Szekesfehervar
[
?seːk??f?heːrvaːr
],
anhoren
ⓘ
/
?
(abgekurzt auch
Fehervar
,
deutsch
Stuhlweißenburg
) ist eine
Stadt
in
Ungarn
mit
Komitatsrecht
und der Komitatssitz des
Komitats Fejer
. Sie hat rund 100.000 Einwohner und wird in Ungarn auch ?Stadt der
Konige
“ genannt, da sie im Mittelalter neben
Buda
die Kronungsstadt der
ungarischen Konige
war.
Der ungarische Name Szekesfehervar ist zusammengesetzt aus Szek ?Stuhl“ und Fehervar (?weiße Burg“) und wird in der Alltagssprache haufig verkurzt zu Fehervar. Stuhl bezeichnet den Herrschersitz. Der Name der Stadt in anderen Sprachen wird haufig durch wortliche oder teilweise Ubersetzung des ungarischen Namens gebildet (deutsch
Stuhlweißenburg
,
lateinisch
Alba Regalis
oder
Alba Regia
,
slowakisch
Stoli?ny Belehrad
,
serbisch
-
kyrillisch
Столни Београд
und
Stolni Beograd
,
kroatisch
Stolni Biograd
,
slowenisch
Stolni Belograd
,
tschechisch
Stoli?ny B?lehrad
,
polnisch
Białogrod Stołeczny
oder
Białogrod Krolewski
,
turkisch
?stolni Belgrad
usw.).
Im Gebiet der Stadt finden sich schon seit der Neusteinzeit (5. Jahrtausend v. Chr.) Spuren menschlicher Besiedlung. Graberfelder datieren auch aus der
Awarenzeit
(9. Jahrhundert n. Chr.).
Die Siedlung und spatere Stadt, zwischen
Platten-
und
Velencer See
gelegen, war von jeher ein Knotenpunkt wichtiger Handelswege. In dem Gebiet fuhrten Handelswege durch das Tal des Gebiets
Mor
und das Gebiet um
Veszprem
nach Sudosten auf die
Balkanhalbinsel
, nach Nordosten zu einer Donauuberfahrtstelle (dem heutigen
Budapest
) und am Ufer des Plattensees entlang in Richtung
Italien
.
Szekesfehervar ist auch heute ein Knotenpunkt
Transdanubiens
sowohl fur den Eisenbahn- als auch den Straßenverkehr.
Der Vorlaufer der heutigen Stadt wurde von den Magyaren zur Zeit der
Landnahme
gegrundet. Im Jahre 970 wurde die Stadt von Furst
Geza
zur ersten ungarischen Hauptstadt erhoben. Nach 972 erbauten sie eine winzige Burg aus Stein, innerhalb dieser den Furstenpalast und eine Kirche. Sein Sohn
Stephan I.
(erster Konig von Ungarn, 1083 heiliggesprochen) erhob die Siedlung zur Stadt und zum weltlichen Sitz seines Konigtums, es entwickelte sich die fruhe Stadt mit einer
großen Basilika
(1003?1038). Hier wurden die Schatzkammer, das Landesarchiv und die Hoheitszeichen des Landes aufbewahrt. Die Stadt gehorte zu den zeitweise wechselnden Orten, in die der
ungarische Landtag
einberufen wurde. Bis 1526 wurden 43 ungarische Konige in der koniglichen Basilika gekront und bis 1540 funfzehn von ihnen hier bestattet, darunter auch Stephan I. Geistliches Zentrum des Landes aber war der
Sitz des Erzbischofs zu Gran
(
Esztergom
).
Im 11. Jahrhundert war die Stadt eine wichtige Station bei Wallfahrten ins
Heilige Land
. Im Laufe des Mittelalters entwickelte sie sich immer weiter; auf den sich aus den Sumpfen erhebenden Hugeln entstanden die Vorstadte. Dort siedelten sich Monchsorden, Handwerker und Handler an. 1222 war die Stadt Schauplatz eines Ereignisses von besonderer Bedeutung.
Konig Andreas II.
erließ die sogenannte
Goldene Bulle
, die erste Verfassung des Landes, die die Privilegien aller Adligen und die Pflichten des Konigs ihnen gegenuber bestimmte.
Im Fruhling 1242 wurde die Stadt von den
Mongolen
angegriffen, die in ganz Ungarn eingefallen waren. Die plotzliche Schneeschmelze schutzte die von einem Sumpfgebiet umgebene Stadt vor dem Einfall der mongolischen Reiter, da diese nicht bis zu den Mauern der Stadt vordringen konnten.
Nachdem der
ungarische Landtag
zum ersten Mal 1298 nach
Buda
zusammengerufen worden war, wurde dieses ab 1361 zur ungarischen Hauptstadt. Szekesfehervar bluhte aber zunachst weiter. In den Urkunden aus dem 13. bis 15. Jahrhundert ist eine Reihe von Palastbauten erwahnt. Das Gesicht der Stadt, die im Mittelalter eine Blutezeit erlebte, wurde ab etwa 1490 in zahlreichen Stichen verewigt.
1526 wurde Ungarn durch die Eroberungsbestrebungen des
Osmanischen Reiches
in seiner Existenz bedroht. Bei der
Schlacht bei Mohacs
fielen 20.000 Angehorige des Adels und des Klerus. Auch Konig
Ludwig II.
fand auf dem Schlachtfeld den Tod. 1541 wurde
Buda
von den Osmanen erobert, 1543 fiel auch Szekesfehervar. Mit dem Tode Ludwigs kamen die ungarische Krone und damit die nordlichen und westlichen Restgebiete des Reiches an die
Habsburger
. Hauptstadt des habsburgischen Rest-Ungarn war
Pozsony (Pressburg/Bratislava)
.
Szekesfehervar war nun bis 1688 eine osmanische Grenzfestung, mit Ausnahme des Jahres 1601, als die Stadt vorubergehend zuruckerobert wurde. Der großte Teil der Stadtbevolkerung fluchtete, viele Gebaude wurden zerstort, das stadtische Leben kam weitgehend zum Erliegen. Die osmanische Besatzungsmacht ließ nur wenige Gebaude errichten. Die konigliche Basilika, die von den Osmanen samt den koniglichen Grabern geplundert worden war und danach als Lager fur Schießpulver verwendet wurde, explodierte in den Wirren des Jahres 1601.
1688 wurden die Osmanen endgultig aus Szekesfehervar vertrieben. Ab dem Anfang des 18. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine neue Blute. Zu den ortlichen ungarischen und serbischen Einwohnern kamen deutsche und mahrische Siedler. 1703 erhielt die Stadt den Rang einer
koniglichen Freistadt
zuruck; sie war aber nicht mehr Hauptstadt des Landes. Die
Landtage
fanden bis ins 19. Jahrhundert weiterhin in
Pressburg
statt, wo auch die habsburgischen Konige gekront wurden, die ihren Sitz fur alle ihre Lander in
Wien
hatten. Mitte des 18. Jahrhunderts begannen großere Bautatigkeiten: z. B. das Ordenshaus und die Kirche der
Franziskaner (OFM)
, die kirchlichen Bauten der
Jesuiten
. Offentliche Gebaude, Barockpalaste und Burgerhauser wurden errichtet. Der Entwicklung der Stadt ist auf den Bildern aus den Jahren 1720 bis 1870 gut zu verfolgen. 1777 wurde das katholische
Bistum Stuhlweißenburg
gegrundet.
Nach der Befreiung von der osmanischen Herrschaft waren uberwiegend Zuwanderer aus Suddeutschland in die weitgehend entvolkerte Stadt gezogen. Unter dem Einfluss der Reformbestrebungen Anfang des 19. Jahrhunderts
magyarisierten
die Burger sich allmahlich. Am 15. Marz 1848 schlossen sich die Burgerschaft und die Jugend der
Revolution
an. Nach der Niederschlagung der Revolution und des darauffolgenden Freiheitskrieges wurde Szekesfehervar im Schatten des mittlerweile stark wachsenden Budapest eine kaum industrialisierte Agrarstadt.
Nach dem
Friedensvertrag von Trianon
1920 erlebte die Stadt in der
Zwischenkriegszeit
eine Periode des Aufschwungs.
1922 wurde in Szekesfehervar eine
Großfunkstelle
errichtet, die uber zwei je 152 Meter hohe abgespannte Stahlfachwerkmaste verfugte und den Lang- und Kurzwellenfunk diente. Die großen Masten wurden 2009 abgerissen.
Vom 30. November 1944 bis zum 2. Januar 1945 fand die Erste Schlacht um Stuhlweißenburg statt und vom 7./8.(?) Januar bis zum 24. Februar 1945 die zweite.
[2]
Die 1945 noch 35.000 Einwohner zahlende Stadt wuchs bis zum Ende der 1970er Jahre auf 100.000 an. Es entstanden neue Wohnsiedlungen; aber die Innenstadt bewahrte ihren
Barock
charakter, und die Gebaude blieben als Kunstdenkmaler erhalten. Die bedeutendsten Barockbauten sind der Dom (
Kathedrale St. Stephan
), das bischofliche Palais und das Rathaus. Ein bekanntes neueres Bauwerk am Rande der Stadt ist die ?Bory-Burg“ (
Bory-var
), ein vom Kunstler
Jen? Bory
(1879?1959) in jahrzehntelanger Arbeit errichtetes siebenturmiges Privatschloss, das heute als Museum fungiert.
Am 18. August 1951 ereignete sich bei Szekesfehervar ein schwerer
Eisenbahnunfall
, bei dem mehr als 150 Menschen starben.
Bei einer Flugshow am 10. September 2023 sturzte ein Flugzeug des Typs
Trojan T-28
ab. Beide Insassen, der pilotierende Vater (67) und sein Sohn, starben, am Boden wurden drei Personen verletzt.
[3]
Im Laufe der archaologischen Forschungen der vergangenen Jahrzehnte wurden die mittelalterlichen Uberreste freigelegt, die fortdauernd restauriert und ausgestellt werden. Im ?Ruinengarten“ finden sich unter anderem die Reste der romanischen Basilika und des Mausoleums von Konig Stephan I. aus dem 11. Jahrhundert und die Reste der spatgotischen Annakapelle aus der Zeit um 1470. Sehenswert ist die
Kathedrale von Szekesfehervar
, welche die 1601 zerstorte
Basilika von Szekesfehervar
ersetzte.
Szekesfehervar listet folgende funfzehn
Partnerstadte
auf:
[4]
Stadt
|
Land
|
seit
|
Alba Iulia
|
Rumanien
Transilvania, Rumanien
|
1990
|
Banska ?tiavnica
|
Slowakei
Slowakei
|
2008
|
Birmingham
|
Vereinigte Staaten
Alabama, Vereinigte Staaten
|
1997
|
Blagoewgrad
|
Bulgarien
Bulgarien
|
1978
|
Bratislava
|
Slowakei
Slowakei
|
1985
[5]
|
Changchun
|
China Volksrepublik
Jilin, Volksrepublik China
|
2010
|
Cento
|
Italien
Emilia-Romagna, Italien
|
1998
|
Chorley
|
Vereinigtes Konigreich
England, Vereinigtes Konigreich
|
1992
|
Erdenet
|
Mongolei
Orchon, Mongolei
|
2008
[6]
|
?zmit
|
Turkei
Kocaeli, Turkei
|
2008
|
Kemi
|
Finnland
Lappi, Finnland
|
1957
|
Luhansk
|
Ukraine
Ukraine
|
1978
|
Luxor
|
Agypten
al-Uqsur, Agypten
|
[7]
|
Miercurea Ciuc
|
Rumanien
Transilvania, Rumanien
|
2011
|
Opole
|
Polen
Polen
|
1958
|
Schwabisch Gmund
|
Deutschland
Baden-Wurttemberg, Deutschland
|
1991
|
Weißenburg
|
Deutschland
Bayern, Deutschland
|
1972
|
Zadar
|
Kroatien
Kroatien
|
1997
|
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzte sich die aggressive
Industrialisierung
fort. Unter anderem wurden ein
Aluminium
walzwerk
und eine
Motorrad
fabrik errichtet. Der Computerhersteller
IBM
grundete hier ein
Festplatten
werk, welches gegen Ende 2002 stillgelegt wurde. Auf dem Areal ist heute
Denso
, ein Automobilzulieferer, ansassig.
Szekesfehervar ist ein wichtiger Verkehrsknoten.
Der
Bahnhof Szekesfehervar
ist ein wichtiger ungarischer
Eisenbahnknoten
an der internationalen
Bahnstrecke Pragersko?Budapest
und der hier beginnenden Strecken nach
Komarom
,
Celldomolk
,
Pusztaszabolcs
und ehemals
Bicske
. Im Fernverkehr bestehen
InterCity
-Verbindungen nach Budapest,
Zagreb
,
Szombathely
und
Keszthely
.
Die
Autobahn M7
(von Budapest nach
Letenye
an der sudwestlichen Staatsgrenze mit Fortsetzungen in Kroatien und Slowenien) beruhrt Szekesfehervar, ebenso die parallel dazu verlaufende
Hauptstraße 7
. Weiters ist die Stadt Ausgangspunkt der Hauptstraßen
8
nach
Szentgotthard
mit Fortsetzung in Osterreich,
81
nach
Gy?r
, 811 nach
Felcsut
,
62
nach
Dunaujvaros
und
63
nach
Szekszard
.
Etwa 9 km sudostlich befindet sich der
Flugplatz Borgond
.
- Miklos Ybl
(1814?1891), Architekt
- Ignaz Goldziher
(1850?1921), Orientalist
- Gaszton Gaal
(1868?1932), Großgrundbesitzer, Politiker und Ornithologe
- Hugo Heller
(1870?1923), Buchhandler, Journalist, Verleger und Inhaber einer Konzertdirektion
- Jen? Bory
(1879?1959), Bildhauer, Architekt und Hochschullehrer; Errichter der
Bory-var
- Cornelius Lanczos
(1893?1974), Physiker
- Anna Rothziegel
(1894?1979), Kunsthandwerkerin und Textilkunstlerin
- Jozsef Szendi
(1921?2017), Alterzbischof von Veszprem
- Istvan Deak
(1926?2023), Historiker
- Tamas Deak
(1928?2024), Komponist, Trompeter und Leiter einer eigenen Big Band
- Jozsef Acs
(1931?2023), Bildhauer und Medailleur
- Martha Eibl
(1931?2023), Medizinerin
- Denis Farkasfalvy
(1936?2020), Zisterzienserabt, Autor und Ubersetzer
- Bela Weissbach
(* 1944), Jazz- und Unterhaltungsmusiker
- Lajos Ku
(* 1948), Fußballspieler
- Lajos Racz
(* 1952), Ringer
- Lajos Odor
(* 1963), Ruderer
- Viktor Orban
(* 1963), Politiker
- L?rinc Meszaros
(* 1966), Bau- und Medienunternehmer
- Viktor Horvath
(* 1978), Moderner Funfkampfer, Welt- und Europameister
- Lazlo Nagy
(* 1981), Handballspieler
- Gabriella Sz?cs
(* 1988), Wasserballspielerin
- Gabor Borsos
(* 1991), Tennisspieler
- Zsolt Nagy
(* 1993), Fußballspieler
- Bence Venyercsan
(* 1996), Geher
- Bendeguz Bolla
(* 1999), Fußballspieler
- Dominik Szoboszlai
(* 2000), Fußballspieler
- Milan Horvath
(* 2001), Eishockeyspieler
- ↑
Helyi onkormanyzati valasztasok 2019 - Szekesfehervar (Fejer megye).
Nemzeti Valasztasi Iroda, 13. Oktober 2019,
abgerufen am 28. April 2020
(ungarisch).
- ↑
Ernst Rebentisch
:
The Combat History of the
23rd Panzer Division
in World War II
, S. 420?453 (2012).
- ↑
Zwei Tote bei Ungluck wahrend Flugshow in Ungarn
orf.at, 10. September 2023, abgerufen am 10. September 2023.
- ↑
Szekesfehervar Varosportal - Kulkapcsolatok.
Kreisstadt Szekesfehervar, 3. April 2017,
abgerufen am 24. September 2022
(ungarisch).
- ↑
Grundlegende Untersuchung des Siedlungsentwicklungskonzepts und der integrierten Siedlungsentwicklungsstrategie.
Kreisstadt Szekesfehervar, 16. November 2018,
abgerufen am 26. September 2022
(ungarisch).
- ↑
szekesfehervar.hu
(
Memento
vom 15. April 2015 im
Internet Archive
). Die Mongolische Stadt Erdenet ist die neue Partnerstadt von Szekesfehervar.
- ↑
Szekesfehervar Varosportal - Fehervarra latogatott az Egyiptomi Kepvisel?haz f?titkara - Luxor testvervaros lehet.
Kreisstadt Szekesfehervar, 22. September 2022,
abgerufen am 25. September 2022
(ungarisch).
- ↑
Stadtepartnerschaft: Ungarische Ehrenburgerschaft fur OB Richard Arnold.
In:
remszeitung.de
, 22. August 2021, abgerufen am 22. Marz 2023.