Mahen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Getreidemahd mit der Sense
Hanggeratetrager ( Spezialtraktor fur die Bewirtschaftung steiler Hanglagen) mit Mahwerk im Front- und Kreiselheuer im Heckanbau
Video: Mahe von Getreide in Ellern (Hunsruck) , 1966
Spezial-Boschungsmaher ?Dreibein“ zur Grabenmahd

Mahen oder Mahd ist das Abschneiden von Gras oder Getreide .

Wortherkunft von Mahd, Mahder [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Begriff die ( f. ), regional auch das ( n. ) Mahd , [1] das Substantiv zu ?mahen‘, entstand um das Jahr 1300 und bezeichnet neben einem Mahgang ? dem Schnitt ? oder dem ganzen Erntevorgang vom Schnitt bis zum Einbringen ( mhd.   mad  fur ?Arbeit des Mahens‘) auch dessen Ergebnis, die Ernte .

Grunland , welches fur die Mahd vorgesehen ist, wird als Wiese bezeichnet; Grunlandflachen, die fur das Grasen des Vieh vorgesehen sind, nennt man hingegen Weide . [2] [3] Lasst man das Vieh auf einer gemahten Wiese nachweiden, so wird die Flache als Mahweide bezeichnet. [4]

Gemaht , auch geschnitten , wird allgemein Gras , aber auch Getreide und andere Kulturpflanzen im Feldbau . Das frisch gemahte Gras, allgemein auch Futter genannt, heißt etwa tirolisch Schwade , erst wenn es getrocknet und reif zum Einbringen ist, Heu (wobei in Fachkreisen nur der erste Schnitt Heu genannt wird, der zweite allgemeindeutsch Grummet , in Suddeutschland und in der Schweiz Ohmd bzw. Emd ? siehe dort zu Details). Bei Getreiden heißt es Stroh .

Eine mehrmalige Mahd pro Jahr wird als ?mehrmahdig“ oder auch ?mehrschurig“ bezeichnet. Ebenso werden die gemahten Flachen entsprechend als ?ein-“ ?zwei-“ oder ?dreimahdig“ bzw. ?ein-“, ?zwei-“ oder ?dreischurig“ bezeichnet. [5] [6]

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zum Mahen verwendete ursprunglich der Schnitter oder Mahder eine Sichel oder die Sichte . Erst im Mittelalter kam die viel effektivere Sense auf. Dabei musste die Klinge regelmaßig neu gescharft (?gewetzt“) werden, wozu der Schnitter immer einen Wetzstein in einem Kumpf bei sich trug.

Eine Reihe technischer Erfindungen hat mechanische und motorbetriebene Mahgerate hervorgebracht, etwa die Mahmaschine (Balkenmaher), den Rasenmaher , sowie die Mahbinder und Mahdrescher fur Getreide.

Viele Grasflachen bzw. extensive Wiesen werden nur einmal im Jahr gemaht, beispielsweise nach dem Aussamen der Graser . Golfgruns werden bis zu 100-mal pro Jahr, d. h. im Sommer taglich, geschnitten.

Okologische Wirkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jedes Mahen und Entfernen des Mahgutes entzieht dem Okosystem Wiese Nahrstoffe. Die Artenzusammensetzung andert sich abhangig davon, ob und wie viel Mist oder Dunger stattdessen ausgebracht wird. Das unsachgemaße Ausbringen von Stickstoffdunger und Mist fuhrt zu Lachgas -Emission, einem starken Treibhausgas , und kann das Grundwasser belasten.

Die Bewirtschaftung von Wiesen birgt das Risiko, dass bodenbrutende Vogelarten und Wild beeintrachtigt werden. Andererseits sind z. B. Storche und Greifvogel bevorteilt, die Kleintiere besser erbeuten konnen.

Je nach Schnittzeitpunkt und Schnitthaufigkeit konnen sich Pflanzen durch Samen ( generativ ) oder bei mehr als zweimaligem Schnitt vorwiegend nur noch vegetativ vermehren. Regelmaßiger Schnitt fordert schnittunempfindliche und bodenkriechende Pflanzen oder Rosettenpflanzen. Schwachwuchsige Arten werden gefordert, indem stark- und hochwuchsige Arten eingedammt werden. In Gegensatz zur Beweidung (Trittschaden, selektive Beweidung) wird durch diese Form der Bewirtschaftung eine einheitliche Struktur erzeugt. Beim Ausbleiben der Mahd werden konkurrenzstarke und schnittempfindliche Pflanzen gefordert und werden dominant. Die Biodiversitat nimmt ab und die Sukzession setzt ein, die uber Hochstaudenfluren oder artenarme Grasbestande mit aufkommenden Geholzen zumeist zu waldartigen Bestanden fuhrt.

Ohne regelmaßige Mahd konnen Wiesenfluren in Mitteleuropa nicht bestehen und werden vom Wald verdrangt, solange dieser existenzfahig ist: die Niederschlage, Temperaturen und Bodenbedingungen in Mitteleuropa reichen, abgesehen von wenigen Sonderstandorten wie zum Beispiel Felsbereichen, zumindest genugsamen Baumarten wie der Waldkiefer zum Wachsen. [7]

Wirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualitat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Insbesondere die Rasenbewirtschaftung im Stadtgebiet und auf Privatgrundstucken hat erhebliche gesundheitliche Auswirkungen. Dazu gehoren insbesondere der Larm und der Schadstoffausstoß der noch mehrheitlich als Antrieb verwendeten Verbrennungsmotoren.

Zur Begrenzung der Larmbelastigung bestimmen Gemeinden, wann gemaht werden darf. Daruber hinaus gibt es Larm-Grenzwerte, die auch dann nicht uberschritten werden durfen ? fur besonders laute Gerate wie Freischneider (Motorsense) gibt es weitergehende Einschrankungen. Ublich sind Verbote an Sonn- und Feiertagen sowie in den Nachtstunden von 20 bis 7 Uhr. [8] Verstoße werden als Ordnungswidrigkeit verfolgt. Mit Verbrennungsmotor angetriebene Gerate entsprechen hinsichtlich Larm nicht mehr dem Stand der Technik. Der Blaue Engel erfasst solche Gerate daher nicht mehr. [9] Mit Akkumulatoren betriebene, fur den Privatgebrauch angebotene Gerate haben jedoch oft noch wegen unausgereifter Technik ein Problem mit geringer Nachhaltigkeit (Lebensdauer) [10] und geringeren Leistungsparametern.
Akkubetriebene Gerate fur den professionellen Einsatz sind hingegen teurer, konnen jedoch Vergleichbares leisten. Elektrogerate sind 10 bis 20  dB leiser als benzinbetriebene Gerate, was einem auf die Halfte bis einem Viertel der empfundenen Larmbelastigung entspricht.

Der Schadstoffausstoß der Maschinen unterscheidet sich stark nach Antriebsmotor. So emittieren Zweitaktmotoren zusatzlich aus dem teilverbrannten Zweitaktol stammende gesundheitsgefahrdende Aerosole (blauer Rauch). Viertaktmotoren emittieren dagegen neben dem ungiftigen Kohlendioxid und Wasser vorrangig Kohlenmonoxid und Stickoxide . Das Alkylatbenzin (Geratebenzin) ist eine schadstoffarme Alternative zu herkommlichem, fur Automobile verwendetem Ottokraftstoff, es enthalt weniger Schadstoffe, hat somit ein geringeres Gesundheitsrisiko beim Betanken, verbrennt schadstoffarmer und ist weniger wassergefahrdend.

Wirkungen auf die Tierwelt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Maschinelles Mahen und die sich daran anschließenden Arbeitsschritte der Wiesenernte sind erhebliche Stressfaktoren fur die Fauna einer Wiese. Dies auf zwei unterschiedlichen Wirkungswegen: Zum einen ist die maschinelle Einwirkung fur viele Arten direkt todlich. Das gilt vor allem fur Arten, die nicht oder wenig mobil sind, wozu sehr viele Insektenarten gehoren (bspw. die meisten Arten der Zikaden und die Mehrzahl der Heuschrecken ). Speziell fur Amphibien konnen Arbeitsgerate auch zu nicht-letalen Verletzungen fuhren. Zum anderen bewirkt die abrupte Kurzung des Wiesenaufwuchses erhebliche Veranderungen des Mikroklimas, des Nahrungsangebots und des Angebots an Versteckoptionen. Auf all dies reagieren viele Arten negativ.

Allein die maschinelle Einwirkung bewirkt, abhangig von der eingesetzten Technik und den vorgenommenen Erntetechniken, einen Verlust von bis zu 80 % der Insekten. Als einfaches, zentrales Werkzeug fur eine schonende Mahd wird daher empfohlen, bei jeder Mahd einen kleinen Teilbereich als ?Regenerationsstreifen“ auszusparen. Derartige Altgrasstreifen bzw. Refugien oder eine zeitweilige Brache konnen dann weiterhin den Tieren als Ausweich-Nahrungsquelle, Versteckmoglichkeit und gegebenenfalls auch als Uberwinterungsort dienen. Diese Teilbereiche werden bei der nachsten Mahd mitgemaht und ein anderer Streifen oder Flecken stehengelassen (Staffelmahd). Auch wenn die Staffelmahd eine wesentliche Aufwertungsoption fur Wiesen darstellt, sind viele Grunland-Arten auf Wiesen nicht uberlebensfahig. Fur diese Arten ist eine extensive Beweidung des Grunlands haufig das Mittel der Wahl. [11]

Besonders gefahrdet sind auch Rehkitze beim ersten Schnitt, da sie im hohen Gras kaum zu erkennen sind und bei Gefahr instinktiv versuchen, sich noch tiefer in das Versteck zu drucken. Oft ist der Maschinenfuhrer nicht mehr in der Lage, noch rechtzeitig anzuhalten, wenn er Jungtiere erkennt. In der Getreide- und Rapsernte besteht zwar ein vergleichbares Gefahrdungspotenzial, jedoch sind die Jungtiere dann schon etwas alter und konnen besser fluchten. Deshalb sind fur Rehwild vorbeugende Maßnahmen zur Wildrettung erforderlich.

Mahdarten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Rasenmahen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Rasenflache nach zweimaligem Mahen (links) und ungemaht (rechts)

Rasenmahen (der Grunschnitt ) ist eine Schnittmaßnahme im Gartenbau und dient dazu, Gras zu dichtem Wuchs anzuregen. Bestandteil des Rasenmahens kann auch eine Aufnahme des Mahgutes sein. Liegt das Mahgut zu dick, wird die Rasenflache darunter geschadigt und es kommt zu Kahlstellen. Bei haufigen Mahgangen mit kurzem Schnitt ist eine Aufnahme des Mahgutes nicht notwendig ( Mulchen ).

Staffelmahd [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bei der Staffelmahd werden fur eine Flache mehrere Termine fur die Mahd angesetzt, um fur verschiedene Tierarten Ruckzugsraume oder ein durchgangiges Nahrungsangebot sicherzustellen. Bei diesem parzellierten Mahen entstehen Mosaike von gemahten und ungemahten Flachen, welche in puncto Ruckzugsraume ein Springen der Arten ermoglichen.

Fur den Storch ist es beispielsweise in der Brutzeit wichtig, jederzeit Nahrung fur die Brut heranschaffen zu konnen, welche er auf der gemahten Teilflache gewinnen kann. Ebenfalls konnen Bienen von der Staffelmahd profitieren, um nicht auf einen Schlag neue ungemahte Wiesen erschließen zu mussen.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wiktionary: Mahd  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: mahen  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Mahder  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
  • Literaturreview zu tierschonender Mahd : Van de Poel, D. & Zehm, A. (2014): Die Wirkung des Mahens auf die Fauna der Wiesen ? Eine Literaturauswertung fur den Naturschutz. ? ANLiegen Natur 36(2): 36?51, Laufen.

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. MAHD, n. und fem. mahen und gemahtes . In: Jacob Grimm , Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Worterbuch . 16 Bande in 32 Teilbanden, 1854?1960. S. Hirzel, Leipzig ( woerterbuchnetz.de ).
  2. Brockhaus in 15 Bd., Leipzig/Mannheim, 1999, Artikel Weide und Wiese
  3. Dietl / Lehmann, Okologischer Wiesenbau, avbuch, Leopoldsdorf, 2006, ISBN 3-7040-1919-4 , S. 11 ff.
  4. Dietl / Lehmann, Okologischer Wiesenbau, wie vorgenannt
  5. …schurig | wissen.de. Abgerufen am 30. Juli 2023 .
  6. Bergwiesen im Osterzgebirge ? Mehrschurige Mahd. Abgerufen am 30. Juli 2023 .
  7. Heinz Ellenberg : Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5., stark veranderte und verbesserte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-2696-6 , S. 26, 115, 116, 152, 153.
  8. Larm durch Gartengerate , Mitteilung Umweltbundesamt vom 10. Juli 2013, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  9. Blauer Engel: Neue Kriterien fur Gartengerate und Drucker , Mitteilung Umweltbundesamt vom 10. Juli 2017, abgerufen am 18. Okt. 2023.
  10. Werkzeugakkus im Test: Diese System-Akkus halten besonders lange , Mitteilung der Stiftung Warentest vom 29. Okt. 2020, abgerufen am 18. Okt. 2023.
  11. Nicolas Schoof, Rainer Luick, Guy Beaufoy, Gwyn Jones, Peter Einarsson, Jabier Ruiz, Vyara Stefanova, Daniel Fuchs, Tobias Windmaißer, Herman Hotker, Heike Jeromin, Jochen Schumacher, Mariya Ukhanova: Grunlandschutz in Deutschland: Treiber der Biodiversitat, Einfluss von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, Ordnungsrecht, Molkereiwirtschaft und Auswirkungen der Klima- und Energiepolitik . In: Bundesamt fur Naturschutz (Hrsg.): BfN-Skript . Nr.   539 . BfN, Bonn ? Bad Godesberg 2019, S.   257 ( researchgate.net ).