infrastruktur aber kaum angeboten. Vereinzelte solcher Angebote fur Touristen existieren zwar, zehn Kilometer nordlich von Massaua befindet sich mit dem
Gurgussum Beach Resort
beispielsweise eine in die Jahre gekommene Hotelanlage mit eigenem Strandabschnitt am Roten Meer. Aufgrund der außenpolitischen Situation, der Menschenrechtsbedingungen vor Ort und der allgemeinen wirtschaftlichen Isolation Eritreas liegt das Land jedoch fernab popularer Reiserouten, weshalb auch im beispielhaft genannten Hotelkomplex benotigte Investitionen seit langerem ausbleiben.
Etwa 75 % der Bevolkerung sind in der
Landwirtschaft
beschaftigt. Trotzdem mussen
Nahrungsmittel
importiert werden, auch weil wahrend des Krieges und daruber hinaus mindestens 300.000 Personen zum Militardienst eingezogen waren
[85]
und daher Arbeitskrafte in der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftsbereichen fehlten. Durch
Durre
und wirtschaftspolitische Inkompetenz der autoritaren Regierung kam es zu schweren Hungersnoten.
[86]
Durch die verschiedenen Klima- und Vegetationszonen Eritreas werden je nach Region unterschiedliche Produkte hergestellt. Typische Feldfruchte sind:
[87]
- Teff
, eine einheimische Getreideart, die im Hochland angebaut wird.
- Gerste
, Anbau im Hochland
- Weizen
, Anbau im Hochland zwischen 1500 und 2500 m
- Mais
, unterhalb von 2400 m im Hochland und an der ostlichen Steilstufe angebaut
- Sorghum
, Anbau unterhalb von 1500 m, vor allem in
Semienawi Kayih Bahri
,
Anseba
und
Gash-Barka
- Hirse
, unterschiedliche Sorten im Hochland (
Maekel
und
Debub
) und im Tiefland (Gash-Barka und Anseba)
- Lein
, Anbau im Hochland
- Ramtillkraut
, Anbau zwischen 1800 und 2500 m
- Erdnuss
, Anbau in Anseba und Gash-Barka unterhalb von 1500 m
- Sesam
, Anbau unterhalb von 1500 m vor allem im sudlichen Gash-Barka
- Hulsengemuse
wie
Kichererbsen
,
Gartenbohne
,
Ackerbohnen
und
Linsen
im Hochland
- Kaffee
, Anbau zwischen 1700 und 2400 m, vor allem am mittleren Teil des ostlichen Steilhangs ostlich und sudostlich von Asmara
- Tabak
, sowohl im Hoch- als auch im Tiefland
- Faserpflanzen
, wie
Baumwolle
und
Sisal-Agave
- Obst
, wie
Bananen
und
Zitrusfruchte
- Gemuse
, wie etwa
Zwiebeln
,
Tomaten
,
Kohl
,
Spinat
,
Salat
,
Kartoffeln
,
Kurbis
,
Mohren
- Gewurzpflanzen
, wie
Chili
und
Bockshornklee
Je nach Klimazone werden
Rinder
,
Schafe
,
Ziegen
,
Kamele
,
Esel
,
Maultiere
und
Geflugel
gehalten.
[87]
Eritrea verfugt uber Bodenschatze wie
Gold
,
Silber
,
Kupfer
,
Schwefel
,
Nickel
,
Pottasche
,
Marmor
,
Zink
und
Eisen
.
Salz
wird in großem Umfang produziert. Diese Rohstoffe fordert Eritrea schon seit langerer Zeit fur den weltweiten Export.
Es gibt Zement-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie, darunter mehrere Brauereiunternehmen, Alkohol- und Weinproduktion. Eritrea verfugt uber eine Vielzahl von Ersatzteil- und Mobelunternehmen. Seit einigen Jahren werden in der eritreischen Industriestadt
Dekemhare
Busse, Transport-, Reinigungs- und
Mullwagen
vom eritreischen Unternehmen
Tesinma
produziert.
Der
Staatshaushalt
umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 2,165 Milliarden
US-Dollar
, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,580 Milliarden US-Dollar gegenuber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Hohe von 10,9 Prozent des
BIP
.
[1]
Die eritreische Regierung finanziert ihren Haushalt zum Teil aus der Diasporasteuer, die erhoben wird, wenn im Ausland lebende Eritreer Hilfsuberweisungen an ihre Verwandten in Eritrea tatigen. Die Steuer liegt bei zwei Prozent des Einkommens der Auslandseritreer.
[40]
Im Jahr 2016 betrug die Staatsverschuldung 125,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) Eritreas.
[88]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des BIP) folgender Bereiche:
Die
Streitkrafte Eritreas
sind aus der
Eritreischen Volksbefreiungsfront
(EPLF) hervorgegangen, die fur die Unabhangigkeit Eritreas von
Athiopien
kampfte. Die Beziehungen Eritreas zum Ausland sind gespannt. Unter anderem bedingt durch den
dreißigjahrigen Unabhangigkeitskrieg
gegen Athiopien wird die Eigenstandigkeit Eritreas stark betont, was zum Teil als
Isolationismus
bezeichnet wird. Es kam in der jungen Geschichte des Landes zu mehreren Grenzkonflikten, insbesondere zum
erneuten Krieg gegen Athiopien
1998?2000. Das Militar in Eritrea nimmt eine große Rolle ein: Sowohl Manner als auch Frauen mussen in Eritrea einen unbefristeten Wehrdienst leisten, der laut
Amnesty International
einer
Zwangsarbeit
gleichkommt.
[90]
Wehrdienstverweigerer
werden strafrechtlich verfolgt, als
Deserteure
gebrandmarkt
[90]
und setzen laut dem
UN-Menschenrechtsrat
sich und ihre Familie Repressalien aus.
[40]
In Friedenszeiten droht ihnen eine Haftstrafe von bis zu funf Jahren. In Kriegszeiten kann die Haftstrafe zwischen funf Jahren bis lebenslanglich betragen und in schweren Fallen droht die
Todesstrafe
.
[90]
Die militarische Situation um den unbefristeten Wehrdienst gilt als hauptsachliche
Fluchtursache
fur Fluchtlinge, die aus Eritrea versuchen, nach Europa zu gelangen.
[91]
[40]
Nach der Normalisierung der Beziehungen zu Athiopien 2018 griff Eritrea auf Seiten der athiopischen Regierung in den 2020 ausgebrochenen
Tigray-Krieg
ein.
[92]
Dabei wurden von Seiten der eingesetzten eritreischen Streitkrafte
Kriegsverbrechen
begangen
[93]
, unter anderem das
Massaker von Aksum
, bei welchem je nach Quelle zwischen 345 und 800 Zivilisten ermordet wurden.
[94]
[95]
Im
Logistics Performance Index
, der von der
Weltbank
erstellt wird und die Qualitat der Infrastruktur misst, belegte Eritrea 2018 den 155. Platz unter 160 Landern.
[96]
Das Straßennetz in Eritrea ist relativ gut ausgebaut. Allerdings wurde die von den Italienern sehr gut ausgebaute Infrastruktur zunachst von den Briten und spater von den Athiopiern weitestgehend zerstort, so dass heute nur noch ein kleiner Teil davon ubriggeblieben ist. Die meisten Straßen sind Schotterpisten.
Zwischen
Massaua
und
Asmara
gibt es eine
Eisenbahnverbindung
, auf der planmaßig aber nur ein Ausflugszug mit einer Dampflokomotive recht regelmaßig zwischen Asmara nach
Nefasit
verkehrt. Zudem kommen immer wieder Sonderzuge fur Eisenbahnfans auf die Strecke. Es wird erwogen, die historische Strecke zwischen Asmara und
Agordat
(westliches Tiefland) wieder aufzubauen.
Große Tiefwasserhafen sind Massaua und Assab, in
T'i'o
befindet sich ein kleinerer Hafen im Aufbau.
Flughafen finden sich in
Asmara
, außerdem in
Massaua
,
Sawa
,
Tesseney
und
Assab
. In
Nakfa
und
Barentu
gibt es lange Schotterpisten, die jedoch kaum angeflogen werden. Flugverbindungen bestehen hauptsachlich nach
Istanbul
mit
Turkish Airlines
, nach
Kairo
mit
Egypt Air
, nach
Dubai
mit
Flydubai
, außerdem gibt es einige Strecken der staatlichen
Eritrean Airlines
, wie etwa nach
Khartum
.
Die großten internationalen Erfolge erzielten eritreische Sportler im
Langstreckenlauf
. Der wichtigste und am weitesten verbreitete Sport in Eritrea ist aber der
Radsport
. Er kam mit den italienischen Kolonialherren ins Land und 1946 wurde erstmals der
Giro d’Eritrea
ausgetragen. An den Wochenenden werden heute in Eritrea anspruchsvolle Straßenrennen abgehalten.
[97]
International bekannte Straßenradsportler sind
Daniel Teklehaimanot
,
Natnael Berhane
und
Merhawi Kudus
, die (Stand 2015) bei dem
sudafrikanischen
Radsportteam
MTN-Qhubeka
unter Vertrag stehen und Radrennen auf hochster sportlicher Ebene bestreiten. Im Jahr 2015 waren Teklehaimanot und Kudus die ersten Eritreer, die an der
Tour de France
teilnahmen. In deren Verlauf trug Teklehaimanot sogar fur mehrere Tage das
Gepunktete Trikot
des Fuhrenden in der
Bergwertung
, was auf den Straßen Asmaras mit einem Autokorso gefeiert wurde.
[98]
In jungerer Zeit war neben Teklehaimanot auch
Amanuel Ghebreigzabhier
bei Profiteams in Europa unter Vertrag. Auch der wohl bekannteste eritreische Sportler,
Zersenay Tadese
, versuchte sich in seiner Jugend zunachst als Straßenradfahrer, bevor er zum Langstreckenlauf wechselte. Er ist mehrfacher Weltmeister und war bis Oktober 2018 Weltrekordhalter im
Halbmarathonlauf
.
[99]
Der jungste Marathonweltmeister der Geschichte ist
Ghirmay Ghebreslassie
aus Eritrea. Erst 19-jahrig gewann er den Marathon der Weltmeisterschaften im August 2015 in Peking.
[100]
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15.483333333333
38.25
Koordinaten:
15°
N
,
38°
O
1
Liegt zum Teil auch in
Asien
.
2
Liegt großtenteils in Asien.