Allegorie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jan Vermeer, Die Malkunst , Allegorie auf die Malerei
Jan Brueghel der Jungere , Allegorie der Tulipomanie

Die Allegorie ( altgriechisch ?λληγορ?α allegoria ?andere Sprache‘; von ?λλο? allos ?anders‘, ?verschieden‘, ?auf andere Weise‘ und ?γορε?ω agoreuo ?eindringlich sprechen‘, ?eine offentliche Aussage machen‘, zu ?γορ? agora ?Versammlung‘) ist eine Form indirekter Aussage, bei der eine Sache (Ding, Person, Vorgang) aufgrund von Ahnlichkeits - oder Verwandtschaftsbeziehungen als Zeichen einer anderen Sache (Ding, Person, Vorgang, abstrakter Begriff) eingesetzt wird.

In der Rhetorik wird die Allegorie als Stilfigur unter den Tropen (Formen uneigentlichen Sprechens) eingeordnet und gilt dort als fortgesetzte, das heißt uber ein Einzelwort hinausgehende, Metapher . In der bildenden Kunst und in weiten Teilen der mittelalterlichen und barocken Literatur tritt die Allegorie besonders in der Sonderform der Personifikation auf, in der eine Person durch Attribute , Handlungsweisen und Reden als Veranschaulichung eines abstrakten Begriffs, zum Beispiel einer Tugend oder eines Lasters, agiert.

Unter Allegorese (allegorische Deutung) [1] versteht man die Deutung von Allegorien jeder Art, so etwa spricht man von Buchstaben-, Edelstein-, Farb-, Kleider- und Blumenallegorese. [2] In der Literaturwissenschaft bezeichnet Allegorese die historische Auslegung eines Textes nach einem uber den wortlichen hinausgehenden Sinn.

In der mathematischen Kategorientheorie ist eine Allegorie nach Freyd und Sceodrov die Kategorie zweistelliger Relationen zwischen unterschiedlichen Mengen (im Gegensatz zur Relationsalgebra homogener zweistelliger Relationen). [3] [4]

Grundlagen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu Funktion und Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Auslegung mythologischer und heiliger Texte hat die Annahme von Allegorien eine besondere Rolle bei dem Anliegen gespielt, den uberlieferten, in seiner wortlichen Aussage teilweise unglaubwurdig oder unverstandlich gewordenen Text auf eine verborgene Weisheit oder Wahrheit hin auszulegen und so das Denken und Glauben der eigenen Zeit und Kultur als bereits in der Vergangenheit vorausgeahnt und beglaubigt auszuweisen.

Als sprachlicher oder kunstlerischer Ausdruck ist eine Allegorie von vorneherein auf ihre Deutung hin konstruiert. Vom Horer oder Betrachter erfordert die Allegorie einen Gedankensprung ( Assoziation = eine bewusste oder unbewusste Verknupfung von Gedanken) vom Gesagten oder bildlich Dargestellten zur gemeinten Bedeutung. Wenn der Betrachter nicht vertraut ist mit den geistigen oder historischen Zusammenhangen, aus denen die Allegorie heraus konstruiert wurde, bleibt ihm ihr Sinn oft verborgen. Realistische Allegorien ? bei ihnen wirkt schon die wortliche oder unmittelbare Bedeutung an sich selber lehrreich oder unterhaltsam ? lassen oft ubersehen, dass es weiter(gehend)e allegorische Intentionen gibt.

Allegorie und Symbol [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Justitia , die Gerechtigkeit, mit Darstellung der Unschuld (links) und des Lasters (rechts)

Die seit dem 18. Jahrhundert aufgekommenen Versuche, Allegorie und Symbol voneinander abzugrenzen, zeichnen sich oft durch philosophischen Tiefsinn aus, sind aber literatur- und zeichentheoretisch wenig konsistent und fuhren bei der Anwendung auf die antike , mittelalterliche und auch barocke Allegorie zu historischen Verkurzungen. Ein Symbol wird manchmal verstanden als ein Zeichen , das die gesagte Sache auch um ihrer selbst und ihrer Besonderheit willen, und nicht nur um der Verallgemeinerbarkeit der ubertragenen Aussage willen ausspreche, ihren tieferen Sinn außerdem lediglich andeute, ihn aber weniger bestimmt als die Allegorie festlege, und darum schließlich eher intuitiv zu verstehen als intellektuell zu entratseln sei. Vor allem soll das Dargestellte im Symbol noch anwesend sein, wodurch eine innere und außere Einheit von Zeichen und Bedeutung gewahrt wird.

Der Allegorie fehlt diese Einheit, sie ist gebrochen und steht in einem Spannungsverhaltnis zur dahinter stehenden Idee. Asthetisch wurde wahrend des Klassizismus darum dem als poetischer empfundenen Symbol meist der Vorzug gegeben vor der verstandesbetont nuchternen, als Gedankenspiel geringgeschatzten Allegorie, die im Rahmen einer auf Unmittelbarkeit, Gefuhl und Individualitat ausgerichteten Literatur- und Kunstauffassung als die minderwertigere oder sogar unpoetische Ausdrucksform geringgeschatzt wurde. Durch Walter Benjamin erfuhr die Allegorie in der Moderne eine Aufwertung: ?Das Symbol ist die Identitat von Besonderem und Allgemeinem, die Allegorie markiert ihre Differenz .“ [5] Sie wurde als Kunstform gegen die idealistische Asthetik paradigmatisch fur die Moderne.

Geschichtliche Entwicklung und Beispiele [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im antiken Griechenland wurden zahlreiche Krafte und Zustande, sofern sie dauerhaft wirkten, vergottlicht. Der griechische Gotterhimmel war daher so vielfaltig, dass es der Allegorie nur selten bedurfte. Soweit bekannt, nutzten die griechischen Maler jedoch personifizierte Abstrakta fur innere Vorgange und Zustande wie Emporung oder Neid, die sie noch nicht durch Mimik oder Gebarden darstellen konnten, und stellten sie neben die handelnden Figuren, um deren Motive zu zeigen. In hellenistischer und romischer Zeit anderte sich das: An die Stelle der Gottheit trat immer ofter die Allegorie. Nicht nur naturliche Vorgange wurden nun allegorisiert, sondern auch staatliche und politische Verhaltnisse.

Einen fruhen Hohepunkt erreichte die Verwendung der Allegorie in der bildenden Kunst der Fruhrenaissance , in der vor allem Abstrakta wie geistige Qualitaten personifiziert wurden. Zum besseren Verstandnis mussten Allegorien oft mit Beischriften oder Attributen versehen werden (z. B. wurde Feigheit durch einen Mann reprasentiert, der vor einem Hasen flieht). Haufig diente seit dem Hochmittelalter die Allegorie moralisch-theologischen Zwecken, z. B. zur Darstellung von Tugenden und Sunden. Die mittelalterliche Kirchenmalerei, Plastik ( Straßburger Munster ) und Goldschmiedekunst ( Verduner Altar in Klosterneuburg ) und die barocke Malerei (z. B. Rubens ) bedienten sich reichlich der belehrenden Allegorie und schufen zahlreiche Figuren, die das Gute oder Bose reprasentieren.

Seit der Franzosischen Revolution verkorpern Allegorien auch politische Ideen wie die Freiheit oder die Volkssouveranitat.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ? unter dem Einfluss der in London ausgestellten Giebelfiguren des Parthenon , der sog. Elgin Marbles ? wurden vermehrt skulpturale Allegorien (oft weibliche Figuren) als Schmuck- oder Stutzfiguren verwendet, um den Zweck und die Bestimmung von offentlichen Gebauden anzuzeigen (zuvor schon z. B. am Pariser Pantheon ). [6]

Durer: Melencolia I

Die Allegorie kann auch als bildhafte Personifikation eines Staates verwendet werden. In der Form einer Nationalallegorie findet man beispielsweise fur das Deutsche Reich die Germania , fur Osterreich die Austria , fur Preußen die Borussia, fur die Schweiz die Helvetia , fur Frankreich die Marianne , fur Großbritannien die Britannia oder fur die USA die Lady Liberty oder Uncle Sam .

  • Der Tod als Gerippe (das Fleisch vergeht) und mit der Sense (er trifft alle).
  • Die Gerechtigkeit als Frau ( Justitia ; iustitia ist im Lateinischen weiblich) mit verbundenen Augen (ohne Ansehen der Person), in der einen Hand eine Waage (genau abwagend) und in der anderen ein Schwert (urteilend).
  • Albrecht Durers Melencolia I kann entgegen der vorherrschenden Deutung als Melancholie durchaus als eine Allegorie des Trostes durch Meditation [7] verstanden werden (siehe: Jakobsleiter des Gebets mit sieben Sprossen ? vgl. auch: Melencolias Pi-Theta-Gurtel entsprechend den Saumen des Kleides von Philosophia bei Boetius’ Trost der Philosophie, 524) als auch der Wissenschaften ( Quadrivium : Arithmetik, Geometrie, Astronomie & Musik) sowie Durers kunstlerischer Kreativitat und Kunsttheorie .

Da die Allegorie ein indirektes Zeichen des Dargestellten ist, wird sie nicht direkt verstanden, sondern erst durch Abstraktion  ? oder Konvention .

Sprachliche Allegorie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Allegorie in der Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Literatur sind bekannt: Allegorie und Allegorese , Formen, die Inhalte von Texten erklaren, wobei die Allegorese die Interpretationsform ist, die Allegorie die Textform. Das hermeneutische Verfahren einer allegorischen Interpretation von Texten wurde zuerst in der Antike fur das Deuten der Epen Homers und der Theogonie Hesiods angewendet. Die verschiedenen philosophischen Schulen versuchten dadurch, die Texte nicht nur wortlich zu verstehen, sondern einen verborgenen Sinn in ihnen zu entdecken. Die in der klassischen Zeit als skandalos empfundenen Gottergeschichten der vorklassischen Zeit, wie etwa von Homer oder Hesiod uberliefert, konnten auf diese Weise gerechtfertigt werden.

In Rom wurde die von den Griechen praktizierte allegorische Interpretation von Gottermythen ubernommen. Allegorische Figuren wurden u. a. von Lukan ( Roma ), Vergil ( Fama ), Lukrez und Ovid erfunden. Aus spatromischer Zeit stammt Boethius ’ Buch Trostungen der Philosophie , in dem neben den Musen der Dichtkunst auch die Philosophie als Person zum Autor spricht. Von weitreichendem Einfluss auf Literatur und Kunst des Mittelalters war Prudentius Psychomachia aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., eine allegorische Schilderung des Kampfes zwischen den christlichen Tugenden und den heidnischen Lastern .

Bis zum ausgehenden Mittelalter entstanden zahlreiche phantastisch-allegorische Werke, so der Anticlaudian des Alanus ab Insulis im 12. Jahrhundert, der sich im Vorwort zu seinem Buch ausdrucklich eine nur buchstabliche Lekture des Textes verbat, oder der uberaus populare und weit verbreitete Rosenroman von Guillaume de Lorris und Jean de Meung . Auch die Bibel erschien in allegorischer Form, so im hochmittelalterlichen Eupolemius , in dem die Heilsgeschichte vom Sundenfall bis zur Auferstehung Christi nacherzahlt wird. In der Ubergangszeit zwischen Mittelalter und Renaissance schrieb Petrarca seine in vielen illustrierten Handschriften uberlieferten De remediis utriusque fortunae , eine allegorische Anleitung fur den Menschen uber seinen Umgang mit Gluck und Ungluck, und schließlich Dante die Gottliche Komodie .

In der Barockzeit erlebten Allegorien eine Blute in allen Bereichen der Literatur, sei es in Gedichten, Reden aller Art, Predigten, Grabinschriften usw. Sie treten auch heute noch im Christi-Leiden-Spiel und in der Passionsprozession auf.

Der Klassizismus verwirft die in der christlichen Mystik begrundete allegorische Kunstauffassung, die im Symbolismus und der Moderne eine sakularisierte Wiedergeburt erlebt. [8]

Allegorese in der Bibel [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bezuglich der Bibel gibt es zwei grundsatzliche Hauptrichtungen der Allegorese, als Interpretationsform zur Erklarung der Inhalte der jeweiligen heiligen Schriften, fur das Christentum die christliche Bibel , fur das Judentum hauptsachlich Tora , Hebraische Bibel , Talmud , Responsen und Rabbinische Literatur .

Judentum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Judentum kennt mit der Pardes- Klassifikation vier verschiedene Ansatze fur die Exegese der Judischen Bibel, des Tanach und der heiligen Texte in der Tradition des rabbinischen Judentums . PaRDeS ist ein Akronym fur die klassische judische Interpretation von Texten beim Studium der Tora .

Uber klassische Lesarten hinaus lassen sich mit Hilfe dieses Systems Bibelstellen immer wieder in einem neuen, nicht wortwortlichen Sinn interpretieren. Ein Beispiel dafur ist 3. Buch Mose 20,10 EU , wo fur Ehebrecher und Ehebrecherin der Tod gefordert wird. Insbesondere im liberalen Judentum wird diese Forderung heute allegorisch gedeutet. Ehebruch kann hier als Abwendung von Gott als der Quelle allen Lebens verstanden werden. Unter Drasch sind personliche Ansichten zur Bedeutung der Ehe denkbar, und die letzte Ebene Sod kann als mystische Verbundenheit zwischen Mensch und Gott verstanden werden.

Die allegorische Auslegung der Tora wurde schon in der Antike von Philo von Alexandrien ausgiebig gebraucht.

Christentum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der christlichen Tradition hat sich die Vorstellung vom mehrfachen biblischen Schriftsinn entwickelt, wonach der biblische Text einerseits einen historisch wahren oder als fiktional ( Parabel ) einzustufenden wortlichen Sinn besitzt ( sensus litteralis ) und andererseits in mehrfach gestufter Bedeutung auf historisch nachzeitige ( typologischer Sinn), moralische ( tropologischer Sinn) oder eschatologische Dinge ( anagogischer Sinn) auszulegen ist.

Allegorese wurde schon fruh auch fur die christliche Bibel praktiziert. So deutet der Apostel Paulus Hagar und Sarah als Alten und Neuen Bund ( Gal 4,21?31  LUT ). [9] Origenes bezieht das Hohelied des Alten Testaments auf die Liebe zwischen Christus und der Seele des Glaubigen. Augustinus pragte uber das Mittelalter hinaus die christliche Allegorese. Zur allegorischen Deutung der Heiligen Schrift forderte er vom Interpreten Kenntnisse in Grammatik , Rhetorik , Linguistik sowie umfassendes Wissen uber die Dinge der Natur , uber Zahlen und Musik, nicht aber uber heidnische Mythen und heidnische Mantik oder Astrologie . [10]

Luther schatzte allegorische Deutungen von Bibeltexten nicht und machte sich uber Origenes lustig. Andererseits verwendete er Allegorien in seinen Tischreden und Predigten, da sie zwar dem Zuhorer nicht ?rationale Erkenntnis des historisch geschehenen Mysteriums ermoglichten, aber doch sein Anspiel ( allusio ) und naturliches Ergriffensein“. [11]

Allegorie in der Rhetorik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Rhetorik ist Allegorie ein Fachbegriff. Die sprachliche Form der Allegorie wird in der Rhetorik als rhetorischer Tropus verstanden. Wie alle Tropen erfordert sie einen Gedankensprung vom Gesagten zum Gemeinten. Durch die semantischen Formen similitudo (Vergleich) und contrarium (Gegensatz) ist sie verwandt mit der Metapher , dem exemplum (Beispiel), dem Aenigma (Ratsel), dem proverbium ( Sprichwort ), der Ironie , dem Euphemismus usw. In der Rhetorik kann sie auf vielfaltige Weise angewendet werden, so in Lob- und Preisreden, zum Argumentieren, fur das Belehren, fur Satiren, Witze und dergleichen.

Cicero schrieb in seinem Buch De oratore der Allegorie verschiedene Anwendungsmoglichkeiten zu: Sie diene zur Verdeutlichung des Redegegenstandes bzw. zu dessen Verbergen, der Kurze der Darstellung und der Unterhaltung des Publikums. In seinem bis ins Mittelalter maßgebenden Buch uber die Redekunst De institutione oratoria lieferte Quintilian eine rhetorische Theorie der Allegorie.

Bildliche Allegorie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Da die Allegorie abstrakte Sachverhalte durch Bilder darstellt, [12] ist sie besonders in der bildenden Kunst eine Moglichkeit, Konventionen in Bildern deutlich zu machen, und somit eine Moglichkeit, diese Bilder zu deuten. Sie ist damit auch eine Moglichkeit, abstrakte Sachverhalte anschaulicher und dadurch verstandlicher zu machen.

Antike [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der bildenden Kunst sind allegorische Darstellungen seit der Antike ublich. In der griechischen Antike finden sich Allegorien unter anderem als Marmorreliefs an Altaren und auf Giebelfeldern der Tempelanlagen, oder als umlaufenden Fries ebenda. Bedeutende vielgestaltige Darstellungen allegorischer Szenerien finden sich auch auf den Vasenmalereien in Hellas .

In der romischen Kunst ist die Allegorie eine ubliche Darstellungsform auf Gemmen , Munzen , Sarkophagen oder Triumphbogen . Personifizierungen abstrakter Ideen und Vorstellungen ? wie ?Gluck“, ?Frieden“, ?Eintracht“, ?Jahreszeiten“, ?Geld“ oder bestimmter Stadte oder Staatswesen ? wurden benutzt zur bildlichen Erinnerung an einen bestimmten Menschen auf Sarkophagen, zur Verherrlichung bestimmter historischer Ereignisse auf Triumphbogen oder zur Verbildlichung religioser oder kosmologischer Vorstellungen.

Beruhmt ist das verschollene Bild Die Verleumdung des Malers Apelles mit seinem Aufmarsch allegorischer Figuren wie Gerucht , Neid oder der nackten Wahrheit , das in der Renaissance nach einer Ekphrasis des Lukian von Samosata als Gemalde von Sandro Botticelli mit dem Titel Die Verleumdung des Apelles neu geschaffen wurde, sowie das nur in einer romischen Kopie erhaltene Relief des Kairos , eine Allegorie der gunstigen Gelegenheit , des hellenistischen Bildhauers Lysipp .

Mittelalter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Philosophia et septem artes liberales , Illustration aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (12. Jahrhundert)

Antike allegorische Bildformeln wurden auch in der fruhchristlichen Kunst verwendet und umgedeutet. Von besonderer Wichtigkeit fur die Herstellung allegorischer Bilder in der christlichen Kunst sind Thesen des Isidor von Sevilla zur Verwendung allegorischer Texte, die im Zuge des Bilderstreits auch als Argumente fur das Bild im Kontext christlicher Religion benutzt wurden. Im Laufe des Mittelalters entwickelten sich im Zusammenhang mit der christlichen Dogmatik neue Allegorien, die in unzahligen Varianten in der Malerei, der Skulptur und sogar in der Architektur erscheinen. Typische Beispiele sind die vier Kardinaltugenden , die Sieben Todsunden , die Sieben Freien Kunste , Frau Welt, Ecclesia und Synagoge und Zahlenallegorien.

Eine eigene Auspragung allegorischer Interpretation von Texten, die sich in den Bildkunsten widerspiegelt, ist die Klassifikation , in der jeweils Ereignisse des Alten und des Neuen Testaments als Typus und Antitypus miteinander in Zusammenhang gebracht wurden. Die einzelnen Textstellen der Bibel bzw. ihre bildliche Darstellung konnten verschiedenen Interpretationsmodi unterzogen werden, bei denen der buchstabliche (sensus litteralis) und der geistige (sensus spiritualis) Sinn zu unterscheiden war. Zu beachten war bei diesem die allegorische Bedeutung (sensus allegoricus) , die moralische Bedeutung (sensus tropologicus) und die eschatologische Bedeutung (sensus anagogicus) .

Renaissance und Barock [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Agnolo Bronzino , die Allegorie der Liebe in der National Gallery , London

Neue Impulse bekamen die Allegorien durch das wachsende Interesse humanistischer Gelehrter am Neuplatonismus . Alle Erscheinungen der Welt konnen als Abbilder gottlicher Schonheit gesehen werden. Niederschlag fanden zum Beispiel Ideen neuplatonischer Gelehrter am Hofe der Medici in Florenz in den Bildern Botticellis .

Auch pagane Quellen konnen ?Spiegel gottlicher Schonheit und Weisheit“ sein. Beispielhaft fur die Neubewertung nichtchristlicher Quellen ist das Interesse an agyptischen Hieroglyphen , etwa an der 1419 entdeckten Schrift uber Hieroglyphen des Horapollon . 1499 erschien der allegorische Roman Hypnerotomachia Poliphili des Francesco Colonna , mit dem das Spiel der Kunstler und Dichter von Renaissance und Barock mit der Emblematik eroffnet wurde. Andrea Alciatos Emblematum liber von 1531 erlebte viele Auflagen und diente in der Folge den Kunstlern wie die Iconologia des Cesare Ripa , 1593, als allgemein anerkannte und viel benutztes Buch fur allegorische Darstellungen. Zu den aus dem Mittelalter bekannten Allegorisierungen traten neue, wie z. B. die des Herkules als Verkorperung des tugendhaften Menschen bzw. des vollkommenen Herrschers.

Die Tendenz zum Dunklen und Unverstandlichen in Allegorien, die schon Cicero bemerkt hatte, nimmt in der Renaissance zu, beispielhaft zu erkennen in den Bildern fur Isabella d’Estes studiolo , und zeigt sich in schwer zu deutenden Bildern des Manierismus, wie der Allegorie der Liebe des Bronzino .

Eine Blute erlebte die allegorische Malerei im Zuge der Gegenreformation in der Ausmalung katholischer Kirchen und gleichzeitig in der Ausgestaltung barocker Schloss- und Parkanlagen.

Romantik und Klassizismus bis zur Gegenwart [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Delacroix: Die Freiheit fuhrt das Volk , 1830

In der folgenden Zeit ließ die Lust an der Allegorie bei Kunstlern und Auftraggebern nach. Der Allegorie wurden vermehrt trockene und gefuhlsarme Gedankenkonstruktionen nachgesagt. Kunsttheoretiker des 18. Jahrhunderts wie Gotthold Ephraim Lessing , Moses Mendelssohn und spater auch Edgar Allan Poe stellten den Sinn allegorischer Darstellungen in Frage, wahrend Johann Joachim Winckelmann , Johann Wolfgang Goethe und vor allem Nathaniel Hawthorne  ? einer der bekanntesten Allegoriker der Weltliteratur ? der Allegorie positiver gegenuberstanden. Trotzdem gab es nach wie vor allegorische Gemalde wie die Allegorie der Freiheit von Eugene Delacroix oder die Tageszeitenbilder von Philipp Otto Runge . Wahrend der Wilhelminischen Zeit spielten allegorische Skulpturen eine bedeutende Rolle bei der Dekoration von reprasentativen Bauten oder Denkmalern wie beispielsweise dem Deutschen Reichstag oder dem Niederwalddenkmal bei Bingen am Rhein .

Auch Kunstler des 20. Jahrhunderts, wie z. B. Max Beckmann , arbeiten gelegentlich mit allegorischen Darstellungen.

Beispiele [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Triumph der Medici in den Wolken des Olymp , Fresken in der Galerie des Palazzo Medici Riccardi in Florenz , Luca Giordano , 1684?1686

Beispiel (sprachliche Allegorie) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zitat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

?Die Allegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, doch so, dass der Begriff im Bilde immer noch begrenzt und vollstandig zu halten und zu haben und an denselben auszusprechen ist.
Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, dass die Idee im Bild immer unendlich bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe.“

? Goethe : Maximen und Reflexionen , Nr. 1112 und 1113

?Allegorien sind im Reiche der Gedanken, was Ruinen im Reiche der Dinge.“

? Walter Benjamin : Ursprung des deutschen Trauerspiels. [13]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Walter Benjamin : Ursprung des deutschen Trauerspiels . Rowohlt, Berlin 1928.
  • Reinhart Hahn: Die Allegorie in der antiken Rhetorik. Dissertation, Tubingen 1967.
  • Cacilia Rentmeister : Berufsverbot fur die Musen. Warum sind so viele Allegorien weiblich? In: Asthetik und Kommunikation , Nr. 25, 1976, S. 92?112. Langfassung in: Frauen und Wissenschaft. Beitrage zur Berliner Sommeruniversitat fur Frauen, Juli 1976 . Berlin 1977, S. 258?297 Cillie Rentmeister Kunstgeschichte Allegorie Sphinx Odipus | Cillie (Cacilia) Rentmeister: Publikationen .
  • Christel Meier : Gemma spiritalis. Methode und Gebrauch der Edelsteinallegorese vom fruhen Christentum bis ins 18. Jahrhundert . Fink, Munchen 1977, S. 29?44, ISBN 3-7705-1251-0 . Volltext: Digi20 .
  • Christel Meier: Zwei Modelle von Allegorie im 12. Jahrhundert: Das allegorische Verfahren Hildegards von Bingen und Alans von Lille. In: Walter Haug (Hrsg.): Formen und Funktionen der Allegorie, Symposion Wolfenbuttel 1978. Stuttgart 1979, S. 70?89.
  • Hennig Brinkmann : Mittelalterliche Hermeneutik. Niemeyer, Tubingen 1980, ISBN 3-484-10365-5 .
  • Wolfgang Harms , Heimo Reinitzer (Hrsg.): Naturkunde und allegorische Naturdeutung. Aspekte der Weltbetrachtung zwischen 13. und 19. Jahrhundert. Bern/Frankfurt am Main 1980 (= Mikrokosmos. Band 7).
  • Rudolf Wittkower : Allegorie und der Wandel der Symbole in Antike und Renaissance . Koln 1984.
  • Heinz Meyer: Zum Verhaltnis von Enzyklopadik und Allegorese im Mittelalter . In: Fruhmittelalterliche Studien . Band 24, 1990, S. 290?313.
  • Heinz J. Drugh: Anders-Rede. Zur Struktur und historischen Systematik des Allegorischen. Freiburg 2000.
  • Gerhard Kurz: Metapher, Allegorie, Symbol . (= Kleine Vandenhoeck-Reihe. Band 4032). Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 6. Aufl. 2009, ISBN 3-525-34032-X (Standardwerk).
  • Meinolf Schumacher : Einfuhrung in die deutsche Literatur des Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010; S. 35?42: ?Gott und die Natur: Hermeneutik der Schrift und der Natur“.
  • Alfred Meurer: Industrie- und Technikallegorien der Kaiserzeit, Ikonographie und Typologie. Verlag und Datenbank fur Geisteswissenschaften (VDG), Weimar 2014, ISBN 978-3-89739-808-5 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Allegorie  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Allegorese  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Allegorie  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Duden .
  2. Tilo Brandes: ?Von den Buchstaben‘. In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon . 2., vollig neu bearbeitete Auflage, Band 1 (‘A solis ortus cardine’ ? Colmarer Dominikanerchronist) . De Gruyter, Berlin/New York 1978, ISBN 3-11-007264-5 , Sp. 1111.
  3. Yohji Akama, Yasuo Kawahara, Hitoshi Furusawa: Constructing Allegory from Relation Algebra and Representation Theorems ( Memento vom 13. Juli 1998 im Internet Archive ). University of Tokyo
  4. Peter J. Freyd, Andre Scedrov: Categories, Allegories (= North-Holland Mathematical Library, Vol. 39). North-Holland, 1990.
  5. Walter Benjamin : Gesammelte Schriften. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, Bd. 1, S. 352.
  6. Jacob Burckardt: Die Allegorie in den Kunsten. (1897) In: Ders.: Kulturgeschichtliche Vortrage. Hrsg. Rudolf Marx, Stuttgart 1959, S. 322 ff., 333 ff.
  7. Meditation ist, mit Mose an den Stein (um Lebenswasser) anklopfen ?Meditari est pulsare cum Mose hanc petram“ (Luther WA 3. Bd. 1885, 21)
  8. Rosario Assunto : Theorie der Literatur bei Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. rororo, Reinbek 1975, S. 158 ff.
  9. Daniel Lanzinger: Ein ?unertragliches philologisches Possenspiel“? Paulinische Schriftverwendung im Kontext antiker Allegorese . Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2016, ISBN 978-3-525-59370-7 .
  10. Augustins allegorische Auslegung des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter findet sich hier: http://www.uni-due.de/Ev-Theologie/courses/course-stuff/allegorese-lk10.htm , abgelesen am 1. Mai 2009.
  11. Historisches Worterbuch der Rhetorik . Band 1, S. 359.
  12. J. Dominik Harjung: Lexikon der Sprachkunst. C. H. Beck, Munchen 2000.
  13. Frankfurt 1963, S. 197.