Rosinen
(von
altfranzosisch
roisin
bzw. ost-altfranzosisch
rosin
, aus
lateinisch
racemus
?Weinbeere‘) sind getrocknete Weinbeeren. Der Begriff ?Rosinen“ ist sowohl der Oberbegriff fur alle getrockneten
Weinbeeren
als auch die konkrete Bezeichnung fur die getrockneten Fruchte einer bestimmten Traubensorte.
[1]
Sie werden reif geerntet und danach in der Sonne oder im Schatten getrocknet, bis die Feuchtigkeit der Beeren nur noch etwa 15 bis 18 % betragt. Dies bedingt eine Konzentration des
Fruchtzuckergehalts
auf etwa 33 %. Sie haben eine
honiggelbe
bis dunkelbraune Farbe. Vier bis funf
Kilogramm
Weintrauben ergeben ein Kilogramm Rosinen.
Im
OIV
-Bericht finden sich Statistiken uber den Weinanbau mit Angaben zur Rosinenproduktion.
[2]
Je nach
Rebsorte
und Herkunft tragen folgende Arten von Rosinen einen eigenen Namen:
[1]
- Smyrna-Rosinen
- weiche Kerne, dunkelfarbig
- Sultaninen
- (kernlos, hell) werden aus der
Sultana-Traube
(
Thompson Seedless
) gewonnen, die weiß, dunnhautig, besonders suß und kernlos ist. Sultaninen haben eine helle goldgelbe Farbe. Produktionslander sind die
Turkei
(→
Weinbau in der Turkei
),
USA
, insbesondere
Kalifornien
(→
Weinbau in den Vereinigten Staaten
),
Australien
(→
Weinbau in Australien
) und
Sudafrika
(→
Weinbau in Sudafrika
).
- Korinthen
- (kleinbeerig, mit und ohne Kern) werden aus der Rebsorte
Korinthiaki
(?Schwarze Korinthe“; lat.
Vitis vinifera apyrena
) gewonnen. Sie sind meist kernlos, schwarzbraun bis schwarzblau und im Geschmack kraftiger. Die Korinthe wurde nach der griechischen Stadt
Korinth
benannt und ist eine seit dem 15. Jahrhundert im Deutschen nachweisbare Neubildung, analog zu Franzosisch
raisin de Corinthe
(?Rosine aus Korinth“).
[3]
Produktionslander sind neben Griechenland auch Australien, Sudafrika und die USA (
Kalifornien
).
- Zibeben
- (
arabisch
zab?ba
,
sizilianisch
zibibba
) sind Trockenbeeren am
Rebstock
mit Kernen. In trockenen
Erntejahren
werden sie zu einer
Trockenbeerenauslese
(einem
Wein
mit hohem Restzuckergehalt) verarbeitet. Ein typischer Vertreter dieses Herstellungsverfahrens ist der
ungarische
Wein ?
Tokaji Aszu
“ (Tokajer Ausbruchwein), bei dem dem frischen Most vor der Vergarung immer eine bestimmte Menge Zibeben zugesetzt wird.
In
Suddeutschland
und Teilen von
Osterreich
ist ?Zibebe“ ein allgemeiner Ausdruck fur getrocknete Weinbeeren, die fur die Zubereitung von Speisen verwendet werden. Nach dem
Deutschen Worterbuch
beginnt dieser Ausdruck der Bezeichnung ?Rosine“ zu weichen.
[4]
Nach dem
Duden
gehort das Wort zu den suddeutschen und osterreichischen Besonderheiten.
[5]
2009 enthalt das
Worterbuch des osterreichischen Deutsch
die Erklarung ?große rotliche Rosine“ und vermerkt, dass das Wort ?auch suddeutsch“ sei.
[6]
Rosinen durfen zur Verbesserung der Haltbarkeit
geschwefelt
werden. Ab einem Zusatz von 10 mg Sulfit pro kg muss das auf der Packung angegeben werden. Ab 500 mg Sulfit pro kg muss die Angabe lauten: ?stark geschwefelt“. Der Hochstgehalt ist 1000 mg/kg. Rosinen durfen mit Speiseol oder
Glyceriden von Speisefettsauren
(E 472a) behandelt werden, um ein Zusammenkleben zu verhindern. Bleichen oder die Behandlung mit
Paraffin
ist unzulassig.
[1]
Aufgrund des hohen Zuckergehalts sind Rosinen beliebt bei der Zubereitung von Sußspeisen, konnen aber auch unverarbeitet gegessen werden. Sie werden in vielen Sußspeisen verbacken, unter anderem in
Rosinenbrotchen
,
Rosinenbrot
und
Christstollen
. Fur einige Rezepte werden Rosinen in
Fruchtsaft
,
alkoholischen Getranken
oder Wasser eingeweicht, um sie praller, weicher und fruchtiger zu machen. Sie finden aber auch in vielen Hauptgerichten aus dem arabischen Raum sowie im
Rheinischen Sauerbraten
Verwendung. Außerdem sind sie in vielen
Musli
-Mischungen enthalten. Das sogenannte
Studentenfutter
erhalt durch den großen Anteil an Sultaninen seinen sußen Geschmack.
Angaben je 100
g
essbarem Anteil:
[7]
1 mg = 1000 μg
¹ semi-essentiell
Der
physiologische Brennwert
betragt 1242
kJ
je 100
g
essbarem Anteil.
- Rosinen sind fur Menschen und viele Tierarten ungiftig. Eine Ausnahme bilden
Katzen
und
Hunde
.
[8]
Bei einigen Hunden kommt es schon bei Aufnahme von 2,8 g Rosinen pro kg Korpermasse zu einer
Weintraubenvergiftung
. Katzen konnen schon bei kleinen Mengen in einen lebensbedrohlichen Zustand verfallen.
- Die deutsche
Redewendung
?sich die Rosinen (aus dem Kuchen) picken“ bedeutet ?sich die besten Teile nehmen und die weniger guten Teile den anderen uberlassen“. Das Gleiche bedeutet in Osterreich das Wort ?Zibebenpicker“.
- Ein
redensartlicher
Korinthenkacker
ist jemand, der Unwichtiges zu wichtig nimmt und seinen Mitmenschen gegenuber rechthaberisch auftritt, also ein
Pedant
. (Ahnliche Begriffe sind
Kummelspalter
,
Erbsenzahler
,
Haarspalter
,
Krumelkacker
,
[9]
Kriacherlscheiber
(osterreichisch, steirisch),
I-Tupfelischisser
(alemannisch),
Tupflscheißer
(mittelbairisch),
I-Tupfelreiter
(osterreichisch),
Pennschieter
oder
Pinnenschieter
(norddeutsch).
[10]
)
- Eine alte, etwa in der Pharmazie gebrauchte, lateinische Bezeichnung der getrockneten Weinbeere war
Passula
.
[11]
- ↑
a
b
c
Waldemar Ternes
, Alfred Taufel, Lieselotte Tunger, Martin Zobel (Hrsg.):
Lebensmittel-Lexikon
. 4., umfassend uberarbeitete Auflage. Behr, Hamburg 2005,
ISBN 3-89947-165-2
.
- ↑
Situation und Statistik des Weinbaues weltweit.
(
Memento
vom 23. Juni 2009 im
Internet Archive
).
- ↑
Kluges Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache
, 24. Auflage.
- ↑
Jacob und Wilhelm Grimm:
Deutsches Worterbuch.
Band 31:
Z?Zmasche
. Leipzig 1956. Stichwort ?Zibebe“. Spalte 875. Zeile 35. Nachdruck Deutscher Taschenbuch Verlag, Munchen 1991,
ISBN 3-423-05945-1
. Gliederung zitiert nach:
Der digitale Grimm ? Elektronische Ausgabe der Erstbearbeitung
. Version 12/04. Zweitausendeins, Frankfurt am Main,
ISBN 3-86150-628-9
.
- ↑
Duden Band 1 ?
Rechtschreibung
, 24. Auflage. 2006, S. 1140.
- ↑
Zibebe
In: Jakob Ebner:
Wie sagt man in Osterreich. Worterbuch des osterreichischen Deutsch.
4. Auflage. Dudenverlag Mannheim/ Wien/ Zurich 2009,
ISBN 978-3-411-04984-4
, S. 427.
- ↑
Deutsche Forschungsanstalt fur Lebensmittelchemie
(DFA), Garching (Hrsg.):
Lebensmitteltabelle fur die Praxis
. Der kleine Souci · Fachmann · Kraut. 4. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2009,
ISBN 978-3-8047-2541-6
,
S.
239
.
- ↑
Botha CJ, Penrith ML:
Potential plant poisonings in dogs and cats in southern Africa.
, J S Afr Vet Assoc. 2009 Jun;80(2):63-74. Review,
PMID 19831265
- ↑
Krumelkacker
(
Memento
des
Originals
vom 18. Juni 2013 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/dict.tu-chemnitz.de
in
Beolingus
,
TU Chemnitz
- ↑
Penn-
und
Pinnenschieter
.
In:
Plattdeutsches Worterbuch.
NDR.de,
abgerufen am 22. Januar 2023
.
- ↑
Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.):
Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570.
Hrsg. vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hosel, Berlin 1938, S. 150 (?Passulae: Getrocknete Weinbeeren, Rosinen“).