Sowjetisch-Afghanischer Krieg
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Teil von:
Kalter Krieg
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Sowjetischer Soldat bei der Uberwachung einer Straße in Afghanistan, 1988
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Datum
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25. Dezember 1979 bis 15. Februar 1989
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Ort
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Afghanistan
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Ausgang
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Abzug der sowjetischen Truppen und Machtubernahme der gegnerischen Konfliktparteien
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Folgen
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Burgerkrieg in Afghanistan
(1989?2001)
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Friedensschluss
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Genfer Abkommen
vom 14. April 1988
|
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Der
Krieg in Afghanistan
(
paschtunisch
?? ????????? ?? ????? ????
,
persisch
??? ????? ?? ?????????
,
DMG
?ang-i ?ourav? dar Af??nist?n
;
russisch
Афганская война
Afganskaja woina
, deutsch
‚Afghanischer Krieg‘
) fand zwischen 1979 und 1989 statt. Er begann mit der militarischen Unterstutzung der
durch einen Putsch an die Regierung gekommenen
afghanischen Machthaber durch die
Sowjetunion
gegen die zahlreichen Gruppierungen der
Mudschahedin
, die sich vor allem als Reaktion auf die
Sakularisierung
Afghanistans bildeten.
[17]
Nach der Logik des
Kalten Krieges
wurden diese
islamistischen
[18]
Rebellengruppen politisch und materiell von den USA sowie einigen
NATO
-Staaten und Teilen der
islamischen Welt
auch unterstutzt, um die Sowjetunion zu schwachen.
[19]
Mit der sowjetischen Invasion und der Ermordung des Regierungschefs
Hafizullah Amin
sollte die Regierung der
Demokratischen Republik Afghanistans (DRA)
?stabilisiert“ werden.
Nach dem
Staatsstreich
durch die kommunistische
Demokratische Volkspartei Afghanistans
(DVPA) unter
Nur Muhammad Taraki
am 27. April 1978 durch die
Saurrevolution
betrieb dieser eine Annaherung an den
Ostblock
, um die gesellschaftliche Umgestaltung (Enteignungen zur Bodenreform) voranzutreiben.
Insbesondere die forcierte Sakularisierung sowie die Entmachtung und teilweise Ermordung der Oberschicht
[20]
fuhrten schnell zu einem breiten Widerstand der Bevolkerung. Es grundeten sich in dieser Zeit rund 30 islamistische Mudschahedin-Gruppen. Uberdies kam es auch zu politischen Richtungsstreitigkeiten und Machtkampfen innerhalb der DVPA. Mit der Ermordung des Ministerprasidenten
Nur Muhammad Taraki
im September 1979 ubernahm
Hafizullah Amin
die Macht und versuchte den Widerstand niederzuschlagen. In der Folge eskalierte der Burgerkrieg, der bald von der
CIA
unterstutzt und finanziert
wurde.
Taraki hatte seit Ende 1978 mehrfach und dringend um sowjetische Militarhilfe gebeten, um innere Unruhen zu bekampfen. Damals lehnte die Sowjetunion, unter anderem wegen des hohen außenpolitischen Risikos, die militarische Hilfe ab. Da der
KGB
nun jedoch furchtete, Amin konne sich an den Westen anlehnen und NATO-Truppen ins Land rufen, um seine Macht zu sichern, mehrten sich innerhalb der Fuhrung der UdSSR die Stimmen, die sich fur eine zeitlich begrenzte Militarintervention aussprachen. Als die Beziehungen zum Westen nach dem
NATO-Doppelbeschluss
vom 12. Dezember 1979 einen neuen Tiefpunkt erreicht hatten, setzte sich diese Position durch, und so gab
Leonid Iljitsch Breschnew
den Einsatzbefehl. Dies war indes nicht Ausdruck der
Breschnew-Doktrin
, mit der sich die Sowjetunion ein Interventionsrecht in
sozialistischen
Staaten zusprach. Afghanistan unter dem Taraki-Regime galt nicht als sozialistischer Staat, sondern nur als ?Staat sozialistischer Orientierung“.
Als Motiv fur die Intervention werden die Sorge um die muslimische Bevolkerung der sudlichen Sowjetrepubliken genannt, die sich von dem Aufstand der afghanischen Widerstandsgruppen moglicherweise anstecken lassen konnten. Auch wird vermutet, dass die Sowjetunion damit das strategische Ziel verfolgte, bis zum Indischen Ozean vorzudringen. Der deutsche Politikwissenschaftler Helmut Hubel vertritt dagegen die These, dass es der sowjetischen Fuhrung aus einer Position der eigenen Starke darum gegangen ware, ihre bereits sicher geglaubte Machtposition zu verteidigen und Afghanistan in ihrer
Einflusssphare
zu behalten.
[21]
Außerdem war man unsicher hinsichtlich geheimer Treffen Amins mit US-Diplomaten und befurchtete eine
islamische Revolution
nach dem
Vorbild Irans
.
[22]
Am 25. Dezember 1979 uberschritten die ersten Einheiten der fur den Afghanistan-Einsatz neu gebildeten sowjetischen
40. Armee
unter Marschall
Sergei Sokolow
, die 5. und 108. Motorisierte Schutzendivision, bei
Termiz
und
Kuschka
die Grenze nach Afghanistan.
[23]
Gleichzeitig wurden 7000 Elitesoldaten der 103.
Witebsker
Luftlandedivision
nach Kabul und
Bagram
eingeflogen. Am ersten Tag der Invasion kamen bei einem Absturz eines Militartransportflugzeuges vom Typ
Il-76
an einem Berg nahe Kanzak (nordostlich von Kabul) der Pilot, 37 Fallschirmjager und neun weitere Soldaten ums Leben.
[24]
Am 27. Dezember fuhrten schon langer im Land befindliche Spezialtruppen des
KGB
mit Unterstutzung durch Fallschirmjager die
Operation Storm-333
durch, indem sie den
Tajbeg-Palast
und weitere operativ wichtige Punkte in Kabul ersturmten und Amin toteten. Die bisherige afghanische Fuhrung wurde mit einem Schlag ausgeschaltet, politische Gefangene befreit und noch am selben Tag wurde im Rundfunk die Regierungsubernahme durch
Babrak Karmal
verkundet. Der Widerstand der afghanischen Armee war gering, und die meisten Kommandeure erklarten sich unter dem Einfluss der ihnen zur Seite gestellten sowjetischen
Militarberater
bald bereit, mit der neuen Regierung zusammenzuarbeiten. Diese versuchte, einerseits den Burgerkrieg zu deeskalieren und andererseits die Anbindung an die Sowjetunion, unter anderem durch ein Abkommen uber eine Truppenstationierung, zu starken.
Das
Begrenzte Kontingent der sowjetischen Truppen in Afghanistan
(offizielle Bezeichnung; russ. Ограниченный контингент советских войск в Афганистане, ОКСВА) umfasste bereits im Februar 1980 85.000 Soldaten. Die Truppenstarke wurde bis 1988 weiter auf etwa 115.000 vergroßert.
[10]
Die militarische Intervention wurde umgehend von westlichen und islamischen Staaten verurteilt.
[25]
Sie uberschattete die
Olympischen Sommerspiele 1980 (Moskau/Tallinn)
, die deshalb von vielen Staaten boykottiert wurden.
Etwa zwei Drittel der afghanischen Armee schlossen sich dem Widerstand gegen die Sowjets an.
[26]
Die konservativen Mudschahedin erfuhren zusehends internationale Unterstutzung. Am 21. Marz 1980 grundete sich die
Islamische Union der afghanischen Mudschahedin
(auch Peschawar-Sieben genannt) als ein Bundnis
islamistischer
und
monarchistischer
Gruppierungen. Diese waren untereinander zerstritten und die Kooperation beschrankte sich auf die Bekampfung der kommunistischen Herrschaft. Der Krieg wurde von beiden Seiten rucksichtslos und grausam gefuhrt; sowohl die Sowjets und die Regierungstruppen als auch die Mudschahedin begingen Kriegsverbrechen.
[27]
Der Kampf gegen die sowjetischen Invasoren und die kommunistische Regierung wurde insbesondere von einer
Allianz aus sieben islamischen Parteien
gefuhrt, die ihren gemeinsamen
Generalstab
in Pakistan hatten und untereinander zerstritten waren. Die Anfuhrer dieser Parteien wurden von der westlichen Presse auch
Warlords
(?Kriegsfursten“) genannt. Pakistan, das insbesondere den islamistischen
Warlord
Hekmatyar
intensiv unterstutzte und eigene Interessen im Nachbarland verfolgte, war neben den USA der wichtigste Verbundete der antikommunistischen Krafte.
Den sowjetischen und afghanischen Regierungstruppen gelang es trotz ihrer militarischen Uberlegenheit und Lufthoheit nicht, den Widerstand der Mudschahedin zu brechen. Zwar konnten sie schnell wichtige Stadte und Straßen in den Talern besetzen, uber weite Gebiete außerhalb der großen Stadte hatten sie jedoch keine Kontrolle. Im Jahr 1982 wurde schließlich eine militarische Pattsituation erreicht, wahrend der Kampf von beiden Seiten immer brutaler gefuhrt wurde. Auf die
Guerillataktik
der Mudschahedin im
Jagdkampf
, die in der Regel keine Gefangenen machten, reagierte die Sowjetarmee unter anderem mit Terror gegen die Zivilbevolkerung.
Eine Wende in dem andauernden Konflikt kam erst 1985 mit der Wahl von
Michail Gorbatschow
zum neuen Generalsekretar der
KPdSU
, der mit dem Versprechen angetreten war, den Krieg in Afghanistan zu beenden. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als die Sowjets begonnen hatten, ihre Truppen per Transporthubschrauber sowie Truppen transportierende
Mil Mi-24
in Kampfgebiete im Land zu verlegen, um gegen die Rebellen keine Bodenkampfe fuhren zu mussen. Nach den ersten Erfolgen verloren die sowjetischen Truppen infolge der Lieferung hochmoderner
Stinger-Raketen
an die Mudschahedin durch die CIA die
Moglichkeit solcher Lufttransporte
.
[28]
Die sowjetische Fuhrung gelangte zu der Einsicht, dass der Krieg nicht zu gewinnen war, und suchte fortan nach einem Weg, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen, ohne das Gesicht zu verlieren.
Im Mai 1986 loste
Mohammed Nadschibull?h
Karmal als Regierungschef ab und versuchte, den Krieg durch Verhandlungen zu entscharfen. Babrak Karmal blieb aber bis zum 20. November 1986 Vorsitzender des Revolutionsrates und somit Staatsoberhaupt.
Die ab 1982 in
Genf
unter Vermittlung der Vereinten Nationen gefuhrten indirekten Verhandlungen
[28]
zwischen Afghanistan und Pakistan fuhrten am 14. April 1988 zur Unterzeichnung des
Genfer Abkommens
, das die Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten und die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des jeweils anderen Staates vorsah. Erganzend wurde die Ruckkehr der in Pakistan befindlichen afghanischen Fluchtlinge vereinbart. Die Sowjetunion und die
USA
garantierten den Verzicht auf jegliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans. Der Ruckzug der sowjetischen Truppen sollte bis Mitte Februar 1989 beendet sein. Die Mudschahedin lehnten das am 15. Mai 1988 in Kraft getretene Abkommen ab und wollten sich auch nicht an der Koalitionsregierung unter Nadschibull?h beteiligen. Ab 15. Mai 1988 begann die Sowjetunion mit dem Abzug der offiziell 100.300 Soldaten aus Afghanistan. Laut dem Journalisten
Sawik Schuster
hatte Gorbatschow auf einer Garantie der UNO bestanden, dass wahrend des Abzuges der Truppen keine Soldaten von Mudschahedin getotet wurden. In einer geheimen Mission der UNO war Schuster im April 1988 in Afghanistan und erhielt von den vereinigten Kommandanten eine Woche vor der Unterzeichnung des Genfer Abkommens das von Gorbatschow verlangte Versprechen.
[28]
Auf Grund weiterer Angriffe seitens der Mudschahedin wurden die sowjetischen Soldaten im Juli 1988 jedoch erneut in Kampfe verwickelt,
[29]
eine Darstellung, welcher Schuster entschieden widersprach; ?nie“ waren aus den Wachposten, welche die Mudschadehin entlang der Straße von Kabul nach
Termiz
errichtet hatten, Schusse gefallen. Im Gegenteil hatten die Sowjets ihr Versprechen gebrochen, als bei der
Operation Taifun
ab 23. Januar 1989
[30]
bis zu zweitausend Zivilisten getotet wurden. Tote Zivilisten waren als Anklage an der Straße abgelegt worden, auf der der Truppenabzug stattfand.
[28]
Bis 15. Februar 1989 war der Abzug beendet. Afghanistan hatte uber eine Million Tote zu beklagen, funf Millionen Menschen waren wegen des Krieges aus dem Land geflohen. Auf sowjetischer Seite starben in den uber neun Jahren Krieg etwa 13.000 Soldaten;
[31]
nach spateren Angaben des russischen Generalstabes gab es auf sowjetischer Seite uber 26.000 Tote.
[32]
Der Abzug der sowjetischen Truppen hinterließ Afghanistan politisch und militarisch ohne Ordnung. Die Regierung Mohammed Nadschibull?h war ebenso wie der heterogene Widerstand nicht in der Lage, einen Fuhrungsanspruch auszubauen und eine in der Bevolkerung mehrheitlich akzeptierte Regierung zu bilden. Bereits im Januar 1989 wurde das von den Mudschahedin eingeschlossene Kabul nur noch uber eine sowjetische
Luftbrucke
versorgt. Die antikommunistischen Widerstandsorganisationen bildeten im Februar 1989 eine Gegenregierung im pakistanischen
Peschawar
. Nach dem Abzug des letzten sowjetischen Soldaten am 15. Februar 1989 leistete die Sowjetunion anfangs noch materielle Unterstutzung fur die Fuhrung in Kabul. Da im Genfer Abkommen nur der Abzug der Streitkrafte geregelt war, verblieben zahlreiche sowjetische Berater in Kabul. Bis zum Sommer tobte die Schlacht um
Dschalalabad
, in der die Gruppen der Mudschahedin erfolglos blieben. Die Mudschahedin, insbesondere deren großte Parteien
Hizb-i Isl?m?
und
Dschamiat-i Eslami-ye Afghanistan
unter
Burh?nuddin Rabb?ni
, verstrickten sich in Kampfe untereinander, die uber Jahre hinweg anhielten. Im Fruhjahr 1990 unternahm der damalige Kriegsminister
Nawaz Tanai
einen Putschversuch gegen Nadschibull?h. Dieser scheiterte und es folgten politische Sauberungen. Gleichwohl gab infolge des zunehmenden Widerstands die kommunistische Regierungspartei im Juni 1990 ihr Machtmonopol auf und benannte sich in ?Heimatpartei“ (?
Watan
“) um.
Bis zum Fruhjahr 1992 brachten die Mudschahedin den großten Teil von Afghanistan militarisch unter ihre Kontrolle. Am 16. April 1992 gab Nadschibull?h auf Vermittlung der
UNO
die Macht ab, nachdem sich Russland als Nachfolgestaat der UdSSR mit den USA auf die Einstellung der jeweiligen Militarhilfe geeinigt und bereit erklart hatte, eine islamische Regierung in Afghanistan zu akzeptieren. Ein Vierrat aus Nadschibull?hs Watan-Partei ubernahm die politische Fuhrung. Am 25. April 1992 wurde Kabul kampflos an die Mudschahedin ubergeben und in sechs Einflussbereiche aufgeteilt, deren Grenzen vermint waren. Die Mudschahedin ubernahmen in den folgenden Tagen auch alle ubrigen Stadte und Garnisonen in der Umgebung. Die verschiedenen Mudschahedin-Gruppierungen begannen jedoch sofort nach der Eroberung Kabuls, sich gegenseitig zu bekampfen. Es entbrannte ein
weiterer Burgerkrieg
.
Aus den folgenden Auseinandersetzungen, die nur noch auf geringes Interesse im Westen stießen, gingen schließlich die fundamentalistischen
Taliban
als Sieger hervor und errichteten einen islamistischen
Gottesstaat
.
Zum Zeitpunkt des Einmarsches der sowjetischen Truppen regierte in
Pakistan
eine islamistische Militarregierung unter
Mohammed Zia-ul-Haq
.
[33]
Pakistan fuhlte sich von der nach Afghanistan vordringenden Sowjetunion im Westen und dem Sowjet-Alliierten Indien im Osten in seiner Existenz bedroht und wollte einem moglichen koordinierten Angriff der beiden Hegemonialmachte vorbeugen. Dabei spielte sowohl die Verteidigung des Islam als auch des pakistanischen Staates eine Rolle. Zia beauftragte den als die zweitgroßte Autoritat des Landes geltenden Generaldirektor des Geheimdienstes, General
Akhtar Abdur Rahman Shaheed
, mit der Ausarbeitung moglicher Losungen und entschied sich schließlich fur die geheime Unterstutzung der Mudschahedin. Zia hoffte auf Unterstutzung seitens der arabischen Welt als Kampfer fur den Islam und seitens des Westens als Gegner des Kommunismus.
Schon vor Beginn des Krieges ließen sich afghanische islamistische Parteien, die im Konflikt mit der sakular ausgerichteten afghanischen Regierung unter
Mohammed Daoud Khan
standen, im pakistanischen Peschawar nieder.
[34]
Mit dem sowjetischen Einmarsch verstarkte Pakistan seine Bemuhungen, den sunnitischen Widerstand zu unterstutzen. Sieben von Pakistan ausgewahlte Mudschaheddin-Gruppen durften sich in Pakistan niederlassen.
[35]
Der pakistanische Geheimdienst
Inter-Services Intelligence
(ISI) ubernahm die Organisation und Ausbildung der verschiedenen Mudschahedin-Gruppen, die Verteilung von Waffen und anderer Ressourcen als Mittelsmann sowie die strategische Planung des Krieges. Dabei wandte Pakistan die ?Strategie der tausend Nadelstiche“ an, die darin bestand, durch eine große Zahl von Guerilla-Angriffen den Feind zu destabilisieren. Von offizieller Seite wurde Pakistans Rolle im Afghanistan-Krieg stets bestritten.
Der Stutzpunkt der ISI, von dem aus der Afghanistan-Krieg geleitet wurde, war das Ojhri-Lager im Norden von
Rawalpindi
. Neben einem Lager, das 70 % der Waffen passierten, befand sich dort auch ein Trainingslager mit Simulatoren, das spater insbesondere fur die
Stinger-Raketen
verwendet wurde, sowie eine Einheit zur
psychologischen Kriegfuhrung
. Weitere Lager der ISI befanden sich unter anderem in der Nahe der Mudschahedin-Quartiere in
Peschawar
und
Quetta
. Von 1984 bis 1987 absolvierten uber 80.000 Mudschahedin in pakistanischen Lagern eine Waffenausbildung.
Der
Nationale Sicherheitsberater
von US-Prasident
Jimmy Carter
,
Zbigniew Brzezi?ski
, gibt an, Carter habe mit der von ihm empfohlenen Unterstutzung der Mudschahedin die Wahrscheinlichkeit erhoht, dass die Sowjetunion in die ? wie er es spater nannte ? ?afghanische Falle“ tappen wurde.
[36]
Die Darstellung, man habe die Sowjets in eine solche Falle gelockt, wird allerdings von Zeitzeugen als ?nicht faktenbasiert“ zuruckgewiesen.
[37]
In den ersten Monaten des Krieges standen das
Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten
und die
CIA
einer Unterstutzung Zias reserviert gegenuber, da eine baldige Kontrolle Afghanistans durch die Sowjetunion unausweichlich schien.
[38]
Tatsachlich wurde nach der Einnahme Kabuls das neue Regime von den USA anerkannt, indem sie den Botschafter
Adolph Dubs
als diplomatischen Vertreter in die afghanische Hauptstadt sandten.
Fuhrende Mitglieder der CIA, einschließlich ihres Direktors
William Joseph Casey
, betrachteten einen Krieg jedoch bald nicht nur als Moglichkeit zum Kampf gegen den
Kommunismus
im Allgemeinen. Es bot sich die Gelegenheit, in Afghanistan den verlorenen
Vietnamkrieg
vergessen zu machen. Die Rolle der CIA lag sowohl in der Bereitstellung von Waffen als auch in der Unterstutzung Pakistans durch Geheimdienstinformationen wie Satellitenaufnahmen und abgehorte Funkspruche der sowjetischen Armee. Die Waffen stammten aus
China
,
Agypten
,
Israel
, den
USA
,
Großbritannien
und weiteren Staaten. Sie wurden von der CIA nach Pakistan geliefert, wo die
ISI
sie an die Stutzpunkte der Mudschahedin-Fuhrer verteilte. Der finanzielle Umfang der US-amerikanischen Unterstutzung lag insgesamt zwischen zwei
[39]
und sechs
[40]
Milliarden US-Dollar.
Saudi-Arabien
unterstutzte seit 1980 die
sunnitischen
Mudschaheddin.
[34]
Das Land verdoppelte die finanzielle Unterstutzung der Mudschaheddin aus den Vereinigten Staaten. Zudem finanzierte Saudi-Arabien die Teilnahme islamistischer Extremisten am Krieg, die in Opposition zum saudischen Konigshaus standen.
[41]
Iran nahm etwa 1,7 bis 2,2 Millionen afghanische Fluchtlinge auf.
[42]
Das Land unterstutzte die
schiitischen
Mudschaheddin.
[43]
Da sich Iran wahrend des sowjetisch-afghanischen Krieges im
Ersten Golfkrieg
befand, blieb die Unterstutzung aus Iran gering.
[44]
Auf Drangen Irans schlossen sich 1989 die schiitischen Mudschaheddin-Parteien zusammen.
[45]
Die Bundesregierung verdoppelte 1980 die Entwicklungshilfe fur Pakistan und stellte 1981 rund 60 Millionen DM fur die Fluchtlingshilfe bereit. Afghanische Mudschahedin-Fuhrer wurden in der BRD empfangen, unter ihnen der eher royalistisch-moderate Ahmed Gailani und Gulbuddin Hekmaty?r von der Islamistischen Partei Hizb-i Isl?m?. Angesichts der Hungersnot erhielt der afghanische Widerstand direkte Zuwendungen der Bundesregierung uber 100.000 DM.
[46]
Zudem unterstutzte die
CSU
-nahe
Hanns-Seidel-Stiftung
die Hizb-i Isl?m? finanziell.
[47]
Pro-Hekmaty?r-Aktivisten eroffneten 1980 in Bonn ein Buro, das sich zur Drehscheibe fur die Anwerbung von Unterstutzung im Westen entwickelte.
[48]
Der bundesdeutsche Nachrichtendienst
BND
verfolgte im Rahmen der verdeckten
Operation Sommerregen
das Ziel, sowjetische Militarausrustung zu beschaffen und zu analysieren. Diese Operation war von der Bundesregierung genehmigt und mit einem Budget von 250.000 DM ausgestattet. Dazu unterhielt der BND in Pakistan eine Sanitatsstation als Tarnung, uber die Waffen in die Bundesrepublik zur weiteren Analyse weitertransportiert wurden.
[8]
Wie die Sowjetunion unterstutzte auch die DDR Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt, vor allem in afrikanischen Landern, mit Militar- und Wirtschaftshilfen.
[49]
Die zeitgenossische Presse spekulierte uber ?Honeckers Afrika-Korps“ und das
Time Magazine
titelte: ?Hier kommen Europas Kubaner“.
[50]
Tatsachlich entsprachen diese Berichte weitgehend nicht der Realitat und das Engagement der DDR in der Dritten Welt war begrenzt und blieb weit hinter dem von Kuba zuruck.
[51]
Afghanistan war fur die DDR trotz der sozialistischen Orientierung des Landes kein Schwerpunktland ihrer Außen- und Entwicklungspolitik. Im Mai 1982 schloss die DDR anlasslich eines Staatsbesuchs Babrak Karmals mit Afghanistan einen ?Vertrag uber Freundschaft und Zusammenarbeit“ ab. Die Zusammenarbeit der DDR mit Afghanistan fokussierte sich hauptsachlich auf den Bildungssektor. Fur die DDR waren die Aktivitaten in Afghanistan vor allem Ausdruck ihrer Bundnistreue zum ?
großen Bruder
“ Sowjetunion.
[4]
Etwa einhundert Offiziere der afghanischen Streitkrafte erhielten an der
Offiziershochschule fur auslandische Militarkader ?Otto Winzer“
in
Prora
auf
Rugen
eine Ausbildung.
[52]
[53]
Berichten des
Bundesnachrichtendienstes
zufolge habe die DDR Hubschrauberpiloten der
NVA
nach Afghanistan entsandt.
[54]
[55]
Der afghanische Geheimdienst
KhAD
und die afghanische Polizei wurden unter Anleitung von DDR-Sicherheitsbeamten neu strukturiert und aufgerustet.
[56]
[57]
Von Ost-Berlin aus wurden Mudschahedin-Organisationen in der Bundesrepublik im Rahmen von Geheimdienstoperationen infiltriert.
[3]
Laut Dokumenten des US-Kongresses lieferte die DDR uber
Alexander Schalck-Golodkowskis
Bereich
Kommerzielle Koordinierung
Waffen fur den afghanischen Widerstand an die CIA. Unklar ist, ob die DDR-Fuhrung von den Lieferungen wusste.
[4]
[58]
Am 9. Marz 1980 verubte ein Mann aus Protest gegen den sowjetischen Einmarsch einen Bombenanschlag auf einen sowjetischen Panzer, der in
Karl-Marx-Stadt
als Denkmal ?fur die Befreiungstaten der Roten Armee“ diente.
[59]
Zahlreiche weitere Staaten werden mit der Unterstutzung der Mudschaheddin in Verbindung gebracht, wie die
Volksrepublik China
[60]
, das
Vereinigte Konigreich
,
[47]
Agypten
,
[61]
die
Turkei
,
[60]
Israel
,
Japan
,
[62]
Libyen
[62]
oder
Frankreich
.
[47]
Art und Umfang der Unterstutzung aus diesen Staaten sind bisher allerdings kaum erforscht.
Aufgrund der schwierigen Bedingungen des in außerst hartem Terrain stattfindenden Guerilla-Kampfes konnten nur wenige Journalisten die Mudschahedin begleiten, und die uber diesen Krieg veroffentlichten Informationen blieben notwendigerweise ungenau und beeinflusst. Einige Journalisten uberredeten die Mudschahedin-Kommandanten, vor laufender Kamera Raketenangriffe zu simulieren. Ein Großteil der Filmaufnahmen des Kriegs wurde von Privatleuten gemacht, die mit diesem Material in westlichen Staaten um finanzielle Unterstutzung fur die Mudschahedin warben. Ein weiterer großer Teil der privat erstellten Filmaufnahmen hatte die Situation der Fluchtlinge zum Thema, die in den pakistanischen und iranischen Fluchtlingslagern auf Hilfe von außen angewiesen waren.
Ausser einer kurzen Phase unter Tschernenko, war die sowjetische Fuhrung mehr interessiert daran die Kosten zu minimieren als den Krieg zu gewinnen.
[14]
Der Afghanische Krieg war in der Sowjetunion selbst außerst unpopular. Viele wehrpflichtige Jugendliche aus der gesamten Sowjetunion, die als Soldaten in diesem Krieg kampfen mussten, erkrankten, erlitten Verwundungen und/oder
Kriegstraumata
oder starben. Außerdem wirkte der Afghanistankrieg als Katalysator fur die wachsende Drogenproblematik und -kriminalitat innerhalb der Sowjetunion, denn die Verbreitung von
Rauschmitteln
wie Heroin wurde durch ihn enorm gefordert. Auch insofern besteht eine Parallele zum
Vietnamkrieg
der USA.
Wegen der Geheimhaltung, die alle militarischen Angelegenheiten umgab, und der Zensur der Medien waren Berichte uber diese Aspekte des Krieges nicht moglich. Die sowjetische Bevolkerung konnte sich nicht mit den Zielen des Einsatzes ?in der fremden Wuste“ identifizieren; das Vertrauen der sowjetischen Bevolkerung zur politischen Fuhrung schwand weiter. Der Afghanistankrieg und seine enormen Kosten beschleunigten den Prozess, der schließlich zur
Auflosung der Sowjetunion
fuhrte. Angriffe der Mudschaheddin auf sowjetisches Territorium blieben die Ausnahme.
[63]
Ende der 1980er Jahre wurde das Thema in mehreren
Hollywood
-
Actionfilmen
verarbeitet. Die internationale Ablehnung des Einmarsches der Sowjetunion in Afghanistan wurde dabei zur Aufwertung des jeweiligen Filmhelden genutzt, der auf Seiten der Einheimischen gegen die sowjetischen Invasoren kampft, wie in
James Bond 007 ? Der Hauch des Todes
oder
Rambo III
.
[64]
Der Film
Ken Folletts Roter Adler
von 1994, basierend auf
Ken Folletts
Thriller
Die Lowen
, benutzt ebenfalls die Ereignisse in Afghanistan als Rahmenhandlung. Die politischen Hintergrunde der Finanzierung der Aufstandischen durch die
CIA
behandelt der Film
Der Krieg des Charlie Wilson
aus dem Jahr 2007. Auch
Adam Curtis
2015 erschienener Dokumentarfilm
Bitter Lake
widmet sich diesem Themenkomplex.
Doch auch in der Sowjetunion bzw. in Russland wurde das Thema in Filmen aufgegriffen, wie etwa in
Heißer Sommer in Kabul
aus dem Jahr 1983, in dem Dokumentarfilm
Ist es leicht, jung zu sein?
von 1986 uber die Vergeblichkeit einer Ruckkehr junger Afghanistan-Veteranen in das ?normale“ Leben ihrer Altersgenossen,
[65]
in
Afghan Breakdown
von 1990 oder in
Die Neunte Kompanie
von 2005, wo Kampfeinsatze der Sowjetarmee im Jahr 1988 gegen die Mudschaheddin thematisiert werden.
- Swetlana Alexijewitsch
:
Zinkjungen, Afghanistan und die Folgen
. 1. Auflage 2016, Suhrkamp Taschenbuch Verlag 2016,
ISBN 978-3-518-46648-3
.
- Pierre Allan,
Dieter Klay
:
Zwischen Burokratie und Ideologie: Entscheidungsprozesse in Moskaus Afghanistankonflikt
. 1. Auflage, Haupt Verlag, Bern Stuttgart Wien 1999.
- Douglas A. Borer:
Superpowers defeated Vietnam and Afghanistan compared
. 1. Auflage 1999, Frank Cass Publishers, London 1999.
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ISBN 3-7466-0070-7
.
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:
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, herausgegeben vom
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. Paderborn,
ISBN 978-3-506-76761-5
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ISBN 978-0-14-193579-9
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Krisenherd Afghanistan eine Analyse der regionalen sicherheitspolitischen Auswirkungen, 1979?2004
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Pflichterfullung. Erinnerungen an den sowjetischen Afghanistankrieg in Russland
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.
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ISBN 978-3-412-52507-1
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