Petersplatz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Farbige Obersicht von einem großen Platz, der von einem Säulengang mit Marmorfiguren auf dem Dach umschlossen ist. Der Platz ist gut besucht. In der Mitte steht ein Obelisk und im vorderen Bereich sind Stuhlreihen zu erkennen. Im Vordergrund sind die Rückseiten von weißen Marmorfiguren auf einem Dach zu sehen. Im Hintergrund ist ein Stadtpanorama.
Petersplatz und Via della Conciliazione von der Kuppel des Petersdoms aus gesehen

Der Petersplatz ( italienisch Piazza San Pietro ) wurde von Gian Lorenzo Bernini zwischen 1656 und 1667 unter Papst Alexander VII. (1655?1667) vor dem Petersdom in Rom angelegt. Der Petersplatz ist Teil des Territoriums der Vatikanstadt . Die Kolonnaden bilden die Staatsgrenze zwischen der Vatikanstadt und Italien .

Architektur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Grundriss [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Platz besteht aus zwei Teilen, wobei eigentlich nur der ? vom Petersdom aus gesehen ? zweite als Petersplatz im engeren Sinn gilt:

  1. Der trapezformige Platz ( Piazza Retta ) nach dem Vorbild des Kapitolsplatz von Michelangelo , der die Fassade von Maderno optisch naherrucken sollte und abschussig angelegt wurde, um allen den Blick auf den Vorplatz zu ermoglichen, auf dem die religiosen Feiern abgehalten werden. (Große ca. 12.300 m²)
  2. Der ellipsenformige Platz (der eigentliche Petersplatz), der auf zwei Seiten von halbrunden Saulengangen eingeschlossen ist. Bernini beschrieb seine Intention so:

? Da die Kirche Petri sozusagen die Mutter aller anderen Kirchen ist und sie daher Kolonnaden haben muss, die wie mit mutterlich ausgebreiteten Armen die Katholiken aufnehmen, um sie in ihrem Glauben zu bestarken, und die Haretiker, um sie in der Kirche wiederzuvereinen, sowie die Unglaubigen, um sie zum wahren Glauben zu erleuchten.

? Gian Lorenzo Bernini [1]

Die großte Breite betragt 240 Meter, die Tiefe 340 Meter. Der ganze Platz ist damit ca. 35.300 m² groß (also 3,53 Hektar).

Architektonische Gliederung und Ausstattung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Farbfotografie von einem Gemälde, das einen Platz mit vielen Arbeitern und Pferden zeigt, die reifenförmige Elemente an Seilen zu einer mehrstöckigen Holzkonstruktion ziehen. Im Hintergrund ist die Stadt zu sehen und ganz vorne stehen einige Menschen in bürgerlicher Kleidung. Der Teil eines weiteren Gemäldes liegt im unteren Bereich des ersten Gemäldes.
Aufstellung des Obelisken auf dem Petersplatz im Jahr 1586

Die Kolonnaden bestehen aus 284 funfzehn Meter hohen Saulen toskanischer Ordnung , die vierreihig angeordnet sind. Auf der Brustung erheben sich 140 Heiligenstatuen in einer Große von je 3,2 Meter.

Die Pflasterung des Platzes senkt sich zur Mitte hin, so dass die versammelte Menschenmenge uberschaut werden kann. Im Zentrum (3,8 Meter nordlich der Langsachse) erhebt sich der vatikanische Obelisk . Dieser Obelisk stand vorher im Circus des Nero .

Der nordliche Brunnen auf der Piazza ist ein Werk von Carlo Maderno (1613), der sudliche ein Werk von Carlo Fontana (1675). Zwischen den Brunnen und dem Obelisken markieren zwei runde Marmortafeln im Pflaster die Ellipsenbrennpunkte. Von dort aus sieht man die Saulen in einer Reihe stehend. Nach dem Vorbild der beiden Wasserspiele und nach Planen von Friedrich von Gartner wurden zwischen 1842 und 1844 zwei Brunnen auf dem Geschwister-Scholl-Platz in Munchen errichtet, die oft als Romische Brunnen bezeichnet werden.

Geschichte des Petersplatzes [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Antike [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Frontale Farbfotografie vom Petersdom mit dem Platz und vielen Menschen im Vordergrund. Ein Teil des linken Säulengangs vom Platz ist zu sehen. Die Säulen verlaufen über zwei Geschosse. Auf dem Dach sind Marmorfiguren und eine Kuppel.
Blick uber den Petersplatz auf den trapezformigen Vorplatz ( Piazza Retta ) und den Petersdom
Kupferstich von einer riesigen Menschenmenge auf dem Petersplatz mit dem teilweise erbauten Petersdom. Im Vordergrund sind viele Menschen und einige Pferdekutschen an den vorderen Häuserfronten zu einer dunklen Masse zusammengepfercht. Im Hintergrund sind Häuserfassaden mit Menschen auf Balkonen und einem Tordurchgang zu sehen. Der Petersdom ragt ohne Kuppel über die Häuser und hat an seiner Spitze eine Baukonstruktion.
Ansicht des Petersplatz um 1580.
Die Kuppel des neuen Petersdomes ist bereits im Bau. Zu erkennen sind die Benediktionsloggia Pius II. sowie die beiden Kolossalstatuen der Apostel Petrus und Paulus an den Seiten der Aufgangstreppe. Der von Papst Symmachus angelegte Brunnen existierte zu dieser Zeit bereits nicht mehr.

Kaiser Caligula ließ am sudlichen Abhang des Vatikanischen Hugels , außerhalb der damaligen Stadtmauer, einen Circus erbauen. Der Uberlieferung nach erlitt dort Petrus im Jahr 64 oder 67 unter Kaiser Nero den Martyrertod . Am Nordrand des Circus verlief die Via Cornelia , die von Osten kommend aus der Stadt hinaus fuhrte. An der Stelle, an der heute der Hauptaltar des Petersdomes steht, wurde der Uberlieferung nach Petrus begraben.

Der Platz vor der Basilika Alt-St. Peter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unter Konstantin wurde ein Teil des nordlich an das Graberfeld anschließenden Hugels abgetragen, um (326) die erste Petersbasilika uber der Grabstatte des Apostels zu errichten. Nach Osten war der Basilika ein Atrium, das sogenannte Paradies , vorgelagert, das bis zum ostlichen Rand des heutigen Treppenaufgangs reichte. Die Via Cornelia wurde jetzt zur Zugangsstraße aus der Stadt. Die freie Flache vor der Basilika blieb zunachst ungestaltet.

Papst Symmachus ließ dann Ende des 5. Jahrhunderts auf dem Vorplatz einen Brunnen errichten. Zum ersten Mal wird in dieser Zeit das Gelande vor der Kirche als Platz bezeichnet. Von den Ausmaßen des Platzes zu jener Zeit ist nichts Genaues bekannt.

Auch in den folgenden Jahrhunderten kann von einer planerischen Gestaltung, die uber ein Freihalten der Flache hinausging, noch nicht gesprochen werden. Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts wurde die Via Cornelia zum Teil durch eine gedeckte Saulenstraße, den Porticus S. Petri , ersetzt. Dieser begann wohl bei der Engelsburg , wo man durch ein Tor, die Porta St. Petri in Hadriano , in ihn gelangte. Diese Portikus war der normale Weg, der zur Basilika fuhrte. Ende des 7. Jahrhunderts ließ Hadrian I. die Saulenstraße sichern und wiederherstellen.

15. und 16. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Um 1400 ließ Papst Bonifatius IX. die Gebaude im Norden abreißen, so dass der Platz jetzt bis an die Leoninische Mauer heranreichte. Unter Nikolaus V. begann dann eine erste Phase der stadtebaulichen Planung. Drei von Kolonnaden gesaumte Straßen sollten von der Engelsburg durch das Borgo-Viertel zum Petersdom fuhren. Die Planung wurde aber nie ausgefuhrt. Erst unter Pius II. (1458?1464) begann dann die tatsachliche Umgestaltung des Platzes. Pius II. fand den Platz in einem verheerenden Zustand vor. Die Flache war ungepflastert, die Treppe, die zur Basilika fuhrte, stark beschadigt und die Front der Basilika zum Platz hin ein Sammelsurium aus allen vergangenen Epochen. Pius II., dessen Hauptanliegen der Kampf gegen die Turken war, wollte den Platz fur die Uberfuhrung der Kopf reliquie des Hl. Andreas vorbereiten. Thomas Palaiologos , der Herrscher von Morea , war vor den Turken geflohen und hatte die Reliquie aus Patras mitgenommen. Pius II. hatte ihm Asyl angeboten, wenn er ihm den Kopf des Apostels bringe.

Kupferstich vom Petersplatz mit dem Obelisken im Vordergrund. Der Obelisk ist zum größten Teil aufgebaut und wird von Seilen fixiert, die an Zugpferde gebunden sind. Die Zugpferde sind auf dem umzäunten Platz verteilt und ziehen an den Seilen. Schaulustige stehen um den Zaun und im Hintergrund sind mehrere Häuser zu sehen.
Aufstellung des Obelisken auf dem Petersplatz 1586 mit 900 Arbeitern und 75 Pferden

1460 begannen die Umbauarbeiten mit dem Neubau der Treppe durch Isaia da Pisa . Im Marz 1461 erhielt Paolo Romano den Marmor fur zwei Kolossalstatuen der Apostel Petrus und Paulus . Im November 1461 wurde bereits die Statue des Apostels Paulus am nordlichen Rand der Treppe aufgestellt. Im Marz 1462 folgte dann am sudlichen Rand die Petrusstatue, so dass in der Osterwoche Andreas von den beiden Apostelfursten begrußt werden konnte. Erganzt wurde das Bauprogramm durch die Errichtung einer Benediktionsloggia an der Ostseite der Basilika.

Papst Sixtus V. ließ 1585 einen Obelisken vom Zirkus des Nero auf den Petersplatz bringen und hier 1586 von Domenico Fontana aufstellen.

Berninis Planungen und Baugeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Frontale Nachtfotografie vom Petersdom mit wenigen Menschen auf dem Platz im Vordergrund. Der Dom mit seinem Säuleneingang und der Kuppel ist beleuchtet. An der rechten Seite ist ein dunkler Obelisk mit einer Kreuzspitze zu erkennen.
Petersplatz in abendlichem Licht

Papst Alexander VII. (1655?1667) beauftragte 1656 Gian Lorenzo Bernini mit der Planung des Platzes vor der 1614 fertiggestellten Fassade des Petersdomes . Bis 1667 wurden der trapezformige und der elliptische Teil des Platzes mitsamt den flankierenden Saulengangen gebaut.

Bernini hatte als abschließendes Element des Platzes auf der Ostseite einen weiteren Saulengang als dritten Flugel (terzo braccio) vorgesehen. Durch den Tod Alexanders VII. im Jahre 1667 wurde das Vorhaben jedoch abgebrochen, so dass diese mittleren Kolonnaden nie ausgefuhrt wurden. Der dritte Saulengang hatte den Zugang zum Petersplatz wie von zwei Kulissen her bewirkt, so dass der aus den Gassen des Borgo Heraustretende sich plotzlich vor einem weiten und dynamischen Raum gesehen hatte, der ihm einen fur die Barockzeit typischen Blick mit Uberraschungseffekt geboten hatte. Die hohe Bebauungsdichte des Borgos, die den offenen Raum schloss, sorgte dafur, dass dieser Effekt im beschrankten Ausmaß dennoch zustande kam.

Spatere Anderungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der 1936 begonnene und 1950 abgeschlossene Bau der Via della Conciliazione unter Benito Mussolini und die damit einhergehende Zerstorung des Borgo machte den von Bernini geplanten Uberraschungseffekt zunichte. In Ost-West-Richtung weist diese Straße in ihrer Sichtachse geradlinig uber den Petersplatz zum Portal des Petersdoms.

Im August 2011 begannen umfassende Renovierungsarbeiten des Petersplatzes. Es wurden dabei alle 367 Saulen, 140 Statuen, die Brunnen Clementina und Gregoriana sowie der Obelisk renoviert. [2] Als Dank fur die Sauberung der Figuren und architektonischen Elemente wurde eine Bronzeplakette mit Nennung des Baden-Wurttembergischen Reinigungsgerate-Unternehmens auf der dem Platz abgewandten Seite der sudlichen Kolonnaden angebracht.

Im September 2019 wurde mit der Bronze Angels Unawares eine neue Skulptur auf dem Platz installiert. [3] Das Kunstwerk zeigt eine Gruppe von 140 Migranten und Fluchtlingen auf einem Boot und soll laut Papst Franziskus ?an die Herausforderungen der Gastfreundschaft aus dem Evangelium“ erinnern. [4]

Generalaudienz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jeden Mittwoch halt der Papst vormittags eine Generalaudienz auf dem Petersplatz. In den Wintermonaten und bei schlechtem Wetter findet sie in der Vatikanischen Audienzhalle statt. Auf dem Petersplatz befinden sich insgesamt vier große Videowande , auf denen die Menschen bei Generalaudienzen und anderen Veranstaltungen die Ereignisse mitverfolgen konnen.

Am 13. Mai 1981 schoss der turkische Rechtsextremist Mehmet Ali A?ca wahrend einer Generalaudienz auf Papst Johannes Paul II. , der dadurch lebensgefahrlich verletzt wurde. Heute befindet sich an dieser Stelle ein weißer Gedenkstein aus Marmor . Auf ihm befindet sich das Wappen des Papstes mit dem Datum des Attentates in romischen Zahlen .

Sicherheit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Laut den Lateranvertragen ist die Republik Italien fur die Sicherheit auf dem vatikanischen Petersplatz zustandig. Durchgefuhrt wird die Uberwachung vom ?Inspektorates fur die offentliche Sicherheit beim Vatikan“ der Polizia di Stato . [5] [6]

Abbildungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Geza Alfoldy : Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom. Ein historisches Monument der Antike . Universitatsverlag Winter, Heidelberg 1990, ISBN 3-533-04283-9 .

Quellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Petersplatz  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Christof Thoenes: Studien zur Geschichte des Petersplatzes , in: Zeitschrift fur Kunstgeschichte, Bd. 26, S. 331?341.
  2. Teure Arbeiten durch Spenden moglich. ORF.at, 27. August 2011, abgerufen am 28. August 2011 .
  3. Pope Francis reminds Christians that migrants and refugees should be welcomed around the world. 29. September 2019, abgerufen am 6. September 2021 (englisch).
  4. Suddeutsche Zeitung: Papst enthullt Fluchtlingsskulptur. Abgerufen am 6. September 2021 .
  5. https://www.poliziadistato.it/articolo/sicherheitsinspektorat-beim-vatikan--die-schutzengel-des-papstes
  6. Papst wurdigt Dienst der italienischen Polizei am Petersplatz. In: vaticannews.va. 28. September 2020, abgerufen am 16. Marz 2024 .

Koordinaten: 41° 54′ 8″  N , 12° 27′ 27″  O