Kurpfalz

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Territorium im Heiligen Romischen Reich
Pfalzgrafschaft bei Rhein
Wappen
Karte
Karte der Oberamter des westlichen Teils Pfalzbaierns um 1789:
1: Frankenthal, 2: Mannheim, 3, 17: Heidelberg, 4: Alzey, 5: Bacharach, 6: Germersheim, 7: Kreuznach, 8: Neustadt, 9: Lautern, 10: Lauterecken, 11: Oppenheim, 12: Simmern, 13: Stromberg, 14: Veldenz, 15: Boxberg, 16: Bretten, 18: Ladenburg, 19: Lindenfels, 20: Mosbach, 21: Otzberg, 22: Umstadt
Alternativnamen Pfalz, Rheinische Pfalzgrafschaft, Pfalzgrafschaft bei Rhein
Entstanden aus 1085 entstanden aus dem Amt des Pfalzgrafen von Lothringen , wiedererstanden im Hausvertrag von Pavia 1329
Herrschaftsform Herzogtum ohne Titel, Kurfurstentum
Herrscher /
Regierung
Kurfurst
Reichstag Kurfurstenbank, Kurfurstenrat
Reichskreis Kurrhein
Kreistag Kreisobrist
Hauptstadte /
Residenzen
Heidelberg , Mannheim
Sommerresidenz Schwetzingen
Dynastien Wigeriche , Askanier , Calw , Salm , Babenberger , Stahleck, Welfen , Wittelsbacher
Konfession /
Religionen
seit 1546 große Teile der Bevolkerung und Obrigkeit lutherisch ,
1556 offiziell lutherisch,
1561 Obrigkeit calvinistisch ,
1563 offiziell calvinistisch,
seit 1685 Obrigkeit romisch-katholisch aber Bevolkerung weiterhin uberwiegend reformiert ( Pfalzische Kirchenteilung ) mit kleinen mennonitischen und judischen Minderheiten
Sprache /n Deutsch
Aufgegangen in Kurpfalz-Bayern 1777

Die Kurpfalz (fruher auch Churpfalz geschrieben; auch Pfalz , kurfurstliche Pfalz , Kurfurstentum Pfalz , kurfurstliche Pfalzgrafschaft bei Rhein oder kurfurstlich rheinische Pfalzgrafschaft ) war ein Kurfurstentum des Heiligen Romischen Reichs , das aus der Pfalzgrafschaft Lothringen hervorging und sich seit 1214 im Besitz der Wittelsbacher befand. Kurfurst Karl Theodor (Kurfurst von 1742 bis 1799) trat nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher im Jahr 1777 das Erbe als Herzog und Kurfurst von Bayern an. Damit entstand ein wittelsbachischer Gesamtstaat Kurpfalz-Bayern .

Geographie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kurpfalz lag an Ober- und Mittelrhein , zwischen Mosel und Kraichgau , mit dem Kerngebiet am unteren Neckar und den Hauptstadten Heidelberg und ab 1720 Mannheim . Das kurpfalzische Staatsgebiet war nicht zusammenhangend, sondern ein fur die damalige Zeit typischer ?Flickenteppich“ mit Exklaven , Enklaven und Kondominien . Bei der Vereinigung mit Bayern zu Kurpfalz-Bayern 1777 umfasste das Gebiet 8200 Quadratkilometer.

Ehemals kurpfalzische Gebiete liegen heute in den deutschen Landern Baden-Wurttemberg , Rheinland-Pfalz , Hessen , Bayern ( Obere Pfalz  = Oberpfalz , Pfalz-Neuburg ), Saarland sowie in den heute zu Frankreich gehorenden Departements Bas-Rhin und Moselle .

Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kurpfalz zahlte zu den bedeutendsten weltlichen Territorien des Alten Reichs. Im konfessionellen Zeitalter stieg sie zu einer der aktivsten und fuhrenden protestantischen Machte im Reich auf. Kurfurst Friedrich V. erlangte als der ?Winterkonig“ sogar kurzzeitig die bohmische Konigskrone. Sein gescheitertes ?bohmisches Abenteuer“ loste den Dreißigjahrigen Krieg aus, was auch den Wendepunkt der Geschichte der Kurpfalz markierte. Sie geriet fur Jahrzehnte unter fremde Herrschaft und wurde als haufiger Kriegsschauplatz immer wieder geplundert und entvolkert . Die angestammte Herrschaft der Pfalzer Wittelsbacher wurde zwar im Westfalischen Frieden 1648 wiederhergestellt, das Territorium konnte aber an seine fruhere Bedeutung nie mehr anknupfen.

Geschichtlicher Uberblick und die Begriffe Pfalz und Kurpfalz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch: Liste der Herrscher der Kurpfalz (mit Darstellung der Fruhzeit der Pfalzgrafschaft bei Rhein)

Dieser Abschnitt gibt einen Uberblick uber die Geschichte der (Kur-)Pfalz bis 1777 und einen Ausblick auf das weitere politische Schicksal der pfalzischen Gebiete ab 1777. Zudem werden davon nicht abtrennbare Hinweise auf die Bezeichnungen Pfalz und Kurpfalz gegeben, die jeweils vor und nach 1777, 1803 und 1816 eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben.

1214 fiel die Pfalz von den Welfen an die Wittelsbacher (die bereits 1180 das Herzogtum Baiern ? ebenfalls zuvor welfisch ? erhalten hatten). Die Wittelsbacher hatten damals kurzzeitig weitere großere Territorien inne, beispielsweise Holland , Zeeland , den Hennegau und Brandenburg . 1255 wurden die wittelsbachischen Gebiete geteilt; seit 1329 entwickelten sich aus dieser Teilung die Linien der pfalzischen und seit 1340 die der bairischen Wittelsbacher. Residenzstadt der Pfalz war Heidelberg (1386 Grundung der Universitat Heidelberg ), ab 1720 Mannheim . Seit Bestehen des Kurkollegiums (etwa Mitte des 13. Jahrhunderts) war die Pfalzgrafschaft (mit einer Unterbrechung von 1623 bis 1648) auch Kurfurstentum ? der jeweilige Pfalzgraf hatte also das Recht zur Teilnahme an der Wahl des romisch-deutschen Konigs . Die Zugehorigkeit wurde 1356 durch die von Kaiser Karl IV. erlassene Goldene Bulle festgeschrieben. Seither wird die Pfalzgrafschaft bei Rhein auch als Kurpfalz bezeichnet.

Seit der großen Teilung der Pfalz im Jahr 1410 bestand ein unubersichtlicher Herrschaftsverbund mit mehreren pfalzischen Nebenlinien und -territorien (beispielsweise Pfalz-Simmern , Pfalz-Zweibrucken , Pfalz-Veldenz , Pfalz-Neuburg , Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zweibrucken-Birkenfeld ). Diese spielten fur die politische Geschichte jedoch eine wichtige Rolle, da sie beim Aussterben pfalzischer oder wittelsbachischer Hauptlinien das Erbe antreten konnten. Zur Unterscheidung von diesen sonstigen pfalzischen Staaten erhielt das Kernterritorium, an das die Kurwurde gebunden war, den Zusatz Kur- und wurde daher zunehmend auch als Kurpfalz bezeichnet. Die Kurpfalz war Teil des Kurrheinischen Kreises . Die anderen pfalzischen Staaten hingegen waren Teil des Oberrheinischen Kreises , mit Ausnahme Pfalz-Neuburgs, das Mitglied des Bairischen Kreises war.

1685 erbte die Linie Pfalz-Neuburg die Kurpfalz. Diese Linie herrschte bereits seit 1614 uber die Herzogtumer Julich und Berg am Niederrhein mit der Hauptstadt Dusseldorf , die nun in Personalunion durch den Pfalzer Kurfursten regiert wurden. 1777 starben die bairischen Wittelsbacher aus, und die Pfalz wurde mit Baiern zum neuen Staat Pfalz-Baiern vereinigt. Im Hinblick auf die Teilungen 1255, 1329 und 1340 kann man auch von einer Wiedervereinigung sprechen. Mit der Vereinigung von 1777 endet die Geschichte der eigenstandigen Pfalz, die im vorliegenden Artikel behandelt wird.

1778 wurde die Residenz Pfalz-Baierns von Mannheim nach Munchen verlegt, womit die bisherige Kurpfalz zu einem Nebenland wurde. Der 1785 geplante Tausch (Baiern an Osterreich , die Osterreichischen Niederlande an die Pfalz) kam nicht zustande ? er hatte die alte Pfalz moglicherweise wieder zum Zentrum eines neuen pfalzischen Staates gemacht. Nach dem erneuten Aussterben einer Hauptlinie wurden 1799 erstmals seit 1410 wieder alle ehemals pfalzischen Territorien vereinigt.

Unmittelbar darauf erschutterten die Auswirkungen der Franzosischen Revolution die mitteleuropaische Staatenwelt, und zwischen 1798 und 1816 anderte sich auch fur das Territorium der ehemaligen Pfalz mehrfach die Zugehorigkeit: Ihre linksrheinischen Teile fielen 1798 an Frankreich , die rechtsrheinischen kamen 1803 auf Geheiß Napoleons uberwiegend an Baden ? die 1777 und 1799 erreichte Einheit der wittelsbachischen Lander war erneut dahin. Seitdem ist die ehemalige Pfalz in einen links- und rechtsrheinischen Teil getrennt.

Das verbliebene Herzogtum Pfalz-Baiern erhielt 1803 und 1806 unter anderem Tirol sowie große Teile des Frankischen Kreises zugesprochen und wurde 1806 zum Konigreich Baiern (ab 1826 Schreibweise ?Ba y ern“). 1816, nach der Niederlage Napoleons, wurden die linksrheinischen Teile der ehemaligen Pfalz an Baiern zuruckgegeben und bildeten zusammen mit zahlreichen anderen, bisher nie pfalzischen Gebieten die ?neue Pfalz“: den baierischen Rheinkreis, spater Pfalz oder Rheinpfalz genannt, mit der ? historisch nie pfalzischen ? Hauptstadt Speier (ab 1836 ?Spe y er“).

Die rechtsrheinischen Teile der ehemaligen Pfalz mit dem Kerngebiet um Mannheim und Heidelberg wurden Bayern trotz aller diplomatischen Versuche nicht zuruckerstattet und blieben bei Baden. In Baden gab es zwar nie eine eigene Provinz ?Pfalz“ oder ?Kurpfalz“, aber die Bezeichnung ?Kurpfalz“ lebt als nordbadischer Landschaftsname bis heute weiter. Sie bot und bietet damit eine Unterscheidung zur linksrheinischen (neuen) ?Pfalz“; in der heutigen baden-wurttembergischen Region ?Kurpfalz“ werden aber auch Gebiete als ?kurpfalzisch“ bezeichnet, die nie (kur-)pfalzisch waren.

Die heutige Verwendung der Begriffe ?Pfalz“ und ?Kurpfalz“ besitzt also in beiden Fallen keine direkte Kontinuitat zu den historischen Gegebenheiten der alten (Kur-)Pfalz, die nie in links- und rechtsrheinisch unterschieden war.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Lothringische Pfalzgrafen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Wahl des deutschen Konigs, dargestellt in einer Handschrift des Sachsenspiegels um 1300. In der Mitte die drei weltlichen Kurfursten. Der Pfalzgraf bei Rhein uberreicht als Truchsess eine goldene Schussel, dahinter der Herzog von Sachsen mit dem Marschallstab und der Markgraf von Brandenburg , der als Kammerer eine Schussel mit warmem Wasser bringt.

Am Beginn der Geschichte der Kurpfalz stand nicht ein Territorium, sondern ein Amt, namlich das aus der Merowingerzeit stammende Amt des Pfalzgrafen , das im 6. Jahrhundert erstmals erwahnt wurde. [1] Damit war es das alteste durchgangig nachweisbare Pfalzgrafenamt. Der Schwerpunkt lag bis ins 10. Jahrhundert um die Konigspfalz zu Aachen am Hof der frankischen Konige. Im Sachsenspiegel ist ruckblickend davon die Rede, dass Franken, Bayern, Schwaben, Sachsen und Lothringen jeweils einen Pfalzgrafen hatten. Wahrend bayerische, schwabische und sachsische Pfalzgrafen im Verlauf des Mittelalters an Bedeutung verloren, lasst sich ein frankischer Pfalzgraf zu keiner Zeit nachweisen. Stattdessen gab es schon seit der Merowingerzeit einen Pfalzgrafen bzw. mit dem Herzogtum Ripuarien ein Stammesherzogtum im lothringischen Bereich. Als ein erster lothringischer Pfalzgraf ist der Ardennergraf Wigerich greifbar. Die erste genauer fassbare Familie, die die lothringische Pfalzgrafschaft kontinuierlich innehatte, waren von 985 bis 1085 die Ezzonen . Hauptburgen waren Siegburg und Tomburg . Unter Hermann I. (ab etwa 985 Pfalzgraf; † 996) wurde die Pfalzgrafenwurde bei Rhein erblich. Der Amtsschwerpunkt lag zu dieser Zeit in der Eifel . In der Folgezeit fuhrten Auseinandersetzungen mit den Erzbischofen von Koln zu einer Verdrangung vom Rande der Kolner Bucht in Richtung Sudosten. 1060 wurde Pfalzgraf Heinrich I. von Lothringen durch Erzbischof Anno II. von Koln aus Siegburg vertrieben.

Pfalzgrafen bei Rhein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Erben traten bis 1156 Personen aus verschiedenen Adelsfamilien auf. Heinrich II. von Laach († 1095) war 1085 der erste, der sich Pfalzgraf bei Rhein nannte. Er stiftete 1093 das Kloster Laach . Die nahe gelegene, um 1070 errichtete Burg Laach wurde 1112 von seinem Stief- und Adoptivsohn Siegfried von Ballenstedt auf Betreiben der Abtei abgebrochen. Nach Siegfrieds Tod 1113 ging die Pfalzgrafschaft den Askaniern zunachst verloren, bis sie im Jahr 1125 sein Sohn Wilhelm (1112?1140) wiedererlangen konnte. Nach dessen Tod wurde sein Stiefvater Otto I. von Salm , der sich auf der Burg Rheineck festgesetzt hatte, vom Stauferkonig Konrad III. gesturzt und Heinrich II. von Osterreich an dessen Stelle eingesetzt. Nachdem dieser die Markgrafschaft Osterreich ubernommen hatte, wurde Hermann von Stahleck († 1156), der Erbe der Burg Stahleck und Schwager Konrads III., von diesem 1142/1143 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. Zuvor hatte Hermann seinen Rivalen, Otto II. von Salm, gefangen nehmen und 1149 auf der Schonburg erdrosseln lassen. Dieser Kampf hatte territoriale Folgen im Gebiet Eifel und Untermosel.

Die Ubertragung der Pfalzgrafenwurde 1156 an Konrad den Staufer , einen Halbbruder von Friedrich Barbarossa , starkte nochmals die pfalzgrafliche Position. Konrad verlegte um das Jahr 1182 seinen Hauptsitz von der Burg Stahleck bei Bacharach am Mittelrhein auf die Burg Heidelberg [2] und gilt mithin als Grunder der kunftigen Residenzstadt Heidelberg , die urkundlich erstmals 1196 erwahnt wurde. Zur Festigung der staufischen Stellung kam das salische Erbe am Donnersberg , im Nahegau , an der Haardt , der Bergstraße und im Kraichgau zum Gebiet der Pfalzgrafschaft. Pfalzgraf Konrad brachte aus mutterlichem Erbe die Hochstiftsvogtei Worms und aus dem Erbe seines Schwiegervaters die Vogtei uber das Kloster Lorsch ein. Die Siedlung Heidelberg erhielt nach Bacharach eine zentrale Funktion. Ende des 12. Jahrhunderts heiratete Konrads Tochter Agnes heimlich Heinrich den Alteren von Braunschweig aus der verfeindeten Familie der Welfen . Damit gelangte die Pfalzgrafschaft 1195 im Erbgang an die Welfen. Wahrend ihrer Herrschaft gab es neben Gebietsverlusten auch einen erheblichen Machtverlust durch die Ruckgabe der Obervogtei uber die Trierer Kirche. Nachdem Heinrichs gleichnamiger Sohn 1211 die Nachfolge angetreten hatte und 1214 ohne direkte Nachkommen gestorben war, konnte Kaiser Friedrich II. die Pfalzgrafschaft neu vergeben.

Aufstieg der Wittelsbacher bis zur Landesteilung 1410 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Territorialbestand der Pfalzgrafschaft im Jahr 1329 nach dem wittelsbachischen Hausvertrag von Pavia (ohne die Oberpfalz)
Ruprecht III. von der Pfalz, Romisch-deutscher Konig von 1400 bis 1410 sowie Pfalzgraf und Kurfurst von 1398 bis 1410
Karte der Kurpfalz (ohne Oberpfalz) vor der Erbteilung 1410.
  •  Gebiet der Kurpfalz
  •  Reichspfandschaften
  • Kondominia (gemeinsame Herrschaften mit anderen Landesherren) sind schraffiert

    1214 wurde Ludwig der Kelheimer als Erster aus dem Geschlecht der Wittelsbacher mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. Die verschiedenen Zweige der Familie blieben bis 1918 im Besitz der pfalzischen Territorien. 1329 kam durch die Trennung der Wittelsbacher in die altere Linie Pfalz und die neuere Linie Bayern ( Hausvertrag von Pavia ) der Nordgau , der fortan als die Obere Pfalz ( Oberpfalz ) bezeichnet wurde, als Gebiet hinzu. Mindestens seit 1198 hatten die Pfalzgrafen bei Rhein die Kurwurde inne, d. h. sie durften den Kaiser mitwahlen; mit der schriftlichen Fixierung der sieben Kurfursten 1356 in der Goldenen Bulle erhielten sie dauerhaft eine herausragende Stellung im Reich. Dabei wurde ihnen zudem das Amt des Reichsvikars fur die Gebiete frankischen und schwabischen Rechts und das des Erztruchsessen des Reichs ubertragen. In dieser Zeit wurde die Bezeichnung Kurpfalz allmahlich zum Namen fur die Territorien des Kurfursten von der Pfalz bzw. fur Lander mit ihm verwandter Nebenlinien. Ursprunglich war im wittelsbachischen Hausvertrag von Pavia die Rede davon, dass die Kurwurde zwischen der Pfalz und Bayern wechseln sollte. Die Goldene Bulle teilte die Kurwurde jedoch ausschließlich dem Pfalzgrafen zu, und Bayern ging leer aus, was zu einem latenten Dauerkonflikt zwischen den beiden wittelsbachischen Linien fuhrte, der sich erst 1777 mit der Vereinigung aller wittelsbachischen Lande loste. Die Zuteilung der Kurwurde hatte auch zur Folge, dass im Kurprazipuum diejenigen Landesteile, die nicht weiter aufgeteilt oder veraußert werden durften, festgelegt wurden. Dazu gehorten Bacharach , Kaub , Alzey , Neustadt , Weinheim , Lindenfels , Heidelberg und der Dilsberg , sowie in der Oberpfalz Amberg , Nabburg und Kemnath . 1386 erwarb Kurfurst Ruprecht I. Zweibrucken , Mosbach und Simmern . Seine Grundung der Universitat Heidelberg im selben Jahr als dritte Universitat auf dem Gebiet des Heiligen Romischen Reiches (nach Prag 1348 und Wien 1365) unterstrich auch den kulturellen Anspruch der Kurpfalz; sie zahlte zu den bedeutendsten weltlichen Territorien des Alten Reichs, was sich unter anderem daran zeigte, dass Kurfurst Ruprecht III. im Jahr 1400 romisch-deutscher Konig wurde.

    Territoriale Entwicklung bis zum Landshuter Erbfolgekrieg 1505 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Kurfurst Friedrich I. von der Pfalz, ?der Siegreiche“, betrieb 1451?1476 eine erfolgreiche Eroberungspolitik, Gemalde von Albrecht Altdorfer

    Nach dem Tod Ruprechts 1410 wurde die Pfalz in die Linien geteilt, die wahrend des spaten Mittelalters und der fruhen Neuzeit Bestand hatten: Kurpfalz, Pfalz-Neumarkt (bis 1448), Pfalz-Simmern (im Mannesstamm erloschen 1685) und Pfalz-Mosbach (bis 1499).

    Territoriale Ausdehnung der Kurpfalz (ohne Oberpfalz) nach 1505
  •  Gebiet der Kurpfalz nach dem Kolner Schiedsspruch von 1505
  •  Verluste im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05
  • Im 15. Jahrhundert gelang es den Pfalzer Kurfursten, ihr Herrschaftsgebiet am Mittel- und Oberrhein deutlich auszuweiten und zu konsolidieren. Zunachst geschah dies uberwiegend auf friedliche Weise durch Erwerb von Reichspfandschaften . Spater kam es insbesondere unter Kurfurst Friedrich I. ?dem Siegreichen“ zu einer Politik der militarischen Eroberungen, die sich vor allem gegen die unmittelbaren Nachbargebiete Kurmainz , die Grafschaft Wurttemberg , die Markgrafschaft Baden , besonders aber auch gegen seinen herzoglichen Verwandten Ludwig I. von Pfalz-Zweibrucken richtete. In der Lutzelsteiner Fehde fugte er 1450 die gleichnamige Grafschaft seinem Territorium hinzu; in der Mainzer Stiftsfehde siegte er gegen die Koalition seiner Gegner ? in der Schlacht von Pfeddersheim 1460 und erneut in der Schlacht bei Seckenheim 1462. Obwohl sich Kurfurst Friedrich I. durch seine Politik die Feindschaft Kaiser Friedrichs III. und 1474 sogar die Reichsacht zuzog, war er als Territorialherr sehr erfolgreich, und das kurpfalzische Territorium erreichte unter ihm seine großte Ausdehnung. Nach seinem Tode scheiterte sein Neffe Philipp ?der Aufrichtige“ (Kurfurst von 1476 bis 1505) mit dem Versuch, diese Expansion fortzusetzen. Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505 kam es zu einer großen Koalition der Gegner des Kurfursten, wobei die Pfalz und die Oberpfalz durch Kriegszuge erheblich verwustet wurden. Infolge des Krieges gingen die elsassischen Besitzungen großtenteils an die Habsburger und weitere Gebiete an Hessen und Wurttemberg verloren.

    Die Kurpfalz in den Anfangen der Reformationszeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Nach der schweren Niederlage im Landshuter Erbfolgekrieg konzentrierten sich die Nachfolger Philipps des Aufrichtigen zunachst auf den Wiederaufbau des erheblich verwusteten Landes. Die Kurpfalz zahlte im Heiligen Romischen Reich zu den wohlhabenderen Gebieten, vor allem aufgrund ihrer fruchtbaren Boden, die den Weinanbau erlaubten. Es etablierte sich auch fruhzeitig eine verhaltnismaßig effiziente Verwaltung, mit dem Rat bzw. spater dem Oberrat in Heidelberg als zentralem Regierungsorgan. Eine Erschutterung erlebte das Land durch den Pfalzischen Ritteraufstand unter Franz von Sickingen 1522/23 und den großen Bauernkrieg 1524/25 . Obwohl Kurfurst Ludwig V. die aufstandischen Bauern in der Schlacht bei Pfeddersheim 1525 vernichtend geschlagen hatte, ließ er maßgeblich auf Anraten Philipp Melanchthons Milde gegenuber den Bauern walten, um so schnell wie moglich wieder zu geordneten Verhaltnissen zu kommen. Auch sonst bemuhte sich Ludwig V. um eine ausgleichende Politik im Reich, insbesondere hinsichtlich der konfessionellen Gegensatze zwischen den Anhangern Martin Luthers und dessen Gegnern. Außerlich blieb er dem alten katholischen Glauben verpflichtet, was moglicherweise auch taktische Grunde hatte, da mehrere seiner Bruder wichtige Positionen (zum Teil als Furstbischofe ) in der Reichskirche innehatten. Er unternahm keine wesentlichen Schritte gegen die Ausbreitung der Reformation in seinen Landern. Auch sein Nachfolger Friedrich II. (Kurfurst 1544?1556) blieb formell katholisch, zeigte aber seine Neigung zur evangelischen Konfession offentlich ab 1545 durch die Einnahme des Abendmahls nach evangelischem Ritus. Er forderte an der Universitat Heidelberg reformationswillige Professoren und begunstigte evangelische Glaubensfluchtlinge.

    Pfalzgraf Ottheinrich (Gemalde von Georg Pencz , zwischen 1530 und 1545)

    Erst unter Ottheinrich (Kurfurst von 1556 bis 1559) kam der Ubergang zur lutherischen Lehre. Die Kurpfalz vollzog damit als letztes der großen weltlichen Territorien des Reichs diesen Schritt. Die Heidelberger Universitat wurde von Ottheinrich im reformatorischen Sinne umgestaltet und reich mit den Buchbestanden aus den aufgelosten Klostern ausgestattet. Ottheinrich selbst war ein tiefglaubiger, wenn auch theologisch nicht besonders gebildeter Lutheraner und verfolgte auch im Reich eine aktive Politik im protestantischen Interesse. Insbesondere war er um die Revision des Geistlichen Vorbehalts des Augsburger Religionsfriedens von 1555 bemuht.

    Ubergang zum Calvinismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Kurfurst Friedrich III.

    Mit Ottheinrichs Tod 1559 starb die altere Linie der pfalzischen Wittelsbacher aus, und die wittelsbachische Nebenlinie Pfalz-Simmern kam mit Kurfurst Friedrich III. an die Herrschaft. Auch er war seit 1546 ein Anhanger der lutherischen Lehre. Ab 1559/60 wandte er sich jedoch zunehmend dem Calvinismus zu. Auf sein Betreiben hin wurden der Abendmahlsritus geandert und die pfalzische Kirchenordnung im Sinne der calvinistischen Lehre umgestaltet. 1563 wurde der Heidelberger Katechismus veroffentlicht, als dessen Hauptverfasser der aus Zurich berufene Zacharias Ursinus gilt. Damit wurde eine eigenstandige, spezifisch kurpfalzische Variante des Reformiertentums geschaffen. Ein wesentlicher Unterschied zur Genfer Tradition ist das Fehlen der Pradestinationslehre .

    Durch die Einfuhrung des Calvinismus wurde die Kurpfalz im Heiligen Romischen Reich politisch weitgehend isoliert. Zu dieser Zeit gab es wenige reformierte Kleinstterritorien, jedoch keine bedeutenden Großterritorien. Der Calvinismus konnte im Reich nur in wenigen Territorien Fuß fassen, so im westlichen Ostfriesland , in der Landgrafschaft Hessen -Kassel und in den meisten Teilfurstentumern Anhalts. Im norddeutschen Raum und in den meisten Reichsstadten dominierten die Lutheraner und in Suddeutschland die Katholiken. Die Calvinisten waren nicht durch die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens von 1555 geschutzt, der sich ausdrucklich nur auf die lutherische Konfession bezog. Die Lutheraner lehnten die Calvinisten haufig genau so vehement ab wie die Katholiken. Die pfalzischen Kurfursten versuchten daher, internationale Verbindungen zu anderen calvinistischen Machten zu knupfen, namentlich zu den Niederlanden, den franzosischen Protestanten, der Schweiz und Schottland. Außerdem versuchte Kurfurst Friedrich III., die Unterschiede zu den Lutheranern herunterzuspielen und bestritt offentlich, eine calvinistische Religionspolitik zu verfolgen. Insgesamt vertrat er eine aktive Politik der Unterstutzung der Reformierten gegenuber der katholischen Gegenreformation und warb beispielsweise im Reich fur die Unterstutzung der verfolgten Hugenotten und der Niederlander gegen die Spanier. Mehrfach zogen pfalzische Truppen zur Unterstutzung der Niederlander in Richtung Frankreich und in die Niederlande. Die Pfalz wurde zum Zufluchtsort fur Glaubensfluchtlinge aus ganz Europa. Die Universitat Heidelberg wurde in eine reformierte Universitat umgewandelt (die einzige auf deutschem Boden) und zog Studenten aus allen reformierten Landern Europas an. In der Bevolkerung zeigte sich das Luthertum in weiten Bevolkerungsschichten tief verwurzelt, so dass die vollstandige Durchsetzung der reformierten Konfession nicht gelang und erhebliche lutherische Minderheiten verblieben. In der Oberpfalz gelang die Einfuhrung der calvinistischen Lehre gar nicht; sie blieb streng lutherisch.

    Heidelberger Schloss mit Pfalzgarten 1620

    Unter Ludwig VI. (Kurfurst 1576?1583) kam es zu einer kurz andauernden Restauration des Luthertums, das aber unter der Herrschaft Johann Casimirs (Administrator 1583?1592) und Friedrichs IV. (Kurfurst 1592?1610) wieder von der reformierten Konfession abgelost wurde. Zahlreiche reformierte Religionsfluchtlinge kamen ins Land und brachten neue Fertigkeiten wie Tuchweberei, Malerei, Gold- und Silberschmiedekunst mit. Frankenthal (Pfalz) , Otterberg und das seit 1607 systematisch als Festungsstadt ausgebaute Mannheim waren Zentren dieser Ansiedlungen.

    Die Kurpfalz im Dreißigjahrigen Krieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Friedrich V. von der Pfalz, der bohmische ?Winterkonig“
    Historischer Grundriss von Mannheim 1620
    Heidelberger Schloss

    In den Jahren vor dem Dreißigjahrigen Krieg bestimmte Furst Christian I. von Anhalt-Bernburg maßgeblich die kurpfalzische Politik. Er versuchte, der Kurpfalz eine fuhrende Rolle in einer antikatholisch-antihabsburgischen Allianz zu verschaffen. Dadurch geriet das Land auch in Gegensatz zum lutherischen Kurfurstentum Sachsen , das die Fuhrung im Lager der evangelischen Reichsfursten ebenfalls beanspruchte, sich jedoch als betont kaisertreu verstand. 1608 wurde nach der Besetzung der mehrheitlich evangelischen freien Reichsstadt Donauworth durch das katholische Bayern die Protestantische Union unter fuhrender Beteiligung der Kurpfalz gegrundet. Eine erste schwere internationale Krise gab es im Rahmen des Julich-Klevischen Erbfolgestreits 1608?1614. Den Ausbruch eines internationalen Krieges unter Beteiligung Spaniens und Frankreichs verhinderte letztlich die Ermordung des franzosischen Konigs Heinrich IV. 1610.

    1618 kam es doch zum großen Krieg, nachdem die mehrheitlich protestantischen Stande des Konigreichs Bohmen gegen die habsburgisch-katholische Herrschaft rebelliert und mehreren protestantischen Fursten die bohmische Konigskrone angeboten hatten. Kurfurst Friedrich V. nahm das Angebot an, zog nach Prag und ließ sich auf der Prager Burg kronen. Er zeigte sich aber den politisch-militarischen Herausforderungen nicht gewachsen und wurde in der Schlacht am Weißen Berg 1620 von den Truppen der Katholischen Liga besiegt. Die evangelischen Reichsfursten hatten ihm fur das bohmische Abenteuer die Hilfe verweigert. Als Gegenleistung fur seine Militarhilfe hatte sich der Fuhrer der Katholischen Liga, Herzog Maximilian von Bayern , in einem Geheimvertrag von Kaiser Ferdinand II. die Ubertragung der pfalzischen Kurwurde auf Bayern zusichern lassen. Uber Friedrich V. wurde 1621 die Reichsacht verhangt. Maximilian von Bayern besetzte die Oberpfalz und begann dort mit der Gegenreformation. Die Kurpfalz wurde durch spanische Truppen unter General Ambrosio Spinola und bayerische unter Johann T’Serclaes von Tilly bis Ende 1623 gegen den Widerstand der Truppen der Protestantischen Union erobert. Die Eroberung Heidelbergs durch Tilly ist vor allem durch den Kunstraub der Bibliotheca Palatina , der kurpfalzischen Buchersammlung, in Erinnerung geblieben. Die Bibliothek, die damals europaweit beruhmt war und etwa 8000 Bande umfasste, wurde dem Papst zum Geschenk gemacht und in 184 Kisten auf 50 Frachtwagen verpackt nach Rom verbracht. Nach der Eroberung folgte eine Politik der gewaltsamen Rekatholisierung, insbesondere unter der bayerischen Besatzung.

    Eine Kriegswende deutete sich 1630 nach der Landung Konig Gustavs II. Adolf von Schweden an der pommerschen Ostseekuste und dessen entscheidendem Sieg uber Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld an. Die schwedischen Truppen stießen danach weiter nach Suden vor. Gustav II. Adolf nahm 1631/32 sein Winterquartier im eroberten Mainz, und seine Truppen drangen von dort weiter in die Rheinebene vor. Im Verlauf des Jahres 1632 gelang die Eroberung der Kurpfalz. Heidelberg und Mannheim wurden 1632 besetzt, wobei die Einnahme von Mannheim gelang, weil die Bevolkerung die bayerischen Wachen uberwaltigt hatte. Auch andernorts unterstutzte der Großteil der lokalen Bevolkerung das Vordringen der Schweden. Eine erneute Kriegswende war die schwere Niederlage der schwedischen und verbundeten evangelischen Truppen in der Schlacht bei Nordlingen 1634. Die Schweden zogen sich aus der Kurpfalz zuruck, und es folgten kaiserliche und bayerische Truppen, die das Land erneut ausplunderten. 1635 waren Heidelberg, Mannheim, Philippsburg und Frankenthal wieder in den Handen der Kaiserlichen bzw. der Bayern. Gegen sie kampften das ehemals schwedische Heer Bernhard von Sachsen-Weimars und ab 1635 auch franzosische Truppen. Diese wurden im gleichen Jahr von den Kaiserlichen unter Matthias Gallas vertrieben. Ab 1639 war die linksrheinische Kurpfalz wieder verstarkt umkampft, funf Jahre spater gelang den Franzosen mit der Einnahme von Philippsburg auch die Sicherung eines Rheinubergangs. Heidelberg und Mannheim blieben bis Kriegsende bayerisch besetzt, in Frankenthal gar bis 1652 eine spanische Garnison.

    Als 1648 der Krieg endete, hinterließ er ein verwustetes Land. Die Kurpfalz war eines der vom Krieg am schwersten betroffenen Gebiete und hatte annahernd die Halfte der Bevolkerung verloren. Im Westfalischen Frieden erhielt der pfalzische Kurfurst nicht die bisherige Kurwurde zuruck, die mit dem Amt des Reichsvikars und des Erztruchsessenamts verbunden gewesen war. Sie verblieb bei Bayern. Fur die Pfalz wurde in der Causa palatina eine neue, achte Kurwurde geschaffen, die mit einem neu geschaffenen Erzamt, dem des Erzschatzmeisters , verbunden war. Rangmaßig war dies jedoch ein Abstieg, die Pfalzgrafen rutschten dadurch in der Rangfolge der weltlichen Kuramter vom ersten auf den letzten Platz. Schwer wog auch der Verlust der Oberpfalz an Bayern, die vor dem Krieg erhebliche Uberschusse, vor allem aus dem Bergbau, erwirtschaftet hatte (siehe Bergbau in der Oberpfalz ). Ein gewisser Erfolg war allerdings, dass auch die calvinistische Konfession im Westfalischen Frieden als prinzipiell gleichberechtigt neben den Lutheranern und Katholiken anerkannt wurde.

    Die Kurpfalz in den Kriegen Ludwigs XIV. 1648?1714 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Kurfurst Karl Ludwig (1649?1680) konzentrierte sich nach dem Krieg auf den Wiederaufbau des zerstorten Landes und die Konsolidierung der zerrutteten Finanzen. Er bemuhte sich um die Wiederbesiedlung der verwusteten Landstriche und ließ in ganz Europa Siedler anwerben. Durch das Versprechen religioser Toleranz kamen verfolgte religiose Minderheiten aus ganz Europa, Sozinianer aus Polen, Hutterer aus Mahren, Mennoniten aus der Schweiz und Sabbatarier aus England. Auch die Juden wurden wieder zugelassen. Zusatzlich kamen Reformierte aus den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich sowie Lutheraner und Katholiken aus den umliegenden Gebieten. Dadurch verlor die Kurpfalz ihren religios einheitlichen Charakter, wenn auch die Reformierten weiterhin dominierten. Die Einwanderer brachten vielfach neue Fertigkeiten mit, die dem wirtschaftlichen Wiederaufbau zugutekamen. Außenpolitisch betrieb der Kurfurst eine vorsichtige Politik zwischen dem Kaiser einerseits und Frankreich andererseits. Seine Tochter Liselotte von der Pfalz verheiratete er 1671 mit dem Herzog von Orleans , dem verwitweten Bruder Konig Ludwigs XIV. von Frankreich , in der Hoffnung, dadurch gute Beziehungen mit Frankreich gewahrleisten zu konnen.

    Zeitgenossischer Druck zur Zerstorung Heidelbergs im Pfalzischen Erbfolgekrieg 1693

    Trotz der Neutralitatspolitik des Kurfursten erreichte 1674 der Krieg die Pfalz erneut. Franzosische Truppen unter Turenne verheerten im Hollandischen Krieg das rechts- und linksrheinische Gebiet. Ab 1679 nahm die franzosische Politik eine fur die Kurpfalz bedrohliche Form an. Im Rahmen der Reunionspolitik wurden linksrheinische Gebiete unter fadenscheinigen Begrundungen nach und nach von Frankreich annektiert. Nach dem Tod Karl Ludwigs 1680 wurde dessen einziger und kranklicher Sohn Karl II. Kurfurst. Dieser setzte die Politik der Aufnahme von Glaubensfluchtlingen in der Pfalz fort. Als sich kurz nach Regierungsantritt abzeichnete, dass er aufgrund schwerer Krankheit nicht mehr lange leben und keinen erbberechtigten Sohn haben wurde, wurde absehbar, dass Philipp Wilhelm , Herzog der Linie Pfalz-Neuburg , sein Erbe antreten wurde. Diese Linie hielt auch die rheinischen Herzogtumer Julich und Berg . Dies bedeutete die Regentschaft eines katholischen Furstenhauses in der Pfalz. Der sterbende Kurfurst versuchte noch, im sogenannten Schwabisch Haller Rezess die Zukunft der reformierten Konfession in der Pfalz zu sichern, kam aber vor seinem fruhen Tod im Jahr 1685 nicht mehr dazu, klare rechtliche Verhaltnisse zu schaffen.

    Das Aussterben des Kurpfalzer Furstenhauses 1685 hatte zwei schwerwiegende Folgen: Zum einen kam es durch den Regierungsantritt des katholischen Furstenhauses Pfalz-Neuburg erneut zu langwierigen Religionsstreitigkeiten, zum anderen meldete Ludwig XIV. von Frankreich Erbanspruche auf angeblichen Allodialbesitz der Kurpfalz an, worunter er die Furstentumer Pfalz-Simmern und Pfalz-Lautern , den pfalzischen Anteil an Sponheim sowie die Oberamter Oppenheim und Germersheim verstand. Liselotte von der Pfalz hatte bei ihrer Eheschließung zwar ausdrucklich auf jegliche Erbrechte verzichtet, dies zahlte angesichts der realpolitischen Moglichkeiten jedoch nicht mehr. Der ausbrechende Pfalzische Erbfolgekrieg (1688?1697) wurde mit bis dahin nicht gekannter Brutalitat gefuhrt. [3]

    Ab 1688 drangen franzosische Truppen in die Pfalz ein und besetzten das Land. Als sie durch Reichstruppen langsam zuruckgedrangt wurden, begannen sie mit der vollstandigen Verwustung der insbesondere rechtsrheinischen Rheinebene. Dies entsprach einem Plan des franzosischen Generalquartiermeisters Jules Louis Bole de Chamlay , der ein entfestigtes Vorfeld vor der franzosischen Ostgrenze schaffen wollte, das fur feindliche Armeen wertlos war.

    Beruhmt-beruchtigt wurde der Befehl Brulez le Palatinat ? brennt die Pfalz nieder! , der vor allem durch den General Ezechiel de Melac systematisch exekutiert wurde. 1688/89 gingen Heidelberg, Mannheim und Pforzheim in Flammen auf, die Reichsstadte Worms und Speyer wurden verwustet, und das Heidelberger Schloss wurde am 16. Februar 1689 gesprengt. 1693 wurde Heidelberg erneut schwer zerstort.

    Letztlich konnte Ludwig XIV. seine Ziele nicht erreichen, und die Kurpfalz wahrte ihre Selbststandigkeit. Nur vier Jahre nach Kriegsende 1697 brach aber erneut ein großer Krieg aus, und die Pfalz wurde wieder zum Kriegsschauplatz im Spanischen Erbfolgekrieg (1701?1714), war aber diesmal bei weitem nicht so schwer betroffen. Wegen der nicht enden wollenden Kriegsgrauel entschlossen sich in diesen Jahren Zehntausende von Pfalzern zur Emigration, u. a. nach Nordamerika und nach Preußen.

    Die Mannheimer Jesuitenkirche , erbaut 1738?1760 durch die katholische Linie Pfalz-Neuburg

    Die seit 1685 in der Kurpfalz regierende katholische Dynastie Pfalz-Neuburg agierte zunachst vorsichtig in dem uberwiegend reformierten Land und bestatigte offiziell die Rechte der Reformierten. Die Franzosen, die das Land besetzt hielten, betrieben jedoch eine unverhohlene Rekatholisierungspolitik . Evangelisches Kirchengut wurde an die Katholiken ubergeben und die katholische Kirche wo nur moglich gefordert. Im Frieden von Rijswijk , der 1697 den Pfalzischen Erbfolgekrieg beendete, versuchte Frankreich, die Ergebnisse dieser Politik uber die Zeit der Besetzung hinaus festzuschreiben. Die Katholiken sollten das unter franzosischer Besatzung erhaltene Kirchengut behalten durfen ( Rijswijker Klausel ). Kurfurst Johann Wilhelm (Kurfurst 1690?1716) forcierte unter anderem unter Berufung auf diese Klausel eine Rekatholisierung der Kurpfalz. 1698 erging eine Verordnung, dass die reformierten Kirchen an allen Orten, an denen Katholiken wohnten, auch durch diese genutzt werden durften. Nichtkatholiken sollten in Zukunft bei katholischen Prozessionen den Hut abnehmen und vor der Monstranz niederknien. Die Protestanten wehrten sich gegen diese Maßnahmen, und auf Druck der evangelischen Reichsstande , namentlich Brandenburg-Preußens , wurden diese zum Teil wieder abgemildert. Als im Laufe des Spanischen Erbfolgekrieges die Ruckgewinnung der im Dreißigjahrigen Krieg an Bayern verlorenen Kurwurde und der Oberpfalz wieder in greifbare Nahe zu rucken schien (Herzog Maximilian II. Emanuel von Bayern hatte sich auf Seiten Frankreichs gegen den Kaiser gestellt und war besiegt, uber ihn war die Reichsacht verhangt, und er war aus seinem Land vertrieben worden), sah sich der Kurfurst zu einer konzilianteren Haltung gegenuber den Protestanten in seinem Land veranlasst, da er die Unterstutzung der evangelischen Reichsstande fur die Ruckgewinnung der Kurwurde benotigte. 1705 sicherte er in einer Religionsdeklaration den drei großen Konfessionen (Reformierte, Lutheraner und Katholiken) Gewissens- und Bekenntnisfreiheit zu. In der Pfalzischen Kirchenteilung von 1705 wurden die Kirchen in der Kurpfalz zwischen den Reformierten und den Katholiken aufgeteilt. Viele Simultankirchen blieben bestehen, so dass die Kurpfalz zum Land der Simultankirchen wurde. Allerdings blieb im ganzen 18. Jahrhundert die Begunstigung der katholischen Konfession eine Konstante in der kurfurstlichen Politik. In Heidelberg wurde 1712 die Jesuitenkirche geweiht und 1715?1717 ein Jesuitengymnasium erbaut, in Mannheim wurde zwischen 1738 und 1760 ebenfalls eine Jesuitenkirche erbaut.

    1708 schien der pfalzische Kurfurst seinem Ziel nahe, als ihm durch Reichstagsbeschluss die alte pfalzische Kurwurde von Bayern wieder ubertragen wurde. 1711 ubte er auch wieder das Reichsvikariat aus. Er trat daraufhin das Erzschatzmeisteramt an das neu geschaffene Kurfurstentum Braunschweig-Luneburg ab. Allerdings scheiterten alle kurpfalzischen Hoffnungen auf eine Rangerhohung, nachdem die Niederlande und Großbritannien 1713 aus dem Spanischen Erbfolgekrieg ausschieden, sodass Frankreich die Friedensbedingungen 1714 diktieren konnte. Frankreich sorgte dafur, dass sein Verbundeter Bayern wieder in alle Rechte eingesetzt wurde (Kurwurde, Oberpfalz). Die Kurpfalz ging nicht nur leer aus, sie stand sogar noch schlechter da als vor dem Krieg, da sich der Kurfurst von Braunschweig-Luneburg weigerte, die ihm gerade ubertragene Erzschatzmeister-Wurde wieder abzugeben. Streitigkeiten um den kurfurstlichen Rang begleiteten die kurpfalzische Politik durch das ganze weitere Jahrhundert, bis sie ihre Losung in der bayerisch-pfalzischen Union von 1777 fanden. [4]

    Die Kurpfalz im 18. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Das Mannheimer Schloss , erbaut zwischen 1720 und 1760
    Schwetzinger Schloss , die Sommerresidenz der Kurfursten
    Kurfurst Karl Theodor in kurfurstlichem Ornat und mit Marschallsstab
    Die Pfalz bei Kaub im Oberamt Bacharach, eine kurpfalzische Zollstation im Mittelrhein.

    Kurfurst Karl III. Philipp beabsichtigte, wieder im neu aufzubauenden Heidelberger Schloss zu residieren. Sein katholischer Hofstaat benotigte jedoch auch eine reprasentative Hofkirche, und die Wahl des Kurfursten fiel auf die alteste Kirche Heidelbergs, die Heiliggeistkirche , die jedoch als Simultankirche sowohl von Reformierten als auch von Katholiken genutzt wurde. Der reformierte Kirchenrat leistete Widerstand gegen die Absichten des Kurfursten. Dieser wollte daraufhin ein Exempel statuieren und ließ die Kirche durch Soldaten besetzen. Ein weiterer Stein des Anstoßes war die Formulierung im reformierten Heidelberger Katechismus, in der der Katholizismus als ?vermaledeite Abgotterei“ bezeichnet wurde. Karl III. Philipp befahl, auch den Katechismus einzuziehen. Die Reformierten suchten daraufhin Unterstutzung außerhalb der Pfalz bei den evangelischen Reichsstanden. Insbesondere Preußen und das Kurfurstentum Hannover intervenierten diplomatisch und begannen, gewissermaßen als Gegenmaßnahme, die Katholiken in ihren Landern zu schikanieren. Auf Druck des Kaisers gab der Kurfurst schließlich nach und erlaubte den Neudruck des Heidelberger Katechismus, allerdings ohne die anstoßige Formulierung. Da die Heidelberger Reformierten aber standhaft blieben und die Heiliggeistkirche auch nicht gegen einen Neubau als Ersatz herausgeben wollten, machte Karl III. Philipp seine anfanglich ausgesprochene Drohung, er wolle die Residenz aus Heidelberg verlegen, 1720 wahr und ließ mit dem Bau eines neuen Schlosses in Mannheim beginnen. In mehr als 20 Jahren Bauzeit entstand hier die nach Versailles zweitgroßte Schlossanlage Europas. Auch die Stadt Mannheim selbst musste, da vollstandig kriegszerstort, von Grund auf neu geplant werden. Sie wurde nach Schachbrettmuster streng geometrisch angelegt.

    Mit dem Tod Karls III. Philipp 1742 erlosch auch die Linie Pfalz-Neuburg. An ihre Stelle trat durch Erbfolge die Wittelsbachische Nebenlinie Pfalz-Sulzbach mit Kurfurst Karl Theodor (Kurfurst von 1742 bis 1799). Er betrieb mit wechselndem Erfolg außenpolitisch eine Schaukelpolitik zwischen den Großmachten Frankreich, dem Kaiser bzw. Osterreich und Preußen . Nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher im Jahr 1777 trat er entsprechend den Bestimmungen der gegenseitig abgeschlossenen Erbvertrage das Erbe als Herzog und Kurfurst von Bayern an. Damit entstand ein wittelsbachischer Gesamtstaat Kurpfalz-Bayern , das erste Mal seit dem Hausvertrag von Pavia . Allerdings wurde ihm das bayerische Erbe durch Kaiser Joseph II. streitig gemacht. Karl Theodor, der gerne in Mannheim geblieben ware und nicht in das von ihm ungeliebte Munchen wechseln wollte, ließ sich uberreden, im Tausch gegen Vorderosterreich Teile Bayerns an den Kaiser abzutreten. Sogar ein groß angelegter Landertausch war im Gesprach: Bayern gegen die Osterreichischen Niederlande . Die Tauschplane scheiterten jedoch am Widerstand Preußens und des von diesem 1785 gegrundeten deutschen Furstenbunds . Karl Theodor machte sich dadurch bei seinen bayerischen Untertanen unbeliebt, die es wenig schatzten, nur als Tauschobjekt betrachtet zu werden.

    Insgesamt bedeutete die lange, mehr als 50 Jahre wahrende Herrschaft Karl Theodors jedoch eine Blutezeit fur die Kurpfalz. Der Kurfurst war den Ideen der Aufklarung verbunden. Er betatigte sich vielfach als Bauherr und forderte die Wissenschaften. 1763 wurde die Kurpfalzische Akademie der Wissenschaften in Mannheim gegrundet. Hinzu kamen die Hohe Kameral-Schule zu Lautern und Kurfurstlich Deutsche Gesellschaft . 1776 wurde die Folter abgeschafft. Die Wirtschaft wurde nach merkantilistischem Muster gefordert. Burgerliche Aufklarer, die sich von den hofisch-gepragten Institutionen abgrenzten, formierten sich vor allem in Lesegesellschaften oder auch in regionalen Freimaurerlogen . Besonderen Glanz und musikhistorische Bedeutung erlangte der Mannheimer Hof durch die Mannheimer Schule , die wesentliche Impulse fur die spatere Wiener Klassik lieferte. Der junge Wolfgang Amadeus Mozart erhielt hier 1777/78 wesentliche Anregungen und bewarb sich ? allerdings vergeblich ? um eine Stelle in der kurfurstlichen Hofkapelle.

    Seidenproduktion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Der Kurfurst Karl Theodor begann in den 1750er Jahren, eine Seidenproduktion in der Kurpfalz aufzubauen. Ziel war es, von teuren Importen unabhangig zu werden. Er ließ zahlreiche Maulbeerbaume pflanzen und verpflichtete die Bauern, Seidenraupen zu zuchten. Die Bauern befurchteten, dass die Maulbeerbaume, die an den Wegen am Rande der Felder wuchsen, ?die Kraft aus den Feldern saugen“ wurden. [5] 1754 gelang es ihm, Jean Pierre Regal, den Direktor der wurttembergischen Seidenmanufakturen, zu verpflichten. Die Firma Rigal & Cie war privatwirtschaftlich organisiert, mit massiver Unterstutzung des Kurfursts. Seideneinfuhren wurden mit hohen Zollen belegt, der Hof war angewiesen, nur Rigalsche Produkte zu kaufen. Richtig rentabel wurde die Seidenproduktion trotz allem nicht, nach dem Wegzug des Hofes nach Munchen brach der einzige Kunde weg und die Produktion wurde eingestellt. [6] Noch in den 2000er Jahren findet man Spuren aus der Zeit: die Maulbeerinsel in Mannheim und die Seidenallee, die von Schwetzingen nach Heidelberg ging. In beiden Stadten gibt es noch Maulbeerbaume, man kultivierte die Baume wegen ihrer Fruchte. [7] [8]

    Administrative Einteilung der Kurpfalz 1789 in Stadtamter und Oberamter

    Stadtamter
    1 Frankenthal
    2 Mannheim
    3 Heidelberg

    Oberamter links des Rheins
    4 Alzey
    5 Bacharach
    6 Germersheim
    7 Kreuznach
    8 Neustadt
    9 Lautern
    10 Lauterecken
    11 Oppenheim
    12 Simmern
    13 Stromberg
    14 Veldenz

    Oberamter rechts des Rheins
    15 Boxberg
    16 Bretten
    17 Heidelberg
    18 Ladenburg
    19 Lindenfels
    20 Mosbach
    21 Otzberg
    22 Umstadt ( Kondominium mit wechselnden hessischen Herrschaften)

    Die Aufteilung der Kurpfalz in der Napoleonischen Zeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Im Zuge des Ersten Koalitionskriegs (1792 bis 1797) wurde der linksrheinische Teil der Kurpfalz infolge der franzosischen Besetzung vom rechtsrheinischen Teil abgetrennt. Von 1798 bis 1814 waren die linksrheinischen Gebiete in den franzosischen Staat eingegliedert. Sie waren uberwiegend ein Teil des Departements du Mont-Tonnerre (franzosisch fur den Donnersberg); einige nordliche Teile, zum Beispiel Simmern und Bacharach, gehorten zum Departement de Rhin-et-Moselle (Rhein und Mosel).

    Der rechtsrheinische Teil der Kurpfalz wurde infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 aufgeteilt. Das Gebiet, einschließlich der Stadte Heidelberg , Mannheim , Schwetzingen und Weinheim , wurde uberwiegend dem gleichzeitig zum Kurfurstentum aufgewerteten Baden zugeschlagen. Wahrend der Verhandlungen uber einen Entschadigungsplan fur den Verlust der linksrheinischen Gebiete erhob der badische Gesandte in Paris, Sigismund von Reitzenstein , die Forderung nach Eingliederung der rechtsrheinischen Gebiete der Kurpfalz nach Baden. Reitzenstein wollte damit ursprunglich nur eine Verhandlungsposition fur allfallige Tauschobjekte aufbauen. Bayern erklarte sich aber zu einem Verzicht bereit, wenn es mit seinem Kernland naherliegenden Gebieten entschadigt wurde. Bayern erhielt diesen Ausgleich ? vornehmlich das Hochstift Augsburg ? und verzichtete auf die damals ohnehin uberschuldete Kurpfalz.

    Im Odenwald gehorten zur Kurpfalz verstreute Territorien, welche die Pfalzer Kurfursten aufgrund ihrer langjahrigen Dienste als Vogte des Reichsklosters Lorsch vom Erben des Klosters, Kurmainz , beansprucht und schließlich durch Kriege und Pfandung unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Diese Gebiete im Odenwald und an der Bergstraße ( Neckarsteinach , Viernheim , Heppenheim ) kamen zusammen mit den kurmainzischen Gebieten uber das kurzlebige Furstentum Leiningen 1806 großenteils an das Großherzogtum Hessen .

    Mit dem Wiener Kongress 1815 wurden auch Stadte wie Alzey und Worms Teil des Großherzogtums Hessen ( Provinz Rheinhessen ), die nordlich der Nahe gelegenen Teile der fruheren Kurpfalz fielen unter anderem an Preußen . Das linksrheinische Kernland der Kurpfalz um Mutterstadt , Neustadt an der Weinstraße , Landau und Frankenthal kam zusammen mit zahlreichen anderen Territorien der heutigen Pfalz durch den Vertrag von Munchen 1816 an das Konigreich Bayern , das aus dem Flickenteppich den territorial geschlossenen ? Bayerischen Rheinkreis “ mit der Hauptstadt Speyer schuf (seit 1836 unter Konig Ludwig I. ?Rheinpfalz“ genannt). Seit 1946 ist dieses Gebiet Teil des Landes Rheinland-Pfalz . Die 1795 vollzogene Teilung der alten Kurpfalz in einen rechts- und einen linksrheinischen Teil besteht fort.

    Juden in der Kurpfalz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Ein wichtiger Teil des judischen Lebens in Deutschland fand in der Kurpfalz statt. Von den drei SchUM-Stadten liegen zwei in der Kurpfalz: Speyer und Worms . Wie uberall ist die Geschichte der Juden in der Kurpfalz eine Geschichte der Verfolgung und Unterdruckung. Trotzdem gelang es der judischen Gemeinschaft zu uberleben, ihre Identitat zu bewahren und teilweise sogar zu reussieren. Dieser Abschnitt folgt dem Buch von Leopold Lowenstein , Bezirksrabbiner aus dem Jahr 1895. [9] Ein durchgangiges Thema war in der ganzen Zeit die Belastung der Juden durch spezielle Abgaben, besonders die Judensteuer , die immer wieder zu Protesten fuhrte. Einzelheiten dazu werden in diesem Abschnitt nur aufgefuhrt, wenn sie spezielle Aspekte des judischen Lebens verdeutlichen.

    In den drei Stadten Mainz, Worms und Speyer ist eine judische Gemeinde ab 1084 nachgewiesen. Die Zahl der Juden nahm bis 1096 zu, als mit dem 1. Kreuzzug die meisten durch Pogrome umkamen und die Lehrtradition zerstort wurde. [10]

    1214 bis 1400 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Erste Erwahnung der Juden 1225 findet man unter Ludwig I. (1214?1228). Unter Ludwigs II. (1253?1294) sind erste Juden in Heidelberg nachgewiesen. In Oppenheim versuchte die judische Gemeinde dem zunehmenden Druck durch Auswanderung zu entgehen. Sie schloss sich 1286 dem Rabbiner Meir ben Baruch von Rothenburg an um nach Palastina auszuwandern, das Unternehmen misslang. [11] Pfalzgraf Ruprecht I. (1329?1353) verpfandete 1335 Steuern der Juden in Ladenburg an den Kaiser Ludwig. Im Jahr 1349, wahrend der Großen Pest , wurden Juden in vielen Stadten und Gemeinden der Kurpfalz verfolgt und getotet. Pfalzgraf Ruprecht und andere Adlige nahmen geflohene Juden auf, sie hofften wirtschaftlich von ihnen zu profitieren. Fur diesen Schutz mussten die Juden teuer bezahlen. Fur die zunehmende Zahl von Juden in Heidelberg und Umgebung erließ Ruprecht 1366 eine eigene Gerichtsbarkeit. Nach dem Tode Ruprecht I. 1390 kam sein Neffe Ruprecht II. an die Regierung, er vertrieb im zweiten Jahr seiner Regierungszeit alle Juden und enteignete ihren Besitz. Die judischen Bucher, insbesondere die fur den Gottesdienst, schenkte er der Universitat Heidelberg . [12]

    1400 bis 1600 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Ruprecht III. (1398?1410), der Sohn von Ruprecht II. verfolgte die Juden wie sein Vorganger. Nachdem er aber 1400 zum deutschen Konig gewahlt geworden war, stellte er wieder Juden unter seinen Schutz, z. B. in Oppenheim und Worms. Ein Grund fur das Wohlwollen des Konigs war die Judensteuer im Reich, von der der Konig die Halfte bekam. [13] Unter dem Kurfursten Ludwig III. (1410?1436) wurden die Juden wieder verfolgt und ausgewiesen, nur in Oppenheim blieb eine nennenswerte Judenpopulation erhalten. Trotz hoher Abgaben konnte die judische Gemeinde Oppenheim 1434 zum Geldgeschenk an Konig Sigmund 1700 Gulden beitragen. [14] Unter Friedrich I. (1449?1475) findet man Nachweise uber Juden, wieder in Oppenheim, auch in Odernheim und Schriesheim . Die Aufnahme von Juden war die Ausnahme, im Allgemeinen duldete der Pfalzgraf die Anwesenheit von Juden nicht in seinem Gebiet. Auch unter seinen Nachfolgern Philipp (1476?1508) und Ludwig V. (1508?1544) blieb das Verhaltnis der Juden zu ihrem Herrn prekar. 1514 verlangte Ludwig von den Juden in Worms und Frankfurt Zahlungen, weil sie sich ?ungebuhrlich“ verhalten hatten als sie sich beim Kaiser beschwert hatten. Nach Beschwerden von Burgern in Kreuznach uber den Wucher der judischen Geldverleiher legte der Pfalzgraf ihnen wieder neuen Steuern auf. Er erlaubte auch, dass sich Juden, die aus anderen Gebieten vertrieben worden waren, in der Pfalz anzusiedeln. Aus Gerichtsakten kann man entnehmen, dass Juden in der gesamten Kurpfalz als Geldverleiher tatig waren. [15] 1550 wohnte ca. 155 judische Familien in der Kurpfalz. 1551 wurde der Jude Paulus Staffelstein, eigentlich Nathan Aron, als Professor fur Hebraisch an die Universitat Heidelberg berufen. Auch andere judische Gelehrte wurden an die Universitat berufen. Beim Tod des Kurfursten Friedrich II. 1556 kam es zu Verschworungen um seine Nachfolge. Man beschuldigte Juden, daran beteiligt zu sein und folterte sie. [16] Unter Kurfurst Friedrich III. (1559?1576) kam es wieder zur Verfolgung und Vertreibung der Juden. Auch Juden, die auf dem Weg zu Messen wie in Frankfurt die Kurpfalz durchquerten, wurde uberwacht. Kurz vor seinem Tod schrieb Friedrich: ?… dass dieses gotteslasterliche und wucherliche Volk in den Landen ganzlich geubrigt sein mocht …“. Sein Sohn Kurfurst Ludwig VI. (1576?1583) war ebenso judenfeindlich wie sein Vater. Ein heftiger Streit entbrannte uber das ?Geleit“ der Juden beim Durchqueren der Kurpfalz, dieses Recht war immer abgabenpflichtig, wurde aber haufig verweigert, was den Handlern ihren Beruf oft unmoglich machte.1559 gewahrte der Kurfurst Friedrich IV. (1592?1610) den Juden freies Geleit fur zwei Jahre gegen eine Zahlung von 1200 Gulden. [17]

    1600 bis 1700 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Auch Friedrich V. (1610?1632) setzte diese Tradition fort, insbesondere die Abgabe der Juden uber 1200 Gulden, die in den folgenden Jahren erhoht wurde. Karl Ludwig (1632?1680), der Sohn des ? Winterkonigs “, setzte trotz der Verwustungen der Kurpfalz im Dreißigjahrigen Krieg die Unterdruckung der Juden fort. [18] Die Juden in Mannheim hatten ab 1660 gewisse Privilegien, der Kurfurst wollte die Stadt fordern. Zu dieser Zeit wurden 15 Hauser in Mannheim von Juden bewohnt. Die judischen Gemeinde durfte einen eigenen Rabbi halten. In Heidelberg wohnten funf Juden, wohl judische Familien. In Oppenheim wohnten ca. 20 Juden (Familien). Im Jahr 1677 lebten in Mannheim 59 Juden. [19] 1670 wird in Mannheim eine Synagoge erwahnt mit Gemeindehaus, Spital und Armenhaus auf dem Grundstuck F 2,13-15. Nach der Zerstorung 1689 wurde an der gleichen Stelle eine neue Synagoge erbaut, die Kosten beliefen sich auf ca. 6000 Gulden. [20] 1673 bot der Kurfurst Karl Ludwig dem beruhmten Philosophen Spinoza einen Lehrstuhl an der Universitat Heidelberg an. In seinen letzten Lebenstagen wurde der Kurfurst von dem Mannheimer ?Judendoktor“ Haium behandelt. 1680 lebten 78 Juden in Mannheim, die Gemeinde hatte einen Rabbiner. [21] Unter der franzosischen Invasion 1689 der Kurpfalz litten auch die Juden, einige konnten sich bei Glaubensbrudern in Frankfurt in Sicherheit bringen. Pfalzgraf Johann Wilhelm (1690?1716) erteilte bald nach seinem Regierungsantritt den Juden in Mannheim eine neue Konzession. Hintergrund waren die Zerstorungen Mannheims im Krieg: die Juden mussten sich verpflichten, die zerstorten Hauser wieder aufzubauen. [22] Fur das Jahr 1696 erboten sich Feist Oppenheimer von Heidelberg und David Oppenheimer von Caub, fur die sogenannte ?Taschengeleitskoncession“, das Recht, unter dem Schutz des Kurfursten frei zu reisen, 2200 Gulden pro Jahr, spater 3000, zu bezahlen. Diese Vereinbarung galt bis 1707. Trotzdem verlangten manche Stadte eine Gebuhr beim Betreten ihres Gebiets. Es gab endlosen Streit um diese Abgaben und manchmal wurden sie mit Gewalt eingetrieben. [23] Ab 1697 verlangten die Juden in Heidelberg einen eigenen Friedhof, den sie auch bekamen, wie vorher schon die Mannheimer Juden. Der Heidelberger Friedhof lag am Klingenthor, heute nicht mehr in Benutzung aber noch erhalten. [24]

    Judischer Friedhof Klingenteich Heidelberg Eingangstor

    1700 bis zum Ende der Kurpfalz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Dieser Abschnitt schließt auch wichtige Ereignisse ein, die nach dem Anfall Bayerns an die Kurpfalz 1777 auf deren Territorium stattfanden.

    1702 wurde ein Erlass veroffentlicht, dass Juden, die zusatzlich zu den 150 Familien nach Mannheim ziehen wollten, mindestens 1000 Taler besitzen mussten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts leben funf judische Familien in Heidelberg. 1710 lebten 243 judische Familien in der Kurpfalz. [25] Es gab immer wieder Streit mit den Kramern, die die judischen Konkurrenz furchteten, ebenso mit den Metzgern und schließlich mit den Studenten in Heidelberg, die die Juden beschimpften. 1714 hatten die Juden in Heidelberg eine Synagoge in der Nahe der Jesuitenkirche, die Pfarrer beschwerten sich daruber, die Juden zogen in die Große Mantelgasse um. [26] Diese Synagoge wurde 1877 durch eine großere am selben Ort ersetzt. [27]

    Gedenktafel fur die in der Reichspogromnacht zerstorte Synagoge in der Großen Mantelgasse in Heidelberg

    Karl Philipp (1716?1742) erhohte bei seinem Regierungsantritt die Zahl der in Mannheim zulassigen judischen Familien auf 200. 1708 wurde eine neue Synagoge in Mannheim eingeweiht. 1724 wurde sie zu einer Thoraschule mit einem Oberrabbiner und neun weiteren Gelehrten erweitert. Diese Konzessionen mussten die Juden mit fast 3000 Gulden bezahlen. [28] 1722 wurde ein neuer Vertrag zwischen den Juden und dem Kurfursten geschlossen, der detailliert die in der Kurpfalz leben den Juden auffuhrte. [29] So sind z. B. im Oberamt Heidelberg 81 Personen namentlich aufgefuhrt. Zu dieser Zeit gab es einen offiziellen Landesrabbiner. 1728 erlangte Elkan Levi Bacharach von Mannheim fur sich und einen andern Juden die Zulassung zum medizinischen Doktorexamen. Bedrohungen und Misshandlungen der Juden durch Studenten kamen auch in dieser Zeit wiederholt vor, so dass der akademische Senat 1736 sich veranlasst sah, die Studenten unter Androhung der Relegation zu verwarnen. [30] Kurfurst Karl Theodor (1742?1799) hielt streng auf seine Hoheitsrechte und verordnete daher, wenige Monate nach seinem Regierungsantritt ?dass die bei den Niedergerichtsherr schaften, welche in et de territorio Palatino begutert sind, aufgenommenen Juden nicht mehr im Lande geduldet werden, noch Handel treiben durfen, sondern, sobald sie die Kurpfalz betreten, als Vagabunden angesehen und so behandelt werden sollen der Kreis poenal Sanction gemass“. [31] 1743 wurde zu Steuerzwecken eine Liste aller Juden in der Kurpfalz erstellt, es waren 488 Familien, die zusammen 36.517 Gulden bezahlen sollten. Es gab Streit um diese Liste, weil der Kurfurst ursprunglich 45.000 Gulden gefordert hat. Man einigte sich auf 38.000 Gulden. Dafur erhielten die Juden mehr Rechte: es durften bis zu 300 Familien in der Kurpfalz leben, alle Berufe sollten ihnen offenstehen, Geldverleih wurde in Grenzen legalisiert, Friedhofe durften in allen Gemeinden angelegt werden. Die Juden in Mannheim durften einen Tanzlehrer beschaftigen, in Heidelberg zwei weitere Lehrer an der Schule. Es gab immer wieder Streit, weil die Stadte den Juden zusatzlich Abgaben auferlegen wollten, die Juden protestierten beim Kurfursten, aber ohne Erfolg. [32] 1755 wollte die Stadt Heidelberg alle Juden zwingen, wieder in der Judengasse, dem Ghetto, zu wohnen. Die Juden benutzten beim Schwur eine spezielle Formel, da sie nicht auf die Bibel schwuren, als man die sogenannte Tauffenberg’sche Formel einfuhren wollte, gab es starke Widerstande dagegen. [33] 1761 wohnten in Mannheim 225 judische Familien. 1763 wurde Naftali Hirsch zum Oberrabbiner berufen. 1765 bestimmte die Stadt Mannheim, dass Juden in bestimmten Straßen und Vierteln der Stadt nicht mehr wohnen durften, zum Beispiel den ? Planken “. [34] 1784 entschied der Kurfurst bei einem Streit um Sonderzolle fur Juden ?daß Juden als Handelsleute und Mitmenschen zu betrachten seien und dass daraus, dass der Reisende ein Jude sei, ohnmoglich auf die Erhohung von Zollen oder andern Abgaben geschlossen werden konne“. Diese Aussage war fur die Zeit außergewohnlich und wurde entsprechend gewurdigt. [35] In den Kriegen nach der franzosischen Revolution ab 1793 litt besonders die linksrheinischen Bevolkerung und mit ihr auch die Juden. Reiche Juden konnten sich Schutz in den rechtsrheinischen Gemeinden, speziell Heidelberg und Mannheim erkaufen. 1792 wurde in einem Erlass bestimmt, dass auch vor judischen Gerichten nur Deutsch als Sprache zulassig war, als Konzession konnten die Verhandlungen von judischen Anwalten durchgefuhrt werden. 1778 wurde Michael Scheuer, dessen Vater in Mainz eine große Thoraschule gegrundet hatte, zum Rabbiner in Worms berufen, bis er vier Jahre spater Stadtoberrabbiner von Mannheim wurde. Er blieb bis zu seinem Tod 27 Jahre hier und wurde durch seine Gelehrsamkeit beruhmt. Im Jahr 1807 unterrichteten in Mannheim sechs judischen Rechtsgelehrte. [36] 1793 wurde eine kurfurstlich Verfugung erlassen ?die bestehende Generalverordnung, wornach keinem Juden gestattet ist, eigene Guter zu besitzen, nicht nur zu erneuern, sondern auch fest darauf zu halten“. [37] 1801 wohnten in Mannheim 181 Familien mit 940 Angehorigen. In Angelthurn, heute Angelturn , Teil von Boxberg im Main-Tauber Kreis, wohnten acht Familien, die folgenden Berufen nachgingen: ?Salomon Low, handelt mit Rindvieh, Jakob Simson mit Galanteriewaren, Kassels Koppel schagdet zu Zeiten Saugkalber, Moyses Jakob handelt mit alt Eisen, Jud Nathan, seine Gewerbschaft ist schonen Kunsten (in dem Berichte des Bezirksamts ist er Taschenspieler aufgefuhrt), Wolf Hirsch, Rouls Koppell und Samuel ernahren sich vom Makeln.“ [38] Als im Jahr 1873 die ostlichen Teile der Kurpfalz an die Fursten von Leiningen fiel, gab es Diskussionen uber die Zukunft der Juden. Das Oberamt Boxberg bemerkte dazu: ?Jedoch ist nicht zu misskennen , dass die allzu grosse Bedruckung der Juden bisher eben so viel als ihre Religion dazu beitrug , dass sie blos Wucherer und Handelsleute geblieben sind. … Die bisherigen Abgaben der pfalz. Judenschaft sind theils fur die gegenwartigen Zeiten scandalos , theils wider sprechen sie allen Grundsatzen der Staatswirthschaft. Zu den ersten gehort der Leib zoll , bei dem wir kein Wort weiter verlieren wollen.“ [39] In dieser Aussage spiegelt sich der Beginn der Judischen Emanzipation .

    Der Autor Leopold Lowenstein schließt sein Buch mit den Satzen: ?Wir sind mit der Aufgabe, die wir uns gestellt haben, zu Ende. Die Zeiten der Schutzbriefe und Schutzgelder gehoren langst der Vergangenheit an. Das neunzehnte Jahrhundert hat die Begriffe von der Gleichheit aller Burger vor dem Gesetze gelautert und auch den Juden diejenigen Rechte gebracht, die ihnen gebuhren. Ich schließe mit dem Wunsche: Nunquam retrorsum (Niemals ruckwarts).“ [40]

    Wappen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Wappen der Kurpfalz, mit Helm und Pfalzer Lowen als Helmzier ; Stiftskirche (Neustadt an der Weinstraße) , um 1420
    An der Verbreitung des Pfalzer Lowen als Wappentier ist das ehemalige kurpfalzische Herrschaftsgebiet zum Teil nachzuvollziehen

    Im gevierten Schild im (heraldisch) linken Obereck und im (heraldisch) rechten Untereck von Weiß und Blau schragrechts gerautet, im (heraldisch) rechten Obereck und im (heraldisch) linken Untereck ein rechtsgewendeter goldener, rotbewehrter, rotbezungter und rotgekronter Lowe im schwarzen Feld.

    Die weiß-blauen Rauten waren das Wappen der Grafen von Bogen und wurden im Jahr 1242 an die Wittelsbacher vererbt. Sie stehen somit fur die Herrschaft der pfalzischen Linie der Wittelsbacher uber die Kurpfalz.

    Der goldene Lowe im schwarzen Feld war das Wappen der Pfalzgrafen bei Rhein. Er findet sich auch als Teil des großen Landeswappens von Baden-Wurttemberg und steht dort fur die kurpfalzischen Gebiete in Nordbaden sowie im Landeswappen von Rheinland-Pfalz und einiger Kommunen.

    Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    • Jorg Koch: Zeitreise Kurpfalz. Menschen, Orte und Ereignisse, die Geschichte schrieben, Sutton Verlag Tubingen 2024, ISBN 978-3-8425-2402-6 .
    • Rudolf Haas, Hansjorg Probst : Die Pfalz am Rhein. 2000 Jahre Landes-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Sudwestdeutsche Verlagsanstalt, Mannheim 1984, ISBN 3-87804-159-4 .
    • Meinrad Schaab : Geschichte der Kurpfalz.
    • Alexander Schweickert: Kurpfalz. Kohlhammer, Stuttgart 1997, ISBN 3-17-014038-8 .
    • Armin Kohnle : Kleine Geschichte der Kurpfalz. G. Braun, Karlsruhe 2011 (4. Auflage), ISBN 978-3-7650-8329-7 .
    • Wilhelm Kreutz: Aufklarung in der Kurpfalz. Beitrage zu Institutionen, Sozietaten und Personen. Rhein-Neckar-Kreis, Historische Schriften Bd. 4. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2008, ISBN 978-3-89735-552-1 .
    • Stefan Morz: Aufgeklarter Absolutismus in der Kurpfalz wahrend der Mannheimer Regierungszeit des Kurfursten Karl Theodor (1742?1777). Kohlhammer, Stuttgart 1991, ISBN 978-3-17-011186-8 .
    • Volker Press : Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehorden der Kurpfalz 1559?1619. Stuttgart 1970.
    • Jurgen Michael Schmidt: Die Kurpfalz und die abendlandische Hexenverfolgung 1446-1685 (= Hexenforschung, Bd. 5). Verlag fur Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, ISBN 3-89534-318-8 .
    • Udo Wennemuth (Hrsg.): 450 Jahre Reformation in Baden und Kurpfalz . Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-020722-6 .
    • Ellen Widder: Kanzler und Kanzleien im Spatmittelalter. Eine Histoire croisee furstlicher Administration im Sudwesten des Reiches , Stuttgart 2016 (Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden-Wurttemberg, Reihe B: Forschungen, 204).

    Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Wikisource: Kurpfalz  ? Quellen und Volltexte
    Commons : Kurpfalz  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikivoyage: Kurpfalz  ? Reisefuhrer

    Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    1. Hans Eugen Meyer: Die Pfalzgrafen der Merowinger und Karolinger. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung fur Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung. Band 42 (1921), Heft 1, S. 381 ( PDF )
    2. ? de castrum Stalecka in castrum Heidelberg “, Heiligenvita des Eberhard von Kumbd (von ca. 1220). Siehe dazu: Franz Schneider , Die Vita Eberhardi de Commeda (auch de Stalecke genannt) als rheinische Geschichtsquelle fur die zweite Halfte des 12. Jahrhunderts. In: ZGO 110, NF 71 (1962), S. 37 ff.
    3. Heinz Musall, Arnold Scheuerbrand: Siedlungszerstorungen und Festungswerke im spaten 17. und fruhen 18. Jahrhundert (1674?1714). In: HISTORISCHER ATLAS VON BADEN-WURTTEMBERG 6,12.
    4. Zum Ganzen Johannes Arndt : Herrschaftskontrolle durch Offentlichkeit. Die publizistische Darstellung politischer Konflikte im Heiligen Romischen Reich 1648?1750. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2013 (Veroffentlichungen des Instituts fur Europaische Geschichte, Mainz, Bd. 224), ISBN 978-3-525-10108-7 , Kapitel II.2: Reichsvikariatsstreit zwischen Kurbayern und Kurpfalz. S. 261?296 (Vorschau bei Google Bucher).
    5. J. J. Kammerer: Geschichte der Kurpfalzischen Oberamtstadt Ladenburg . Hof- und akadem. Buchdruckerei, Mannheim 1789, S.   86 .
    6. Lothar Gall: Burgertum in Deutschland . btb, Munchen 1996, ISBN 978-3-442-72044-6 , S.   64   f .
    7. Arbeitskreis fur Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe: Die Maulbeerallee von Schwetzingen nach Heidelberg. In: Schule BW. 13. April 1967, abgerufen am 1. Mai 2023 .
    8. Maulbeerinsel. In: Mannheim.de. Stadt Mannheim, 2023, abgerufen am 1. Mai 2023 .
    9. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . In: Beitrage zur Geschichte der Juden in Deutschland . Band   I . J. Kaufmann Verlag, Frankfurt am Main 1895.
    10. Michael Borgolte: Die Welten des Mittelalters . C. H. Beck, Munchen 2022, ISBN 978-3-406-78446-0 , S.   418 .
    11. Die judische Gemeinde in Oppenheim. Institut fur Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz e. V., 2022, abgerufen am 7. August 2022 .
    12. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   1   ff .
    13. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   19 .
    14. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   22 .
    15. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   26   ff .
    16. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   48   ff .
    17. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   57   ff .
    18. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   69   ff .
    19. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   71   ff .
    20. Mannheim Judische Geschichte / Betsale/Synagogen vor 1938/40. In: Alemannia Judaica. Arbeitsgemeinschaft fur die Erforschung der Geschichte der Juden im suddeutschen und angrenzenden Raum, 2003, abgerufen am 17. August 2022 .
    21. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   93   ff .
    22. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   103   ff .
    23. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   128   ff .
    24. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   135 .
    25. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   136   ff .
    26. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   164   ff .
    27. Heidelberg Judische Geschichte / Betsale/Synagogen bis 1938/40. Alemannia Judaica, 2020, abgerufen am 3. August 2022 .
    28. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   169   ff .
    29. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   179   ff .
    30. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   179   ff .
    31. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   206 .
    32. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   209   ff .
    33. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   231 .
    34. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   236   ff .
    35. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   259 .
    36. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   261   ff .
    37. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   267 .
    38. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   268   f .
    39. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   271 .
    40. Leopold Lowenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz . S.   280 .