Territorium im
Heiligen Romischen Reich
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Pfalzgrafschaft bei Rhein
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Wappen
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Karte
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Karte der Oberamter des westlichen Teils Pfalzbaierns um 1789:
1: Frankenthal, 2: Mannheim, 3, 17: Heidelberg, 4: Alzey, 5: Bacharach, 6: Germersheim, 7: Kreuznach, 8: Neustadt, 9: Lautern, 10: Lauterecken, 11: Oppenheim, 12: Simmern, 13: Stromberg, 14: Veldenz, 15: Boxberg, 16: Bretten, 18: Ladenburg, 19: Lindenfels, 20: Mosbach, 21: Otzberg, 22: Umstadt
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Alternativnamen
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Pfalz, Rheinische Pfalzgrafschaft, Pfalzgrafschaft bei Rhein
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Entstanden aus
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1085 entstanden aus dem
Amt des Pfalzgrafen
von
Lothringen
, wiedererstanden im
Hausvertrag von Pavia
1329
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Herrschaftsform
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Herzogtum ohne Titel, Kurfurstentum
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Herrscher
/
Regierung
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Kurfurst
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Reichstag
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Kurfurstenbank,
Kurfurstenrat
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Reichskreis
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Kurrhein
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Kreistag
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Kreisobrist
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Hauptstadte
/
Residenzen
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Heidelberg
,
Mannheim
Sommerresidenz
Schwetzingen
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Dynastien
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Wigeriche
,
Askanier
,
Calw
,
Salm
,
Babenberger
, Stahleck,
Welfen
,
Wittelsbacher
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Konfession
/
Religionen
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seit 1546 große Teile der Bevolkerung und Obrigkeit
lutherisch
,
1556 offiziell lutherisch,
1561 Obrigkeit
calvinistisch
,
1563 offiziell calvinistisch,
seit 1685 Obrigkeit
romisch-katholisch
aber Bevolkerung weiterhin uberwiegend reformiert (
Pfalzische Kirchenteilung
) mit kleinen mennonitischen und judischen Minderheiten
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Sprache
/n
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Deutsch
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Aufgegangen in
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Kurpfalz-Bayern
1777
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Die
Kurpfalz
(fruher auch
Churpfalz
geschrieben; auch
Pfalz
,
kurfurstliche Pfalz
,
Kurfurstentum Pfalz
,
kurfurstliche Pfalzgrafschaft bei Rhein
oder
kurfurstlich rheinische Pfalzgrafschaft
) war ein
Kurfurstentum
des
Heiligen Romischen Reichs
, das aus der
Pfalzgrafschaft Lothringen
hervorging und sich seit 1214 im Besitz der
Wittelsbacher
befand. Kurfurst
Karl Theodor
(Kurfurst von 1742 bis 1799) trat nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher im Jahr 1777 das Erbe als Herzog und Kurfurst von Bayern an. Damit entstand ein wittelsbachischer Gesamtstaat
Kurpfalz-Bayern
.
Die Kurpfalz lag an
Ober-
und
Mittelrhein
, zwischen
Mosel
und
Kraichgau
, mit dem Kerngebiet am
unteren Neckar
und den Hauptstadten
Heidelberg
und ab 1720
Mannheim
. Das kurpfalzische Staatsgebiet war nicht zusammenhangend, sondern ein fur die damalige Zeit typischer ?Flickenteppich“ mit
Exklaven
,
Enklaven
und
Kondominien
. Bei der Vereinigung mit Bayern zu
Kurpfalz-Bayern
1777 umfasste das Gebiet 8200 Quadratkilometer.
Ehemals kurpfalzische Gebiete liegen heute in den
deutschen Landern
Baden-Wurttemberg
,
Rheinland-Pfalz
,
Hessen
,
Bayern
(
Obere Pfalz
=
Oberpfalz
,
Pfalz-Neuburg
),
Saarland
sowie in den heute zu
Frankreich
gehorenden
Departements
Bas-Rhin
und
Moselle
.
Die Kurpfalz zahlte zu den bedeutendsten weltlichen Territorien des Alten Reichs. Im
konfessionellen Zeitalter
stieg sie zu einer der aktivsten und fuhrenden
protestantischen
Machte im Reich auf. Kurfurst
Friedrich V.
erlangte als der ?Winterkonig“ sogar kurzzeitig die bohmische Konigskrone. Sein gescheitertes ?bohmisches Abenteuer“ loste den
Dreißigjahrigen Krieg
aus, was auch den Wendepunkt der Geschichte der Kurpfalz markierte. Sie geriet fur Jahrzehnte unter fremde Herrschaft und wurde als haufiger Kriegsschauplatz immer wieder geplundert und
entvolkert
. Die angestammte Herrschaft der Pfalzer
Wittelsbacher
wurde zwar im
Westfalischen Frieden
1648 wiederhergestellt, das Territorium konnte aber an seine fruhere Bedeutung nie mehr anknupfen.
Geschichtlicher Uberblick und die Begriffe
Pfalz
und
Kurpfalz
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Siehe auch:
Liste der Herrscher der Kurpfalz
(mit Darstellung der Fruhzeit der Pfalzgrafschaft bei Rhein)
Dieser Abschnitt gibt einen Uberblick uber die Geschichte der (Kur-)Pfalz bis 1777 und einen Ausblick auf das weitere politische Schicksal der pfalzischen Gebiete ab 1777. Zudem werden davon nicht abtrennbare Hinweise auf die Bezeichnungen
Pfalz
und
Kurpfalz
gegeben, die jeweils vor und nach 1777, 1803 und 1816 eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben.
1214 fiel die Pfalz von den
Welfen
an die
Wittelsbacher
(die bereits 1180 das
Herzogtum Baiern
? ebenfalls zuvor welfisch ? erhalten hatten). Die Wittelsbacher hatten damals kurzzeitig weitere großere Territorien inne, beispielsweise
Holland
,
Zeeland
, den
Hennegau
und
Brandenburg
. 1255 wurden die wittelsbachischen Gebiete geteilt; seit 1329 entwickelten sich aus dieser Teilung die Linien der pfalzischen und seit 1340 die der bairischen Wittelsbacher. Residenzstadt der Pfalz war
Heidelberg
(1386 Grundung der
Universitat Heidelberg
), ab 1720
Mannheim
. Seit Bestehen des Kurkollegiums (etwa Mitte des 13. Jahrhunderts) war die Pfalzgrafschaft (mit einer Unterbrechung von 1623 bis 1648) auch
Kurfurstentum
? der jeweilige Pfalzgraf hatte also das Recht zur Teilnahme an der Wahl des
romisch-deutschen Konigs
. Die Zugehorigkeit wurde 1356 durch die von Kaiser
Karl IV.
erlassene
Goldene Bulle
festgeschrieben. Seither wird die
Pfalzgrafschaft bei Rhein
auch als Kurpfalz bezeichnet.
Seit der großen Teilung der Pfalz im Jahr 1410 bestand ein unubersichtlicher Herrschaftsverbund mit mehreren pfalzischen Nebenlinien und -territorien (beispielsweise
Pfalz-Simmern
,
Pfalz-Zweibrucken
,
Pfalz-Veldenz
,
Pfalz-Neuburg
,
Pfalz-Sulzbach
und
Pfalz-Zweibrucken-Birkenfeld
). Diese spielten fur die politische Geschichte jedoch eine wichtige Rolle, da sie beim Aussterben pfalzischer oder wittelsbachischer Hauptlinien das Erbe antreten konnten. Zur Unterscheidung von diesen sonstigen pfalzischen Staaten erhielt das Kernterritorium, an das die Kurwurde gebunden war, den Zusatz
Kur-
und wurde daher zunehmend auch als
Kurpfalz
bezeichnet. Die Kurpfalz war Teil des
Kurrheinischen Kreises
. Die anderen pfalzischen Staaten hingegen waren Teil des
Oberrheinischen Kreises
, mit Ausnahme Pfalz-Neuburgs, das Mitglied des
Bairischen Kreises
war.
1685 erbte die Linie Pfalz-Neuburg die Kurpfalz. Diese Linie herrschte bereits seit 1614 uber die
Herzogtumer Julich und Berg
am
Niederrhein
mit der Hauptstadt
Dusseldorf
, die nun in Personalunion durch den Pfalzer Kurfursten regiert wurden. 1777 starben die bairischen Wittelsbacher aus, und die Pfalz wurde mit
Baiern
zum neuen Staat
Pfalz-Baiern
vereinigt. Im Hinblick auf die Teilungen 1255, 1329 und 1340 kann man auch von einer Wiedervereinigung sprechen. Mit der Vereinigung von 1777 endet die Geschichte der eigenstandigen Pfalz, die im vorliegenden Artikel behandelt wird.
1778 wurde die Residenz Pfalz-Baierns von Mannheim nach
Munchen
verlegt, womit die bisherige Kurpfalz zu einem
Nebenland
wurde. Der 1785 geplante Tausch (Baiern an
Osterreich
, die
Osterreichischen Niederlande
an die Pfalz) kam nicht zustande ? er hatte die alte Pfalz moglicherweise wieder zum Zentrum eines neuen pfalzischen Staates gemacht. Nach dem erneuten Aussterben einer Hauptlinie wurden 1799 erstmals seit 1410 wieder alle ehemals pfalzischen Territorien vereinigt.
Unmittelbar darauf erschutterten die Auswirkungen der
Franzosischen Revolution
die mitteleuropaische Staatenwelt, und zwischen 1798 und 1816 anderte sich auch fur das Territorium der ehemaligen Pfalz mehrfach die Zugehorigkeit: Ihre linksrheinischen Teile fielen 1798 an
Frankreich
, die rechtsrheinischen kamen 1803 auf Geheiß
Napoleons
uberwiegend an
Baden
? die 1777 und 1799 erreichte Einheit der wittelsbachischen Lander war erneut dahin. Seitdem ist die ehemalige Pfalz in einen links- und rechtsrheinischen Teil getrennt.
Das verbliebene Herzogtum Pfalz-Baiern erhielt 1803 und 1806 unter anderem
Tirol
sowie große Teile des
Frankischen Kreises
zugesprochen und wurde 1806 zum
Konigreich Baiern
(ab 1826 Schreibweise ?Ba
y
ern“). 1816, nach der Niederlage Napoleons, wurden die linksrheinischen Teile der ehemaligen Pfalz an Baiern zuruckgegeben und bildeten zusammen mit zahlreichen anderen, bisher nie pfalzischen Gebieten die ?neue Pfalz“: den baierischen Rheinkreis, spater Pfalz oder Rheinpfalz genannt, mit der ? historisch nie pfalzischen ? Hauptstadt
Speier
(ab 1836 ?Spe
y
er“).
Die rechtsrheinischen Teile der ehemaligen Pfalz mit dem Kerngebiet um Mannheim und Heidelberg wurden Bayern trotz aller diplomatischen Versuche nicht zuruckerstattet und blieben bei Baden. In Baden gab es zwar nie eine eigene Provinz ?Pfalz“ oder ?Kurpfalz“, aber die Bezeichnung ?Kurpfalz“ lebt als nordbadischer Landschaftsname bis heute weiter. Sie bot und bietet damit eine Unterscheidung zur linksrheinischen (neuen) ?Pfalz“; in der heutigen
baden-wurttembergischen Region ?Kurpfalz“
werden aber auch Gebiete als ?kurpfalzisch“ bezeichnet, die nie (kur-)pfalzisch waren.
Die heutige Verwendung der Begriffe ?Pfalz“ und ?Kurpfalz“ besitzt also in beiden Fallen keine direkte Kontinuitat zu den historischen Gegebenheiten der alten (Kur-)Pfalz, die nie in links- und rechtsrheinisch unterschieden war.
Am Beginn der Geschichte der Kurpfalz stand nicht ein Territorium, sondern ein Amt, namlich das aus der
Merowingerzeit
stammende Amt des
Pfalzgrafen
, das im 6. Jahrhundert erstmals erwahnt wurde.
[1]
Damit war es das alteste durchgangig nachweisbare Pfalzgrafenamt. Der Schwerpunkt lag bis ins 10. Jahrhundert um die
Konigspfalz
zu
Aachen
am Hof der frankischen Konige. Im
Sachsenspiegel
ist ruckblickend davon die Rede, dass Franken, Bayern, Schwaben, Sachsen und Lothringen jeweils einen Pfalzgrafen hatten. Wahrend bayerische, schwabische und sachsische Pfalzgrafen im Verlauf des Mittelalters an Bedeutung verloren, lasst sich ein frankischer Pfalzgraf zu keiner Zeit nachweisen. Stattdessen gab es schon seit der Merowingerzeit einen Pfalzgrafen bzw. mit dem Herzogtum
Ripuarien
ein Stammesherzogtum im lothringischen Bereich. Als ein erster lothringischer Pfalzgraf ist der Ardennergraf
Wigerich
greifbar. Die erste genauer fassbare Familie, die die lothringische Pfalzgrafschaft kontinuierlich innehatte, waren von 985 bis 1085 die
Ezzonen
. Hauptburgen waren
Siegburg
und
Tomburg
. Unter
Hermann I.
(ab etwa 985 Pfalzgraf; † 996) wurde die Pfalzgrafenwurde bei Rhein erblich. Der Amtsschwerpunkt lag zu dieser Zeit in der
Eifel
. In der Folgezeit fuhrten Auseinandersetzungen mit den
Erzbischofen von Koln
zu einer Verdrangung vom Rande der
Kolner Bucht
in Richtung Sudosten. 1060 wurde Pfalzgraf
Heinrich I. von Lothringen
durch Erzbischof
Anno II. von Koln
aus Siegburg vertrieben.
Als Erben traten bis 1156 Personen aus verschiedenen Adelsfamilien auf.
Heinrich II. von Laach
(† 1095) war 1085 der erste, der sich
Pfalzgraf bei Rhein
nannte. Er stiftete 1093 das
Kloster Laach
. Die nahe gelegene, um 1070 errichtete
Burg Laach
wurde 1112 von seinem Stief- und Adoptivsohn
Siegfried von Ballenstedt
auf Betreiben der Abtei abgebrochen. Nach Siegfrieds Tod 1113 ging die Pfalzgrafschaft den
Askaniern
zunachst verloren, bis sie im Jahr 1125 sein Sohn
Wilhelm
(1112?1140) wiedererlangen konnte. Nach dessen Tod wurde sein Stiefvater
Otto I. von Salm
, der sich auf der
Burg Rheineck
festgesetzt hatte, vom Stauferkonig
Konrad III.
gesturzt und
Heinrich II. von Osterreich
an dessen Stelle eingesetzt. Nachdem dieser die
Markgrafschaft Osterreich
ubernommen hatte, wurde
Hermann von Stahleck
(† 1156), der Erbe der
Burg Stahleck
und Schwager Konrads III., von diesem 1142/1143 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. Zuvor hatte Hermann seinen Rivalen, Otto II. von Salm, gefangen nehmen und 1149 auf der
Schonburg
erdrosseln lassen. Dieser Kampf hatte territoriale Folgen im Gebiet Eifel und Untermosel.
Die Ubertragung der Pfalzgrafenwurde 1156 an
Konrad den Staufer
, einen Halbbruder von
Friedrich Barbarossa
, starkte nochmals die pfalzgrafliche Position. Konrad verlegte um das Jahr 1182 seinen Hauptsitz von der
Burg Stahleck
bei Bacharach am Mittelrhein auf die
Burg Heidelberg
[2]
und gilt mithin als Grunder der kunftigen Residenzstadt
Heidelberg
, die urkundlich erstmals 1196 erwahnt wurde. Zur Festigung der
staufischen
Stellung kam das
salische
Erbe am
Donnersberg
, im
Nahegau
, an der
Haardt
, der
Bergstraße
und im Kraichgau zum Gebiet der Pfalzgrafschaft. Pfalzgraf Konrad brachte aus mutterlichem Erbe die
Hochstiftsvogtei Worms
und aus dem Erbe seines Schwiegervaters die
Vogtei
uber das
Kloster Lorsch
ein. Die Siedlung Heidelberg erhielt nach
Bacharach
eine zentrale Funktion. Ende des 12. Jahrhunderts heiratete Konrads Tochter Agnes heimlich
Heinrich den Alteren von Braunschweig
aus der verfeindeten Familie der
Welfen
. Damit gelangte die Pfalzgrafschaft 1195 im Erbgang an die Welfen. Wahrend ihrer Herrschaft gab es neben Gebietsverlusten auch einen erheblichen Machtverlust durch die Ruckgabe der Obervogtei uber die
Trierer
Kirche. Nachdem Heinrichs gleichnamiger Sohn 1211 die Nachfolge angetreten hatte und 1214 ohne direkte Nachkommen gestorben war, konnte Kaiser
Friedrich II.
die Pfalzgrafschaft neu vergeben.
Aufstieg der Wittelsbacher bis zur Landesteilung 1410
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1214 wurde
Ludwig der Kelheimer
als Erster aus dem Geschlecht der
Wittelsbacher
mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. Die verschiedenen Zweige der Familie blieben bis 1918 im Besitz der pfalzischen Territorien.
1329 kam durch die Trennung der Wittelsbacher in die altere Linie Pfalz und die neuere Linie Bayern (
Hausvertrag von Pavia
) der
Nordgau
, der fortan als die
Obere Pfalz
(
Oberpfalz
) bezeichnet wurde, als Gebiet hinzu. Mindestens seit 1198 hatten die Pfalzgrafen bei Rhein die Kurwurde inne, d. h. sie durften den Kaiser mitwahlen; mit der schriftlichen Fixierung der sieben Kurfursten 1356 in der
Goldenen Bulle
erhielten sie dauerhaft eine herausragende Stellung im Reich. Dabei wurde ihnen zudem das Amt des
Reichsvikars
fur die Gebiete frankischen und schwabischen Rechts und das des
Erztruchsessen
des Reichs ubertragen. In dieser Zeit wurde die Bezeichnung
Kurpfalz
allmahlich zum Namen fur die Territorien des
Kurfursten von der Pfalz
bzw. fur Lander mit ihm verwandter Nebenlinien. Ursprunglich war im wittelsbachischen Hausvertrag von Pavia die Rede davon, dass die Kurwurde zwischen der Pfalz und Bayern wechseln sollte. Die Goldene Bulle teilte die Kurwurde jedoch ausschließlich dem Pfalzgrafen zu, und Bayern ging leer aus, was zu einem latenten Dauerkonflikt zwischen den beiden wittelsbachischen Linien fuhrte, der sich erst 1777 mit der Vereinigung aller wittelsbachischen Lande loste. Die Zuteilung der Kurwurde hatte auch zur Folge, dass im
Kurprazipuum
diejenigen Landesteile, die nicht weiter aufgeteilt oder veraußert werden durften, festgelegt wurden. Dazu gehorten
Bacharach
,
Kaub
,
Alzey
,
Neustadt
,
Weinheim
,
Lindenfels
, Heidelberg und der
Dilsberg
, sowie in der Oberpfalz
Amberg
,
Nabburg
und
Kemnath
.
1386 erwarb
Kurfurst Ruprecht I.
Zweibrucken
,
Mosbach
und
Simmern
. Seine Grundung der
Universitat Heidelberg
im selben Jahr als dritte Universitat auf dem Gebiet des Heiligen Romischen Reiches (nach
Prag
1348 und
Wien
1365) unterstrich auch den kulturellen Anspruch der Kurpfalz; sie zahlte zu den bedeutendsten weltlichen Territorien des Alten Reichs, was sich unter anderem daran zeigte, dass
Kurfurst Ruprecht III.
im Jahr 1400
romisch-deutscher Konig
wurde.
Territoriale Entwicklung bis zum Landshuter Erbfolgekrieg 1505
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Nach dem Tod Ruprechts 1410 wurde die Pfalz in die Linien geteilt, die wahrend des spaten Mittelalters und der fruhen Neuzeit Bestand hatten: Kurpfalz,
Pfalz-Neumarkt
(bis 1448),
Pfalz-Simmern
(im Mannesstamm erloschen 1685) und
Pfalz-Mosbach
(bis 1499).
Im 15. Jahrhundert gelang es den Pfalzer Kurfursten, ihr Herrschaftsgebiet am Mittel- und Oberrhein deutlich auszuweiten und zu konsolidieren. Zunachst geschah dies uberwiegend auf friedliche Weise durch Erwerb von
Reichspfandschaften
. Spater kam es insbesondere unter Kurfurst
Friedrich I.
?dem Siegreichen“ zu einer Politik der militarischen Eroberungen, die sich vor allem gegen die unmittelbaren Nachbargebiete
Kurmainz
, die
Grafschaft Wurttemberg
, die
Markgrafschaft Baden
, besonders aber auch gegen seinen herzoglichen Verwandten
Ludwig I. von Pfalz-Zweibrucken
richtete. In der
Lutzelsteiner Fehde
fugte er 1450 die
gleichnamige Grafschaft
seinem Territorium hinzu; in der
Mainzer Stiftsfehde
siegte er gegen die Koalition seiner Gegner ? in der Schlacht von
Pfeddersheim
1460 und erneut in der
Schlacht bei Seckenheim
1462. Obwohl sich Kurfurst Friedrich I. durch seine Politik die Feindschaft Kaiser
Friedrichs III.
und 1474 sogar die
Reichsacht
zuzog, war er als Territorialherr sehr erfolgreich, und das kurpfalzische Territorium erreichte unter ihm seine großte Ausdehnung. Nach seinem Tode scheiterte sein Neffe
Philipp ?der Aufrichtige“
(Kurfurst von 1476 bis 1505) mit dem Versuch, diese Expansion fortzusetzen. Im
Landshuter Erbfolgekrieg
1504/1505 kam es zu einer großen Koalition der Gegner des Kurfursten, wobei die Pfalz und die Oberpfalz durch Kriegszuge erheblich verwustet wurden. Infolge des Krieges gingen die elsassischen Besitzungen großtenteils an die Habsburger und weitere Gebiete an Hessen und Wurttemberg verloren.
Nach der schweren Niederlage im
Landshuter Erbfolgekrieg
konzentrierten sich die Nachfolger Philipps des Aufrichtigen zunachst auf den Wiederaufbau des erheblich verwusteten Landes. Die Kurpfalz zahlte im Heiligen Romischen Reich zu den wohlhabenderen Gebieten, vor allem aufgrund ihrer fruchtbaren Boden, die den Weinanbau erlaubten. Es etablierte sich auch fruhzeitig eine verhaltnismaßig effiziente Verwaltung, mit dem Rat bzw. spater dem Oberrat in Heidelberg als zentralem Regierungsorgan. Eine Erschutterung erlebte das Land durch den
Pfalzischen Ritteraufstand
unter
Franz von Sickingen
1522/23 und den großen
Bauernkrieg 1524/25
. Obwohl Kurfurst
Ludwig V.
die aufstandischen Bauern in der
Schlacht bei Pfeddersheim
1525 vernichtend geschlagen hatte, ließ er maßgeblich auf Anraten
Philipp Melanchthons
Milde gegenuber den Bauern walten, um so schnell wie moglich wieder zu geordneten Verhaltnissen zu kommen. Auch sonst bemuhte sich Ludwig V. um eine ausgleichende Politik im Reich, insbesondere hinsichtlich der konfessionellen Gegensatze zwischen den Anhangern Martin Luthers und dessen Gegnern. Außerlich blieb er dem alten katholischen Glauben verpflichtet, was moglicherweise auch taktische Grunde hatte, da mehrere seiner Bruder wichtige Positionen (zum Teil als
Furstbischofe
) in der
Reichskirche
innehatten. Er unternahm keine wesentlichen Schritte gegen die Ausbreitung der Reformation in seinen Landern. Auch sein Nachfolger
Friedrich II.
(Kurfurst 1544?1556) blieb formell katholisch, zeigte aber seine Neigung zur evangelischen Konfession offentlich ab 1545 durch die Einnahme des Abendmahls nach evangelischem Ritus. Er forderte an der Universitat Heidelberg reformationswillige Professoren und begunstigte evangelische Glaubensfluchtlinge.
Erst unter
Ottheinrich
(Kurfurst von 1556 bis 1559) kam der Ubergang zur lutherischen Lehre. Die Kurpfalz vollzog damit als letztes der großen weltlichen Territorien des Reichs diesen Schritt. Die Heidelberger Universitat wurde von Ottheinrich im reformatorischen Sinne umgestaltet und reich mit den
Buchbestanden aus den aufgelosten Klostern
ausgestattet. Ottheinrich selbst war ein tiefglaubiger, wenn auch theologisch nicht besonders gebildeter Lutheraner und verfolgte auch im Reich eine aktive Politik im protestantischen Interesse. Insbesondere war er um die Revision des
Geistlichen Vorbehalts
des
Augsburger Religionsfriedens
von 1555 bemuht.
Mit Ottheinrichs Tod 1559 starb die altere Linie der pfalzischen Wittelsbacher aus, und die wittelsbachische Nebenlinie
Pfalz-Simmern
kam mit Kurfurst
Friedrich III.
an die Herrschaft. Auch er war seit 1546 ein Anhanger der lutherischen Lehre. Ab 1559/60 wandte er sich jedoch zunehmend dem Calvinismus zu. Auf sein Betreiben hin wurden der Abendmahlsritus geandert und die pfalzische Kirchenordnung im Sinne der calvinistischen Lehre umgestaltet. 1563 wurde der
Heidelberger Katechismus
veroffentlicht, als dessen Hauptverfasser der aus Zurich berufene
Zacharias Ursinus
gilt. Damit wurde eine eigenstandige, spezifisch kurpfalzische Variante des Reformiertentums geschaffen. Ein wesentlicher Unterschied zur Genfer Tradition ist das Fehlen der
Pradestinationslehre
.
Durch die Einfuhrung des Calvinismus wurde die Kurpfalz im Heiligen Romischen Reich politisch weitgehend isoliert. Zu dieser Zeit gab es wenige reformierte Kleinstterritorien, jedoch keine bedeutenden Großterritorien. Der Calvinismus konnte im Reich nur in wenigen Territorien Fuß fassen, so im westlichen
Ostfriesland
, in der
Landgrafschaft Hessen
-Kassel und in den meisten Teilfurstentumern Anhalts. Im norddeutschen Raum und in den meisten Reichsstadten dominierten die Lutheraner und in Suddeutschland die Katholiken. Die Calvinisten waren nicht durch die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens von 1555 geschutzt, der sich ausdrucklich nur auf die lutherische Konfession bezog. Die Lutheraner lehnten die Calvinisten haufig genau so vehement ab wie die Katholiken. Die pfalzischen Kurfursten versuchten daher, internationale Verbindungen zu anderen calvinistischen Machten zu knupfen, namentlich zu den Niederlanden, den franzosischen Protestanten, der Schweiz und Schottland. Außerdem versuchte Kurfurst Friedrich III., die Unterschiede zu den Lutheranern herunterzuspielen und bestritt offentlich, eine calvinistische Religionspolitik zu verfolgen. Insgesamt vertrat er eine aktive Politik der Unterstutzung der Reformierten gegenuber der katholischen Gegenreformation und warb beispielsweise im Reich fur die Unterstutzung der verfolgten
Hugenotten
und der Niederlander gegen die Spanier. Mehrfach zogen pfalzische Truppen zur Unterstutzung der Niederlander in Richtung Frankreich und in die Niederlande. Die Pfalz wurde zum Zufluchtsort fur Glaubensfluchtlinge aus ganz Europa. Die Universitat Heidelberg wurde in eine reformierte Universitat umgewandelt (die einzige auf deutschem Boden) und zog Studenten aus allen reformierten Landern Europas an. In der Bevolkerung zeigte sich das Luthertum in weiten Bevolkerungsschichten tief verwurzelt, so dass die vollstandige Durchsetzung der reformierten Konfession nicht gelang und erhebliche lutherische Minderheiten verblieben. In der Oberpfalz gelang die Einfuhrung der calvinistischen Lehre gar nicht; sie blieb streng lutherisch.
Unter
Ludwig VI.
(Kurfurst 1576?1583) kam es zu einer kurz andauernden Restauration des Luthertums, das aber unter der Herrschaft
Johann Casimirs
(Administrator 1583?1592) und Friedrichs IV. (Kurfurst 1592?1610) wieder von der reformierten Konfession abgelost wurde. Zahlreiche reformierte Religionsfluchtlinge kamen ins Land und brachten neue Fertigkeiten wie Tuchweberei, Malerei, Gold- und Silberschmiedekunst mit.
Frankenthal (Pfalz)
,
Otterberg
und das seit 1607 systematisch
als Festungsstadt ausgebaute Mannheim
waren Zentren dieser Ansiedlungen.
In den Jahren vor dem
Dreißigjahrigen Krieg
bestimmte Furst
Christian I. von Anhalt-Bernburg
maßgeblich die kurpfalzische Politik. Er versuchte, der Kurpfalz eine fuhrende Rolle in einer antikatholisch-antihabsburgischen Allianz zu verschaffen. Dadurch geriet das Land auch in Gegensatz zum lutherischen
Kurfurstentum Sachsen
, das die Fuhrung im Lager der evangelischen Reichsfursten ebenfalls beanspruchte, sich jedoch als betont kaisertreu verstand. 1608 wurde nach der Besetzung der mehrheitlich evangelischen
freien Reichsstadt
Donauworth
durch das katholische Bayern die
Protestantische Union
unter fuhrender Beteiligung der Kurpfalz gegrundet. Eine erste schwere internationale Krise gab es im Rahmen des
Julich-Klevischen Erbfolgestreits
1608?1614. Den Ausbruch eines internationalen Krieges unter Beteiligung Spaniens und Frankreichs verhinderte letztlich die Ermordung des franzosischen Konigs
Heinrich IV.
1610.
1618 kam es doch zum großen Krieg, nachdem die mehrheitlich protestantischen Stande des
Konigreichs Bohmen
gegen die habsburgisch-katholische Herrschaft rebelliert und mehreren protestantischen Fursten die bohmische Konigskrone angeboten hatten. Kurfurst
Friedrich V.
nahm das Angebot an, zog nach Prag und ließ sich auf der
Prager Burg
kronen. Er zeigte sich aber den politisch-militarischen Herausforderungen nicht gewachsen und wurde in der
Schlacht am Weißen Berg
1620 von den Truppen der
Katholischen Liga
besiegt. Die evangelischen Reichsfursten hatten ihm fur das bohmische Abenteuer die Hilfe verweigert. Als Gegenleistung fur seine Militarhilfe hatte sich der Fuhrer der Katholischen Liga, Herzog
Maximilian von Bayern
, in einem Geheimvertrag von Kaiser
Ferdinand II.
die Ubertragung der pfalzischen Kurwurde auf Bayern zusichern lassen. Uber Friedrich V. wurde 1621 die
Reichsacht
verhangt. Maximilian von Bayern besetzte die Oberpfalz und begann dort mit der Gegenreformation. Die Kurpfalz wurde durch spanische Truppen unter General
Ambrosio Spinola
und bayerische unter
Johann T’Serclaes von Tilly
bis Ende 1623 gegen den Widerstand der Truppen der
Protestantischen Union
erobert. Die Eroberung Heidelbergs durch Tilly ist vor allem durch den
Kunstraub
der
Bibliotheca Palatina
, der kurpfalzischen Buchersammlung, in Erinnerung geblieben. Die Bibliothek, die damals europaweit beruhmt war und etwa 8000 Bande umfasste, wurde dem Papst zum Geschenk gemacht und in 184 Kisten auf 50 Frachtwagen verpackt nach Rom verbracht. Nach der Eroberung folgte eine Politik der gewaltsamen Rekatholisierung, insbesondere unter der bayerischen Besatzung.
Eine Kriegswende deutete sich 1630 nach der Landung Konig
Gustavs II. Adolf
von Schweden an der pommerschen Ostseekuste und dessen entscheidendem Sieg uber Tilly in der
Schlacht bei Breitenfeld
an. Die schwedischen Truppen stießen danach weiter nach Suden vor. Gustav II. Adolf nahm 1631/32 sein Winterquartier im eroberten Mainz, und seine Truppen drangen von dort weiter in die Rheinebene vor. Im Verlauf des Jahres 1632 gelang die Eroberung der Kurpfalz. Heidelberg und Mannheim wurden 1632 besetzt, wobei die Einnahme von Mannheim gelang, weil die Bevolkerung die bayerischen Wachen uberwaltigt hatte. Auch andernorts unterstutzte der Großteil der lokalen Bevolkerung das Vordringen der Schweden. Eine erneute Kriegswende war die schwere Niederlage der schwedischen und verbundeten evangelischen Truppen in der
Schlacht bei Nordlingen
1634. Die Schweden zogen sich aus der Kurpfalz zuruck, und es folgten kaiserliche und bayerische Truppen, die das Land erneut ausplunderten. 1635 waren Heidelberg, Mannheim,
Philippsburg
und Frankenthal wieder in den Handen der Kaiserlichen bzw. der Bayern. Gegen sie kampften das ehemals schwedische Heer
Bernhard von Sachsen-Weimars
und ab 1635 auch franzosische Truppen. Diese wurden im gleichen Jahr von den Kaiserlichen unter
Matthias Gallas
vertrieben. Ab 1639 war die linksrheinische Kurpfalz wieder verstarkt umkampft, funf Jahre spater gelang den Franzosen mit der Einnahme von Philippsburg auch die Sicherung eines Rheinubergangs. Heidelberg und Mannheim blieben bis Kriegsende bayerisch besetzt, in Frankenthal gar bis 1652 eine spanische Garnison.
Als 1648 der Krieg endete, hinterließ er ein verwustetes Land. Die Kurpfalz war eines der vom Krieg am schwersten betroffenen Gebiete und hatte annahernd die Halfte der Bevolkerung verloren. Im
Westfalischen Frieden
erhielt der pfalzische Kurfurst nicht die bisherige Kurwurde zuruck, die mit dem Amt des Reichsvikars und des Erztruchsessenamts verbunden gewesen war. Sie verblieb bei Bayern. Fur die Pfalz wurde in der
Causa palatina
eine neue, achte Kurwurde geschaffen, die mit einem neu geschaffenen Erzamt, dem des
Erzschatzmeisters
, verbunden war. Rangmaßig war dies jedoch ein Abstieg, die Pfalzgrafen rutschten dadurch in der Rangfolge der weltlichen Kuramter vom ersten auf den letzten Platz. Schwer wog auch der Verlust der Oberpfalz an Bayern, die vor dem Krieg erhebliche Uberschusse, vor allem aus dem Bergbau, erwirtschaftet hatte (siehe
Bergbau in der Oberpfalz
). Ein gewisser Erfolg war allerdings, dass auch die calvinistische Konfession im Westfalischen Frieden als prinzipiell gleichberechtigt neben den Lutheranern und Katholiken anerkannt wurde.
Kurfurst
Karl Ludwig
(1649?1680) konzentrierte sich nach dem Krieg auf den Wiederaufbau des zerstorten Landes und die Konsolidierung der zerrutteten Finanzen. Er bemuhte sich um die Wiederbesiedlung der verwusteten Landstriche und ließ in ganz Europa Siedler anwerben. Durch das Versprechen religioser Toleranz kamen verfolgte religiose Minderheiten aus ganz Europa,
Sozinianer
aus Polen,
Hutterer
aus Mahren,
Mennoniten
aus der Schweiz und
Sabbatarier
aus England. Auch die Juden wurden wieder zugelassen. Zusatzlich kamen Reformierte aus den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich sowie Lutheraner und Katholiken aus den umliegenden Gebieten. Dadurch verlor die Kurpfalz ihren religios einheitlichen Charakter, wenn auch die Reformierten weiterhin dominierten. Die Einwanderer brachten vielfach neue Fertigkeiten mit, die dem wirtschaftlichen Wiederaufbau zugutekamen. Außenpolitisch betrieb der Kurfurst eine vorsichtige Politik zwischen dem Kaiser einerseits und Frankreich andererseits. Seine Tochter
Liselotte von der Pfalz
verheiratete er 1671 mit dem
Herzog von Orleans
, dem verwitweten Bruder Konig
Ludwigs XIV.
von
Frankreich
, in der Hoffnung, dadurch gute Beziehungen mit Frankreich gewahrleisten zu konnen.
Trotz der
Neutralitatspolitik
des Kurfursten erreichte 1674 der Krieg die Pfalz erneut. Franzosische Truppen unter
Turenne
verheerten im
Hollandischen Krieg
das rechts- und linksrheinische Gebiet. Ab 1679 nahm die franzosische Politik eine fur die Kurpfalz bedrohliche Form an. Im Rahmen der
Reunionspolitik
wurden linksrheinische Gebiete unter fadenscheinigen Begrundungen nach und nach von Frankreich annektiert. Nach dem Tod Karl Ludwigs 1680 wurde dessen einziger und kranklicher Sohn
Karl II.
Kurfurst. Dieser setzte die Politik der Aufnahme von
Glaubensfluchtlingen
in der Pfalz fort. Als sich kurz nach Regierungsantritt abzeichnete, dass er aufgrund schwerer Krankheit nicht mehr lange leben und keinen erbberechtigten Sohn haben wurde, wurde absehbar, dass
Philipp Wilhelm
, Herzog der Linie
Pfalz-Neuburg
, sein Erbe antreten wurde. Diese Linie hielt auch die rheinischen Herzogtumer
Julich
und
Berg
. Dies bedeutete die Regentschaft eines katholischen Furstenhauses in der Pfalz. Der sterbende Kurfurst versuchte noch, im sogenannten
Schwabisch Haller Rezess
die Zukunft der reformierten Konfession in der Pfalz zu sichern, kam aber vor seinem fruhen Tod im Jahr 1685 nicht mehr dazu, klare rechtliche Verhaltnisse zu schaffen.
Das Aussterben des Kurpfalzer Furstenhauses 1685 hatte zwei schwerwiegende Folgen: Zum einen kam es durch den Regierungsantritt des katholischen Furstenhauses Pfalz-Neuburg erneut zu langwierigen Religionsstreitigkeiten, zum anderen meldete Ludwig XIV. von Frankreich Erbanspruche auf angeblichen
Allodialbesitz
der Kurpfalz an, worunter er die Furstentumer Pfalz-Simmern und
Pfalz-Lautern
, den pfalzischen Anteil an
Sponheim
sowie die Oberamter Oppenheim und Germersheim verstand. Liselotte von der Pfalz hatte bei ihrer Eheschließung zwar ausdrucklich auf jegliche Erbrechte verzichtet, dies zahlte angesichts der realpolitischen Moglichkeiten jedoch nicht mehr. Der ausbrechende
Pfalzische Erbfolgekrieg
(1688?1697) wurde mit bis dahin nicht gekannter Brutalitat gefuhrt.
[3]
Ab 1688 drangen franzosische Truppen in die Pfalz ein und besetzten das Land. Als sie durch
Reichstruppen
langsam zuruckgedrangt wurden, begannen sie mit der vollstandigen Verwustung der insbesondere rechtsrheinischen Rheinebene. Dies entsprach einem Plan des franzosischen
Generalquartiermeisters
Jules Louis Bole de Chamlay
, der ein entfestigtes Vorfeld vor der franzosischen Ostgrenze schaffen wollte, das fur feindliche Armeen wertlos war.
Beruhmt-beruchtigt wurde der Befehl
Brulez le Palatinat
?
brennt die Pfalz nieder!
, der vor allem durch den General
Ezechiel de Melac
systematisch exekutiert wurde. 1688/89 gingen Heidelberg, Mannheim und
Pforzheim
in Flammen auf, die
Reichsstadte
Worms
und
Speyer
wurden verwustet, und das
Heidelberger Schloss
wurde am 16. Februar 1689 gesprengt. 1693 wurde Heidelberg erneut schwer zerstort.
Letztlich konnte Ludwig XIV. seine Ziele nicht erreichen, und die Kurpfalz wahrte ihre Selbststandigkeit. Nur vier Jahre nach Kriegsende 1697 brach aber erneut ein großer Krieg aus, und die Pfalz wurde wieder zum Kriegsschauplatz im
Spanischen Erbfolgekrieg
(1701?1714), war aber diesmal bei weitem nicht so schwer betroffen. Wegen der nicht enden wollenden Kriegsgrauel entschlossen sich in diesen Jahren Zehntausende von Pfalzern zur Emigration, u. a. nach Nordamerika und nach Preußen.
Die seit 1685 in der Kurpfalz regierende katholische Dynastie Pfalz-Neuburg agierte zunachst vorsichtig in dem uberwiegend reformierten Land und bestatigte offiziell die Rechte der Reformierten. Die Franzosen, die das Land besetzt hielten, betrieben jedoch eine unverhohlene
Rekatholisierungspolitik
. Evangelisches Kirchengut wurde an die Katholiken ubergeben und die katholische Kirche wo nur moglich gefordert. Im
Frieden von Rijswijk
, der 1697 den Pfalzischen Erbfolgekrieg beendete, versuchte Frankreich, die Ergebnisse dieser Politik uber die Zeit der Besetzung hinaus festzuschreiben. Die Katholiken sollten das unter franzosischer Besatzung erhaltene Kirchengut behalten durfen (
Rijswijker Klausel
). Kurfurst
Johann Wilhelm
(Kurfurst 1690?1716) forcierte unter anderem unter Berufung auf diese Klausel eine Rekatholisierung der Kurpfalz. 1698 erging eine Verordnung, dass die reformierten Kirchen an allen Orten, an denen Katholiken wohnten, auch durch diese genutzt werden durften. Nichtkatholiken sollten in Zukunft bei katholischen Prozessionen den Hut abnehmen und vor der
Monstranz
niederknien. Die Protestanten wehrten sich gegen diese Maßnahmen, und auf Druck der
evangelischen Reichsstande
, namentlich
Brandenburg-Preußens
, wurden diese zum Teil wieder abgemildert. Als im Laufe des Spanischen Erbfolgekrieges die Ruckgewinnung der im Dreißigjahrigen Krieg an Bayern verlorenen Kurwurde und der Oberpfalz wieder in greifbare Nahe zu rucken schien (Herzog
Maximilian II. Emanuel
von Bayern hatte sich auf Seiten Frankreichs gegen den Kaiser gestellt und war besiegt, uber ihn war die Reichsacht verhangt, und er war aus seinem Land vertrieben worden), sah sich der Kurfurst zu einer konzilianteren Haltung gegenuber den Protestanten in seinem Land veranlasst, da er die Unterstutzung der evangelischen Reichsstande fur die Ruckgewinnung der Kurwurde benotigte. 1705 sicherte er in einer Religionsdeklaration den drei großen Konfessionen (Reformierte, Lutheraner und Katholiken) Gewissens- und Bekenntnisfreiheit zu. In der
Pfalzischen Kirchenteilung
von 1705 wurden die Kirchen in der Kurpfalz zwischen den Reformierten und den Katholiken aufgeteilt. Viele
Simultankirchen
blieben bestehen, so dass die Kurpfalz zum Land der Simultankirchen wurde. Allerdings blieb im ganzen 18. Jahrhundert die Begunstigung der katholischen Konfession eine Konstante in der kurfurstlichen Politik. In Heidelberg wurde 1712 die
Jesuitenkirche
geweiht und 1715?1717 ein Jesuitengymnasium erbaut, in Mannheim wurde zwischen 1738 und 1760 ebenfalls eine
Jesuitenkirche
erbaut.
1708 schien der pfalzische Kurfurst seinem Ziel nahe, als ihm durch
Reichstagsbeschluss
die alte pfalzische Kurwurde von Bayern wieder ubertragen wurde. 1711 ubte er auch wieder das Reichsvikariat aus. Er trat daraufhin das Erzschatzmeisteramt an das neu geschaffene
Kurfurstentum Braunschweig-Luneburg
ab. Allerdings scheiterten alle kurpfalzischen Hoffnungen auf eine Rangerhohung, nachdem die Niederlande und Großbritannien 1713 aus dem
Spanischen Erbfolgekrieg
ausschieden, sodass Frankreich die Friedensbedingungen 1714 diktieren konnte. Frankreich sorgte dafur, dass sein Verbundeter Bayern wieder in alle Rechte eingesetzt wurde (Kurwurde, Oberpfalz). Die Kurpfalz ging nicht nur leer aus, sie stand sogar noch schlechter da als vor dem Krieg, da sich der Kurfurst von Braunschweig-Luneburg weigerte, die ihm gerade ubertragene Erzschatzmeister-Wurde wieder abzugeben. Streitigkeiten um den kurfurstlichen Rang begleiteten die kurpfalzische Politik durch das ganze weitere Jahrhundert, bis sie ihre Losung in der
bayerisch-pfalzischen Union
von 1777 fanden.
[4]
Kurfurst
Karl III. Philipp
beabsichtigte, wieder im neu aufzubauenden Heidelberger Schloss zu residieren. Sein katholischer Hofstaat benotigte jedoch auch eine reprasentative Hofkirche, und die Wahl des Kurfursten fiel auf die alteste Kirche Heidelbergs, die
Heiliggeistkirche
, die jedoch als Simultankirche sowohl von Reformierten als auch von Katholiken genutzt wurde. Der reformierte Kirchenrat leistete Widerstand gegen die Absichten des Kurfursten. Dieser wollte daraufhin ein Exempel statuieren und ließ die Kirche durch Soldaten besetzen. Ein weiterer Stein des Anstoßes war die Formulierung im reformierten Heidelberger Katechismus, in der der Katholizismus als ?vermaledeite Abgotterei“ bezeichnet wurde. Karl III. Philipp befahl, auch den Katechismus einzuziehen. Die Reformierten suchten daraufhin Unterstutzung außerhalb der Pfalz bei den evangelischen Reichsstanden. Insbesondere Preußen und das Kurfurstentum Hannover intervenierten diplomatisch und begannen, gewissermaßen als Gegenmaßnahme, die Katholiken in ihren Landern zu schikanieren. Auf Druck des Kaisers gab der Kurfurst schließlich nach und erlaubte den Neudruck des Heidelberger Katechismus, allerdings ohne die anstoßige Formulierung. Da die Heidelberger Reformierten aber standhaft blieben und die Heiliggeistkirche auch nicht gegen einen Neubau als Ersatz herausgeben wollten, machte Karl III. Philipp seine anfanglich ausgesprochene Drohung, er wolle die Residenz aus Heidelberg verlegen, 1720 wahr und ließ mit dem Bau eines neuen Schlosses in Mannheim beginnen. In mehr als 20 Jahren Bauzeit entstand hier die nach
Versailles
zweitgroßte Schlossanlage Europas. Auch die Stadt Mannheim selbst musste, da vollstandig kriegszerstort, von Grund auf neu geplant werden. Sie wurde nach Schachbrettmuster streng geometrisch angelegt.
Mit dem Tod Karls III. Philipp 1742 erlosch auch die Linie Pfalz-Neuburg. An ihre Stelle trat durch Erbfolge die Wittelsbachische Nebenlinie
Pfalz-Sulzbach
mit Kurfurst
Karl Theodor
(Kurfurst von 1742 bis 1799). Er betrieb mit wechselndem Erfolg außenpolitisch eine Schaukelpolitik zwischen den Großmachten Frankreich, dem
Kaiser
bzw.
Osterreich
und
Preußen
. Nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher im Jahr 1777 trat er entsprechend den Bestimmungen der gegenseitig abgeschlossenen Erbvertrage das Erbe als Herzog und Kurfurst von
Bayern
an. Damit entstand ein wittelsbachischer Gesamtstaat
Kurpfalz-Bayern
, das erste Mal seit dem
Hausvertrag von Pavia
. Allerdings wurde ihm das bayerische Erbe durch Kaiser
Joseph II.
streitig gemacht. Karl Theodor, der gerne in Mannheim geblieben ware und nicht in das von ihm ungeliebte Munchen wechseln wollte, ließ sich uberreden, im Tausch gegen
Vorderosterreich
Teile Bayerns an den Kaiser abzutreten. Sogar ein groß angelegter Landertausch war im Gesprach:
Bayern gegen die Osterreichischen Niederlande
. Die Tauschplane scheiterten jedoch am Widerstand Preußens und des von diesem 1785 gegrundeten deutschen
Furstenbunds
. Karl Theodor machte sich dadurch bei seinen bayerischen Untertanen unbeliebt, die es wenig schatzten, nur als Tauschobjekt betrachtet zu werden.
Insgesamt bedeutete die lange, mehr als 50 Jahre wahrende Herrschaft Karl Theodors jedoch eine Blutezeit fur die Kurpfalz. Der Kurfurst war den Ideen der Aufklarung verbunden. Er betatigte sich vielfach als Bauherr und forderte die Wissenschaften. 1763 wurde die
Kurpfalzische Akademie der Wissenschaften
in Mannheim gegrundet. Hinzu kamen die
Hohe Kameral-Schule zu Lautern
und
Kurfurstlich Deutsche Gesellschaft
. 1776 wurde die Folter abgeschafft. Die Wirtschaft wurde nach
merkantilistischem
Muster gefordert. Burgerliche Aufklarer, die sich von den hofisch-gepragten Institutionen abgrenzten, formierten sich vor allem in
Lesegesellschaften
oder auch in regionalen
Freimaurerlogen
. Besonderen Glanz und musikhistorische Bedeutung erlangte der Mannheimer Hof durch die
Mannheimer Schule
, die wesentliche Impulse fur die spatere Wiener Klassik lieferte. Der junge
Wolfgang Amadeus Mozart
erhielt hier 1777/78 wesentliche Anregungen und bewarb sich ? allerdings vergeblich ? um eine Stelle in der kurfurstlichen Hofkapelle.
Der Kurfurst Karl Theodor begann in den 1750er Jahren, eine
Seidenproduktion
in der Kurpfalz aufzubauen. Ziel war es, von teuren Importen unabhangig zu werden. Er ließ zahlreiche
Maulbeerbaume
pflanzen und verpflichtete die Bauern, Seidenraupen zu zuchten. Die Bauern befurchteten, dass die Maulbeerbaume, die an den Wegen am Rande der Felder wuchsen, ?die Kraft aus den Feldern saugen“ wurden.
[5]
1754 gelang es ihm, Jean Pierre Regal, den Direktor der wurttembergischen Seidenmanufakturen, zu verpflichten. Die Firma Rigal & Cie war privatwirtschaftlich organisiert, mit massiver Unterstutzung des Kurfursts. Seideneinfuhren wurden mit hohen Zollen belegt, der Hof war angewiesen, nur Rigalsche Produkte zu kaufen. Richtig rentabel wurde die Seidenproduktion trotz allem nicht, nach dem Wegzug des Hofes nach Munchen brach der einzige Kunde weg und die Produktion wurde eingestellt.
[6]
Noch in den 2000er Jahren findet man Spuren aus der Zeit: die
Maulbeerinsel
in Mannheim und die Seidenallee, die von Schwetzingen nach Heidelberg ging. In beiden Stadten gibt es noch Maulbeerbaume, man kultivierte die Baume wegen ihrer Fruchte.
[7]
[8]
Die Aufteilung der Kurpfalz in der Napoleonischen Zeit
[
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Im Zuge des
Ersten Koalitionskriegs
(1792 bis 1797) wurde der linksrheinische Teil der Kurpfalz infolge der franzosischen Besetzung vom rechtsrheinischen Teil abgetrennt. Von 1798 bis 1814 waren die linksrheinischen Gebiete in den
franzosischen Staat
eingegliedert. Sie waren uberwiegend ein Teil des
Departements du Mont-Tonnerre
(franzosisch fur den Donnersberg); einige nordliche Teile, zum Beispiel Simmern und Bacharach, gehorten zum
Departement de Rhin-et-Moselle
(Rhein und Mosel).
Der rechtsrheinische Teil der Kurpfalz wurde infolge des
Reichsdeputationshauptschlusses
von 1803 aufgeteilt. Das Gebiet, einschließlich der Stadte
Heidelberg
,
Mannheim
,
Schwetzingen
und
Weinheim
, wurde uberwiegend dem gleichzeitig
zum Kurfurstentum aufgewerteten Baden
zugeschlagen.
Wahrend der Verhandlungen uber einen Entschadigungsplan fur den Verlust der linksrheinischen Gebiete erhob der badische Gesandte in Paris,
Sigismund von Reitzenstein
, die Forderung nach Eingliederung der rechtsrheinischen Gebiete der Kurpfalz nach Baden. Reitzenstein wollte damit ursprunglich nur eine Verhandlungsposition fur allfallige Tauschobjekte aufbauen. Bayern erklarte sich aber zu einem Verzicht bereit, wenn es mit seinem Kernland naherliegenden Gebieten entschadigt wurde. Bayern erhielt diesen Ausgleich ? vornehmlich das
Hochstift Augsburg
? und verzichtete auf die damals ohnehin uberschuldete Kurpfalz.
Im Odenwald gehorten zur Kurpfalz verstreute Territorien, welche die Pfalzer Kurfursten aufgrund ihrer langjahrigen Dienste als
Vogte
des
Reichsklosters Lorsch
vom Erben des Klosters,
Kurmainz
, beansprucht und schließlich durch Kriege und Pfandung unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Diese Gebiete im Odenwald und an der Bergstraße (
Neckarsteinach
,
Viernheim
,
Heppenheim
) kamen zusammen mit den kurmainzischen Gebieten uber das kurzlebige
Furstentum Leiningen
1806 großenteils an das
Großherzogtum Hessen
.
Mit dem
Wiener Kongress
1815 wurden auch Stadte wie
Alzey
und
Worms
Teil des
Großherzogtums Hessen
(
Provinz Rheinhessen
), die nordlich der
Nahe
gelegenen Teile der fruheren Kurpfalz fielen unter anderem an
Preußen
. Das linksrheinische Kernland der Kurpfalz um
Mutterstadt
,
Neustadt an der Weinstraße
,
Landau
und
Frankenthal
kam zusammen mit zahlreichen anderen Territorien der heutigen Pfalz durch den
Vertrag von Munchen
1816 an das
Konigreich Bayern
, das aus dem Flickenteppich den territorial geschlossenen ?
Bayerischen Rheinkreis
“ mit der Hauptstadt Speyer schuf (seit 1836 unter Konig Ludwig I. ?Rheinpfalz“ genannt). Seit 1946 ist dieses Gebiet Teil des Landes
Rheinland-Pfalz
. Die 1795 vollzogene Teilung der alten Kurpfalz in einen rechts- und einen linksrheinischen Teil besteht fort.
Ein wichtiger Teil des judischen Lebens in Deutschland fand in der Kurpfalz statt. Von den drei
SchUM-Stadten
liegen zwei in der Kurpfalz:
Speyer
und
Worms
. Wie uberall ist die Geschichte der Juden in der Kurpfalz eine Geschichte der Verfolgung und Unterdruckung. Trotzdem gelang es der judischen Gemeinschaft zu uberleben, ihre Identitat zu bewahren und teilweise sogar zu reussieren. Dieser Abschnitt folgt dem Buch von
Leopold Lowenstein
, Bezirksrabbiner aus dem Jahr 1895.
[9]
Ein durchgangiges Thema war in der ganzen Zeit die Belastung der Juden durch spezielle Abgaben, besonders die
Judensteuer
, die immer wieder zu Protesten fuhrte. Einzelheiten dazu werden in diesem Abschnitt nur aufgefuhrt, wenn sie spezielle Aspekte des judischen Lebens verdeutlichen.
In den drei Stadten Mainz, Worms und Speyer ist eine judische Gemeinde ab 1084 nachgewiesen. Die Zahl der Juden nahm bis 1096 zu, als mit dem 1.
Kreuzzug
die meisten durch Pogrome umkamen und die Lehrtradition zerstort wurde.
[10]
Erste Erwahnung der Juden 1225 findet man unter Ludwig I. (1214?1228). Unter Ludwigs II. (1253?1294) sind erste Juden in Heidelberg nachgewiesen. In
Oppenheim
versuchte die judische Gemeinde dem zunehmenden Druck durch Auswanderung zu entgehen. Sie schloss sich 1286 dem Rabbiner
Meir ben Baruch
von Rothenburg an um nach
Palastina
auszuwandern, das Unternehmen misslang.
[11]
Pfalzgraf Ruprecht I. (1329?1353) verpfandete 1335 Steuern der Juden in Ladenburg an den Kaiser Ludwig. Im Jahr 1349, wahrend der
Großen Pest
, wurden Juden in vielen Stadten und Gemeinden der Kurpfalz verfolgt und getotet. Pfalzgraf Ruprecht und andere Adlige nahmen geflohene Juden auf, sie hofften wirtschaftlich von ihnen zu profitieren. Fur diesen Schutz mussten die Juden teuer bezahlen. Fur die zunehmende Zahl von Juden in Heidelberg und Umgebung erließ Ruprecht 1366 eine eigene Gerichtsbarkeit. Nach dem Tode Ruprecht I. 1390 kam sein Neffe Ruprecht II. an die Regierung, er vertrieb im zweiten Jahr seiner Regierungszeit alle Juden und enteignete ihren Besitz. Die judischen Bucher, insbesondere die fur den Gottesdienst, schenkte er der
Universitat Heidelberg
.
[12]
Ruprecht III. (1398?1410), der Sohn von Ruprecht II. verfolgte die Juden wie sein Vorganger. Nachdem er aber 1400 zum deutschen Konig gewahlt geworden war, stellte er wieder Juden unter seinen Schutz, z. B. in
Oppenheim
und Worms. Ein Grund fur das Wohlwollen des Konigs war die Judensteuer im Reich, von der der Konig die Halfte bekam.
[13]
Unter dem Kurfursten Ludwig III. (1410?1436) wurden die Juden wieder verfolgt und ausgewiesen, nur in Oppenheim blieb eine nennenswerte Judenpopulation erhalten. Trotz hoher Abgaben konnte die judische Gemeinde Oppenheim 1434 zum Geldgeschenk an Konig Sigmund 1700 Gulden beitragen.
[14]
Unter Friedrich I. (1449?1475) findet man Nachweise uber Juden, wieder in Oppenheim, auch in
Odernheim
und
Schriesheim
. Die Aufnahme von Juden war die Ausnahme, im Allgemeinen duldete der Pfalzgraf die Anwesenheit von Juden nicht in seinem Gebiet. Auch unter seinen Nachfolgern Philipp (1476?1508) und Ludwig V. (1508?1544) blieb das Verhaltnis der Juden zu ihrem Herrn prekar. 1514 verlangte Ludwig von den Juden in Worms und Frankfurt Zahlungen, weil sie sich ?ungebuhrlich“ verhalten hatten als sie sich beim Kaiser beschwert hatten. Nach Beschwerden von Burgern in
Kreuznach
uber den Wucher der judischen Geldverleiher legte der Pfalzgraf ihnen wieder neuen Steuern auf. Er erlaubte auch, dass sich Juden, die aus anderen Gebieten vertrieben worden waren, in der Pfalz anzusiedeln. Aus Gerichtsakten kann man entnehmen, dass Juden in der gesamten Kurpfalz als Geldverleiher tatig waren.
[15]
1550 wohnte ca. 155 judische Familien in der Kurpfalz. 1551 wurde der Jude Paulus Staffelstein, eigentlich Nathan Aron, als Professor fur Hebraisch an die Universitat Heidelberg berufen. Auch andere judische Gelehrte wurden an die Universitat berufen. Beim Tod des Kurfursten Friedrich II. 1556 kam es zu Verschworungen um seine Nachfolge. Man beschuldigte Juden, daran beteiligt zu sein und folterte sie.
[16]
Unter Kurfurst Friedrich III. (1559?1576) kam es wieder zur Verfolgung und Vertreibung der Juden. Auch Juden, die auf dem Weg zu Messen wie in Frankfurt die Kurpfalz durchquerten, wurde uberwacht. Kurz vor seinem Tod schrieb Friedrich: ?… dass dieses gotteslasterliche und wucherliche Volk in den Landen ganzlich geubrigt sein mocht …“. Sein Sohn Kurfurst Ludwig VI. (1576?1583) war ebenso judenfeindlich wie sein Vater. Ein heftiger Streit entbrannte uber das ?Geleit“ der Juden beim Durchqueren der Kurpfalz, dieses Recht war immer abgabenpflichtig, wurde aber haufig verweigert, was den Handlern ihren Beruf oft unmoglich machte.1559 gewahrte der Kurfurst Friedrich IV. (1592?1610) den Juden freies Geleit fur zwei Jahre gegen eine Zahlung von 1200 Gulden.
[17]
Auch Friedrich V. (1610?1632) setzte diese Tradition fort, insbesondere die Abgabe der Juden uber 1200 Gulden, die in den folgenden Jahren erhoht wurde. Karl Ludwig (1632?1680), der Sohn des ?
Winterkonigs
“, setzte trotz der Verwustungen der Kurpfalz im
Dreißigjahrigen Krieg
die Unterdruckung der Juden fort.
[18]
Die Juden in Mannheim hatten ab 1660 gewisse Privilegien, der Kurfurst wollte die Stadt fordern. Zu dieser Zeit wurden 15 Hauser in Mannheim von Juden bewohnt. Die judischen Gemeinde durfte einen eigenen Rabbi halten. In Heidelberg wohnten funf Juden, wohl judische Familien. In Oppenheim wohnten ca. 20 Juden (Familien). Im Jahr 1677 lebten in Mannheim 59 Juden.
[19]
1670 wird in Mannheim eine Synagoge erwahnt mit Gemeindehaus, Spital und Armenhaus auf dem Grundstuck F 2,13-15. Nach der Zerstorung 1689 wurde an der gleichen Stelle eine neue Synagoge erbaut, die Kosten beliefen sich auf ca. 6000 Gulden.
[20]
1673 bot der Kurfurst Karl Ludwig dem beruhmten Philosophen
Spinoza
einen Lehrstuhl an der Universitat Heidelberg an. In seinen letzten Lebenstagen wurde der Kurfurst von dem Mannheimer ?Judendoktor“ Haium behandelt. 1680 lebten 78 Juden in Mannheim, die Gemeinde hatte einen Rabbiner.
[21]
Unter der franzosischen Invasion 1689 der Kurpfalz litten auch die Juden, einige konnten sich bei Glaubensbrudern in Frankfurt in Sicherheit bringen. Pfalzgraf Johann Wilhelm (1690?1716) erteilte bald nach seinem Regierungsantritt den Juden in Mannheim eine neue Konzession. Hintergrund waren die Zerstorungen Mannheims im Krieg: die Juden mussten sich verpflichten, die zerstorten Hauser wieder aufzubauen.
[22]
Fur das Jahr 1696 erboten sich Feist Oppenheimer von Heidelberg und David Oppenheimer von Caub, fur die sogenannte ?Taschengeleitskoncession“, das Recht, unter dem Schutz des Kurfursten frei zu reisen, 2200 Gulden pro Jahr, spater 3000, zu bezahlen. Diese Vereinbarung galt bis 1707. Trotzdem verlangten manche Stadte eine Gebuhr beim Betreten ihres Gebiets. Es gab endlosen Streit um diese Abgaben und manchmal wurden sie mit Gewalt eingetrieben.
[23]
Ab 1697 verlangten die Juden in Heidelberg einen eigenen Friedhof, den sie auch bekamen, wie vorher schon die Mannheimer Juden. Der Heidelberger Friedhof lag am Klingenthor, heute nicht mehr in Benutzung aber noch erhalten.
[24]
Dieser Abschnitt schließt auch wichtige Ereignisse ein, die nach dem Anfall Bayerns an die Kurpfalz 1777 auf deren Territorium stattfanden.
1702 wurde ein Erlass veroffentlicht, dass Juden, die zusatzlich zu den 150 Familien nach Mannheim ziehen wollten, mindestens 1000 Taler besitzen mussten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts leben funf judische Familien in Heidelberg. 1710 lebten 243 judische Familien in der Kurpfalz.
[25]
Es gab immer wieder Streit mit den Kramern, die die judischen Konkurrenz furchteten, ebenso mit den Metzgern und schließlich mit den Studenten in Heidelberg, die die Juden beschimpften. 1714 hatten die Juden in Heidelberg eine Synagoge in der Nahe der Jesuitenkirche, die Pfarrer beschwerten sich daruber, die Juden zogen in die Große Mantelgasse um.
[26]
Diese Synagoge wurde 1877 durch eine großere am selben Ort ersetzt.
[27]
Karl Philipp (1716?1742) erhohte bei seinem Regierungsantritt die Zahl der in Mannheim zulassigen judischen Familien auf 200. 1708 wurde eine neue Synagoge in Mannheim eingeweiht. 1724 wurde sie zu einer Thoraschule mit einem Oberrabbiner und neun weiteren Gelehrten erweitert. Diese Konzessionen mussten die Juden mit fast 3000 Gulden bezahlen.
[28]
1722 wurde ein neuer Vertrag zwischen den Juden und dem Kurfursten geschlossen, der detailliert die in der Kurpfalz leben den Juden auffuhrte.
[29]
So sind z. B. im Oberamt Heidelberg 81 Personen namentlich aufgefuhrt. Zu dieser Zeit gab es einen offiziellen Landesrabbiner. 1728 erlangte Elkan Levi Bacharach von Mannheim fur sich und einen andern Juden die Zulassung zum medizinischen Doktorexamen. Bedrohungen und Misshandlungen der Juden durch Studenten kamen auch in dieser Zeit wiederholt vor, so dass der akademische Senat 1736 sich veranlasst sah, die Studenten unter Androhung der Relegation zu verwarnen.
[30]
Kurfurst Karl Theodor (1742?1799) hielt streng auf seine Hoheitsrechte und verordnete daher, wenige Monate nach seinem Regierungsantritt ?dass die bei den Niedergerichtsherr schaften, welche in et de territorio Palatino begutert sind, aufgenommenen Juden nicht mehr im Lande geduldet werden, noch Handel treiben durfen, sondern, sobald sie die Kurpfalz betreten, als Vagabunden angesehen und so behandelt werden sollen der Kreis poenal Sanction gemass“.
[31]
1743 wurde zu Steuerzwecken eine Liste aller Juden in der Kurpfalz erstellt, es waren 488 Familien, die zusammen 36.517 Gulden bezahlen sollten. Es gab Streit um diese Liste, weil der Kurfurst ursprunglich 45.000 Gulden gefordert hat. Man einigte sich auf 38.000 Gulden. Dafur erhielten die Juden mehr Rechte: es durften bis zu 300 Familien in der Kurpfalz leben, alle Berufe sollten ihnen offenstehen, Geldverleih wurde in Grenzen legalisiert, Friedhofe durften in allen Gemeinden angelegt werden. Die Juden in Mannheim durften einen Tanzlehrer beschaftigen, in Heidelberg zwei weitere Lehrer an der Schule. Es gab immer wieder Streit, weil die Stadte den Juden zusatzlich Abgaben auferlegen wollten, die Juden protestierten beim Kurfursten, aber ohne Erfolg.
[32]
1755 wollte die Stadt Heidelberg alle Juden zwingen, wieder in der Judengasse, dem Ghetto, zu wohnen. Die Juden benutzten beim Schwur eine spezielle Formel, da sie nicht auf die Bibel schwuren, als man die sogenannte Tauffenberg’sche Formel einfuhren wollte, gab es starke Widerstande dagegen.
[33]
1761 wohnten in Mannheim 225 judische Familien. 1763 wurde Naftali Hirsch zum Oberrabbiner berufen. 1765 bestimmte die Stadt Mannheim, dass Juden in bestimmten Straßen und Vierteln der Stadt nicht mehr wohnen durften, zum Beispiel den ?
Planken
“.
[34]
1784 entschied der Kurfurst bei einem Streit um Sonderzolle fur Juden ?daß Juden als Handelsleute und Mitmenschen zu betrachten seien und dass daraus, dass der Reisende ein Jude sei, ohnmoglich auf die Erhohung von Zollen oder andern Abgaben geschlossen werden konne“. Diese Aussage war fur die Zeit außergewohnlich und wurde entsprechend gewurdigt.
[35]
In den Kriegen nach der franzosischen Revolution ab 1793 litt besonders die linksrheinischen Bevolkerung und mit ihr auch die Juden. Reiche Juden konnten sich Schutz in den rechtsrheinischen Gemeinden, speziell Heidelberg und Mannheim erkaufen. 1792 wurde in einem Erlass bestimmt, dass auch vor judischen Gerichten nur Deutsch als Sprache zulassig war, als Konzession konnten die Verhandlungen von judischen Anwalten durchgefuhrt werden. 1778 wurde Michael Scheuer, dessen Vater in Mainz eine große Thoraschule gegrundet hatte, zum Rabbiner in Worms berufen, bis er vier Jahre spater Stadtoberrabbiner von Mannheim wurde. Er blieb bis zu seinem Tod 27 Jahre hier und wurde durch seine Gelehrsamkeit beruhmt. Im Jahr 1807 unterrichteten in Mannheim sechs judischen Rechtsgelehrte.
[36]
1793 wurde eine kurfurstlich Verfugung erlassen ?die bestehende Generalverordnung, wornach keinem Juden gestattet ist, eigene Guter zu besitzen, nicht nur zu erneuern, sondern auch fest darauf zu halten“.
[37]
1801 wohnten in Mannheim 181 Familien mit 940 Angehorigen. In Angelthurn, heute
Angelturn
, Teil von Boxberg im Main-Tauber Kreis, wohnten acht Familien, die folgenden Berufen nachgingen: ?Salomon Low, handelt mit Rindvieh, Jakob Simson mit Galanteriewaren, Kassels Koppel schagdet zu Zeiten Saugkalber, Moyses Jakob handelt mit alt Eisen, Jud Nathan, seine Gewerbschaft ist schonen Kunsten (in dem Berichte des Bezirksamts ist er Taschenspieler aufgefuhrt), Wolf Hirsch, Rouls Koppell und Samuel ernahren sich vom Makeln.“
[38]
Als im Jahr 1873 die ostlichen Teile der Kurpfalz an die Fursten von Leiningen fiel, gab es Diskussionen uber die Zukunft der Juden. Das Oberamt Boxberg bemerkte dazu: ?Jedoch ist nicht zu misskennen , dass die allzu grosse Bedruckung der Juden bisher eben so viel als ihre Religion dazu beitrug , dass sie blos Wucherer und Handelsleute geblieben sind. … Die bisherigen Abgaben der pfalz. Judenschaft sind theils fur die gegenwartigen Zeiten scandalos , theils wider sprechen sie allen Grundsatzen der Staatswirthschaft. Zu den ersten gehort der Leib zoll , bei dem wir kein Wort weiter verlieren wollen.“
[39]
In dieser Aussage spiegelt sich der Beginn der
Judischen Emanzipation
.
Der Autor Leopold Lowenstein schließt sein Buch mit den Satzen: ?Wir sind mit der Aufgabe, die wir uns gestellt haben, zu Ende. Die Zeiten der Schutzbriefe und Schutzgelder gehoren langst der Vergangenheit an. Das neunzehnte Jahrhundert hat die Begriffe von der Gleichheit aller Burger vor dem Gesetze gelautert und auch den Juden diejenigen Rechte gebracht, die ihnen gebuhren. Ich schließe mit dem Wunsche: Nunquam retrorsum (Niemals ruckwarts).“
[40]
Im
gevierten
Schild im
(heraldisch) linken
Obereck und im
(heraldisch) rechten
Untereck von Weiß und Blau schragrechts gerautet, im (heraldisch) rechten Obereck und im (heraldisch) linken Untereck ein rechtsgewendeter goldener, rotbewehrter, rotbezungter und rotgekronter Lowe im schwarzen Feld.
Die weiß-blauen Rauten waren das Wappen der
Grafen von Bogen
und wurden im Jahr 1242 an die Wittelsbacher vererbt. Sie stehen somit fur die Herrschaft der pfalzischen Linie der Wittelsbacher uber die Kurpfalz.
Der goldene Lowe im schwarzen Feld war das Wappen der Pfalzgrafen bei Rhein. Er findet sich auch als Teil des großen Landeswappens von
Baden-Wurttemberg
und steht dort fur die kurpfalzischen Gebiete in Nordbaden sowie im Landeswappen von Rheinland-Pfalz und einiger Kommunen.
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Kurfurstenkollegium des Heiligen Romischen Reiches