Rote Feuerameise

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Rote Feuerameise

Rote Feuerameise ( Solenopsis invicta )

Systematik
Uberfamilie : Vespoidea
Familie : Ameisen (Formicidae)
Unterfamilie : Knotenameisen (Myrmicinae)
Tribus : Solenopsidini
Gattung : Feuerameisen ( Solenopsis )
Art : Rote Feuerameise
Wissenschaftlicher Name
Solenopsis invicta
Buren , 1972

Die Rote Feuerameise ( Solenopsis invicta ) ist ein ursprunglich aus Sudamerika stammender Vertreter der Feuerameisen ( Solenopsis ), die zur Unterfamilie der Knotenameisen (Myrmicinae) gehoren.

Seit ca. 1920 hat sich die Rote Feuerameise als Neozoon in den sudlichen Staaten der USA und in Mexiko ausgebreitet, neuerdings auch in Australien , China , Taiwan und, im Oktober 2022 bei Syrakus in Sizilien entdeckt, [1] mit wissenschaftlichem Nachweis dort seit September 2023 erstmals in Europa. [2] [3]

Lebensweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kommunikation der Art verlauft wie bei vielen Ameisenarten vornehmlich uber Geruchsstoffe, die Insektenpheromone : Die Ameisen produzieren eine ganze Reihe davon und verstandigen sich so innerhalb ihrer Kolonie. Hinzu kommen taktile Kommunikation sowie Gerausche, die durch Stridulation oder Klopfen der Beine entstehen, fur Artgenossen allerdings nur in einem Umkreis von wenigen Zentimetern horbar sind.

Feuerameisen konnen Uberschwemmungen uberleben, indem sich die weiblichen Einzeltiere und Larven mit ihren Korpern zu einem Floß verbinden; [4] [5] diese Floße konnen ausschließlich aus Arbeiterinnen bestehen, meist beherbergen sie aber auch Brut und Koniginnen, [6] oft auch Symbionten und mannliche Ameisen. Es wurde aber auch beobachtet, dass mannliche Ameisen daran gehindert wurden, Platz auf dem Floß einzunehmen, Einzelameisen ertrinken. [7]

Die Rote Feuerameise war die erste Ameisen-Art, bei der ein Magnetsinn nachgewiesen wurde; [8] als moglicher Sitz dieses Magnetsinns wurden die Fuhler bzw. ?Antennen“ der Ameisen erortert. [9]

Ausbreitung und Probleme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ihre rasche Verbreitung nach ihrer Einschleppung in den USA ist auf ihr aggressives Verhalten zuruckzufuhren, das sie sowohl gegen andere Ameisenarten als auch gegen potentielle Angreifer wie den Menschen an den Tag legt. Dieses Verhalten hat ihr einen recht ungewohnlichen wissenschaftlichen Artnamen eingebracht: Solenopsis invicta bedeutet ubersetzt ?unbesiegte Feuerameise“. Unter der Ausbreitung der Insekten hat allerdings nicht nur der Mensch zu leiden. Die Feuerameisen sind effektive Raubtiere unter den Insekten. Sie ernahren sich von beinahe allen anderen Insekten und wurden somit zu einer der wirksamsten Waffen gegen Schadlinge in der Landwirtschaft. Hier wird sie teilweise eingesetzt, um die Populationen der Kornbohrer, verschiedener Blattlause und einer Reihe weiterer Schadinsekten zu reduzieren. Besonders aggressiv gehen die eingeschleppten Roten Feuerameisen jedoch gegen andere Ameisenarten vor. So haben sie in den sudlichen USA die ehemals hier heimischen Feuerameisen Solenopsis xyloni und Solenopsis geminata beinahe ausgerottet. Ebenfalls wurden die Populationen der Ernteameisen Pogonomyrmex badius durch die eingefuhrte Art drastisch reduziert und auch sehr viele andere Ameisenarten werden durch die Rote Feuerameise bedroht. Im Suden der USA begannen vor einigen Jahren Versuche der biologischen Bekampfung durch einen naturlichen Feind. Zum Einsatz kommt eine Art parasitoider Buckelfliegen ( Phoridae ), Euryplatea nanaknihali , auch Scharfrichterfliegen genannt, die aus Brasilien eingefuhrt wurden. [10] [11]

Die Weibchen dieser Fliege greifen die wesentlich großeren Ameisen im Sturzflug an und injizieren ein Ei in deren Mesosoma . Die Larve schwacht langsam das Wirtstier, bis dieses stirbt und von anderen Arbeiterinnen vor dem Bau abgelegt wird. Hier schlupfen kurz danach die jungen Fliegen. Diese beginnen in kurzester Zeit die nachste Angriffswelle. [12] Die Wirksamkeit als parasitarer Feind ist zwar gering (Schatzungen: < 3 % Befall) [13] , jedoch konnen die Fliegen bei massenweisem Auftreten den normalen Nestbau, Nahrungsbeschaffung und Brutpflege stark storen.

In China begannen die Behorden Anfang 2005 mit der Bekampfung von Kolonien in Hongkong und Guangdong . [14] Ebenfalls hat sich die Rote Feuerameise in Australien verbreitet. [15]

Angriff und Wirkung auf den Menschen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ein von Feuerameisen zerstochenes Bein

In einigen Staaten der USA hat sich die Rote Feuerameise zu einem der haufigsten Allergieausloser entwickelt: In den betroffenen Gebieten wie Texas werden jahrlich etwa 13 % der Bevolkerung Opfer von Ameisenattacken ? mehr als im gleichen Zeitraum zum Beispiel durch die beruchtigten ? Killerbienen “ oder Wespen .

Bei einem Angriff attackiert die kleine Ameise durch eine Kombination ihrer Kiefer und ihres Giftstachels am Hinterleib. Sie beißt erst in die Haut und spritzt in die entstandene Wunde ihr Gift ein. Mehrere dieser Angriffe erfolgen in kurzen Abstanden voneinander. Das Gift besteht hauptsachlich aus hochwirksamen Alkaloiden , die mit einer leichten Zeitverzogerung eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die betroffene Stelle wird feuerrot und bildet Pusteln , bei Allergikern kommen Schockreaktionen hinzu. Ausgelost werden diese durch verschiedene Bestandteile des Giftes, von denen bisher allerdings erst vier Substanzen identifiziert werden konnten.

Begegnungen mit einzelnen Ameisen sind entsprechend nur fur Allergiker gefahrlich. Wird jedoch eine Kolonie der Tiere aufgestort, sturzen sich gleich Hunderte auf den potentiellen Angreifer. Schwere ?Verbrennungen“ und lebensgefahrliche Schockreaktionen sind das Resultat einer solchen Begegnung.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Solenopsis invicta  ? Album mit Bildern

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Badische Zeitung: Die Feuerameisenwalze. 20. April 2024, abgerufen am 20. April 2024 .
  2. Isabella Fresner, O1 Wissenschaft: Rote Feuerameise in Europa angekommen. 11. September 2023, abgerufen am 12. September 2023 .
  3. Mattia Menchetti, Enrico Schifani, Antonio Alicata, Laura Cardador, Elisabetta Sbrega, Eric Toro-Delgado u. Roger Vila: The invasive ant Solenopsis invicta is established in Europe. Current Biology, Volume 33, Issue 17, September 2023, DOI:10.1016/j.cub.2023.07.036
  4. spiegel.de 26. April 2011: Feuerameisen verknuddeln sich zu Rettungsboot ()
  5. Ernesto I. Badano: Species richness and structure of ant communities in a dynamic archipelago: effects of island area and age. In: J. of Biogeography , Band 32, Nr. 2, 2005, S. 221?227, doi : 10.1111/j.1365-2699.2004.01174.x
  6. C. Anderson, G. Theraulaz, J.-L. Deneubourg: Self-assemblages in insect societies In: Insectes Sociaux , Band 49, Nr. 2, Mai 2002, S. 99?110
  7. Benjamin J. Adams, Linda M. Hooper-Bui, Rachel M. Strecker, Daniel M. O'Brien: Raft formation by the red imported fire ant, Solenopsis invicta. In: J Insect Sci. Band 11, 2011, S. 171, doi : 10.1673/031.011.17101
  8. J. B. Anderson und R. K. Vander Meer: Magnetic orientation in the fire ant, Solenopsis invicta. In: Naturwissenschaften. Band 80, Nr. 12, 1993, S. 568?570, doi:10.1007/BF01149274
  9. Jandira Ferreira de Oliveira et al.: Ant antennae: are they sites for magnetoreception? In: Journal of the Royal Society Interface. Band 7, Nr. 2, 2010, S. 143?152, doi:10.1098/rsif.2009.0102
  10. Fire Ants 3D (Doku, deutsch, uber Ameisen, Naturdoku, Tierdoku), zugegriffen am 22. September 2019
  11. Die Scharfrichter-Fliege kopft Ameisen, in: Augsburger Allgemeine - Wissenschaft , 3. Juli 2012, abgerufen am 22. September 2019
  12. Dokumentation ?Invasion der Feuerameisen‘, USA 2006, Regie: Jeff Morales, 43min. Sehr gute Makroaufnahmen der Phoridae-Fliegen. Erstausstrahlung ZDF 2006, arte 15. Oktober 2008.
  13. Lloyd W. Morrison, Biological Control: Guide to natural enemies , SW Missouri State University. englisch, zugegriffen am 17. Oktober 2008.
  14. Urgent action taken against fire ants.
  15. Michael T. Henshaw, Nicole Kunzmann, Cas Vanderwoude, Matthias Sanetra, Ross H Crozier: Population genetics and history of the introduced fire ant, Solenopsis invicta Buren (Hymenoptera: Formicidae), in Australia. In: Australian Journal of Entomology 44, Nr. 1, 2005, S. 37?44, doi:10.1111/j.1440-6055.2005.00421.x .