Die
Geschichte Bayerns
umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des deutschen Bundeslandes
Freistaat Bayern
und historischer bayrischer Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Rechnet man die Zeit vom ersten bairischen Stammesherzog bis zum heutigen Freistaat Bayern, ist Bayern eines der altesten noch bestehenden politischen Gebilde in Europa.
Zur Zeit des romischen Kaisers
Augustus
wurde das
keltisch
besiedelte Gebiet Altbayerns sudlich der
Donau
Teil der Provinz
Raetia
des
Romischen Reiches
. Nach dem Zusammenbruch der romischen Herrschaft bildete sich aus den aus dem Norden eingedrungenen
Germanen
und vereinzelt bereits ansassigen
romanisierten
Kelten (
Boier
) uber Jahrhunderte hinweg der Stamm der Baiern (
siehe
Bajuwaren
). Die
walsche
Bevolkerung assimilierte sich in einem Jahrhunderte wahrenden Prozess; Orts-, Flur- und Gewassernamen wie
Walchensee
kunden noch heute von der vormals keltoromanischen Besiedelung.
Seit dem Jahr 555 ist die Existenz eines bairischen
Stammesherzogtums
belegt, das unter den
Merowingern
Teil des
frankischen
Herrschaftsbereichs wurde. Eine der ersten bayrischen Herrscherdynastien waren die
Agilolfinger
. Mit dem Verfall des merowingischen Konigtums konnten die bairischen Herzoge im 7. Jahrhundert autonom herrschen, doch zu Anfang des 8. Jahrhunderts setzten die
Karolinger
die frankischen Anspruche wieder durch. Der Sieg
Karls des Großen
uber Baiernherzog
Tassilo III.
im Jahr 788 markierte das Ende des ?alteren Stammesherzogtums“. Die Karolinger regierten als Konige oder Unterkonige Bayerns. Sie siegelten Urkunden aus dieser Zeit als
Konige von Bayern
oder setzten zur Herrschaftsausubung bisweilen Statthalter (Prafekten) ein.
Der Niedergang der
Karolinger
ermoglichte ein Wiederaufleben der Eigenstandigkeit der bairischen Herzoge im ?jungeren Stammesherzogtum“. Der Streit mit den
Ottonen
fuhrte zu erneuter Abhangigkeit vom
deutschen Konigtum
: 976 wurde Herzog
Heinrich ?der Zanker“
von seinem Vetter, dem
romisch-deutschen Konig
und
Kaiser
Otto II.
, nach einem gescheiterten Aufstand abgesetzt; Baiern verlor ? unter anderem durch die Errichtung des
Amtsherzogtums
Karnten
mit seinen italienischen Marken ? fast die Halfte seines Territoriums.
Ab 1070 kam es unter den
Welfen
zu einem kurzzeitigen Wiedererstarken der Macht der bairischen Herzoge, bis der Streit zwischen dem Welfen-Herzog
Heinrich dem Lowen
und dem deutschen Konig
Friedrich Barbarossa
aus dem
Geschlecht
der
Staufer
1180 mit dem Sturz Heinrichs endete: Weite Teile der ehemaligen
Marcha orientalis
bzw.
Ostarrichis
? zu einem erheblichen Teil das Gebiet des heutigen
Osterreichs
? wurde von Bayern abgetrennt, das
Herzogtum Steiermark
wurde errichtet, das restliche Baiern erhielt der bisherige Pfalzgraf
Otto I.
aus dem Geschlecht der
Wittelsbacher
als neuer Herzog verliehen. Damit endete auch die Geschichte des ?jungeren Stammesherzogtums“.
Von 1180 bis 1918 wurde Bayern als Territorialherzogtum von den Wittelsbachern regiert. In dieser Zeit erlebte Bayern eine Periode zahlreicher Teilungen in Einzelherzogtumer, die erst durch das
Primogeniturgesetz
von 1506 ein Ende fanden. In der
Gegenreformation
nahm Bayern eine fuhrende Stellung ein und ging aus dem
Dreißigjahrigen Krieg
mit Gebietsgewinnen und 1623 mit dem Aufstieg zum
Kurfurstentum
hervor. Wahrend des
Spanischen
und des
Osterreichischen Erbfolgekrieges
wurde das absolutistisch regierte Bayern jeweils von Osterreich vorubergehend besetzt.
Zur Zeit
Napoleons
stand Bayern anfangs auf der Seite
Frankreichs
und konnte durch
Sakularisation
und
Mediatisierung
große Gebietsgewinne erreichen. 1806 erfolgte die Erhebung zum
Konigreich
. Durch den rechtzeitigen Wechsel auf die Seite der Gegner Napoleons konnte Bayern auf dem
Wiener Kongress
1814 als Siegermacht einen großen Teil der Gebietsgewinne behalten.
Konig
Ludwig I.
baute
Munchen
zur Kunst- und Universitatsstadt aus. Aufgrund seiner Anordnung vom 20. Oktober 1825 wurde die Schreibweise des Landesnamens mit ?y“ verbindlich, auch als Ausdruck der gluhenden
Verehrung des Konigs fur alles Griechische
.
[1]
Im Zuge der
Marzunruhen
musste er 1848 wegen einer Affare mit der Tanzerin
Lola Montez
abdanken.
Ludwig II.
ging wegen des Baues von
Schloss Neuschwanstein
und anderer Schlosser als Marchenkonig in die Geschichte ein. An der Seite Osterreichs erlitt Bayern 1866 im
Preußisch-Osterreichischen Krieg
eine Niederlage gegen
Preußen
. 1871 wurde Bayern Teil des neu gegrundeten
Deutschen Kaiserreiches
, erhielt aber so genannte
Reservatrechte
(eigenes Post-,
Eisenbahn-
und
Heereswesen
).
1918 brach die Wittelsbachermonarchie in der
Novemberrevolution
zusammen. In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 wurde der ?
Freistaat
Bayern“ ausgerufen;
[2]
[3]
revolutionare
sozialistische
Gruppen gewannen fur kurze Zeit Einfluss und es kam zu zwei Revolutionsphasen. Im Fruhjahr 1919 bestand kurzzeitig die
Munchner Raterepublik
. Nach deren Niederschlagung wurde Bayern zu einem Hort rechtsgerichteter, antidemokratischer Krafte, denen es als ?
Ordnungszelle
“ der
Weimarer Republik
galt. So kam es 1923 in Munchen zu einem
Putschversuch Hitlers und der NSDAP
.
Zwischen 1933 und 1945 verlor Bayern als Verwaltungseinheit im
NS-Staat
zwar weitgehend seine Bedeutung, ubernahm aber eine gewisse Vorreiterrolle bei
nationalsozialistischen
Maßnahmen (vgl.: Munchen ?Hauptstadt der Bewegung“, Nurnberg ?Stadt der Reichsparteitage“;
KZ Dachau
). Im
Zweiten Weltkrieg
erlitten bayerische Stadte wie
Wurzburg
,
Munchen
oder
Nurnberg
starke Zerstorungen.
Nach der Besetzung durch die
US-Armee
stellte General Eisenhower mit der Proklamation Nummer 2 vom 28. September 1945 Bayern unter der
US-Militarregierung
offiziell als Staat wieder her.
Der Freistaat Bayern wurde 1949 ein
Land
der neu gegrundeten
Bundesrepublik Deutschland
. Es begann ein
wirtschaftlicher Aufschwung
und eine Entwicklung des noch weitgehend von der
Landwirtschaft
gepragten Bayern zum
Industriestaat
bis hin zur modernen
Dienstleistungsgesellschaft
am Beginn des 21. Jahrhunderts.
Die
Urgeschichte Bayerns
umfasst den Zeitraum der schriftlosen Quellen auf dem Gebiet des heutigen Freistaates, das heißt von fruhesten Nachweisen der Anwesenheit des Menschen wahrend des
Mittelpleistozans
bis in die spate
Latenezeit
(1. Jahrhundert v. Chr.).
Dem schließt sich die
Fruhgeschichte
an. Es gibt hier zwar vereinzelte Schriftquellen, diese spielen jedoch gegenuber dem Erkenntnisgewinn aus
archaologischen
Quellen noch eine untergeordnete Rolle.
Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. grundeten die
keltischen
Stamme im Alpenvorland erste befestigte, stadtahnliche Siedlungen. In dem
Oppidum von Manching
lebten damals bereits etwa 5.000 bis 10.000 Kelten innerhalb einer Stadtbefestigung.
Fentbach
bildete den Hauptort der Cattenaten. Ostlich des Inns lebten die
Noriker
, westlich davon die
Vindeliker
und in
Bohmen
die
Boier
. Um 60 v. Chr. drangen die
Sueben
und andere
Germanen
in das Gebiet zwischen Main und Alpen ein und zerstorten und plunderten alle Siedlungen der Kelten. Der Großteil der Uberlebenden wanderte ab. Nachdem die Invasoren wieder nach Westen abgezogen waren, lebten nur noch kleine Dorfgemeinschaften in der Region. 15 v. Chr. hatten es daher
Drusus
und
Tiberius
leicht, mit den
Augusteischen Alpenfeldzuge
den Stamm der Vindeliker zu besiegen und das Gebiet zwischen Inn, Donau und Bodensee als
Raetia
und ostlich des Inns als
Noricum
dem
Romischen Reich
unter Kaiser
Augustus
anzugliedern. Auf 160 Kilometer durchzog den heutigen Freistaat der
Obergermanisch-Raetische Limes
. 233 n. Chr. fielen die
Alamannen
in Raetia ein.
Augsburg
und
Regensburg
wurden gegrundet. Mit der
Volkerwanderungszeit
endete Mitte des 5. Jahrhunderts die romische Herrschaft uber Suddeutschland.
[4]
In Folge entstand das Volk der
Bajuwaren
. Man geht davon aus, dass der Volksstamm im Gebiet zwischen Donau und Alpen, also ihrem spateren Siedlungsgebiet selbst, durch vermischen verschiedener Volksgruppen entstand. Zum einen lebten hier Vindeliker und Boier, Reste der keltischen Ur-Bevolkerung und die Nachkommen romischer Siedler. Dazu kamen alemannische,
frankische
,
thuringische
,
ostgotische
und
langobardische
Einwanderer und zuruckgebliebene germanische
Soldnern
der
romischen Grenztruppen
.
[5]
Durch Siege gegen die Alamannen (um 507) und Thuringer (529?534) eroberten die Franken den Norden Bayerns, die heutige
Region Franken
.
Das bayerische Voralpenland hieß bei den Romern noch
Ratien
. Nach der Eroberung Italiens durch den Konig der
Ostgoten
Theoderich
fiel auch diese Provinz, der Raum zwischen Donau, Iller, Alpen und Inn, die zur
Diozese
Italia gehort, an die Goten. In den Jahren 507 und 511 setzte Theoderich einen Herzog (dux) fur Ratien ein. Schon ein Jahr zuvor, 506, wurden die Provinzen nordlich der Alpen darauf verpflichtet, fliehende
Alamannen
in ihrem Gebiet aufzunehmen. Gleichzeitig wurden die Franken davor gewarnt, jene zu verfolgen. Archaologisch wurden in
Unterhaching
und
Straubing
Zeugnisse einer furstlichen Oberschicht fur das erste Drittel des 6. Jahrhunderts nachgewiesen.
Im Jahr 536 trat Konig
Witichis
den Voralpenraum an die Franken ab, um sie als Bundnispartner zu gewinnen.
[6]
Der frankische Konig
Theudebald
setzte im Jahr 548
Garibald I.
aus dem ursprunglich frankischen Geschlecht der
Agilolfinger
als Herzog von Baiern ein. Das
bairische Stammesherzogtum
lasst sich namentlich ins Jahr 551/555 zuruckverfolgen. In der Gotengeschichte des Jordanes heißt es: ?Jenes Gebiet der Schwaben hat im Osten die Baiern, im Westen die Franken …“ 555 heiratete Garibald I. die
langobardische
Konigstochter
Walderada
. Auch die folgenden Herrscher des ?Alteren Stammesherzogtums“ gehorten zu den Agilolfingern. Das Herrschaftsgebiet wurde in diesem Zeitraum nach Osten bis zur
Enns
und nach Suden bis ins heutige
Sudtirol
erweitert.
Veranderungen gab es im Osten auch durch den Abzug der
Langobarden
aus
Pannonien
nach Nord
italien
und das Nachrucken der
Awaren
und spater der
Slawen
auf das Gebiet des heutigen
Bohmens
. Im 8. Jahrhundert kam durch Unterwerfung des slawischen
Karantanien
das heutige
Karnten
unter bairische Herrschaft. Sitz der lange weitgehend unabhangig regierenden Herzoge war
Regensburg
. Mit dem
Lex Baiuvariorum
entstand um 741/743 das erste kodifizierte bairische Stammesrecht.
St. Korbinian
legte die Grundlagen fur das spatere Bistum
Freising
,
St. Kilian
wurde zum Missionar des frankischen Gebiets im Norden.
Bonifatius
grundete 742 das Bistum
Wurzburg
, das im 7. Jahrhundert zum thuringisch-frankischen Herzogtum der
Hedenen
gehorte. Im Gebiet westlich des Lechs wurde
Augsburg
zum Bischofssitz. In
Passau
fand Bonifatius bereits den Bischof
Vivilo
vor. Der Heilige
Rupert von Salzburg
begrundete 696 das spatere
Erzbistum Salzburg
. Laut spateren Quellen hatte er den Herzog und seinen Hofstaat in der Hauptstadt Regensburg getauft. Rupert wurde dadurch zum ?Apostel der Baiern“ hochstilisiert. Die zeitnahen Quellen sprechen nur von einer Ordnung des vor Rupert, Korbinian und
Emmeram
recht verwilderten bairischen Christentums. 798 schuf Papst Leo III. die bairische Kirchenprovinz, zu der die Bistumer Salzburg als Metropolitansitz, Regensburg, Passau, Freising und Saben (spater Brixen) gehorten. Eine christlich synodale Tatigkeit seit den Bistumsgrundungen im Jahr 739 ging mit bajuwarischen Landessynoden unter Herzog
Tassilo III.
in
Aschheim
(756),
Dingolfing
um 770 und
Neuching
(772) einher. Bischof
Arn von Salzburg
lud zu einem Konzil ein, welches im Jahr 799 in Reisbach gehalten wurde. Dies war die erste zeitlich und ortlich uberlieferte bairische Metropoliten-Bischofssynode, zu der sich Bischofe, Abte, Priester, Erzpriester und Diakone aus ganz Baiern im heutigen
Niederbayern
versammelten.
Unter den
Karolingern
kam es zu einem Erstarken des
Frankenreichs
, wodurch die weitgehende Eigenstandigkeit der Stammesherzogtumer unter den
Merowingern
beendet wurde. 716 endete als erstes das Herzogtum der Hedenen. Das Gebiet kam unter karolingische Herrschaft, wobei die Kirche mit dem Bistum Wurzburg eine dominierende Stellung erhielt. Nach Niederschlagung eines letzten Aufstands bei
Cannstatt
746 wurde auch das alemannische Gebiet endgultig in das Frankenreich eingegliedert. Bereits 736 war eine zweite alemannische Fluchtlingswelle nach Baiern gekommen. Durch eine Militarintervention wahrend eines Machtstreits innerhalb der Herzogsfamilie 725 setzte
Karl Martell
den Herzog
Hugbert
in Baiern ein, 743 uberfielen die Franken, unter der Fuhrung von Karl Martells Sohnen, Herzog
Odilo
und zwangen ihn, die Oberhoheit des frankischen Reichs anzuerkennen.
788 wurde das bairische Stammesherzogtum als letztes zerschlagen. Der bairische Herzog Tassilo III. versuchte vergeblich die Eigenstandigkeit durch ein Bundnis mit den Langobarden zu retten. Die Eroberung des Langobardenreiches durch
Karl den Großen
zog auch den Sturz Tassilos III. und das Ende des alteren bairischen Stammesherzogtums nach sich. Das kostbarste Vermachtnis von Herzog Tassilo III. ist der sogenannte
Tassilokelch
. Die Inschrift lautet:
Tassilo dux fortis ? Liutpirc virga regalis
, auf Deutsch: machtiger Herzog Tassilo ? konigliche Jungfrau Liutberga. Der in Salzburg gearbeitete Tassilokelch ist mit seinen Ornamenten ein bairisches, kein karolingisches Werk.
[7]
Als seinen Vertreter in Baiern setzte Karl seinen Schwager
Gerold
ein, der ein Verwandter Tassilos war. Er erhielt nicht mehr den Titel eines Herzogs, sondern wurde als Prafekt bezeichnet.
[8]
Als Gerold 799 starb, folgte ihm bis 818
Audulf
als Prafekt.
Im Jahr 817 ubergab Karls Sohn und Nachfolger Konig
Ludwig der Fromme
seinem Sohn
Ludwig II. dem Deutschen
(der Beiname ?der Deutsche“ entstammt der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts) das bairische Stammesherzogtum Tassilos III. sowie das
bairische Ostland
mit halbautonomen slawischen Volkerschaften sowie die
Awarenmark
.
[9]
In der ersten Reichsteilung seines Vaters, der sogenannten
Ordinatio imperii
von 817, erhielt er
Baiern
und die nach Osten hin angrenzenden Lander als Konigtum. Unter dem ostfrankischen Konig
Ludwig II.
, der ab 825 als
Konig der Baiern
urkundete, ruckte Baiern in den Mittelpunkt der Macht. Danach regierten die Nachfahren Ludwigs. Unter seinem Enkel Kaiser
Arnolf von Karnten
wurden Baiern und seine Mark Karnten zu Basen der Macht mit
Regensburg
als Hauptstadt und Regierungssitz.
Gegen Ende der Herrschaftsperiode der ostfrankischen Karolinger 911 kam es erneut zu einem Erstarken der Eigenstandigkeit der einzelnen Gebiete. Unterstutzt wurde dies durch die Bedrohung von außen durch die
Ungarneinfalle
. Markgraf
Luitpold von Baiern
fiel 907 in der
Schlacht von Pressburg
in einer Niederlage gegen die Ungarn, jedoch wird das Datum durch den Antritt seines Sohns
Arnulf I.
als Herzog von Baiern gleichzeitig als Beginn des jungeren bairischen Stammesherzogtums gesehen. Die Pannonische Mark ging allerdings endgultig an die Ungarn verloren.
Durch die Vermittlung seines Bruders Kaiser
Otto I.
heiratete der Ottone
Heinrich
Arnulfs Tochter
Judith von Bayern
aus der Herzogsdynastie der
Luitpoldinger
und wurde 948 mit dem Herzogtum Bayern
belehnt
. 955 folgte ihm sein Sohn
Heinrich der Zanker
. Nach dem Sieg in der
Schlacht auf dem Lechfeld
im Jahr 955 erfolgte eine zweite Welle bairischer
Ostsiedlung
mit Gewinn von Gebieten im heutigen
Niederosterreich
, in
Istrien
und in der
Krain
. Obwohl von einer ottonischen Nebenlinie regiert, gab es mit dem sachsischen Konigsgeschlecht der
Ottonen
im 10. Jahrhundert Konflikte, die 976 mit dem Verlust von
Karnten
und eines Großteils der neu gewonnenen Gebiete endeten, die als Teil eines neu geschaffenen
Herzogtums Karnten
von Baiern abgetrennt wurden. Zusatzlich regierte das Geschlecht der
Babenberger
in der
Marcha orientalis
(
Ostarrichi
) zunehmend unabhangiger. Sie wurde zur Keimzelle des spateren
Osterreichs
.
Nachdem der ottonische bairische Herzog im Jahr 1002 als
Heinrich II.
romisch-deutscher Konig geworden war und bis 1017 zeitweise das Herzogtum in Personalunion regiert hatte, folgte eine Periode, in der die bairischen Herzoge von außen eingesetzt wurden und stark vom deutschen Konigtum abhangig waren, die auch unter den
Saliern
fortdauerte. Zeitweise war als Herzog gar der Kaisersohn eingesetzt. In dieser Zeit erfolgte der Aufstieg von Adelsgeschlechtern wie der
Grafen von Bogen
und der
Grafen von Andechs
, der
Diepoldinger
,
Grafen von Sulzbach
und der
Wittelsbacher
.
Im Jahre 1061 wurde
Otto von Northeim
von Kaiserin
Agnes
zum Herzog von Bayern ernannt, stand im Jahr darauf aber in Opposition zu ihr als einer der fuhrenden Kopfe des ?
Staatsstreichs von Kaiserswerth
“.
Erst mit der Einsetzung der
Welfen
ab 1070 als Herzoge durch
Heinrich IV.
kam es zu einem erneuten Erstarken der bairischen Herzoge. Diese Epoche ist durch den
Investiturstreit
zwischen
Kaiser
und
Papst
gepragt. Dabei konnte der Welfenherrscher durch Parteinahme fur den Papst seine Position festigen.
Ein Konflikt von Herzog
Heinrich dem Stolzen
mit dem schwabischen Herrschergeschlecht der
Staufer
bei der Konigswahl fuhrte nach Wahl des Staufers
Konrad III.
zum Konig allerdings dazu, dass Baiern im Jahr 1139 an die Babenberger gegeben wurde. Das schwabische Gebiet wurde mit der Herrschaft der Staufer großteils Konigsland. Zunehmend entwickelte sich auch Franken zum Zentrum staufischer Macht. In Franken ging die beherrschende Stellung des Bischofs von Wurzburg durch die Grundung des
Bistums Bamberg
im Jahr 1007 und neue weltliche Herrschaften verloren.
Der Staufer
Friedrich I. Barbarossa
entzog auf dem Hoftag zu Goslar im Sommer 1154 durch Furstenspruch dem Babenberger Heinrich ?Jasomirgott“ das Herzogtum Baiern
[10]
und verlieh das um die
Marcha orientalis
verkleinerte Baiern dem Welfen
Heinrich der Lowe
. Unter den Wittelsbachern entstand etwa gleichzeitig das von Bayern losgeloste
Herzogtum Meranien
. 1156 wurde auch die Mark Osterreich vom Herzogtum Baiern abgetrennt, unter den Babenbergern selbst zum
Herzogtum
erhoben, somit
reichsunmittelbar
und mit dem
Privilegium minus
ausgestattet.
Heinrich der Lowe grundete zahlreiche Stadte, unter anderem 1158
Munchen
. Durch seine starke Stellung als Herrscher uber die beiden Herzogtumer
Sachsen
und Baiern geriet er jedoch in Konflikt mit Friedrich I. Barbarossa. Mit der Verbannung Heinrichs des Lowen und der Abtrennung der
Steiermark
als eigenes Herzogtum endete 1180 das ?jungere bairische Stammesherzogtum“.
Von 1180 bis 1918 stellten die
Wittelsbacher
die Herrscher Bayerns, zunachst als Herzoge, spater als Kurfursten und Konige. Als 1180
Pfalzgraf
Otto VI. von Wittelsbach als
Otto I.
Herzog von Bayern wurde, war der Eigenbesitz der Wittelsbacher eher gering. Ein Versuch, die 1180 von Bayern losgeloste
Steiermark
wieder zu erwerben, scheiterte spater endgultig durch die Erfolglosigkeit des aus Bayern unterstutzten Aufstandes des steirischen Adels im
Landsberger Bund
gegen Herzog
Albrecht I.
In der Folgezeit wurde der Besitz der Wittelsbacher aber durch Kauf, Heirat, Erbschaft erheblich erweitert. 1214 wurde dazu Ottos Sohn
Ludwig I.
von Wittelsbach mit der
Pfalzgrafschaft bei Rhein
belehnt
. Neu erworbenes Land wurde nicht mehr als
Lehen
vergeben, sondern durch eigene Dienstleute verwaltet. Auch starben in dieser Zeit machtige Grafengeschlechter, wie die der Grafen von Andechs und von Bogen aus. Als 1248 mit
Otto von Meranien
die Grafen von Andechs ausstarben, kam der ehemalige sudwestliche Landesteil nicht an Bayern zuruck, sondern fiel an die
Grafen von Tirol
. Der herzogliche Vorort hatte sich in dieser Zeit mehrfach verschoben, zunachst unter den ersten beiden Wittelsbachern von Regensburg nach
Kelheim
und dann bis 1255 nach
Landshut
.
Da es bei den Wittelsbachern wie bei vielen Herrscherhausern dieser Zeit keine Bevorzugung des Erstgeborenen bei der Erbfolge gab, kam es 1255 zur
Aufteilung
in
Oberbayern
mit der Pfalz und dem
Nordgau
(mit Sitz in Munchen und
Heidelberg
) und
Niederbayern
(mit den Sitzen in
Landshut
und
Burghausen
). Darauf geht noch heute die Unterscheidung von
Ober-
und
Niederbayern
(vergleiche
Regierungsbezirke
) zuruck.
Herzog
Ludwig der Strenge
von Oberbayern profitierte 1268 vom Tode seines Neffen
Konradin
, erstmals fielen dadurch Gebiete des Herzogtums Schwaben an die Wittelsbacher. Mit der Anerkennung der Grenzen des
Landes Salzburg
im Raum des heutigen
Rupertiwinkels
durch Ludwigs Bruder Herzog
Heinrich XIII.
begann der letzte Abschnitt der Ablosung des Erzbistums Salzburg von Bayern: 1275 wurde Salzburgs westliche Grenze zum Chiemgau durch den niederbayerischen Herzog
bestatigt
. Als der Salzburger Erzbischof dann 1328 eine eigene Landesordnung erlassen hatte, war Salzburg zu einem weitgehend unabhangigen Staat innerhalb des Heiligen Romischen Reiches geworden.
Durch die
Schnaitbacher Urkunde
und die
Ottonische Handfeste
gewahrten wegen finanzieller Schwierigkeiten die Wittelsbacher zu Beginn des 14. Jahrhunderts den
Landstanden
ihre Rechte.
1340 starben die niederbayerischen Herzoge aus und wurden vom oberbayerischen Herzog beerbt.
Vor mehreren erneuten Landesteilungen ab 1349 erlangte Bayern mit dem oberbayerischen Herzog
Ludwig IV. dem Bayern
einen neuen Hohepunkt der Macht, als dieser 1314 Deutscher Konig wurde und als erster Wittelsbacher 1328 die Kaiserwurde erhielt. Die von ihm neu hinzugewonnenen Gebiete
Brandenburg
(1323),
Tirol
(1342), die niederlandischen Provinzen
Holland
,
Zeeland
und
Friesland
sowie das
Hennegau
(1345) gingen jedoch unter seinen Nachfolgern wieder verloren. Tirol fiel bereits 1369 mit dem
Vertrag von Scharding
an die Habsburger, in Brandenburg folgten 1373 die Luxemburger, und die niederlandischen Grafschaften fielen 1436 an Burgund. Im
Hausvertrag von Pavia
von 1329 teilte Kaiser Ludwig den Besitz in eine pfalzische Linie mit der Rheinpfalz und der spater so genannten
Oberpfalz
und in eine altbaierische Linie auf. Mit der
Goldenen Bulle
von 1356 ging auch die Kurfurstenwurde bis 1628 fur die altbaierische Linie an die Pfalz verloren. Erst 1777 wurden Bayern und Pfalz wieder vereint.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurden Oberbayern und Niederbayern selbst wiederholt geteilt. Nach der
Teilung von 1392
existierten vier Herzogtumer:
Straubing-Holland
,
Niederbayern-Landshut
,
Bayern-Ingolstadt
und
Bayern-Munchen
, deren Herzoge nicht selten gegeneinander Krieg fuhrten. 1429 wurde durch den
Preßburger Schiedsspruch
Niederbayern-Straubing zwischen
Ludwig VII. dem Gebarteten
von Bayern-Ingolstadt,
Heinrich dem Reichen
von
Bayern-Landshut
sowie
Ernst
und
Wilhelm III.
von Bayern-Munchen aufgeteilt. Nach dem Tode Ludwig VII. 1447 fiel ganz Oberbayern-Ingolstadt an die Landshuter Linie. Herzog
Albrecht IV.
von Oberbayern-Munchen vereinigte nach dem verheerenden
Landshuter Erbfolgekrieg
von 1504/05 dann Altbayern im Jahr 1506 wieder. Durch ein
Primogeniturgesetz
beendete er die Teilungen. Allerdings gingen 1504 die ursprunglich bayerischen Amter
Kufstein
,
Kitzbuhel
und
Rattenberg
an Tirol verloren. In den drei genannten
Gerichtsbezirken
galt aber bis in das 19. Jahrhundert weiterhin das Landrecht Ludwigs des Bayern, so dass diese innerhalb Tirols eine juristische Sonderstellung einnahmen. Auch das
Mondseeland
ging damals an Habsburg verloren.
Die
Vitztumsamter
wurden 1507 im Zuge einer großen Verwaltungsreform nach dem Landshuter Erbfolgekrieg in
Rentamter
umgewandelt, die in Bayern neben der Finanzverwaltung dann auch fur juristische, administrative und militarische Aufgaben zustandig waren.
In
Altbayern
verhinderten die bayerischen Herzoge eine großere Ausbreitung der
Reformation
.
Wilhelm IV.
ließ sich bereits 1524 vom Papst durch die Abtretung der Hoheitsrechte uber die bayerischen Bischofe und der Einkunfte der kirchlichen Institute fur die Sache des Katholizismus gewinnen und war einer der eifrigsten Gegner der Reformation, die er in seinem Land nicht aufkommen ließ. Er nahm aufseiten Karls V. am
Schmalkaldischen Krieg
teil.
Jedoch fuhrten auch in Bayern einzelne Territorialherren wie die Grafen von
Ortenburg
,
Neuburg
und von
Haag
, der Herzog von
Pfalz-Neuburg
als auch die
Herrschaft Hohenwaldeck
das
Luthertum
ein. Um der weiteren Ausbreitung in Altbayern entgegenzuwirken, fuhrte der bayerische Herzog
Albrecht V.
1564 einen Gerichtsprozess gegen die sogenannte
Ortenburger Adelsverschworung
. In Franken breitete sich die Reformation rasch aus, und auch in Ostschwaben fand sie vor allem in Stadten wie Augsburg zahlreiche Anhanger. Ebenso breitete sich die Reformation in der Oberpfalz aus, die unter der Herrschaft der protestantischen Kurfursten der Pfalz stand. 1571 wurden von Herzog
Albrecht V.
alle Lutheraner des Landes verwiesen. Ab 1542 machten die
Jesuiten
die 1472 gegrundete Landesuniversitat
Ingolstadt
neben
Dillingen
zu einem Zentrum der
Gegenreformation
. Die Bischofe von Wurzburg und Bamberg betrieben die Gegenreformation mit teils rigorosen Maßnahmen.
Wilhelm V.
beteiligte sich 1583 erfolgreich am
Krieg
gegen den protestantisch gewordenen Erzbischof von Koln, fur fast 200 Jahre stellten seither bayerische Prinzen den Kolner Kurfursten. Ab 1577 wurden die Stande, die fur die Bewilligung der Steuern fur den Herzog zustandig waren, nicht mehr regelmaßig einberufen. Dies fuhrte Bayern an den Rand des finanziellen Ruins und zur
Abdankung
des Herzogs.
Wilhelms Sohn
Maximilian I.
entmachtete die Stande, indem er sie durch einen Beamtenapparat ersetzte, der Verwaltung und Finanzen ubernahm. Gleichzeitig fuhrte er im Rahmen der
Gegenreformation
ein kirchliches Polizeiregiment ein.
[11]
Durch verschiedene Reformen sanierte Maximilian das Land finanziell und machte es wirtschaftlich leistungsfahig. Durch die Ausschaltung der
standischen Mitwirkungsrechte
wurde er der eigentliche Begrunder der
absolutistischen
Herrschaft in Bayern. Er schuf eine wirksame Landesverwaltung, eine neue Gesetzessammlung (
Codex Maximilianeus
) und war in
merkantilistischen
Maßnahmen seiner Zeit bereits voraus. Auch fur die Kunstpolitik und das furstliche Mazenatentum entstanden neue finanzielle Spielraume. Gleichzeitig war Maximilian eine pragende Person der
Gegenreformation
und der
katholischen Reform
und schuf ein schlagkraftiges Heer.
1607 besetzte der Bayernherzog nach einer Storung einer katholischen Prozession durch Protestanten die freie Reichsstadt
Donauworth
und verleibte sie seinem Herzogtum ein. Dies war der Anlass fur die protestantischen Fursten und Stadte, sich unter Fuhrung des
calvinistischen
Kurfursten und Wittelsbachers
Friedrich von der Pfalz
zur
Union
zusammenzuschließen. Entsprechend schlossen sich 1609 die
katholischen
Krafte unter Fuhrung des bayerischen Herzogs Maximilian I. zur
Liga
zusammen.
Im Jahr 1619 verbundete sich der bayerische Herzog mit Kaiser
Ferdinand II.
gegen die protestantischen bohmischen Stande und den von ihnen gewahlten Gegenkonig, den Pfalzer Kurfursten
Friedrich V.
In der
Schlacht am Weißen Berg
bei
Prag
besiegten die Truppen der Liga unter Fuhrung des bayerischen Feldherrn
Johann T’Serclaes von Tilly
1620 die
Protestanten
. Anschließend ließ Tilly die Pfalz besetzen. Als Dank erhielt Maximilian I. 1623 die Pfalzer Kurwurde und 1628 die von ihm besetzte Oberpfalz als Kriegsentschadigung. Im weiteren Verlauf des
Dreißigjahrigen Krieges
wurde Bayern jedoch 1632/34 und 1648 von feindlichen Truppen besetzt und verwustet. Ostschwaben verlor seine bisherige politische Bedeutung durch die Zerstorungen fast vollig. Die Reichsgrafschaft
Wiesensteig
in Schwaben fiel zu zwei Dritteln 1642 durch Kauf an Bayern und zu einem Drittel an die Fursten von Furstenberg, die ihren Anteil 1752 ebenfalls an Kurbayern veraußerten.
Im
Westfalischen Frieden
von 1648 wurden die Kurfurstenwurde und die Gebietsgewinne Bayerns bestatigt.
Nach dem Dreißigjahrigen Krieg entwickelte sich das
Kurfurstentum Bayern
ebenso wie andere europaische Lander zum
absolutistischen
Staat. 1669 wurde zum letzten Mal der standische Landtag einberufen. Der Munchner Hof
Kurfurst Ferdinand Marias
konnte sich an Prunk mit anderen europaischen Hofen durchaus messen. Versuchen,
Manufakturen
nach dem Vorbild Frankreichs aufzubauen, war kein Erfolg beschieden. Dennoch hielt sich die Verschuldung des Staates in Grenzen, Ferdinand Maria widerstand dem franzosischen Drangen und verzichtete auf die Kandidatur fur die Kaiserkrone, um den Frieden zu erhalten. Ab 1663 wandelte sich der Reichstag zu einem permanenten Gesandtenkongress (
Immerwahrender Reichstag
), der in der Reichsstadt Regensburg tagte.
Außenpolitisch wurde Bayern 1670 dennoch zum Verbundeten
Frankreichs
. Aufgrund der
Reichsheeresverfassung
von 1681 war auch Bayern zur Stellung von Truppen fur die
Reichsarmee
verpflichtet. Die Errichtung eines
stehenden Heeres
, der fortan bestehenden
Bayerischen Armee
, wurde somit erforderlich, die Verstaatlichung des Kriegswesens war aber auch allgemein ein Element
absolutistischer
Machtpolitik.
Kurfurst
Maximilian II. Emanuel
errang zunachst an der Seite Osterreichs mehrere Siege gegen die Turken. Im
Spanischen Erbfolgekrieg
stand Bayern unter Maximilian II. Emanuel wieder auf der Seite Frankreichs. Der Krieg endete nach der Niederlage in der
Schlacht bei Hochstadt
1704 mit der Besetzung Bayerns durch den
Habsburger
-Kaiser.
Ein erstes bayerisches Parlament, der
Landesdefensionskongress
, tagte im Dezember 1705 im damals noch bayerischen
Braunau am Inn
.
Die
Volksaufstande
1705 bei
Sendling
und 1706 bei
Aidenbach
scheiterten, nachdem in der
Sendlinger Mordweihnacht
die schlecht bewaffneten und schlecht gefuhrten Bayern von den kaiserlichen Truppen niedergemetzelt worden waren. Erst 1714 wurde Bayern von den europaischen Großmachten aus Grunden des Machtgleichgewichts wiederhergestellt.
1724 beschlossen die pfalzische und die altbayerische Linie der Wittelsbacher die sogenannte
Wittelsbacher Hausunion
zur Sicherung der Stellung Bayerns. Im
Osterreichischen Erbfolgekrieg
kampfte Bayern an der Seite von Frankreich und
Preußen
gegen die Habsburgerin
Maria Theresia
. 1742 wurde der
Wittelsbacher
Karl Albrecht
von den Kurfursten, die Maria Theresia als Erzherzogin nicht anerkannten, als Karl VII. zum Kaiser gewahlt. Osterreich konnte sich im Kriegsverlauf behaupten und besetzte wiederum Bayern. Drei Jahre danach starb Karl Albrecht.
Sein Sohn und Nachfolger
Maximilian III. Joseph
musste auf die Fuhrungsrolle zugunsten der Habsburger verzichten und wandte sich nach seiner Thronbesteigung 1745 inneren Reformen zu.
[12]
Wahrend des
Siebenjahrigen Krieges
stand er bewusst abseits, steuerte der
Reichsarmee
jedoch pflichtgemaß 5000 Mann bei. Mit Frankreich hatte sich Bayern bereits im Juli 1756, uber den Vertrag von Compiegne, verbunden und gegen Subsidienzahlungen von jahrlich 360.000
fl.
zugesichert, seine Außenpolitik mit Versailles abzustimmen.
[13]
1757 stellte Bayern zwei zusatzliche Auxilarkontingente von beinahe 7000 Mann, uber die franzosische Generale den Oberbefehl fuhrten.
[14]
1759 beorderte der Kurfurst die Reste des Auxiliarkorps in die Heimat zuruck, auch, um es sich nicht dauerhaft mit
Friedrich II.
zu verscherzen. Nachdem Großbritannien und Frankreich Anfang November 1762 den Praliminarfrieden von Fontainebleau unterzeichnet hatten (der am 10. Februar 1763 zum
Frieden von Paris
fuhrte), schloss Ende des Monats die Kurpfalz mit Preußen einen Waffenstillstand. Wurttemberg unterzeichnete im Dezember mit Preußen gar ein Neutralitatsabkommen, ohne einen dazu rechtlich zwingend notwendigen Reichstagsentscheid zur Aufhebung der
Reichsexekution
gegen Preußen von 1757 abzuwarten. Am 6. Januar 1763 erklarte Bayern ebenfalls seine Neutralitat und ermunterte auch andere Reichsstande zu diesem Schritt. Am 11. Februar 1763 bezeichnete sich schließlich das
Reich
als Ganzes fur neutral. So sah sich Osterreich genotigt, vier Tage spater mit Preußen zum
Frieden von Hubertusburg
zu gelangen.
[15]
[16]
1777 starb mit Maximilian III. Joseph die bayerische Linie der Wittelsbacher aus, und
Karl Theodor
aus der Pfalzer Linie trat die Nachfolge an. Damit wurde
Kurbayern
, das Nieder- und Oberbayern sowie die Oberpfalz umfasste, mit der Kurpfalz sowie den Besitztumern
Julich
und
Berg
zu
Pfalzbaiern
vereint.
Der habsburgische Kaiser
Joseph II.
erkannte die Nachfolge jedoch nicht an und erhob selbst Anspruch auf
Altbayern
. Im folgenden
Bayerischen Erbfolgekrieg
1778/79 setzte sich Preußen erfolgreich fur den Erhalt eines unabhangigen Bayerns ein. Im
Frieden von Teschen
1779 erkannte Osterreich die pfalzische Nachfolge an. Bayern musste allerdings das
Innviertel
an Osterreich abtreten. Nachdem
Plane Karl Theodors
, die darauf gerichtet waren, Altbayern gegen die
Osterreichischen Niederlande
einzutauschen, endgultig gescheitert waren, reformierte seit 1785
Graf Rumford
das Staatswesen.
Bayerns Neutralitatspolitik unter Karl Theodor gegenuber dem revolutionaren Frankreich endete desastros mit der Besetzung der linksrheinischen Pfalz durch franzosische Truppen. Nachdem Karl Theodor ohne eheliche Nachkommen verstorben war, trat
Maximilian IV. Joseph
aus der Linie
Pfalz-Zweibrucken
1799 das Erbe an. Pfalz-Zweibrucken kam zwar formal zu Bayern, war aber franzosisch besetzt. In Frankreich erzogen und Oberst eines franzosischen Militarregiments, fuhrte Maximilian Joseph Bayern in ein Bundnis mit
Napoleon Bonaparte
. Die ehrgeizige Außenpolitik Bayerns zu dieser Zeit fuhrte zu einer hohen Verschuldung des Staats.
Im
Frieden von Luneville
1801 musste Kurpfalzbayern wie andere deutsche Staaten auf seine linksrheinischen Gebiete verzichten. Damit verlor es die linksrheinischen Teile der
Kurpfalz
und das
Herzogtum Julich
. Als Ausgleich konnte Bayern jedoch sein Staatsgebiet durch die im
Reichsdeputationshauptschluss
1803 verfugte
Mediatisierung
und
Sakularisation
erheblich erweitern. Allerdings verlor es 1803 den noch verbliebenen rechtsrheinischen Teil der Kurpfalz an
Baden
. 1805 band sich Bayern durch den
Bogenhausener Vertrag
an das napoleonische Frankreich. Der Niederlage Osterreichs in der
Schlacht bei Austerlitz
folgte der
Friede von Pressburg
, der unter anderem die Abtretung von
Tirol
und
Vorarlberg
an Bayern beinhaltete. 1806 wurde Bayern als Dank von Napoleon zum Konigreich proklamiert, wobei Maximilian ausdrucklich den Bezug zum mittelalterlichen Konigreich Bayern betonte, um selbiges zu legitimieren. Bayern trat anschließend auf Druck Napoleons dem
Rheinbund
bei, worauf
Franz II.
die deutsche Kaiserwurde niederlegte und das Reich damit fur erloschen erklarte.
Im Marz 1806 trat Bayern das rechtsrheinische
Herzogtum Berg
im Tausch gegen das
Furstentum Ansbach
an Napoleon ab. Bayern wurde in dieser Zeit entscheidend durch den Minister
Montgelas
gepragt. Er gilt zusammen mit Konig
Maximilian I.
als Schopfer des modernen bayerischen Staates. Montgelas schuf eine effiziente Staatsverwaltung fur das vergroßerte Bayern. Er teilte das Land in acht Verwaltungskreise ein und verwaltete es durch ein neu geschaffenes Beamtenwesen. Er fuhrte die allgemeine Schulpflicht ein und schuf durch Vereinheitlichung von Maßen, Gewichten und Wahrung sowie durch die Abschaffung der Binnenzolle und des Zunftzwangs einen einheitlichen Wirtschaftsraum. 1808 wurde von ihm die erste bayerische Verfassung,
Konstitution
genannt, verabschiedet. Mit ihr wurde unter anderem auch offiziell die in Bayern zu dieser Zeit kaum mehr vorkommende Leibeigenschaft abgeschafft und die Gesetzgebung vereinheitlicht.
Die Zwangsaushebung von Rekruten fur die
Bayerische Armee
fuhrte zum Aufstand der Tiroler unter
Andreas Hofer
, der am 9. April 1809 in der Tiroler Hauptstadt
Innsbruck
begann und am 1. November 1809 mit der Niederlage der Tiroler am
Bergisel
endete. Der
Pariser Vertrag
vom 28. Februar 1810 zwischen
Frankreich
und
Bayern
fuhrte zu Gebietsarrondierungen. Bayern erhielt das
Markgraftum Bayreuth
, das
Furstentum Regensburg
, das
Innviertel
, das halbe
Hausruckviertel
sowie Gebiete um
Salzburg
und
Berchtesgaden
als Territorium hinzu. Im Gegenzug mussten das sudliche Tirol und einige schwabische Gebiete abgegeben werden.
Wahrend des
Russlandfeldzuges
Napoleons erlitt die bayerische Armee schreckliche Verluste. Von rund 33.000 Mann, die (einschließlich nachgeschickter Verstarkungen) 1812 ausmarschierten, kehrten nur etwa 4000 zuruck. Durch den
Vertrag von Ried
wechselte Bayern am 8. Oktober 1813 kurz vor der
Volkerschlacht bei Leipzig
gegen die Zusicherung, seine annektierten Gebiete behalten zu durfen, ins Lager der Gegner Napoleons.
Der bayerische
Feldmarschall
Carl Philipp von Wrede
versuchte Ende Oktober 1813
bei Hanau
erfolglos, den Durchmarsch der
Grande Armee
1813 mit einem bayerisch-osterreichische Korps zu stoppen. Im Frankreichfeldzug von 1814 siegte Wrede in der
Schlacht bei Arcis-sur-Aube
und in der
Schlacht bei Bar-sur-Aube
. Als Ergebnis des
Wiener Kongresses
1814/15 musste Bayern seine osterreichischen Zugewinne großenteils zuruckgeben; es bekam zum Ausgleich Teile der
Pfalz
zuruck und frankische Gebiete um
Wurzburg
und
Aschaffenburg
.
Die zwischen 1803 und 1815 hinzugekommenen neubayerischen Gebiete im Norden und Westen in
Franken
und
Schwaben
unterscheiden sich in ihrer Vorgeschichte, in der Sprache und in der Mentalitat der Einwohner von
Altbayern
. Einige dieser Gebiete sind bis heute uberwiegend evangelisch.
Insgesamt hatte sich das Territorium Bayerns bis 1815 um folgende Gebiete erweitert:
- Die
Freien Reichsstadte
Nurnberg
(evangelisch, mit umfangreichem Territorium),
Augsburg
(paritatisch),
Regensburg
(evangelisch),
Kempten (Allgau)
(evangelisch),
Kaufbeuren
(evangelisch),
Lindau
,
Memmingen
(evangelisch),
Dinkelsbuhl
(paritatisch),
Nordlingen
(evangelisch),
Rothenburg ob der Tauber
(evangelisch, mit umfangreichem Territorium),
Schweinfurt
- Geistliches Territorium
wie die
Hochstifte
Passau
,
Eichstatt
,
Freising
,
Bamberg
und
Wurzburg
, das
Furststift Kempten
und dazu bedeutende Teile von
Kurmainz
(
Furstentum Aschaffenburg
)
- Die
vorderosterreichische
Grafschaft
Burgau
sowie die Reichsgrafschaften
Ortenburg
und
Ortenburg-Tambach
.
- Die salzburgischen Gebiete westlich von Saalach und Salzach (
Rupertigau
) sowie die ehemalige Furstpropstei
Berchtesgaden
- Durch Ubergabe das zuvor preußische, von Frankreich besetzte
Furstentum Ansbach
und durch einen Kauf uber 15 Millionen Francs das sich im Besitz Napoleons befindliche ehemals preußische
Furstentum Bayreuth
Im
Vertrag von Munchen (1816)
wurden die endgultigen Grenzen des nachnapoleonischen Bayerns bestimmt. Der badisch-bayerische Grenzstreit uber die rechtsrheinische Pfalz wurde erst auf dem
Aachener Kongress
(Herbst 1818) zugunsten Badens entschieden.
Das Konigreich Bayern war seit der Grundung des
Deutschen Bundes
im Jahre 1815 Mitglied in dieser Konfoderation. 1817 erfolgte die Entlassung Montgelas, der zu keinen weiteren liberalen Zugestandnissen an die Burger bereit war. 1818 erließ Maximilian I. Joseph die
Verfassung von 1818
, die im Gegensatz zur Verfassung von 1808 auch die Frage einer Volksvertretung regelte. Sie sah eine Gliederung in zwei Kammern vor. In der
ersten Kammer
saßen Vertreter der Geistlichkeit und des Adels sowie weitere vom Konig ernannte Personen. Die
zweite Kammer
wurde nach einem indirekten
Zensuswahlrecht
besetzt. Mit ihr wurde Bayern zur
konstitutionellen Monarchie
. Zu einem echten Parlamentarismus fehlte unter anderem ein allgemeines und direktes Wahlrecht, die volle Gewaltenteilung und Pressefreiheit.
Unter Konig
Ludwig I.
erlebte die Kunst in Bayern eine Blutezeit. Vor allem in
Munchen
entstanden in dieser Zeit zahlreiche
klassizistische
Bauten. 1826 wurde die Landesuniversitat von Landshut nach Munchen verlegt (Naheres
hier
). Der anfangs liberale Regierungsstil Ludwigs I. nahm zunehmend autoritare Zuge an. Nach der
Julirevolution
1830 in Paris und der Ausbreitung der revolutionaren Bewegung auf weite Teile Europas zeigte Ludwigs Politik zunehmend
reaktionare
Tendenzen. Er fuhrte die Zensur wieder ein und beseitigte die Pressefreiheit. Das
Hambacher Fest
1832 in der Pfalz auf dem
Hambacher Schloss
bei
Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße)
hatte seine Wurzeln in der Unzufriedenheit der pfalzischen Bevolkerung mit der bayerischen Verwaltung. Sein zweiter Sohn Otto wurde 1832 als
Otto I.
griechischer Konig, was fur Bayern hohe Kosten verursachte. 1834 trat Ludwig dem
Deutschen Zollverein
bei. 1848 musste der Konig wegen einer Liebesbeziehung zur Sangerin
Lola Montez
(1821?1861) und Unruhen in Munchen zurucktreten.
Unter seinem Sohn
Maximilian II.
wurde unter anderem die Zensur abgeschafft. Die
Reichsverfassung von 1849
wurde von ihm jedoch wie von den meisten deutschen Fursten abgelehnt, und zudem wurden im selben Jahr die politischen Parteien verboten. Diese Vorkommnisse losten den
Pfalzischen Aufstand
aus. Der Konig rief preußisches Militar zu Hilfe, und am 10. Juni 1849 marschierte auch ein
bayerisches Armee
korps
in der Pfalz ein, wodurch der Aufstand niedergeschlagen wurde. Zusammen mit seinem Minister
Ludwig von der Pfordten
betrieb Maximilian in den folgenden Jahren das Konzept der Trias-Politik. Dieses sah vor, die deutschen Mittelstaaten unter Fuhrung Bayerns zur dritten Kraft neben den beiden Großmachten Preußen und Osterreich zu entwickeln.
Den
Krieg von 1866
verlor Bayern unter
Ludwig II.
an der Seite Osterreichs und der meisten deutschen Staaten gegen
Preußen
und musste hohe
Kriegsentschadigungszahlungen
leisten. Zudem musste es das
Bezirksamt Gersfeld
in der Rhon, das Bezirksamt
Orb
und die
Exklave
Kaulsdorf
in Thuringen an das
Konigreich Preußen
abtreten. 1870 beteiligte sich Bayern als Verbundeter Preußens am
Deutsch-Franzosischen Krieg
und trat dem
Norddeutschen Bund
bei.
Die Bevolkerung in Bayern wuchs langsamer als in den anderen Teilen des Reiches. Das Heiratsalter war relativ hoch. Bayerns
Industrialisierung
verlief langsamer als in anderen Regionen und Landern. Historiker benennen dies ?verzogerte Industrialisierung“.
[17]
Allerdings hatte Bayern fur die Industrialisierung sichtbar schlechte Voraussetzungen:
Im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion war 1848 Bayerns Handelsbilanz negativ. Fur eine insgesamt positive Handelsbilanz sorgte der Export von Rohstoffen und Waren; er lag weit uber der Einfuhr von Produkten und fremden Fabrikaten. Die Industrie musste dennoch ausgebaut werden.
1871 wurde Bayern durch
Vertrag
Bundesstaat des neu gegrundeten
Deutschen Reiches
. In den Versailler Verhandlungen und dem Vertrag vom 23. November 1870 zwischen dem Norddeutschen Bund und dem Konigreich Bayern behielt Bayern neben der Kultur- und Steuerhoheit auch noch zahlreiche weitere
Reservatrechte
, zum Beispiel
eigenes Heer
, eigene Diplomatie, eigenes Postwesen und die
Koniglich Bayerischen Staatseisenbahnen
.
Der bayerische Landtag nahm im Januar 1871 diesen Vertrag nach großten Widerstanden, vor allem der bayerischen Patrioten, an. Weil
Ludwig II.
sich von den Staatsgeschaften vollig zuruckzog und die Verwaltung und Beamte eher preußenfreundlich eingestellt waren, war der Einfluss Bismarcks auf die Politik in Bayern groß. Ludwig II. lehnte eine Reichsgrundung unter der Vorherrschaft Preußens ab. Demonstrativ blieb er der Reichsproklamation vom 18. Januar 1871 im
Spiegelsaal von Versailles
fern.
Ludwig II. ging wegen der unter seiner Herrschaft erbauten Konigsschlosser (
Schloss Neuschwanstein
,
Neues Schloss Herrenchiemsee
und
Schloss Linderhof
) als ?Marchenkonig“ in die Geschichte ein.
Innenpolitisch entwickelte sich die 1868 gegrundete katholisch-konservative
Patriotische Partei
zur fuhrenden Partei im Landtag. 1887 erfolgte die Umbenennung in
Bayerisches Zentrum
. 1893 zogen erstmals SPD-Abgeordnete in den Landtag ein (siehe
BayernSPD#Geschichte
). 1906 erfolgte eine Liberalisierung des Wahlrechts.
Nach der Entmundigung Ludwigs II. 1886 ubernahm
Prinzregent Luitpold
die Herrschaft anstelle des psychisch erkrankten Prinzen
Otto
. Er gilt zum Teil bis heute als volkstumlicher Vertreter der ?guten alten Zeit“ in Bayern, obwohl seine Herrschaftszeit eher von politischer Stagnation gepragt war. Als er 1912 starb, folgte ihm sein Sohn als Regent nach. 1913 erklarte dieser sich durch eine Verfassungsanderung zum Konig
Ludwig III.
Aufgrund der Versorgungsengpasse und der Verluste im
Ersten Weltkrieg
schwand der Ruckhalt, den die Monarchie bisher im Volk hatte, mehr und mehr dahin. Ein Ubriges tat das militante Auftreten Ludwigs III., der fur eine Vergroßerung Bayerns durch Annexionen nach einem siegreich beendeten Krieg eintrat. Seine Einstellung wurde als zu preußenfreundlich wahrgenommen. Die wachsende Ablehnung gegen das Reich und gegen Preußen wandte sich so immer mehr auch gegen die bayerische Monarchie. 1917 wurde ein Antrag der
SPD
auf Parlamentarisierung Bayerns von der Regierung abgelehnt. Wie im restlichen Deutschland waren auch in Bayern die
Januarstreiks
1918 ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Geduld der Bevolkerung ihrem Ende naherte. Rund 165.000 bayerische Soldaten fielen im Krieg.
[18]
Eine Einigung Anfang November desselben Jahres kam zu spat. Am 7. November 1918 sturzten revolutionare Krafte im Rahmen der
Novemberrevolution
unter Fuhrung von
Kurt Eisner
von der
USPD
die Monarchie. Bayern wurde zum
Freistaat
erklart.
Kurt Eisner stutzte sich auf die Rate, die im ganzen Land gebildet wurden. Es gab in Bayern mehrere Tausend Rate, in den Stadten Arbeiter- aber auch Burgerrate und in den Garnisonen Soldatenrate. Aber auch auf dem Land fand diese Art der Partizipation in Form der Bauernrate eine breite Zustimmung. Beispielsweise trafen sich am 6. Marz 1919 im konservativen Chiemgau 158 Ratevertreter aus 54 Gemeinden. In Munchen konstituierten sich neben dem 400-kopfigen Munchner Arbeiterrat Zentralrate der Bauern, der Soldaten und der Arbeiter. Daneben gab es aber auch Rate geistiger Arbeiter, Hochschul- und Schulerrate usw.
Bei
Wahlen zum Landtag im Januar 1919
erlitt die USPD Eisners jedoch eine schwere Niederlage. Starkste Kraft wurde die burgerlich-konservative
Bayerische Volkspartei
, die Nachfolgepartei des Bayerischen Zentrums. Am 21. Februar 1919 wurde Eisner auf dem Weg zur Eroffnung des neugewahlten Landtags, wo er den Rucktritt seines Kabinetts anbieten wollte, von dem Rechtsradikalen
Anton Graf von Arco auf Valley
ermordet.
Neuer Ministerprasident wurde der Sozialdemokrat
Johannes Hoffmann
.
Seine Regierungszeit wurde von der Auseinandersetzung zwischen gemaßigten parlamentarischen Kraften und radikalen Arbeiter- und Soldatenraten uberschattet. Die
Regierung
musste sogar wegen der unruhigen Lage in der Hauptstadt nach
Bamberg
ausweichen. Gleichzeitig wurde in Munchen von einer Gruppe um den Schriftsteller
Ernst Toller
und den beiden
Anarchisten
Erich Muhsam
und
Gustav Landauer
am 7. April 1919 die ?
Raterepublik Baiern
“ ausgerufen. Nach dem Scheitern dieser ersten Revolutionsphase kam es kurz darauf zu der Machtubernahme der
Kommunisten
.
Eugen Levine
ubernahm die Fuhrung der Raterepublik. Die von Ministerprasident Hoffmann nach Zugestandnissen zu Hilfe gerufenen
preußischen
und
wurttembergischen
Truppen sowie Angehorige der sich entwickelnden
Freikorps
eroberten am 1. Mai 1919 die Hauptstadt zuruck. Die dann folgenden ?Sauberungen“ durch diese weißen Truppen forderten zahlreiche Menschenleben.
Am 15. September 1919 trat die nach ihrem Entstehungsort benannte
Bamberger Verfassung
in Kraft.
Durch eine
Volksbefragung am 30. November 1919
kam am 1. Juli 1920 der
Freistaat Coburg
zu Bayern (
siehe auch
Landkreis Coburg
).
Mit Inkrafttreten des
Versailler Vertrages
am 10. Januar 1920 wurde der westlichste Teil der
bayerischen Pfalz
dem neugegrundeten
Saargebiet
zugeschlagen und fur 15 Jahre der Regierung des
Volkerbundes
unterstellt. 1930 erfolgte der Abzug der Franzosen und die vollstandige Ruckgliederung des restlichen Gebietes der Pfalz an Bayern.
Nach der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935 und der Wiedereingliederung des Saar-Gebietes an das Deutsche Reich am 1. Marz 1935 wurde das ehemalige bayerische Territorium nicht wieder an die Pfalz und Bayern zuruckgegliedert, sondern zusammen mit dem ehemals preußischen Gebiet unter dem Namen
Saarland
einem Reichskommissar unterstellt.
[19]
Johannes Hoffmann
, der zweite Ministerprasident Bayerns, trat nach dem
Kapp-Putsch
im Marz 1920 zuruck. Bei der
Landtagswahl am 6. Juni 1920
[20]
wurde die BVP mit Abstand starkste Partei (39,4 %) vor SPD (16,3 %),
Bayerischer Mittelpartei
/
Deutsche Volkspartei
13,5 %, USPD 12,9 % und DDP (8,1 %).
Nachfolger von Hoffmann wurde der Monarchist
Gustav Ritter von Kahr
, der eine Loslosung Bayerns vom Reich anstrebte. Im September 1921 wurde
Graf von Lerchenfeld
(BVP) Ministerprasident.
Von November 1922 bis Juni 1924 war
Eugen Ritter von Knilling
Ministerprasident. Bayern wurde zur ?
Ordnungszelle
“. Die Politik der Bevorzugung der Rechten schaffte fur die Entstehung rechtsextremer Gruppen ein gunstiges Klima. Unter anderem tauchte
Hermann Ehrhardt
, der Fuhrer der
Brigade Ehrhardt
, nach dem
Kapp-Putsch
in Bayern unter.
Im Herbst 1923 diente das Ende des passiven Widerstandes gegen die
Ruhrbesetzung
der Staatsregierung als Vorwand, den Ausnahmezustand auszurufen und von Kahr nach Artikel 48 Absatz 4 der
Weimarer Verfassung
zum
Generalstaatskommissar
mit
diktatorischen
Vollmachten zu ernennen. Als Reaktion auf diesen Versuch, eine rechtsgerichtete Diktatur zu errichten, verhangte
Reichsprasident
Friedrich Ebert
seinerseits den Ausnahmezustand. General
Hans von Seeckt
, der
Chef der Heeresleitung
, sympathisierte allerdings mit Kahr; es kam zu keiner
Reichsexekution
. In Bayern bildete sich ein Triumvirat aus von Kahr, dem bayerischen
Wehrkreiskommandeur
Otto von Lossow
und dem Chef der
bayerischen Landespolizei
Hans Ritter von Seißer
. Sie ließen unter anderem hunderte judische Familien ausweisen, verboten linke Zeitungen und setzten das
Republikschutzgesetz
außer Kraft.
Am 8. November 1923 kam es in Munchen zum
Hitlerputsch
. Als Kahr eine Rede im
Burgerbraukeller
hielt, ließ
Hitler
das Gasthaus von SA-Mannern umstellen, und ging in den Keller, um Kahr und andere mittels Notigung oder Erpressung auf seine Seite zu bringen. Hitler erklarte die
Reichsregierung
fur abgesetzt; er konnte von Kahr nicht uberzeugen. Die
bayerische Polizei
beendete den Putschversuch am folgenden Tag an der Munchner
Feldherrnhalle
. Im Februar 1924 trat Kahr zuruck; er wurde am 30. Juni 1934 wahrend des
Rohm-Putschs
ins
KZ Dachau
verschleppt und bei seiner Ankunft von einem SS-Mann erschossen.
Von Juni 1924 bis Marz 1933 war
Heinrich Held
(
Bayerische Volkspartei
) Ministerprasident. Dessen Politik zielte auf mehr politische Eigenstandigkeit Bayerns im Reich. Die Gefahr von rechts unterschatzte er lange. Ab 1930 hatte Held keine parlamentarische Mehrheit fur seine Regierung. Eine Tolerierung durch die
SPD
ermoglichte ihm aber die weitere Geschaftsfuhrung. Bei der
Landtagswahl am 24. April 1932
erhielt die BVP 32,6 % und die NSDAP 32,5 % der Stimmen.
Am 9. Marz 1933 wurde Held von einem
SA
-Kommando verschleppt und interniert; am 15. Marz 1933 legte er sein Amt nieder.
Im Januar 1933 wurde
Adolf Hitler
Reichskanzler (siehe
Machtubernahme
,
Chronologie der nationalsozialistischen Machtergreifung
); im Marz und April 1933 betrieb der
NS-Staat
die
Gleichschaltung
der Lander. Mit zwei
Gleichschaltungsgesetzen
vom 31. Marz 1933 und vom 7. April 1933 wurde den Landern ihre relative Souveranitat genommen.
Am 9. Marz wurde
Franz von Epp
vom Reichsinnenminister
Wilhelm Frick
(unter Hinweis auf Artikel 2 der ?
Reichstagsbrandverordnung
“, 28. Februar 1933) als
Reichskommissar
in Bayern eingesetzt. Dieser bestellte unter anderem
Heinrich Himmler
zum Leiter der
Polizeidirektion Munchen
und Anfang April zum ?Politischen Referent beim
Staatsministerium des Innern
“. Damit war ihm die gesamte
Politische Polizei in Bayern
unterstellt. Am 16. Marz ubernahm Epp samtliche Regierungsgeschafte und bildete einen kommissarischen Ministerrat. Am 10. April wurde Epp schließlich zum
Reichsstatthalter
in Bayern ernannt. Da er in dieser Funktion nicht Mitglied der Landesregierung sein durfte, wurde am 12. April
Ludwig Siebert
formal zum Ministerprasidenten bestimmt;
Adolf Wagner
wurde Innenminister. Durch das
Gesetz uber den Neuaufbau des Reichs
vom 30. Januar 1934 verlor Bayern seine Eigenstaatlichkeit. Nach dem Tod Sieberts im November 1942 wurde kein offizieller Nachfolger mehr ernannt, der geschaftsfuhrende
Gauleiter
Munchen-Oberbayerns
Paul Giesler
war bis Kriegsende auch geschaftsfuhrender Ministerprasident.
Zahlreiche fuhrende Personen der NSDAP stammen aus Bayern. Das Gebiet Bayerns hatte in einigen Aspekten eine gewisse Pionierrolle. Am 10. Mai 1933 fand auf dem Munchner
Konigsplatz
eine Bucherverbrennung
statt.
Monate vor der
Reichspogromnacht
1938 zerstorten NS-Aktivisten die
Synagoge Nurnberg
und die
Synagoge Munchen
. Das erste
Konzentrationslager
wurde 1933 in
Dachau
eingerichtet. Munchen wurde zur ?
Hauptstadt der Bewegung
“ erklart,
Nurnberg
standiger Sitz der
Reichsparteitage
. 1935 wurden in Nurnberg die
Nurnberger Rassegesetze
verabschiedet. 1937 fand in Munchen die erste Ausstellung ?
Entartete Kunst
“ statt.
Im Marz 1938 erfolgte von Bayern aus der Einmarsch der Wehrmacht und der ?
Anschluss Osterreichs
“. Im Jahr 1939 wurde der Regierungsbezirk Niederbayern-Oberpfalz um bis zum
Munchner Abkommen
1938 zur
Tschechoslowakei
gehorendes Gebiet, die Landkreise
Bergreichenstein
,
Markt Eisenstein
und
Prachatitz
, erweitert, das 1945 wieder abgetrennt wurde. Das gleiche Schicksal hatte das kurz zuvor angeschlossene Tiroler
Kleinwalsertal
, das sieben Jahre bei Bayern blieb.
1939 scheiterte
Georg Elsers
Attentat auf Hitler im Munchner
Burgerbraukeller
. Unter den bayerischen Widerstandsgruppen ist die Munchner
Weiße Rose
die bekannteste. Auch Schlusselfiguren der
Munchner Neuesten Nachrichten
, die bis Mai 1933 gegen Hitler opponiert hatten, spielten eine wichtige Rolle: beispielsweise
Erwein von Aretin
und
Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg
.
[21]
Ab Ende Marz 1945 ruckten amerikanische Truppen auf Bayern vor, US-Truppen nahmen am 20. April Nurnberg ein und besetzten damit auch einen symboltrachtigen Ort. In den letzten Kriegstagen scheiterte die ?
Freiheitsaktion Bayern
“ von
Rupprecht Gerngross
.
Bei den
Luftangriffen
durch die
Westalliierten
wurden bayerische Stadte wie Munchen, Nurnberg und Wurzburg ab 1943 erheblich zerstort. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fur Bayern (ohne Pfalz) mindestens 250.000 gefallene und 230.000 vermisste Soldaten sowie rund 28.000 zivile Kriegstote ermittelt. Im Sommer 1947 wurden fur Bayern noch 212.494 Kriegsgefangene gezahlt, davon 73,4 % aus der einheimischen Bevolkerung.
[22]
Nach der
bedingungslosen Kapitulation
am 8. Mai 1945 wurde Bayern gemaß dem
Potsdamer Abkommen
mit Ausnahme der
Pfalz
und der Stadt
Lindau
, die unter
franzosische Kontrolle
kamen, Teil der
US-amerikanischen Besatzungszone
.
Am 28. Mai 1945 wurde
Fritz Schaffer
von der Bayerischen Volkspartei von der
amerikanischen Militarregierung
zum Ministerprasidenten bestimmt, am 28. September allerdings von ihr wieder entlassen. Als Nachfolger bestimmte sie den Sozialdemokraten
Wilhelm Hoegner
.
General Eisenhower stellte mit der Proklamation Nummer 2 vom 28. September 1945 Bayern offiziell als Staat wieder her. Unter dem Leiter der Militarregierung, General
Lucius D. Clay
, erfolgte die Neugrundung Bayerns als Staat und die Wiederbelebung der Parteien und der Demokratie von unten.
1945 wurde die bisher
thuringische
Enklave
Ostheim vor der Rhon
Bayern zugeordnet und 1946 die
Pfalz
in das neu geschaffene
Bundesland
Rheinland-Pfalz
ausgegliedert. Die Wiedereingliederung von
Lindau
erfolgte erst 1955. Bayern bestand nunmehr aus den sieben Regierungsbezirken
Oberbayern
,
Niederbayern
,
Oberpfalz
,
Oberfranken
,
Mittelfranken
,
Unterfranken
und
Schwaben
. Am 31. Januar 1956 stellte die Regierung Hoegner vor dem Bayerischen Landtag ein ?Pfalz-Manifest“ vor, das der Pfalz (Region) im Falle der Ruckkehr zu Bayern weitgehende Zusagen machte, doch das entsprechende Volksbegehren vom April 1956 erreichte nicht das notwendige Quorum.
Neben dem Wiederaufbau des Landes nahm Bayern von allen Bundeslandern die meisten Reichsdeutschen und Fluchtlinge auf, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus den ehemals
deutschen Ostgebieten
sowie Ost- und Sudosteuropa (also aus dem
Sudetenland
,
Bohmen
,
Mahren
,
Ungarn
sowie
Donauschwaben
und
Siebenburger Sachsen
) vor allem nach Bayern stromten, da dieses erst zum Ende des Krieges von den amerikanischen Truppen erobert wurde. Fluchtlingslager entstanden im ganzen Land, manche davon wie in
Piding
waren bis in die 1960er Jahre geoffnet, viele waren aber schon nach wenigen Jahren wieder aufgelost oder in Dorfer und Ortschaften umgewandelt worden. Etwa zwei Millionen Vertriebene blieben in Bayern; sie trugen zum Bevolkerungswachstum und durch ihre mitgebrachten Kenntnisse und Traditionen auch zum kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung bei (siehe auch unter
Vertreibung
). Es entstanden mehrere
Vertriebenenstadte
.
Am 30. Juni 1946 wurde in Bayern eine
verfassungsgebende Versammlung gewahlt
, bei der die
CSU
, die Nachfolgepartei der Bayerischen Volkspartei, 58,3 % der Stimmen erhielt. Der Verfassungsentwurf wurde in seinem foderativen Charakter von der
US-Militarregierung
genehmigt, jedoch ein Artikel gestrichen, der Bayern ein Recht auf Nichtbeitritt zu einem zukunftigen deutschen Bundesstaat zugebilligt hatte. Die
Verfassung des Freistaates Bayern
wurde am 1. Dezember 1946 in einem
Volksentscheid
mit großer Mehrheit angenommen. Bei der gleichzeitig stattfindenden
ersten Wahl zum Landtag
erhielt die CSU wiederum eine absolute Mehrheit; sie ist bis heute (2023) starkste Partei.
Der Freistaat Bayern gehort seit dem 23. Mai 1949 der Bundesrepublik Deutschland an. Ministerprasident war bereits seit Dezember 1946
Hans Ehard
von der CSU, der abwechselnd allein und in Koalition mit der
SPD
regierte. Ehard setzte sich in der Vorbereitung der Beratungen zum
Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland
fur einen weitgehenden
Foderalismus
ein und sah schließlich viele seiner Vorstellungen darin umgesetzt.
Da das Grundgesetz seiner Ansicht nach aber immer noch nicht foderalistisch genug war ? beispielsweise wurde eine Gleichberechtigung des Bundesrates bei der Gesetzgebung gefordert ? lehnte der bayerische Landtag auf Antrag der Staatsregierung das Grundgesetz in seiner Sitzung vom 20. Mai 1949 mit 101 gegen 64 Stimmen
[23]
ab. Gleichwohl wurde (unter der Bedingung, dass zwei Drittel der Bundeslander das Grundgesetz annehmen) am gleichen Tag mit 97 gegen sechs Stimmen bei 70 Stimmenthaltungen
[23]
beschlossen, dass es fur Bayern verbindlich sein sollte. Zugleich sprach sich der Landtag fur die Abhaltung einer Volksbefragung aus, was die amerikanische Militarregierung in Bayern jedoch ablehnte.
[23]
CSU und
CDU
schlossen eine
Fraktionsgemeinschaft im Bundestag
, die seither besteht.
In den 1950er Jahren gab es noch Konkurrenzkampfe zwischen der CSU und der
Bayernpartei
, die bezuglich einer bayerischen Eigenstandigkeit radikaler auftrat als die CSU. In diesem Kontext wird heute die
Spielbankenaffare
gesehen. Bayernpartei und SPD bildeten gemeinsam mit der Vertriebenenpartei
BHE
und der
FDP
von 1954 bis 1957 die
Staatsregierung
im Freistaat, eine
Viererkoalition
unter Ministerprasident Hoegner.
Nach dem Bruch der Koalitionsregierung 1957 entstand eine Dreierkoalition von CSU, BHE und FDP unter dem Ministerprasidenten
Hanns Seidel
von der CSU. Nach dem Rucktritt Seidels aus gesundheitlichen Grunden ubernahm nochmals Ehard fur zwei Jahre das Amt des Ministerprasidenten. Die Bayernpartei versank danach immer mehr in die politische Bedeutungslosigkeit.
Die Nachfolgeregierungen unter
Alfons Goppel
von 1962 bis 1978 waren reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit. In der Folge erfolgte ein tiefer Strukturwandel Bayerns, der in den 1960- und 1970er-Jahren Bildung, Infrastruktur und Industrie modernisierte. Neue Gymnasien und Universitaten wurden eroffnet; auf dem Land wurden viele Straßen asphaltiert, zukunftstrachtig erscheinende Branchen Entwicklungen wie Fahrzeug- und Maschinenbau, Luft- und Raumfahrtindustrie und Atomindustrie wurden gefordert. Damit wurde das von der
Agrarwirtschaft
gepragte Bayern zu einem fuhrenden Industriestandort innerhalb der Bundesrepublik Deutschland; es wurde im
Landerfinanzausgleich
vom Empfangerland zum Geberland.
[24]
1971 begann auch die
Gebietsreform in Bayern
.
Wirtschaftlich bewaltigte Bayern nach 1945 den Strukturwandel von einer uberwiegend landwirtschaftlich gepragten Region zu einem Industrieland. Als 1954/55 im Rest der Bundesrepublik
Vollbeschaftigung
erreicht war, siedelten sich viele Betriebe mit modernen Werken in Bayern an. Außerdem profitierte das Land davon, dass im Rahmen der
Wiederbewaffnung
viele Standorte der neu aufzubauenden
Bundeswehr
, aus strategischen Grunden, in die strukturschwachen Regionen Nord- und Ostbayerns gelegt wurden. Sie zogen oft Infrastrukturmaßnahmen in den bisher schlecht erschlossenen Gebieten nach. Auch die
Rustungsindustrie
siedelte sich uberproportional in Bayern an.
1972 wurde die
Gebietsreform
weitgehend abgeschlossen, 71 an Stelle von 143 Landkreisen wurden gebildet, wobei sich die Grenzen der Regierungsbezirke teilweise verschoben. Gleichzeitig entstanden 18
Planungsregionen
. Die Zahl der kreisfreien Stadte reduzierte sich von 48 auf 25. In der Bildungspolitik kam es zu weitreichenden Reformen, so wurden 1968 die Bekenntnisschulen aufgehoben, ab 1972 wurden weitere Landesuniversitaten errichtet (
Passau
,
Bayreuth
). Auch wurden mehrere Fachhochschulen gegrundet (
Hof
,
Landshut
).
1972 fanden die
Olympischen Sommerspiele
und das
Munchner Olympia-Attentat
in der Landeshauptstadt statt.
Nach Ende der Amtszeit von Ministerprasident Goppel waren die Nachfolgeregierungen unter
Franz Josef Strauß
von 1978 bis 1988 und
Max Streibl
von 1988 bis 1993 ebenfalls wieder reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit. Unter der Regierung von Franz Joseph Strauß kam es zu von starken Protesten aus der Bevolkerung begleiteten Projekten wie dem Bau der atomaren
Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf
oder dem Ausbau des von Umweltschutzern bekampften
Main-Donau-Kanals
.
Auch am 6. Juli 1992 bei der Eroffnung des 18.
Weltwirtschaftsgipfels
in Munchen kam es unter der Regierung von Max Streibl zu schweren Protesten als nach einem
Polizeikessel
500 Demonstranten festgenommen wurden. Im selben Jahr wurde der neue
Flughafen Munchen
in Betrieb genommen und Bayern entwickelte sich vermehrt in einen internationalen
High-Tech
-Standort. Bayern wechselte in Folge bereits 1987 erstmals im
Landerfinanzausgleich
vom Nehmerland zum Geberland und ist seit 2008 ununterbrochen das großte Geberland.
Mit der
Wiedervereinigung
wurde die
Randlage
weiter Gebiete an der ehemaligen Grenze zur DDR und zur Tschechoslowakei uberwunden. In der Folge kam es zum Abzug großer Teile der US-Streitkrafte auch aus Bayern.
Die Nachfolgeregierungen unter
Edmund Stoiber
von 1993 bis 2007 und
Gunther Beckstein
von 2007 bis 2008 waren wiederum reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit; von 2003 bis 2008 hatte die CSU sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag. Mit der
16. Landtagswahl
2008 verlor die CSU jedoch die absolute Mehrheit und war seit Jahrzehnten erstmals gezwungen, unter
Horst Seehofer
eine
Koalition
mit der FDP einzugehen, bis 2013 wieder die absolute Mehrheit der CSU
gewonnen
wurde. 2018 ging sie dann wieder
verloren
, als sechs Parteien in den Landtag einzogen. Die CSU bildete daraufhin eine Regierungskoalition mit der
Landesvereinigung Freie Wahler Bayern
unter dem Ministerprasidenten
Markus Soder
. Diese Koalition wurde nach der
Landtagswahl 2023
fortgesetzt.
- Monumenta Boica
, herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Bande 1?50, 53,54 und 60, Munchen, 1763?1916, 1932, 1956)
- Karl Bosl
:
Bayerische Geschichte.
Munchen 1979.
- Ernst Deuerlein:
Geschichte Bayerns.
Ploetz, Wurzburg 1975,
ISBN 3-87640-053-8
.
- Dirk Gotschmann
:
Wirtschaftsgeschichte Bayerns: 19. und 20. Jahrhundert.
Pustet, Regensburg 2010,
ISBN 978-3-7917-2230-6
.
- Egon Johannes Greipl (Hrsg.):
Aus Bayerns Geschichte. Forschungen als Festgabe zum 70. Geburtstag von Andreas Kraus.
EOS, St. Ottilien 1992,
ISBN 3-88096-653-2
.
- Martin Herrant:
Bayerns chronologische Geschichte. Die bayerische Geschichte von der Romerzeit bis heute. Politik und Kultur in ubersichtlicher Tabellenform im Zusammenhang mit deutscher und europaischer Geschichte.
KultVe, Wolnzach 2008,
ISBN 978-3-940959-01-0
.
- Peter Claus Hartmann:
Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute.
2. Auflage. Pustet, Regensburg 2004,
ISBN 3-7917-1875-4
.
- Benno Hubensteiner
:
Bayerische Geschichte
. 16. Auflage. Rosenheimer Verlag, Rosenheim 2006,
ISBN 3-475-53756-7
.
- Andreas Kraus
:
Geschichte Bayerns. Von den Anfangen bis zur Gegenwart.
3. erweiterte Auflage. Beck, Munchen 2004,
ISBN 3-406-51540-1
. (Ersterscheinung 1983)
- Hans F. Nohbauer
:
Die Chronik Bayerns.
Harenberg, Dortmund 1987,
ISBN 3-88379-088-5
.
- Friedrich Prinz
:
Geschichte Bayerns.
Piper, Munchen 2001,
ISBN 3-492-23348-1
.
- Philip M. Soergel:
Wondrous in His Saints. Counter-Reformation Propaganda in Bavaria.
Univ. of Calif. Press, Berkeley 1993,
ISBN 0-520-08047-5
.
- Max Spindler
, Andreas Kraus (Hrsg.):
Handbuch der bayerischen Geschichte
. Beck, 4 Bande:
- Franz Brunholzl
:
Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts.
Munchen 1981,
ISBN 3-406-07322-0
.
- Dieter Albrecht:
Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts.
Munchen 1988,
ISBN 3-406-32320-0
.
- Franken, Schwaben, Oberpfalz bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts.
Munchen 1979,
ISBN 3-406-04845-5
(2 Teilbande).
- Alois Schmid
(Hrsg.):
Das neue Bayern, von 1800 bis zur Gegenwart.
- Teilband:
Staat und Politik.
Munchen 2003,
ISBN 3-406-50451-5
.
- Teilband:
Die innere und kulturelle Entwicklung.
Munchen 2007,
ISBN 978-3-406-50925-4
.
- Klaus Tenfelde:
Sozialgeschichte Bayerns.
In:
Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift fur historische Sozialwissenschaft.
Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1991, S. 405?530.
- Wilhelm Volkert:
Geschichte Bayerns.
5., aktualisierte Auflage. Beck, Munchen 2017,
ISBN 978-3-406-55159-8
.
- Ulla-Britta Vollhardt:
Geschichtspolitik im Freistaat Bayern. Das Haus der Bayerischen Geschichte: Idee ? Debatte ? Institutionalisierung.
Utz, Munchen 2003,
ISBN 3-8316-0235-2
.
- Katharina Weigand, Jorg Zeidler, Florian Schuller (Hrsg.):
Die Prinzregentenzeit. Abenddammerung der bayerischen Monarchie?
Friedrich Pustet, Regensburg 2013,
ISBN 978-3-7917-2477-5
.
- ↑
Konig Ludwig lasst ?Baiern“ mit Y schreiben
, Beitrag des SWR.
- ↑
Peter Kritzer:
Bayern ist fortan ein Freistaat. Stationen bayerischer Verfassungsgeschichte von 1803 bis 1946
. Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1992,
ISBN 3-475-52718-9
,
S.
7
.
- ↑
Alois Schmid (Hrsg.):
Handbuch der bayerischen Geschichte
. Begrundet von Max Spindler. 2. vollstandig uberarbeitete Auflage.
Band
4
:
Das neue Bayern. Von 1800 bis zur Gegenwart
. 1. Teilband:
Staat und Politik
. Beck, Munchen 2003,
ISBN 3-406-50451-5
,
S.
443
(
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Irmgard Kohler, Josef Blasi:
Markt Schwaben ? Ortsgeschichte eingebunden in die bayerische Geschichte
, S. 15, 2002.
- ↑
Bayern im Frankenreich.
In:
hdgb.de.
Haus der Bayerischen Geschichte,
abgerufen am 1. April 2018
.
- ↑
Brigitte Haas-Gebhard:
Die Baiuvaren. Archaologie und Geschichte.
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2013, S. 94
- ↑
Benno Hubensteiner
:
Bayerische Geschichte
. 16. Auflage. Rosenheimer Verlag, Rosenheim 2006,
ISBN 3-475-53756-7
, S. 59.
- ↑
Michael Mitterauer
:
Karolingische Markgrafen im Sudosten Frankische Reichsaristokratie und bayerischer Stammesadel im osterreichischen Raum.
Verlag Hermann Bohlaus Nachf, Graz/Wien/Koln 1963.
- ↑
Herwig Wolfram:
Salzburg, Bayern, Osterreich. Die Conversio Bagoarium et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit.
Oldenbourg, Wien/Munchen 1996, S. 47.
- ↑
Knut Gorich:
Die Staufer. Herrscher und Reich.
Munchen 2006, S. 41.
- ↑
Felix Stieve:
Das kirchliche Polizeiregiment in Baiern unter Maximilian I.
Munchen 1876. (Reprint: Verlag Nabu Press, 2010,
ISBN 978-1-147-52879-4
).
- ↑
Maximilian III. Joseph, Kurfurst von Bayern
(pdf)
, in:
www.deutsche-biographie.de
; abgerufen am 11. Januar 2021.
- ↑
Max Spindler (Hrsg.):
Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2: Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts
, 2., uberarbeitete Auflage, Munchen 1988,
ISBN 3406 323200
, S. 1203. Das Handbuch nennt (wohl irrtumlich) eine Subsidienzahlung von jhrl. 300.000 fl. Anders aber Alois Schmid:
Max III. Joseph und die europaischen Machte. Die Außenpolitik des Kurfurstentums Bayern von 1745?1765.
Oldenbourg, Munchen 1987,
ISBN 3-486-53631-1
, S. 347. Ebenso fuhren altere Sekundarquellen eine Subsidienzahlung von 360.000
florins
an. Vgl. Stichaner (1842), S. 19; Marcel Dunan:
Napoleon et l’Allemagne. Le systeme continental et les debuts du royaume de baviere 1806?1810
, Paris 1942, S. 9
- ↑
Joseph von Stichaner:
Geschichte der bayerischen Subsidien: vom Jahre 1740 bis 1762. Festrede fur die Feier des Ludwigtages 25. August 1842
, Munchen 1842, S. 19ff
- ↑
Michael Kotulla: Deutsche Verfassungsgeschichte: Vom Alten Reich bis Weimar (1495 bis 1934), Heidelberg 2008,
ISBN 978-3-540-48707-4
, S. 199
- ↑
Alois Schmid:
Max III. Joseph und die europaischen Machte. Die Außenpolitik des Kurfurstentums Bayern von 1745?1765.
Oldenbourg, Munchen 1987,
ISBN 3-486-53631-1
, S. 472
- ↑
Anmerkung:
Karl Bosl
(1908?1993) nannte es ?geminderte Industrie“
- ↑
Alois Schmid (Hrsg.):
Das neue Bayern, von 1800 bis zur Gegenwart. Staat und Politik.
(= Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.):
Handbuch der bayerischen Geschichte
. Beck, Band 4, 1. Teilband) Munchen 2003,
ISBN 3-406-50451-5
, S. 599.
- ↑
Wolfgang Behringer
und Gabriele Clemens:
Geschichte des Saarlandes
, Munchen 2009, S. 94?102.
- ↑
gleichzeitig mit der
Reichstagswahl 1920
- ↑
Elisabeth Chowaniec:
Der ?Fall Dohnanyi“ 1943?1945. Widerstand, Militarjustiz, SS-Willkur
, Munchen 1991, S. 559?560; Peter Langer:
Paul Reusch und die Gleichschaltung der ?Munchner Neuesten Nachrichten“ 1933.
In:
Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte
.
53, 2005, S. 203?240 (
online
; PDF; 1,7 MB)
- ↑
Hans Woller (Hrsg.):
Bayern im Bund. Gesellschaft im Wandel 1949 bis 1973.
(= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, 53) Oldenbourg Verlag, Munchen 2002,
ISBN 3-486-56595-8
, S. 274; Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts, Nr. 80/1948, S. 52 ff.; Nr. 83/1951, S. 10 ff.; davon waren nach dem Stand 1950: 221.000 bei bayerischen Standesamtern registrierte Kriegstote und 30.000 bis 1945 bei außerbayerischen Standesamtern registrierte gefallene Angehorige der in Bayern ansassigen Heimatvertriebenen sowie nach dem Stand von 1948: 233.000 Vermisste, davon 89.000 Angehorige Heimatvertriebener, Fluchtlinge und Evakuierter. Danach ist von mindestens 365.000 militarischen Kriegstoten unter der einheimischen bayerischen Bevolkerung auszugehen.
- ↑
a
b
c
Bayerischer Landtag lehnt Grundgesetz ab.
In:
Salzburger Nachrichten
, 21. Mai 1949, S. 2 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/san
- ↑
Goppel
als ?Vater aller Reformen“ laut
SZ
vom 19. Dezember 2016, abgerufen am 3. Dezember 2017.
Geschichte der deutschen Lander