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Geschichte Bayerns

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Die Eingliederung Bayerns in das Frankenreich und die Errichtung der Awarenmark ( Marcha orientalis , erstmals 996 erwahnt als ? Ostarrichi “) unter Karl dem Großen
Territoriale Entwicklung Bayerns seit 1789

Die Geschichte Bayerns umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des deutschen Bundeslandes Freistaat Bayern und historischer bayrischer Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Rechnet man die Zeit vom ersten bairischen Stammesherzog bis zum heutigen Freistaat Bayern, ist Bayern eines der altesten noch bestehenden politischen Gebilde in Europa.

Zur Zeit des romischen Kaisers Augustus wurde das keltisch besiedelte Gebiet Altbayerns sudlich der Donau Teil der Provinz Raetia des Romischen Reiches . Nach dem Zusammenbruch der romischen Herrschaft bildete sich aus den aus dem Norden eingedrungenen Germanen und vereinzelt bereits ansassigen romanisierten Kelten ( Boier ) uber Jahrhunderte hinweg der Stamm der Baiern ( siehe Bajuwaren ). Die walsche Bevolkerung assimilierte sich in einem Jahrhunderte wahrenden Prozess; Orts-, Flur- und Gewassernamen wie Walchensee kunden noch heute von der vormals keltoromanischen Besiedelung.

Seit dem Jahr 555 ist die Existenz eines bairischen Stammesherzogtums belegt, das unter den Merowingern Teil des frankischen Herrschaftsbereichs wurde. Eine der ersten bayrischen Herrscherdynastien waren die Agilolfinger . Mit dem Verfall des merowingischen Konigtums konnten die bairischen Herzoge im 7. Jahrhundert autonom herrschen, doch zu Anfang des 8. Jahrhunderts setzten die Karolinger die frankischen Anspruche wieder durch. Der Sieg Karls des Großen uber Baiernherzog Tassilo III. im Jahr 788 markierte das Ende des ?alteren Stammesherzogtums“. Die Karolinger regierten als Konige oder Unterkonige Bayerns. Sie siegelten Urkunden aus dieser Zeit als Konige von Bayern oder setzten zur Herrschaftsausubung bisweilen Statthalter (Prafekten) ein.

Der Niedergang der Karolinger ermoglichte ein Wiederaufleben der Eigenstandigkeit der bairischen Herzoge im ?jungeren Stammesherzogtum“. Der Streit mit den Ottonen fuhrte zu erneuter Abhangigkeit vom deutschen Konigtum : 976 wurde Herzog Heinrich ?der Zanker“ von seinem Vetter, dem romisch-deutschen Konig und Kaiser Otto II. , nach einem gescheiterten Aufstand abgesetzt; Baiern verlor ? unter anderem durch die Errichtung des Amtsherzogtums Karnten mit seinen italienischen Marken ? fast die Halfte seines Territoriums.

Ab 1070 kam es unter den Welfen zu einem kurzzeitigen Wiedererstarken der Macht der bairischen Herzoge, bis der Streit zwischen dem Welfen-Herzog Heinrich dem Lowen und dem deutschen Konig Friedrich Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer 1180 mit dem Sturz Heinrichs endete: Weite Teile der ehemaligen Marcha orientalis bzw. Ostarrichis ? zu einem erheblichen Teil das Gebiet des heutigen Osterreichs ? wurde von Bayern abgetrennt, das Herzogtum Steiermark wurde errichtet, das restliche Baiern erhielt der bisherige Pfalzgraf Otto I. aus dem Geschlecht der Wittelsbacher als neuer Herzog verliehen. Damit endete auch die Geschichte des ?jungeren Stammesherzogtums“.

Von 1180 bis 1918 wurde Bayern als Territorialherzogtum von den Wittelsbachern regiert. In dieser Zeit erlebte Bayern eine Periode zahlreicher Teilungen in Einzelherzogtumer, die erst durch das Primogeniturgesetz von 1506 ein Ende fanden. In der Gegenreformation nahm Bayern eine fuhrende Stellung ein und ging aus dem Dreißigjahrigen Krieg mit Gebietsgewinnen und 1623 mit dem Aufstieg zum Kurfurstentum hervor. Wahrend des Spanischen und des Osterreichischen Erbfolgekrieges wurde das absolutistisch regierte Bayern jeweils von Osterreich vorubergehend besetzt.

Zur Zeit Napoleons stand Bayern anfangs auf der Seite Frankreichs und konnte durch Sakularisation und Mediatisierung große Gebietsgewinne erreichen. 1806 erfolgte die Erhebung zum Konigreich . Durch den rechtzeitigen Wechsel auf die Seite der Gegner Napoleons konnte Bayern auf dem Wiener Kongress 1814 als Siegermacht einen großen Teil der Gebietsgewinne behalten.

Konig Ludwig I. baute Munchen zur Kunst- und Universitatsstadt aus. Aufgrund seiner Anordnung vom 20. Oktober 1825 wurde die Schreibweise des Landesnamens mit ?y“ verbindlich, auch als Ausdruck der gluhenden Verehrung des Konigs fur alles Griechische . [1] Im Zuge der Marzunruhen musste er 1848 wegen einer Affare mit der Tanzerin Lola Montez abdanken. Ludwig II. ging wegen des Baues von Schloss Neuschwanstein und anderer Schlosser als Marchenkonig in die Geschichte ein. An der Seite Osterreichs erlitt Bayern 1866 im Preußisch-Osterreichischen Krieg eine Niederlage gegen Preußen . 1871 wurde Bayern Teil des neu gegrundeten Deutschen Kaiserreiches , erhielt aber so genannte Reservatrechte (eigenes Post-, Eisenbahn- und Heereswesen ).

1918 brach die Wittelsbachermonarchie in der Novemberrevolution zusammen. In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 wurde der ? Freistaat Bayern“ ausgerufen; [2] [3] revolutionare sozialistische Gruppen gewannen fur kurze Zeit Einfluss und es kam zu zwei Revolutionsphasen. Im Fruhjahr 1919 bestand kurzzeitig die Munchner Raterepublik . Nach deren Niederschlagung wurde Bayern zu einem Hort rechtsgerichteter, antidemokratischer Krafte, denen es als ? Ordnungszelle “ der Weimarer Republik galt. So kam es 1923 in Munchen zu einem Putschversuch Hitlers und der NSDAP .

Zwischen 1933 und 1945 verlor Bayern als Verwaltungseinheit im NS-Staat zwar weitgehend seine Bedeutung, ubernahm aber eine gewisse Vorreiterrolle bei nationalsozialistischen Maßnahmen (vgl.: Munchen ?Hauptstadt der Bewegung“, Nurnberg ?Stadt der Reichsparteitage“; KZ Dachau ). Im Zweiten Weltkrieg erlitten bayerische Stadte wie Wurzburg , Munchen oder Nurnberg starke Zerstorungen.

Nach der Besetzung durch die US-Armee stellte General Eisenhower mit der Proklamation Nummer 2 vom 28. September 1945 Bayern unter der US-Militarregierung offiziell als Staat wieder her.

Der Freistaat Bayern wurde 1949 ein Land der neu gegrundeten Bundesrepublik Deutschland . Es begann ein wirtschaftlicher Aufschwung und eine Entwicklung des noch weitgehend von der Landwirtschaft gepragten Bayern zum Industriestaat bis hin zur modernen Dienstleistungsgesellschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts.

Ur- und Fruhgeschichte

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Die Urgeschichte Bayerns umfasst den Zeitraum der schriftlosen Quellen auf dem Gebiet des heutigen Freistaates, das heißt von fruhesten Nachweisen der Anwesenheit des Menschen wahrend des Mittelpleistozans bis in die spate Latenezeit (1. Jahrhundert v. Chr.).

Dem schließt sich die Fruhgeschichte an. Es gibt hier zwar vereinzelte Schriftquellen, diese spielen jedoch gegenuber dem Erkenntnisgewinn aus archaologischen Quellen noch eine untergeordnete Rolle.

Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. grundeten die keltischen Stamme im Alpenvorland erste befestigte, stadtahnliche Siedlungen. In dem Oppidum von Manching lebten damals bereits etwa 5.000 bis 10.000 Kelten innerhalb einer Stadtbefestigung. Fentbach bildete den Hauptort der Cattenaten. Ostlich des Inns lebten die Noriker , westlich davon die Vindeliker und in Bohmen die Boier . Um 60 v. Chr. drangen die Sueben und andere Germanen in das Gebiet zwischen Main und Alpen ein und zerstorten und plunderten alle Siedlungen der Kelten. Der Großteil der Uberlebenden wanderte ab. Nachdem die Invasoren wieder nach Westen abgezogen waren, lebten nur noch kleine Dorfgemeinschaften in der Region. 15 v. Chr. hatten es daher Drusus und Tiberius leicht, mit den Augusteischen Alpenfeldzuge den Stamm der Vindeliker zu besiegen und das Gebiet zwischen Inn, Donau und Bodensee als Raetia und ostlich des Inns als Noricum dem Romischen Reich unter Kaiser Augustus anzugliedern. Auf 160 Kilometer durchzog den heutigen Freistaat der Obergermanisch-Raetische Limes . 233 n. Chr. fielen die Alamannen in Raetia ein. Augsburg und Regensburg wurden gegrundet. Mit der Volkerwanderungszeit endete Mitte des 5. Jahrhunderts die romische Herrschaft uber Suddeutschland. [4]

Karte der Provinzen Raetia (gelb umrandet) und Noricum (rot) im Romischen Reich und Germania magna (Droysens Historischer Handatlas, 1886)

In Folge entstand das Volk der Bajuwaren . Man geht davon aus, dass der Volksstamm im Gebiet zwischen Donau und Alpen, also ihrem spateren Siedlungsgebiet selbst, durch vermischen verschiedener Volksgruppen entstand. Zum einen lebten hier Vindeliker und Boier, Reste der keltischen Ur-Bevolkerung und die Nachkommen romischer Siedler. Dazu kamen alemannische, frankische , thuringische , ostgotische und langobardische Einwanderer und zuruckgebliebene germanische Soldnern der romischen Grenztruppen . [5]

Durch Siege gegen die Alamannen (um 507) und Thuringer (529?534) eroberten die Franken den Norden Bayerns, die heutige Region Franken .

Das bairische Stammesherzogtum

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Das altere bairische Stammesherzogtum, Christianisierung

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Das bairische Stammesherzogtum um 788

Das bayerische Voralpenland hieß bei den Romern noch Ratien . Nach der Eroberung Italiens durch den Konig der Ostgoten Theoderich fiel auch diese Provinz, der Raum zwischen Donau, Iller, Alpen und Inn, die zur Diozese Italia gehort, an die Goten. In den Jahren 507 und 511 setzte Theoderich einen Herzog (dux) fur Ratien ein. Schon ein Jahr zuvor, 506, wurden die Provinzen nordlich der Alpen darauf verpflichtet, fliehende Alamannen in ihrem Gebiet aufzunehmen. Gleichzeitig wurden die Franken davor gewarnt, jene zu verfolgen. Archaologisch wurden in Unterhaching und Straubing Zeugnisse einer furstlichen Oberschicht fur das erste Drittel des 6. Jahrhunderts nachgewiesen.

Im Jahr 536 trat Konig Witichis den Voralpenraum an die Franken ab, um sie als Bundnispartner zu gewinnen. [6] Der frankische Konig Theudebald setzte im Jahr 548 Garibald I. aus dem ursprunglich frankischen Geschlecht der Agilolfinger als Herzog von Baiern ein. Das bairische Stammesherzogtum lasst sich namentlich ins Jahr 551/555 zuruckverfolgen. In der Gotengeschichte des Jordanes heißt es: ?Jenes Gebiet der Schwaben hat im Osten die Baiern, im Westen die Franken …“ 555 heiratete Garibald I. die langobardische Konigstochter Walderada . Auch die folgenden Herrscher des ?Alteren Stammesherzogtums“ gehorten zu den Agilolfingern. Das Herrschaftsgebiet wurde in diesem Zeitraum nach Osten bis zur Enns und nach Suden bis ins heutige Sudtirol erweitert.

Veranderungen gab es im Osten auch durch den Abzug der Langobarden aus Pannonien nach Nord italien und das Nachrucken der Awaren und spater der Slawen auf das Gebiet des heutigen Bohmens . Im 8. Jahrhundert kam durch Unterwerfung des slawischen Karantanien das heutige Karnten unter bairische Herrschaft. Sitz der lange weitgehend unabhangig regierenden Herzoge war Regensburg . Mit dem Lex Baiuvariorum entstand um 741/743 das erste kodifizierte bairische Stammesrecht.

St. Korbinian legte die Grundlagen fur das spatere Bistum Freising , St. Kilian wurde zum Missionar des frankischen Gebiets im Norden. Bonifatius grundete 742 das Bistum Wurzburg , das im 7. Jahrhundert zum thuringisch-frankischen Herzogtum der Hedenen gehorte. Im Gebiet westlich des Lechs wurde Augsburg zum Bischofssitz. In Passau fand Bonifatius bereits den Bischof Vivilo vor. Der Heilige Rupert von Salzburg begrundete 696 das spatere Erzbistum Salzburg . Laut spateren Quellen hatte er den Herzog und seinen Hofstaat in der Hauptstadt Regensburg getauft. Rupert wurde dadurch zum ?Apostel der Baiern“ hochstilisiert. Die zeitnahen Quellen sprechen nur von einer Ordnung des vor Rupert, Korbinian und Emmeram recht verwilderten bairischen Christentums. 798 schuf Papst Leo III. die bairische Kirchenprovinz, zu der die Bistumer Salzburg als Metropolitansitz, Regensburg, Passau, Freising und Saben (spater Brixen) gehorten. Eine christlich synodale Tatigkeit seit den Bistumsgrundungen im Jahr 739 ging mit bajuwarischen Landessynoden unter Herzog Tassilo III. in Aschheim (756), Dingolfing um 770 und Neuching (772) einher. Bischof Arn von Salzburg lud zu einem Konzil ein, welches im Jahr 799 in Reisbach gehalten wurde. Dies war die erste zeitlich und ortlich uberlieferte bairische Metropoliten-Bischofssynode, zu der sich Bischofe, Abte, Priester, Erzpriester und Diakone aus ganz Baiern im heutigen Niederbayern versammelten.

Tassilokelch (Reproduktion)

Unter den Karolingern kam es zu einem Erstarken des Frankenreichs , wodurch die weitgehende Eigenstandigkeit der Stammesherzogtumer unter den Merowingern beendet wurde. 716 endete als erstes das Herzogtum der Hedenen. Das Gebiet kam unter karolingische Herrschaft, wobei die Kirche mit dem Bistum Wurzburg eine dominierende Stellung erhielt. Nach Niederschlagung eines letzten Aufstands bei Cannstatt 746 wurde auch das alemannische Gebiet endgultig in das Frankenreich eingegliedert. Bereits 736 war eine zweite alemannische Fluchtlingswelle nach Baiern gekommen. Durch eine Militarintervention wahrend eines Machtstreits innerhalb der Herzogsfamilie 725 setzte Karl Martell den Herzog Hugbert in Baiern ein, 743 uberfielen die Franken, unter der Fuhrung von Karl Martells Sohnen, Herzog Odilo und zwangen ihn, die Oberhoheit des frankischen Reichs anzuerkennen.

788 wurde das bairische Stammesherzogtum als letztes zerschlagen. Der bairische Herzog Tassilo III. versuchte vergeblich die Eigenstandigkeit durch ein Bundnis mit den Langobarden zu retten. Die Eroberung des Langobardenreiches durch Karl den Großen zog auch den Sturz Tassilos III. und das Ende des alteren bairischen Stammesherzogtums nach sich. Das kostbarste Vermachtnis von Herzog Tassilo III. ist der sogenannte Tassilokelch . Die Inschrift lautet: Tassilo dux fortis ? Liutpirc virga regalis , auf Deutsch: machtiger Herzog Tassilo ? konigliche Jungfrau Liutberga. Der in Salzburg gearbeitete Tassilokelch ist mit seinen Ornamenten ein bairisches, kein karolingisches Werk. [7]

Das Konigtum der Karolinger in Bayern

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Als seinen Vertreter in Baiern setzte Karl seinen Schwager Gerold ein, der ein Verwandter Tassilos war. Er erhielt nicht mehr den Titel eines Herzogs, sondern wurde als Prafekt bezeichnet. [8] Als Gerold 799 starb, folgte ihm bis 818 Audulf als Prafekt.

Die Teilung des Frankischen Reiches im Jahre 843 mit Baiern im Ostfrankenreich

Im Jahr 817 ubergab Karls Sohn und Nachfolger Konig Ludwig der Fromme seinem Sohn Ludwig II. dem Deutschen (der Beiname ?der Deutsche“ entstammt der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts) das bairische Stammesherzogtum Tassilos III. sowie das bairische Ostland mit halbautonomen slawischen Volkerschaften sowie die Awarenmark . [9] In der ersten Reichsteilung seines Vaters, der sogenannten Ordinatio imperii von 817, erhielt er Baiern und die nach Osten hin angrenzenden Lander als Konigtum. Unter dem ostfrankischen Konig Ludwig II. , der ab 825 als Konig der Baiern urkundete, ruckte Baiern in den Mittelpunkt der Macht. Danach regierten die Nachfahren Ludwigs. Unter seinem Enkel Kaiser Arnolf von Karnten wurden Baiern und seine Mark Karnten zu Basen der Macht mit Regensburg als Hauptstadt und Regierungssitz.

Das jungere bairische Stammesherzogtum

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Das Herzogtum Baiern 952?976

Gegen Ende der Herrschaftsperiode der ostfrankischen Karolinger 911 kam es erneut zu einem Erstarken der Eigenstandigkeit der einzelnen Gebiete. Unterstutzt wurde dies durch die Bedrohung von außen durch die Ungarneinfalle . Markgraf Luitpold von Baiern fiel 907 in der Schlacht von Pressburg in einer Niederlage gegen die Ungarn, jedoch wird das Datum durch den Antritt seines Sohns Arnulf I. als Herzog von Baiern gleichzeitig als Beginn des jungeren bairischen Stammesherzogtums gesehen. Die Pannonische Mark ging allerdings endgultig an die Ungarn verloren.

Durch die Vermittlung seines Bruders Kaiser Otto I. heiratete der Ottone Heinrich Arnulfs Tochter Judith von Bayern aus der Herzogsdynastie der Luitpoldinger und wurde 948 mit dem Herzogtum Bayern belehnt . 955 folgte ihm sein Sohn Heinrich der Zanker . Nach dem Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 erfolgte eine zweite Welle bairischer Ostsiedlung mit Gewinn von Gebieten im heutigen Niederosterreich , in Istrien und in der Krain . Obwohl von einer ottonischen Nebenlinie regiert, gab es mit dem sachsischen Konigsgeschlecht der Ottonen im 10. Jahrhundert Konflikte, die 976 mit dem Verlust von Karnten und eines Großteils der neu gewonnenen Gebiete endeten, die als Teil eines neu geschaffenen Herzogtums Karnten von Baiern abgetrennt wurden. Zusatzlich regierte das Geschlecht der Babenberger in der Marcha orientalis ( Ostarrichi ) zunehmend unabhangiger. Sie wurde zur Keimzelle des spateren Osterreichs .

Das Stammesherzogtum Baiern innerhalb des Deutschen Reiches um das Jahr 1000
Kronungsbild Heinrichs II. aus dem Regensburger Sakramentar

Nachdem der ottonische bairische Herzog im Jahr 1002 als Heinrich II. romisch-deutscher Konig geworden war und bis 1017 zeitweise das Herzogtum in Personalunion regiert hatte, folgte eine Periode, in der die bairischen Herzoge von außen eingesetzt wurden und stark vom deutschen Konigtum abhangig waren, die auch unter den Saliern fortdauerte. Zeitweise war als Herzog gar der Kaisersohn eingesetzt. In dieser Zeit erfolgte der Aufstieg von Adelsgeschlechtern wie der Grafen von Bogen und der Grafen von Andechs , der Diepoldinger , Grafen von Sulzbach und der Wittelsbacher .

Im Jahre 1061 wurde Otto von Northeim von Kaiserin Agnes zum Herzog von Bayern ernannt, stand im Jahr darauf aber in Opposition zu ihr als einer der fuhrenden Kopfe des ? Staatsstreichs von Kaiserswerth “.

Erst mit der Einsetzung der Welfen ab 1070 als Herzoge durch Heinrich IV. kam es zu einem erneuten Erstarken der bairischen Herzoge. Diese Epoche ist durch den Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst gepragt. Dabei konnte der Welfenherrscher durch Parteinahme fur den Papst seine Position festigen.

Ein Konflikt von Herzog Heinrich dem Stolzen mit dem schwabischen Herrschergeschlecht der Staufer bei der Konigswahl fuhrte nach Wahl des Staufers Konrad III. zum Konig allerdings dazu, dass Baiern im Jahr 1139 an die Babenberger gegeben wurde. Das schwabische Gebiet wurde mit der Herrschaft der Staufer großteils Konigsland. Zunehmend entwickelte sich auch Franken zum Zentrum staufischer Macht. In Franken ging die beherrschende Stellung des Bischofs von Wurzburg durch die Grundung des Bistums Bamberg im Jahr 1007 und neue weltliche Herrschaften verloren.

Der Staufer Friedrich I. Barbarossa entzog auf dem Hoftag zu Goslar im Sommer 1154 durch Furstenspruch dem Babenberger Heinrich ?Jasomirgott“ das Herzogtum Baiern [10] und verlieh das um die Marcha orientalis verkleinerte Baiern dem Welfen Heinrich der Lowe . Unter den Wittelsbachern entstand etwa gleichzeitig das von Bayern losgeloste Herzogtum Meranien . 1156 wurde auch die Mark Osterreich vom Herzogtum Baiern abgetrennt, unter den Babenbergern selbst zum Herzogtum erhoben, somit reichsunmittelbar und mit dem Privilegium minus ausgestattet.

Heinrich der Lowe grundete zahlreiche Stadte, unter anderem 1158 Munchen . Durch seine starke Stellung als Herrscher uber die beiden Herzogtumer Sachsen und Baiern geriet er jedoch in Konflikt mit Friedrich I. Barbarossa. Mit der Verbannung Heinrichs des Lowen und der Abtrennung der Steiermark als eigenes Herzogtum endete 1180 das ?jungere bairische Stammesherzogtum“.

Bayern als Territorialherzogtum

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Bayerns Anfange als Territorialstaat

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Kaiser Friedrich Barbarossa belehnt 1180 Pfalzgraf Otto von Wittelsbach mit dem Herzogtum Bayern. Der Teppich von etwa 1610 befindet sich in der Munchner Residenz.

Von 1180 bis 1918 stellten die Wittelsbacher die Herrscher Bayerns, zunachst als Herzoge, spater als Kurfursten und Konige. Als 1180 Pfalzgraf Otto VI. von Wittelsbach als Otto I. Herzog von Bayern wurde, war der Eigenbesitz der Wittelsbacher eher gering. Ein Versuch, die 1180 von Bayern losgeloste Steiermark wieder zu erwerben, scheiterte spater endgultig durch die Erfolglosigkeit des aus Bayern unterstutzten Aufstandes des steirischen Adels im Landsberger Bund gegen Herzog Albrecht I. In der Folgezeit wurde der Besitz der Wittelsbacher aber durch Kauf, Heirat, Erbschaft erheblich erweitert. 1214 wurde dazu Ottos Sohn Ludwig I. von Wittelsbach mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt . Neu erworbenes Land wurde nicht mehr als Lehen vergeben, sondern durch eigene Dienstleute verwaltet. Auch starben in dieser Zeit machtige Grafengeschlechter, wie die der Grafen von Andechs und von Bogen aus. Als 1248 mit Otto von Meranien die Grafen von Andechs ausstarben, kam der ehemalige sudwestliche Landesteil nicht an Bayern zuruck, sondern fiel an die Grafen von Tirol . Der herzogliche Vorort hatte sich in dieser Zeit mehrfach verschoben, zunachst unter den ersten beiden Wittelsbachern von Regensburg nach Kelheim und dann bis 1255 nach Landshut .

Landesteilungen und Kaisertum

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Da es bei den Wittelsbachern wie bei vielen Herrscherhausern dieser Zeit keine Bevorzugung des Erstgeborenen bei der Erbfolge gab, kam es 1255 zur Aufteilung in Oberbayern mit der Pfalz und dem Nordgau (mit Sitz in Munchen und Heidelberg ) und Niederbayern (mit den Sitzen in Landshut und Burghausen ). Darauf geht noch heute die Unterscheidung von Ober- und Niederbayern (vergleiche Regierungsbezirke ) zuruck. Herzog Ludwig der Strenge von Oberbayern profitierte 1268 vom Tode seines Neffen Konradin , erstmals fielen dadurch Gebiete des Herzogtums Schwaben an die Wittelsbacher. Mit der Anerkennung der Grenzen des Landes Salzburg im Raum des heutigen Rupertiwinkels durch Ludwigs Bruder Herzog Heinrich XIII. begann der letzte Abschnitt der Ablosung des Erzbistums Salzburg von Bayern: 1275 wurde Salzburgs westliche Grenze zum Chiemgau durch den niederbayerischen Herzog bestatigt . Als der Salzburger Erzbischof dann 1328 eine eigene Landesordnung erlassen hatte, war Salzburg zu einem weitgehend unabhangigen Staat innerhalb des Heiligen Romischen Reiches geworden.

Kaiser Ludwig IV., Lorenzkirche, Alter Hof , fotografiert 1909

Durch die Schnaitbacher Urkunde und die Ottonische Handfeste gewahrten wegen finanzieller Schwierigkeiten die Wittelsbacher zu Beginn des 14. Jahrhunderts den Landstanden ihre Rechte.

1340 starben die niederbayerischen Herzoge aus und wurden vom oberbayerischen Herzog beerbt. Vor mehreren erneuten Landesteilungen ab 1349 erlangte Bayern mit dem oberbayerischen Herzog Ludwig IV. dem Bayern einen neuen Hohepunkt der Macht, als dieser 1314 Deutscher Konig wurde und als erster Wittelsbacher 1328 die Kaiserwurde erhielt. Die von ihm neu hinzugewonnenen Gebiete Brandenburg (1323), Tirol (1342), die niederlandischen Provinzen Holland , Zeeland und Friesland sowie das Hennegau (1345) gingen jedoch unter seinen Nachfolgern wieder verloren. Tirol fiel bereits 1369 mit dem Vertrag von Scharding an die Habsburger, in Brandenburg folgten 1373 die Luxemburger, und die niederlandischen Grafschaften fielen 1436 an Burgund. Im Hausvertrag von Pavia von 1329 teilte Kaiser Ludwig den Besitz in eine pfalzische Linie mit der Rheinpfalz und der spater so genannten Oberpfalz und in eine altbaierische Linie auf. Mit der Goldenen Bulle von 1356 ging auch die Kurfurstenwurde bis 1628 fur die altbaierische Linie an die Pfalz verloren. Erst 1777 wurden Bayern und Pfalz wieder vereint.

Die vier bayerischen Teilherzogtumer nach der Landesteilung von 1392

Bayerns spatmittelalterliche Teilherzogtumer

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Im 14. und 15. Jahrhundert wurden Oberbayern und Niederbayern selbst wiederholt geteilt. Nach der Teilung von 1392 existierten vier Herzogtumer: Straubing-Holland , Niederbayern-Landshut , Bayern-Ingolstadt und Bayern-Munchen , deren Herzoge nicht selten gegeneinander Krieg fuhrten. 1429 wurde durch den Preßburger Schiedsspruch Niederbayern-Straubing zwischen Ludwig VII. dem Gebarteten von Bayern-Ingolstadt, Heinrich dem Reichen von Bayern-Landshut sowie Ernst und Wilhelm III. von Bayern-Munchen aufgeteilt. Nach dem Tode Ludwig VII. 1447 fiel ganz Oberbayern-Ingolstadt an die Landshuter Linie. Herzog Albrecht IV. von Oberbayern-Munchen vereinigte nach dem verheerenden Landshuter Erbfolgekrieg von 1504/05 dann Altbayern im Jahr 1506 wieder. Durch ein Primogeniturgesetz beendete er die Teilungen. Allerdings gingen 1504 die ursprunglich bayerischen Amter Kufstein , Kitzbuhel und Rattenberg an Tirol verloren. In den drei genannten Gerichtsbezirken galt aber bis in das 19. Jahrhundert weiterhin das Landrecht Ludwigs des Bayern, so dass diese innerhalb Tirols eine juristische Sonderstellung einnahmen. Auch das Mondseeland ging damals an Habsburg verloren.

Die Vitztumsamter wurden 1507 im Zuge einer großen Verwaltungsreform nach dem Landshuter Erbfolgekrieg in Rentamter umgewandelt, die in Bayern neben der Finanzverwaltung dann auch fur juristische, administrative und militarische Aufgaben zustandig waren.

Bayern von der Reformation bis zum Dreißigjahrigen Krieg

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Baiern 1566 auf Apians Landtafeln

Bayern im Zeitalter der Gegenreformation

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In Altbayern verhinderten die bayerischen Herzoge eine großere Ausbreitung der Reformation . Wilhelm IV. ließ sich bereits 1524 vom Papst durch die Abtretung der Hoheitsrechte uber die bayerischen Bischofe und der Einkunfte der kirchlichen Institute fur die Sache des Katholizismus gewinnen und war einer der eifrigsten Gegner der Reformation, die er in seinem Land nicht aufkommen ließ. Er nahm aufseiten Karls V. am Schmalkaldischen Krieg teil.

Jedoch fuhrten auch in Bayern einzelne Territorialherren wie die Grafen von Ortenburg , Neuburg und von Haag , der Herzog von Pfalz-Neuburg als auch die Herrschaft Hohenwaldeck das Luthertum ein. Um der weiteren Ausbreitung in Altbayern entgegenzuwirken, fuhrte der bayerische Herzog Albrecht V. 1564 einen Gerichtsprozess gegen die sogenannte Ortenburger Adelsverschworung . In Franken breitete sich die Reformation rasch aus, und auch in Ostschwaben fand sie vor allem in Stadten wie Augsburg zahlreiche Anhanger. Ebenso breitete sich die Reformation in der Oberpfalz aus, die unter der Herrschaft der protestantischen Kurfursten der Pfalz stand. 1571 wurden von Herzog Albrecht V. alle Lutheraner des Landes verwiesen. Ab 1542 machten die Jesuiten die 1472 gegrundete Landesuniversitat Ingolstadt neben Dillingen zu einem Zentrum der Gegenreformation . Die Bischofe von Wurzburg und Bamberg betrieben die Gegenreformation mit teils rigorosen Maßnahmen.

Wilhelm V. beteiligte sich 1583 erfolgreich am Krieg gegen den protestantisch gewordenen Erzbischof von Koln, fur fast 200 Jahre stellten seither bayerische Prinzen den Kolner Kurfursten. Ab 1577 wurden die Stande, die fur die Bewilligung der Steuern fur den Herzog zustandig waren, nicht mehr regelmaßig einberufen. Dies fuhrte Bayern an den Rand des finanziellen Ruins und zur Abdankung des Herzogs.

Wilhelms Sohn Maximilian I. entmachtete die Stande, indem er sie durch einen Beamtenapparat ersetzte, der Verwaltung und Finanzen ubernahm. Gleichzeitig fuhrte er im Rahmen der Gegenreformation ein kirchliches Polizeiregiment ein. [11]

Bayerns Aufstieg zum Kurfurstentum im Dreißigjahrigen Krieg

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Durch verschiedene Reformen sanierte Maximilian das Land finanziell und machte es wirtschaftlich leistungsfahig. Durch die Ausschaltung der standischen Mitwirkungsrechte wurde er der eigentliche Begrunder der absolutistischen Herrschaft in Bayern. Er schuf eine wirksame Landesverwaltung, eine neue Gesetzessammlung ( Codex Maximilianeus ) und war in merkantilistischen Maßnahmen seiner Zeit bereits voraus. Auch fur die Kunstpolitik und das furstliche Mazenatentum entstanden neue finanzielle Spielraume. Gleichzeitig war Maximilian eine pragende Person der Gegenreformation und der katholischen Reform und schuf ein schlagkraftiges Heer.

1607 besetzte der Bayernherzog nach einer Storung einer katholischen Prozession durch Protestanten die freie Reichsstadt Donauworth und verleibte sie seinem Herzogtum ein. Dies war der Anlass fur die protestantischen Fursten und Stadte, sich unter Fuhrung des calvinistischen Kurfursten und Wittelsbachers Friedrich von der Pfalz zur Union zusammenzuschließen. Entsprechend schlossen sich 1609 die katholischen Krafte unter Fuhrung des bayerischen Herzogs Maximilian I. zur Liga zusammen.

Kurfurst Maximilian I.

Im Jahr 1619 verbundete sich der bayerische Herzog mit Kaiser Ferdinand II. gegen die protestantischen bohmischen Stande und den von ihnen gewahlten Gegenkonig, den Pfalzer Kurfursten Friedrich V. In der Schlacht am Weißen Berg bei Prag besiegten die Truppen der Liga unter Fuhrung des bayerischen Feldherrn Johann T’Serclaes von Tilly 1620 die Protestanten . Anschließend ließ Tilly die Pfalz besetzen. Als Dank erhielt Maximilian I. 1623 die Pfalzer Kurwurde und 1628 die von ihm besetzte Oberpfalz als Kriegsentschadigung. Im weiteren Verlauf des Dreißigjahrigen Krieges wurde Bayern jedoch 1632/34 und 1648 von feindlichen Truppen besetzt und verwustet. Ostschwaben verlor seine bisherige politische Bedeutung durch die Zerstorungen fast vollig. Die Reichsgrafschaft Wiesensteig in Schwaben fiel zu zwei Dritteln 1642 durch Kauf an Bayern und zu einem Drittel an die Fursten von Furstenberg, die ihren Anteil 1752 ebenfalls an Kurbayern veraußerten.

Im Westfalischen Frieden von 1648 wurden die Kurfurstenwurde und die Gebietsgewinne Bayerns bestatigt.

Bayern als absolutistischer Staat

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Karte von Bayern 1688

Bayern zwischen Frieden und Großmachtspolitik

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Nach dem Dreißigjahrigen Krieg entwickelte sich das Kurfurstentum Bayern ebenso wie andere europaische Lander zum absolutistischen Staat. 1669 wurde zum letzten Mal der standische Landtag einberufen. Der Munchner Hof Kurfurst Ferdinand Marias konnte sich an Prunk mit anderen europaischen Hofen durchaus messen. Versuchen, Manufakturen nach dem Vorbild Frankreichs aufzubauen, war kein Erfolg beschieden. Dennoch hielt sich die Verschuldung des Staates in Grenzen, Ferdinand Maria widerstand dem franzosischen Drangen und verzichtete auf die Kandidatur fur die Kaiserkrone, um den Frieden zu erhalten. Ab 1663 wandelte sich der Reichstag zu einem permanenten Gesandtenkongress ( Immerwahrender Reichstag ), der in der Reichsstadt Regensburg tagte.

Bayerische Volkserhebung 1705: Denkmal fur den Schmied von Kochel in Kochel am See

Außenpolitisch wurde Bayern 1670 dennoch zum Verbundeten Frankreichs . Aufgrund der Reichsheeresverfassung von 1681 war auch Bayern zur Stellung von Truppen fur die Reichsarmee verpflichtet. Die Errichtung eines stehenden Heeres , der fortan bestehenden Bayerischen Armee , wurde somit erforderlich, die Verstaatlichung des Kriegswesens war aber auch allgemein ein Element absolutistischer Machtpolitik.

Kurfurst Maximilian II. Emanuel errang zunachst an der Seite Osterreichs mehrere Siege gegen die Turken. Im Spanischen Erbfolgekrieg stand Bayern unter Maximilian II. Emanuel wieder auf der Seite Frankreichs. Der Krieg endete nach der Niederlage in der Schlacht bei Hochstadt 1704 mit der Besetzung Bayerns durch den Habsburger -Kaiser.

Ein erstes bayerisches Parlament, der Landesdefensionskongress , tagte im Dezember 1705 im damals noch bayerischen Braunau am Inn .

Die Volksaufstande 1705 bei Sendling und 1706 bei Aidenbach scheiterten, nachdem in der Sendlinger Mordweihnacht die schlecht bewaffneten und schlecht gefuhrten Bayern von den kaiserlichen Truppen niedergemetzelt worden waren. Erst 1714 wurde Bayern von den europaischen Großmachten aus Grunden des Machtgleichgewichts wiederhergestellt.

1724 beschlossen die pfalzische und die altbayerische Linie der Wittelsbacher die sogenannte Wittelsbacher Hausunion zur Sicherung der Stellung Bayerns. Im Osterreichischen Erbfolgekrieg kampfte Bayern an der Seite von Frankreich und Preußen gegen die Habsburgerin Maria Theresia . 1742 wurde der Wittelsbacher Karl Albrecht von den Kurfursten, die Maria Theresia als Erzherzogin nicht anerkannten, als Karl VII. zum Kaiser gewahlt. Osterreich konnte sich im Kriegsverlauf behaupten und besetzte wiederum Bayern. Drei Jahre danach starb Karl Albrecht.

Sein Sohn und Nachfolger Maximilian III. Joseph musste auf die Fuhrungsrolle zugunsten der Habsburger verzichten und wandte sich nach seiner Thronbesteigung 1745 inneren Reformen zu. [12] Wahrend des Siebenjahrigen Krieges stand er bewusst abseits, steuerte der Reichsarmee jedoch pflichtgemaß 5000 Mann bei. Mit Frankreich hatte sich Bayern bereits im Juli 1756, uber den Vertrag von Compiegne, verbunden und gegen Subsidienzahlungen von jahrlich 360.000 fl. zugesichert, seine Außenpolitik mit Versailles abzustimmen. [13] 1757 stellte Bayern zwei zusatzliche Auxilarkontingente von beinahe 7000 Mann, uber die franzosische Generale den Oberbefehl fuhrten. [14] 1759 beorderte der Kurfurst die Reste des Auxiliarkorps in die Heimat zuruck, auch, um es sich nicht dauerhaft mit Friedrich II. zu verscherzen. Nachdem Großbritannien und Frankreich Anfang November 1762 den Praliminarfrieden von Fontainebleau unterzeichnet hatten (der am 10. Februar 1763 zum Frieden von Paris fuhrte), schloss Ende des Monats die Kurpfalz mit Preußen einen Waffenstillstand. Wurttemberg unterzeichnete im Dezember mit Preußen gar ein Neutralitatsabkommen, ohne einen dazu rechtlich zwingend notwendigen Reichstagsentscheid zur Aufhebung der Reichsexekution gegen Preußen von 1757 abzuwarten. Am 6. Januar 1763 erklarte Bayern ebenfalls seine Neutralitat und ermunterte auch andere Reichsstande zu diesem Schritt. Am 11. Februar 1763 bezeichnete sich schließlich das Reich als Ganzes fur neutral. So sah sich Osterreich genotigt, vier Tage spater mit Preußen zum Frieden von Hubertusburg zu gelangen. [15] [16]

1777 starb mit Maximilian III. Joseph die bayerische Linie der Wittelsbacher aus, und Karl Theodor aus der Pfalzer Linie trat die Nachfolge an. Damit wurde Kurbayern , das Nieder- und Oberbayern sowie die Oberpfalz umfasste, mit der Kurpfalz sowie den Besitztumern Julich und Berg zu Pfalzbaiern vereint.

Der habsburgische Kaiser Joseph II. erkannte die Nachfolge jedoch nicht an und erhob selbst Anspruch auf Altbayern . Im folgenden Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 setzte sich Preußen erfolgreich fur den Erhalt eines unabhangigen Bayerns ein. Im Frieden von Teschen 1779 erkannte Osterreich die pfalzische Nachfolge an. Bayern musste allerdings das Innviertel an Osterreich abtreten. Nachdem Plane Karl Theodors , die darauf gerichtet waren, Altbayern gegen die Osterreichischen Niederlande einzutauschen, endgultig gescheitert waren, reformierte seit 1785 Graf Rumford das Staatswesen.

Bayerns Neutralitatspolitik unter Karl Theodor gegenuber dem revolutionaren Frankreich endete desastros mit der Besetzung der linksrheinischen Pfalz durch franzosische Truppen. Nachdem Karl Theodor ohne eheliche Nachkommen verstorben war, trat Maximilian IV. Joseph aus der Linie Pfalz-Zweibrucken 1799 das Erbe an. Pfalz-Zweibrucken kam zwar formal zu Bayern, war aber franzosisch besetzt. In Frankreich erzogen und Oberst eines franzosischen Militarregiments, fuhrte Maximilian Joseph Bayern in ein Bundnis mit Napoleon Bonaparte . Die ehrgeizige Außenpolitik Bayerns zu dieser Zeit fuhrte zu einer hohen Verschuldung des Staats.

Konigreich Bayern

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Napoleonische Ara

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Graf Montgelas
Bayern 1808
Die funf franzosischen Gesetzbucher in deutscher Sprache nach den besten Ubersetzungen, Zweibrucken 1827; Das franzosische Gesetzwerk wurde in der linksrheinischen Pfalz im Jahr 1804 eingefuhrt. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft blieben die Gesetze trotz der Angliederung an das Konigreich Bayern in Kraft und bildeten die Ausgangsbasis fur die Entstehung der liberalen Bewegungen.

Im Frieden von Luneville 1801 musste Kurpfalzbayern wie andere deutsche Staaten auf seine linksrheinischen Gebiete verzichten. Damit verlor es die linksrheinischen Teile der Kurpfalz und das Herzogtum Julich . Als Ausgleich konnte Bayern jedoch sein Staatsgebiet durch die im Reichsdeputationshauptschluss 1803 verfugte Mediatisierung und Sakularisation erheblich erweitern. Allerdings verlor es 1803 den noch verbliebenen rechtsrheinischen Teil der Kurpfalz an Baden . 1805 band sich Bayern durch den Bogenhausener Vertrag an das napoleonische Frankreich. Der Niederlage Osterreichs in der Schlacht bei Austerlitz folgte der Friede von Pressburg , der unter anderem die Abtretung von Tirol und Vorarlberg an Bayern beinhaltete. 1806 wurde Bayern als Dank von Napoleon zum Konigreich proklamiert, wobei Maximilian ausdrucklich den Bezug zum mittelalterlichen Konigreich Bayern betonte, um selbiges zu legitimieren. Bayern trat anschließend auf Druck Napoleons dem Rheinbund bei, worauf Franz II. die deutsche Kaiserwurde niederlegte und das Reich damit fur erloschen erklarte.

Im Marz 1806 trat Bayern das rechtsrheinische Herzogtum Berg im Tausch gegen das Furstentum Ansbach an Napoleon ab. Bayern wurde in dieser Zeit entscheidend durch den Minister Montgelas gepragt. Er gilt zusammen mit Konig Maximilian I. als Schopfer des modernen bayerischen Staates. Montgelas schuf eine effiziente Staatsverwaltung fur das vergroßerte Bayern. Er teilte das Land in acht Verwaltungskreise ein und verwaltete es durch ein neu geschaffenes Beamtenwesen. Er fuhrte die allgemeine Schulpflicht ein und schuf durch Vereinheitlichung von Maßen, Gewichten und Wahrung sowie durch die Abschaffung der Binnenzolle und des Zunftzwangs einen einheitlichen Wirtschaftsraum. 1808 wurde von ihm die erste bayerische Verfassung, Konstitution genannt, verabschiedet. Mit ihr wurde unter anderem auch offiziell die in Bayern zu dieser Zeit kaum mehr vorkommende Leibeigenschaft abgeschafft und die Gesetzgebung vereinheitlicht.

Die Zwangsaushebung von Rekruten fur die Bayerische Armee fuhrte zum Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer , der am 9. April 1809 in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck begann und am 1. November 1809 mit der Niederlage der Tiroler am Bergisel endete. Der Pariser Vertrag vom 28. Februar 1810 zwischen Frankreich und Bayern fuhrte zu Gebietsarrondierungen. Bayern erhielt das Markgraftum Bayreuth , das Furstentum Regensburg , das Innviertel , das halbe Hausruckviertel sowie Gebiete um Salzburg und Berchtesgaden als Territorium hinzu. Im Gegenzug mussten das sudliche Tirol und einige schwabische Gebiete abgegeben werden.

Szene aus dem Russlandfeldzug ( Schlacht bei Borodino )

Wahrend des Russlandfeldzuges Napoleons erlitt die bayerische Armee schreckliche Verluste. Von rund 33.000 Mann, die (einschließlich nachgeschickter Verstarkungen) 1812 ausmarschierten, kehrten nur etwa 4000 zuruck. Durch den Vertrag von Ried wechselte Bayern am 8. Oktober 1813 kurz vor der Volkerschlacht bei Leipzig gegen die Zusicherung, seine annektierten Gebiete behalten zu durfen, ins Lager der Gegner Napoleons.

Der bayerische Feldmarschall Carl Philipp von Wrede versuchte Ende Oktober 1813 bei Hanau erfolglos, den Durchmarsch der Grande Armee 1813 mit einem bayerisch-osterreichische Korps zu stoppen. Im Frankreichfeldzug von 1814 siegte Wrede in der Schlacht bei Arcis-sur-Aube und in der Schlacht bei Bar-sur-Aube . Als Ergebnis des Wiener Kongresses 1814/15 musste Bayern seine osterreichischen Zugewinne großenteils zuruckgeben; es bekam zum Ausgleich Teile der Pfalz zuruck und frankische Gebiete um Wurzburg und Aschaffenburg .

Die zwischen 1803 und 1815 hinzugekommenen neubayerischen Gebiete im Norden und Westen in Franken und Schwaben unterscheiden sich in ihrer Vorgeschichte, in der Sprache und in der Mentalitat der Einwohner von Altbayern . Einige dieser Gebiete sind bis heute uberwiegend evangelisch.

Insgesamt hatte sich das Territorium Bayerns bis 1815 um folgende Gebiete erweitert:

Im Vertrag von Munchen (1816) wurden die endgultigen Grenzen des nachnapoleonischen Bayerns bestimmt. Der badisch-bayerische Grenzstreit uber die rechtsrheinische Pfalz wurde erst auf dem Aachener Kongress (Herbst 1818) zugunsten Badens entschieden.

Bayern im Deutschen Bund

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Konigreich Bayern 1815

Das Konigreich Bayern war seit der Grundung des Deutschen Bundes im Jahre 1815 Mitglied in dieser Konfoderation. 1817 erfolgte die Entlassung Montgelas, der zu keinen weiteren liberalen Zugestandnissen an die Burger bereit war. 1818 erließ Maximilian I. Joseph die Verfassung von 1818 , die im Gegensatz zur Verfassung von 1808 auch die Frage einer Volksvertretung regelte. Sie sah eine Gliederung in zwei Kammern vor. In der ersten Kammer saßen Vertreter der Geistlichkeit und des Adels sowie weitere vom Konig ernannte Personen. Die zweite Kammer wurde nach einem indirekten Zensuswahlrecht besetzt. Mit ihr wurde Bayern zur konstitutionellen Monarchie . Zu einem echten Parlamentarismus fehlte unter anderem ein allgemeines und direktes Wahlrecht, die volle Gewaltenteilung und Pressefreiheit.

Unter Konig Ludwig I. erlebte die Kunst in Bayern eine Blutezeit. Vor allem in Munchen entstanden in dieser Zeit zahlreiche klassizistische Bauten. 1826 wurde die Landesuniversitat von Landshut nach Munchen verlegt (Naheres hier ). Der anfangs liberale Regierungsstil Ludwigs I. nahm zunehmend autoritare Zuge an. Nach der Julirevolution 1830 in Paris und der Ausbreitung der revolutionaren Bewegung auf weite Teile Europas zeigte Ludwigs Politik zunehmend reaktionare Tendenzen. Er fuhrte die Zensur wieder ein und beseitigte die Pressefreiheit. Das Hambacher Fest 1832 in der Pfalz auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße) hatte seine Wurzeln in der Unzufriedenheit der pfalzischen Bevolkerung mit der bayerischen Verwaltung. Sein zweiter Sohn Otto wurde 1832 als Otto I. griechischer Konig, was fur Bayern hohe Kosten verursachte. 1834 trat Ludwig dem Deutschen Zollverein bei. 1848 musste der Konig wegen einer Liebesbeziehung zur Sangerin Lola Montez (1821?1861) und Unruhen in Munchen zurucktreten.

Unter seinem Sohn Maximilian II. wurde unter anderem die Zensur abgeschafft. Die Reichsverfassung von 1849 wurde von ihm jedoch wie von den meisten deutschen Fursten abgelehnt, und zudem wurden im selben Jahr die politischen Parteien verboten. Diese Vorkommnisse losten den Pfalzischen Aufstand aus. Der Konig rief preußisches Militar zu Hilfe, und am 10. Juni 1849 marschierte auch ein bayerisches Armee korps in der Pfalz ein, wodurch der Aufstand niedergeschlagen wurde. Zusammen mit seinem Minister Ludwig von der Pfordten betrieb Maximilian in den folgenden Jahren das Konzept der Trias-Politik. Dieses sah vor, die deutschen Mittelstaaten unter Fuhrung Bayerns zur dritten Kraft neben den beiden Großmachten Preußen und Osterreich zu entwickeln.

Den Krieg von 1866 verlor Bayern unter Ludwig II. an der Seite Osterreichs und der meisten deutschen Staaten gegen Preußen und musste hohe Kriegsentschadigungszahlungen leisten. Zudem musste es das Bezirksamt Gersfeld in der Rhon, das Bezirksamt Orb und die Exklave Kaulsdorf in Thuringen an das Konigreich Preußen abtreten. 1870 beteiligte sich Bayern als Verbundeter Preußens am Deutsch-Franzosischen Krieg und trat dem Norddeutschen Bund bei.

Bayerns Wirtschaft 1848

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Die Bevolkerung in Bayern wuchs langsamer als in den anderen Teilen des Reiches. Das Heiratsalter war relativ hoch. Bayerns Industrialisierung verlief langsamer als in anderen Regionen und Landern. Historiker benennen dies ?verzogerte Industrialisierung“. [17]

Allerdings hatte Bayern fur die Industrialisierung sichtbar schlechte Voraussetzungen:

Im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion war 1848 Bayerns Handelsbilanz negativ. Fur eine insgesamt positive Handelsbilanz sorgte der Export von Rohstoffen und Waren; er lag weit uber der Einfuhr von Produkten und fremden Fabrikaten. Die Industrie musste dennoch ausgebaut werden.

Bayern und das Deutsche Kaiserreich

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Bayerische Banknote 50 Gulden 1866

1871 wurde Bayern durch Vertrag Bundesstaat des neu gegrundeten Deutschen Reiches . In den Versailler Verhandlungen und dem Vertrag vom 23. November 1870 zwischen dem Norddeutschen Bund und dem Konigreich Bayern behielt Bayern neben der Kultur- und Steuerhoheit auch noch zahlreiche weitere Reservatrechte , zum Beispiel eigenes Heer , eigene Diplomatie, eigenes Postwesen und die Koniglich Bayerischen Staatseisenbahnen .

Der bayerische Landtag nahm im Januar 1871 diesen Vertrag nach großten Widerstanden, vor allem der bayerischen Patrioten, an. Weil Ludwig II. sich von den Staatsgeschaften vollig zuruckzog und die Verwaltung und Beamte eher preußenfreundlich eingestellt waren, war der Einfluss Bismarcks auf die Politik in Bayern groß. Ludwig II. lehnte eine Reichsgrundung unter der Vorherrschaft Preußens ab. Demonstrativ blieb er der Reichsproklamation vom 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles fern.

Ludwig II. ging wegen der unter seiner Herrschaft erbauten Konigsschlosser ( Schloss Neuschwanstein , Neues Schloss Herrenchiemsee und Schloss Linderhof ) als ?Marchenkonig“ in die Geschichte ein.

Innenpolitisch entwickelte sich die 1868 gegrundete katholisch-konservative Patriotische Partei zur fuhrenden Partei im Landtag. 1887 erfolgte die Umbenennung in Bayerisches Zentrum . 1893 zogen erstmals SPD-Abgeordnete in den Landtag ein (siehe BayernSPD#Geschichte ). 1906 erfolgte eine Liberalisierung des Wahlrechts.

Nach der Entmundigung Ludwigs II. 1886 ubernahm Prinzregent Luitpold die Herrschaft anstelle des psychisch erkrankten Prinzen Otto . Er gilt zum Teil bis heute als volkstumlicher Vertreter der ?guten alten Zeit“ in Bayern, obwohl seine Herrschaftszeit eher von politischer Stagnation gepragt war. Als er 1912 starb, folgte ihm sein Sohn als Regent nach. 1913 erklarte dieser sich durch eine Verfassungsanderung zum Konig Ludwig III.

Erster Weltkrieg und Ende der Monarchie

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Aufgrund der Versorgungsengpasse und der Verluste im Ersten Weltkrieg schwand der Ruckhalt, den die Monarchie bisher im Volk hatte, mehr und mehr dahin. Ein Ubriges tat das militante Auftreten Ludwigs III., der fur eine Vergroßerung Bayerns durch Annexionen nach einem siegreich beendeten Krieg eintrat. Seine Einstellung wurde als zu preußenfreundlich wahrgenommen. Die wachsende Ablehnung gegen das Reich und gegen Preußen wandte sich so immer mehr auch gegen die bayerische Monarchie. 1917 wurde ein Antrag der SPD auf Parlamentarisierung Bayerns von der Regierung abgelehnt. Wie im restlichen Deutschland waren auch in Bayern die Januarstreiks 1918 ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Geduld der Bevolkerung ihrem Ende naherte. Rund 165.000 bayerische Soldaten fielen im Krieg. [18]

Demonstration auf der Theresienwiese am 7. November 1918

Eine Einigung Anfang November desselben Jahres kam zu spat. Am 7. November 1918 sturzten revolutionare Krafte im Rahmen der Novemberrevolution unter Fuhrung von Kurt Eisner von der USPD die Monarchie. Bayern wurde zum Freistaat erklart.

Bayern zwischen den Weltkriegen

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Munchner Raterepublik ? Raterepublik Bayern

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Kurt Eisner stutzte sich auf die Rate, die im ganzen Land gebildet wurden. Es gab in Bayern mehrere Tausend Rate, in den Stadten Arbeiter- aber auch Burgerrate und in den Garnisonen Soldatenrate. Aber auch auf dem Land fand diese Art der Partizipation in Form der Bauernrate eine breite Zustimmung. Beispielsweise trafen sich am 6. Marz 1919 im konservativen Chiemgau 158 Ratevertreter aus 54 Gemeinden. In Munchen konstituierten sich neben dem 400-kopfigen Munchner Arbeiterrat Zentralrate der Bauern, der Soldaten und der Arbeiter. Daneben gab es aber auch Rate geistiger Arbeiter, Hochschul- und Schulerrate usw.

Bei Wahlen zum Landtag im Januar 1919 erlitt die USPD Eisners jedoch eine schwere Niederlage. Starkste Kraft wurde die burgerlich-konservative Bayerische Volkspartei , die Nachfolgepartei des Bayerischen Zentrums. Am 21. Februar 1919 wurde Eisner auf dem Weg zur Eroffnung des neugewahlten Landtags, wo er den Rucktritt seines Kabinetts anbieten wollte, von dem Rechtsradikalen Anton Graf von Arco auf Valley ermordet.

Neuer Ministerprasident wurde der Sozialdemokrat Johannes Hoffmann . Seine Regierungszeit wurde von der Auseinandersetzung zwischen gemaßigten parlamentarischen Kraften und radikalen Arbeiter- und Soldatenraten uberschattet. Die Regierung musste sogar wegen der unruhigen Lage in der Hauptstadt nach Bamberg ausweichen. Gleichzeitig wurde in Munchen von einer Gruppe um den Schriftsteller Ernst Toller und den beiden Anarchisten Erich Muhsam und Gustav Landauer am 7. April 1919 die ? Raterepublik Baiern “ ausgerufen. Nach dem Scheitern dieser ersten Revolutionsphase kam es kurz darauf zu der Machtubernahme der Kommunisten . Eugen Levine ubernahm die Fuhrung der Raterepublik. Die von Ministerprasident Hoffmann nach Zugestandnissen zu Hilfe gerufenen preußischen und wurttembergischen Truppen sowie Angehorige der sich entwickelnden Freikorps eroberten am 1. Mai 1919 die Hauptstadt zuruck. Die dann folgenden ?Sauberungen“ durch diese weißen Truppen forderten zahlreiche Menschenleben.

Bayern wahrend der Weimarer Republik

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Der Freistaat Bayern wahrend der Weimarer Republik

Am 15. September 1919 trat die nach ihrem Entstehungsort benannte Bamberger Verfassung in Kraft.

Durch eine Volksbefragung am 30. November 1919 kam am 1. Juli 1920 der Freistaat Coburg zu Bayern ( siehe auch Landkreis Coburg ).

Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 wurde der westlichste Teil der bayerischen Pfalz dem neugegrundeten Saargebiet zugeschlagen und fur 15 Jahre der Regierung des Volkerbundes unterstellt. 1930 erfolgte der Abzug der Franzosen und die vollstandige Ruckgliederung des restlichen Gebietes der Pfalz an Bayern.

Nach der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935 und der Wiedereingliederung des Saar-Gebietes an das Deutsche Reich am 1. Marz 1935 wurde das ehemalige bayerische Territorium nicht wieder an die Pfalz und Bayern zuruckgegliedert, sondern zusammen mit dem ehemals preußischen Gebiet unter dem Namen Saarland einem Reichskommissar unterstellt. [19]

Johannes Hoffmann , der zweite Ministerprasident Bayerns, trat nach dem Kapp-Putsch im Marz 1920 zuruck. Bei der Landtagswahl am 6. Juni 1920 [20] wurde die BVP mit Abstand starkste Partei (39,4 %) vor SPD (16,3 %), Bayerischer Mittelpartei / Deutsche Volkspartei 13,5 %, USPD 12,9 % und DDP (8,1 %). Nachfolger von Hoffmann wurde der Monarchist Gustav Ritter von Kahr , der eine Loslosung Bayerns vom Reich anstrebte. Im September 1921 wurde Graf von Lerchenfeld (BVP) Ministerprasident. Von November 1922 bis Juni 1924 war Eugen Ritter von Knilling Ministerprasident. Bayern wurde zur ? Ordnungszelle “. Die Politik der Bevorzugung der Rechten schaffte fur die Entstehung rechtsextremer Gruppen ein gunstiges Klima. Unter anderem tauchte Hermann Ehrhardt , der Fuhrer der Brigade Ehrhardt , nach dem Kapp-Putsch in Bayern unter.

Im Herbst 1923 diente das Ende des passiven Widerstandes gegen die Ruhrbesetzung der Staatsregierung als Vorwand, den Ausnahmezustand auszurufen und von Kahr nach Artikel 48 Absatz 4 der Weimarer Verfassung zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten zu ernennen. Als Reaktion auf diesen Versuch, eine rechtsgerichtete Diktatur zu errichten, verhangte Reichsprasident Friedrich Ebert seinerseits den Ausnahmezustand. General Hans von Seeckt , der Chef der Heeresleitung , sympathisierte allerdings mit Kahr; es kam zu keiner Reichsexekution . In Bayern bildete sich ein Triumvirat aus von Kahr, dem bayerischen Wehrkreiskommandeur Otto von Lossow und dem Chef der bayerischen Landespolizei Hans Ritter von Seißer . Sie ließen unter anderem hunderte judische Familien ausweisen, verboten linke Zeitungen und setzten das Republikschutzgesetz außer Kraft.

Am 8. November 1923 kam es in Munchen zum Hitlerputsch . Als Kahr eine Rede im Burgerbraukeller hielt, ließ Hitler das Gasthaus von SA-Mannern umstellen, und ging in den Keller, um Kahr und andere mittels Notigung oder Erpressung auf seine Seite zu bringen. Hitler erklarte die Reichsregierung fur abgesetzt; er konnte von Kahr nicht uberzeugen. Die bayerische Polizei beendete den Putschversuch am folgenden Tag an der Munchner Feldherrnhalle . Im Februar 1924 trat Kahr zuruck; er wurde am 30. Juni 1934 wahrend des Rohm-Putschs ins KZ Dachau verschleppt und bei seiner Ankunft von einem SS-Mann erschossen.

Von Juni 1924 bis Marz 1933 war Heinrich Held ( Bayerische Volkspartei ) Ministerprasident. Dessen Politik zielte auf mehr politische Eigenstandigkeit Bayerns im Reich. Die Gefahr von rechts unterschatzte er lange. Ab 1930 hatte Held keine parlamentarische Mehrheit fur seine Regierung. Eine Tolerierung durch die SPD ermoglichte ihm aber die weitere Geschaftsfuhrung. Bei der Landtagswahl am 24. April 1932 erhielt die BVP 32,6 % und die NSDAP 32,5 % der Stimmen. Am 9. Marz 1933 wurde Held von einem SA -Kommando verschleppt und interniert; am 15. Marz 1933 legte er sein Amt nieder.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

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Im Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler (siehe Machtubernahme , Chronologie der nationalsozialistischen Machtergreifung ); im Marz und April 1933 betrieb der NS-Staat die Gleichschaltung der Lander. Mit zwei Gleichschaltungsgesetzen vom 31. Marz 1933 und vom 7. April 1933 wurde den Landern ihre relative Souveranitat genommen.

Am 9. Marz wurde Franz von Epp vom Reichsinnenminister Wilhelm Frick (unter Hinweis auf Artikel 2 der ? Reichstagsbrandverordnung “, 28. Februar 1933) als Reichskommissar in Bayern eingesetzt. Dieser bestellte unter anderem Heinrich Himmler zum Leiter der Polizeidirektion Munchen und Anfang April zum ?Politischen Referent beim Staatsministerium des Innern “. Damit war ihm die gesamte Politische Polizei in Bayern unterstellt. Am 16. Marz ubernahm Epp samtliche Regierungsgeschafte und bildete einen kommissarischen Ministerrat. Am 10. April wurde Epp schließlich zum Reichsstatthalter in Bayern ernannt. Da er in dieser Funktion nicht Mitglied der Landesregierung sein durfte, wurde am 12. April Ludwig Siebert formal zum Ministerprasidenten bestimmt; Adolf Wagner wurde Innenminister. Durch das Gesetz uber den Neuaufbau des Reichs vom 30. Januar 1934 verlor Bayern seine Eigenstaatlichkeit. Nach dem Tod Sieberts im November 1942 wurde kein offizieller Nachfolger mehr ernannt, der geschaftsfuhrende Gauleiter Munchen-Oberbayerns Paul Giesler war bis Kriegsende auch geschaftsfuhrender Ministerprasident.

Zahlreiche fuhrende Personen der NSDAP stammen aus Bayern. Das Gebiet Bayerns hatte in einigen Aspekten eine gewisse Pionierrolle. Am 10. Mai 1933 fand auf dem Munchner Konigsplatz eine Bucherverbrennung statt.

Monate vor der Reichspogromnacht 1938 zerstorten NS-Aktivisten die Synagoge Nurnberg und die Synagoge Munchen . Das erste Konzentrationslager wurde 1933 in Dachau eingerichtet. Munchen wurde zur ? Hauptstadt der Bewegung “ erklart, Nurnberg standiger Sitz der Reichsparteitage . 1935 wurden in Nurnberg die Nurnberger Rassegesetze verabschiedet. 1937 fand in Munchen die erste Ausstellung ? Entartete Kunst “ statt.

Im Marz 1938 erfolgte von Bayern aus der Einmarsch der Wehrmacht und der ? Anschluss Osterreichs “. Im Jahr 1939 wurde der Regierungsbezirk Niederbayern-Oberpfalz um bis zum Munchner Abkommen 1938 zur Tschechoslowakei gehorendes Gebiet, die Landkreise Bergreichenstein , Markt Eisenstein und Prachatitz , erweitert, das 1945 wieder abgetrennt wurde. Das gleiche Schicksal hatte das kurz zuvor angeschlossene Tiroler Kleinwalsertal , das sieben Jahre bei Bayern blieb.

1939 scheiterte Georg Elsers Attentat auf Hitler im Munchner Burgerbraukeller . Unter den bayerischen Widerstandsgruppen ist die Munchner Weiße Rose die bekannteste. Auch Schlusselfiguren der Munchner Neuesten Nachrichten , die bis Mai 1933 gegen Hitler opponiert hatten, spielten eine wichtige Rolle: beispielsweise Erwein von Aretin und Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg . [21]

Großdeutsches Reich (Lander und Reichsgaue), Juli 1944

Ab Ende Marz 1945 ruckten amerikanische Truppen auf Bayern vor, US-Truppen nahmen am 20. April Nurnberg ein und besetzten damit auch einen symboltrachtigen Ort. In den letzten Kriegstagen scheiterte die ? Freiheitsaktion Bayern “ von Rupprecht Gerngross .

Bei den Luftangriffen durch die Westalliierten wurden bayerische Stadte wie Munchen, Nurnberg und Wurzburg ab 1943 erheblich zerstort. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fur Bayern (ohne Pfalz) mindestens 250.000 gefallene und 230.000 vermisste Soldaten sowie rund 28.000 zivile Kriegstote ermittelt. Im Sommer 1947 wurden fur Bayern noch 212.494 Kriegsgefangene gezahlt, davon 73,4 % aus der einheimischen Bevolkerung. [22]

Freistaat Bayern nach 1945

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Amerikanische Besatzungszone und Nachkriegszeit

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Nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 wurde Bayern gemaß dem Potsdamer Abkommen mit Ausnahme der Pfalz und der Stadt Lindau , die unter franzosische Kontrolle kamen, Teil der US-amerikanischen Besatzungszone .

Am 28. Mai 1945 wurde Fritz Schaffer von der Bayerischen Volkspartei von der amerikanischen Militarregierung zum Ministerprasidenten bestimmt, am 28. September allerdings von ihr wieder entlassen. Als Nachfolger bestimmte sie den Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner .

General Eisenhower stellte mit der Proklamation Nummer 2 vom 28. September 1945 Bayern offiziell als Staat wieder her. Unter dem Leiter der Militarregierung, General Lucius D. Clay , erfolgte die Neugrundung Bayerns als Staat und die Wiederbelebung der Parteien und der Demokratie von unten.

1945 wurde die bisher thuringische Enklave Ostheim vor der Rhon Bayern zugeordnet und 1946 die Pfalz in das neu geschaffene Bundesland Rheinland-Pfalz ausgegliedert. Die Wiedereingliederung von Lindau erfolgte erst 1955. Bayern bestand nunmehr aus den sieben Regierungsbezirken Oberbayern , Niederbayern , Oberpfalz , Oberfranken , Mittelfranken , Unterfranken und Schwaben . Am 31. Januar 1956 stellte die Regierung Hoegner vor dem Bayerischen Landtag ein ?Pfalz-Manifest“ vor, das der Pfalz (Region) im Falle der Ruckkehr zu Bayern weitgehende Zusagen machte, doch das entsprechende Volksbegehren vom April 1956 erreichte nicht das notwendige Quorum.

Neben dem Wiederaufbau des Landes nahm Bayern von allen Bundeslandern die meisten Reichsdeutschen und Fluchtlinge auf, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus den ehemals deutschen Ostgebieten sowie Ost- und Sudosteuropa (also aus dem Sudetenland , Bohmen , Mahren , Ungarn sowie Donauschwaben und Siebenburger Sachsen ) vor allem nach Bayern stromten, da dieses erst zum Ende des Krieges von den amerikanischen Truppen erobert wurde. Fluchtlingslager entstanden im ganzen Land, manche davon wie in Piding waren bis in die 1960er Jahre geoffnet, viele waren aber schon nach wenigen Jahren wieder aufgelost oder in Dorfer und Ortschaften umgewandelt worden. Etwa zwei Millionen Vertriebene blieben in Bayern; sie trugen zum Bevolkerungswachstum und durch ihre mitgebrachten Kenntnisse und Traditionen auch zum kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung bei (siehe auch unter Vertreibung ). Es entstanden mehrere Vertriebenenstadte .

Am 30. Juni 1946 wurde in Bayern eine verfassungsgebende Versammlung gewahlt , bei der die CSU , die Nachfolgepartei der Bayerischen Volkspartei, 58,3 % der Stimmen erhielt. Der Verfassungsentwurf wurde in seinem foderativen Charakter von der US-Militarregierung genehmigt, jedoch ein Artikel gestrichen, der Bayern ein Recht auf Nichtbeitritt zu einem zukunftigen deutschen Bundesstaat zugebilligt hatte. Die Verfassung des Freistaates Bayern wurde am 1. Dezember 1946 in einem Volksentscheid mit großer Mehrheit angenommen. Bei der gleichzeitig stattfindenden ersten Wahl zum Landtag erhielt die CSU wiederum eine absolute Mehrheit; sie ist bis heute (2023) starkste Partei.

Bayern als Bundesland in der Bonner Republik

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Der Freistaat Bayern gehort seit dem 23. Mai 1949 der Bundesrepublik Deutschland an. Ministerprasident war bereits seit Dezember 1946 Hans Ehard von der CSU, der abwechselnd allein und in Koalition mit der SPD regierte. Ehard setzte sich in der Vorbereitung der Beratungen zum Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland fur einen weitgehenden Foderalismus ein und sah schließlich viele seiner Vorstellungen darin umgesetzt.

Da das Grundgesetz seiner Ansicht nach aber immer noch nicht foderalistisch genug war ? beispielsweise wurde eine Gleichberechtigung des Bundesrates bei der Gesetzgebung gefordert ? lehnte der bayerische Landtag auf Antrag der Staatsregierung das Grundgesetz in seiner Sitzung vom 20. Mai 1949 mit 101 gegen 64 Stimmen [23] ab. Gleichwohl wurde (unter der Bedingung, dass zwei Drittel der Bundeslander das Grundgesetz annehmen) am gleichen Tag mit 97 gegen sechs Stimmen bei 70 Stimmenthaltungen [23] beschlossen, dass es fur Bayern verbindlich sein sollte. Zugleich sprach sich der Landtag fur die Abhaltung einer Volksbefragung aus, was die amerikanische Militarregierung in Bayern jedoch ablehnte. [23]

CSU und CDU schlossen eine Fraktionsgemeinschaft im Bundestag , die seither besteht.

In den 1950er Jahren gab es noch Konkurrenzkampfe zwischen der CSU und der Bayernpartei , die bezuglich einer bayerischen Eigenstandigkeit radikaler auftrat als die CSU. In diesem Kontext wird heute die Spielbankenaffare gesehen. Bayernpartei und SPD bildeten gemeinsam mit der Vertriebenenpartei BHE und der FDP von 1954 bis 1957 die Staatsregierung im Freistaat, eine Viererkoalition unter Ministerprasident Hoegner.

Nach dem Bruch der Koalitionsregierung 1957 entstand eine Dreierkoalition von CSU, BHE und FDP unter dem Ministerprasidenten Hanns Seidel von der CSU. Nach dem Rucktritt Seidels aus gesundheitlichen Grunden ubernahm nochmals Ehard fur zwei Jahre das Amt des Ministerprasidenten. Die Bayernpartei versank danach immer mehr in die politische Bedeutungslosigkeit.

Die Nachfolgeregierungen unter Alfons Goppel von 1962 bis 1978 waren reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit. In der Folge erfolgte ein tiefer Strukturwandel Bayerns, der in den 1960- und 1970er-Jahren Bildung, Infrastruktur und Industrie modernisierte. Neue Gymnasien und Universitaten wurden eroffnet; auf dem Land wurden viele Straßen asphaltiert, zukunftstrachtig erscheinende Branchen Entwicklungen wie Fahrzeug- und Maschinenbau, Luft- und Raumfahrtindustrie und Atomindustrie wurden gefordert. Damit wurde das von der Agrarwirtschaft gepragte Bayern zu einem fuhrenden Industriestandort innerhalb der Bundesrepublik Deutschland; es wurde im Landerfinanzausgleich vom Empfangerland zum Geberland. [24] 1971 begann auch die Gebietsreform in Bayern .

Wirtschaftlich bewaltigte Bayern nach 1945 den Strukturwandel von einer uberwiegend landwirtschaftlich gepragten Region zu einem Industrieland. Als 1954/55 im Rest der Bundesrepublik Vollbeschaftigung erreicht war, siedelten sich viele Betriebe mit modernen Werken in Bayern an. Außerdem profitierte das Land davon, dass im Rahmen der Wiederbewaffnung viele Standorte der neu aufzubauenden Bundeswehr , aus strategischen Grunden, in die strukturschwachen Regionen Nord- und Ostbayerns gelegt wurden. Sie zogen oft Infrastrukturmaßnahmen in den bisher schlecht erschlossenen Gebieten nach. Auch die Rustungsindustrie siedelte sich uberproportional in Bayern an.

1972 wurde die Gebietsreform weitgehend abgeschlossen, 71 an Stelle von 143 Landkreisen wurden gebildet, wobei sich die Grenzen der Regierungsbezirke teilweise verschoben. Gleichzeitig entstanden 18 Planungsregionen . Die Zahl der kreisfreien Stadte reduzierte sich von 48 auf 25. In der Bildungspolitik kam es zu weitreichenden Reformen, so wurden 1968 die Bekenntnisschulen aufgehoben, ab 1972 wurden weitere Landesuniversitaten errichtet ( Passau , Bayreuth ). Auch wurden mehrere Fachhochschulen gegrundet ( Hof , Landshut ).

1972 fanden die Olympischen Sommerspiele und das Munchner Olympia-Attentat in der Landeshauptstadt statt.

Franz Josef Strauß (1915?1988), Bayerischer Ministerprasident und CSU-Vorsitzender

Nach Ende der Amtszeit von Ministerprasident Goppel waren die Nachfolgeregierungen unter Franz Josef Strauß von 1978 bis 1988 und Max Streibl von 1988 bis 1993 ebenfalls wieder reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit. Unter der Regierung von Franz Joseph Strauß kam es zu von starken Protesten aus der Bevolkerung begleiteten Projekten wie dem Bau der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf oder dem Ausbau des von Umweltschutzern bekampften Main-Donau-Kanals .

Bayern seit der Wiedervereinigung Deutschlands

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Auch am 6. Juli 1992 bei der Eroffnung des 18. Weltwirtschaftsgipfels in Munchen kam es unter der Regierung von Max Streibl zu schweren Protesten als nach einem Polizeikessel 500 Demonstranten festgenommen wurden. Im selben Jahr wurde der neue Flughafen Munchen in Betrieb genommen und Bayern entwickelte sich vermehrt in einen internationalen High-Tech -Standort. Bayern wechselte in Folge bereits 1987 erstmals im Landerfinanzausgleich vom Nehmerland zum Geberland und ist seit 2008 ununterbrochen das großte Geberland.

Mit der Wiedervereinigung wurde die Randlage weiter Gebiete an der ehemaligen Grenze zur DDR und zur Tschechoslowakei uberwunden. In der Folge kam es zum Abzug großer Teile der US-Streitkrafte auch aus Bayern.

Die Nachfolgeregierungen unter Edmund Stoiber von 1993 bis 2007 und Gunther Beckstein von 2007 bis 2008 waren wiederum reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit; von 2003 bis 2008 hatte die CSU sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag. Mit der 16. Landtagswahl 2008 verlor die CSU jedoch die absolute Mehrheit und war seit Jahrzehnten erstmals gezwungen, unter Horst Seehofer eine Koalition mit der FDP einzugehen, bis 2013 wieder die absolute Mehrheit der CSU gewonnen wurde. 2018 ging sie dann wieder verloren , als sechs Parteien in den Landtag einzogen. Die CSU bildete daraufhin eine Regierungskoalition mit der Landesvereinigung Freie Wahler Bayern unter dem Ministerprasidenten Markus Soder . Diese Koalition wurde nach der Landtagswahl 2023 fortgesetzt.

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Commons : Geschichte Bayerns  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Bayern  ? Quellen und Volltexte
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  10. Knut Gorich: Die Staufer. Herrscher und Reich. Munchen 2006, S. 41.
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  12. Maximilian III. Joseph, Kurfurst von Bayern (pdf) , in: www.deutsche-biographie.de ; abgerufen am 11. Januar 2021.
  13. Max Spindler (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2: Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts , 2., uberarbeitete Auflage, Munchen 1988, ISBN 3406 323200 , S. 1203. Das Handbuch nennt (wohl irrtumlich) eine Subsidienzahlung von jhrl. 300.000 fl. Anders aber Alois Schmid: Max III. Joseph und die europaischen Machte. Die Außenpolitik des Kurfurstentums Bayern von 1745?1765. Oldenbourg, Munchen 1987, ISBN 3-486-53631-1 , S. 347. Ebenso fuhren altere Sekundarquellen eine Subsidienzahlung von 360.000 florins an. Vgl. Stichaner (1842), S. 19; Marcel Dunan: Napoleon et l’Allemagne. Le systeme continental et les debuts du royaume de baviere 1806?1810 , Paris 1942, S. 9
  14. Joseph von Stichaner: Geschichte der bayerischen Subsidien: vom Jahre 1740 bis 1762. Festrede fur die Feier des Ludwigtages 25. August 1842 , Munchen 1842, S. 19ff
  15. Michael Kotulla: Deutsche Verfassungsgeschichte: Vom Alten Reich bis Weimar (1495 bis 1934), Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-48707-4 , S. 199
  16. Alois Schmid: Max III. Joseph und die europaischen Machte. Die Außenpolitik des Kurfurstentums Bayern von 1745?1765. Oldenbourg, Munchen 1987, ISBN 3-486-53631-1 , S. 472
  17. Anmerkung: Karl Bosl (1908?1993) nannte es ?geminderte Industrie“
  18. Alois Schmid (Hrsg.): Das neue Bayern, von 1800 bis zur Gegenwart. Staat und Politik. (= Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte . Beck, Band 4, 1. Teilband) Munchen 2003, ISBN 3-406-50451-5 , S. 599.
  19. Wolfgang Behringer und Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes , Munchen 2009, S. 94?102.
  20. gleichzeitig mit der Reichstagswahl 1920
  21. Elisabeth Chowaniec: Der ?Fall Dohnanyi“ 1943?1945. Widerstand, Militarjustiz, SS-Willkur , Munchen 1991, S. 559?560; Peter Langer: Paul Reusch und die Gleichschaltung der ?Munchner Neuesten Nachrichten“ 1933. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte . 53, 2005, S. 203?240 ( online ; PDF; 1,7 MB)
  22. Hans Woller (Hrsg.): Bayern im Bund. Gesellschaft im Wandel 1949 bis 1973. (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, 53) Oldenbourg Verlag, Munchen 2002, ISBN 3-486-56595-8 , S. 274; Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts, Nr. 80/1948, S. 52 ff.; Nr. 83/1951, S. 10 ff.; davon waren nach dem Stand 1950: 221.000 bei bayerischen Standesamtern registrierte Kriegstote und 30.000 bis 1945 bei außerbayerischen Standesamtern registrierte gefallene Angehorige der in Bayern ansassigen Heimatvertriebenen sowie nach dem Stand von 1948: 233.000 Vermisste, davon 89.000 Angehorige Heimatvertriebener, Fluchtlinge und Evakuierter. Danach ist von mindestens 365.000 militarischen Kriegstoten unter der einheimischen bayerischen Bevolkerung auszugehen.
  23. a b c Bayerischer Landtag lehnt Grundgesetz ab. In:  Salzburger Nachrichten , 21. Mai 1949, S. 2 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/san
  24. Goppel als ?Vater aller Reformen“ laut SZ vom 19. Dezember 2016, abgerufen am 3. Dezember 2017.