Der
Petersplatz
(
italienisch
Piazza San Pietro
) wurde von
Gian Lorenzo Bernini
zwischen 1656 und 1667 unter
Papst Alexander VII.
(1655?1667) vor dem
Petersdom
in Rom angelegt. Der Petersplatz ist Teil des
Territoriums der Vatikanstadt
. Die
Kolonnaden
bilden die
Staatsgrenze
zwischen der
Vatikanstadt
und
Italien
.
Der Platz besteht aus zwei Teilen, wobei eigentlich nur der ? vom Petersdom aus gesehen ? zweite als Petersplatz im engeren Sinn gilt:
- Der trapezformige Platz (
Piazza Retta
) nach dem Vorbild des
Kapitolsplatz
von
Michelangelo
, der die Fassade von
Maderno
optisch naherrucken sollte und abschussig angelegt wurde, um allen den Blick auf den Vorplatz zu ermoglichen, auf dem die religiosen Feiern abgehalten werden. (Große ca. 12.300 m²)
- Der
ellipsenformige
Platz (der eigentliche Petersplatz), der auf zwei Seiten von halbrunden Saulengangen eingeschlossen ist. Bernini beschrieb seine Intention so:
?
Da die Kirche Petri sozusagen die Mutter aller anderen Kirchen ist und sie daher Kolonnaden haben muss, die wie mit mutterlich ausgebreiteten Armen die Katholiken aufnehmen, um sie in ihrem Glauben zu bestarken, und die Haretiker, um sie in der Kirche wiederzuvereinen, sowie die Unglaubigen, um sie zum wahren Glauben zu erleuchten.
“
?
Gian Lorenzo Bernini
[1]
Die großte Breite betragt 240 Meter, die Tiefe 340 Meter. Der ganze Platz ist damit ca. 35.300 m² groß (also 3,53 Hektar).
Die
Kolonnaden
bestehen aus 284 funfzehn Meter hohen Saulen
toskanischer Ordnung
, die vierreihig angeordnet sind. Auf der Brustung erheben sich 140 Heiligenstatuen in einer Große von je 3,2 Meter.
Die Pflasterung des Platzes senkt sich zur Mitte hin, so dass die versammelte Menschenmenge uberschaut werden kann. Im Zentrum (3,8 Meter nordlich der Langsachse) erhebt sich der
vatikanische Obelisk
. Dieser Obelisk stand vorher im
Circus des Nero
.
Der nordliche Brunnen auf der Piazza ist ein Werk von
Carlo Maderno
(1613), der sudliche ein Werk von
Carlo Fontana
(1675).
Zwischen den Brunnen und dem Obelisken markieren zwei runde Marmortafeln im Pflaster die Ellipsenbrennpunkte. Von dort aus sieht man die Saulen in einer Reihe stehend. Nach dem Vorbild der beiden Wasserspiele und nach Planen von
Friedrich von Gartner
wurden zwischen 1842 und 1844
zwei Brunnen
auf dem
Geschwister-Scholl-Platz
in
Munchen
errichtet, die oft als
Romische Brunnen
bezeichnet werden.
Kaiser
Caligula
ließ am sudlichen Abhang des
Vatikanischen Hugels
, außerhalb der damaligen Stadtmauer, einen
Circus
erbauen. Der Uberlieferung nach erlitt dort
Petrus
im Jahr 64 oder 67 unter Kaiser
Nero
den
Martyrertod
.
Am Nordrand des Circus verlief die
Via Cornelia
, die von Osten kommend aus der Stadt hinaus fuhrte. An der Stelle, an der heute der Hauptaltar des Petersdomes steht, wurde der Uberlieferung nach Petrus begraben.
Unter
Konstantin
wurde ein Teil des nordlich an das Graberfeld anschließenden Hugels abgetragen, um (326) die erste
Petersbasilika
uber der Grabstatte des
Apostels
zu errichten. Nach Osten war der Basilika ein Atrium, das sogenannte
Paradies
, vorgelagert, das bis zum ostlichen Rand des heutigen Treppenaufgangs reichte. Die
Via Cornelia
wurde jetzt zur Zugangsstraße aus der Stadt. Die freie Flache vor der Basilika blieb zunachst ungestaltet.
Papst Symmachus
ließ dann Ende des 5. Jahrhunderts auf dem Vorplatz einen Brunnen errichten. Zum ersten Mal wird in dieser Zeit das Gelande vor der Kirche als Platz bezeichnet. Von den Ausmaßen des Platzes zu jener Zeit ist nichts Genaues bekannt.
Auch in den folgenden Jahrhunderten kann von einer planerischen Gestaltung, die uber ein Freihalten der Flache hinausging, noch nicht gesprochen werden. Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts wurde die Via Cornelia zum Teil durch eine gedeckte Saulenstraße, den
Porticus S. Petri
, ersetzt. Dieser begann wohl bei der
Engelsburg
, wo man durch ein Tor, die
Porta St. Petri in Hadriano
, in ihn gelangte. Diese Portikus war der normale Weg, der zur Basilika fuhrte. Ende des 7. Jahrhunderts ließ
Hadrian I.
die Saulenstraße sichern und wiederherstellen.
Um 1400 ließ
Papst Bonifatius IX.
die Gebaude im Norden abreißen, so dass der Platz jetzt bis an die
Leoninische Mauer
heranreichte. Unter
Nikolaus V.
begann dann eine erste Phase der stadtebaulichen Planung. Drei von Kolonnaden gesaumte Straßen sollten von der Engelsburg durch das Borgo-Viertel zum Petersdom fuhren. Die Planung wurde aber nie ausgefuhrt. Erst unter
Pius II.
(1458?1464) begann dann die tatsachliche Umgestaltung des Platzes. Pius II. fand den Platz in einem verheerenden Zustand vor. Die Flache war ungepflastert, die Treppe, die zur Basilika fuhrte, stark beschadigt und die Front der Basilika zum Platz hin ein Sammelsurium aus allen vergangenen Epochen. Pius II., dessen Hauptanliegen der Kampf gegen die Turken war, wollte den Platz fur die Uberfuhrung der Kopf
reliquie
des
Hl. Andreas
vorbereiten.
Thomas Palaiologos
, der Herrscher von
Morea
, war vor den Turken geflohen und hatte die Reliquie aus
Patras
mitgenommen. Pius II. hatte ihm
Asyl
angeboten, wenn er ihm den Kopf des Apostels bringe.
1460 begannen die Umbauarbeiten mit dem Neubau der Treppe durch
Isaia da Pisa
. Im Marz 1461 erhielt
Paolo Romano
den Marmor fur zwei Kolossalstatuen der Apostel Petrus und
Paulus
. Im November 1461 wurde bereits die Statue des Apostels Paulus am nordlichen Rand der Treppe aufgestellt. Im Marz 1462 folgte dann am sudlichen Rand die Petrusstatue, so dass in der Osterwoche Andreas von den beiden Apostelfursten begrußt werden konnte. Erganzt wurde das Bauprogramm durch die Errichtung einer
Benediktionsloggia
an der Ostseite der Basilika.
Papst Sixtus V.
ließ 1585 einen
Obelisken
vom Zirkus des
Nero
auf den Petersplatz bringen und hier 1586 von
Domenico Fontana
aufstellen.
Papst Alexander VII.
(1655?1667) beauftragte 1656
Gian Lorenzo Bernini
mit der Planung des Platzes vor der 1614 fertiggestellten Fassade des
Petersdomes
. Bis 1667 wurden der trapezformige und der elliptische Teil des Platzes mitsamt den flankierenden Saulengangen gebaut.
Bernini hatte als abschließendes Element des Platzes auf der Ostseite einen weiteren Saulengang als dritten Flugel
(terzo braccio)
vorgesehen. Durch den Tod Alexanders VII. im Jahre 1667 wurde das Vorhaben jedoch abgebrochen, so dass diese mittleren Kolonnaden nie ausgefuhrt wurden. Der dritte Saulengang hatte den Zugang zum Petersplatz wie von zwei Kulissen her bewirkt, so dass der aus den Gassen des
Borgo
Heraustretende sich plotzlich vor einem weiten und dynamischen Raum gesehen hatte, der ihm einen fur die Barockzeit typischen Blick mit Uberraschungseffekt geboten hatte. Die hohe Bebauungsdichte des Borgos, die den offenen Raum schloss, sorgte dafur, dass dieser Effekt im beschrankten Ausmaß dennoch zustande kam.
Der 1936 begonnene und 1950 abgeschlossene Bau der
Via della Conciliazione
unter
Benito Mussolini
und die damit einhergehende Zerstorung des Borgo machte den von Bernini geplanten Uberraschungseffekt zunichte. In Ost-West-Richtung weist diese Straße in ihrer
Sichtachse
geradlinig uber den Petersplatz zum Portal des Petersdoms.
Im August 2011 begannen umfassende Renovierungsarbeiten des Petersplatzes. Es wurden dabei alle 367 Saulen, 140 Statuen, die Brunnen Clementina und Gregoriana sowie der Obelisk renoviert.
[2]
Als Dank fur die Sauberung der Figuren und architektonischen Elemente wurde eine Bronzeplakette mit Nennung des Baden-Wurttembergischen Reinigungsgerate-Unternehmens auf der dem Platz abgewandten Seite der sudlichen Kolonnaden angebracht.
Im September 2019 wurde mit der Bronze
Angels Unawares
eine neue Skulptur auf dem Platz installiert.
[3]
Das Kunstwerk zeigt eine Gruppe von 140 Migranten und Fluchtlingen auf einem Boot und soll laut
Papst Franziskus
?an die Herausforderungen der Gastfreundschaft aus dem Evangelium“ erinnern.
[4]
Jeden Mittwoch halt der
Papst
vormittags eine
Generalaudienz
auf dem Petersplatz. In den Wintermonaten und bei schlechtem Wetter findet sie in der
Vatikanischen Audienzhalle
statt. Auf dem Petersplatz befinden sich insgesamt vier große
Videowande
, auf denen die Menschen bei Generalaudienzen und anderen Veranstaltungen die Ereignisse mitverfolgen konnen.
Am 13. Mai 1981 schoss der
turkische
Rechtsextremist
Mehmet Ali A?ca
wahrend einer Generalaudienz auf Papst
Johannes Paul II.
, der dadurch lebensgefahrlich verletzt wurde. Heute befindet sich an dieser Stelle ein weißer Gedenkstein aus
Marmor
. Auf ihm befindet sich das
Wappen des Papstes
mit dem Datum des Attentates in
romischen Zahlen
.
Laut den
Lateranvertragen
ist die Republik Italien fur die Sicherheit auf dem vatikanischen Petersplatz zustandig. Durchgefuhrt wird die Uberwachung vom ?Inspektorates fur die offentliche Sicherheit beim Vatikan“ der
Polizia di Stato
.
[5]
[6]
- Geza Alfoldy
:
Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom. Ein historisches Monument der Antike
. Universitatsverlag Winter, Heidelberg 1990,
ISBN 3-533-04283-9
.
- ↑
Christof Thoenes:
Studien zur Geschichte des Petersplatzes
, in: Zeitschrift fur Kunstgeschichte, Bd. 26, S. 331?341.
- ↑
Teure Arbeiten durch Spenden moglich.
ORF.at, 27. August 2011,
abgerufen am 28. August 2011
.
- ↑
Pope Francis reminds Christians that migrants and refugees should be welcomed around the world.
29. September 2019,
abgerufen am 6. September 2021
(englisch).
- ↑
Suddeutsche Zeitung:
Papst enthullt Fluchtlingsskulptur.
Abgerufen am 6. September 2021
.
- ↑
https://www.poliziadistato.it/articolo/sicherheitsinspektorat-beim-vatikan--die-schutzengel-des-papstes
- ↑
Papst wurdigt Dienst der italienischen Polizei am Petersplatz.
In:
vaticannews.va.
28. September 2020,
abgerufen am 16. Marz 2024
.
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12.4575
Koordinaten:
41° 54′ 8″
N
,
12° 27′ 27″
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