Enzo Anselmo Ferrari
(*
18. Februar
(amtlicher Eintrag in das Geburtsregister: 20. Februar
[1]
)
1898
in
Modena
; †
14. August
1988
ebenda) war ein
italienischer
Automobilrennfahrer
, Rennsportmanager und Grunder des Sport- und
Rennwagenherstellers
Ferrari
.
Als Sohn einer norditalienischen Familie wurde Enzo Anselmo Ferrari am 18. Februar 1898 im Bergland der Region
Emilia-Romagna
geboren. Seine Mutter war Bauerin, sein Vater besaß einige
Schlossereibetriebe
in der Umgebung. In verschiedenen
Biografien
abweichende Geburtsdaten sind auf die verspatete Anmeldung seiner Geburt wegen der damaligen Witterungsbedingungen zuruckzufuhren.
[1]
Ferrari war in erster Ehe mit Laura Garello und in zweiter Ehe mit Lina Lardi degli Adelardi verheiratet und hat zwei Sohne,
Alfredo ?Dino“ Ferrari
(1932?1956) und
Piero Ferrari
, der heute Vizeprasident von Ferrari ist und noch einen Anteil von 10 % der Firma besitzt.
Ferrari verließ nach der dritten Klasse die Hauptschule, anschließend arbeitete er in der Schmiede seines Vaters. Auch wollte Ferrari zwischenzeitlich Journalist oder Opernsanger werden. Schon in seiner Jugend interessierte ihn die neu aufkommende Technik der
Verbrennungsmotoren
. So nutzte er den vaterlichen Betrieb, um sein technisches Wissen zu erweitern, anfangs mit Motorreparaturen und spater mit ersten Motoren in Eigenbau. Spater ließ sich Ferrari deshalb gerne mit dem Titel ?Ingegnere“ anreden, obwohl er dazu nie eine formale Ausbildung erhalten hatte.
[2]
Wegen seiner Tatigkeit als Kraftfahrzeugschlosser zog es ihn zum aufkommenden Automobilrennsport. Eine entsprechende Bewerbung als
Werksfahrer
bei dem Automobilhersteller
Fiat
in
Turin
war aber nicht erfolgreich. Ersparnisse und private Forderer ermoglichten Ferrari im Jahr 1919 den Aufbau eines eigenen Fahrzeugs, mit dem er fortan an Rennen der Region teilnahm und die Offentlichkeit auf sich aufmerksam machte. Sein ungewohnlich fruh erworbenes Wissen uber leistungssteigernde Verbesserungen an Verbrennungsmotoren, gepaart mit seiner Fahigkeit, diese als Fahrer optimal zu nutzen, brachten ihm schon in den ersten Monaten seiner Rennfahrerkarriere mehrere Siege ein. Sein in der Branche erworbenes Ansehen mundete in der Anstellung als Betriebstestfahrer bei der Firma
Costruzioni Meccaniche Nazionali
(CMN).
Ferraris Erfolge steigerten das Renommee von CMN, sodass er bereits nach kurzer Zeit zum ersten Werksfahrer aufstieg. Seine Popularitat konnte er durch vordere Platzierungen in verschiedenen
Bergrennen
festigen. Ausschlaggebend fur seinen Wechsel zum renommierten Rennstall
Alfa Romeo
war der vierte Platz bei
Bergrennen Parma?Poggio di Berceto
, das damals uberregionale Bedeutung hatte. Im Jahr 1920 wurde Enzo Ferrari Chefwerksfahrer der Alfa-Crew, nachdem er bei der
Targa Florio
den zweiten Platz gewann. In den 47 Rennen, an denen Enzo Ferrari als Fahrer teilnahm, holte er uber ein Dutzend Siege fur Alfa Romeo und war damit einer von Italiens erfolgreichsten Rennfahrern.
1929 grundete Ferrari seinen eigenen Rennstall, die
Scuderia Ferrari
mit Sitz in Modena; gefahren wurde weiterhin mit Fahrzeugen von Alfa Romeo. Nachdem Ferrari seine aktive Laufbahn beendet hatte, wurde er stellvertretender Leiter des Alfa-Romeo-Teams. Diese Zusammenarbeit endete 1939 mit der Auflage, dass Enzo Ferrari vier Jahre lang keinen Rennsport mehr betreiben durfe. Nachdem seine Werkstatt 1943 von alliierten Bombern fast vollstandig zerstort worden war, zog der Rennstall von Modena nach
Maranello
um. 1946 konstruierte die nunmehr unabhangige
Scuderia Ferrari
erstmals einen eigenen Rennwagen, mit dem im folgenden Jahr der erste Sieg gelang.
Die heutige
Formel-1
-Weltmeisterschaft startete am 13. Mai 1950 mit dem
Großen Preis von Großbritannien
in
Silverstone
. Seit dem zweiten Rennen, am 21. Mai 1950 in
Monaco
, nahm Ferrari als einziger Wagen- und Motorenhersteller ununterbrochen in jeder Saison mit einem eigenen Rennteam teil ? jedoch nicht an jedem einzelnen Rennen, wie oft falschlich zu lesen ist. So verhinderte ein Pilotenstreik die Teilnahme am
Großen Preis von Großbritannien am 18. Juli 1959
. In den 1960er Jahren wurden aus Kostengrunden einige Uberseerennen ausgelassen und schließlich stellte Ferrari zur Mitte der
Saison 1973
die Teilnahme an den Grand-Prix-Rennen wegen andauernder Erfolglosigkeit vorubergehend ein. Wegen der kurz zuvor erfolgten Rucknahme der Disqualifikation von
James Hunt
auf
McLaren
beim
Großen Preis von Spanien
sagte die Scuderia Ferrari zudem auch die Teilnahme am
Großen Preis von Osterreich 1976
ab. Die Scuderia Ferrari ist mit 15 Fahrer- und 16 Konstrukteursweltmeisterschaften das erfolgreichste Formel-1-Team der Geschichte. Der Brite
Nigel Mansell
gilt als der letzte Formel-1-Pilot, den Enzo Ferrari personlich verpflichtete.
Seit 1946/47 stellt sein Unternehmen auch hochleistungsfahige Straßenwagen her.
Unter der Marke
Dino
wurden hauptsachlich Straßenfahrzeuge mit V6-Motoren gebaut (Dino 206 GT und GTS, Dino 246 GT und GTS sowie Dino 208 GT4 und 308 GT4 in drei verschiedenen Karosseriespezifikationen). Dino war der Spitzname von Enzo Ferraris erstgeborenem Sohn
Alfredo Ferrari
. Er starb am 30. Juni 1956 an
Muskeldystrophie
. Ein Rennwagen wurde spater nach ihm benannt. Die Typenbezeichnung lebte Mitte der 1960er Jahre wieder auf, als die ersten Sechszylinder-Sportwagen von Ferrari wegen der Sportgesetze in Zusammenarbeit mit Fiat entstanden. Zur
Homologation
des Triebwerks fur die
Formel 2
mussten 2000 Motoren in Serienfahrzeugen eingebaut werden und diese Stuckzahl konnte Ferrari ohne Partner nicht erreichen. So ergab es sich, dass dieser Motor im Dino von Ferrari und im
Fiat Dino
eingesetzt wurde. Auch im
Lancia Stratos
wurde das Aggregat eingesetzt.
Enzo Ferrari, der wegen seines herrischen Stils
il Drago
(der Drache) genannt wurde, leitete die Firma bis zu seinem Tod. Den Beinamen
Il
Commendatore
erhielt er nach der gleichnamigen Klasse des
Ordens der Krone von Italien
, welcher ihm 1927 verliehen wurde.
Nach Enzo Ferrari wurde im Jahr 2002 ein
Supersportwagen
aus dem Hause Ferrari benannt, der
Ferrari Enzo
, der Nachfolger des
F40
(1987) und
F50
(1995). Die Produktion wurde auf nur 400 Fahrzeuge limitiert und an ausgewahlte Kunden verkauft. Der 400. und letzte
Enzo
wurde in einer Benefizauktion zugunsten der Opfer des
Seebebens im Indischen Ozean vom 26. Dezember 2004
versteigert.
Enzo Ferrari starb im August 1988 mit 90 Jahren und fand auf dem
Cimitero di San Cataldo
in seiner Heimatstadt Modena seine letzte Ruhestatte.
[3]
Ein am 28. Juli 1986 entdeckter Asteroid erhielt zu Ehren Enzo Ferraris 1990 den Namen
(4122) Ferrari
.
[4]
- Enzo Ferrari:
Meine Memoiren.
(italienisch:
Le mio gioie terribili
). Aus dem Italienischen von Annemarie Innerebner. 3. Auflage. Verlag Moderne Industrie, Munchen 1967, DNB 456609121.
[6]
- Richard Williams
Enzo Ferrari: A Life
, Vintage 2002,
ISBN 0-224-05986-6
.
- Luca Dal Monte,
Enzo Ferrari. Power, Politics and the Making of an Automotive Empire
, David Bull Publishing, 2018.
- Peter Vann:
Enzo Ferrari ? seine 32 schonsten Automobile
. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2022,
ISBN 978-3-613-04477-7
.
- ↑
a
b
Enzo Ferrari:
Meine Memoiren
. 3. Auflage. Verlag Moderne Industrie, Munchen 1967, Einleitung.
- ↑
Sylvie Lauduique-Hamez:
Les Incroyables du sport automobile.
Calmann-Levy
, 2007,
ISBN 978-2-7021-4614-9
(
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Klaus Nerger:
Das Grab von Enzo Ferrari.
In:
knerger.de.
Abgerufen am 14. Juli 2018
.
- ↑
Minor Planet Circ. 16043
- ↑
Enzo Ferrari ? Eine Geschichte von Leidenschaft und Tod.
In:
Fernsehserien.de.
Abgerufen am 14. Dezember 2022
.
- ↑
Laut Verlag wurde das Werk im Vergleich zu den vorherigen Auflagen um Kapitel 7 zwei Jahre spater erweitert und enthalt Details zum gescheiterten Zusammenschluss mit Ford.