Bianca Maria Sforza

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Bianca Maria Sforza, Gemalde von Ambrogio de Predis , um 1493

Bianca Maria Sforza , auch Maria Blanca Sforza (* 5. April 1472 in Mailand ; † 31. Dezember 1510 in Innsbruck ), war die zweite Gemahlin des romisch-deutschen Konigs Maximilian I. (1459?1519). Damit war sie ab 1494 romisch-deutsche Konigin und Erzherzogin von Osterreich und seit 1508 Kaiserin des Heiligen Romischen Reiches.

Kindheit und Jugend [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bianca Maria war eine Tochter des Herzogs Galeazzo Maria Sforza von Mailand und seiner zweiten Gemahlin Bona von Savoyen . Nach der Ermordung ihres Vaters im Jahre 1476 wuchs sie am Hof ihres Onkels Ludovico Sforza heran, der 1481 die Regierungsgeschafte ubernommen hatte. Bianca Marias Leben am Hof ihres reichen Onkels war abwechslungsreich, da dieser viele bedeutende Kunstler der damaligen Zeit an seinen Hof gebunden hatte, darunter auch Leonardo da Vinci , der etwa seit 1482 in Mailander Diensten stand. Es wurde kein großer Wert auf Bianca Marias Ausbildung gelegt, und so konnte sie sich ihren Interessen widmen, wie dem Anfertigen feinster Handarbeiten, wobei sie großes Geschick zeigte. [1] 1476, im Alter von 4 Jahren wurde sie mit dem 11-jahrigen Philibert I. von Savoyen verheiratet, der jedoch bereits mit 17 Jahren verstarb.

Spateres Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bianca Maria Sforza, Gemalde von Bernhard Strigel , um 1505/1510

Eine von ihrem Onkel Ludovico Sforza betriebene Hochzeit mit dem romisch-deutschen Konig Maximilian I. sollte dem als ?Il Moro“ bekannten Herrscher von Mailand vor allem den Herzogstitel einbringen, da das Herzogtum Mailand ein Lehen des Heiligen Romischen Reiches war. Ludovico hatte den Thron von Mailand usurpiert und 1481 den rechtmaßigen Erben des Herzogsthrones Gian Galeazzo Sforza und dessen Mutter, die Regentin Bona von Savoyen entmachtet. Gian Galeazzo starb 1494. Zeitzeugen, wie der franzosische Diplomat Philippe de Commynes in seinen Memoires , sprachen von Mord.

Um dem deutschen Konig die unstandesgemaße Ehe schmackhaft zu machen, setzte Ludovico eine Mitgift von 400.000 Dukaten in bar und weiteren 40.000 Dukaten in Juwelen aus. Dieses Argument uberzeugte Maximilian, der in standigen finanziellen Schwierigkeiten war. Ludovico erhielt im Gegenzug den Herzogstitel.

Am 30. November 1493 wurde Bianca Maria Sforza in Abwesenheit des Brautigams in einer Stellvertreterhochzeit (per procurationem) in Mailand mit Konig Maximilian I. vermahlt. [2]

Noch im Spatherbst reiste Bianca Maria mitsamt ihrer Mitgift und großem Geleit uber das verschneite Wormser Joch nach Innsbruck , wo sie drei Monate auf Maximilian wartete, da dieser wegen eines Turkeneinfalls in die Steiermark und der Neuordnung der niederosterreichischen Lander verhindert war. Die Ehe wurde daher erst am 16. Marz 1494 in Hall vollzogen und die Eheschließung mit einem gemeinsamen ?Kirchgang unter der Krone“ in Hall und Innsbruck gefeiert. [3]

Schon kurz nach dem Vollzug der Ehe beklagte sich Maximilian, dass sich Bianca zwar in Sachen Schonheit mit seiner ersten Frau Maria von Burgund messen konne, dass sie aber nur einen mittelmaßigen Verstand besitze.

Es war fur die junge Frau unmoglich, die Zuneigung ihres Gatten zu gewinnen, da sie in seinen Augen zu ungebildet, zu geschwatzig, zu naiv, zu verschwenderisch und zu schlampig war. Nach Hermann Wiesflecker blieb Bianca Maria ?zeitlebens ein Kind, das am Boden sitzend spielte“ und sich nicht ihrer Stellung als Gemahlin Maximilians bewusst war. [4] Es kam hinzu, dass sich Maximilian Kinder von ihr wunschte, die aber trotz mehrerer Schwangerschaften ausblieben.

Auch deshalb entfremdete sich Maximilian immer mehr von ihr, vernachlassigte sie und kehrte zu seinen Geliebten zuruck, die ihm neun Kinder schenkten. Es kam sogar so weit, dass er Bianca Maria mitsamt ihrem Hofstaat mehrfach als Pfand zuruckließ, wenn er seine Schulden bei den Wirten nicht bezahlen konnte. [5] (Nach Sabine Weiss ist diese Sichtweise unrichtig. Nicht Maximilian ließ seine Frau mehrfach als Pfand fur seine Schulden zuruck, sondern, wenn sie wieder einmal nicht abreisen konnte, handelte es sich stets um ihre eigenen Schulden bzw. offene Rechnungen ihres Hofstaates, die noch beglichen werden mussten). [6]

Nach 1500 verlor Maximilian endgultig das Interesse an Bianca Maria, nicht zuletzt, weil ihr Onkel Ludovico 1499 in einem Krieg gegen Ludwig XII. von Frankreich das Herzogtum Mailand verloren hatte. Ludovico floh zunachst nach Innsbruck, kehrte aber nach Mailand zuruck und geriet dort in franzosische Gefangenschaft, womit er als Financier Maximilians ausfiel.

Bianca Maria fehlte auch bei Maximilians Proklamation zum ?Erwahlten Kaiser“ am 4. Februar 1508 in Trient. [7]

Als Bianca Maria am 31. Dezember 1510 in Innsbruck starb, hielt sich Maximilian in Freiburg auf. [8] Er nahm nicht an ihrem Begrabnis teil, sondern kehrte erst im Juni 1511 nach Innsbruck zuruck. Bianca Maria wurde in der Furstengruft des Zisterzienserstiftes Stams im Inntal westlich von Innsbruck beigesetzt. Maximilian widmete ihr nicht einmal einen Grabstein. [4] Erst in den 1680er Jahren wurde ihr dort eine vergoldete Statue im so genannten ?Osterreichischen Grab“ gewidmet.

Nachwirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bronzestatue in der Hofkirche zu Innsbruck

Joseph Grunpeck, der aus Regensburg geburtige Geschichtsschreiber am Hofe Maximilians, vertrat die Meinung, dass sie nach drei Jahren standiger Abmagerung an der ?dorrsucht“ ( Kachexie ) gestorben sei, und gab Maximilian, der seine Frau vernachlassigt habe, dafur die Schuld.

An ihre Heirat mit Konig Maximilian erinnert ein Relief am Goldenen Dachl in Innsbruck.

Auch eine im 16. Jahrhundert entstandene Bronzestatue in der Hofkirche zu Innsbruck erinnert an Bianca Maria.

Unter dem Mantel der Frauensteiner Schutzmantelmadonna ist die Kaiserin gemeinsam mit Maximilian I. dargestellt. Die Madonna ist ein Werk Gregor Erharts . [9]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Lexika-Eintrage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Biographische Darstellungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wissenschaftliche Arbeiten zu Teilaspekten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Christina Antenhofer: Emotions in the Correspondence of Bianca Maria Sforza. In: Heinz Noflatscher/Michael A. Chisholm/Bertrand Schnerb (Hrsg.): Maximilian I. 1459-1519. Wahrnehmung ? Ubersetzungen ? Gender. Innsbrucker Historische Studien (27) Innsbruck 2011. S. 267?286. ISBN 978-3-7065-4951-6
  • Christina Lutter: Geschlecht, Beziehung, Politik. Welche Moglichkeiten und Grenzen ?erfolgreichen“ Handelns hatte Bianca Maria Sforza? . In: Heinz Noflatscher/Michael A. Chisholm/Bertrand Schnerb (Hrsg.): Maximilian I. 1459-1519. Wahrnehmung ? Ubersetzungen ? Gender . Innsbrucker Historische Studien (27) Innsbruck 2011. S. 251?266. ISBN 978-3-7065-4951-6
  • Daniela Unterholzner: Essensalltag bei Hof. Zum Frauenzimmer Bianca Maria Sforzas . In: Heinz Noflatscher/Michael A. Chisholm/Bertrand Schnerb (Hrsg.): Maximilian I. 1459-1519. Wahrnehmung ? Ubersetzungen ? Gender . Innsbrucker Historische Studien (27) Innsbruck 2011. S. 286?301. ISBN 978-3-7065-4951-6

Popularwissenschaftliche Darstellungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Bianca Maria Sforza  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Sigrid-Maria Großing : Sie brachte ihm das Geld, und er machte sie nicht glucklich , Kronenzeitung , Artikel vom 2. Dezember 2007.
  2. Hermann Wiesflecker: Maximilian I , 1991, S. 80.
  3. Hermann Wiesflecker: Maximilian I , 1991, S. 80?81 und S. 392.
  4. a b Hermann Wiesflecker: Maximilian I , 1991, S. 81.
  5. Hermann Wiesflecker: Maximilian I , 1991, S. 81; S. 157: S. 218.
  6. Sabine Weiss : Die vergessene Kaiserin. Bianca Maria Sforza. Tyrolia, Innsbruck 2010.
  7. Hermann Wiesflecker: Maximilian I , 1991, S. 158.
  8. Viktor von Kraus , Itinerarium Maximiliani I 1508?1518 , in: Archiv fur Osterreichische Beschichte Band 87, Wien 1899, S. 285.
  9. Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein. Steyr: Verlag Ennsthaler 1986 2. Auflage S. 25ff. ISBN 3-85068-132-7 .
Vorgangerin Amt Nachfolgerin
Eleonore Helena von Portugal romisch-deutsche Kaiserin
4. Februar 1508 bis 31. Dezember 1510
Isabella von Portugal (1503?1539)