Totenkopf (Symbol)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Schadel mit gekreuzten Knochen ist das traditionelle Piktogramm fur Gift .

Der Totenkopf (?), auch Totenschadel , ist ein in der abendlandischen Kultur ubliches figurliches, grafisches bzw. skulpturelles Symbol , das aus der Darstellung eines menschlichen Kopfskeletts ( Schadel ) meist frontal, seltener im Profil mit oder ohne Unterkiefer besteht. Zum Teil konnen der Darstellung des Kopfskeletts noch weitere menschliche Skelettteile hinzugefugt werden; besonders haufig sind zwei gekreuzte Oberschenkelknochen, die unter oder hinter dem Schadel dargestellt werden.

Der Totenkopf dient im Allgemeinen der Symbolisierung oder gar Androhung von physischer Lebensgefahr und Tod, der Verganglichkeit menschlichen Lebens im Vergleich zur unsterblichen Seele sowie der gesamten physikalischen Welt im Vergleich zu geistlichen Werten, die durch die Religion verkorpert werden.

Christentum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Darstellungen menschlicher Skelettteile wurden bei christlichen Grabskulpturen zur Symbolisierung der Verganglichkeit menschlichen Lebens sowie der irdischen Werke und Guter eingesetzt (siehe auch Vanitas-Symbole ). Oftmals wurden dabei weitere Symbole von Verwesung und Untergang hinzugefugt, wie die Darstellung von Schlangen oder Insekten (siehe auch: Todessymbolik , Memento mori ).

Heraldik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wappen des Corps Suevo-Borussia, gegrundet an der Berliner militararztlichen Hochschule

Totenkopfe finden sich als sog. Gemeine Figuren in diversen Wappenschilden wieder. Zur Zeit des Humanismus und des Pietismus traten Totenschadel mitunter an die Stelle des Wappenhelmes. Meist beinhaltete ein Wappen dann auch weitere Verganglichkeitssymbole. Einige Studentenverbindungen , die an medizinischen Hochschulen gegrundet wurden, tragen auch heute noch einen Totenkopf in ihrem Studentenwappen .

Medizin und Naturwissenschaften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Totenkopf galt in der Fruhen Neuzeit oftmals als Zeichen der medizinischen Fakultat einer Universitat . Auch symbolisierte ein Totenkopf auf dem Schreibtisch oder einem anderen Ort im Arbeitszimmer den Mediziner, aber auch den Magier oder Okkultisten. In der modernen Chemie und Pharmazie wird eine Totenkopfdarstellung als genau definiertes Gefahrenpiktogramm fur giftige Stoffe eingesetzt.

Seerauberei [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Flaggen mit Totenkopfen ( Jolly Roger ), einem Skelett oder Skelettteilen bildeten seit der Fruhen Neuzeit das Erkennungszeichen mancher auf eigene Rechnung handelnder Seerauber oder der in staatlichem Auftrag tatigen Freibeuter .

Militar [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In Europa kam im 18. Jahrhundert bei einigen Heereseinheiten die Sitte auf, ein Totenkopfmotiv an der Kopfbedeckung zu tragen. Nach dem Leitspruch ?Pardon wird nicht gegeben und nicht angenommen“ betonte das Emblem den unbedingten Willen zum Sieg, unter dem Einsatz des eigenen Lebens. In der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts erlebte der Totenschadel als militarisches Abzeichen weltweit einen Boom . Als Metall- oder Stoffemblem fand er sich wieder auf Fahnen, an Kopfbedeckungen und Uniformrocken (an Armeln oder auf Schulterklappen). Er diente zur Bemalung von Flugzeugen, Panzern und Fahrzeugen, und zierte Orden, Medaillen oder sonstige Plaketten . Eine erste Hochzeit erlebte das Totenkopfsymbol in Russland, wahrend des Ersten Weltkriegs und des Russischen Burgerkriegs , als es sowohl zaristische Elite-Truppen als auch weiße und rote Verbande verwendeten. Seit den 1920er Jahren mutierte der Totenkopf mehr und mehr zum Erkennungszeichen irregularer, politisch rechts stehender Verbande, wie den Freikorps , der SS oder den italienischen Schwarzhemden .

Schlacht bei Fleurus (1794) . Links ein Hussard de la Mort , (falschlich?) mit Totenkopf-Kappe

1740 beauftragte Friedrich II Oberst von Massow fur das 5. Regiment Flugelmutzen nach einem Modell anzufertigen, das von einem osterreichischen Panduren stammte. Der zu Rate gezogene Berliner Hutmacher war neugierig genug, den langen Flugel abzuwickeln und entdeckte dort auf dem Korpus einen aufgemalten Totenkopf, der bis dahin versteckt war. Als man dies Friedrich mitteilte beschloss er dieses Emblem offen zu ubernehmen, fur alle Welt sichtbar. Die ersten bekannten militarischen Einheiten, die offen ein Totenkopfmotiv verwendeten, waren die preußischen Husarenregimenter 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 und 2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2 , die beide am 9. August 1741 aufgestellt wurden. Diese beiden Einheiten fuhrten einen Schadel mit gekreuzten Knochen als Mutzenabzeichen. 1758 wurden Bellingschen Husaren zuerst als Bataillon aufgestellt und 1761 zum Regiment erweitert. Diese erregten mit einer Kappe Aufmerksamkeit, deren Stoffflugel ein vollstandiges, sensenbewehrtes Skelett zeigte, das auf dem Schriftzug ? Vincere, aut mori “ hockte; entsprechend erhielt das Regiment den Spitznamen ? Der ganze Tod “. In einer zweiten Version lag das Skelett uber dem Schriftzug mit einer Sanduhr vor sich. [2] Auch das 1759 aufgestellte 18th (spater 17th) Regiment of (Light) Dragoons verwendete ein Totenkopfmotiv. Ihren Helm zierte ein Totenkopf oberhalb des Schriftbandes ? or Glory “, im Sinne des Mottos ?Tod oder Ruhm“; das Emblem hat sich, kaum verandert, bis heute (2021) bei dem Nachfolge-Regiment Royal Lancers erhalten. Um 1792/93 existierte in Frankreich, zu Beginn der Revolutionskriege , fur wenige Monate eine Schwadron schwarz uniformierter Hussards de la Mort (Husaren des Todes). Sie fuhrten den Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf den Oberarmeln von Dolman und Pelisse ; ob auch an der Flugelkappe, ist strittig. In den Freiheitskriegen avancierte der Totenkopf zum Korpsabzeichen der meisten in der Schwarzen Schar vereinigten braunschweigischen Exil-Truppen. Zwischenzeitlich nur dem Leib-Bataillon gewahrt, schmuckte der Totenkopf seit 1883 erneut die Kopfbedeckungen der Braunschweigischen Husaren (Nr. 17) und seit 1912 die Kopfbedeckungen der ubrigen Bataillone des Braunschweigischen Infanterieregiments (Nr. 92) . Der preußische und der braunschweigische Totenkopf schienen nur auf den ersten Blick einander ahnlich: Beide lagen uber einem Paar gekreuzter Oberschenkelknochen, besaßen eine geschlossene Zahnreihen, doch fehlte ihnen der Unterkiefer. Trotzdem unterschieden sich beide Versionen erheblich: Der Braunschweiger Totenschadel zeigte eine Frontalansicht, der preußische Totenkopf blickte nach heraldisch rechts , war also im Halbprofil abgebildet. Der Braunschweiger Schadel war langlich-oval, der preußische war rundlich. Wahrend der braunschweigische Totenkopf im Winkel oberhalb des Schnittpunktes des Knochenpaares thronte, lagerte der preußische Schadel auf den Knochen und verdeckte sie großteils. Gleichwohl wurden samtliche mit einem Skelettkopf geschmuckten Husarenregimenter im Volksmund unterschiedslos als Totenkopfhusaren bezeichnet.

Seit 1916, also nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs , durften auch die Offiziere und Mannschaften des Garde-Reserve-Pionier-Regiments , in dessen Eigenschaft als ?Flammenwerferregiment“, einen Totenkopf auf dem linken Unterarmel tragen. Der Flammenwerfer-Trupp des Sturmbataillons Nr. 5 besaß seit 1916 einen aufgemalten Totenkopf nach Braunschweiger Muster auf dem Stoffuberzug des Lederhelms ( Pickelhaube ). Totenkopfbemalungen dienten zudem als irregularer, doch geduldeter Schmuck einzelner deutscher Flugzeuge und Panzer ( A7V ). Die Frontalansicht eines vollstandigen Totenschadels, uber zwei gekreuzten Stielhandgranaten , war das Kappenabzeichen der k.u.k. Sturmtruppen. Ein Totenschadel war Bestandteil des 1921 gestifteten Kampfwagen-Erinnerungsabzeichens .

Nach Kriegsende nutzten verschiedene Freikorps das Totenkopfmotiv, sei es als Bemalung von Helmen oder Fahrzeugen, sei es als Metall- oder Stoffemblem an Mutze bzw. Uniformrock (bspw. Freikorps Schwarze Jager ). Seit 1923 trugen die Angehorigen der SS einen Totenkopf auf dem Besatzstreifen der Kappe bzw. Schirmmutze, unterhalb des (nach der sog. Machtergreifung ) angebrachten Hoheitsadlers; zusatzlich fuhrten ihn, auf dem rechten Kragenspiegel, die von den SS-Totenkopfverbanden gestellten KZ-Wachmannschaften sowie die spater aus ihnen gebildete SS-Division Totenkopf der Waffen-SS . Die SS-Totenkopfvariante von 1923 war mit dem alt-preußischen Abzeichen, das bis 1918 an den Stoffmutzen der Leibhusaren gefuhrt wurde, nahezu identisch. Die 1934 stattdessen eingefuhrte Version zeigte einen langeren Schadel und besaß einen Unterkiefer.

Das in der Wehrmacht verwendete Totenkopfemblem war ebenfalls eine Kopie des alt-preußischen Halbprofil-Mutzenabzeichens. Es kam im November 1934 auf, mit der Einfuhrung des schwarzen Feldanzugs der neu aufgestellten Panzertruppe . Auf beiden Kragenpatten als Weißmetallabzeichen gefuhrt, blieb er der Panzerwaffe vorbehalten und, bis Anfang 1943 (sowie vorschriftswidrig daruber hinaus), der Sturmartillerie . Vorschriftswidrig, doch verbreitet, war die Rotunterlegung der Augen- und Nasenoffnungen. [3] Einige Heerestruppenteile, die die Tradition der 1918 untergegangenen Regimenter fortfuhrten, ubernahmen den Totenkopf als sog. Erinnerungsabzeichen . Das Abzeichen wurde an der Mutze, oberhalb des Besatzstreifens, zwischen Hoheitsadler und Kokarde getragen. In Erinnerung an die Leibhusaren Nr. 1 und Nr. 2 fuhrten Teile des Reiterregiments 5 (spater Kavallerieregiment 5) den preußischen Totenkopf. Den Braunschweiger Totenkopf fuhrten u. a. die II. Abteilung des Reiterregiments 13 sowie Teile des Infanterieregiments 17, in Erinnerung an die Braunschweiger Husaren Nr. 17 bzw. das Braunschweiger Infanterieregiment Nr. 92. Eine Verfugung von Anfang 1939 verordnete zwar den Ersatz des Braunschweiger Totenkopfs durch den preußischen, wurde aber allgemein ignoriert.

Abzeichen des 1939 aufgestellten Kampfgeschwaders 54 der Luftwaffe war ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Dieser wurde auf den Flugzeugen, unterhalb der Pilotenkanzel, aufgemalt. Entsprechend lautete der Spitzname ?Totenkopf-Geschwader“.

Die Totenkopf-Tradition fuhrte mindestens ein Verband der Bundeswehr inoffiziell fort. Das Panzeraufklarungsbataillon 1 , das von 1959 bis zur Auflosung 1994 in Braunschweig stationiert war, besaß bis 1980 als Verbandswappen eine schwarze Husaren-Sabeltasche mit dem Braunschweiger Totenkopf. Das Abzeichen wurde von einigen Vorgesetzten als nicht mehr zeitgemaß empfunden und durch eine hellblaue Sabeltasche mit goldgelben Luchskopf ersetzt (blau-gelb war einst die Schnurscharpe der ?Totenkopf-Husaren“ der Braunschweiger Schwarzen Schar).

Noch heute verwenden, vorwiegend in angelsachsischen Landern, unterschiedliche militarische Einheiten die Totenkopfsymbolik bzw. den Jolly Roger ( siehe auch: Gebrauch des Jolly Roger in modernen Marinen ).

Gegenwartskultur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Meeresschutzorganisationen Sea Shepherd Conservation Society fuhrt seit den 1970er Jahren den Jolly Roger ? mit Dreizack und Hirtenstab anstelle der Knochen sowie einem Delfin und einem Wal auf der Stirn des Schadels ? als Gosch auf ihren Schiffen. Ihre internationale Schwesterorganisation Sea Shepherd Global sowie alle ihre Landesorganisationen fuhren dasselbe Symbol. [4]

In einigen Bereichen der modernen Jugendkultur signalisieren Todessymbole, wie der Totenkopf, Protest gegen herrschende Gesellschaftsnormen. Die Gothic -Kultur nutzt das Totenkopfmotiv vor allem als modisches Element, aber auch zur Provokation.

Davon abweichend, erregte 2008 Cora Schumacher mediales Aufsehen, als sie zum Munchner Oktoberfestes mit einem totenkopfverzierten Dirndl erschien. [5]

Datenverarbeitung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Unicode -Standard ist ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen (Giftsymbol) als Zeichen U+2620 (?) vorhanden, seit Version 6.0 ein weiteres Schadelsymbol als Zeichen U+1F480 (💀), und seit Version 7.0 ein schwarzer Schadel mit gekreuzten Knochen als Zeichen U+1F571 (🕱).

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Totenkopf  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. New Symbol Launched to Warn Public About Radiation Dangers
  2. Liliane und Fred Funcken: Historische Uniformen 18. Jahrhundert - Franzosische, britische und preußische Kavallerie und Artillerie. Infanterie, Kavallerie und Artillerie der ubrigen europaischen Lander. Mosaik Verlag , Munchen 1987, ISBN 3-570-11865-7 .
  3. Wolfgang Schmid: Der Totenkopf der Husaren ? eine umstrittene Tradition. 3. Juli 2017.
  4. Flagge Jolly Roger (groß). Abgerufen am 25. November 2020 .
  5. Wiesn-Debatte. Cora Schumacher und das todgeweihte Dirndl
  6. commons:Category:Markttische (Cloister of Basel Munster) : ?Das Kunstwerk ?Markttische'“ steht seit Dezember 2010 im Kreuzgang des Basler Munsters . Es ist ein Werk von Bettina Eichin , entstanden um 1986. Es besteht aus zwei Skulpturen-Gruppen: Die eine stellt einen mit Gemuse beladenen Markttisch dar, die zweite einen leeren Markttisch in dessen Tischplatte das Gedicht ?Die Verganglichkeit“ von Johann Peter Hebel aus dem Jahr 1803 eingraviert ist. Die darunter befindliche Angabe ?Z.B., 1. NOV. 1986, 00.19H“, bezieht sich auf den Grossbrand in der Schweizerhalle , welcher dazu fuhrte, dass das Kunstwerk nicht in wie vorgesehen auf dem Basler Marktplatz aufgestellt wurde.“