Als
Radsport
, schweizerisch auch
Velosport
, bezeichnet man
Sportarten
, die mit dem
Fahrrad
ausgefuhrt werden.
Dazu gehoren der Straßenradsport mit dem
Straßenradrennsport
, dem
Radmarathon
, der
Radtouristik
und den
Jedermannrennen
, weiter der
Bahnradsport
,
Mountainbikesport
,
Cyclocross
,
Gravelrennen
,
Trial
(Geschicklichkeitsfahren),
BMX-Rennsport
und
BMX-Freestyle
,
Mountainbike-Orienteering
, das
Einradfahren
sowie die Hallenradsportarten
Kunstradfahren
,
Radball
und
Radpolo
. Im
Behindertensport
gibt es das
Paracycling
und den
Special Olympics-Radsport
. Aus dem
Spinning
bzw.
Indoor Cycling
als Trainingsform und Fitnesstraining hat sich das
E-Cycling
als eigenstandige Sportart entwickelt.
Die fruhen Typen des Fahrrads vor der Entwicklung des heute ublichen Niederrads ? also die oft
Draisine
genannte Laufmaschine in den 1820er Jahren und vor allem das
Hochrad
der 1870er und 1880er Jahre ? waren davon gepragt, dass das Fahrrad kein Nutzgefahrt war, sondern als Sport- und Spaßgerat benutzt wurde. Hochradfahrer galten als mutige Hasardeure und erregten dementsprechend seit den 1870er Jahren mit
Abenteuertouren
große Aufmerksamkeit. So soll die erste Weltumradelung auf zwei Radern dem Amerikaner
Thomas Stevens
von 1884 bis 1886 gelungen sein.
In Deutschland wurde mit dem
Eimsbutteler Velocipeden-Club
am 17. April 1869 der erste Radsportclub in
Altona/Elbe
aus der Taufe gehoben. Schon am 10. September veranstalteten die Fahrradfans wahrend einer Industrieausstellung im selben Jahr ein erstes Rennen mit Teilnehmern aus Frankreich, Danemark und England.
[1]
Bald verlagerte sich das Interesse der Offentlichkeit von den Abenteuerfahrten, die eher Entdeckungsreisen als Sportausubungen glichen, auf
Rekordfahrten
, bei denen einzelne Rennfahrer eine bestimmte Langstrecke (etwa die großtmogliche Entfernung auf der britischen Insel vom Cornwall nach Nordschottland von 1400 km) in moglichst kurzer Zeit abzufahren hatten. Damit konnte den skeptischen Zeitgenossen die Uberlegenheit des Fahrrads uber alle anderen individuellen
Verkehrsmittel
der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert demonstriert werden.
Am 8. Dezember 1867 fand das erste
Eintagesrennen
der Welt in Paris statt. Etwa 100 Teilnehmer fanden sich auf der
Avenue des Champs-Elysees
ein und starteten zum rund 23 km entfernten
Schloss Versailles
.
[2]
Das erste von Frauen bestrittene Radrennen wurde am 1. November 1868 in Bordeaux ausgetragen.
[3]
[4]
Schauplatz des Ereignisses war der Parc Bordelais.
[5]
Vier Frauen absolvierten ein Rennen auf einer 500 Meter langen Strecke.
[6]
Das erste Straßenrennen soll schon 1865 in Amiens (Frankreich) stattgefunden haben. Viele der damals initiierten Rennen sind noch heute ?
Klassiker
“ wie etwa die ?Fruhjahrsklassiker“
Luttich?Bastogne?Luttich
(seit 1892),
Paris?Roubaix
(seit 1896) oder
Mailand-San Remo
(seit 1907). Seit den ersten
Olympischen Sommerspielen
1896
gehoren Disziplinen des Straßen- und Bahnradsports zu den
olympischen Disziplinen
. Hundert Jahre spater,
1996
, wurde das Mountainbikerennen olympisch und
2008
kam das BMX-Rennen dazu.
Vor allem ab den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts fanden
Distanzrennen
zunehmende Aufmerksamkeit beim Publikum, bei denen eine großere Zahl von konkurrierenden Rennfahrern Entfernungen von fast immer uber 500 km hinter sich bringen mussten.
1903 schließlich wurde als erstes
Etappenrennen
die
Tour de France
ins Leben gerufen, bei der ahnliche Streckenlangen wie bei den Distanzrennen absolviert werden mussten ? in diesem Falle allerdings an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. In sechs Etappen wurden damals 2428 km absolviert, der Schnitt des Siegers betrug beachtliche 26 km/h.
Neben den Straßenrennen waren aber auch Radveranstaltungen auf der Bahn, wie etwa
Sechstagerennen
und
Steherrennen
schon in der Fruhzeit des Radsports außerst popular.
Im Radsport wurde das erste systematische
Sponsoring
im modernen
Sport
praktiziert: Von Beginn an wurden alle Arten des Radsports von Fahrradfirmen unterstutzt und beeinflusst, weil dadurch die zunachst oft bezweifelte Wertigkeit des Produkts Fahrrad an sich und spater der verschiedenen Fabrikate im Speziellen exzellent veranschaulicht werden konnte. Schon in den 1910er Jahren fuhren die Radprofis bei der Tour de France nicht in Nationalmannschaften, sondern ? wie heute auch ? in Firmenteams. Dies steht im Gegensatz zur Entwicklung anderer, viel alterer Sportarten wie
Turnen
,
Fußball
oder
Leichtathletik
, die jahrzehntelang Amateursportarten blieben.
Generell wird der Radsport von der Wende zum 20. Jahrhundert bis zum
Ersten Weltkrieg
von Historikern als die neben dem
Boxen
vielleicht bedeutendste und beliebteste Zuschauersportart eingeschatzt.
Da das Korpergewicht durch den Sattel unterstutzt wird und somit die Druckbelastung auf die Gelenke in den Beinen und Sprunggelenken bei gleicher Leistung geringer ist, als beim
Jogging
oder dem
Nordic Walking
, gilt der Radsport als sinnvoller Gesundheitssport in allen Altersklassen. Auch wenn ein gewisses Unfallrisiko besteht, so uberwiegen doch die gesundheitsforderlichen Aspekte.
[7]
Bei einem gewunschten Leistungsaufbau sind auch beim Gesundheitssport die Prinzipien der
Periodisierung des sportlichen Trainings
zu berucksichtigen. Im Rahmen des Programms
Sattelfest
sind diese von
Arnd Kruger
angewandt worden.
[8]
Selbst das regelmaßige Radfahren zur Arbeit hat einen langerfristigen gesundheitlichen Nutzen, wie in Schweden im Rahmen einer Langzeituntersuchung (10 Jahre) an uber 23.000 Personen bewiesen wurde.
[9]
Radsport (Special Olympics)
ist eine Sportart, die auf den Regeln des Radsports beruht und in Wettbewerben und Trainingseinheiten der Organisation
Special Olympics
weltweit fur geistig und mehrfach behinderte Menschen angeboten wird. Radsport ist seit 1987 bei
Special Olympics World Games
vertreten.
- ↑
Terror mit Velociped
, Hamburger Abendblatt vom 18. April 2009, abgefragt am 14. Juni 2009
- ↑
Fahrradgeschichte
, Fahrradmonteur.de, abgefragt am 14. Juni 2009
- ↑
Radsportgeschichte 1868?1918
auf
cycling4fans.de
- ↑
Paul Rosen, Peter Cox, David Horton:
Cycling and Society
, Seite 50 Fußnote, abgefragt am 31. Oktober 2009,
ISBN 978-0-7546-4844-4
- ↑
Historisches Kalenderblatt 1. November
, APA, abgefragt am 31. Oktober 2009
- ↑
too-velo.com:
Le Cyclisme Feminin
(
Memento
vom 5. Juli 2008 im
Internet Archive
)
- ↑
P. Oja, S. Titze, A. Bauman et al. (2011): Health benefits of cycling: a systematic review.
Scand J Med Sci Sports.
21(4):496-509.
- ↑
aok-sattelfest.de.
Abgerufen am 18. November 2020
.
- ↑
Grøntved A, Koivula RW, Johansson I et al. (2016): Bicycling to Work and Primordial Prevention of Cardiovascular Risk: A Cohort Study Among Swedish Men and Women.
J Am Heart Assoc.
2016 Oct 31;5(11). pii: e004413.