Heu

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Ochsengespann mit Mahgut im Engadin um 1900 (kolorierte Fotografie)

Als Heu wird die getrocknete oberirdische Biomasse von Grunlandpflanzen wie Grasern , Krautern und Hulsenfruchtlern bezeichnet. Es dient in der Regel als Futter fur Nutz- und Haustiere.

Abzugrenzen ist Heu vom Stroh , der getrockneten oberirdischen Biomasse von Druschpflanzen wie Getreide , Leguminosen und Olpflanzen nach dem Dreschen (mit Entnahme ihrer Samen ( Ahren , Schoten , Olsaat )).

Heuwenden mit dem Kreiselheuer
Schwaden

Heu wird gewonnen, indem die auf Grunland wachsenden Graser und Krauter gemaht und getrocknet werden. Der Aufwuchs, zum Beispiel von Wiesen , muss nach der Mahd rasch und zugleich schonend soweit getrocknet werden, dass durch den Wasserentzug eine Konservierung erzielt wird. Dafur ist in der Regel eine Reduktion auf eine Restfeuchte von 15 % erforderlich, was einem Trockensubstanzgehalt von 85 % entspricht. Hierzu kommen die Verfahren Bodentrocknung, Gerusttrocknung oder Unterdachtrocknung in Frage:

Bei der Bodentrocknung bleibt der Aufwuchs nach dem Mahen mehrere Tage auf der Grunlandflache liegen. Je nach Witterung wird das trocknende Mahgut unterschiedlich oft gezettet (auseinandergestreut) und gewendet, zwecks geringerer Befeuchtung durch Tau eventuell zu Nachtschwaden zusammengerecht, um dann zur Abfuhr auf Schwaden gelegt zu werden. Das Zetten, Wenden und Schwaden erfolgt in der Regel maschinell mittels Heuwender und Schwader , in manchen Fallen wie in Steillagen oder auf feuchten Wiesen auch noch von Hand mit Heugabel und Heurechen . Fur die Bodentrocknung sind normalerweise drei bis vier Tage mit gunstiger Witterung notig. Sie ist mit sogenannten Brockelverlusten durch Abbrechen von Blattchen des Erntegutes verbunden.

Zur Abfuhr wird das Heu in der modernen Landwirtschaft meistens mit Ballenpressen zu kleinen oder großen Ballen in Form von Quadern oder Zylindern verdichtet. Kleine Quaderballen mit Abmessungen von ublicherweise etwa 40 × 50 × 100 cm sind mit einem Gewicht von 10 bis 30 kg noch handhabbar, die großen, bis zu mehreren hundert Kilogramm schweren Rund- oder Quaderballen erfordern Maschinen. Die Bergung von losem Heu z. B. mittels Ladewagen spielt insbesondere bei der Unterdachtrocknung eine Rolle. Bei trockener Lagerung kann das Heu uber ein Jahr lang als Futtermittel fur Nutztiere verwendet werden.

Gerusttrocknung

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Zur Verringerung des Witterungsrisikos sind vor allem in niederschlagsreichen Gebieten Verfahren der Heubereitung statt auf dem Boden auf Gerusten entwickelt worden, durch die die negativen Einflusse von Niederschlagen auf die Trocknung und zugleich auch die Brockelverluste verringert werden konnten. Nachteilig im Sinne einer rationellen Landwirtschaft nach heutigen Maßstaben ist aber, dass alle Gerusttrocknungsverfahren ein hohes Maß an Handarbeit erfordern. Bei der Gerusttrocknung finden verschiedene Formen von Heureitern Anwendung:

  • Heinzen (einzelne Pfahle mit Querstangen)
  • Schwedenreuter (an Pfahle gespannte Schnure oder Drahte)
  • Giebelhutten (gegeneinander zeltformig aufgestellte Lattenroste)
  • Dreibockreuter (pyramidenformig aufgestellte Konstruktionen aus drei mit Querstangen verbundenen Pfahlen).

Bei den Heinzen und Schwedenreutern kann das Erntegut unmittelbar nach dem Schnitt auf diese gehangt werden, bei den Heuhutten oder Dreibockreutern hingegen ist eine Vortrocknung auf rund 50 % Trockensubstanzgehalt auf dem Boden erforderlich.

Unterdachtrocknung

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Die Verfahren zur Beluftungstrocknung des Heues dienen ebenfalls zur Verringerung des Wetterrisikos und der Brockelverluste. Hierbei wird der Heustock (das Heulager) auf dem Bauernhof uber Geblase zwangsweise mit kalter oder auch angewarmter Luft so lange durchblasen (beluftet), bis ein sicher konservierender Trockensubstanzgehalt erreicht ist. Je nach Auslegung der Anlage kann das auf dem Boden vorgetrocknete Mahgut bereits mit einem Feuchtigkeitsgehalt von noch 65 % eingefahren werden; bei gunstiger Witterung ist dies bereits nach einem Tag Bodentrocknung der Fall. Nach hinreichender Trocknung des Heues kann dieses zur weiteren Lagerung im gleichen Lager verbleiben.

Qualitativ hochwertiges Heu sollte staubarm sein und einen Trockensubstanzgehalt von etwa 86 % haben. Heu muss vor der Futterung mindestens zwei Monate gelagert werden, da es sonst aufgrund nicht abgeschlossener Fermentationsvorgange (sogenannte Schwitzphase) im Heu zu gefahrlichen Verdauungsstorungen kommen kann. [1]

Die einzelnen Schnitte zeigen deutliche Qualitatsunterschiede: Das Heu umfasst die faser- und kohlenhydratreichen Graser bis zur ersten Blute und die typischen Fruhlings-Wiesenblumen (beispielsweise Hahnenfuß oder Schafgarbe ). Grummet ist kurzer und enthalt mehr Krauter. Es ist aufgrund eines relativ zum ersten Schnitt fruheren Schnittzeitpunkts nahrstoffreicher bzw. hat einen niedrigeren Anteil an Struktur kohlenhydraten als Heu. Grummet ist wegen seines hohen Eiweißgehalts besonders fur Milchvieh als Futter geeignet. Aufgrund der Kolikgefahr kann es fur Pferde dagegen sogar gefahrlich sein. Die weiteren Schnitte sind minderwertig und weitverbreitet ist stattdessen das Nachgrasen.

Der erste Schnitt wird in heutigen Produktionsverfahren nicht als Heu, sondern weit uberwiegend zu Silage konserviert, um den Gesamtertrag des Grunlandes zu erhohen sowie um Verdaulichkeit und Nahrstoffgehalt des Futtermittels zu erhohen. Zudem wird so der Blattanteil (Krauter, Blumen) minimiert. Dieser neigt in der Silage zum Schimmeln und fuhrt bei der Ernte zu erhohten Verlusten. Aufwuchse fur Silage werden meistens kurz vor dem Schossen gemaht, Aufwuchse fur Heu zwei bis vier Wochen spater. Durch den spateren Schnittzeitpunkt erhoht sich der Anteil der Strukturkohlenhydrate (siehe auch Rohfaser ) in der Pflanze, was einerseits die Trocknung verkurzt und andererseits zu weniger Verlusten auf dem Feld fuhrt (weniger Bergeverluste durch hoheren Stangelanteil ). Die Anzahl moglicher Nutzungen der Aufwuchse richtet sich sehr nach der Intensitat der Bewirtschaftung. Bei extensiver Flachennutzung werden die Flachen ein- bis zweimal pro Jahr gemaht (evtl. plus Nachweide), bei intensiver Landbewirtschaftung drei- bis funfmal pro Jahr (eventuell anschließend Nachweide oder Mulch-/Pflegeschnitt). Die Starke der Bewirtschaftung ist auch vom Standort ( Klima , Boden usw.) abhangig.

Bei Heu als Konservierungsform ist das Witterungsrisiko deutlich hoher als bei Silage: Wahrend Silage optimalerweise bei einem Wassergehalt von 65 % eingefahren wird, sollte Heu nicht mehr als 15 % Wasser enthalten. Daher muss es zur Trocknung wesentlich langer auf dem Feld verbleiben (bis zu mehrere Tage, Silage zum Teil nur einen Tag). Um ein Verderben des Heus bei ungunstiger Witterung zu vermeiden, wurde es fruher verbreitet (per Hand) auf Heureiter gehangt (Gerusttrocknung, siehe oben). Wird das Heu zu feucht gepresst, fuhrt dieses vor allem durch Pilze ( Hefen ) zu einer Nacherwarmung des Materials. Damit verbunden sind Nahrstoffverluste und eine Verunreinigung mit Garschadlingen. [2] Zu feuchtes Heu kann aufgrund intensiver Garung so hohe Warme leistung erzeugen, dass es in dafur passender Anhaufung im Inneren so hohe Temperaturen erreicht, dass sich etwa Heuballen oder Heulager selbst entzunden konnen ( Heuselbstentzundung ).

Wegen des sommerfeuchteren Klimas in Norddeutschland ist Heu als Konservierungsform dort deutlich weniger verbreitet als in Suddeutschland. Daneben haben aber auch die niedrigeren Verluste und die einfachere Handhabung dafur gesorgt, dass Silage und Heulage heute verbreitetere Konservierungsformen in der Landwirtschaft sind.

Differenzierung und Benennung nach Erntezeitpunkt

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Grasmahd mit Sense, bei Haselbach, Thuringer Wald, Anfang der 1940er Jahre
Heuwenden mit pferdegezogenem Gabelheuwender in Affeln, Sauerland

Je nach Region, aber auch regionaler Hohenlage (klimatische Umstande) werden Wiesen in Mitteleuropa bis zu sechsmal im Jahr geschnitten ( Schnitte oder Mahden ).

Erster Schnitt: Heumahd

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Dabei heißt der erste Schnitt, der im Fruhsommer stattfindet, speziell Heumahd ( die f. , regional auch das n. , [3] Fruhmahd, Fruhheu, Vormahd , u. a. m.), sodass man in Fachkreisen mit ?Heu‘ nur das Futter der Fruhsommerernte meint. Diese Spezialisierung ist im Suden ausgepragter als im Norden.

Zweiter Schnitt: Grummet, Emde, Ettgron

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Der zweite Schnitt, der meist im Hochsommer erfolgt, und auch dessen Ernte heißen allgemeindeutsch Grummet (n.). [4] [5] Andere regionale Ausdrucke sind Emd(e), Ohmd , oder Ettgron . Wo es nur zwei Schnitte gibt, sagt man auch Nachmahd , sonst bezeichnet das einen weiteren Schnitt. Das Fehlen eines eigenen Wortes fur den zweiten Schnitt ist fur das fruhe 20. Jh. nur fur zwei großere Inseln, im Sudmarkischen bei Berlin (zweiter Schnitt) , und Erzgebirgischen (zweite Schur) , belegt. [5]

Das Grummet zeichnet sich durch einen hoheren Eiweißgehalt aus, weshalb es intensivere Trocknung erfahren muss als der erste Schnitt. In der Landwirtschaft werden Heuwender zur Unterstutzung der Mahguttrocknung eingesetzt. Bei nicht ausreichender Trocknung besteht die Gefahr der Selbstentzundung bei der anschließenden Lagerung auf dem Heuboden .

Weitere Schnitte

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Der dritte Schnitt hat nur regional ein eigenes Wort, etwa tirolisch Pofel , ahrntalerisch Boufel , dessen Wortherkunft unbekannt ist, oder im Salzburger Seenland , Mondseeland und im Tennengau Woad (zu ?weiden‘, dann kann das Vieh zum ?Nachweiden“ auf die Mahwiesen gestellt werden). Sonst werden die weiteren Schnitte nur durchgezahlt (dritter Schnitt) .

Vor der Heumahd ausgefuhrte Schnitte im Fruhjahr heißen regional Vor- oder Fruhschnitt ; teils steht das auch fur die Heumahd.

Geschichte der Heuwirtschaft

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Heuernte in Pommern
Heu-Heimfahrt auf dem Chiemsee , Mitte des 19. Jh.

Das Wort Heu (von mittelhochdeutsch hou , althochdeutsch houwi / hewi ) selbst steht als ?das Gehauene“ (Abgehauenes, zum Dorrenlassen abgemahtes Gras) oder ?das zu Hauende“ sicherlich in Nahe zu hauen (mittelhochdeutsch houwen ). [6] Mahd ist das tendenziell oberdeutsche Substantiv zu mahen , bezeichnet sowohl den Vorgang als auch das Ergebnis (?das Gemahte‘, vergl. saen → Saat : Aussaat und Saatgut ) und hat sich wohl sekundar auf das Heumachen eingeengt; Getreide und andere Feldgewachse (wie Hanf/Flachs) werden ?geschnitten“, nicht ?gemaht“. [3]

Das Wort Grummet als Hauptform fur ?zweite Mahd‘ ist aus mhd.   gruonmat entstanden, seit dem 13. Jh. nachzuweisen [4] und ist nach heutiger Ansicht eine Kompositumbildung als Ersatz zu Heu , dessen Bedeutung sich auf den ersten Schnitt einengte. [5] In der Zusammensetzung mit Mahd wird der erste Bestandteil etymologisch zunachst auf grun bezogen, [4] vielleicht weil zunehmend auch anderes Grunfutter wie Nachsaaten gemaht wurde, geht aber auf einen gemeingermanischen Stamm *gr?- ?wachsen‘ zuruck, [5] der auch grun und Gras zugrunde liegt. In seiner heute hochdeutschen Form ist das Wort in den Vogesen (Grummat) und den Sudeten ( Grummet ) gebrauchlich. Daneben sind in Tirol Gruamat , oberbayerisch - osterreichisch Groamat/d , niederbayerisch Gram(m)at, Groamet , in der Rhon Grommet , im Rheinischen Schiefergebirge Graumet , westmitteldeutsch Gro(o)m, Grommet, Gromisch (mit Lautung bis J- ), niedersachsisch Gramme(t), Grammer , ostmitteldeutsch Grum(m)t, Gru(h)nd , ostpreußisch Gromme(l)t verbreitet. [5]

Als zweite Form steht alemannisch Emde (n.), [7] aus mhd.   amat  fur ?Abmahd‘ ( mhd.   ?-  fur ?fort, weg‘) in derselben Bildung wie Grummet . Heute am verbreitetsten ist schweizerdeutsch und schwabisch O(h)md, E(h)mt , am Rhein auch Amat , nordlich O(h)m(e)t , vorarlbergisch O(h)mad , zwischen Donau und Lech Aumat . Daneben findet es sich auf einer Sprachinsel im Harz auch Ommeten . [5]

Eine dritte Form ist Ettgron , ett- zu ahd.   ita-  ?wieder-‘ (wie in ahd.   itaruchen  ?wiederkauen‘ und ahd.  ?wiederkehren‘). Dieses Wort hat sich nur im Schleswigischen und Ostfriesischen erhalten, Ettgroahr fand sich an der Ems , Ettgrau im Weserbergland . Das Wort durfte aber fruher verbreiteter gewesen sein. [5] Eine verwandte Form, Ettwort (zu asachs. wurt ?Wurzel‘), ist oldenburgisch.

Eine weitere, wohl jungere [5] Form ist Nachmahd (f.). Sie findet sich nur im niederdeutschen Sprachraum, allgemein Na(h)mad/t , holsteinisch Na/ohmeid , niederfrankisch / westfalisch N(a)ohmatt , und bildet Nebenformen wie limburgisch Nohheu ?Nachheu‘ und ostpommersch No(h)schnitt ; kleinraumig bei Luneburg war auch Nachgras und im Oldenburgischen Nohgrus in Gebrauch. [5]

Traditionelle Heuwirtschaft

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Die Heuwirtschaft ist die Produktion von trockenkonserviertem Grunfutter fur die winterliche Stallfutterung. Diese weltweit verbreitete Wirtschaftsform geht im Alpenraum wohl in das Hochmittelalter zuruck ( Schwaigen ) und war bis in das spatere 20. Jahrhundert die weitaus verbreitete Arbeitsweise.

Bevor von Traktoren angetriebene Ladewagen und Ballenpressen allgemein verbreitet waren, wurde das Heu meistens auf Wagen, die von Pferden , Ochsen oder Kuhen gezogen wurden, von Hand mit einer Heugabel geladen und zum Hof transportiert. Nachdem das Heu auf dem Wagen lag, wurde es mit einem Wiesbalken (regional auch Wiesbaum) der Lange nach beschwert. Ein daran befestigtes Seil wurde auf einer Winde mit den Windeloffeln aufgewickelt, gespannt und damit das Heu vor dem Herabfallen gesichert. Loses herabhangendes Heu wurde mit dem Rechen entfernt und erneut aufgeladen. [8] In unwegsamerem Gelande (z. B. beim Wildheuen ) musste das Heu oft auf dem Rucken in die Scheune getragen werden. Auch Holzschlitten fanden beim Heutransport Verwendung.

Mit dem Aufkommen der Silage (sauerungskonserviertes Grunfutter) wurde das aufwandigere und viel witterungsabhangigere Heuen aber zunehmend auch im kleinbauerlichen Sektor verdrangt. Verzichteten beispielsweise in Osterreich 1970 noch 80 Prozent der heimischen Landwirte auf Silofutter, so waren es um 2010 nur mehr 15 Prozent. [9]

Nachdem in vielen Dorfern ganze Hauserreihen abbrannten, wurden im 18. Jahrhundert unter Pfalzgraf Karl IV. der Verhutung eines Feuerbrandes dienende strenge Anordnungen erlassen, in denen auch die vorschriftsmaßige Hantierung mit Heu und Stroh geregelt war. [10]

Renaissance der Heuwirtschaft im Kontext der Okologisierung

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Dabei wurden aber schnell Nachteile insbesondere fur die Milchprodukteherstellung erkennbar; besonders traditionelle Kasesorten, insbesondere langgereifte Hartkase aus Rohmilch (wie Emmentaler, Bergkase), waren mit Milch aus Silagefutterung nicht oder schlecht herstellbar ( Clostridien -Gefahr). Daher wurde silofreie oder hartkasetaugliche Milch zunehmend wieder zu einer marktrelevanten Produktsparte. Außerdem wurde das Heumachen zunehmend sowohl als Kulturgut als auch als Maßnahme des Landschafts- und Naturschutzes erkannt, [11] denn die in der Silageherstellung moglichen fruhen Einschnitttermine schon im Mittfruhling und kurzeren Intervalle brachten die uber Jahrhunderte entstandenen charakteristischen artenreichen Blumenwiesen innerhalb weniger Jahre zum Verschwinden.

Daher wird die Heuwirtschaft heute in einigen Bereichen zunehmend gefordert.

Uberdachte Heuraufe
Futterung von Pferden mit Heu

Die sommerliche Weide /Frischgras- und winterliche Heufutterung war traditionell die allgemein ubliche Wirtschaftsweise in der Viehhaltung, im Alpenraum bis in das mittlere 20. Jahrhundert hinein. Mit dem Aufkommen der logistisch viel effizienteren Silage -Wirtschaft wurde das Heumachen weitgehend aufgegeben. Die Heuwirtschaft hielt sich hauptsachlich fur die Rohmilchkaseerzeugung ( Emmentaler , Gruyere , Sbrinz etc.), weil dabei die Gefahr einer Buttersauregarung bei der Reifung durch Clostridiensporen deutlich geringer war, [12] [13] sowie fur Zulieferer vereinzelter regionaler Molkereispezialitaten. Deshalb ist fur die Lieferanten von Rohmilchkasereien Silagefutterung teilweise untersagt und wird durch Heu- und Grunmehl -Futterung ersetzt. Regional wird Milch aus silagefreier Futterung in Osterreich und weiteren Landern unter dem Markennamen Heumilch vertrieben.

Aufgrund seiner fur Pferde gunstigen Zusammensetzung hat Heu eine sehr hohe Bedeutung in der Pferdefutterung , der Einsatz in der Rinderfutterung nimmt durch die Vorzuglichkeit der Silagefutterung ab. Heu mit erhohter Restfeuchte, das unter Luftabschluss konserviert wird, gilt als Heulage und kommt als staubfreies Futtermittel in der Pferdehaltung zur Verwendung. Trotz der teils vielfaltigen Zusammensetzung aus mehreren Pflanzenarten gilt Heu rechtlich als Einzelfuttermittel.

Das bei der Heulagerung verbliebene Feinmaterial, hauptsachlich Blattbruch, Spelzen und Samen und sonstige Kleinteile, wird Heublumen (Graminis flos) genannt und ist ein traditionelles Heilmittel. [14] Entsprechende Atherische Olmischungen nennt man in der Parfumerie Foin Coupe (Heugeruch). [14] Cumarin verleiht frischem Grasschnitt seinen eigentumlichen, angenehm wurzigen Geruch. [14] Schimmelt das Heu, konnen gesundheitsgefahrdende Cumarin-Derivate entstehen.

Zur energetischen Nutzung ist Heu bedingt geeignet, besonders aufgrund seines hohen Silicium -Gehalts, der zu besonders hartnackiger Verunreinigung fuhrt, und seiner vergleichsweise inhomogenen Konsistenz. Seine Verwendung als halmgutartiger Brennstoff ist in dafur geeigneten Heizungsanlagen zulassig. Aufgrund der Brennstoffeigenschaften von Heu ist die Anlagentechnik anspruchsvoller als beispielsweise bei Verbrennung von Holz , zudem ist auch bei Kleinanlagen eine nachgeschaltete Abgasreinigung notig, um geltende Emissionsgrenzwerte einzuhalten. [15]

In Osterreich wird die Heuwirtschaft vor allem durch die ARGE Heumilch Osterreich gefordert, in der etwa 8.000 Bauern vertreten sind, etwa 40 % der insgesamt etwa 20.000 Milcherzeuger in Osterreich. Damit sind ein Viertel aller (bis 2014) registrierten 22 Kasesorten explizite Heumilchprodukte, und uber drei Viertel anderweitig aufgrund der Herstellungsweise auf Heufutterung beschrankt. Die Genussregionen spielen inzwischen eine zentrale Rolle in der Vermarktung der nach OPUL -Programm gewonnenen Produkte.

Lebensmittelrechtliche Einordnung

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Anlasslich der Vorstellung eines Brots , das mit wassrigem Auszug von Heu aromatisiert wurde, erklarte die steirische Lebensmittelbehorde, dass ein solches Brot nicht als Lebensmittel vermarktet werden darf. Ahnlich entschied fruher die Karntner Behorde zu einer Heulimonade. [16]

  • Gottfried Briemle u. a.: Nachhaltige Grunlandbewirtschaftung in Baden-Wurttemberg. In: Gunther Linckh u. a.: Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft. Voraussetzungen, Moglichkeiten, Maßnahmen . Springer Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-540-61090-1 , S. 125?256.
  • Ernst L. Klapp : Grunlandvegetation und Standort. Nach Beispielen aus West-, Mittel- und Suddeutschland . Parey Verlag, Berlin 1965
  • Ernst L. Klapp: Wiesen und Weiden. Eine Grunlandlehre . Parey Verlag, Berlin 1971, ISBN 3-489-72510-7 .
  • Gerhard Voigtlander (Hrsg.): Grunlandwirtschaft und Futterbau . Ulmer, Stuttgart 1987, ISBN 3-8001-3071-8 .
  • K. Buchgraber, L. Gruber, A. Pollinger, E.M. Potsch, R. Resch, W. Starz, A. Steinwidder: Futterqualitat aus dem Grunland ist wieder mehr wert. In: Der fortschrittliche Landwirt. 86, (6), 2008, S. 16?19.
  • W.L. Greenhill, J.F. Couchman, J. De Freitas: Storage of hay. In: Journal of the Science of Food and Agriculture 12, 1961, S. 293?297.
  • R. Resch, T. Guggenberger, G. Wiedner, A. Kasal, K. Wurm, L. Gruber, F. Ring-Dorfer und K. Buchgraber: Futterwerttabellen fur das Grundfutter im Alpenraum. In: Der fortschrittliche Landwirt. (24), 2006, Sonderbeilage
  • Horst Eichhorn (Hrsg.): Landtechnik. 7. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5 , S. 382 ff.
  • Klaus-Ulrich Heyland (Hrsg.): Spezieller Pflanzenbau. 7. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1952, 1996, ISBN 3-8001-1080-6 , S. 57 ff.
Wiktionary: Heu  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Commons : Heu  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. vgl. Handbuch Pferd, 6. Auflage, BLV, Munchen, 2005, ISBN 3-405-17019-2 , S. 160.
  2. Horst Eichhorn (Hrsg.): Landtechnik . 7. uberarbeitete und erweiterte Auflage, Ulmer, Stuttgart 1952/1999, ISBN 3-8001-1086-5 , S. 262 ff.
  3. a b MAHD, n. und fem. mahen und gemahtes . In: Jacob Grimm , Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Worterbuch . 16 Bande in 32 Teilbanden, 1854?1960. S. Hirzel, Leipzig ( woerterbuchnetz.de ).
  4. a b c GRUMMET, n., foenum secundum . In: Jacob Grimm , Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Worterbuch . 16 Bande in 32 Teilbanden, 1854?1960. S. Hirzel, Leipzig ( woerterbuchnetz.de ).
  5. a b c d e f g h i Werner Konig: dtv-Atlas Deutsche Sprache (=  dtv-Atlas . Band   3025 ). 1. Auflage. dtv, Munchen 1978, ISBN 3-423-03025-9 , Grummet , S.   215 , Sp.   1 (Karte S. 214).
  6. HEU, n. foenum . In: Jacob Grimm , Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Worterbuch . 16 Bande in 32 Teilbanden, 1854?1960. S. Hirzel, Leipzig ( woerterbuchnetz.de ).
  7. EMDE, n. chordum, grummet . In: Jacob Grimm , Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Worterbuch . 16 Bande in 32 Teilbanden, 1854?1960. S. Hirzel, Leipzig ( woerterbuchnetz.de ).
  8. Mit Rucksack und Sense in die Maulbeerau. ? Die Heuernte wie sie fruher einmal war ?. Rathaus Burstadt, 10. Februar 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 21. Juli 2012 ; abgerufen am 21. Juni 2013 (Der Wiesbalken war ein mehrere Meter langer Rundholz?Balken, welcher uber das Fuhrwerk hinausreichte. Die Windeloffel waren ?paddelformige“ Bretter, welche in die Seilwinde gesteckt und zum Spannen benutzt wurden. Die Seilwinde selbst, war ein achteckig gehobeltes Rundholz , welches an den Enden gelagert war. Das Rundholz hatte um 90° versetzte Langlocher, in diese Langlocher wurden die Windeloffel abwechselnd gesteckt. Durch Drehen des Rundholzes wurde das Seil gespannt.).
  9. Heumilch ? ein Marketingschmah? . In: Wiener Zeitung. 1. Oktober 2010.
  10. Franz-Josef Sehr : Das Feuerloschwesen in Obertiefenbach aus fruherer Zeit . In: Jahrbuch fur den Kreis Limburg-Weilburg 1994 . Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 1993, S.   151?153 .
  11. Art. 10 Standortgemaße Viehhaltung und genetische Vielfalt und Art. 11 Vermarktung der Alpenkonvention (P2); Protokoll zur Durchfuhrung der Alpenkonvention von 1991 im Bereich Berglandwirtschaft StF: BGBl. III Nr. 231/2002 (i.d.g.F. online, ris.bka ).
  12. Heumilch: Vom Ladenhuter zum Trendsetter. In: Rind. Ausgabe 06/2012 (online, topagrar.com).
  13. Studie ?Einfluss Silage auf die Milch“. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 31. Oktober 2020 ; abgerufen am 2. Marz 2018 .
  14. a b c Vergl. Foin Coupe (Heugeruch). In: Fred Winter: Riechstoffe und Parfumierungstechnik: Genesis, Charakteristik und Chemie der Riechstoffe unter Besonderer Berucksichtigung Ihrer Praktischen Verwendung zur Herstellung Komplexer Riechstoff-Gemische. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-7091-5731-2 , S. 319 ff ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Hans Oechsner: Besichtigung der Pilotanlage zur Heuverbrennung. (PDF; 519 kB) In: ALB-Fachgesprach Holz, Getreide & Co. ALB Baden-Wurttemberg e. V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 5. Marz 2016 ; abgerufen am 21. Juni 2013 .
  16. Diskussion uber Heu als Lebensmittel entfacht orf.at, 2. Oktober 2017, abgerufen am 2. Oktober 2017.