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Ein
Veto
(
lateinisch
veto
?ich verbiete“) ist das Einlegen eines
Einspruches
, das innerhalb eines formell definierten Rahmens geschieht und damit Entscheidungen aufschieben oder ganz blockieren kann.
Im Gegensatz zur landlaufigen Meinung war der Ausdruck bei den Romern aber noch nicht gebrauchlich; der lateinische Begriff dafur war
intercessio
(?Dazwischentreten“) und war eine Rechtsfolge des
ius intercedendi
, welches in der
Magistratur
den Amtstragern als Rechtsmittel zur Verfugung stand.
Der Begriff stammt erst aus der
polnischen
Verfassung des 17./18. Jahrhunderts (s. u.).
Das Vetorecht eroffnet in der Regel einer Minderheit die Moglichkeit, gegen den Willen einer Mehrheit ein Verfahren zu beenden, ein
Gesetz
oder eine Entscheidung zu verhindern.
Je nach der Dauer des dadurch erreichten Aufschubs unterscheidet man zwei Arten von Veto:
- aufschiebendes Veto (auch
suspensives
Veto): Ein solches Veto verliert seine Wirkung, wenn dasselbe oder ein neu gewahltes Parlament den ursprunglichen Beschluss, eventuell mit einer
qualifizierten Mehrheit
, wiederholt, oder verschiebt nur das Inkrafttreten des Gesetzes.
- absolutes Veto, wodurch ein Beschluss endgultig verhindert wird.
Das (gewohnlich suspensive) Vetorecht gehort zu den Vorrechten vieler
Staatsoberhaupter
:
- der Konig von
Frankreich
besaß es nach der Verfassung von 1791
- auch der
Prasident der USA
kann gegen ihm missliebige Beschlusse des
Kongresses
ein
Veto
einlegen, welches jedoch durch eine Zweidrittelmehrheit beider Kongresshauser aufgehoben werden kann, worauf das Gesetz unmittelbar in Kraft tritt. Das gleiche Recht haben der polnische und der tschechische Staatsprasident.
- die
Gouverneure
der
US-Bundesstaaten
haben ebenfalls ein Vetorecht. Fast alle Gouverneure haben daruber hinaus noch die Option von einem
Line-Item-Veto
Gebrauch zu machen, was dem Prasidenten auf Bundesebene nicht moglich ist. Dieses erlaubt es, nur gegen einzelne Passagen in Gesetzesvorlagen Widerspruch einzulegen. Die
Parlamente der Bundesstaaten
konnen Vetos des Gouverneurs zuruckweisen, meist mit einer Zweidrittelmehrheit.
- der
Furst von Liechtenstein
besitzt absolutes Vetorecht gegen Parlamentsbeschlusse und Volksbeschlusse.
Im
Weltsicherheitsrat
der
UNO
haben die
funf standigen Mitglieder
(die
Volksrepublik China
, das
Vereinigte Konigreich Großbritannien und Nordirland
, die
Franzosische Republik
, die
Russische Foderation
und die
Vereinigten Staaten von Amerika
) ein absolutes Vetorecht.
In Deutschland kann der
Bundesrat
gegen jedes vom
Deutschen Bundestag
verabschiedete Gesetz ein Veto einlegen. Bei manchen Gesetzen kann dieses Veto vom Bundestag uberstimmt werden, dies wird als
suspensives Veto
(
Einspruchsgesetz
) bezeichnet, ein
zustimmungsbedurftiges Gesetz
hingegen hat ein absolutes Vetorecht. Der Bundesprasident der Bundesrepublik nimmt eine Sonderstellung ein: Er ist durch die Verfassung nicht explizit mit einem Vetorecht ausgestattet, kann aber seine Unterschrift unter einem von ihm beanstandeten Gesetz verweigern. Da ein Gesetz nur nach Unterzeichnung durch den Bundesprasidenten oder dessen Stellvertreter rechtsgultig werden kann, besitzt der Bundesprasident hierdurch eine dem Veto zumindest ahnliche Kompetenz. Zu den Details und Konsequenzen siehe
Bundesprasident (Deutschland)
.
Ebenfalls eine Form von Vetorecht ist das im schweizerischen Verfassungsrecht verankerte Recht des Volkes, gegen Behordenbeschlusse nachtraglich eine
Volksabstimmung
zu erzwingen, die den beanstandeten Beschluss wieder aufheben kann (
siehe
Referendum
). Diese Institution wurde deshalb zur Zeit ihrer Einfuhrung im 19. Jahrhundert auch ?
Volksveto
“ genannt.
Der osterreichische
Bundesrat
hat in den meisten Materien nur ein
suspensives Veto
, das vom
Nationalrat
per
Beharrungsbeschluss
ubergangen werden kann. Lediglich in einigen Materien, z. B., wenn die Rechte des Bundesrates verandert werden sollen, steht ihm ein
absolutes Veto
(auch:
Zustimmungsrecht
) zu. Umstritten ist ein Vetorecht des Bundesprasidenten, siehe
Bundesprasident (Osterreich)
.
De facto eine Veto-Position hat jeder Beteiligte eines einstimmigen Gremiums inne. Beispielsweise konnen militarische Einsatze der
NATO
oder im Rahmen der
Europaischen Union
im
Europaischen Rat
durch eine einzelne Gegenstimme verhindert werden.
Im
Sejm
, dem polnischen Parlament, gab es im 17. und 18. Jahrhundert das
Liberum Veto
, bei dem jeder einzelne Adelige ein Vetorecht besaß, was den Sejm effektiv zum Erliegen brachte, da jede unliebsame Entscheidung durch einen einzelnen
Abgeordneten
gekippt werden konnte.