Nationalsozialismus

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Adolf Hitler 1927 als Redner beim dritten Reichsparteitag der NSDAP (dem ersten in Nurnberg ). Im Hintergrund sind Heinrich Himmler , Rudolf Heß , Franz Pfeffer von Salomon und Gregor Strasser zu sehen.

Der Nationalsozialismus ist eine radikal antisemitische , rassistische , ultranationalistische , volkische , sozialdarwinistische , antikommunistische , antidemokratische und antipluralistische Ideologie . Seine Wurzeln hat er in der volkischen Bewegung , die sich etwa zu Beginn der 1880er Jahre im deutschen Kaiserreich und in Osterreich-Ungarn entwickelte. Ab 1919, nach dem Ersten Weltkrieg , wurde er zu einer eigenstandigen politischen Bewegung im deutschsprachigen Raum.

Die 1920 gegrundete Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gelangte unter Adolf Hitler am 30. Januar 1933 in Deutschland zur Macht, wandelte die Weimarer Republik durch Terror , Rechtsbruche und die so genannte Gleichschaltung in die Diktatur des NS-Staats um. Dieser loste 1939 mit dem Uberfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg aus, in dessen Verlauf die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure zahlreiche Kriegsverbrechen und Massenmorde verubten, darunter den Holocaust an etwa sechs Millionen europaischen Juden und den Porajmos an den europaischen Roma . Die Zeit des Nationalsozialismus endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945.

Im Zeichen der Bewaltigung der NS-Vergangenheit sind seit 1945 NS-Propaganda , das Verwenden damaliger Symbole und politische Betatigung im nationalsozialistischen Sinn in Deutschland und Osterreich verboten. In weiteren Staaten bestehen ahnliche Verbote. Neonazis und andere Rechtsextremisten vertreten weiterhin nationalsozialistische oder damit verwandte Ideen und Ziele. In der NS-Forschung ist umstritten, ob der Nationalsozialismus mit verallgemeinernden Begriffen wie Faschismus oder Totalitarismus beschrieben werden kann oder ob es sich um ein singulares Phanomen handelt.

Bezeichnungen

? Nationaler Sozialismus “ bezeichnete im deutschsprachigen Raum seit etwa 1860 Verbindungen von nationalistischen und sozialistischen Ideen. Vom ?Nationalsozialismus“ sprach zuerst die 1903 in Osterreich gegrundete Deutsche Arbeiterpartei , die sich 1918 in Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (DNSAP) umbenannte. Entsprechend benannte sich auch die 1919 in Deutschland gegrundete Deutsche Arbeiterpartei (DAP) 1920 in NSDAP um. [1]

Mit der Bezeichnung ?Nationalsozialismus“ grenzten diese neuen Parteien ihre Ideologie gegen den Internationalismus der sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien und vom konservativen Nationalismus alterer Parteien ab, indem sie sich deren Wahlerschichten (Arbeitern und Mittelstand) als bessere Alternative anboten. Außerdem stellten sie einzelne antikapitalistische Forderungen in den Rahmen eines volkisch-rassistischen Nationalismus und prasentierten sich seit 1920 als ?Bewegung“, nicht als Partei, um so Protestwahler und Politikverdrossene zu erreichen.

Heute bezeichnet der Begriff meist die besondere Ideologie Adolf Hitlers und seiner Anhanger. Als ?Nationalismus“ definierte Hitler die Hingabe des Individuums an seine Volksgemeinschaft ; deren Verantwortung fur das Individuum nannte er ?Sozialismus“. Die Vergesellschaftung der Produktionsmittel , ein Hauptziel der Sozialisten, lehnte er entschieden ab. [2] Laut dem Historiker Hans-Ulrich Wehler lebte der Sozialismus in der NSDAP nur ?in verballhornter Form“ als Volksgemeinschaftsideologie fort. [3]

Zudem unterschied die NSDAP ihren Nationalsozialismus vom italienischen Faschismus . Faschismus dient seit 1925 (ausgehend von der Sowjetunion ) jedoch vielfach als Oberbegriff fur ?Nationalsozialismus“ (? Hitlerfaschismus “), italienischen Faschismus und verwandte antikommunistische Ideologien, Regimes und Systeme. In marxistischen Faschismustheorien wird der Nationalsozialismus als Form des Faschismus eingestuft. Nichtmarxistische Forscher, die den Nationalsozialismus als eine Spielart des Faschismus erklaren, sind etwa Ernst Nolte , der ihn in seinem Werk Der Faschismus in seiner Epoche (1963) in Abgrenzung vom italienischen ?Normalfaschismus“ als ?Radikalfaschismus“ kennzeichnete, [4] oder Wolfgang Benz , der ihn 2010 als die ?radikalste Erscheinungsform faschistischer Ideologien“ bezeichnet. [5] Jorg Echternkamp argumentiert, dass erst das von der transnationalen Faschismusforschung entwickelte Koordinatensystem eine Einordnung des Nationalsozialismus und einen Vergleich mit anderen Bewegungen erlaube. Die von vielen Wissenschaftlern bejahte Wesensverwandtschaft zwischen ihnen zeige sich aber weniger in den jeweiligen Programmen als in ihrem Aktionismus und ihrer immensen Gewaltbereitschaft . [6]

Nach 1945 wurde der Nationalsozialismus besonders in den USA und der fruheren Bundesrepublik Deutschland als Totalitarismus bezeichnet und unter diesem Oberbegriff mit der Ideologie und dem Herrschaftssystem des Stalinismus parallelisiert. Faschismus- und Totalitarismustheorien werden in der Forschung kontrovers diskutiert. Die Historiker Michael Burleigh und Wolfgang Wippermann argumentieren, dass die Subsumierung des Nationalsozialismus unter eine dieser Theorien seinen Wesenskern, das rasseideologische Programm, verkenne. [7] Laut der franzosischen Psychoanalytikerin Janine Chasseguet-Smirgel und dem deutschen Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn rationalisiert die Anwendung des Faschismusbegriffs auf den Nationalsozialismus den Holocaust und verharmlost ihn dadurch. Dies diene unbewusst der Verdrangung und Abwehr der Schuld der Eltern- bzw. Großelterngeneration. [8] Aus diesen und anderen Grunden pladieren diese Forscher, aber auch Karl Dietrich Bracher und Bernd Martin dafur, den Nationalsozialismus als eigenstandiges und singulares Phanomen anzusehen. [9]

Die Ausdrucke ? Nazis “ fur die Nationalsozialisten [10] und ? Nazismus “ fur ihre Ideologie wurden seit den 1920er Jahren bei ihren Gegnern in der Arbeiterbewegung , spater auch bei den befreiten Haftlingen des KZ Buchenwald und in der DDR ublich. Bis heute werden sie außerhalb des deutschsprachigen Raums standardmaßig verwendet. [11] Heutige Anhanger des Nationalsozialismus werden oft ? Neonazis “ genannt.

Entstehung

Hakenkreuz -Skizze Hitlers von 1920 mit dem Vermerk: ?Die heiligen Zeichen der Germanen . Eines dieser Zeichen sollte von uns wieder erhoben werden.“

Deutsche Antisemiten hatten sich seit 1879 in mehreren politischen Parteien, vielen Gruppen und Vereinen organisiert. Die Antisemitenparteien wollten die judische Emanzipation beenden und revidieren, verfehlten ihre Ziele jedoch. Nach Stimmverlusten bei der Reichstagswahl 1912 bildeten sich neue, uberparteiliche antisemitische Vereine und Verbande wie der Reichshammerbund von Theodor Fritsch , der ? Verband gegen die Uberhebung des Judentums “ und der geheime Germanenorden , aus dem 1918 die Munchner Thule-Gesellschaft hervorging. Aus ihrer Zeitschrift, dem Munchener Beobachter mit dem Hakenkreuz als Titelsymbol, wurde das Parteiorgan der NSDAP, der Volkische Beobachter .

Ein weiterer Vorlaufer des Nationalsozialismus war der kleine, extrem nationalistische und imperialistische uberparteiliche Alldeutsche Verband (gegrundet 1891). Er strebte eine kriegerische Erweiterung des deutschen ? Lebensraums- “ und Unterwerfungspolitik an. Im Ersten Weltkrieg erreichte er mit seiner starken antisemitischen Propaganda die staatliche Judenzahlung von 1916. Nach 1918 forderte er eine ?nationale Diktatur“ gegen ?Fremdvolkische“.

1914 grundete sich der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband , und zwei altere Antisemitenparteien vereinten sich als Deutschvolkische Partei (DVP). Diese vereinte sich im Kriegsverlauf mit dem Alldeutschen Verband. Auf dessen Initiative hin vereinten sich gegen Kriegsende aufgeloste mit neugegrundeten volkischen Gruppen wie dem Deutsch-Osterreichischen Schutzverein Antisemitenbund , der Deutschvolkischen Beamtenvereinigung und dem Bund volkischer Frauen zum Deutschvolkischen Schutz- und Trutzbund . Dieser hatte 1920 rund 200.000 Mitglieder in 600 Ortsgruppen, wurde aber nach dem Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 verboten. Nach der Wiederzulassung der NSDAP verlor er ihr gegenuber an Einfluss und wurde 1933 ganz aufgelost.

Zudem verbreiteten sich seit der Oktoberrevolution von 1917 und dem folgenden Russischen Burgerkrieg unter anderem durch russische Fluchtlinge viele antikommunistische Gruppen. [12] Unter dem Propagandaschlagwort ? judischer Bolschewismus “ setzten nationalkonservative Eliten und aus Frontsoldaten gebildete Freikorps Juden und Kommunisten gleich. Sie vertraten oft auch die Verschworungstheorie eines angeblichen weltbeherrschenden Weltjudentums . [13] Darunter war die 1920 in Munchen gegrundete ? Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung “. Diese unterstutzte die NSDAP finanziell und ideologisch. [14]

Im Nationalsozialismus verschmolzen diese Stromungen und Gruppen ihre rassistischen, nationalistisch-?alldeutschen“ und imperialistischen Vorstellungen und Ziele miteinander. [15] Das starkste tragende Bindeglied ihrer vielfaltigen Ideen war der Antisemitismus. Dieser zeigte sich seit der Novemberrevolution von 1918 zugleich als radikale Ablehnung der Weimarer Republik , die diese Gruppen als von Novemberverbrechern geschaffene ?Judenrepublik“ denunzierten. Die Volkischen definierten ihre Weltanschauung als strikten Gegensatz zum Marxismus der Linksparteien, zum politischen Katholizismus der Zentrumspartei und zu ihrer Fiktion eines ?Weltjudentums“. Teile der volkischen Bewegung vertraten auch schon Ideen von ?Menschenzucht“ ( Eugenik ). [16]

Programmatik

25-Punkte-Programm

Der Nationalsozialismus bildete als Sammelbewegung volkischer, rassistischer und revisionistischer Gruppen zunachst keine konsistente Ideologie. Hans Frank erklarte daher spater in den Nurnberger Prozessen , es habe ?so viele Nationalsozialismen wie Nationalsozialisten“ gegeben. Zusammengehalten wurde die Partei durch die Person Hitler, der als charismatischer ? Fuhrer “ das Interpretationsmonopol daruber innehatte, was Nationalsozialismus bedeute: ?Unser Programm heißt Hitler“, lautete eine nationalsozialistische Losung. [17]

Schriftlich niedergelegt war das Programm im bei der Grundung der NSDAP 1920 beschlossenen 25-Punkte-Programm. [18]

An erster Stelle standen außenpolitische Ziele. Aus dem ?Zusammenschluss aller Deutschen … zu einem Groß-Deutschland“ mit Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Volker leitete Punkt 2 die Aufhebung des Versailler Friedensvertrages , Punkt 3 ?Land und Boden ( Kolonien ) zur Ernahrung unseres Volkes und Ansiedlung unseres Bevolkerungsuberschusses“ ab. Dem folgten innenpolitische Forderungen nach Ausgrenzung bestimmter Bevolkerungsteile durch eine rassistische Fremdengesetzgebung:

? Staatsburger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rucksichtnahme auf Konfession . Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.“

Daraus folgerte Punkt 6 den Ausschluss von Juden aus allen Staats- und Parteiamtern, Punkt 8 ein Einwanderungsverbot und sofortige Zwangsausweisung aller als ?Nichtdeutsche“ definierten Personen, die seit 2. August 1914 eingewandert waren.

Die Leitidee der rassischen Volksgemeinschaft wurde also nach außen expansiv, nach innen als Entrechtung eines Teils der Deutschen ausformuliert. Dem folgten in Punkt 9?17 einige plakative und ressentimentgetrankte wirtschafts- und sozialpolitische Forderungen, die den Anspruch der Partei, die Interessen deutscher Arbeiter zu vertreten, zeigen sollten:

Punkt 18 forderte die Todesstrafe fur ?gemeine Volksverbrecher, Wucherer, Schieber usw. ohne Rucksichtnahme auf Konfession und Rasse“: erneut ein deutlicher Hinweis auf die gemeinte Zielgruppe, die Juden. Punkt 19 forderte den Ersatz eines angeblich ?materialistischen“ romischen Rechtes durch ein ?deutsches Gemeinrecht“.

Der Idee einer Einheit von Volk und Staat folgten Forderungen nach staatlichem Ausbau der Volksbildung (20), ?Hebung der Volksgesundheit“ durch ?korperliche Ertuchtigung“ (21), Bildung eines ?Volkesheeres“ (22). Die angestrebte Abschaffung der Pressefreiheit und Einfuhrung von Pressezensur wurde als ?gesetzlicher Kampf gegen die bewußte politische Luge und ihre Verbreitung“ (23) bemantelt. Indem nur ?Volksgenossen“ Zeitungsredakteure und Verlagseigentumer sein sollten, zeigte sich auch hier ein antisemitischer Impuls: Der Topos von der ?judischen Weltpresse“ war unter Antisemiten seit Langem ublich. Zugleich sollten auch Kunst und Kultur von dem ?zersetzenden Einfluß auf unser Volksleben“ ?gereinigt“ werden: Darauf fußte die NS-Kulturpolitik, insbesondere das Vorgehen gegen sogenannte ? entartete Kunst “.

Im scheinbaren Widerspruch dazu bekraftigte Punkt 24 die Religionsfreiheit ?im Staat“, allerdings nur, ?so weit sie nicht dessen Bestand gefahrden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefuhl der germanischen Rasse verstoßen.“ Mit dem Bekenntnis zu einem ? positiven Christentum “ ohne Bindung an eine bestimmte Konfession , aber in einheitlicher Frontstellung gegen einen ?judisch-materialistischen Geist in und außer uns“ war eine Voraussetzung fur den spateren Kirchenkampf genannt.

Das Programm gipfelte in der Parole ?Gemeinnutz vor Eigennutz“ und der Forderung nach einer ? starken Zentralgewalt des Reiches “, deren in ?unbedingter Autoritat“ erlassene ?Rahmengesetze“ neu gebildete Stande- und Berufskammern in den Bundesstaaten durchfuhren sollten. Damit deutete sich die spatere Gleichschaltungspolitik gegenuber foderalen Institutionen schon an. Die Parteifuhrer wurden ?wenn notig unter Einsatz des eigenen Lebens“ fur die Programmverwirklichung eintreten.

Darre bei einer Kundgebung, Dezember 1937

Wahrend die außen- und innenpolitischen Hauptforderungen in Punkt 1?8 prazise und konkret formuliert waren und tatsachlich ab 1933 staatlich großenteils umgesetzt wurden, blieben viele der wirtschafts- und kulturpolitischen Forderungen in Punkt 9?20 vage (11), unklar (13), skurril oder praktisch unrealisierbar (etwa der ?Einzug aller Kriegsgewinne“ in Punkt 14). Diese Unklarheiten fuhrten zu einer teilweise heftigen internen Ideologiedebatte und verschiedenen Wirtschaftsprogrammen. Otto Wagener etwa forderte die Unterstutzung des Mittelstandes, Richard Walther Darre die der Bauern, Gottfried Feder verlangte die von ihm erfundene ?Brechung der Zinsknechtschaft“. Hitler trug diesem Streit als Parteifuhrer spater zum Teil Rechnung, indem er einige Programmforderungen revidierte, reduzierte oder ignorierte. 1928 reduzierte er die angekundigte Bodenreform auf Enteignung ?judischer“ Bodenspekulationsgesellschaften. Wie die ?Zinsknechtschaft gebrochen“ werden sollte, ließ er jedoch offen. Nach heftigen Auseinandersetzungen um den ? Sozialismus “ im Nationalsozialismus wurde das 25-Punkte-Programm auf der Bamberger Fuhrertagung 1926 fur ?unabanderlich“ erklart, eine Konkretisierung oder Festlegung auf eine bestimmte Deutung fand nicht statt. [19]

In einem Interview mit einem katalanischen Journalisten erklarte Hitler im November 1923, warum die NSDAP sich fur die Entfernung der Juden aus Deutschland einsetzte: Sie ausnahmslos umzubringen, ?ware naturlich die beste Losung“. Da dies aber wegen der zu erwartenden Reaktion des Auslands nicht moglich sei, bleibe als Losung nur die Massenvertreibung. [20]

Mein Kampf

In Mein Kampf bekraftigte Hitler vor allem die außen- und bevolkerungspolitischen Ziele des NSDAP-Programms, allen voran den Anschluss Osterreichs an das nunmehrige ? Großdeutsche Reich “. Im Unterschied zum Kaiserreich, das mit dem britischen Weltreich als Kolonialmacht in Afrika und Fernasien zu konkurrieren versuchte, wollte Hitler Lebensraum nicht in Westeuropa und in Ubersee, sondern in Osteuropa gewinnen. Damit schloss er sich wahrscheinlich geopolitischen Theorien von Rudolf Kjellen , Halford Mackinder und Karl Haushofer an, die die Eroberung und Beherrschung der Landmasse von ?Eurasien“ als Schlussel zur Weltherrschaft sahen. Auch der mittelalterliche Mythos mancher Ordensritter von einem deutschen ?Drang nach Osten“ stand hinter dieser Idee.

Dabei dachte Hitler an ?Russland und die ihm untertanen Randstaaten“. Um sie zu erobern, wollte er zuerst den Versailler Vertrag revidieren, dann Frankreich mit Hilfe eines Bundnisses mit Großbritannien und Italien isolieren, spater ganz vernichten. Damit revidierte er Punkt 3 des NSDAP-Programms: Das Erobern von Kolonien wurde England zu Protesten herausfordern. Dessen Kolonialmacht musse Deutschland garantieren, dann wurden die Briten es auf dem Kontinent gewahren lassen. Polen erwahnte Hitler hier nicht, auch die USA und Japan kamen nur am Rande vor. Diese Prioritaten waren gegenuber den Vorlieben kaiserlicher Imperialisten neu. [21]

Ein ?Informationsplakat“ aus der Ausstellung Wunder des Lebens , Marz 1935 in Berlin

Zur Wirtschaftspolitik außerte sich Hitler in Mein Kampf nur auf funf Seiten. Den Punkt der Volksgesundheit dagegen fuhrte er breit aus und brachte dabei den auch die wirtschafts- und kulturpolitischen Vorstellungen tragenden Rassismus der NS-Ideologie deutlich zur Geltung. Seine beiden untrennbar miteinander verknupften Grundgedanken waren

  • die These von hoheren und niederen Rassen, die miteinander im Kampf liegen;
  • die These, dass eine ?Rassenvermischung“ schadlich fur die hohere Rasse sei, diese unweigerlich schwache und langfristig auflose.

Diese Ideologiegrundsatze hatten Sozialdarwinisten , Eugeniker und Rassentheoretiker des 19. und fruhen 20. Jahrhunderts wie Francis Galton , Ernst Haeckel , Alfred Ploetz und Wilhelm Schallmayer begrundet. Neu war nur, dass ? Rassenhygiene “ erstmals zum umfassenden politischen Programm gemacht wurde. Hitler sah die ?Arterhaltung“ als Hauptaufgabe des Staates und folgerte, dass dieser die ?unvermischten Bestande an nordisch-germanischen Menschen“ im deutschen Volk konsequent schutzen und so ?langsam aber sicher zur beherrschenden Stellung emporfuhren“ musse. Der starke Fuhrerstaat musse ?den Sieg des Besseren, Starkeren“ und die Unterordnung des ?Schlechteren und Schwacheren“ fordern. Dies bedeutete konkret etwa Zwangssterilisation von als ?behindert“ und ?erbkrank“ Klassifizierten und zugleich Kindergeld, billige Wohnungen und materielle Vergunstigungen fur ?deutsche Familien“. Die ?Trager hochster Rassenreinheit“ sollten ein ?Siedlungsattest“ erhalten und in noch zu erobernden ?Randkolonien“ angesiedelt werden. Hitler betonte am Schluss nochmals seine Zielvorstellung:

?Ein Staat, der sich im Zeitalter der Rassenvergiftung der Pflege seiner besten rassischen Elemente widmet, muß eines Tages zum Herrn der Erde werden.“

Das Gegenbild zu dieser Vision bildete das ?Weltjudentum“, das in Hitlers Verschworungstheorie als Urheber aller negativen Zeiterscheinungen, etwa des Ersten Weltkriegs, der Niederlage darin, der Novemberrevolution und der Inflation dargestellt wurde. Dabei identifizierte er das Judentum sowohl mit dem ? Finanzkapital “ in den USA als auch mit dessen weltpolitischem Gegner, dem ? Bolschewismus “. Dieser globalen Ubermacht scheinbar widersprechend betonte Hitler jedoch zugleich die absolute Minderwertigkeit und unterlegene Abhangigkeit der Juden von ihren arischen ? Wirtsvolkern “ und beschrieb sie als Schmarotzer, Parasiten , Bazillen, Blutegel, Spaltpilze, Ratten usw. In allen seinen Erscheinungsformen strebe das Judentum die ?Zersetzung“, ?Bastardisierung“ und ?Blutvergiftung“ des deutschen Volkes an: etwa durch Prostitution , Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, Verfuhrung ahnungsloser arischer Madchen. Dieses pornografische Bild zu propagieren wurde Hauptaufgabe des eigens dazu gegrundeten Hetzblattes Der Sturmer des Gauleiters von Franken, Julius Streicher .

Massenvernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Im zweiten Band von Mein Kampf sprach Hitler zuletzt auch die Idee einer stellvertretenden, praventiven Judenvernichtung offen aus: [22]

?Hatte man zu Kriegsbeginn und wahrend des Krieges zwolf- oder funfzehntausend dieser hebraischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie hunderttausende unserer allerbesten deutschen Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde erdulden mussten, dann ware das Millionenopfer an der Front nicht vergeblich gewesen. Im Gegenteil: Zwolftausend Schurken zur rechten Zeit beseitigt, hatte vielleicht einer Million ordentlicher, fur die Zukunft wertvoller Deutscher das Leben gerettet.“

Diese Aufgabe kunftig zu vollstrecken, dazu sah Hitler sich von der ? Vorsehung “ ? so sein Ausdruck fur Gott ? bestimmt:

?Indem ich mich des Juden erwehre, erfulle ich das Werk des Herrn.“

Deshalb spricht der Historiker Saul Friedlander im Blick auf die nationalsozialistische Bewegung und ihre unmittelbaren Vorlaufer von einem besonderen, uber traditionelle christliche, aber auch volkische und sozialdarwinistische Judenfeindschaft hinausgehenden ?Erlosungsantisemitismus“. [23]

Fuhrerkult und Fuhrerstaat

Propagandafoto zum Einmarsch der Wehrmacht in Cheb (Eger), Sudetenland, Oktober 1938

In allen Staaten Europas gab es seit Beginn des 20. Jahrhunderts starke Tendenzen zu autoritaren, antidemokratischen Politikkonzepten, deren Akzeptanz sich nach 1918 auch aus Enttauschung uber die pluralistische Demokratie und Massenelend speiste. Als ?Fuhrerkult“ ließ sich schon die Verehrung des Herrschers in einer Monarchie , begrundet etwa mit der Idee des Gottesgnadentums , auffassen. Der Erste Weltkrieg enttauschte das Bild vom Heldenkaiser , verstarkte bei Nationalisten aber noch die Sehnsucht nach dem heldischen Fuhrer . Zu einem parteipolitischen Konzept machte dies der aufstrebende Faschismus: zuerst mit dem Duce Benito Mussolini in Italien, dann dem Caudillo General Franco in Spanien , aber auch im Kult um ?Vaterchen“ Stalin in der Sowjetunion.

Anders als in Italien begann der Personenkult um den ?Fuhrer“ schon zehn Jahre vor der ? Machtergreifung “ nach dem Hitlerputsch von 1923, aus dessen Scheitern Hitler folgerte, dass die NSDAP eine straff gefuhrte Fuhrerpartei sein musse und er selbst zu Deutschlands ?Rettung“ bestimmt sei. Dem kam die Erwartung der Parteibasis an ihn entgegen. Der deutsche Fuhrerkult ging also mit der Entwicklung der NSDAP zur Massenpartei einher und diente ihrer Integration, Schlagkraft und Ausdehnung. Er wurde 1933 auch nicht wie in Spanien oder Russland einer bestehenden zentralisierten Militardiktatur zu deren Absicherung aufgepfropft, sondern zum Organisationsprinzip eines durch ersatzlose Gleichschaltung aller bestehenden Verwaltungs- und Regierungsinstitutionen geschaffenen Fuhrerstaates. Nach dem Tode des Reichsprasidenten von Hindenburg wurde Hitler am 2. August 1934 als Fuhrer und Reichskanzler auch Oberster Befehlshaber der Wehrmacht ; seit 1938 trat auch das Regierungskabinett nicht mehr zusammen.

Anders als in der Sowjetunion, die nach Stalins Tod 1953 noch bis 1991 fortbestand, untergrub das Prinzip der ?charismatischen Fuhrerpersonlichkeit“ ( Max Weber ), die die rivalisierenden Krafte in Staat und Partei durch ihren ?Willen“ lenkte und orientierte, das selbstandige Funktionieren der Burokratie in Deutschland. Der lange Zeit mit Fuhrererlassen und -verordnungen direkt regierte Staat konnte Kriegsniederlage und Tod Hitlers demzufolge nur sehr kurz uberdauern. Nach Ian Kershaw stand und fiel der deutsche NS-Staat mit der Person des ?Fuhrers“. [24]

Auch das Vichy-Regime (1940?1944) im Suden Frankreichs war ein ?Fuhrerstaat“; sein Fuhrer war Philippe Petain .

Weitere Merkmale und Entwicklungen der NS-Ideologie

?Lichtdom“, Inszenierung am Reichsparteitag 1936

Weitere Hauptmerkmale des Nationalsozialismus waren:

  • die zentrale Rolle von NS-Propaganda und Massen- Inszenierungen als Mittel zur Herrschaft und ihrer Sicherung nach innen und außen.
  • Totalitarismus : Zerschlagung der Demokratie , Einparteienherrschaft, Aufhebung der Gewaltenteilung , Instrumentalisierung aller politischen Kontrollinstanzen und Medien, weitreichende Vollmachten fur Geheimdienste und Denunzianten , Polizeistaat
  • Militarismus und Imperialismus: Schon wahrend des Aufstiegs der NSDAP wurden Waffenlager eingerichtet, bewaffnete Schlagerbanden ausgebildet, die Straßengewalt ausubten, um politische Gegner einzuschuchtern. In den Jahren der Weimarer Republik konzentrierte sich die nationalsozialistische Propaganda zunachst auf den die revisionistische Forderung nach Wiederaneignung der infolge der deutschen Kriegsniederlage verlorenen Gebiete und damit nach Aufhebung oder Bruch des Versailler Vertrags . Dieser wurde als ?Schmach von Versailles“ oder ?Versailler Schanddiktat“ diffamiert. Von 1933 an wurde Aufrustung betrieben, zunachst geheim, dann offen, und die vertraglichen Bindungen an Volkerbund und Volkerrecht erst unterlaufen, dann gebrochen. Sobald die Wehrmacht stark genug sein wurde, plante Hitler gezielte Angriffskriege zur Wiederherstellung und Erweiterung eines auf militarische Machtentfaltung gebauten Großdeutschlands. Dabei sollte ein Land nach dem anderen isoliert und einzeln niedergekampft werden. Das Endziel war nach Meinung der meisten Historiker die Eroberung des kontinentalen Festlands, der Sowjetunion bis zur Linie Archangelsk?Uralgebirge?Kaukasus sowie die Besiedelung dieser Gebiete durch die Deutschen, andere Forscher glauben Belege dafur zu haben, dass Hitler die (utopische) Weltherrschaft anstrebte. Die Herrschaft uber die besetzten Gebiete sollte durch Vertreibung unerwunschter Bevolkerungsgruppen gestarkt werden.
  • Die Blut-und-Boden-Ideologie , die Verherrlichung des Bauernstandes (des ?Nahrstands“). Manche Nationalsozialisten lehnten die Verstadterung und die zunehmende Industrialisierung ab und sehnten sich nostalgisch nach einem Land, das wie eh und je von Bauern bestellt wurde. Auch Heinrich Himmler hatte solche Gedanken, als er vorschlug, die eroberten Gebiete der Sowjetunion mit Bauern zu besiedeln, die zugleich Soldaten (?Wehrbauern“) sein sollten. Russen, Ukrainer und Polen sollten die Landarbeiter, das Hauspersonal, die Bauarbeiter oder die Hilfsarbeiter stellen.
Hungerplan : Ausgehungerte sowjetische Kriegsgefangene im KZ Mauthausen
  • Die Propagierung der Herrenrasse bzw. des Herrenvolkes, das das Recht habe, andere ?minderwertige Volker“ zu unterdrucken, zu vertreiben oder zu vernichten.
  • Mannerherrschaft und Mannlichkeitskult, also Propagierung von Werten wie Tapferkeit und soldatischer Harte. ?Weibliche Werte“ werden bei Mannern als Feigheit , Krankheit und ?Zersetzung der Wehrkraft“ denunziert.
  • Verschworungstheorie : Die wahnhafte Idee , das internationale Judentum hatte sich verschworen, um die Weltherrschaft zu erringen, wird von verschiedenen Historikern [25] als Kern des Nationalsozialismus angesehen. Diese Verschworungstheorie tritt bereits in einem 1924 von Dietrich Eckart veroffentlichten Gesprach mit Hitler zu Tage, in dem eine ungebrochene Kontinuitat der angeblichen judischen Machenschaften vom zweiten vorchristlichen Jahrtausend an behauptet wird. [26] In der Bildsprache der nationalsozialistischen Propaganda, etwa in den Wahlplakaten vor 1933 oder in den Karikaturen des Sturmers , wurde ?der“ Jude regelmaßig in verschworungstheoretischen Metaphern wie dem Drahtzieher hinter den Kulissen des Weltgeschehens oder der weltumspannenden Krake oder Spinne dargestellt. Und wahrend des Kriegs gegen die Sowjetunion begrundete die Wehrmacht die Umsetzung der verbrecherischen Befehle wie des Kommissarbefehls oder des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses verschworungstheoretisch mit der These vom judischen Bolschewismus : Hinter dem Sowjetsystem stehe in Wahrheit das Judentum. So wies General von Manstein am 20. November 1941 seine Truppen an, ?Verstandnis“ aufzubringen fur die ?harte Suhne am Judentum“:

?Das Judentum bildet den Mittelsmann zwischen dem Feind im Rucken und den noch kampfenden Resten der Roten Armee und der Roten Fuhrung […]. Das judisch-bolschewistische System muß ein fur allemal ausgerottet werden. [27]

Kapitalismus und Antikapitalismus

Im Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung uber den Charakter der nationalsozialistischen Wirtschaftsideologie steht seit jeher die Frage, ob der Nationalsozialismus kapitalistisch oder sozialistisch gewesen sei. [28]

Der deutsche Soziologe Max Horkheimer vertrat 1939 noch vor Kriegsbeginn die Position: Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen. [29] Der marxistische Historiker Manfred Weißbecker bezeichnet in einem 2011 erschienenen Buch den Namen NSDAP als reine Demagogie , da die Partei in Wahrheit weder national noch sozialistisch gewesen sei, sondern faschistisch. [30]

Dagegen attestierte der osterreichisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Ludwig von Mises dem faschistischen Wirtschaftsprogramm 1927 antiliberal und interventionistisch zu sein, wenn auch nicht so weitgehend wie der Bolschewismus . [31]

Die wirtschaftspolitische Ausrichtung des Nationalsozialismus wird auf verschiedenen Ebenen untersucht:

  • als Frage nach den Finanzquellen der NSDAP und den Kreisen, die Hitler an die Macht brachten,
  • als Frage nach der Bedeutung antikapitalistischer Elemente fur die Ideologie der Nationalsozialisten,
  • als Frage nach der tatsachlichen Wirtschaftspolitik des NS-Regimes 1933?1945.

Finanzquellen der NSDAP

Marxisten sehen die Spendenpraxis deutscher Industrieller wie Fritz Thyssen und Emil Kirdorf und die Industrielleneingabe vom November 1932, die Reichsprasident Paul von Hindenburg aufforderte, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen, meist als Belege fur die Verantwortung der Großindustrie fur die Machtubergabe an Hitler. Der DDR-Historiker Eberhard Czichon etwa meinte deshalb, dass eine ?Nazi-Gruppe“ deutscher ?Industrieller, Bankiers und Großagrarier Hitlers Kanzlerschaft gewollt und organisiert“ habe. [32]

Sein westdeutscher Kollege Reinhard Neebe betonte dagegen, dass die meisten deutschen Unternehmer und ihr Dachverband, der Reichsverband der Deutschen Industrie , nicht Hitler, sondern die Vorgangerregierungen von Heinrich Bruning , Franz von Papen und Kurt von Schleicher unterstutzten. [33] Diese Sicht untermauerte der US-amerikanische Historiker Henry Ashby Turner mit Untersuchungen, wonach die NSDAP ihre Finanzmittel nicht vorwiegend aus Industriespenden, sondern aus Mitgliedsbeitragen und Eintrittsgeldern bezog. Die Großindustrie habe ihr immer deutlich weniger Geld zukommen lassen als ihren Konkurrenten DNVP , DVP und Zentrum . Sie habe sich damit auch nur fur den unerwunschten Fall einer NS-Machtergreifung absichern wollen. [34] Die Großunternehmer gelten daher heute kaum noch als Hauptverursacher des Aufstiegs der Nationalsozialisten und der Machtubernahme Hitlers 1932?1934.

Antikapitalismus in der NS-Ideologie

In Rhetorik und Ideologie gaben sich die Nationalsozialisten oft egalitar und antikapitalistisch, diese ideologischen Elemente waren aber stets antisemitisch gepragt. Inwieweit der schon lange vor 1933 ausgeschaltete Strasser-Flugels der NSDAP tatsachlich antikapitalistisch war, ist in der Forschung umstritten. Die radikale Ablehnung von Sozialdemokratie , Kommunismus und Marxismus war dagegen von Beginn an ein pragendes Kennzeichen der NSDAP. Ihr ideologischer Bezugspunkt war die ?Rasse“, nicht die Klasse. [35]

Das 25-Punkte-Programm der Partei von 1920, das Hitler bis 1926 fur ?unabanderlich“ erklarte, enthielt mehrere antikapitalistische Forderungen wie Brechung der Zinsknechtschaft , Verstaatlichung von Trusts und Gewinnbeteiligung an Großbetrieben. Anfangs verwendeten fuhrende Nationalsozialisten wie Joseph Goebbels , Gregor Strasser und sein Bruder Otto , der mit seiner Anhangerschaft die Partei bereits 1930 verließ, regelmaßig sozialistische Versatzstucke in ihren Reden. Hitler selbst hatte sich klar zum Privateigentum bekannt, in der nationalsozialistischen Praxis kam es jedoch zu zahlreichen Enteignungen von Privateigentum, so z. B. im Zuge der sogenannten ? Arisierung “. Betroffen von Enteignung waren vor allem Juden aber auch nichtjudische Emigranten und politische Gegner der Nationalsozialisten.

Albrecht Ritschl verweist auf die schrittweise Ausschaltung des ?sozialistischen“ Parteiflugels zwischen 1930 und 1934 und deutet die antikapitalistischen Tone als verkappten Antisemitismus. [36] Die enge Verbindung von Antikapitalismus und Antisemitismus in der nationalsozialistischen Propaganda zeigt sich etwa in dem Antrag, den der Vorsitzende der NSDAP-Fraktion im Reichstag am 18. Oktober 1930 stellte. Darin forderte er die Enteignung des gesamten Vermogens der ?Bank- und Borsenfursten, der seit 1. August 1914 zugezogenen Ostjuden und sonstigen Fremdstammigen […] zum Wohl der Allgemeinheit des deutschen Volkes.“ [37]

1931, auf dem Hohepunkt der Weltwirtschaftskrise , forderte die NSDAP staatliche Arbeitsbeschaffungsprogramme, um die Arbeiterschaft als NSDAP-Wahler anzuwerben. Im Mai 1933 zerschlug das NS-Regime die organisierte Arbeiterbewegung in Form der Linksparteien und der Gewerkschaften. Die NSDAP betrachtete marxistische und kommunistische Gruppen innenpolitisch als Hauptgegner, so wie außenpolitisch der Bolschewismus der Hauptfeind war.

Die Alternative, der ?nationale Sozialismus“, wurde als ? Volksgemeinschaft “ definiert. Diese wurde als ?Einheit von Volk und Staat“ unter der einheitlichen NS-Ideologie und einem ? starken Staat “, gelenkt von einem ?Fuhrer“, verstanden. Die Einordnung aller Staatsburger in die Arbeitspflicht und die rassisch definierten nationalen Interessen ließen offen, ob dazu die Produktionsverhaltnisse umgesturzt werden sollten: Dieses Stichwort fehlte im 25-Punkte-Programm. Als Gegenkonzept zur Leitidee der internationalen klassenlosen Gesellschaft im Marxismus, aber auch zur individuelle Freiheiten schutzenden pluralen und parlamentarischen Sozialdemokratie gedacht, unterschied es die NSDAP von den damaligen Programmen aller sozialistischen Parteien.

Fur Joachim Fest waren im Sozialismus-Begriff Hitlers weder ein humanitarer Antrieb noch das Bedurfnis nach einem Neuentwurf der Gesellschaft spurbar. Hitler habe sich aus machttaktischen Erwagungen, den Stimmungswert einer popularen Vokabel zunutze gemacht, und den Begriff zur reinen Spielmarke degradiert. [38]

Verhaltnis zu Privateigentum und Konkurrenzprinzip

Der in die USA emigrierte Politologe Franz L. Neumann konstatierte in seinem Buch zur Struktur und Praxis des Nationalsozialismus Behemoth von 1942/1944, dass der nationalsozialistische Herrschaftsapparat sich nicht von der Basis der privatkapitalistischen Produktionsweise gelost, sondern einen ?totalitaren Monopolkapitalismus “ hervorgebracht habe. [39]

Der marxistische Historiker Dietrich Eichholtz glaubte, es sei fur den NS-Staat unmoglich gewesen, in die Eigentumsstruktur einzugreifen. Als Beispiel fuhrt er die Verstaatlichungsplane der Elektrizitatswirtschaft von Albert Speer an: Speer erhielt am 6. Mai 1942, wie Henry Picker nach einem gemeinsamen Tischgesprach notierte, fur seinen Plan ?das Elektrizitatswesen in einem Reichsunternehmen (wie etwa der Reichsbahn) zusammenzufassen“ zunachst Hitlers Zustimmung. Am 26. Juli 1942 habe sich Hitler dann plotzlich gegen einen ?Staatssozialismus“ mit ?zentralistischer Tendenz“ in der Energiewirtschaft gewandt und seine Zustimmung verweigert. [40]

Hitlers Bekenntnis zum Privateigentum erfolgte 1919 privat [41] und 1926 im Hamburger Nationalklub offentlich. [42] Der Berliner Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl macht aber auf Außerungen Hitlers aufmerksam, die er im Marz 1942 im Kreise seiner Adjutanten machte, das heißt ohne Zwang, seine wahren Ansichten zu kaschieren. Hitler wandte sich hier grundsatzlich ?gegen anonymen Privatbesitz der Aktie . Ohne selbst etwas dazu zu tun, erhalte der Aktionar mehr Dividende , wenn die Arbeiter der Aktiengesellschaft fleißig statt faul seien oder wenn ein genialer Ingenieur an der Spitze des Betriebs stehe“. [41] Demnach ware die haufige Ablehnung eines ?raffenden“ im Gegensatz zum lobenswerten ?schaffenden“ Kapital von ihm ernst gemeint gewesen.

Am 26. Juni 1944 wiederum forderten Hitler und Albert Speer in Reden vor wichtigen Personen aus der Rustungswirtschaft, darunter u. a. Walter Rohland , auf dem Obersalzberg ?Selbstverantwortung“ und kundigten fur die Zeit nach dem Siege eine großte Epoche fur die ?private Initiative der deutschen Wirtschaft“ an. [43]

Der ehemalige NSDAP-Politiker und konservativ-burgerliche Faschismustheoretiker Hermann Rauschning attestierte Hitler in Wirtschaftsfragen eine rein ?realpolitische Haltung“, die ?sich […] von allen Doktrinen frei zu machen versuchte“. [44] Nach Rauschning ordnete Hitler die Wirtschaft ubergeordneten politischen Zielen konsequent unter, verfolgte auf diesem Gebiet also keine prinzipiellen Ordnungsvorstellungen, sondern nur flexibel anpassbare Ziele.

Henry A. Turner kommt zu dem Schluss, dass Hitler das ?liberale Konkurrenzprinzip“ und das Privateigentum bejaht habe, wenn auch nur, ?weil er sie in entstellter Weise in seine sozialdarwinistische Sicht des Wirtschaftslebens einbauen konnte“. [45]

Avraham Barkai widerspricht dieser These und sieht einen extremen Antiliberalismus Hitlers und eine grundsatzliche Ablehnung des Laissez-faire -Prinzips. [46] Ein von Turner unvollstandig wiedergegebenes Belegzitat in den Folgesatzen weise auf eine mit dem liberalen Konkurrenzprinzip unvereinbare Haltung hin. [47] Der von Turner unter anderem als Beleg angefuhrte Hermann Rauschning wurde 1984 in seiner Glaubwurdigkeit als Zeitzeuge so stark erschuttert, [48] dass Kershaw erklarte, die ?Gesprache mit Hitler“ seien ?ein Werk, dem man heute so wenig Authentizitat zumißt, daß man es besser ganz außer acht laßt“. [49]

Laut Jorn Axel Kammerer lehnte Hitler die Privatisierungsbestrebungen der zwanziger Jahre ab und befurwortete vielmehr die Verstaatlichung der großen Aktiengesellschaften, der Energiewirtschaft und anderer Wirtschaftszweige. Zwar seien Verstaatlichungen bestehender Industriebetriebe nicht umgesetzt worden, jedoch seien reichseigene Unternehmen (z. B. Reichswerke Hermann Goring ) gegrundet worden. Diese Unternehmensgrundungen sowie Weichenstellungen der Nationalsozialisten im Wirtschaftsrecht wirkten zum Teil bis heute nach. [50]

Verhaltnis zum Ordoliberalismus

Fur den Wirtschaftswissenschaftler Ralf Ptak deuten ?die vielfaltigen Publikationsmoglichkeiten ordoliberaler Autoren in diesem Zeitraum auf eine nationalsozialistische Duldung gegenuber dem ordoliberalen Projekt“ hin. [51] Der Wirtschaftswissenschaftler Nils Goldschmidt widerspricht Ptaks Schlussfolgerung und fuhrt die Schrift Nationalokonomie ? wozu? (1938) von Walter Eucken als Beispiel fur ein Publikationsverbot an. Ferner weist Goldschmidt auf ordoliberalen Widerstand gegen den Nationalsozialismus , wie etwa durch die Freiburger Kreise hin. [52]

Hauke Janssen schreibt, dass ?vor allem die Freiburger“ Widerstand gegen die interventionistischen und zentralverwaltungswirtschaftlichen Tendenzen im Nationalsozialismus geleistet hatten. [53]

Egalitare Prinzipien und Verhaltnis zum Sozialismus

Friedrich August von Hayek hebt hervor, dass sich Nationalsozialismus und Sowjetkommunismus in diktatorischen und antiliberalen Grundzugen ahnelten. [54] Fur Hayek weisen Sozialismus und Nationalsozialismus die gleichen totalitaren Tendenzen auf, um ihre ? durchaus unterschiedlichen ? Ziele zu verfolgen. Beide seien, da sie sich des Mittels zentraler Planung bedienten, Varianten des Kollektivismus, dessen Eigendynamik zur Zerstorung von Wohlstand, Demokratie und Rechtsstaat fuhre. [55]

Rainer Zitelmann versteht Hitler als ? Revolutionar “, dem die Verbesserung der Aufstiegschancen der Arbeiter, soweit sie seinen Rassevorstellungen entsprachen, ein ehrliches Anliegen gewesen sei. Dabei sei es ihm nicht ?um die Ermoglichung der bestmoglichen Entfaltung des Individuums, sondern um die Optimierung des Nutzens fur die deutsche Volksgemeinschaft “ gegangen. [56] Gegenuber der Wirtschaft habe er einen ? Primat der Politik “ angestrebt, der ?auf eine Revolutionierung des Verhaltnisses von Politik und Okonomie“ hinausgelaufen sei. Das kapitalistische Wirtschaftssystem habe Hitler durch eine gemischte Wirtschaftsordnung ersetzen wollen, in welcher markt- und planwirtschaftliche Elemente zu einer neuen Synthese vereint waren. Die vom Nationalsozialismus ausgeloste ?soziale Revolution“ sei durchaus ernst zu nehmen. Gegen diese These wandten Wolfgang Wippermann und Michael Burleigh indirekt ein, dass sie den rassistischen und damit reaktionaren Charakter des NS-Regimes uber Gebuhr herunterspiele. [57]

Laut Joachim Fest ist ?die Diskussion uber den politischen Standort des Nationalsozialismus nie grundlich gefuhrt worden“. Stattdessen habe man ?zahlreiche Versuche unternommen, jede Verwandtschaft von Hitlerbewegung und Sozialismus zu bestreiten“. Zwar habe Hitler keine Produktionsmittel verstaatlicht, aber ?nicht anders als die Sozialisten aller Schattierungen die soziale Gleichschaltung vorangetrieben“. [58]

Auch nach Ansicht von Gotz Aly versuchte das NS-Regime, das er als ?Gefalligkeitsdiktatur“ bezeichnet, durch soziale Fursorge egalitare Prinzipien zu verwirklichen. [59] Das Programm der NSDAP stutze sich auf zwei mit dem Antisemitismus kombinierbare Gleichheitsideen: Einer der Grundgedanken war der der ethnischen Homogenitat, zum anderen versprachen sie als ?nationale Sozialisten“ mehr soziale Gleichheit. Neuere Arbeiten identifizieren vor allem den Reichsarbeitsdienst , die Hitlerjugend und das Militar als Bereiche, in denen tatsachlich versucht wurde, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen. [60] Dieser egalitare Anspruch bezog sich im Unterschied zum Marxismus aber nicht auf die gesamte Bevolkerung, sondern beschrankte sich auf ?das ethnisch definierte Großkollektiv deutsches Volk“. [61]

Wirtschaftspolitik des NS-Regimes

Umstritten ist, inwieweit die wirtschaftspolitischen praktischen Maßnahmen des NS-Regimes einem nationalsozialistischen wirtschaftspolitischen Leitbild entsprachen oder einfach ?den pragmatischen Anforderungen der Aufrustungs- und Kriegspolitik des Regimes geschuldet“ waren (vgl. auch Kriegswirtschaft ). [62] Nach Willi Albers griffen aufgrund der Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg und dem Scheitern einer zu Anfang des Zweiten Weltkriegs in einzelnen Landern versuchten liberalen Kriegswirtschaftspolitik alle am Zweiten Weltkrieg beteiligten Staaten zu dirigistischen Maßnahmen. [63] Markus Albert Diehl weist darauf hin, dass schon zur Zeit der Weimarer Republik angesichts massiver okonomischer Probleme zu staatsdirigistischen Maßnahmen gegriffen wurde, z. B. wurden Devisen bewirtschaftet. [64]

Insgesamt sind die Befunde angesichts der von 1933 bis 1945 tatsachlich praktizierten Wirtschaftspolitik widerspruchlich. Auf der einen Seite spricht die Re privatisierung der in der Bankenkrise 1931 de facto verstaatlichten Großbanken fur eine prokapitalistische Haltung der Regierung. Auf der anderen Seite ließen u. a. nach Avraham Barkai , Timothy Mason und Dietmar Petzina die dirigistischen Eingriffe in die Wirtschaft unter Hjalmar Schachts ? Neuem Plan “ (1934), unter dem Vierjahresplan (1936) und vollends die Kriegswirtschaft unter Rustungsminister Albert Speer (ab 1942) vom freien Unternehmertum wenig ubrig. Gemaß dem Wirtschaftsziel Autarkie wurde die freie Marktwirtschaft in der Landwirtschaft 1933 mit dem Reichsnahrstand praktisch abgeschafft, wobei in den 30er Jahren auch in anderen europaischen Staaten in der Landwirtschaft planwirtschaftliche Politik sich ausweitete. [65] Im Zeichen der Aufrustung der Wehrmacht wurde fur zahlreiche Produkte der Preismechanismus durch Rationierung ersetzt. Dies betraf beispielsweise Stahl, Devisen, Kapitalverkehr und den Arbeitsmarkt . [66]

Der Historiker Klaus Hildebrand fasst den Stand der Forschung in Oldenbourg Grundriss der Geschichte so zusammen: ?Zwar blieben die Betriebe in privaten Handen der Unternehmer, ohne Zweifel stiegen auch die finanziellen Ertrage aus der Rustungskonjunktur. Doch wurde das fur eine kapitalistische Wirtschaft verbindliche Prinzip der Zweck-Mittel-Rationalitat im Banne der Rustungsanforderungen und des Autarkieprinzips auf Befehl Hermann Gorings mehr und mehr außer Kraft gesetzt.“ [67] Nach Adam Tooze hatten die großen Banken nie weniger Einfluss in der deutschen Geschichte als zwischen 1933 und 1945, der Einfluss der Großindustrie ( big business ) wurde schon in der Weltwirtschaftskrise 1929 gegenuber dem Staat geschwacht, erst recht im Nationalsozialismus; trotzdem verblieb der Privatindustrie eine Machtgrundlage, weil das nationalsozialistische Regime fur seine Ziele, insbesondere Kriegsrustung, auf sie angewiesen blieb. [68]

Dietmar Petzina formuliert: ?Das NS-System entzieht sich einer eindeutigen Zuordnung zu den ordnungspolitischen Kategorien Zentralverwaltungswirtschaft und Marktwirtschaft.“ Die Wirtschaftsordnung wandelte sich ?von einer korporatistischen Wirtschaft hin zu einer staatlichen Kommandowirtschaft, in der das unternehmerische Gewinnprinzip zwar nicht ausgeschaltet, die wesentlichen Verfugungsrechte jedoch nachhaltig eingeschrankt waren“. Nach Adam Tooze wurde auslandisches Kapital in Deutschland (z. B. Opel , Ford , Anteile an IG Farben ) nicht enteignet. Ein Kapitalabzug war aber wegen der Kapitalverkehrskontrollen nur mit großen Verlusten moglich, sodass auslandisches Kapital seine Gewinne notgedrungen in Deutschland wieder investierte. [69] Gerold Ambrosius stellt fest: ?Bis zum Kriegsbeginn war der Grundstein fur den Ubergang zu einer zentralen Planung und Lenkung gelegt.“ [70]

Gestutzt wird diese These von aktuellen ordnungstheoretischen Untersuchungen: Michael von Prollius beschreibt das NS-Wirtschaftssystem als ?Ergebnis unablassiger Neu- und Umorganisation […] und zahllosen Lenkungs- und Burokratisierungsmaßnahmen“; [71] fur Markus Albert Diehl ?entfernte sich die deutsche Wirtschaftsordnung unter der nationalsozialistischen Herrschaft immer weiter vom Idealtyp der Marktwirtschaft und entsprach schließlich weitgehend dem Idealtyp der Zentralplanwirtschaft “. [64] Nach Gotz Aly und Susanne Heim trat die propagierte Forderung des Mittelstandes in der Praxis hinter der wirtschaftlichen Rationalisierung zuruck, was zu Bankrott und Schließung zahlreicher mittelstandischer Betriebe fuhrte. [72] Ideologisch wurde die Einbindung der Privatwirtschaft in die deutsche Kriegswirtschaft unter Reichsminister fur Bewaffnung und Munition Fritz Todt als Anwendung der Prinzipien ?Fuhrertum“ und ? Unternehmertum “ dargestellt. [73]

Planungen fur die Nachkriegszeit waren einerseits verboten, andererseits, so der Historiker Bernhard Loffler , beauftragte die ? Reichsgruppe Industrie “ 1943 Ludwig Erhard mit wirtschaftspolitischen Planungen fur die Zeit nach dem absehbar verlorenen Krieg. Diese waren ?an einem marktwirtschaftlichen Konzept ausgerichtet“ und standen ?damit im Gegensatz zum NS-System“. Industrie und staatliche Stellen wie das Reichswirtschaftsministerium und das von Hans Kehrl geleitete Planungsamt im Reichsministerium fur Bewaffnung und Munition planten, den Ubergang von der Kriegs- und Lenkungswirtschaft zur Friedens- und Marktwirtschaft behutsam durchzufuhren. Im Reichswirtschaftsministerium hielt Otto Ohlendorf seine ?schutzende Hand uber die marktwirtschaftliche Nachkriegsplanung“ und zeigte sich ?gegenuber der Neugestaltung einer liberaleren, unternehmensfreundlichen Marktordnung bei allen tiefgehenden weltanschaulichen Unterschieden erstaunlich aufgeschlossen […]“. [74] An die Stelle des burokratischen Lenkungsapparates musse im Frieden ein ?aktives und wagemutiges Unternehmertum“ treten, so Ohlendorf. Ohlendorf selbst wurde von Himmler geschutzt, der die seiner Auffassung nach ?total bolschewistische “ Wirtschaftslenkung Speers ablehnte. [75]

Verhaltnis zu den Gewerkschaften

Im Fruhjahr 1933 ordnete Adolf Hitler den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag mit dem Namen ?Tag der deutschen Arbeit“ an. Damit wurde eine Gewerkschaftsforderung ausgerechnet von der Regierung erfullt, die von den Gewerkschaften strikt abgelehnt wurde. Die Gewerkschaften riefen zur Teilnahme an den Maiveranstaltungen auf, da sie sich als Initiatoren des Maigedankens fuhlten. Das offizielle Programm war schon stark durch die Nationalsozialisten gepragt: ?6 Uhr Wecken durch die SA-Kapellen. 8 Uhr Flaggenhissung in den Betrieben, Abmarsch zum Exerzierplatz, 9 Uhr Ubertragung der Kundgebung von dem Lustgarten in Berlin auf die offentlichen Platze der Stadte. 10.45 Uhr Staatsakt der Hessischen Regierung (…), Empfang einer Arbeiterdelegation aus den drei Hessischen Provinzen. (…) Gemeinsamer Gesang des ,Liedes der Arbeiter'. (…) 7.30 Uhr Ubertragung von dem Tempelhofer Feld, Berlin: Manifest des Reichskanzlers Adolf Hitler, ?Das erste Jahr des Vierjahresplanes‘. Anschließend Unterhaltungsmusik und Deutscher Tanz. 12 Uhr: Ubertragung der Rede des Ministerprasidenten Hermann Goring. (…) Ehemals marxistische Gesang-, Turn- und Sportvereine konnen an den Zugen teilnehmen, jedoch ist die Mitfuhrung marxistischer Fahnen oder Symbole zu unterlassen.“ Das bose Erwachen fur die Gewerkschaften kam einen Tag spater, als die ?NSDAP die Fuhrung der roten Gewerkschaften ubernahm“: ?Die seitherigen marxistischen Fuhrer in Schutzhaft ? Ein 3-Millionen-Konto des fruheren Reichstagsprasidenten Lobe gesperrt ? Die Rechte der Arbeiter gesichert ? Die Gebaude der Freien Gewerkschaften besetzt“, titelten die bereits im ganzen Reich gleichgeschalteten Zeitungen. [76]

Verhaltnis zur Religion

Briefmarke von 1943

Die Nationalsozialisten vertraten keine einheitliche Religiositat. Einige propagierten als Deutsche Christen (DC) einen nationalistisch-antisemitischen Protestantismus , andere einen rassistischen Neopaganismus mit Bezugen zur germanischen Mythologie . So verlangte der NS-Ideologe Alfred Rosenberg in seinem Hauptwerk Der Mythus des 20. Jahrhunderts eine Ablosung des Christentums durch eine Religion von ? Blut und Boden “. Ein besonders scharfer Kritiker des Christentums in der NSDAP war der Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler. Himmler sah in der Uberwindung des Christentums und in der Wiederbelebung einer ?germanischen“ Lebensweise eine zentrale Aufgabe der SS. [77]

Nationalsozialismus als politische Religion

Bereits 1938/39 hat der deutsch-amerikanische Politologe Eric Voegelin den Nationalsozialismus erstmals systematisch als politische Religion interpretiert. [78] Eine wichtige Rolle spielte dabei die zeitgenossische Darstellung Hitlers als unfehlbare, nahezu gottgleiche Figur ? eine Sichtweise, die u. a. durch den Film Triumph des Willens der Regisseurin Leni Riefenstahl propagiert wurde. Seit den 1990er Jahren haben Historiker wie Emilio Gentile oder Michael Burleigh diesen Interpretationsansatz aufgegriffen und ausgebaut. [79]

Diese Interpretation ist in der historischen Forschung allerdings umstritten. [80] So argumentiert Hans Gunter Hockerts , die Nationalsozialisten hatten zwar eine Art politischer Religion geschaffen, um ?heimatlos gewordene religiose Energie“ zu binden, der Volkermord an den Juden habe jedoch auf ethnisch und eugenisch begrundetem Rassismus beruht. Gegen eine Interpretation des Nationalsozialismus als Religion spreche vor allem die Abwesenheit von Transzendenzvorstellungen . [81]

Verhaltnis zum Christentum

Das NSDAP-Programm von 1920 bejahte ein ? Positives Christentum “, definiert als ?Freiheit aller religiosen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefahrden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefuhl der germanischen Rasse verstoßen.“ Die Formulierung wurde damals als Toleranz und Unparteilichkeit gegenuber den christlichen Konfessionen im Rahmen der Staatsrason und des Gemeinwohls missverstanden und begrußt, obwohl Hitler bereits 1925 eine Drohung gegen politische Aktivitat von Christen in anderen Parteien als der NSDAP damit verband. Tatsachlich ordnete der Programmpunkt das Christentum dem Rassismus unter und vereinnahmte es fur den Antisemitismus, ausgedruckt als ?Kampf gegen die judisch-materialistische Weltauffassung“, und fur die vom autoritaren Staat gelenkte ?Volksgemeinschaft“, ausgedruckt als ?Gemeinnutz vor Eigennutz“. Hitler bejahte das Christentum in seinen Regierungserklarungen vom 1. Februar [82] und 23. Marz 1933 nur aus machttaktischen Motiven, um die Unterstutzung der Großkirchen fur den Aufbau des gleichgeschalteten Fuhrerstaats zu erhalten und weil er an einem Reichskonkordat mit dem Vatikan Interesse hatte (das am 20. Juli 1933 tatsachlich geschlossen wurde). Vor allem die evangelische Kirchen hat diese Unterstutzung bereitwillig geleistet und den Widerspruch zur eigenen universalen Lehre erst allmahlich im Kirchenkampf (ab 1934) erkannt und ausgesprochen. [83]

Von katholischer Seite warnten die deutschen Bischofe bereits fruh und wiederholt vor der NS-Ideologie und erklarten im Jahr 1932, dass die Zugehorigkeit zur NSDAP ?unvereinbar mit dem christlichen Glauben“ sei [84] . Dies fuhrte dazu, dass sich der katholische Bevolkerungsteil bis zur letzten freien Wahl der Weimarer Republik als erheblich resistenter gegenuber dem Nationalsozialismus erwies als der Rest der Bevolkerung. Im uberwiegend katholischen Rheinland und in Bayern erreichte die NSDAP kaum mehr als 20 % der abgegebenen Stimmen gegenuber teilweise mehr als 60 % in evangelischen Regionen, im Schnitt betrug das Ergebnis der NSDAP bei den Wahlen im Juli 1932 in homogen katholischen Wahlkreisen lediglich 15 %, in homogen evangelischen Wahlkreisen hingegen 39 %. [85] Haufig fand der Widerstand im Verborgenen statt, so etwa, als die katholische Kirche ab 1935 mit Wissen des Vatikans Juden die geheime Emigration ermoglichte. [86]

Der Nationalsozialismus verstand seine rassistische Ideologie als vom Fuhrerstaat in allen Gesellschaftsbereichen durchzusetzende ?Weltanschauung“. Dieser totalitare Absolutheitsanspruch tendierte auf Konflikte mit anderen ?Bekenntnissen“. Einerseits garantierte das NSDAP-Programm wie auch Hitler in ?Mein Kampf“ den Großkirchen den Bestandschutz und innerkirchliche Selbstverwaltung, andererseits strebte man ihre Begrenzung auf unpolitische Belange und weitreichende Eingriffe in kirchliche Strukturen an. So versuchten die DC seit 1933, die Deutsche Evangelische Kirche (DEK) im Sinne einer konfessionslosen, zentral gelenkten Reichskirche zu vereinheitlichen und ideologisch dem Nationalsozialismus anzugleichen. Das Alte Testament wiesen sie als ?Verjudung“ des Christentums zuruck und versuchten, es abzuschaffen. Als dieser Versuch im Kirchenkampf scheiterte, wandte sich das NS-Regime von den DC ab.

Hitler gewahrte dem Vatikan und den deutschen Bischofen 1933 im Reichskonkordat die Freiheit des Bekenntnisses, Konfessionsschulen und Universitaten, solange die romisch-katholische Kirche dafur auf jegliche politische Aktivitat verzichte. Die katholische Zentrumspartei loste sich am 5. Juli 1933 auf , nachdem sie dem Ermachtigungsgesetz zugestimmt und so Hitlers Diktatur die notwendige verfassungsandernde Mehrheit mit verschafft hatte. Als die Kirchen ab 1940 einigen Massenmorden des NS-Regimes widersprachen, starkte Hitler die kirchenfeindlichen Krafte in der NSDAP und erlaubte ihnen in eroberten Gebieten wie dem Warthegau , die Kirchen zu entmachten, indem diese von Korperschaften offentlichen Rechts zu bloßen Religionsvereinen herabgestuft wurden.

Anders als die DC glaubte Hitler nicht, dass sich die ?judische Wurzel“ des Christentums kappen und dieses vollstandig ?entjuden“ lasse. Hitler unterstutzte daher intern die Kritiker des Christentums in der NSDAP. Er außerte diesen Standpunkt aber bewusst nie offentlich, weil er befurchtete, seinen Ruckhalt in der Bevolkerung zu verlieren. [87] Eine langfristige Beseitigung des Christentums kann daher als politisches Fernziel des Nationalsozialismus angenommen werden.

?Gottglaubigkeit“

1936 initiierten die Nationalsozialisten eine Kirchenaustrittsbewegung . Zwischen 1937 und 1939 verlor die evangelische Kirche mehr als eine Million Mitglieder. Auch die katholische Kirche wurde in dieser Zeit durch zahlreiche Austritte geschwacht. [88] Ideologisch begleitet wurde die Austrittsbewegung durch Schriften des Parteiideologen Alfred Rosenberg, insbesondere durch seinen Mythus des 20. Jahrhunderts , [89] sowie durch Veroffentlichungen Erich Ludendorffs und seiner Ehefrau Mathilde . Der Ausdruck ?gottglaubig“, gedacht als positiver Gegensatz zu ?unglaubig“, sollte echt-religiose oder nur scheinbar-religiose, konfessionell ungebundene Personen mit ideologischer Nahe zum Nationalsozialismus positiv kennzeichnen. [90]

?Gottglaubig“ war gemaß Philosophischem Worterbuch von 1943 definiert als ?amtliche Bezeichnung fur diejenigen, die sich zu einer artgemaßen Frommigkeit und Sittlichkeit bekennen, ohne konfessionell-kirchlich gebunden zu sein, andererseits aber Religions- und Gottlosigkeit verwerfen“. [91]

Die Einfuhrung des Begriffs fur alle kirchlich nicht gebundenen, aber nicht glaubenslosen ? Volksgenossen “ wird als der Versuch gesehen, eine religiose Identifikationsformel fur Funktionare und Mitglieder der NSDAP sowie der ? Deutschglaubigen Bewegung “ jenseits der Kirchen und sonstigen Glaubensgemeinschaften zu schaffen. [92] Da sowohl die Zugehorigkeit zu einer Religionsgemeinschaft als auch ?Freidenkertum“ im Nationalsozialismus nicht als karrierefordernd galten, bot die durch Erlass des Reichsinnenministers vom 26. November 1936 offiziell eingefuhrte Bezeichnung ?Gottglaubig“ fur konfessionslose Nationalsozialisten einen Ausweg, [93] um so zu dokumentieren, dass man durch einen Kirchenaustritt nicht automatisch ?unglaubig“ bzw. freidenkerisch-liberal werde. [94]

Siehe auch

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Literatur

Weblinks

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Aufarbeitung

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Grundinformationen

Historische Debatte

Materialien

Opfer

Fußnoten

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  22. Beide Zitate in: Enzyklopadie des Nationalsozialismus. 1998, S. 14.
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  37. Manfred Overesch : Die Weimarer Republik (=  Droste Geschichts-Kalendarium: Politik ? Wirtschaft ? Kultur. Chronik deutscher Zeitgeschichte. Band 1). Droste Verlag, Dusseldorf 1982, S. 494.
  38. Joachim Fest : Hitler. Eine Biographie . Berlin 2005, S. 411.
  39. Helmut Dubiel, Alfons Sollner: Die Nationalsozialismusforschung des Instituts fur Sozialforschung ? ihre wissenschaftsgeschichtliche Stellung und ihre gegenwartige Bedeutung. In: Dies. (Hrsg.): Wirtschaft, Recht und Staat im Nationalsozialismus. Analysen des Instituts fur Sozialforschung 1939?1942 . Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 16 ff.
  40. Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft . Akademie-Verlag, Berlin (Ost) 1985, Band 2, S. 325 f. Zitate nach Henry Picker: Hitlers Tischgesprache im Fuhrerhauptquartier . Seewald, Stuttgart 1976, S. 270 und 461.
  41. a b Henry Picker : Hitlers Tischgesprache im Fuhrerhauptquartier . Ullstein, Berlin 1993, ISBN 3-550-07615-0 , S. 136.
  42. Werner Jochmann : Im Kampf um die Macht. Hitlers Rede vor dem Hamburger Nationalklub von 1919 . Europaische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1960.
  43. Adam Tooze: Okonomie der Zerstorung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Bonn 2007, S. 727 f.
  44. Hermann Rauschning: Die Revolution des Nihilismus. Kulisse und Wirklichkeit im Dritten Reich . Europa Verlag, Zurich/New York 1938, S. 41.
  45. Henry A. Turner: Hitlers Einstellung zu Wirtschaft und Gesellschaft vor 1933. In: Geschichte und Gesellschaft (GuG) 2, 1976, S. 95.
  46. Hauke Janssen: Nationalokonomie und Nationalsozialismus: Die deutsche Wirtschaftslehre in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts , 3. Aufl., 2009, S. 121.
  47. Avraham Barkai: Sozialdarwinismus und Antiliberalismus in Hitlers Wirtschaftskonzept. Zu Henry A. Turners Jr. ≫Hitlers Einstellung zu Wirtschaft und Gesellschaft vor 1933≪. In: Geschichte und Gesellschaft. Band 3 (1977), S. 406?417, hier S. 409.
  48. Wolfgang Hanel: Hermann Rauschnings ?Gesprache mit Hitler“: Eine Geschichtsfalschung. Veroffentlichung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt, 7. Band 1984.
  49. Ian Kershaw: Hitler 1889?1936. Stuttgart 2000, S. 10.
  50. Jorn Axel Kammerer : Privatisierung: Typologie ? Determinanten ? Rechtspraxis ? Folgen. Mohr Siebeck, 2001, ISBN 3-16-147515-1 , S. 72?73.
  51. Ralf Ptak: Vom Ordoliberalismus zur sozialen Marktwirtschaft . VS Verlag, Wiesbaden 2004, S. 64.
  52. Nils Goldschmidt: Buchbesprechung: Vom Ordoliberalismus zur sozialen Marktwirtschaft ? von Ralf Ptak. In: ORDO ? Jahrbuch fur die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft . Band 56, Lucius & Lucius, Stuttgart 2005, S. 319?323.
  53. Hauke Janssen: Nationalokonomie und Nationalsozialismus: Die deutsche Wirtschaftslehre in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts , 3. Aufl., 2009, S. 27.
  54. Friedrich August von Hayek: Der Weg zur Knechtschaft. Munchen 1981 (zuerst 1944).
  55. Ingo Pies , in: F.A. von Hayeks konstitutioneller Liberalismus (=  Konzepte der Gesellschaftstheorie , Bd. 9). Mohr Siebeck, 2003, ISBN 3-16-148218-2 , S. 9.
  56. Rainer Zitelmann: Hitler. Selbstverstandnis eines Revolutionars . Darmstadt 1990, S. 491.
  57. Wolfgang Wippermann, Michael Burleigh: The racial state. Germany 1933?1945 . Cambridge University Press 1991, S. 378 ff.
  58. Joachim Fest: War Adolf Hitler ein Linker? , taz.de vom 27. September 2003.
  59. Gotz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus . Fischer, Frankfurt a. M. 2006, ISBN 3-596-15863-X .
  60. Michael Gruttner: Brandstifter und Biedermanner. Deutschland 1933?1939 , Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 298 ff.
  61. Wolf Gruner , Gotz Aly (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933?1945. Band 1: Deutsches Reich 1933?1937 . Oldenbourg, Munchen 2008, ISBN 978-3-486-58480-6 , S. 26.
  62. Letzteres vertritt in ihrem Resumee Friederike Sattler: Wirtschaftsordnung im Ubergang: Politik, Organisation und Funktion der KPD/SED im Land Brandenburg bei der Etablierung der zentralen Planwirtschaft in der SBZ/DDR 1945?52. Band 1 (=  Diktatur und Widerstand. Wirtschaftsordnung im Ubergang: Politik, Organisation und Funktion der KPD/SED im Land Brandenburg bei der Etablierung der zentralen Planwirtschaft in der SBZ/DDR 1945?52 , Bd. 5). Lit Verlag, Munster 2002, ISBN 3-8258-6321-2 , S. 65.
  63. Willi Albers: Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft. Band 6, Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1981, ISBN 3-525-10259-3 , S. 508.
  64. a b Markus Albert Diehl: Von der Marktwirtschaft zur nationalsozialistischen Kriegswirtschaft. Die Transformation der deutschen Wirtschaftsordnung 1933?1945 (= Beitrage zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Nr. 104). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, S. 179.
  65. Vgl. Adam Tooze , Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy. 2006, hier nach Taschenbuchausgabe 2007, S. 186 ff.
  66. Adam Tooze: Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy. 2007, S. 260 ff.
  67. Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 17). Munchen 1991, S. 170.
  68. Adam Tooze: Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy. 2007, S. 110 ff.
  69. Adam Tooze: Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy. 2007, S. 132 ff.
  70. Friederike Sattler: Wirtschaftsordnung im Ubergang: Politik, Organisation und Funktion der KPD/SED im Land Brandenburg bei der Etablierung der zentralen Planwirtschaft in der SBZ/DDR 1945?52. Band 1 (=  Diktatur und Widerstand. Wirtschaftsordnung im Ubergang: Politik, Organisation und Funktion der KPD/SED im Land Brandenburg bei der Etablierung der zentralen Planwirtschaft in der SBZ/DDR 1945?52 , Bd. 5). Lit Verlag, Munster 2002, S. 61 f.
  71. Michael von Prollius: Das Wirtschaftssystem der Nationalsozialisten 1933?1939. Steuerung durch emergente Organisation und Politische Prozesse. Paderborn 2003.
  72. Gotz Aly , Susanne Heim : Vordenker der Vernichtung ? Auschwitz und die deutschen Plane fur eine neue europaische Ordnung. Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-11268-0 , S. 24 f.
  73. Vgl. Adam Tooze: Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy. 2007, S. 353.
  74. Bernhard Loffler: Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis: das Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard (=  Vierteljahrschrift fur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beiheft 162). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-07940-8 , S. 56 ff.
  75. Vgl. Michael Brackmann: Der Tag X. In: Handelsblatt . 25. Juni 2006.
  76. Schlagzeilen aus Bensheim zum 175-jahrigen Bestehen des ?Bergstraßer Anzeigers“ 2007. (PDF 8,61 MB) Frisches Birkengrun, wehende Fahnen. S. 66 , archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 5. Oktober 2016 ; abgerufen am 28. Dezember 2014 .
  77. Peter Longerich : Heinrich Himmler. Biographie , Munchen 2008, S. 274.
  78. Eric Voegelin: Die politischen Religionen , Stockholm 1939.
  79. Michael Burleigh, Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung , Frankfurt am Main 2000.
  80. Vgl. die unterschiedlichen Beitrage in: Hans Maier (Hrsg.), Totalitarismus und Politische Religionen. Konzepte des Diktaturvergleichs , 3 Bde., Paderborn 1996/1997/2003.
  81. Hans Gunter Hockerts: War der Nationalsozialismus eine politische Religion? In: Klaus Hildebrand (Hrsg.): Zwischen Politik und Religion: Studien zur Entstehung, Existenz und Wirkung des Totalitarismus. Oldenbourg, 2003, ISBN 3-486-56748-9 , S. 45 ff.
  82. Transkript
  83. Friedrich Zipfel : Kirchenkampf in Deutschland 1933?1945. Religionsverfolgung und Selbstbehauptung der Kirchen in der nationalsozialistischen Zeit. Walter de Gruyter, Berlin 1965, ISBN 3-11-000459-3 , S. 1?4 .
  84. Konrad Low : Die katholische Kirche in Nachkriegsdeutschland 1945?1948: Der Kampf um das Schulkreuz in der NS-Zeit und heute . 2003, S.   26 .
  85. Jurgen W. Falter, Dirk Hanisch: Die Anfalligkeit von Arbeitern gegenuber der NSDAP bei den Reichstagswahlen 1928?1933. S. 210 , abgerufen am 21. Februar 2023 .
  86. Gerhard Besier, Francesca Piombo: Der Heilige Stuhl und Hitler-Deutschland . Deutsche Verlags-Anstalt, 2004, S.   217 .
  87. Michael Gruttner : Brandstifter und Biedermanner. Deutschland 1933?1939 , Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 392.
  88. Vgl. die Tabelle 22 in: Michael Gruttner: Das Dritte Reich 1933?1939, Stuttgart 2014 (= Handbuch der deutschen Geschichte 19), S. 453.
  89. Harald Iber: Christlicher Glaube oder rassischer Mythus. 1987.
  90. Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes, Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik . Karl Blessing Verlag, Munchen 2010, ISBN 978-3-89667-430-2 , S. 157.
  91. Philosophisches Worterbuch. Kroners Taschenausgabe, Band 12, 1943, S. 206. Zitiert in Cornelia Schmitz-Berning, 2007, S. 281 ff.
  92. Gerhard Krause, Horst Robert Balz: Theologische Realenzyklopadie. Band 8. Hrsg. Gerhard Krause, Gerhard Muller. Walter de Gruyter, 1981, ISBN 3-11-008563-1 , S. 558 .
  93. Hans-Jurgen Becker : Neuheidentum und Rechtsgeschichte. In: Joachim Ruckert , Dietmar Willoweit (Hrsg.): Die Deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit: ihre Vorgeschichte und ihre Nachwirkungen (= Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts 12), Mohr, Tubingen 1995, ISBN 3-16-146444-3 , S. 15 .
  94. Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Fuhrerstaat. ?Gemeindevertretung“ im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Rate und Ratsherren 1934?1945 im Vergleich (=  Politik und Zeitgeschichte , Bd. 6). Lit Verlag, Munster 2010, ISBN 978-3-643-50233-9 , S. 234 .
  95. Filmografie: Pagen in der Traumfabrik ? Schwarze Komparsen im deutschen Spielfilm. In: annettevonwangenheim.de. 15. Juni 2015, abgerufen am 22. Oktober 2019 .