Stift Melk

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Stift Melk
Basisdaten
Staat Osterreich
Kirchenprovinz Wien
Diozese Diozese St. Polten
Kongregation Osterreichische Benediktinerkongregation
 
Abt Georg Wilfinger OSB
Prior P. Jakob Deibl OSB
Subprior P. Felix Futterer OSB
 
Grundung 1089
Patrozinium Hl. Koloman (Kloster)

Hll. Petrus und Paulus (Kirche)

Inkorporierte Pfarren 23 (1. Oktober 2021)
Ordenspriester 19 (1. Oktober 2021)
Diakone. 2 (1. Oktober 2021)
Ordensbruder 5 (1. Oktober 2021)
 
Ritus Romischer Ritus
Liturgiesprache Deutsch, Latein
Abteikirche Stiftskirche Melk
Anschrift Abtei Melk

Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, 3390 Melk

Website www.stiftmelk.at
Stift Melk
Sudansicht des Stifts
Impressionen vom Stift Melk (Video 2008)

Das Stift Melk , offiziell Abtei Melk ( lateinisch Abbatia SS. App. Petri et Pauli apud Melk ), ist eine Abtei der Benediktiner im Bundesland Niederosterreich in der Stadt Melk am rechten Ufer der Donau . Der heutige Barockbau wurde in den Jahren 1702?1746 von Jakob Prandtauer errichtet. Als Wahrzeichen der Wachau gehort es zum UNESCO-Welterbe . Es wurde als ?sinnbildlichstes und dominantestes Barockgebaude“ beschrieben. [1] Weiters beherbergt es das Stiftsgymnasium Melk , die alteste noch bestehende Schule Osterreichs. Abt des Stiftes ist Georg Wilfinger . Die Stiftskirche von Melk tragt ? obschon der Schutzpatron des Stiftes der hl. Koloman ist, und die Kirche auch dessen Grablege ? das Patrozinium St. Petrus und Paulus . Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Melk und der Wachau, und gilt als eine der schonsten Barockkirchen in Osterreich .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anfange [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stift Melk in der Topographia Austriae von Georg Matthaus Vischer (1672)

Auf dem Klosterfelsen befand sich nach Ansicht mehrerer Autoren in der Romerzeit das Kastell Melk , archaologische Nachweise dafur fehlen jedoch. Ab Anfang des 11. Jahrhunderts war Melk ein Machtzentrum der Babenberger in der Mark Ostarrichi (Osterreich). Melk war bevorzugte Grablege der Babenberger und seit dem 13. Oktober 1014 Begrabnisstatte des heiligen Koloman . Handschriften in der Stiftsbibliothek Melk deuten darauf hin, dass schon unter Markgraf Leopold I. eine Gemeinschaft von Priestern eine Art Kollegiatstift am Ort unterhielt.

Durch die Erweiterung der Mark nach Norden und Osten entstanden neue Zentren. Melk sank in seiner Bedeutung, blieb aber Grablege der Babenberger. Im Investiturstreit gewahrte Markgraf Leopold II. dem Passauer Bischof , Altmann von Passau , Asyl. Dieser war aus Passau wegen seiner Papsttreue vertrieben worden. Altmann hatte vermutlich erheblichen Anteil an Leopolds Entscheidung, auf dem Felsen oberhalb der Stadt und der Donau ein Kloster zu errichten. Am 21. Marz 1089 zogen Benediktinermonche des Stiftes Lambach und ihr Abt Sigibold in das neu erbaute Kloster auf dem Berg ein. [2]

Da das Kloster eine markgrafliche Grundung war, erhielt es 1122 eine Exemtion : Es wurde aus der Zustandigkeit des Bistums Passau ausgegliedert und direkt dem Papst unterstellt. Wahrscheinlich erhielt das Kloster vom Markgrafen auch eine Reihe von Besitzungen zugeteilt, um seine wirtschaftliche Existenz zu sichern. Zwei Dokumente aus dem 12. Jahrhundert, der Melker Stiftbrief , datiert auf den 13. Oktober 1113, und das Ernestinum , eine vorgebliche Urkunde des Hauses Babenberg, versuchen, diesen Besitz urkundlich zu legitimieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesen Dokumenten jedoch um Falschungen. [3]

Das Kloster hatte eine eigene Schreibstube. Hier wirkte mit einiger Sicherheit auch der fruhneuhochdeutsche Kleriker und Dichter Heinrich von Melk . Aus der Zeit des Abtes Walther, 1224?1247, ist eine Reihe von Handschriften , zum Teil mit farbigen Buchmalereien , erhalten. Handschriften aus dem Jahr 1160 dokumentieren eine voll ausgepragte Klosterschule mit regem Betrieb.

Am 14. August 1297 jedoch zerstorte ein Brand das Kloster samt Kirche und allen Nebengebauden. Auch die Bibliothek wurde ein Opfer der Flammen. Mit ihr gingen die meisten Schriften und historischen Quellen verloren.

Spatmittelalter und Melker Klosterreform [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Brandkatastrophe brachte das Kloster an den Rand des Ruins. Ulrich II., Abt von 1306 bis 1324, erreichte, dass Kloster und Wohngebaude notdurftig wieder aufgebaut wurden. Trotzdem erholte sich das Kloster im 14. Jahrhundert nicht dauerhaft. Pest , Missernten , das Schisma von 1378 bis 1417 erschutterten die klosterliche Disziplin und die wirtschaftlichen Grundlagen.

Einen Lichtblick brachte die Amtszeit von Herzog Rudolf IV. mit sich. Dieser schenkte 1362 dem Kloster fur eine hoch geschatzte Reliquie , einen vorgeblichen Splitter vom Kreuz Jesu Christi, eine sehr wertvolle Fassung: Das Melker Kreuz . Außerdem baute er das Grab des heiligen Koloman zu einem prunkvollen Hochgrab um. Letzteres fiel allerdings, trotz seiner Beruhmtheit, dem spateren barocken Neubau zum Opfer.

Anfang des 15. Jahrhunderts jedoch war, ahnlich wie viele andere Kloster in jener Zeit, das Stift uberschuldet, die Monche untereinander zerstritten und die Disziplin zerruttet. Auf dem Konzil von Konstanz wurde eine Reform der Benediktinerkloster beschlossen. Ausgangspunkt dieser Reform sollte das Kloster Melk sein. Nikolaus Seyringer , ehemaliger Rektor der Wiener Universitat und nun Monch im Benediktinerkloster Subiaco , wurde als Visitator vom Konzil nach Melk gesandt und 1418 auch Abt des Stifts.

Seyringer setzte durch, dass Melk wieder zu einem Ort strenger Klosterdisziplin wurde. Die Melker Klosterreform wurde zum Ausgangspunkt einer breiten Reformbewegung. Monche aus anderen Klostern kamen nach Melk, um dort die Reform zu studieren. Mitglieder des Melker Konvents wurden als Abte in andere Kloster berufen. So wurde Melk zum Zentrum einer Reform, die Osterreich und fast den gesamten suddeutschen Raum bis in den Schwarzwald hinein umfasste.

In enger Zusammenarbeit mit der Wiener Universitat wurde Melk in der Folgezeit zu einem kulturellen Zentrum. Personlichkeiten der Geistesgeschichte wie Petrus von Rosenheim , Johannes von Speyer , Martin von Senging , Wolfgang von Steyr und Johannes Schlitpacher gingen aus dem Stift hervor. Theologische, monastische und wissenschaftliche Werke entstanden oder wurden in den Schreibstuben kopiert. Zwei Drittel der bis heute uberlieferten Melker Handschriften stammen aus jener Zeit.

In wirtschaftlicher Hinsicht hingegen hatte das Kloster weiterhin mit Schwierigkeiten zu kampfen. Die Hussitenkriege und Auseinandersetzungen zwischen Friedrich III. und dem Adel erschutterten das Land. Die Kloster wurden im Hinblick auf die finanziellen Forderungen der Landesherren in die Streitigkeiten verwickelt. Es gab harte Auseinandersetzungen mit Matthias Corvinus . 1483 musste Abt Augustin von Obernalb zurucktreten und dem von Friedrich III. bevorzugten Abt Wolfgang Schaffenrath weichen.

Zerruttung und Wiederaufstieg im 16. und 17. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts brachten die Turkenkriege weitere große Abgaben mit sich, die die wirtschaftliche Grundlage des Klosters zerrutteten. Besitzungen des Klosters in der Nahe von Wien wurden verwustet und wertlos.

Gleichzeitig wandten sich viele Burger der naheren Umgebung und auch adlige Besitzer benachbarter Burgen der Reformation zu. Die Zahl der Klostereintritte nahm dramatisch ab. 1566 bestand das Klosterpersonal nur noch aus drei Patres , drei Klerikern und zwei Laienbrudern . Das Kloster stand am Rande der vollstandigen Auflosung.

1564 wurde Urban Perntaz als Abt nach Melk berufen und blieb dort Abt bis 1587. Anfangs hatte er harte Konflikte mit den weltlichen Offizialen durchzustehen, die ein Interesse daran hatten, selbst die Herrschaft uber das Kloster auszuuben und Anklagen gegen ihn betrieben. Schließlich wurde er jedoch freigesprochen und erhielt die offizielle romische Bestatigung als Abt. Er leitete einen wirtschaftlichen Neubeginn ein und erreichte, dass wieder viele junge Manner aus Suddeutschland in das Kloster eintraten.

Unter seinen Nachfolgern Kaspar Hofmann (1587?1623) und Reiner von Landau (1623?1637) konnte dieser Wiederaufschwung fortgesetzt und gefestigt werden. Die Schulden konnten abgebaut und verpfandete Guter freigekauft werden ? trotz hoher Verluste und steuerlicher Belastungen, die der Dreißigjahrige Krieg und die permanente turkische Bedrohung mit sich brachten. Kirche und Kloster wurden saniert, restauriert, teilweise neu errichtet und umgebaut. Der Einfluss der weltlichen Offiziale wurde zuruckgedrangt und schließlich gebrochen. Wie in fruheren Zeiten war Melk wieder eine bluhende klosterliche Gemeinschaft, und Melker Monche wurden wieder oft als Abte an andere Kloster berufen. Ende des 17. Jahrhunderts war im Wesentlichen die finanzielle Grundlage fur den umfassenden spateren barocken Neubau gelegt.

Gleichzeitig wurde das Kloster ein regionales Zentrum der Gegenreformation . Alle Pfarreien der Umgebung wurden, mit dem Bistum Passau abgestimmt, vom Kloster aus besetzt, um lutherischen Einflussen einen Riegel vorzuschieben.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung setzte auch die literarische und wissenschaftliche Tatigkeit am Kloster wieder ein. Personlichkeiten wie Johannes Zeller , Philibert Utz , Philibert Hueber und Anselm Schramb lebten, forschten und schrieben in jener Zeit in Melk. Die Melker Klosterschule wurde erweitert und nach dem Vorbild der sechsklassigen Jesuitenschulen neu organisiert. Die Schuler absolvierten zunachst vier Jahre an der Melker Schule und wechselten fur die letzten zwei Jahre zum Jesuitenkolleg Wien .

Barocker Neubau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ubersichtsplan von 1750
Pralatenhof

Mit großer Mehrheit wurde am 18. November 1700 der erst dreißigjahrige Berthold Dietmayr zum Abt gewahlt. Dietmayr verfolgte von Anfang an das Ziel, die religiose, politische und geistige Bedeutung des Klosters durch einen Neubau hervor zu stellen. Noch bevor er als Abt von Rom bestatigt war, begann er mit den Vorbereitungen. In Jakob Prandtauer fand er einen Baumeister seines Vertrauens.

1701 wurde die Erneuerung der Sakristei und des einsturzgefahrdeten Hochchors der Kirche in Angriff genommen. Unmittelbar nach dem Beginn dieser Arbeiten wurde beschlossen, die gesamte Kirche neu zu erbauen, deren Grundsteinlegung 1702 erfolgte. Nur wenig spater fiel der Beschluss zum Neubau der gesamten Klosteranlage. Aus dem Jahr 1711 ist ein Gesamtplan, ein Klosterriss , bekannt.

Prandtauer leitete bis zu seinem Tod 1726 den Bau. Als Innenarchitekt wurde der Wiener Theatergestalter Antonio Beduzzi gewonnen. Die Stuckarbeiten wurden ab 1716 von Johann Pockh gestaltet. Parallel dazu schuf der Maler Johann Michael Rottmayr die Deckenfresken . Nach dem Tod Prandtauers wurde der Bau anhand vorhandener Plane zunachst von einem Polier geleitet, bevor man die Bauleitung Joseph Munggenast , einem Neffen von Prandtauer, ubertrug. Eine Reihe weiterer erstrangiger Kunstler aus der Ferne und aus der Region waren an dem Bau und der Ausgestaltung beteiligt, so Paul Troger als Maler der Fresken in der Bibliothek und im Marmorsaal und Christian David aus Wien fur die Vergoldungen .

1736 waren sowohl Kirche als auch Kloster im Wesentlichen fertiggestellt. 1738 ereilte jedoch erneut eine Brandkatastrophe das Kloster. Unter anderem wurden fast samtliche Dacher, die beiden Turme und einige Reprasentationsraume zerstort. Berthold Dietmayr gab sofort die Anweisungen zum Wiederaufbau, erlebte diesen jedoch nicht mehr. Erst unter seinen Nachfolgern Adrian Pliemel (1739?1746) und Thomas Pauer (1746?1762) konnte der Wiederaufbau unter finanziellen und politischen Widrigkeiten abgeschlossen werden. 1746 erfolgte schließlich die Weihe der neue Klosterkirche.

Auch in wissenschaftlicher und musikalischer Hinsicht bluhte im 18. Jahrhundert das klosterliche Leben. Die Arbeiten der Bruder Bernhard und Hieronymus Pez lieferten bis heute bedeutsame Beitrage zur osterreichischen Geschichtsforschung. Die Musiker Robert Kimmerling , ein Haydn-Schuler, Kimmerlings Schuler Pater Marian Paradeiser sowie der Komponist und Musiktheoretiker Pater Maximilian Stadler genossen großes Ansehen. Der spatere Wiener Domkapellmeister Johann Georg Albrechtsberger war Stiftsorganist in Melk.

Josephinismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der osterreichische Josephinismus machte 1783 seinen universellen Anspruch auch dem Kloster Melk gegenuber geltend. Auf kaiserliche Anordnung wurde die theologische Lehranstalt geschlossen. Die Kleriker sollten alleine am Wiener Generalseminar im Geiste der Aufklarung ausgebildet werden. Die Absolventen des Generalseminars , die nach ihrer Ausbildung nach Melk kamen, sorgten dafur, dass sich dort das neue Gedankengut durchsetzte.

Zahlreiche staatliche Verordnungen schrankten die Selbststandigkeit des Klosters ein. Neue Pfarreien, die gemaß der staatlichen Pfarrordnung eingerichtet wurden, mussten vom Kloster mit Personal bestuckt werden. Die Pfarrhofe und Schulen musste das Kloster bezahlen. Wegen seiner Bedeutung fur den Staat, das Schulwesen und die Seelsorge wurde das Kloster nicht, wie viele andere Kloster, geschlossen. 1785, nach dem Tod des Abts Urban Hauer , untersagte Kaiser Joseph II. jedoch die Neuwahl eines Abts . Stattdessen sollte ein staatlicher Kommendatarabt das Kloster fuhren.

Nach Josephs Tod im Jahre 1790 wurden die Bestimmungen wieder aufgehoben. Isidor Payrhuber , seit 1788 Kommendatarabt, wurde zum regularen Abt des Stifts gewahlt.

19. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Stift im 19. Jahrhundert

Nachdem der Staat seinen Einfluss zuruckgenommen hatte, griff nun der Bischof der neu gegrundeten Diozese St. Polten mit Vorschriften und Erlassen in das Klosterleben ein. 1787 war auf sein Betreiben das Stiftsgymnasium nach St. Polten verlegt worden. Erst 1804 konnte es seinen Betrieb in Melk wieder aufnehmen.

Am 14. Dezember 1805 kamen bei einem Brand im Stift etwa zwei- bis dreihundert russische Soldaten zu Tode, die als Kriegsgefangene in der Nordbastei des Stiftes interniert waren. Durch die Napoleonischen Kriege wurden dem Kloster, zusatzlich zu den fortbestehenden Belastungen durch die josephinische Pfarrorganisation, neue schwere Steuerlasten aufgeburdet. Die daraus resultierende Verschuldung konnte jedoch nach dem Ende von Napoleons Herrschaft, unter dem Abt Marian Zwinger (1819?1837), gemeistert werden.

Mit der Revolution von 1848 verlor das Kloster seine Grundherrschaft, wurde jedoch finanziell entschadigt. Ein Teil der Entschadigungsgelder floss in eine Generalsanierung der klosterlichen Bauten. Fur einen weiteren Teil des Geldes wurde ein Gut in Margitta im heutigen Rumanien erworben.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, unter Abt Alexander Karl (1875?1909), hatte das Stift immer noch großen Einfluss auf das bauerliche und burgerliche Leben in der Region. Seiner Initiative verdankt die Wachau die charakteristischen Mostobstbaume , die die Landstraßen saumen. Das Kloster errichtete einen Kindergarten in Melk und schenkte der Stadt Grundstucke. Aus diesen Stiftungen entstand ein noch heute ortsbildpragendes Villenviertel. Die angrenzende Abt-Karl-Straße wurde nach dem klosterlichen Stifter benannt.

20. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im Kloster eine moderne Kanalisation, eine neue Wasserleitung und elektrisches Licht installiert. Zudem mussten erneut Baulichkeiten saniert werden. Trotz des Ersten Weltkrieges konnten diese Arbeiten zum Abschluss gebracht werden. Zur Finanzierung musste das Kloster sich jedoch von wertvollem Kulturgut trennen, zumal in der Inflation von 1919 ein betrachtlicher Teil des klosterlichen Finanzvermogens verloren ging. Unter anderem wurde 1926 eine Gutenberg-Bibel an die Yale University verkauft.

Nach dem Anschluss Osterreichs 1938 wurde das Stiftsgymnasium von den Nationalsozialisten geschlossen und der großere Teil des Stiftsgebaudes fur eine staatliche Oberschule beschlagnahmt. Eine vollstandige Schließung durch die Nationalsozialisten wurde befurchtet, blieb dem Kloster aber erspart. Das Kloster uberstand den Krieg und die nachfolgende Besatzungszeit, abgesehen von Weinplunderungen, fast unversehrt.

Die Anfang der 1990er Jahre neu gestaltete Stiegenanlage zwischen Besucherparkplatz und den Stiftsgebauden

1960 fand eine Fassadenrenovierung statt. 1989 feierte das Kloster sein 900-jahriges Jubilaum mit einer Ausstellung, die bis 1990 zu sehen war. In diesen beiden Jahren besuchten 1,1 Millionen Menschen das Kloster. Bereits vor den Feierlichkeiten wurde klar, dass erneut bauliche Renovierungsmaßnahmen notig waren. Die Kartause Gaming musste 1983 verkauft werden, weil die dort notigen Renovierungsarbeiten, zusatzlich zu den Arbeiten am Stift selbst, nicht hatten finanziert werden konnen.

Rechtzeitig zur Ausstellung wurden das Eingangsgebaude und der Pralatenhof restauriert. 1990 wurde die Baustatik in der Bibliothek, dem Kolomanisaal und am Nordteil des Stifts saniert. Es folgte 1991?1995 eine Restaurierung der Nordseite des Stifts, der Ostfassade, des Torwartlhofes, der Sudfassade und der beiden Basteien.

Mit dem traditionellen Erwerbszweig des Klosters, der Land- und Forstwirtschaft, konnten weder diese Aufwendungen noch der laufende Betrieb finanziert werden. So wurde in jungster Zeit der Tourismus zu einer weiteren Einnahmequelle. Jahrlich besuchen ca. 500.000 Gaste das Stift. Konsequenterweise wurde ein moderner großer Parkplatz eingerichtet. Ein Fahrradparkplatz mit Gepack-Schließfachern bietet sich den vielen Radfahrern an, die im Zuge einer Tour auf dem Donau-Radwanderweg das Stift besuchen. Ein Restaurant, der neu gestaltete Stiftsgarten und die Klosterfuhrungen sind weitere Angebote an die Besucher.

Das Stift Melk ist auf der Ruckseite der 50-Schilling-Banknote von 1951 zu sehen.

2021 gehorten 27 Monche zur Gemeinschaft des Stiftes Melk.

Architektur und Einrichtungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Großenvergleich einiger der großten Kirchen Niederosterreichs

Gesamtanlage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Stift ist die großte Klosteranlage des osterreichischen Barocks. Allein der Sudflugel mit seinem prachtigen Marmorsaal ist uber 240 Meter lang, die Lange der Hauptachse betragt insgesamt 320 Meter.

Eingangsanlage und Ostfassade [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Portal
Ostfassade

Ublicherweise betreten Besucher von Osten her den Bau. Das 1718 fertiggestellte Portal wird von zwei Basteien flankiert. Die sudliche Bastei ist eine Wehranlage von 1650. Aus Symmetriegrunden ließ der Baumeister, Jakob Prandtauer , beim Neubau eine zweite Bastei an der rechten Seite des Portals errichten. Zwei Statuen, der heilige Leopold und der heilige Koloman , die 1716 vom Wiener Hofbildhauer Lorenzo Mattielli entworfen wurden, stehen beiderseits vor der Toreinfahrt. Die Engel, die den Dachgiebel des Portals kronen, stammen ebenfalls von Mattielli.

Durchquert man diese, so betritt man den Torwartlhof , in dem sich linkerhand der Empfangs- und Kassenbereich fur Touristen befinden. Rechterhand befindet sich einer der beiden Babenbergerturme , Uberbleibsel einer alten Befestigungsanlage .

Geradeaus erblickt der Besucher die Ostfassade, die prunkvolle Empfangsseite der schlossartigen Klosteranlage. Von dem kleinen Balkon oberhalb des Torbogens aus pflegten die Abte in fruheren Zeiten Gaste zu begrußen. Rechts und links des Balkons stehen Statuen der Apostel Petrus und Paulus , der Patrone der Stiftskirche. Am Giebel prangt der Wahlspruch Absit gloriari nisi in cruce ( Es sei aber fern von mir, mich zu ruhmen als allein des Kreuzes , Gal 6,14  LUT ). Neben der theologischen Deutung des Ruhms an sich weist dieser Spruch auf den großten Schatz des Klosters hin, das Melker Kreuz (1362). Dessen vergroßerte Nachbildung prangt auf der Spitze des Giebels.

Stiftspark und Stiftsrestaurant [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stift Melk und Stiftspark von Sudosten aus der Luft gesehen

Neben dem Portal befindet sich der Eingang zum Stiftspark. [4] Die Parkanlage wurde 1746/47 im Auftrag von Abt Thomas Pauer von Franz Sebastian Rosenstingl geplant, und ist den Grundzugen original erhalten. Die Anlage gehort zu den bedeutendsten gartenarchitektonischen Denkmalen Osterreichs und steht als solches explizit unter Denkmalschutz ( Nr. 16 im Anhang zu § 1 Abs. 12 DMSG ).

Im Garten steht ein barocker Gartenpavillon, der von Franz Munggenast 1747 bis 1748 erbaut wurde. [5] Die Raume des Pavillons wurden 1763 bis 1764 von Johann Baptist Wenzel Bergl mit Fresken ausgemalt, die exotische Motive zeigen. Heute ist im Gartenpavillon ein Cafe eingerichtet, und er wird auch fur Konzerte genutzt.

Der Stiftspark ist in verschiedene Bereiche unterteilt, unter denen besonders das Paradiesgartlein sowie das barocke Wasserreservoir mit den 250-jahrigen Lindenbaumen zu erwahnen sind.

Gegenuber dem Portal befindet sich der Eingang zu einem weiteren Abschnitt der Anlage, der das Stiftsrestaurant und eine barock gestaltete Garten- und Parkanlage beinhaltet (die jedoch nicht mit dem großen Stiftspark zu verwechseln ist).

Benediktihalle und Pralatenhof [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Torbogen fuhrt in eine zweistockige, helle Halle, die Benediktihalle. Das Fresko an der Decke dieser Halle stellt den heiligen Benedikt dar. Die ursprungliche Fassung von Franz Rosenstingl wurde 1852 von Friedrich Schilcher erneuert.

Aus der Benediktihalle blickt man auf einen 84 m langen und 42 m breiten Platz, den Pralatenhof . Dessen Grundflache ist trapezformig, so dass die starke, auf die Kuppel der Stiftskirche hin ausgerichtete Raumwirkung noch verstarkt wird.

Die Fassadengliederung der umliegenden Gebaude ist auf einfach und auf ruhige Harmonie hin ausgerichtet. Barocke Malereien von Franz Rosenstingl an den Zentralgiebeln, die Darstellungen der vier Kardinaltugenden , wurden Mitte des 19. Jahrhunderts durch Fresken des Historienmalers Friedrich Schilcher ersetzt. Diese wiederum erwiesen sich bei der großen Restaurierung in den 1980er Jahren als nicht reparierbar. Sie wurden deshalb 1988 durch moderne Darstellungen von Peter Bischof und Helmut Krumpel ersetzt.

In der Mitte des Hofes stand bis 1722 der 1687 geschaffene Kolomanibrunnen . Diesen schenkte der Abt Berthold Dietmayr jedoch dem Markt Melk. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus dem aufgelosten Stift Waldhausen der Brunnen gekauft, der seitdem im Pralatenhof steht.

Kaiserstiege, Kaisertrakt und Museum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kaiserstiege
Kaisergang

Durch das Tor an der linken hinteren (sudwestlichen) Ecke des Pralatenhofes gelangt man zur Kaiserstiege, die zum Kaisertrakt fuhrt ? jenem Teil des Stifts, der fur die kaiserliche Familie bestimmt war. Die Stiege ? mit Saulen aus dem weißen Kaiserstein ? wirkt im unteren Teil fur ein herrschaftliches Treppenhaus , bedingt durch die außeren raumlichen Gegebenheiten, etwas beengt. Im oberen Teil jedoch entfaltet sie sich und zeigt eine reiche Ausstattung mit Stuck und allegorischen Skulpturen: Constantia und Fortitudo . Das Fresko an der Decke zeigt mit Adlern spielende Knaben, die zum kaiserlichen Doppeladler hinweisen. Dies zeigt sowohl die weltliche Bestimmung dieses Traktes auf, als auch die politische Rolle, die das Kloster im osterreichischen Staatsgefuge spielte. Kaiser Karl VI. , dessen Motto Constantia et fortitudine (mit Bestandigkeit und Tapferkeit) auf einem großen vergoldeten Stuckmedaillon prangt, war dem Kloster und seinem Abt Berthold Dietmayr sehr zugetan.

Der Kaisergang im ersten Stock durchlauft mit 196 m Lange fast die gesamte Sudfront des Hauses. An den Wanden sind Portratgemalde aller osterreichischen Herrscher der Hauser Babenberg und Habsburg mit Kurzbiografien angebracht. Die meisten der alteren Portrats wurden 1759 von Franz Joseph Kremer , dem Hausmaler des Stifts, gemalt. Er gehorte zur Schule von Paul Troger .

Sudlich des Ganges befinden sich die fur die kaiserliche Familie bestimmten Zimmer, die vom Gang aus beheizt werden konnten. Das Mobiliar wurde nach Schloss Lauenburg gegeben, die ursprungliche Stuckverzierung ist bis auf zwei Raume verloren gegangen. Heute beherbergen diese Raume das Stiftsmuseum, wobei jeder Raum ein oder zwei besondere Themen behandelt:

  1. Der heilige Benedikt und die Grundung des Benediktinerordens
  2. Die Babenberger, Koloman und die Grundung des Stiftes Melk
  3. Auf und Ab in der Geschichte des Stiftes und der Kirche
  4. Romanik und Gotik: Romanisches Kruzifix aus Lindenholz, spates 12. Jahrhundert (vormals Rupertskirche ) [6]
  5. Barockes Lebensgefuhl
  6. Abt Berthold Dietmayr und das Stift im Barock, ausgestellt sind Paramente und Abtstabe
  7. Aufgeklarter Absolutismus und Josephinismus ; zu sehen sind lederne Messgewander und ein sogenannter Josephinischer Sparsarg
  8. Der sich herausbildende Mensch und die Aufgaben des Stiftes
  9. Der Breu-Altar ( Jorg Breu der Altere ), auch Melker Altar genannt, von 1502. Auf acht beidseitig bemalten Tafeln ist das Leben und Leiden Jesu dargestellt.
  10. Wirtschaft und Baugeschichte des Stiftes
  11. Der Barockbau und seine kunstlerische Ausstattung; mit einem Modell der gesamten Klosteranlage.

Marmorsaal [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Marmorsaal
Deckenfresko von Paul Troger im Marmorsaal

Der an den Kaisertrakt anschließende Marmorsaal war als Fest- und Speisesaal fur weltliche Gaste gedacht, besonders fur den kaiserlichen Hof. Durch das eiserne Gitter im Boden der Saalmitte war der Saal beheizbar. Die Turfullungen und die Absatze bestehen aus echtem Salzburger Marmor , die Wande aus Stuckmarmor . Die Inschriften uber den Turen, Hospites tamquam Christus suscipiantur (Gaste sollen wie Christus aufgenommen werden), und Et omnibus congruus honor exhibeatur (und allen moge die angemessene Ehre erwiesen werden), aus der Regula Benedicti , deuten auf die Bestimmung des Raumes hin.

Das Deckenfresko von 1731 stammt von Paul Troger . Das allegorische Gemalde stellt die Gottin Pallas Athene auf dem Lowenwagen dar und Herkules , der mit einer Keule den Hollenhund erschlagt. Man deutete es unter anderem als Verkorperung des habsburgischen Herrschaftsideals, in ausgewogener Verbindung von notwendiger Gewalt (Herkules) und kluger Maßigung (Pallas Athene) zu regieren.

Die prachtige Architekturmalerei, die dem auf einer ebenen Decke angebrachten Deckenfresko seinen Rahmen gibt und die Dreidimensionalitat in beeindruckender Weise verstarkt, wurde von Gaetano Fanti geschaffen. Nur im Zentrum des Saales stehend erscheinen die Fluchtlinien, etwa jene der Saulen, als Geraden. Von jeder anderen Stelle aus betrachtet, als gekrummte Linien.

Altane [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eine großzugige Altane bildet den westlichen Abschnitt der Gesamtanlage. Sie verbindet den Marmorsaal mit der Bibliothek und bietet nach außen schone, freie Ausblicke auf die Flusslandschaft im Westen, die Berglandschaft im Nordwesten und die Stadt Melk zu Fußen des Klosters im Norden.

Nach innen, zur Anlage hin, bietet sie von einem erhohten Standpunkt aus einen guten Uberblick uber die gesamte Westfassade der Stiftskirche und die beiden Turme.

Bibliothek [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Blick in die Bibliothek
Wendeltreppe zwischen Bibliothek und Kirche

Die Bibliothek ist nach der Kirche der zweitwichtigste Raum eines Benediktinerklosters. In Melk ist sie auf drei Stockwerke aufgeteilt.

Sie enthalt unter anderem zwei Hauptraume, die mit 1731?1732 gemalten Deckenfresken von Paul Troger ausgestattet sind. Das Fresko im großeren der beiden Raume stellt einen geistlichen Gegenpol zum Deckenfresko im Marmorsaal her. Es zeigt eine Allegorie des Glaubens, eine Frau, die das Buch mit sieben Siegeln , das Lamm der Apokalypse und einen Schild mit der Geisttaube halt, umgeben von Engelsfiguren und allegorischen Verkorperungen der vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Maßigung. Die Architekturmalerei stammt wiederum von Gaetano Fanti .

Dunkles Holz mit Intarsienarbeiten und die darauf abgestimmte einheitlich goldbraune Farbgebung der Buchrucken bestimmen das eindrucksvolle, harmonische Raumerlebnis.

Da der Hauptraum recht dunkel gehalten ist, konnen in den Regalen verborgene Turen geoffnet werden, um dem Studierenden die Moglichkeit zu geben, ans Licht zu treten. Im oberen Stockwerk sind ? dem Publikum nicht zuganglich ? zwei Leseraume eingerichtet. Sie sind mit Fresken von Johann Bergl ausgeschmuckt. Die Bibliothek beherbergt ca. 1800 Handschriften seit dem 9. Jahrhundert, darunter eine Vergil -Abschrift aus dem 10. bis 11. Jahrhundert. Erst 1997 wurde ein Fragment einer Abschrift des Nibelungenliedes aus dem 13. Jahrhundert entdeckt. Dazu kommen 750 Inkunabeln . Insgesamt umfasst die Bibliothek rund 100.000 Bande, darunter z. B. zwei Exemplare der von Anton Koberger gedruckten Schedelschen Weltchronik . Alle Schriftstucke sind mikroverfilmt.

Stiftskirche [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vor dem barocken Neubau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uber den vorbarocken Bau der Stiftskirche ist nicht viel bekannt. Veduten des Stiftes vermitteln eine ungefahre Vorstellung uber das außere Erscheinungsbild, das sich jedoch aufgrund fortwahrender Umbauten stetig anderte.

Aus Dokumenten kennt man einige Baudaten: In einer Urkunde von 1467 wird die Entstehung des als ?Kuchlturm“ oder ?Flemnik“ bezeichneten Turmes an der Westseite des Querhauses mit dem Abt Johann III Flaming in Verbindung gebracht, dessen Amtszeit von 1412 bis 1418 dauerte. [7] [8] [9] Weiters ist bekannt, dass 1418 bis 1428 eine Sakristei errichtet wurde. [7] [10] [11]

Die Weihe des gotischen Baus wurde 1429 durch Bischof Leonhard von Passau vorgenommen. Aus den Aufzeichnungen des Benediktinermonches Anselm Schramb geht hervor, dass mit dem Bau der Kirche Anfang des 14. Jahrhunderts begonnen worden war. Zum Zeitpunkt der Weihe sei sie noch nicht ganzlich vollendet gewesen. Konkret wird das Dach des ?großen Turmes“ erwahnt, womit wohl der Westturm gemeint ist, welches erst 1465 montiert worden sei. [12] [10] Aus dem Jahr 1516 ist der Einschlag eines Blitzes in einen der Turme dokumentiert. [13] [14] Bis 1526 erfolgte eine Wiedererrichtung. [13] [14]

1598 erneuerte man das Dach eines Turmes in Form von drei ubereinander liegenden Zwiebeln, was die Vermutung nahe legt, dass es sich um den Sudturm handelte. [13] [15] [16] Fur 1601 ist die Eindeckung des Glockenturmes mit Blech belegt. Zudem wurde der Boden der Kirche neu gepflastert. [13] [17] 1609 versah man den Sudturm mit neuen Glocken. [13] [16] 1613 und 1614 wurde der Boden abermals ersetzt, diesmal durch weißen Marmor. [13] [16] Eine Krypta wurde 1628 unter dem Chor eingebaut. [18] [13] [16] Aus dem Jahr 1678 stammten eine Sakristei und ein Monchschor, der sich wahrscheinlich hinter dem Hochaltar befand. [13] [11] [19] [20] [21] Ein Brand ging im Jahr 1683 von der Stiftskirche aus und verwustete das Dach des Sudturmes, sowie die Fenster und Teile des Kaisertraktes. [22] [23] 1693 wurde ein neuer Kirchturm vollendet. [22] [24]

Jakob Prandtauer sollte beim Umbau der Sakristei 1701 Rucksicht auf das alte Kirchengebaude nehmen und integrierte Bestandteile der alten Sakristei in den barocken Neubau. [22] [25] Der Abriss des alten Baus nahm seinen Ausgang vom ?Knebelturm“ im Westen. [26]

Westfassade der Stiftskirche ?St. Petrus und Paulus“

Bauart [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Stiftskirche ist ein machtiger tonnengewolbter Saalbau mit Kapellnischen und Emporen sowie mit einer gewaltigen, 64 Meter hohen Tambourkuppel .

Westfassade und Turme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

An der Fassade sind die beiden Namensheiligen der Kirche, Petrus und Paulus , und uber dem Portal Statuen des Erzengel Michael (links) und eines Schutzengels (rechts) zu sehen. Auf dem Giebel zwischen den beiden Turmen steht eine Monumentalstatue des auferstandenen Christus, flankiert von zwei Engeln.

Die Turme wurden nach dem Brand von 1738 unter Joseph Munggenast neu errichtet, wobei er die ursprunglichen Plane Jakob Prandtauers etwas abwandelte. Die neu errichteten Turme weisen bereits Formmerkmale des Rokoko auf.

Glocken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Gelaut der Stiftskirche besteht aus funf Kirchenglocken . Dieses Gelaute baut auf Dreiklangen auf, was fur die Barockzeit typisch ist; die Schlagtonfolge ist f 0 ?h 0 ?d 1 ?f 1 ?a 1 . Die Vesperin ist mit ihren 7.840 kg zugleich die großte Niederosterreichs . Nach dem Brand des Stiftes von 1738 schloss Abt Berthold Dietmayr mit dem Wiener Glockengießer Andreas Klein einen Vertrag uber das Gießen neuer Glocken. 1739 stellte man die Glockenstuhle auf und goss die neuen Glocken.

Die große Glocke lautet solistisch zur Wandlung bei Pontifikalamtern. Zur Vesper am Vorabend eines Hochfestes und vor dem Pontifikalamt an Hochfesten werden alle Glocken gelautet. An Freitagen erklingt Glocke 2 zur Sterbestunde Jesu um 15 Uhr. Zum Angelus am Morgen, zu Mittag und am Abend lautet Glocke 3. An Sonntagen wird mit den Glocken 3, 4 und 5 zum Gottesdienst gerufen. Die kleine Chorglocke wird jeden Morgen zur Konventmesse gelautet.

Nr. Name Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Schlagton

(16tel)

Turm
1 Peter und Paul (Vesperin) 2360 7840 f 0 ?4 Nord
2 Dreifaltigkeit (Angstglocke) 1780 4300 h 0 ±0 Sud
3 Sieben Schmerzen (Ave-Maria-Glocke) 1520 2450 d 1 ?6 Sud
4 Koloman 1180 1235 f 1 +6 Sud
5 Benedikt 960 575 a 1 +6 Sud
6 Chorglocke 650 170 dis 2 +4 Dachreiter

Innenraum [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Decken- und Kuppelfresken

Die prunkvolle Innenausstattung, reichlich mit Blattgold , Stuck und Marmor verziert, ist in den Farben Gold, Ocker, Orange, Grun und Grau gehalten. Ein wesentlicher Anteil daran geht auf Entwurfe und Anregungen des Architekten Antonio Beduzzi zuruck. Nach dessen Vorgaben schufen dann bodenstandige Kunstler die Ausfuhrung.

Zentrales Thema des vergoldeten Hochaltars ist der Abschied der Apostel Petrus und Paulus voneinander. Sie wurden der Legende nach am selben Tag aus dem Mamertinischen Kerker zur Hinrichtung gefuhrt. Eine riesige goldene Krone uber den beiden vergoldeten Figuren deutet das Martyrium der beiden im christlichen Sinne als Sieg. Umgeben sind die beiden Apostel von Skulpturen von Propheten aus dem alten Testament. Uber allem thront Gottvater unter einem weiteren Siegeszeichen, dem Kreuz.

Dieses Motiv der kampfenden und siegenden Kirche setzt sich in den prachtigen Fresken von Johann Michael Rottmayr an der Decke des Presbyteriums in verschiedenen allegorischen Darstellungen fort. Ebenfalls von Rottmayr stammen die Deckenfresken im Langhaus von 1722 nach Entwurfen Beduzzis. Sie stellen die ?Via Triumphalis“ des heiligen Benedikt in den Himmel dar. Rottmayrs Ausmalung der Kuppel (1716/17) zeigt das ? Himmlische Jerusalem “ mit Gottvater, Christus und dem Heiligen Geist hoch in der Laterne . Sie sind umgeben von den Aposteln, Maria und einer Schar von Heiligen, die fur Melk eine besondere Bedeutung haben.

Die beiden Altare in den Querschiffen sind symmetrisch aufeinander bezogen. Sie gehen auf Entwurfe von Beduzzi zuruck und sind den beiden Hauptheiligen des Stifts, Sankt Koloman und Sankt Benedikt, geweiht. Der linke Seitenaltar enthalt in einem Sarkophag die Gebeine des heiligen Koloman. Der Symmetrie halber erhielt der rechte, Sankt Benedikt geweihte Altar ein Kenotaph . Die Figurengruppe an diesem Altar stellt den Tod von Sankt Benedikt im Kreise seiner Mitbruder dar. Dem gegenuber zeigt Sankt Kolomans Altarskulptur diesen Heiligen beim Gebet.

Die Kapellen der Seitenaltare im Langhaus wurden ebenfalls von Beduzzi entworfen. Ihre Fresken beziehen sich auf das Leben des Heiligen, dem der Altar geweiht ist. Das sind auf der Nordseite von Westen nach Osten der hl. Nikolaus (Altargemalde von Paul Troger, 1746), der Erzengel Michael (Altargemalde von J. M. Rottmayr, 1723), die Heiligen Drei Konige ( Epiphanie -Altar, Altargemalde von J. M. Rottmayr, 1723), auf der Sudseite der hl. Sebastian (Altargemalde von Paul Troger, 1746), Johannes der Taufer ? auf dem Altargemalde von J. M. Rottmayr (1727) ist die Taufe Jesu dargestellt ?. Der dritte sudliche Seitenaltar, der Leopoldi-Altar zeigt auf dem von Georg Bachmann 1650 auf eine Zinnplatte gemalten Altarbild die Melker Hausgeschichte von Leopold I. bis Leopold III. Die Gebeine der Sarkophage des Michaels- und des Johannesaltars stammen von Martyrern aus den Katakomben Roms .

Die vergoldete Kanzel ist ein Werk des St. Poltner Bildhauers Peter Widerin nach einem Entwurf von Galli-Bibiena. Die Figurengruppe auf dem Schalldeckel stellt den Triumph der Kirche uber die Irrlehre dar.

Die Wangen der Betbanke sind mit Akanthus-Schnitzerei verziert.

Orgel [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gregor-Hradetzky-Orgel von 1970

Von der großen Orgel des Wiener Orgelbauers Gottfried Sonnholz ist nur der Prospekt aus der Erbauungszeit 1731/32 erhalten geblieben, denn das eigentliche Werk wurde 1929 bei einem Umbau aufgegeben. 1970 schuf der Kremser Orgelbauer Gregor Hradetzky eine neue Schleifladenorgel mit 3.553 Pfeifen , verteilt auf 45 Register fur drei Manuale und Pedal . 2005 uberholte die Berliner Orgelbaufirma Schuke unter der Leitung von Bernhard Althaus das Instrument. Dabei ließ er im Schwellwerk ein offenes Flotenregister gegen einen Montre 8' eintauschen. Im Zuge dessen kam es auch zu einer Neuintonation des gesamten Pfeifenwerks. Die Orgel erhielt zudem eine elektronische Setzeranlage.

Neben dieser Hauptorgel beherbergt das Stift noch Instrumente der Orgelbauer Reil , Hradetzky, Riedl und Ullmann.

Bedeutung fur Kunst und Wissenschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Große Bedeutung fur die Wissenschaft und Kunst bekam das Stift vor allem durch den Um- und Neubau der Klosteranlage unter Abt Berthold Dietmayr (ab 1700). Er hatte in Jakob Prandtauer einen genialen Baumeister gefunden und fur die Innenausstattung waren bekannte Kunstler wie Antonio Beduzzi, Johann Michael Rottmayr oder Paul Troger tatig.

Die prachtvolle Bibliothek war auch ein Zeichen fur den Aufschwung der klosterlichen Wissenschaft. Historiker wie Anselm Schramb , Philibert Hueber und die Bruder Pez, aber auch die Musiker Robert Kimmerling , Marian Paradeiser oder Johann Georg Albrechtsberger , wurden weit uber Melk hinaus bekannt. Auch Abt Dietmayr selbst genoss neben der Politik auch Ansehen an der Universitat Wien und wurde 1706 zu deren Rektor gewahlt.

Doch schon im spaten Mittelalter waren zahlreiche Ordensangehorige in den Wissenschaften tatig. Neben mehreren an theologische Fakultaten berufenen Patres gab es ebenfalls Berufungen an die Wiener artistische Fakultat, wie z.B: Paul Leubmann von Melk , der in den 1450er Jahren auch mehrmals zum Rektor der Universitat gewahlt wurde.

Stiftsgymnasium [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Raumplan des Stiftsgymnasiums

2012 besuchten 924 Schuler das Stiftsgymnasium Melk .

Bereits seit dem 12. Jahrhundert bestand eine Schule im Stift.

Die Zahl der Internatsschuler nahm nach dem Zweiten Weltkrieg fortlaufend ab, weil die modernen Verkehrsmittel ein Wohnen der Schuler bei den Familien ermoglichen. So ist das ehemalige Internat heute im Wesentlichen ein Gymnasium mit Schwerpunkten in den Fachern Griechisch und Franzosisch und ein Oberstufenrealgymnasium in drei Schulformen mit Schwerpunkten im Instrumentalunterricht , Unterricht in bildnerischer Erziehung und im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich.

1966 wurde ein Schuleraustauschprogramm mit der Benediktinerschule St. John’s Preparatory School in Minnesota ins Leben gerufen. Eine zweijahrige Renovierungsphase der gesamten Schule und der Neubau einer Dreifachsporthalle konnten im Mai 2008 abgeschlossen werden.

Fresko von Paul Troger im Kolomanisaal

Im Bereich der Schule befindet sich auch der Kolomanisaal mit einem Deckenfresko von Paul Troger , das die Geschichte des Stiftes Melk darstellt. Im Kolomanisaal finden regelmaßig Konzerte statt, beispielsweise im Rahmen der internationalen Barocktage Stift Melk. Sonst ist dieser Saal nicht offentlich zuganglich.

Stiftspfarrkirchen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Trivia [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Stift Melk  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Stift Melk  ? Reisefuhrer

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Steven Beller : A Concise History of Austria . Cambridge University Press, 2006, ISBN 978-0-521-47305-7 , S.   76 (englisch): “the most emblematic and dominant Baroque edifice”
  2. Die Grundung des Benediktinerklosters in Melk. In: stiftmelk.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 20. Juli 2013 ; abgerufen am 26. Marz 2017 .
  3. Burkhard Ellegast: Stift Melk . Eigenverlag Stift Melk, Stift Melk 1998, S.   9 .
  4. Eva Berger: Historische Garten Osterreichs: Garten- und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1930 . Band   1 Niederosterreich, Burgenland . Bohlau Verlag, Wien 2002, ISBN 978-3-205-99305-6 , Melk, Stiftsgarten , S.   383   ff . ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Klaus Guthlein: Der osterreichische Barockbaumeister Franz Munggenast. Dissertation, Universitat Heidelberg, S. 111.
  6. Wien Geschichte Wiki:Ruprechtskirche; Stand 04.03.2017
  7. a b Hubert Hollebauer: Studien zur gotischen Stiftskirche in Melk . Wien (Dipl.-Arb.) 1987, S.   9 .
  8. Hans Tietze: Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk . In: Osterreichische Kunsttopographie . Band   3 , 1909, S.   180 .
  9. I. F. Keiblinger, Geschichte des Benediktinerstiftes Melk, seiner Besitzungen und Umgebungen, Bd. 1, 1851, S. 479.
  10. a b I. F. Keiblinger: Geschichte des Benediktinerstiftes Melk, seiner Besitzungen und Umgebungen, Bd. 1, 1851, S. 517.
  11. a b Anselm Schramb: Chronicon Mellicense. Wien 1702, S. 877.
  12. Hubert Hollebauer: Studien zur gotischen Stiftskirche in Melk . Wien (Dipl.-Arb.) 1987, S.   10 .
  13. a b c d e f g h Hubert Hollebauer: Studien zur gotischen Stiftskirche in Melk . Wien (Dipl.-Arb.) 1987, S.   11 .
  14. a b I. F. Keiblinger: Geschichte des Benediktinerstiftes Melk, seiner Besitzungen und Umgebungen . Band   1 , 1851, S.   713 .
  15. Anselm Schramb: Chronicon Mellicense . Viennae Austriae 1702, S.   711 .
  16. a b c d B. Ellegast: Die baulichen Gegebenheiten vor dem barocken Neubau Abt Berthold Dietmarys . In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart . Band   3 , 1983, S.   112 .
  17. Hans Tietze: Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk . In: Osterreichische Kunsttopographie . Band   3 , 1909, S.   181 .
  18. M. Mair: Historia . Cod. 1462. Stiftsbibliothek Melk, S.   77 .
  19. B. Ellegast: Die baulichen Gegebenheiten vor dem barocken Neubau Abt Berthold Dietmayrs . In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart . Band   3 , 1983, S.   146 .
  20. L. Puhringer-Zwanowetz: Zur Planentwicklung des Melker Stiftbaues unter Abt Berthold Dietmayr (1700?1739) . In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart . Band   1 , 1980, S.   121 .
  21. B. Schiereich: Geschichte des Stiftes Melk von 1675 - 1700 . Wien (Diss.) 1980, S.   73 .
  22. a b c Hubert Hollebauer: Studien zur gotischen Stiftskirche in Melk . Wien (Dipl.-Arb.) 1987, S.   12 .
  23. Hans Tietze: Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk . In: Osterreichische Kunsttopographie . Band   3 , 1909, S.   183 .
  24. B. Ellegast: Die baulichen Gegebenheiten vor dem barocken Neubau Abt Berthold Dietmayrs . In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart . Band   3 , 1983, S.   167 .
  25. B. Ellegast: Zur Baugeschichte der Melker Sommersakristei . In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart . Band   3 , 1983, S.   177?222 .
  26. Gerhard Floßmann : Der Bau der Melker Stiftskirche . In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart . Band   1 , 1980, S.   18 .
  27. Vea Kaiser: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam Kiepenheuer und Witsch, Koln 2012, ISBN 978-3-462-04464-5 .
  28. Abbildung auf Dohren Briefmarken , abgerufen am 19. Januar 2023.
  29. Abbildung auf de.dreamdtime.com , abgerufen am 19. Januar 2023.
  30. Stift Melk zur ?Best Historic Destination“ gekurt. In: diepresse.com . 26. Marz 2009, abgerufen am 14. April 2020.
  31. Abbildung auf netanyachess .com, abgerufen am 19. Januar 2023.

Koordinaten: 48° 13′ 42,3″  N , 15° 19′ 52,4″  O