Sibghatullah Modschaddedi

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Sibghatullah Modschaddedi (2014)

Sibghatullah Modschaddedi ( paschtunisch ???? ???? ????? ; persisch ????‌???? ????? , DMG ?ab?atull?h Mo?added? ; * 21. April 1925 in Kabul ; † 11. Februar 2019 ebenda [1] ) war der erste Prasident des Islamischen Staates Afghanistan nach dem Fall des kommunistischen Regimes 1992. Er war außerdem Fuhrer der Nationalen Befreiungsfront .

Modschaddedi ubertrug die Macht nach zweimonatiger Amtszeit auf Prasident Burhanuddin Rabbani , basierend auf einer vorhergehenden Ubereinkunft, die von den Mudschahedin in Pakistan erreicht wurde. Wahrend der Zeit der Talibanherrschaft war Modschaddedi nicht politisch aktiv. Im Dezember 2003 wurde er Vorsitzender der Loja Dschirga , die Afghanistans neue Verfassung bestatigte.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fruhe Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sibghatullah Modschaddedi gilt als Nachfahre des Mudschaddid Ahmad Sirhindi und wurde 1925 in der Provinz Kabul in Afghanistan geboren. Er studierte an der al-Azhar-Universitat in Kairo , Agypten islamisches Recht und Jurisprudenz . In Afghanistan lehrte er nach seiner Promotion an der Habibia-Hochschule und spater an der Universitat Kabul .

Modschaddedi saß 1959 bis 1964 im Gefangnis wegen angeblicher Teilnahme an einem Attentat auf den sowjetischen Premierminister Nikita Chruschtschow . Er nahm 1970 auch an antikommunistischen und antisowjetischen Demonstrationen in Kabul teil. Nach Daoud Khans gelungenem Staatsstreich 1973 ging er ins Exil und arbeitete an der Moschee von Kopenhagen in Danemark .

Die sowjetische Invasion (1979?1989) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu Beginn der sowjetischen Invasion 1979 grundete er die Afghanische Nationale Befreiungsarmee, eine islamisch-traditionelle Partei. Obwohl die militarische Macht seiner Partei marginal blieb, war Modschaddedi ein hoch angesehener Anfuhrer unter den Mudschahid. Seine Reputation als moderater Politiker wurde 1989 letztendlich anerkannt, als er als Oberhaupt des ?Vorlaufigen Islamischen Staates Afghanistan“ ausgewahlt wurde. Als Oberhaupt der vorlaufigen afghanischen Regierung traf er dann auch mit dem damaligen Prasidenten der Vereinigten Staaten , George H. W. Bush , zusammen. Er war bereit, sein Amt zu ubernehmen, als im April 1992 die Mudschahid in Kabul eindrangen und die Regierung von Prasident Mohammed Nadschibull?h sturzte und eine Waffenruhe mit Burhanuddin Rabbani von der Dschamiat-e Eslami erreicht wurde.

Prasident der Republik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Elf Tage spater verkundeten die Parteien in Kabul in einer Ubereinkunft, die die Shia -Parteien und die von Gulbuddin Hekmaty?r gefuhrte Hezb-e Esl?m? ausschloss, dass Sibghatullah Modschaddedi fur zwei Monate Prasident werden wurde, um dann von Burh?nuddin Rabb?ni von der Dschamiat-e Eslami fur vier Jahre beerbt zu werden. Wahrend dieser Amtszeit sollte sich eine Loja Dschirga , oder ein großer Rat der afghanischen Alteren, zusammenfinden und eine vorlaufige Verwaltung benennen, um die Macht fur ein Jahr bis zu Wahlen aufrechtzuerhalten. Im Mai 1992 bildete Rabb?ni verfruht den Fuhrerschaftsrat und untergrub Modschaddedis schwache Autoritat.

Im Juni gab Modschaddedi die Macht an den Fuhrerschaftsrat ab, der dann Rabbani als Prasidenten wahlte. Das Abkommen zuruckweisend startete Hekmaty?r massive Raketenangriffe auf Kabul, die mit Unterbrechungen drei Jahre andauerten, bis er im Februar 1995 aus der Provinz Kabul vertrieben wurde. Modschaddedis Entscheidung, eine allgemeine Amnestie fur alle Burger ohne Rucksicht auf politische Bindungen zu gewahren, bis ein Rechtssystem im Land wiedereingesetzt wurde, ist eine der Hinterlassenschaften seiner Prasidentschaft. Modschaddedi zog sich dann ins Privatleben zuruck. Wahrend der Herrschaft der Taliban wohnte er in Pakistan .

Nach den Taliban [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Dezember 2003 wurde Modschaddedi zum Vorsitzenden der Loja Dschirga gewahlt. Unter seiner Fuhrung verabschiedete die Loja Dschirga eine neue Verfassung fur das Land. Als die verfassungsmaßige Loja Dschirga ihre Arbeit aufnahm, benannte Modschaddedi eine Frau als eine seiner drei Stellvertreter, um die aktive Teilnahme der Frauen in den Sitzungen zu gewahrleisten.

Seit dem 16. Marz 2005 war er Vorsitzender der ?Nationalen Kommission fur den Frieden in Afghanistan“, als der er von Prasident Hamid Karzai berufen wurde. Das Ziel der Kommission ist es, die nationale Versohnung voranzutreiben. Auf einer Pressekonferenz vom 9. Mai 2005 in Kabul kundigte Modschaddedi an, dass die Teilhabe am Versohnungsprozess fur alle Afghanen offen sei, einschließlich Mohammed Omar (Anfuhrer der Taliban) und Gulbuddin Hekmaty?r.

Er sagte, seine Ausfuhrungen seien von den Medien missgedeutet worden und dass es Sache der afghanischen Nation sei, Mohammed Omar und Gulbuddin Hekmaty?r zu vergeben oder sie zu bestrafen. Er erklarte auch, dass politische Linien sich mit der Zeit wandeln, und fugte hinzu, dass die Versohnungskommission unabhangig, aber mit voller Ruckendeckung von Prasident Karzai arbeite.

Modschaddedi wurde zitiert, Folgendes gesagt zu haben: ?Wenn sie Afghanistans neues Grundgesetz akzeptieren und die Kampfe aufgeben, moge ihnen vergeben sein. Aber personlich kann ich ihnen die Strafe nicht erlassen, weil ich dazu kein Recht habe.“

Am 18. Dezember 2005 wahlte Afghanistans Parlament Sibghatullah Modschaddedi fur funf Jahre zum Vorsitzenden des 102 Sitze umfassenden legislativen Oberhauses, der Meschrano Dschirga.

Am 12. Marz 2006 uberlebte Modschaddedi ein gegen ihn gerichtetes Selbstmord-Bombenattentat, als Attentater ein mit Sprengstoffen beladenes Auto zur Explosion brachten, das nahe seinem Fahrzeug war, als er eine belebte Straße entlang gefahren wurde. Zwei Attentater und zwei Passanten wurden getotet, wahrend Modschaddedi selbst nur leicht verletzt wurde. Modschaddedi beschuldigte die ISI als treibende Kraft hinter den Angriffen, die seiner Meinung nach von ehemaligen Mitgliedern der Taliban ausgefuhrt wurden. Modschaddedi war auch Oberhaupt einer offiziellen afghanischen Friedenskommission, die Amnestie fur ehemalige Taliban anbietet und sie anspornt ihre Waffen niederzulegen. [2]

Sibghatullah Modschaddedi lebte in Kabul, wo er im Februar 2019 im Alter von 93 Jahren nach langer Krankheit starb.

Trivia [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Modschaddedi wurde oft auch als Pir oder Scheich bezeichnet, was Heiliger oder Altester bedeutet, da er das alteste Mitglied des Sufi -Ordens Naqschbandi war. Seine Familie tragt den Titel Pir (Heilige) in dem Sufi-Orden, der die Grundlage fur seine große religiose Gefolgschaft in ganz Afghanistan bildet.
  • Modschaddedi war ein konservativer Maulawi (Islamgelehrter). Seine Partei besteht hauptsachlich aus Naqschbandi .
  • Im Juni 2002 wurde Modschaddedi in Florida von Sicherheitskraften aus der Warteschlange fur einen Flug von Virgin Atlantic Airways nach London herausgenommen, um eine zusatzliche Durchsuchung seines Gepacks vorzunehmen. Laut Polizei sagten Bildschirmkontrolleure des Sicherheitspersonals aus, sie hatten ihn von einer islamischen Befreiungsorganisation sprechen und ?Ich weiß, sie suchen nach einer Bombe“ und ?Gott wird dies vergelten“ sagen horen. Diese Satze wurden in Englisch gesprochen, aber von den Bildschirmkontrolleuren falsch interpretiert; niemand von ihnen sprach Englisch als Muttersprache. Modschaddedi war zu dieser Zeit in Florida, um eine Hochzeit zu besuchen. [3]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Sibghatullah Modschaddedi  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Homepage Prof Sibghatullah Mojaddedi. Archiviert vom Original am 5. Marz 2016 ; (englisch).
  • Malalai Joya : Historical Speech in the Loya Jirga. ( wmv , 4,2 MB, 3:44 Minuten) In: MalalaiJoya.com. 17. Dezember 2003 ; (Paschtu).

Fußnoten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Former Afghan President Sibghatullah Mojaddedi passes away. In: The Express Tribune. 12. Februar 2019, abgerufen am 12. Februar 2019 (englisch).
  2. Former Afghan President Survives Bomb, Blames Pakistan. In: Radio Free Europe . 12. Marz 2006, archiviert vom Original am 27. September 2007 ; abgerufen am 12. Februar 2019 (englisch).
  3. Francois Grangier: Ex-Afghan President Removed From Jet. In: Air-Expertises. 3. Juni 2002, archiviert vom Original am 21. Mai 2003 ; abgerufen am 12. Februar 2019 (englisch).