Geschichte des Irak

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Die Geschichte des Irak umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Irak von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Der Irak entstand in den Jahren 1920/21 aus den drei osmanischen Provinzen Bagdad , Mosul und Basra . Die Wurzeln des Iraks reichen bis zu den fruhen Hochkulturen , die im 4. Jahrtausend v. Chr. entstanden, zuruck.

Seit dem Irak-Krieg 2003, der die Ara Saddam Husseins beendete, befand sich der Irak unter militarischer Besatzung durch Truppen einer von den Vereinigten Staaten gefuhrten internationalen Koalition. 2009 verließen die Besatzungstruppen die Stadte, 2011 zogen sie komplett ab.

Altorientalische Reiche [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Irak liegt auf dem Gebiet des alten Mesopotamien (Ben al Naharain bzw. Aram-Naharaim ). Dort entstanden ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. einige der fruhesten Hochkulturen der Menschheit ( Sumer , Akkad , Babylonien , Mittani , Assyrien , Medien ; siehe auch: Alter Orient ), weshalb die Region heute von vielen als Wiege der Zivilisation gesehen wird.

Das alte Mesopotamien fiel 539 v. Chr. bei der Unterwerfung Babyloniens an das aufstrebende Perserreich unter Kyros . Unter den Achameniden wurde Mesopotamien zeitweilig in die zwei Satrapien Syria und Assyria aufgeteilt; nach der Eroberung durch Alexander den Großen nach der Schlacht bei Gaugamela 331 v. Chr. wurden beide Satrapien zu einer neuen Satrapie Mesopotamien zusammengefuhrt. Nach der Schlacht von Gaza 312 v. Chr. geriet Mesopotamien unter die Kontrolle des Seleukidenreichs und blieb fortan fur fast zwei Jahrhunderte von weiteren Kampfhandlungen weitgehend verschont. In dieser Zeit bluhten nicht zuletzt die hellenistischen Stadtgrundungen auf (beispielsweise Apameia , Dura Europos , Edessa , Seleukia ).

Nach dem Tod des Seleukidenkonigs Antiochos Sidetes 129 v. Chr. fiel Mesopotamien endgultig an die Parther , die zuvor schon den Iran erobert haben. Ktesiphon wurde zur parthischen Hauptstadt, daneben gelangte auch Hatra zu besonderer Bedeutung. Teile Mesopotamiens gelangten zwischen 83 und 69 v. Chr. an Armenien , wurden allerdings im Zuge der romisch-parthischen Einigung nach der Schlacht bei Carrhae den Parthern zuruckgegeben. In der Folgezeit stabilisierte sich der Euphrat als Grenze zwischen romischer und parthischer Einflusssphare. Versuche des romischen Kaisers Trajan , Mesopotamien zwischen 114 und 117 n. Chr. zu annektieren, scheiterten, doch nach dem Partherkrieg des Lucius Verus von 162 bis 165 blieben großere Teile Mesopotamiens im romischen Einflussbereich. 195 fiel Mesopotamien bis auf die strategisch wichtige Stadt Nisibis wieder an die Parther, wurde von Kaiser Septimius Severus 197 aber wieder zuruckerobert und befestigt.

Der Wechsel von der dezentral-feudalen Partherherrschaft zum starker zentralisierten Sassanidenreich brachte zunachst keine grundlegenden Veranderungen mit sich. In der zweiten Halfte des 3. Jahrhunderts geriet Mesopotamien in den Strudel der Reichskrise des 3. Jahrhunderts und wechselweise unter romische und sassanidische Kontrolle. Wahrend der gesamten Spatantike war Mesopotamien Aufmarsch- und Kampfgebiet dieser beiden antiken Großmachte (siehe auch Romisch-Persische Kriege ), wobei der arabische Stamm der Lachmiden einen wichtigen Teil der Grenzsicherung fur Persien ubernahm. Dem romischen Kaiser Diokletian gelang es 297/298 die alten Besitzverhaltnisse wiederherzustellen. Ab 337 begann der sassanidische Großkonig Schapur II. große Teile Mesopotamiens zuruckzuerobern. Der gescheiterte Persienfeldzug Kaiser Julians fuhrte 363 schließlich zum Verlust fast ganz Mesopotamiens und insbesondere von Nisibis an Persien. Trotz verschiedener Versuche von beiden Seiten, den Grenzverlauf zu verschieben, blieb dieser im Wesentlichen unverandert, bis schließlich Mesopotamien und Syrien im Zuge der Islamischen Expansion zwischen 633 und 640 von den Arabern erobert wurden.

Arabisch-Islamische Herrschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Umayyaden [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach der Schlacht von Kadesia 636 bemachtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes. 636 wurde Basra vom Kalifen Umar als Heerlager gegrundet, 637/638 Kufa . Der Irak wurde zu einem wichtigen kulturellen Zentrum des sich ausbreitenden Islams . Die Rolle eines politischen Zentrums fur die Muslime erhielt er erstmals, als ?Al? ibn Ab? T?lib nach seiner Erhebung zum vierten Kalifen seine Hauptstadt nach Kufa verlegte. Nach ?Al?s Ermordung im Jahre 661 durch einen Charidschiten annektierte der Umayyade Muawiya I. den Irak. Ab 665 wurde das Gebiet von den Statthaltern Ziy?d ibn Ab? Sufy?n und seinem Sohn ?Ubaidall?h ibn Ziy?d regiert, die mit harter Hand gegen die Charidschiten und die Anhanger ?Al?s vorgingen. ?Al?s Sohn Hussein , der 680 einen Aufstand gegen die umayyadischen Kalifen Yazid I. unternahm, fiel bei Kerbela im Kampf. Von 694 bis 714 herrschte der fur seine Grausamkeit bekannte Statthalter al-Haddsch?dsch ibn Y?suf uber den Irak. Er entschied 702, das Persische als Kanzleisprache durch das Arabische zu ersetzen. [1]

Abbasiden [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

762 wurde Bagdad von Al-Mansur als Hauptstadt des Abbasidenkalifats gegrundet und entwickelte sich bald zur bedeutendsten Stadt der islamischen Welt. Die folgende Periode wird auch als Blutezeit des Islams bezeichnet, in der besonders Wissenschaft und Kunste ein deutlich hoheres Niveau entwickelten als etwa in Europa.

Ab 1055 eroberte der Seldschukenfuhrer Tughrul Beg das Land, 1258 der mongolische Konig Hulegu , Begrunder der Dynastie der Ilchane . Abgesehen von den massiven Verwustungen in den Stadten wurde auch die Landwirtschaft, das Ruckgrat der Wirtschaft, zerstort. Die schweren Kampfe zwischen den Mongolen und den zur Verteidigung anruckenden Mamelucken fuhrten zu hohen Sachschaden an dem komplexen Bewasserungssystem des Zweistromlandes. Ebenso stark wirkten sich hier die menschlichen Verluste aus: Das mundlich tradierte Wissen uber die Anwendung und Wartung der Bewasserungsanlagen gingen verloren. In Folge verfiel die Provinz, denn ohne ein Bewasserungssystem konnte die mesopotamische Landwirtschaft ihr volles Potential nicht mehr entfalten. 1401 wurde Bagdad durch Timur verwustet, 1534 fiel das Land an das Osmanische Reich .

Der Irak als Teil des Osmanischen Reiches [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Irak war fur das Osmanische Reich vor allem als Verbindung zum Persischen Golf und als Verteidigungsbarriere gegenuber dem Iran (Persien) bedeutend; an wirtschaftlicher Entwicklung hingegen waren die Osmanen kaum interessiert. So beschrankte sich ihre Administration vor allem in den ersten Jahrhunderten weitgehend auf das Eintreiben von Steuern und der (Zwangs-)Rekrutierung von Soldaten. Der Irak war eine vergleichsweise unbedeutende Provinz des Osmanischen Reiches, regiert von Beamten (teilweise regierten sich Bagdad, Mossul und Basra faktisch selbst).

Die georgische Mamluken- Dynastie des Hasan Pascha herrschte von 1704 bis 1831.

Die schiitische Bevolkerung war unter den sunnitischen Osmanen von Posten in Verwaltung und Militar ausgeschlossen. Die schiitische Geistlichkeit betrieb jedoch eigene religiose Schulen und zog Steuern von ihren Anhangern ein. [2]

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es administrative Reformen, doch die ersten wichtigen Veranderungen kamen mit Midhat Pascha (Gouverneur in Bagdad zwischen 1869 und 1872). Die ersten Krankenhauser wurden gebaut, erste Zeitungen erschienen, Manufakturen nahmen ihren Betrieb auf. Doch er regierte zu kurz, um dem Irak einen langerfristigen Aufschwung zu bescheren. In diese Zeit fallen auch die ersten Belege fur das Interesse der Briten am Irak. 1860 erwarb die britische Lynch-Company das Monopol fur die Schifffahrt am Tigris. Der Irak blieb bis zum Ersten Weltkrieg ein unbedeutender Nebenschauplatz, seine geostrategische Position an den Schnittrouten zwischen Europa, Britisch-Indien, Zentralasien , dem Kaukasus und Sudarabien sollte ihn aber vom Ersten Weltkrieg an zum Gegenstand von weltpolitischen Interessen machen.

Britische Herrschaft und Konigreich [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend des Ersten Weltkrieges (am 6. November 1914, einen Tag nach der Kriegserklarung an das osmanische Reich) marschierten britische Truppen und arabische Aufstandische gemeinsam ein und besetzten 1917 Bagdad. Eigentliches unmittelbares Ziel war nur die Region um Basra gewesen, denn die Royal Navy war auf Ollieferungen aus dem benachbarten Iran angewiesen. 1920 loste Großbritannien aus dem ehemaligen osmanischen Reich die Provinzen Vilayet Bagdad , Vilayet Mossul und Vilayet Basra heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Die Provinz Mossul war dabei zunachst nicht mit eingeplant worden, da sie in franzosischem Einflussgebiet lag; nach dem Ausfall Russlands betreffend das Sykes-Picot-Abkommen und aufgrund von strategischen Uberlegungen wurde sie jedoch ebenfalls eingegliedert, indem der Turkei und Frankreich jeweils 20 % der zu erwartenden Gewinne aus der Erdolforderung in dieser Region versprochen wurden.

Die drei ehemaligen osmanischen Vilayets

An der Festlegung der heutigen Grenzen war Gertrude Bell als Beraterin des Kolonialministers Winston Churchill wesentlich beteiligt. Der Volkerbund sanktionierte diese Maßnahme und ubertrug Großbritannien das Mandat uber den Irak. So wurde das Britische Mandat Mesopotamien eingerichtet. Da den Arabern von Großbritannien ein souveranes Großarabien versprochen wurde, sollten sie sich gegen das osmanische Reich erheben, akzeptierten sie den Status als britisches Mandatsgebiet nicht und begannen 1920 einen Aufstand gegen die britische Krone. Der Aufstand hatte aber auch einen sozialen Hintergrund. Um das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, verfuhren die Briten wie an ihrer indischen Nordwestgrenze: Sie machten lokale Autoritaten aus, denen sie eine Reihe von Privilegien gaben (z. B. Steuerfreiheit) und denen auch das fruher kommunale Land ubertragen wurde, so dass viele Bauern verarmten. Bei der drei Monate dauernden Revolte starben nach britischen Schatzungen 8450 Iraker und 1654 britische Soldaten. Der hohe Blutzoll und die Kosten, die zur Niederwerfung des Aufstandes benotigt wurden (insgesamt das Sechsfache der gesamten Kosten der britischen Militarkampagne im Nahen Osten), erschreckten die britische Regierung. Um die Kosten fur die britische Prasenz zu senken und gleichzeitig die Araber von neuem Aufruhr abzubringen, setzte die britische Regierung einen arabischen Konig ein.

Am 23. August 1921 wurde Faisal , Sohn des Scherifen Hussein von Mekka , zum Konig proklamiert. Die Aufnahme des Konigreichs Irak in den Volkerbund erfolgte am 3. Oktober 1932. Auch nach der Staatsgrundung gab es keine einheitlichen Maße oder Gewichte und keine einheitliche Wahrung; indisches, iranisches und turkisches Geld wurden entsprechend der verschiedenartigen Ausrichtung der Provinzen parallel benutzt. Die wesentlichen Olaktivitaten im Land waren in der 1929 aus der Turkish Petroleum Company hervorgegangenen Iraq Petroleum Company zusammengefasst, die nur geringe Konzessionsgebuhren zahlte und vollstandig auslandischen Unternehmen gehorte.

Der Anglo-irakische Vertrag von Juni 1930 sicherte den Englandern zahlreiche Rechte und raumte ihnen Militarstutzpunkte ein. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brach die irakische Regierung unter Nuri as-Said die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab und nahm in der Außenpolitik eine probritische Haltung ein, die in Armeekreisen und breiten Bevolkerungsschichten keinen Ruckhalt hatte. Am 1. April 1941 unternahmen antibritische Politiker und Offiziere einen Staatsstreich , um die probritische Politik der Regierung zu beenden. Die Armee brachte Raschid Ali al-Gailani an die Regierungsspitze, der die Neutralitat des Iraks verkundete und den Abzug aller britischen Soldaten forderte. Am 2. Mai 1941 begannen militarische Auseinandersetzungen zwischen britischen und irakischen Truppen, die einen Monat andauerten und mit der irakischen Niederlage endeten. Wahrend dieser Kampfe richtete die irakische Regierung ein Hilfeersuchen an Deutschland, das aber nur geringfugige militarische Unterstutzung brachte ( Sonderstab F ). Im Oktober 1941 ubernahm wieder Nuri as-Said die Regierung. Die vertraglich abgesicherte politische, okonomische und militarische Einflussnahme Großbritanniens als ehemalige Mandatsmacht im Irak war auf Dauer bis hin zum Bagdadpakt Mitte der 1950er-Jahre wiederhergestellt. Am 16. Januar 1943 erklarte der Irak den faschistischen Achsenmachten den Krieg.

Der Versuch der Premierministers Salih Dschabr , den Anglo-Irakischen Vertrag von 1930 zu erneuern, fuhrte im Januar 1948 zu schweren antibritischen Unruhen, die von der verarmten Bevolkerung der Vorstadte Bagdads, von Studenten und der Kommunistischen Partei ausgingen und blutig niedergeschlagen wurden. Salih Jabr musste seine Unterschrift unter den Vertrag widerrufen und ins Exil nach England gehen.

Als Reaktion auf die Grundung der Vereinigten Arabischen Republik erklarten am 14. Februar 1958 die beiden haschemitischen Konigreiche Irak und Jordanien ihre Vereinigung zu einer von Großbritannien unterstutzten Arabischen Foderation . Unter General Abdel Karim Qasim schlossen sich die so genannten ?Freien Offiziere“ zusammen, um die britische Kontrolle abzuschutteln. Sie sturzten am 14. Juli 1958 mit Hilfe des Volkes die pro-britische Monarchie ( Faisal II. 1935?1958). Der Konig wurde ermordet und sein Leichnam durch die Straßen von Bagdad geschleift.

Die Republik bis zum Sturz Saddam Husseins [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Beginn der Republik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 15. Juli wurde die Foderation mit Jordanien aufgelost und die Republik Irak proklamiert. Es stromten hunderttausende Iraker auf die Straßen, um ath-Thawra (die Revolution ) zu feiern. Mit Ausrufung der Republik wurden neue politische Verhaltnisse geschaffen. Die Monarchie wurde abgeschafft und der Irak trat aus dem mit der Turkei, Pakistan und dem Iran geschlossenen CENTO (Bagdad)-Pakt aus. Die letzten britischen Soldaten verließen das Land am 24. Marz 1959. [3]

Innenpolitisch wurde eine Bodenreform durchgefuhrt und der Irak trat aus dem britischen Sterling-Wahrungssystem aus. Die auslandischen Olgesellschaften wurden verstaatlicht und es wurden wirtschaftliche und politische Beziehungen zu den sozialistischen Landern eingeleitet. Ein Erlass ermoglichte es, dass politische Parteien und berufliche Organisationen gebildet werden konnten. Die Pressefreiheit wurde eingefuhrt. Ein historischer Schritt war aber der Artikel 3 der provisorischen Verfassung : ?Araber und Kurden sind Partner im Irak“. Die Kurden wurden erstmals ausdrucklich anerkannt. Die demokratischen Prozesse dauerten jedoch nur kurze Zeit an. Bald wurden Zeitungen verboten. Die Entwicklung der neuen Republik Irak wirkte den grundsatzlichen Interessen des Westens entgegen. Die Briten und die USA ubten Druck von außen aus. Qasims Plan einer Annexion Kuwaits wurde 1961 erst durch britische Truppen, dann durch eine Interarabische Sicherheitstruppe verhindert.

Innenpolitisch wurde Druck von rechtsorientierten, panarabistischen Parteien und Nationalisten ausgeubt. Dazu gehorte auch die Baath-Partei . Die damals kleine irakische Baath-Partei putschte mit Hilfe von Verschworern in der irakischen Armee am 8. Februar 1963 gegen Qasim. Qasim wurde erschossen. Durch interne Flugelkampfe geschwacht, wurde die Baath-Partei im Militarputsch vom 18. November 1963 durch den Prasidenten Abd as-Sallam Arif gesturzt. Unter seinem Bruder Abd ar-Rahman brach der Irak 1967 die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab. Nach einem zweiten Putsch am 17. Juli 1968 eroberte die Baath-Partei wieder die Macht; Ahmad Hasan al-Bakr wurde Staatsprasident und Vorsitzender des Revolutionaren Kommandorates (RKR) (und blieb es bis zu seinem Rucktritt am 16. Juli 1979), Saddam Hussein wurde Vizeprasident und Stellvertretender Vorsitzender des RKR.

Nadschaf und Kerbela , die beiden heiligen Stadte des Irak, entwickelten sich in den 1960er Jahren zu Zentren schiitisch-revolutionarer Bewegungen, die spater auch in den Libanon und nach Iran ausstrahlten. Zu den schiitischen Gelehrten, die in dieser Zeit in Nadschaf politisch-aktivistische Theorien entwickelten, gehorten Ruhollah Chomeini , Muhammad Baqir as-Sadr , Muhammad Hussein Fadlallah , Mahmud Haschemi Schahrudi und Muhammad Baqir al-Hakim . [4]

Im Fruhjahr 1969 brachen erneut Kampfe zwischen den Regierungstruppen und den seit 1961 gegen die Zentralregierung kampfenden Kurden aus. Zwar unterzeichneten Saddam Hussein und der Kurdenfuhrer Molla Mustafa Barzani im Marz 1970 einen Friedensvertrag, der den Kurden politische Autonomie gewahrleistete. Die Kampfe dauerten allerdings bis April 1975 an, als der Irak mit dem Nachbarland Iran das Abkommen von Algier uber die Neuregelung der Grenze am Schatt al-Arab unterzeichnete und der Iran daraufhin seine Hilfe fur die Kurden beendete, was zur Kapitulation der Kurden fuhrte.

Am 1. Juni 1972 wurden die auslandischen Olunternehmen verstaatlicht.

Die Ara Saddam Hussein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als die Baath-Partei an der Macht war, folgten Massenhinrichtungen und willkurliche Verhaftungen, vor allem von kommunistischen und anderen linksgerichteten Intellektuellen. Besonders nachdem Saddam Hussein nach dem Rucktritt al-Bakrs am 16. Juli 1979 an die Macht gelangt war, kam es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, denen auch viele Baathisten zum Opfer fielen. Das erst im Januar 1979 vereinbarte Unionsprojekt mit Syrien wurde sofort auf Eis gelegt.

Nach monatelangen Auseinandersetzungen mit dem Iran befahl Hussein der irakischen Armee am 22. September 1980, das Nachbarland mit insgesamt neun von zwolf Divisionen anzugreifen. Die Front erstreckte sich hierbei auf einer Lange von 600 km. Nach anfanglichen Erfolgen musste sich die irakische Armee ab 1982 immer weiter zuruckziehen und schließlich ab 1984 den Krieg im eigenen Land fuhren. Dieser Erste Golfkrieg dauerte bis 1988 an und kostete schatzungsweise 250.000 Iraker das Leben. In diesem Krieg setzte der Staat auch mehrmals chemische Kampfstoffe sowohl gegen die Iraner als auch gegen die eigene Bevolkerung ein. Auch die wirtschaftlichen Schaden waren erheblich: 1979 besaß der Irak noch Geldreserven im Wert von 35 Milliarden US-Dollar , nach Ende des Krieges war das Land mit uber 80 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden hoch verschuldet. Der Irak wurde in diesem Krieg von den USA und anderen westlichen Staaten unterstutzt.

Nach einem gescheiterten Attentat auf Saddam Hussein wurden am 17. Juli 1982 600 Einwohner der Kleinstadt Dudschail verhaftet und 148 von ihnen hingerichtet. 1988 startete das Regime die sogenannte Anfal-Operation , bei der nach Schatzungen bis zu 180.000 irakische Kurden ermordet wurden. Der in der Offentlichkeit bekannteste Fall dieser Kampagne war der Giftgasangriff auf Helepce am 18. Marz 1988. Mit diesem Ereignis begannen sich die Beziehungen zwischen dem Irak und den Vereinten Nationen, befordert durch die weitere irakische Politik, zu verschlechtern.

Am 2. August 1990 marschierte die irakische Armee in Kuwait ein und besetzte das Land. Erst durch die Intervention internationaler Truppen unter der Fuhrung der Vereinigten Staaten wurde das Land im Februar 1991 im Zweiten Golfkrieg befreit. US-Prasident George Bush rief das irakische Volk zum Aufstand gegen Saddam Hussein auf. [5] Als Kurden und Schiiten tatsachlich eine Rebellion gegen die Regierung begannen, griffen die Amerikaner nicht in die Kampfe ein, so dass Saddam den Aufstand niederschlagen konnte. Dabei kamen schatzungsweise 100.000 Iraker ums Leben, die Marschen im Sudirak wurden fast vollstandig zerstort . Als Folge der Besetzung Kuwaits verhangten die Vereinten Nationen Sanktionen uber das Land , was zu internationaler Isolierung und durch die Misswirtschaft mit den erlaubten Handelsgutern zur Verarmung weiter Teile der Bevolkerung fuhrte. Dieses Embargo wurde bis 2003 aufrechterhalten. Die Folgen des Embargos waren dramatisch: Allein 500.000 bis 1.500.000 Kinder unter 14 Jahren starben bis 2005 zum Teil an Krankheiten, die vor 1990 im Irak nahezu unbekannt waren: Leukamie (wahrscheinlich durch kontaminierten Sand und Kleinstpartikeln von DU-Munition oder zerstortem Kriegsgerat), Unterernahrung, Vitaminmangel, Typhus, Cholera und durch lokale Krankheiten.

Die hohe Sterblichkeit ergibt sich aus dem andauernden Embargo und der in den Golfkriegen 1990 und 2003 nahezu volligen Zerstorung der Trink- und Abwasser-Ver-/Entsorgung, Zerstorung der Krankenhauser, Pharmaindustrie usw. Die UN-Diplomaten und humanitaren Koordinatoren im Irak, Denis Halliday und Hans-Christof von Sponeck waren aus Protest gegen das Embargo zuruckgetreten. Halliday bezeichnete das Embargo als Volkermord . Um die Folgen des Embargos abzumildern fuhrte die UN 1995 (Res. 986) ein Ol-fur-Lebensmittel -Programm ein, das im Januar 2003 endete.

Am 8. November 2002 beschloss der UN-Sicherheitsrat auf langeren Druck der USA die bislang 19. Irak- Resolution 1441 mit nicht naher definierten ?ernsthaften Konsequenzen“. Die Resolution wurde vom Irak akzeptiert und der Waffeninspekteur Blix wurde ins Land gelassen. 2002 begann die von Blix geleitete Kommission, im Irak nach Massenvernichtungswaffen zu suchen, fand aber keine.

Invasion der USA und Verbundeter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Peschmerga -Soldaten der Joint Iraqi Security Company, Juni 2003
Staaten mit Truppenkontingenten im Irak und bereits abgezogene Staaten (violett) im September 2010

Am 20. Marz 2003 begann der Irakkrieg mit Luftangriffen auf die Hauptstadt Bagdad. Ziel der Koalition der Willigen unter der Fuhrung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, unterstutzt von kleinen Verbanden Australiens, Italiens, Spaniens, Polens und militarisch unerheblicher Alliierter (Danemark, Ukraine, Bulgarien, Honduras, El Salvador, Sudkorea, Japan, Ungarn) war es, Saddam Hussein zu sturzen und mutmaßlich vorhandene Massenvernichtungswaffen aus dem Verkehr zu ziehen. Am 9. April 2003 wurde die Hauptstadt Bagdad eingenommen, symbolisch hierfur wurde der Abriss einer Statue des Diktators. Im Mai 2003 erklarte US-Prasident Bush die großeren Kampfhandlungen fur beendet und der Irak wurde in Besatzungszonen aufgeteilt. Massenvernichtungswaffen wurden nicht gefunden. Am 5. Marz 2004 warf Hans Blix den USA und Großbritannien vor, sie hatten keine rechtliche Grundlage fur ihre Militaraktion gegen den Irak gehabt.

Die Anzahl der Opfer der Invasion ist stark umstritten in Bezug auf Zahlweise, Verantwortung und Einbeziehung Opfer krimineller Straftaten. Verifizierbar sind laut der privaten Initiative iraqbodycount mindestens 62.000 [6] zivile Opfer der militarischen Intervention. Eine Studie des Wissenschaftsmagazins The Lancet geht sogar von bis zu 100.000 zivilen Opfern aus. Nach Angaben der USA wurden rund 1.000 Zivilisten durch alliiertes Feuer sowie etwa 7.000 Widerstandskampfer und Terroristen getotet. Schatzungen anderer Beobachter zufolge kamen bis zu 10.000 Iraker bei dem Angriff durch die USA ums Leben. Weitere 20.000 Tote werden neben dem regularen Widerstand mehrheitlich Terrorangriffen verschiedener Gruppierungen zugeschrieben. Nach einer im Oktober 2006 veroffentlichten Studie wurden seit der Invasion der auslandischen Truppen im Marz 2003 uber 650.000 Menschen getotet, was 2,5 % der irakischen Gesamtbevolkerung entspricht. [7]

Als Folge von Kriegsschrott steigt besonders in den sudlichen Provinzen die Anzahl der Krebsfalle. Nach Angaben der medizinischen Hochschule von Basra sind mindestens 45 Prozent aller Todesfalle in den sudlichen Provinzen auf Krebs zuruckzufuhren. In den Provinzen Basra und Missan sei die Leukamierate bei Kindern im Vergleich zum Jahr 2005 um 22 Prozent gestiegen, manche Babys entwickelten die Krankheit schon vier Wochen nach der Geburt. Taglich kamen in den sudlichen Provinzen mindestens drei verkruppelte Kinder zur Welt, denen Organe oder Glieder fehlten. [8]

Die Zeit nach dem zweiten Irakkrieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Besatzungszonen des Irak durch die USA (turkis und blau), Großbritannien (grun) und Polen (rosa) im September 2003

Seit dem offiziellen Ende des Irakkriegs sind erheblich mehr US-Soldaten ? bisher 2900 ? durch Anschlage, sowohl von Widerstandsgruppen wie auch von islamistischen Terroristen, umgekommen als durch die Kriegshandlungen zuvor; taglich sterben durchschnittlich zwei US-Soldaten bei Angriffen aus dem Hinterhalt, die Zahl der Verwundeten liegt noch erheblich hoher. Zahlreiche Opfer forderten die Angriffe auch unter der Zivilbevolkerung. Auch Vertreter der mehrheitlich von Schiiten und Kurden getragenen irakischen Regierung wurden wiederholt zum Ziel von Anschlagen. Schatzungen zufolge sind zwischen 25.000 und 30.000 Iraker seit Mai 2003 ? dem ?Ende der großen Kampfhandlungen“ ? ums Leben gekommen. Einige irakische Quellen gehen sogar von bis zu 60.000 Opfern aus. Etwa 3500 Irakische Sicherheitskrafte wurden seit 2003 getotet.

Al-Qaida im Irak verfolgte anscheinend die Strategie, einen Burgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten zu provozieren, um so zu verhindern, dass der Irak eine staatliche Ordnung findet. Todesschwadronen griffen gezielt Schiiten im Irak an. Als wichtigster Kopf von al-Qaida im Irak wurde seit 2003 der Jordanier Abu Musab az-Zarqawi angesehen (von US-amerikanischen Einheiten getotet am 7. Juni 2006). Die USA werfen dem Iran und Syrien vor, nichts gegen das Eindringen auslandischer Kampfer zu tun. Die Situation wurde zunehmend als an der Kippe zum Burgerkrieg stehend betrachtet. Von Sunniten und Schiiten gegeneinander gefuhrte Terrorangriffe und Gegenanschlage forderten fast taglich Dutzende Menschenleben. Pro Tag gab es im Irak etwa 75?85 Anschlage, zeitweise sogar uber 120, an anderen Tagen jedoch ?nur“ 50?60. Allerdings wurde ein Teil der Anschlage auch von sunnitischen oder schiitischen Islamisten verubt, die nicht aus dem Irak stammen.

Am 30. Juni 2009 verließen die amerikanischen Kampftruppen die Stadte und ubergaben Stutzpunkte und andere Einrichtungen an die irakische Armee. Im August 2010 verließen, die auf ihre Stutzpunkte verlegten Truppen das Land, die ubrigen Soldaten folgten im Jahr 2011. [9]

Nach Bildung eines Ubergangsrates Ende 2003 wurde der bis dahin von der Koalitions-Ubergangsverwaltung ausgeubte Verwaltungsauftrag am 28. Juni 2004 einer irakischen reprasentativen Ubergangsregierung ubertragen. Die Truppen und Logistik der Besatzungsmachte in einer Starke von etwa 150.000 Soldaten sollen aber vereinbarungsgemaß noch ein bis zwei Jahre im Irak stationiert bleiben. Der Irak befindet sich politisch seitdem in einem Ubergangszustand: Nach diesem Dritten Golfkrieg sind die fruheren Machtstrukturen, insbesondere der Revolutionare Kommandorat , nicht mehr vorhanden, aber die neuen Verhaltnisse, damals noch zwischen der westlichen Besatzung, der Zivilverwaltung und dem Irakischen Regierungsrat , waren nicht endgultig etabliert.

Nach ersten Planungen sollte der ehemalige US-General Jay Garner , der 1991 die kurdische Schutzzone eingerichtet hatte, den Vorsitz einer vorlaufigen Regierung im Irak ubernehmen. Wenige Wochen nach seiner Etablierung anderte man jedoch die Strategie: US-Prasident George W. Bush benannte am 6. Mai 2003 L. Paul Bremer III. zum Zivilverwalter. Der Irak wird im September 2003 in vier Besatzungszonen eingeteilt: zwei amerikanische im Norden, eine polnische im zentralen Suden und eine britische im außeren Suden des Landes. Der algerische UNO-Sonderbeauftragte Lakhdar Brahimi vermittelte zwischen verschiedenen Parteien fur eine irakische Ubergangsregierung , die am 1. Juni 2004 entstand, um ab dem 30. Juni die Macht zu ubernehmen. Am 30. Januar 2005 wurden im Irak die ersten freien Wahlen seit uber 40 Jahren abgehalten.

Am 11. Oktober 2006 verabschiedete das Irakische Parlament ein neues Foderalismusgesetz , das die Schaffung sogenannter weitgehend autonomer ?Super-Provinzen“ vorsieht. Kritiker dieses Gesetzes, vornehmlich die sunnitische Minderheit, sehen darin eine Bedrohung fur die irakische Einheit. [10]

Iyad Allawi bezeichnete den Irak als Gescheiterten Staat . Das Land wird stark vom Iran beeinflusst und besitzt eine stagnierende Wirtschaft, hohe Arbeitslosigkeit, eine hohe Inflation, keinen funktionierenden offentlichen Sektor und eine immer noch schlechte Sicherheitslage. [11]

Aufstandische Gruppen und Anschlage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Durch einen Autobombenanschlag zerstortes Gebaude des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in Bagdad am 21. August 2003

Die Terroristen um den ehemaligen Fuhrer Abu Musab az-Zarqawi , als von auslandischen Islamisten dominierte al-Qaida-Ableger im Irak ( Qaidat al-Dschihad fi Bilad ar-Rafidain ) sowie die Ansar as-Sunna unter Fuhrung von Abu Abdallah al-Hasan bin Mahmud, betrachteten bzw. betrachten den Irak als Schlachtfeld im globalen Krieg gegen den Westen. Sie sind nur zwei von zahlreichen verschiedenen Gruppen.

Unter den einheimischen Milizen stellen sunnitische Aufstandische bislang die mitgliederstarkste Fraktion. Dazu gehoren unter anderem die ?Armee Mohammeds“, die ?El Haq-Armee“ und die ?Islamische Armee des Iraks“, zusammen etwa 20.000 Kampfer. Sie opponieren vor allem gegen die US-gefuhrten Besatzungstruppen und die politische Marginalisierung der Sunniten. Der irakisch-sunnitische Widerstand soll sich zuletzt verstarkt um Distanz zu den zugereisten Gotteskriegern ? etwa 1000 bis 2000 Mann ? bemuht haben. Grund sind die von den Zarqawi-Terroristen unter irakischen Zivilisten angerichteten Blutbader, ebenso die Selbstdarstellung des al-Qaida-Ablegers als angebliche politisch-ideologische Fuhrung des Widerstandes.

Neben sunnitischen Widerstandlern gibt es auch schiitische Milizen. Die ?Badr-Brigaden“ verfugen uber etwa uber 10.000 Bewaffnete, die ?Mahdi-Armee“ wird auf mehrere tausend Mann geschatzt. Die Badr-Brigaden sind Mitglied des regierenden Revolutionsrats Sciri . Die Mahdi-Armee untersteht dem radikalen Schiitenprediger Muktada al-Sadr . Zwischen beiden Gruppierungen kam es wiederholt zu offener Gewalt. Der Revolutionsrat strebt nach einer weitgehenden schiitischen Autonomie im Suden, wo die ?Badr-Brigaden“ in vielen Regionen bereits die dominierende militarische Macht sind. Sadr hingegen will einen irakischen Einheitsstaat; seine ?Mahdi-Armee“ kooperiert mit dem sunnitischen Widerstand gegen die US-gefuhrten Besatzungstruppen. [12]

Beim Aschuramassaker anlasslich des Aschura -Festes am 2. Marz 2004 gab es 271 Tote und 393 Verletzte, die meisten waren schiitische Glaubige, fur die Kerbela ein Wallfahrtsort ist. Es wurde eine dreitagige Staatstrauer angeordnet. Am 4. Marz 2004 erhoben die USA den Vorwurf, der Terrorist Abu Musab az-Zarqawi oder die Al-Qaida nahestehende Terrororganisation Ansar al Islam seien die Drahtzieher der Anschlage gewesen.

Autobombenanschlag in Bagdad im August 2006

Am 15. Oktober 2006 rief die Al-Qaida im Irak einen islamischen Staat aus, der insgesamt sechs Provinzen umfassen solle. Als Hilfe zum Ausbau des Staates wurden Muslime in aller Welt aufgerufen, ?Manner und Geld“ in den Irak zu senden. Die Al-Qaida kundigte an, dass in diesem Staat alleine Gottes Recht gelten werde. [13]

Im Jahr 2006 wurden bei Anschlagen im Irak mehr als 34.000 Zivilisten getotet. Weitere 36.000 Personen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen verletzt. Einen Hohepunkt erreichte die Gewalt in den Monaten November und Dezember mit 6367 Toten und 6875 Verletzten. Insbesondere die Hauptstadt Bagdad ist von den Auseinandersetzungen betroffen. Dort wiesen die meisten Toten zudem Folterspuren auf. [14]

Am 12. April 2007 erschutterte eine Explosion das Parlamentsgebaude in der stark gesicherten Grunen Zone in Bagdad. Nach ersten Pressemeldungen kamen dabei mindestens zwei Abgeordnete ums Leben. Einige Stunden zuvor war bereits bei einem Selbstmordanschlag, dem ebenfalls mehrere Menschen zum Opfer fielen, eine wichtige Tigris-Brucke in Bagdad zerstort worden. [15] Wenige Tage spater, am 18. April 2007, trafen funf weitere Anschlage die irakische Hauptstadt. Allein die Detonation einer Autobombe nahe dem Marktplatz im Sadrija-Viertel kostete 127 Menschen das Leben. Insgesamt forderten die Attentate uber 230 Todesopfer. [16]

Am 7. Juli 2007 loste ein Selbstmordattentater eine Autobombenexplosion auf dem Markt der Kleinstadt Amirli in der Provinz Salah ad-Din aus. Dabei wurde das Zentrum vollig zerstort, mindestens 150 Menschen wurden getotet und uber 200 Menschen verletzt. Armili wird uberwiegend von schiitischen Turkmenen bewohnt. Iraks Regierungschef Dschawad al-Maliki machte sunnitische Extremisten fur den verheerenden Anschlag verantwortlich. [17]

Am 14. August 2007 wurden bei dem Anschlag von Sindschar in der Nahe von Mosul vermutlich 500 Menschen getotet. Die Anschlage richteten sich gegen Jesiden , einer religiosen Minderheit von Kurden, die hauptsachlich im Nordirak leben. Weitere Explosionen nordlich von Bagdad forderten ebenfalls Menschenleben, so dass die Anschlage zu den folgenreichsten seit dem Einmarsch der alliierten Streitkrafte zahlen. [18] [19]

2011 zogen die US-Truppen ab.

Im Januar 2014 brachte die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die Stadt Falludscha unter ihre Kontrolle. [20] In den darauffolgenden Monaten konnte die Organisation weiteres Territorium dazugewinnen. Im Juni nahm sie Mossul unter ihre Kontrolle. [21] Gegen den IS wurde eine Internationale Allianz gebildet. Nach fast drei Jahren wurde Falludscha durch die irakischen Regierungsstreitkarfte befreit. [22] Im Oktober 2016 begann die Schlacht um Mossul , die bis Januar 2017 andauerte.

Angesichts des sprichwortlichen staatlichen Zerfalls pragten die Medien das politische Schlagwort der Irakisierung .

Am 9. Dezember 2017 erklarte Regierungschef Haider al-Abadi den IS fur besiegt.

Am 31. Dezember 2021 endete der US-Kampfeinsatz. Allerdings blieben Militarberater im Irak. [23]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Matthew Bogdanos mit William Patrick: Die Diebe von Bagdad. Raub und Rettung der altesten Kulturschatze der Welt . Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm (Originalausgabe: Thieves of Baghdad, Bloomsbury Publishing, New York 2005), Deutsche Verlags-Anstalt, Munchen 2006, ISBN 3-421-04201-2 , ISBN 978-3-421-04201-9 .
  • Henner Furtig : Kleine Geschichte des Irak. Von der Grundung 1921 bis zur Gegenwart. Beck, Munchen 2003, ISBN 3-406-49464-1 .
  • Barthel Hrouda , Rene Pfeilschifter : Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris. Munchen 2005 (4. Aufl.), ISBN 3-406-46530-7 (Sehr knapper Uberblick bzgl. Mesopotamien im Altertum mit weiterfuhrenden Literaturangaben.)
  • Jobst Knigge: Deutsches Kriegsziel Irak. Der deutsche Griff auf den Nahen Osten im Zweiten Weltkrieg. Uber Kaukasus und Kairo zum Ol des Orients. Plane und Wirklichkeit. Verlag Dr. Kovac Hamburg 2007, ISBN 978-3-8300-3030-0 .
  • Hans Krech : Der Burgerkrieg im Irak (1991?2003). Ein Handbuch. Mit einem Konzept fur eine Golf-Friedenskonferenz in Halle/S. und in Hamburg, Verlag Dr. Koster, Berlin 2003, (Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, Bd. 13), ISBN 3-89574-500-6 .
  • Kanan Makiya Cruelty and Silence. War, Tyranny, uprising and the arab world (1991), ISBN 0-224-03733-1 .
  • M. und P. Sluglett: Der Irak seit 1958 ? von der Revolution zur Diktatur. Frankfurt/Main 1991, ISBN 3-518-11661-4 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Geschichte des Irak  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Vgl. W. Montgomery Watt : Islam and the Integration of Society. Routledge & Kegan Paul, London, 1961. S. 119.
  2. Phebe Marr: The History of Modern Iraq , Boulder, 2012, S. 15.
  3. Furtig, Henner: Kleine Geschichte des Irak: von der Grundung 1921 bis zur Gegenwart, S. 58 online
  4. Vgl. Pierre-Jean Luizard: Histoire politique du clerge chiite, xviii e -xxi e siecle . Fayard, Paris, 2014. S. 192.
  5. Uncovering Iraq’s Horrors in Desert Graves ? New York Times. Abgerufen am 5. November 2013 .
  6. iraqbodycount.org: Die Opfer im Irak-Krieg
  7. freace.de: 654.965 Todesopfer ? Folgen des US-Kriegs gegen den Irak , 11. Oktober 2006
  8. Irak verstrahlt , Junge Welt , 6. Juni 2007
  9. Spiegel: Abzug der Amerikaner: Letzte US-Truppen verlassen Irak , 18. Dezember 2011
  10. Die Zeit : Irak: Parlament verabschiedet Foderalismusgesetz ( Memento vom 14. Oktober 2007 im Internet Archive ), 11. Oktober 2006
  11. ?Der Irak ist auf dem Weg in eine neue Diktatur“. Abgerufen am 5. November 2013 .
  12. Roland Heine: Brigaden und Milizen: Im Irak konnen wir beobachten, wie ein Staat zerfallt. El Kaida spielt dabei kaum noch eine Rolle. In: Berliner Zeitung . 9. Juni 2006, abgerufen am 11. Juni 2015 .
  13. Der Spiegel: Al-Qaida ruft islamischen Staat aus 15. Oktober 2006.
  14. Tagesschau.de: ?34.000 Zivilisten in einem Jahr getotet“ (tagesschau.de-Archiv), 16. Januar 2007
  15. Der Spiegel : Bombenanschlag im irakischen Parlament , 12. April 2007
  16. Die Welt : Mehr als 230 Tote bei Anschlagsserie im Irak , 18. April 2007
  17. www.tagesschau.de ? Das Zentrum des Dorfes ist komplett zerstort (tagesschau.de-Archiv) vom 7. Juli 2007
  18. Deutsche Welle : Schwere Anschlagsserie im Irak , 15. August 2007
  19. Womoglich 500 Tote durch Anschlage im Nordirak
  20. Ntv.de, Mli/Dpa/Afp: Al-Kaida-Ableger erobert Falludscha: USA besorgt uber Erfolge der Islamisten. In: n-tv.de. 5. Januar 2014, abgerufen am 10. Februar 2024 .
  21. Christoph Sydow: Neues Terrorregime im Irak: Wer kann, flieht. In: Spiegel Online . 11. Juni 2014, abgerufen am 9. Juni 2018 .
  22. Faz.net: Falludscha, Befreit ? und jetzt?
  23. tagesschau.de: Nach mehr als 18 Jahren: US-Kampfeinsatz im Irak endet. Abgerufen am 31. Dezember 2021 .