Robert Musil

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Musil im Jahr 1930

Robert Musil [1] ( Aussprache: [?muːz?l] ; * 6. November 1880 in St. Ruprecht bei Klagenfurt ; †  15. April 1942 in Genf ) war ein osterreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker . Fur sein literarisches Schaffen waren der Erste Weltkrieg sowie die Errichtung der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und Osterreich bedeutsame Einschnitte.

Musils Werk umfasst Novellen , Dramen , Essays , Kritiken und zwei Romane : 1906 erschien Die Verwirrungen des Zoglings Torleß , ein vielfach auch als Schullekture genutztes Werkbeispiel der literarischen Moderne . An seinem zur Weltliteratur zahlenden Hauptwerk Der Mann ohne Eigenschaften , das von autobiographischen Aspekten mitbestimmt ist, hat Musil seit den 1920er Jahren bis zu seinem Tode fortlaufend gearbeitet, ohne es abschließen zu konnen. Die dazu publizierten Werkdeutungen und Forschungspublikationen reißen seit den 1950er Jahren nicht ab. [2]

Leben und Werkstucke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Musil war als Schriftsteller in hohem Maße von seinen Anlagen und von der Verarbeitung des eigenen Erlebens bestimmt. Sein literarischer Nachlass spiegelt vor allem den eigenen Werdegang, seine Wahrnehmung des unmittelbaren sozialen Umfelds, die Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen und die Deutung der geistigen Stromungen seiner Zeit. Fur Musil charakteristisch ist dabei das Neben- und Miteinander von Wirklichkeitssinn und Moglichkeitssinn . [3]

Familiare Konstellationen und Ausbildung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Geburtshaus Robert Musils mit Gedenktafel

Robert Musil war der einzige Sohn des Ingenieurs und Hochschulprofessors Alfred Musil und seiner Ehefrau Hermine. Der Vater war in Temeswar geboren und wuchs in Graz auf, wo er auch eine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur absolvierte. Die Familie Musil stammte aus dem mahrischen Rychta?ov , die Familie der Mutter, die Tochter des Eisenbahnpioniers Franz Xaver Bergauer , stammte aus Sudbohmen. Robert Musil verwendete spater fur Rezensionen in der Prager Presse das Pseudonym Matthias Rychtarzow , in Anspielung auf den Vornamen seines Großvaters. [4]

Seit 1873 arbeitete Alfred Musil in Klagenfurt fur die Huttenberger Eisenwerks-Gesellschaft AG . Vier Jahre, bevor Robert Musil geboren wurde, war seine altere Schwester 1876 verstorben, zu der er, ohne sie gekannt zu haben, eine eigentumliche Hingezogenheit verspurte. Wie aus spateren Tagebucheintragen zu entnehmen ist, hatte Musil mitunter den Wunsch, ein Madchen zu sein. [5]

1881, ein Jahr nach Robert Musils Geburt, zog die Familie nach Komotau in Bohmen, wo der Vater als Direktor der k. k. Maschinengewerblichen Fachschule mit Lehrwerkstatten arbeitete. Nach einem erneuten Arbeitsplatzwechsel Alfred Musils lebte die Familie ab 1882 in Steyr in Oberosterreich , wo Robert die Volksschule sowie die erste Klasse des Realgymnasiums besuchte. Im Elternhaus verkehrte der auch auf Reisen regelmaßig hinzukommende Hausfreund Heinrich Reiter, der zu Roberts Mutter in einem Verhaltnis nicht ganz geklarter Nahe stand. Pfohlmann sieht in dieser den Jungen irritierenden Konstellation eine Mitursache von Musils labiler Geschlechtsidentitat. [6]

1891 wurde der Vater Dozent an der Deutschen Technischen Hochschule Brunn . Die Familie zog nach Brunn , wo Robert in die Realschule ging. Im ersten Halbjahr 1891 versaumte Musil den Unterricht wegen einer ?Nerven- und Gehirnkrankeit“ (vermutlich einer Hirnhautentzundung). [7] Von 1892 bis 1894 besuchte Musil die Militar-Unterrealschule in Eisenstadt und von 1894 bis 1897 die Militar-Oberrealschule in Mahrisch Weißkirchen mit dem Ziel, Offizier zu werden. In dieser Kadettenanstalt kam es zu jenen Erlebnissen und Erfahrungen, die Musil spater im Torleß verarbeitete. Seine letzte Ausbildungsstatte war die k.u.k. Technische Militarakademie in Wien ; dort begann er eine Ausbildung zum Artillerieoffizier. Er brach aber nach einem Vierteljahr die Offizierslaufbahn mit vaterlicher Unterstutzung ab und begann 1898 ein Maschinenbau ­studium an der Deutschen Technischen Hochschule Brunn, an der sein Vater Rektor war. Neben einem ausladenden naturwissenschaftlichen Arbeitspensum fand er in der von haufigen Prufungen begleiteten Ausbildung noch Zeit, sich in einer Reihe von Clubs und Vereinen zu engagieren. Fechten, Tennis und Wassersportarten zahlten zu seinen bevorzugten Freizeitaktivitaten. Er gehorte in Brunn auch zu den wenigen fruhen Radfahrern. Der Deutsch-Akademische Leseverein, dem Musil sich zudem anschloss, hatte mit 20 Mitgliedern laut Corino knapp die doppelte Starke des Radfahrerclubs. Großeren Einfluss auf Musils geistige Orientierung hatten zu dieser Zeit neben Friedrich Nietzsche auch Ralph Waldo Emerson und Maurice Maeterlinck . [8] Am 18. Juli 1901 bestand Robert Musil die zweite Ingenieur-Prufung mit der Gesamtnote ?sehr befahigt“. [9]

Von der Jahrhundertwende bis zum Weltkriegsende 1918 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Robert Musil (1900)

Musils Sexualleben um die Jahrhundertwende war den eigenen Aufzeichnungen zufolge vorwiegend von Erlebnissen in der Beziehung zu einer Prostituierten bestimmt, die er teils als experimentelle Selbsterfahrung behandelte. [10] Doch erfasste ihn auch eine starke Verliebtheit zu der Pianistin und passionierten Bergsteigerin Valerie Hilpert, die mystische Zuge annahm. [11] An Syphilis erkrankt, unterzog sich Musil von Marz 1902 an fur anderthalb Jahre einer Behandlung mit Quecksilbersalbe. In dieser Zeit begann seine mehrere Jahre andauernde Beziehung zu der in einer Tuchhandlung beschaftigten Hermine Dietz, die Tonka seiner 1923 erschienenen gleichnamigen Novelle. Hermines syphilitische Fehlgeburt 1906 und ihr Ableben 1907 konnten durch Ansteckung bei Musil bedingt gewesen sein. [12]

In seinen geistigen und beruflichen Interessen orientierte Musil sich nach Ableistung des einjahrig-freiwilligen Militardienstes noch einmal neu, nachdem er auf Empfehlung des Vaters ein Praktikum als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Stuttgart bei dem Dampfkesselforscher Carl von Bach angefangen hatte: Psychologie und Philosophie begannen, ihn stark zu beschaftigen. Um sie als Facher auch studieren zu konnen, musste Musil 1902 noch das Abitur ablegen und dafur die alten Sprachen Griechisch und Latein nachlernen. Zum Studium ging er nach Berlin, wo Forschung, Literatur und Theater ihm reizvolle Perspektiven eroffneten und wo durch Carl Stumpf ein neues Forschungszentrum fur Experimentalpsychologie entstanden war. [13] ?Kein anderer Autor seiner Generation“, heißt es uber Musil bei Pfohlmann, ?außer vielleicht Hermann Broch , verfugte uber ein so breites Wissen“; kein anderes Werk beharre so nachdrucklich auf der Einheit von Geistes- und Naturwissenschaften. Als wichtiges Bindeglied fungierte die Lekture Ernst Machs , fur den Physik und Psychologie zusammengehorten und der auch als Vordenker der Gestaltpsychologie neben Stumpf fur Musil wichtig wurde. [14]

Unter seinen Studienkollegen waren auch die Mitbegrunder der Gestalttheorie Kurt Koffka und Wolfgang Kohler . Musils Interesse galt besonders dem Phanomen der Inversion bei Kippbildern wie dem Necker-Wurfel . In seinem 1906 erschienenen Romanerstling Die Verwirrungen des Zoglings Torleß kommt das Inversionsmotiv bereits verschiedentlich zum Tragen. [15] Nachdem Musil bei verschiedenen Verlagen fur sein Manuskript bereits Absagen erhalten hatte, wandte er sich auf gut Gluck an den Kritiker Alfred Kerr , der ihm dann sogar bei der Endredaktion half und der nach der Auslieferung des Romans mit seiner Besprechung des Torleß zu einem Traumstart fur dieses Debut beitrug. Dabei gewann Musil auch Franz Blei fur sich, der ihm als Literaturvermittler der Moderne nun mancherlei Verlagsturen offnete. [16]

Parallel zu den Arbeiten am Torleß entwickelte Musil den nach ihm benannten Musilschen Farbkreisel . Mit einer Dissertation zum Thema Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs wurde er 1908 von Carl Stumpf promoviert. Die Arbeit erhielt die von Alois Riehl im Rigorosum bestatigte Note laudabile . [17] Eine Assistentenstelle als Experimentalpsychologe in Graz samt anschließender Habilitation schlug Musil zugunsten der Schriftstellerexistenz aus. Mit der Erzahlung Das verzauberte Haus (1908) und dem Novellenband Vereinigungen (1911) konnte Musil an den Torleß-Erfolg nicht anknupfen und im Nachhinein auch selbst kein rechtes Verhaltnis zwischen Aufwand und Ertrag seiner Muhen erkennen. [18] 1910 zog er nach Wien und nahm eine Stelle als Bibliothekar an der Technischen Hochschule Wien an, die ihn aber auf Dauer einengte und die er nach Krankschreibungen und Kuraufenthalten aufgab. Am 15. April 1911 heiratete Musil Martha Marcovaldi, geborene Heimann (1874?1949). Bis zum Kriegsanfang im August 1914 war er als Mitarbeiter bei mehreren Zeitungen tatig. Die Neue Rundschau des Verlegers Samuel Fischer , die seine scharfe Kritik von Walther Rathenaus Mechanik des Geistes herausbrachte, beschaftigte ihn seit Februar 1914 in ihrer Redaktion. Er war mit der Forderung junger Literaten betraut und knupfte dabei zahlreiche Kontakte zu den Vertretern der expressionistischen Literaturszene. Dabei hatte er u. a. mit Franz Kafka zu tun, der seine Erzahlung Die Verwandlung zum Druck anbot, wegen verlagsseitig geforderter Kurzung aber zuruckzog. Im September dieses Jahres druckte die Neue Rundschau neben anderen Musils kriegsbegeisterten Beitrag Europaertum, Krieg, Deutschtum , der seine bis dahin vertretenen asthetischen Werte dementierte. [19]

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Reserveoffizier teil und beendete ihn im Rang eines Landsturmhauptmanns mit mehreren Auszeichnungen. Er war an der Dolomitenfront , dann an der Isonzofront stationiert. [20] Am 22. September 1915 wurde er nahe Trient knapp von einem Fliegerpfeil verfehlt, den ein italienisches Flugzeug abgeworfen hatte. [21] Er beschrieb diese existentielle Erfahrung in der Hauptszene seiner Erzahlung Die Amsel . Im April 1916 wurde Musil nach schwerer Erkrankung vom Feldeinsatz freigestellt und ubernahm in Bozen die Redaktion der Tiroler Soldaten-Zeitung . [22] Per Allerhochster Entschließung Kaiser Karls I. wurde Musils Vater als k.k. Hofrat und o. Professor der theoretischen Maschinenlehre und Maschinenkunde an der Deutschen Franz-Joseph Technischen Hochschule in Brunn am 22. Oktober 1917 in den erblichen osterreichischen Adelstand erhoben, wodurch auch Musil selbst das Recht zum Gebrauch dieses Titels erhielt. Die Verleihung der Bezeichnung Edler von Musil und eines Wappens erfolgten per Diplom Wien am 5. Februar 1918. [23] 1918 war Musil fur die Heimat zustandig, ebenfalls ein militarisches Propagandablatt aus dem Wiener k.u.k. Kriegspressequartier . Auch nach Kriegsende war Musil zur Sicherung des Lebensunterhalts zunachst noch an diesem Wirkungsort beschaftigt ? nunmehr zwecks Auflosung. Dass ihm fur die spatere Darstellung Kakaniens in Der Mann ohne Eigenschaften seine Aktenkenntnis aus dem Kriegsministerium sehr nutzlich war, wird von Corino hervorgehoben, und zwar im Hinblick auf Einsichten in die Hintergrunde des Krieges sowie auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche ?Verflechtung und Verfilzung aller Beziehungen in diesem Reiche.“ [24]

Am Puls der Zeit in Berlin und Wien bis 1938 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Musil 1919 seine kunftigen Perspektiven aus der Ruckschau zu bestimmen suchte, notierte er in seinen Tagebuchheften eher Ernuchterndes uber das eigene bisherige Wirken, das ihm nur in Teilen selbst zusagte:

?Aber was bleibt davon? Wenn der Atem verblasen ist, mit dem die Fulle zu beleben versucht wurde, ein unorganischer toter Haufen von Material. Die funfjahrige Sklaverei des Kriegs hat inzwischen aus meinem Leben das beste Stuck herausgerissen; der Anlauf ist zu lang geworden, die Gelegenheit, alle Krafte zu spannen, zu kurz. Verzichten oder springen, wie immer es kommt, ist die einzige Wahl, welche geblieben ist.“ [25]

Was außerdem von Musil bleiben sollte, ergab sich im Wesentlichen aus seiner Existenz und seinem Schaffen als Schriftsteller in der Zeit zwischen den Weltkriegen, die er hauptsachlich in Berlin und Wien verbrachte.

Im Strudel der Nachkriegswirren (1919?1923) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit dem gutburgerlichen Wohlstand der ersten vier Lebensjahrzehnte war es in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg fur Musil vorbei. Das Vermogen seiner Eltern und das seiner Frau Martha wurde durch die Kriegs- und Nachkriegsinflation aufgezehrt, und das wahrend der Restlaufzeit seiner Beschaftigung im Kriegsministerium bis Dezember 1922 fortlaufende Einkommen konnte den bisherigen Anspruchen nicht genugen. Mehrfache Wohnungswechsel in Wien zu dieser Zeit und zwischenzeitliche Aufenthalte in der von Eugenie Schwarzwald fur notleidende Kunstler und Intellektuelle vorgehaltenen Einrichtung markieren einen von Musil als entwurdigend erlebten sozialen Abstieg. [26] Er unterstutzte Ende 1918 das im Zuge der Novemberrevolution entworfene Programm des ?Politischen Rates geistiger Arbeiter“ in Deutschland unter anderen an der Seite von Heinrich Mann , Bruno Taut und Kurt Wolff , in dem zum Beispiel die Vergesellschaftung von Grund und Boden, die Vermogenskonfiskation jenseits einer Obergrenze und die Umwandlung kapitalistischer Unternehmen in Arbeiterproduktionsgenossenschaften gefordert wurde. [27] Im Marz 1919 pladierte Musil in der Neuen Rundschau fur die unter seinen Landsleuten in der Nachkriegszeit verbreitete Forderung eines Anschlusses an Deutschland mit der Begrundung, eine eigenstandige osterreichische Kultur sei doch nur Legende. [28]

Nebeneinnahmen verschaffte Musil sich vor allem als Theaterkritiker im Zeitungswesen. 1920 vollendete er sein ein Jahrzehnt zuvor konzipiertes Theaterstuck Die Schwarmer , fand aber erst im folgenden Jahr dafur einen Verleger. Das von Kritikern als ? Lesedrama “ bezeichnete Werk kam erst 1929 in Berlin zur Urauffuhrung, [29] stark gekurzt und gegen Musils Widerstand. [30] Nahezu umgekehrt verhielt es sich mit der von Musil gewissermaßen als Kontrapunkt gesetzten Posse Vincenz und die Freundin bedeutender Manner . Sie ging ihm flott von der Hand und kam Ende 1923 bereits vor der Druckfassung erfolgreich zur Auffuhrung.

Im Ringen um das Magnum Opus (1924?1932) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In dieser Zeit nach der Großen Inflation fand Musil mit seinem Schaffen insgesamt wieder mehr offentliche Beachtung. Im Februar 1924 erschien der Novellenband Drei Frauen , in dem drei vorherige Einzelpublikationen zu den autobiographisch grundierten Frauenfiguren Grigia , Die Portugiesin und Tonka zusammengefasst waren. Vergleichsweise ?uberraschend zuganglich“ nennt Pfohlmann diesen Novellenband. Zwar sei auch hier Musils Prosa ?von einem dichten Netz aufeinander verweisender Gleichnisse und Bilder durchsetzt, doch geht die schier uberwaltigende Bilderfulle nicht auf Kosten der Handlung. Vielmehr verbinden sich Bild- und Erzahlebene in den Drei Frauen zu einer in Musils Werk nie mehr erreichten vollkommenen Vereinigung.“ [31]

Zwei Preisverleihungen ehrten Musil zeitlich annahernd parallel zu diesen Neuerscheinungen: der von Alfred Doblin ihm zuerkannte und mit Wilhelm Lehmann geteilte Kleist-Preis im Oktober 1923 und der ihm mit anderen im Mai 1924 gemeinsam verliehene Wiener Kunstpreis . Im November 1923 wurde Musil zum stellvertretenden Vorsitzenden im Schutzverband deutscher Schriftsteller Osterreichs gewahlt. Die Bindung an den Verlag Ernst Rowohlts , mit dem er einen monatlichen Vorschuss fur die Ausarbeitung seines Roman-Großwerks vertraglich vereinbarte, sicherte seine Schriftstellerexistenz bis auf Weiteres materiell besser ab. Allerdings geriet Musil ein ums andere Mal mit der Einhaltung seiner Terminzusagen erheblich in Verzug. Bereits zum Herbst 1925 hatte der Roman ? einstweilen unter dem Titel Die Zwillingsschwester ? erscheinen sollen. Todesfalle in der Familie, die Einwirkung des im November 1924 erschienenen Zauberbergs von Thomas Mann auf Musils eigene Konzeption, [32] gesundheitliche Beeintrachtigungen im Zusammenhang mit einer Gallenoperation 1926 und haufige Schreibblockaden, die letztlich nur mit psychotherapeutischer Hilfe gelost werden konnten, durften dafur wichtige Grunde gewesen sein.

Das Verhaltnis zum Verleger entwickelte sich unterdessen nicht nur aus Musils Sicht dramatisch, wie Ernst Rowohlt im Ruckblick bezeugte: Musil habe ihm bei Begegnungen stets großen Eindruck gemacht und ihn zu weiterer Unterstutzung bewegen konnen, obwohl er mit den vereinbarten Vorschusszahlungen nie ausgekommen sei. Da Musil auch glaubwurdig mit Selbsterschießung gedroht habe, sei er, Rowohlt, immer wieder weich geworden. [33] Als die Schockwellen der Weltwirtschaftskrise auch das deutsche Verlagswesen erreichten und Musil immer noch nicht im großen Maßstab geliefert hatte, fielen Rowohlts Zahlungen vorubergehend ganz aus. Selbst auf das Preisgeld fur den Musil 1929 zugesprochenen Gerhart-Hauptmann-Preis musste er langer warten. [34] Doch auch Musils Sondierungen fur einen neuerlichen Verlagswechsel scheiterten. Er blieb auf Rowohlt angewiesen.

Den Titel Der Mann ohne Eigenschaften prasentierte Musil dem Publikum erstmals 1927 bei einer Lesung von Werkteilen. [35] Zu Jahresbeginn 1929 fing er die Reinschrift des ersten Bandes an, bis zu dessen Erscheinen aber noch einmal annahernd zwei Jahre vergehen sollten. Sehr muhsam rang der Autor sich nach eigenem Bekunden die Fortschritte ab:

?Ich habe auch einen mich befriedigenden letzten und Hauptteil des ersten Kapitels im Kopf. Ich setze den ersten Teil in einer Weise fort, die formal ungeschickt wirkt und von mir gestrichen wird. Es fallt mir ein, die nicht verwendete Schilderung der Gerausche und Geschwindigkeiten der Großstadt hier einzuschieben. Es schwebt mir vor, wie sie in den letzten Teil ubergehen soll. Aber ungenau und nicht fixiert. Nun ist die klassische Situation geschaffen: Zwei fixierte Pfeiler und dazwischen ein Ubergang, der nicht zustande kommen will. Ich schiebe ihn ein und bringe ihn nur zum Teil unter. Ich streiche und versuche es anders. Mißfallen schleicht sich ein. Ich verliere die Linie des Ganzen. […] Es ist Abend geworden, ich lasse die Sache stehn, lese. Im Augenblick, wo ich die Lampen loschen will, fallt mir, wie oft, ein, wie es zu machen ware.“ [36]

Am 22. Dezember 1930, gut zwei Wochen nach Musils 50. Geburtstag und zu spat, um im Weihnachtsgeschaft noch eine merkliche Rolle zu spielen, erschien der Der Mann ohne Eigenschaften , Band I. Wahrend Musil in den beiden Folgejahren am Fortsetzungsband arbeitete, schlug die existenzielle Krise des Rowohlt-Verlags mit Einkommensverlusten auf ihn zuruck. Den eigenen Zeitplan konnte Musil erneut nicht einhalten, sah sich aber wegen der prekaren Lage seines Verlegers zudem genotigt, wenigstens den ersten Teil des Bandes II zu dem vom Verlag angekundigten Termin fertigzustellen. Seine private Notlage linderte unterdessen eine von privaten Mazenen, darunter Curt Glaser , gegrundete Musil-Gesellschaft. Musils Aufnahme in die Preußische Akademie der Kunste scheiterte trotz der Unterstutzung etwa Thomas Manns und Alfred Doblins Ende Januar 1932 am Votum der Mitglieder-Mehrheit. Zur Begrundung soll es geheißen haben: ?zu intelligent fur einen Dichter“. [37] Unter solchen Voraussetzungen wurde am 15. Dezember 1932 Band II von Der Mann ohne Eigenschaften mit dem ersten Teil ausgeliefert. Entgegen dem, wie es scheinen konnte, war mit dem Titel ganz anderes gemeint als ein Kommentar zum unmittelbaren politischen Zeitgeschehen: Ins Tausendjahrige Reich (Die Verbrecher) .

Wiener Jahre vor dem ?Anschluss“ (1933?1938) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wohnhaus Robert Musils in der Rasumofskygasse 20 in Wien (1921?1938)

Die Anfange des nationalsozialistischen Regimes erlebten Musil und seine judische Frau Martha in der Berliner Pension Stern am Kurfurstendamm . Alfred Kerr, Musils Forderer seit gut zweieinhalb Jahrzehnten, den Joseph Goebbels langst zu einem der politischen Hauptfeinde erklart hatte, floh vor anstehender Verfolgung am 15. Februar 1933 aus Berlin. Tags darauf wurde das Rowohlt-Verlagsgebaude zwecks Sauberung unliebsamer Literatur von einer SA-Formation heimgesucht. [38] Da auch die Berliner Musil-Gesellschaft in Auflosung begriffen war, verließen die Eheleute im Mai 1933 Berlin in Richtung Karlsbad, wo Musil wegen einer Gallen-Leber-Insuffizienz einen Kuraufenthalt verbrachte, um dann nach Wien zuruckzukehren. [39] Die Einladung von Klaus Mann , sich mit eigenen Beitragen an der faschismuskritischen Exilzeitschrift Die Sammlung zu beteiligen, behandelte Musil zunachst hinhaltend, dann deutlich abschlagig, wohl um den Vertrieb der noch nicht ausdrucklich verbotenen eigenen Werke im nationalsozialistischen Deutschland nicht selbst auszuschließen.

Nach der Ermordung von Engelbert Dollfuß im Juliputsch 1934 durch Nationalsozialisten wurde in Osterreich der Standestaat , seit 1933 gestutzt durch die Vaterlandische Front , unter Kurt Schuschnigg fortgefuhrt. Musil, der aktives politisches Engagement weitgehend mied, beklagte im Dezember 1934 in der Festrede zum 20-jahrigen Bestehen des Schutzverbands deutscher Schriftsteller Osterreichs einerseits eine staatliche Literaturforderung ?nach den Gesetzen der kleinsten menschlichen Fassungskraft“ und andererseits die miserable Lage, in der sich das ?Dutzend wirklicher Dichter“ befande. [40] Personlicher Erfahrungshintergrund dafur waren wohl die Scham und Muhen, die es die Eheleute Musil seit ihrer Ruckkunft kostete, in Wien Unterstutzer fur eine neue Musil-Gesellschaft zu gewinnen, die beider Lebensunterhalt sichern sollte. [41] In der besagten Rede unter dem Titel ?Der Dichter in dieser Zeit“ bezog sich Musil auch auf die kollektiv-individuelle Doppelnatur des Menschen und auf ihre jeweilige historisch spezifische Auspragung. Der Kollektivismus sei neuerdings sehr in den Vordergrund geruckt:

?Und es kann wohl auch nicht verschwiegen werden, dass er sich in der Zeit unserer Klassik auf die ≪Humanitat≫ und auf die ≪Personlichkeit≫ verlassen hat, wogegen er heute antiindividualistisch und antiatomistisch auftritt und nicht gerade ein leidenschaftlicher Verehrer der Humanitat ist. […] Aus politischen Grunden sind vielerorten die Begriffe der Humanitat, der Internationalitat, der Freiheit, der Objektivitat und andere mißliebig geworden. Sie gelten als bourgeois, als liberal, als abgetan. Sie werden unterdruckt, aus der Erziehung ausgeschaltet, ausgehungert. Nicht alle auf einmal; die einen da, die anderen dort. Es sind aber fur den Dichter die Begriffe seiner Uberlieferung, mit deren Hilfe er sein personliches Selbst muhsam gefestigt hat. Er braucht ihnen gar nicht allen beizupflichten, er kann bestrebt sein, sie zu verandern, so bleibt er ihnen doch allen verhaftet, weit mehr, als man dem Boden verhaftet ist, auf dem man wandelt. Der Dichter ist nicht nur der Ausdruck einer augenblicklichen Geistesverfassung, mag sie selbst eine neue Zeit einleiten. Seine Uberlieferung ist nicht Jahrzehnte, sondern Jahrtausende alt.“ [42]

Der zeitgenossische Mensch, so Musil in einer anderen Passage dieser Rede, erweise sich als unselbstandig und werde ?erst im Verband zu etwas Festem“. Das zeige der nationalsozialistische Umsturz in Deutschland, der das Land in sturmische Sieger einerseits und ratlos-verschuchterte Feiglinge andererseits aufgeteilt habe, ohne dass der Einzelne auf Dauer so oder so festgelegt sei. [43] Laut Corino war dieser Auftritt Musils wahrscheinlich ausschlaggebend dafur, dass Musil auch fur den internationalen Schriftsteller-Kongress zur Verteidigung der Kultur im Juni 1935 in Paris zu einem Vortrag eingeladen wurde. Den Erwartungen der Veranstalter und der aus 28 Landern Eingeladenen, die mehrheitlich dem neuen sowjetischen Kulturmodell und der Volksfront huldigten, entsprach Musils Ansprache jedoch nicht. [44] Er unterstrich erneut den Zug der Zeit zum Kollektivismus, erteilte aber jeglicher Indienstnahme der Kultursphare durch die Politik eine Absage, sei es von Seiten des Staates, der Klasse, der Nation, der Rasse oder des Christentums.

?Die Politik holt sich heute nicht die Ziele bei der Kultur, sondern bringt sie mit und teilt sie aus. Sie lehrt uns, wie wir einzig und allein dichten, malen und philosophieren sollen.“ [45]

Kultur sei, betonte dagegen Musil, sowohl ubernational als auch uberzeitlich, aber nicht bloße Uberlieferung, die einfach von Hand zu Hand weitergegeben werden konne; vielmehr werde das aus anderer Zeit und von anderswo Gekommene in schopferischen Menschen neu geboren. Manche abgenutzten und schon oft missbrauchten Begriffe seien dabei unerlassliche psychologische Voraussetzungen:

?So beispielsweise Freiheit, Offenheit, Mut, Unbestechlichkeit, Verantwortung und Kritik, diese mehr noch gegen das, was uns verfuhrt als gegen das, was uns abstoßt. Auch die Wahrheitsliebe muß dabei sein, und ich erwahne sie besonders, weil das, was wir Kultur nennen, wohl nicht unmittelbar dem Kriterium der Wahrheit untersteht, aber keinerlei große Kultur auf einem schiefen Verhaltnis zur Wahrheit beruhen kann. Ohne dass solche Eigenschaften von einem politischen Regime in allen Menschen unterstutzt werden, kommen sie auch in den besonderen Begabungen nicht zum Vorschein.“ [46]

Vorwiegend positive Reaktionen durfte Musil von diesem Pladoyer weder in Paris noch daheim in Wien erwarten, denn politisch hatte er sich in aufgeladener Zeit nirgendwo angeschlossen. Nun drohte ihm, den die Fortsetzungsentwurfe seines Romans gefangen hielten, zunehmend das Vergessenwerden in der literarischen Offentlichkeit. Eine gewisse sportliche Fitness suchte der bluthochdruckgefahrdete Musil sich durch regelmaßiges Schwimmen im Wiener Dianabad zu erhalten. Im Mai 1936 erlitt er dabei einen Schlaganfall , der mancherlei Einschrankungen bei der kunftigen Lebensfuhrung nach sich zog. Musils letzte großere offentliche Auftritte galten einer Rede uber die Dummheit im Marz und Dezember 1937, die den Bezug zu Politik und Faschismus nicht aussparte und damit die einleitende Aussage beilaufig unterstrich: ?Einer, der so sich unterfangt, uber die Dummheit zu sprechen, lauft heute Gefahr, auf mancherlei Weise zu Schaden zu kommen...“ [47]

Exilant in der Schweiz bis zum Lebensende [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend Musil noch an den Druckfahnen zur unmittelbar bevorstehenden Veroffentlichung 20 weiterer Kapitel fur den zweiten Teil des Bandes II zu Der Mann ohne Eigenschaften arbeitete, machte der Anschluss Osterreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im Marz 1938 die Lage fur das Ehepaar Musil in Wien unhaltbar: Gottfried Bermann Fischer , der im Jahr zuvor die Rechte an Musils Gesamtwerk von Rowohlt ubernommen hatte, konnte sich noch rechtzeitig ins Ausland absetzen; fur Musil war nun in Osterreich auch nichts mehr zu bestellen, nachdem sein Nachlaß zu Lebzeiten durch den Reichsfuhrer SS bereits verboten worden war. [48] Die Suche nach einem passenden Exilland gestaltete sich schwierig. [49] Daheim ohne jede Perspektive, zogen Robert und Martha Musil im August 1938 ins Schweizer Exil [50] , uber Vulpera erst nach Zurich , dann nach Chene-Bougeries , in die Nahe von Genf . Sie lebten dort in als desolat empfundenen Verhaltnissen, gegen die Musil ?mit einer Flut von Bittbriefen an Freunde, Gonner, Hilfsorganisationen und potenzielle Unterstutzer in aller Welt ankampfte.“ [51] Hilfe fanden sie beim Genfer Pfarrer Robert Lejeune [52] [53] sowie beim schweizerischen Hilfswerk fur deutsche Gelehrte . [54]

Denkmal fur Musil auf dem Cimetiere des Rois in Genf

Am 15. April 1942 starb Robert Musil an einem ischamischen Schlaganfall (?Hirninfarkt“) am Chemin des Clochettes 1 in Genf. Seine Witwe Martha bewahrte die Totenmaske sowie die Urne noch bis Juli 1946 in ihrer Genfer Wohnung auf und verstreute die Asche vor der Abreise zu ihrer Tochter nach Philadelphia am Fuß des Saleve , am Rande zweier verwilderter Garten. [55]

Ein ?Nachlass zu Lebzeiten“ [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend Musil unter zunehmender gesundheitlicher Beeintrachtigung an der Fortsetzung seines Romanwerks arbeitete und dabei als Schriftsteller ohne neue Veroffentlichungen vom Publikum kaum noch wahrgenommen wurde, entschloss er sich auf Anraten von Otto Pacht zur Publikation einer Sammlung fruherer kleiner Schriften und Feuilletonarbeiten, darunter eingangs die viel geruhmte Miniatur ?Das Fliegenpapier“ und am Ende die Erzahlung ?Die Amsel“. Diese Arbeiten erschienen im Dezember 1935 unter dem Titel Nachlaß zu Lebzeiten , den Musil in der ?Vorbemerkung“ verallgemeinernd zuspitzte:

?Aber kann man denn uberhaupt noch von Lebzeiten sprechen? Hat sich der Dichter deutscher Nation nicht schon langst uberlebt? Es sieht so aus, und genau genommen, hat es, so weit ich zuruckzudenken vermag, immer so ausgesehn und ist bloß seit einiger Zeit in einen entscheidenden Abschnitt getreten. Das Zeitalter, das den Maßschuh aus fertigen Teilen hervorgebracht hat, und den fertigen Anzug in individueller Anpassung, scheint auch den aus fertigen Innen- und Außenteilen zusammengesetzten Dichter hervorbringen zu wollen. Schon lebt der Dichter nach eigenem Maß beinahe allerorten in einer tiefen Abgeschiedenheit vom Leben, und hat doch nicht mit den Toten die Kunst gemeinsam, daß sie kein Haus brauchen und kein Essen und Trinken.“ [56]

Im Nachlasszusammenhang mit kleinen, scheinbar nebensachlichen Arbeiten aufzuwarten, erschien Musil einerseits riskant, andererseits auch wieder gerechtfertigt. Denn es habe ?immer schon ein gewisser Großenunterschied zwischen dem Gewicht dichterischer Außerungen und dem Gewicht der unberuhrt von ihnen durch den Weltraum rasenden zweitausendsiebenhundert Millionen Kubikmeter Erde bestanden und mußte irgendwie in Kauf genommen werden.“ [57]

Das Verhaltnis des Schriftstellers zum Publikum reflektiert Musil wiederum ironisch in einer der in dem Band enthaltenen ?Unfreundlichen Betrachtungen“ unter dem Titel ?Unter lauter Dichtern und Denkern“. Aufgreifend, dass Bucher ?heute keine Große“ mehr hatten und dass Schriftsteller derartiges angeblich nicht mehr zu schreiben vermochten, was unbestritten bleiben solle, fragt Musil umgekehrt, wie es um die Lesefahigkeit des Publikums bestellt sei.

?Wachst nicht mit der Lange des Gelesenen, vornehmlich wenn dieses wirklich eine Dichtung ist, in steigenden Potenzen ein bis dahin unaufgeklarter Widerstand, der nicht das gleiche wie Mißfallen ist? Es geschieht nicht anders, als ob die Pforte, durch die ein Buch eintreten soll, krankhaft gereizt ware, und sich eng verschlosse. Viele Menschen befinden sich heute, wenn sie ein Buch lesen, in keinem naturlichen Zustand, sondern fuhlen sich einer Operation unterworfen, in die sie kein Vertrauen haben.“ [58]

Der Mensch als Kulturkonsument sei mit dem Menschen als Kulturproduzent ?auf eine heimtuckische Weise unzufrieden.“ In der Tagesgeschaftigkeit vertrage sich das aber wundersam mit dem Gegenteil. In den Nachrichten und Kritiken des Zeitungswesens erscheine binnen weniger Monate eine Vielzahl tiefster und ganz großer Meister. Es geschehe in solch kurzer Zeit erstaunlich oft, dass der Nation ?endlich mal wieder ein wahrer Dichter“ geschenkt werde, die schonste Tiergeschichte und ?der beste Roman der letzten zehn Jahre“ geschrieben wurden. ?Einige Wochen spater kann sich kaum noch jemand an diesen unvergeßlichen Eindruck erinnern.“ [59]

An anderer Stelle beschaftigt Musil unter dem Titel ?Kunstjubilaum“ die Diskrepanz zwischen dem ersten Eindruck, den ein Kunstwerk beim Einzelnen hinterlasst, und dem oft recht anderen bei der Wiederbegegnung damit Jahre spater: ?der Glanz ist weg, die Wichtigkeit ist weg, Staub und Motten fliegen auf.“ [60] Der negativ veranderte Eindruck, von dem nur die ?große Kunst“ ausgenommen sei, [61] komme dadurch zustande, so Musil, ?daß wir uns selbst unangenehm werden, sobald wir einen gewissen Abstand von uns haben. Diese Strecke des Schreckens vor uns selbst beginnt einige Jahre vor Jetzt und endet ungefahr bei den Großeltern, also dort, wo wir anfangen, ganz unbeteiligt zu sein. Erst was dort beginnt, ist nicht mehr veraltet, sondern alt, es ist unsere Vergangenheit, und nicht mehr das, was von uns vergangen ist.“

?Offenbar liegt im Wesen des Irdischen eine Ubertreibung, ein Superplus und Uberschwang. Selbst zu einer Ohrfeige braucht man ja mehr, als man verantworten kann. Dieser Enthusiasmus des Jetzt verbrennt, und sobald er unnotig geworden ist, loscht ihn das Vergessen aus, das eine sehr schopferische und inhaltsreiche Tatigkeit ist, durch die wir recht eigentlich erst, und fortlaufend immer von neuem, als jene unbefangene, angenehme und folgerichtige Person erstehen, um deretwillen wir alles in der Welt gerechtfertigt finden.“ [62]

Wirkung und Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Robert Musil: Graffito am Musil-Haus in Klagenfurt

Bekannt ist Robert Musil vor allem als Autor der beiden Romane Die Verwirrungen des Zoglings Torleß und Der Mann ohne Eigenschaften . Nach dem Erfolg des Torleß 1906, der seine Schriftstellerexistenz begrundete, tat sich Musil mit weiteren Publikumserfolgen jedoch schwer. Bis zum Erscheinen des Hauptwerks verging danach fast ein Vierteljahrhundert, wahrenddessen Musil hauptsachlich mit Literaturkritik, Zeitungsaufsatzen und Theaterarbeiten hervortrat und im Literaturbetrieb keine besondere Aufmerksamkeit erfuhr.

Nach dem als biographisch-weltanschaulichen Einschnitt erlebten Ersten Weltkrieg richteten sich Musils hauptsachliche literarische Anstrengungen zunehmend auf Entwicklungsaspekte des immer großere Dimensionen annehmenden Hauptwerks. Von den regelmaßigen Vorschussen des Verlegers Ernst Rowohlt auf dieses Romanprojekt den Lebensunterhalt bestreitend, gab Musil seine journalistische Tatigkeit als lastigen Brotberuf auf. Mit gelegentlichen literarischen Veroffentlichungen, die auch der Mittelknappheit geschuldet waren, brachte er sich dem literarischen Publikum dann und wann wieder in Erinnerung.

Der Mann ohne Eigenschaften wurde nach Erscheinen des ersten Teilbands 1930 von der Kritik hoch gelobt, war beim breiten Publikum aber weniger nachgefragt als seinerzeit der Torleß , woran auch prominente Fursprecher wie Thomas Mann nichts zu andern vermochten. Die Arbeiten an der Fortsetzung waren fur Musil nun zunehmend von finanziellen und arbeitsokonomischen Noten gepragt, sodass die in der interessierten Leserschaft geweckten Erwartungen hingehalten wurden. Das Romanprojekt wuchs immer starker in die Tiefe: Musil haufte in Entwurfen, Konzepten, Varianten und Korrekturschriften ein in seinem Nachlass etwa 6.000 Seiten umfassendes, komplexes System von Notizen an ? und die Produktion publikationsfertiger Texte schritt immer langsamer voran.

Auf Druck seines Verlegers veroffentlichte Musil im Dezember 1932 den fertiggestellten ersten Teil des zweiten Bands. Das Echo in der literarischen Welt war gegenuber dem nach Erscheinen des ersten Bands zuruckhaltender. Zur Veroffentlichung eines zuletzt fur April 1938 anvisierten weiteren Teils kam es nicht mehr. Mit der Korrektur der sogenannten Druckfahnenkapitel war Musil noch beschaftigt, als das NS-Regime mit dem Anschluss Osterreichs die bevorstehende Publikation verhinderte. In den letzten Lebensjahren veroffentlichte Musil trotz unablassiger Arbeit am Mann ohne Eigenschaften nichts mehr und geriet im Schweizer Exil in Vergessenheit; denn auch politischer Stellungnahmen enthielt er sich, vielleicht in dem Bestreben, fur die Behorden gar nicht als Mann im Exil zu erscheinen, sondern als zu Studienzwecken vorubergehend Auswartiger. [51]

Klaus Amann sieht Musils Verhalten aber als nur scheinbar unpolitisch an und markiert das daran genuin Politische so: ?dass er sich als Person den zeitgebundenen, willkurlichen und instrumentellen Anspruchen der Politik konsequent verweigerte ? fur ein Werk, dessen Thema die auf den Krieg zutreibende Zeit ist, dessen Kern aber die Verteidigung des Einzelnen, des autonomen, denkenden und fuhlenden Menschen bildet.“ An den Lektor des Bermann-Fischer Verlages Viktor Zuckerkandl schrieb Musil 1938 aus dem Schweizer Exil: ?Ich kann auch jetzt nicht anders, als daran zu denken: Gewiß, Deutschland ist in Qualm und vielleicht bald in Brand, die Welt dann mit ihm; aber was kann ich retten, und im Bewusstsein der anderen erhalten, wenn nicht das Werk, dessen Herr und Diener ich bin.“ [63]

Eine Wiederbelebung des Interesses an Musils Werk setzte in den 1950er Jahren ein, nachdem Martha Musil und Adolf Frise den Werknachlass des Verstorbenen geordnet hatten. Frise besorgte eine Neuedition des Romanfragments und trug so maßgeblich zu dessen Wiederentdeckung bei. Bereits in der literarischen Beilage der Times vom 28. Okt. 1949 [64] wird Musil als the most important novelist writing in German in this half-century (?der wichtigste Deutsch schreibende Romancier dieser Jahrhunderthalfte“) beschrieben, der zugleich the least known writer of the age (?der am wenigsten bekannte Schriftsteller des Zeitalters“) sei.

Heute gilt der Roman als eines der großten Werke der Moderne und ist als ?literaturwissenschaftliches Prestigeobjekt“ [65] Gegenstand intensiver Erforschung. Volker Schlondorff verfilmte 1965 Musils Erstling unter dem Titel Der junge Torless . Der Film lud Musils Stoff intensiv mit Fragen nach der deutschen Schuld in der Zeit des Nationalsozialismus auf und wurde ein erster großer Erfolg des Neuen Deutschen Films . In der Folge war auch Musils Die Verwirrungen des Zoglings Torleß lange Zeit eine haufig im Schulunterricht verwendete Lekture.

Im engeren Rahmen der deutschsprachigen Literatur seiner Zeit stellt man Musil nicht selten in eine Reihe mit Hermann Broch , Franz Kafka , Thomas Mann , Elias Canetti und anderen, deren Schreibenergie sich oft ahnlich der Musilschen aus Zusammenbruchserfahrungen nahrte, die so personlich wie epochal waren. In der zeitgenossischen osterreichischen Literatur bezeugen unter anderem Gerhard Amanshauser , Rudolf Bayr , Thomas Bernhard , Alois Brandstetter , Andreas Okopenko , Michael Scharang , Franz Schuh und Julian Schutting auf verschiedene Weise das Fortwirken seines Werkes und nehmen in asthetisch-politischer Hinsicht Standpunkte Musils ein.

Karl Corino , Musils so akribischer wie deutungsfreudiger Biograph, fasst Werk und Personlichkeit in seinem Urteil zusammen: ?Die zentrale Idee seines Werks, namlich die von Genauigkeit und Seele , hat in unserer Zeit, da luftiges Fabulieren und die Logik der Forschung einander immer fremder gegenuberstehen, an Gultigkeit nichts verloren.“ Die wahre Kraft und Wurde des Hauptwerks Der Mann ohne Eigenschaften , heißt es mit Berufung auf Ignazio Silone , sei in der Person des Verfassers Robert Musil zu finden, ?der, mit seiner Utopie ringend, wie ein lebend Begrabener in diesem Werk ruht.“ [66]

Forschung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1970 grundete Marie-Louise Roth an der Universitat des Saarlandes die standige Arbeitsstelle zur Robert-Musil-Forschung, die heutige ?Arbeitsstelle fur Osterreichische Literatur und Kultur/Robert-Musil-Forschung“ (Abk. AfOLK). 1974 grundete sie in Wien die ?Internationale Robert-Musil-Gesellschaft“ (Abk. IRMG) mit dem damaligen osterreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky als Schirmherrn, der ? laut eigenem Bekunden in der Grundungsversammlung ? nach mehrmonatiger Gestapo-Haft nur ein Buch ins schwedische Exil mitgenommen hatte, eine kartonierte, zerlesene Ausgabe von Der Mann ohne Eigenschaften . ( Musil-Forum 1, 1975, S. 67). [67] Roth war Prasidentin der IRMG von 1974 bis 2001, ab 2001 deren Ehrenprasidentin. Die Gesellschaft hat heute ihren Sitz in Wien. Aktueller Prasident der Gesellschaft ist Norbert Christian Wolf , Geschaftsfuhrer Thomas Hubel. [68]

Musils Werk, insbesondere Der Mann ohne Eigenschaften , hat zahlreiche Germanisten dazu motiviert, uber Musil zu promovieren, darunter Dieter Kuhn (1965), Karl Corino (1969), Dieter Fuder (1979), Roger Willemsen (1984) und Richard David Precht (1996).

Ausstellungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Erinnerungsstatten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In Klagenfurt (Bahnhofstraße 50) gibt es das Robert Musil Literatur-Museum. Außerdem ist in der Rasumofskygasse 20 in Wien- Landstraße (3. Bezirk) ein Robert-Musil-Gedenkraum zu besichtigen. Gedenktafeln bzw. Gedenksteine finden sich in Klagenfurt, Berlin-Charlottenburg, Brunn und Genf.

Benennungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1956 wurde in Wien- Ottakring (16. Bezirk) der Musilplatz nach ihm benannt. Weitere Benennungen (Straßen, Gassen, Wege und Platze) gibt es u. a. innerhalb Osterreichs in Eisenstadt, Traiskirchen, Graz-Liebenau, Villach, Wels, Marchtrenk, Kapfenberg und Klagenfurt, ferner in Hamburg.

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Grigia (1923), mit Radierungen von Alfred Zangerl

Verzeichnis aller Werke siehe Wikisource

  • Die Verwirrungen des Zoglings Torleß (Wiener Verlag, Wien und Leipzig 1906), 68. Auflage, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2009, ISBN 978-3-499-10300-1 ; auch als Horbuch, ISBN 978-3-89940-194-3 .
  • Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs. Berlin 1908, OCLC 31082331 (Inaugural-Dissertation Universitat Berlin 1908, 124 Seiten).
    • Neuauflage mit Die Kraftmaschinen des Kleingewerbes , 1904; Die Beheizung der Wohnraume. 1904/05; Psychotechnik und ihre Anwendung im Bundesheere. 1922, als Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs und Studien zur Technik und Psychotechnik , Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980, ISBN 3-498-04271-8 .
  • Das verzauberte Haus (= erste Fassung von Die Versuchung der stillen Veronika ) (in: Hyperion 1908)
  • Das Unanstandige und Kranke in der Kunst. Essay (in: Pan 1911)
  • Vereinigungen. Zwei Erzahlungen. (Georg Muller Verlag, Munchen 1911) Aufgelegt auch als Horbuch in Volltextlesung. onomato Verlag, Dusseldorf, ISBN 978-3-933691-95-8 .
  • Die Schwarmer. Schauspiel in drei Aufzugen. (Sybillen Verlag, Dresden 1921)
  • Drei Frauen. Novellen. (Rowohlt Verlag, Berlin 1924). Dreiteiliger Novellenzyklus bestehend aus Grigia. (Erstausgabe: Muller & Co. Verlag, Potsdam 1923, mit Radierungen von Alfred Zangerl ), Die Portugiesin. (Erstausgabe: Rowohlt Verlag, Berlin 1923) und Tonka. (Erstdruck: Gebr. Stiepel Verlag, Reichenberg in Bohmen 1922)
  • Der Mann ohne Eigenschaften (1930 erschien ein Erstes Buch im Rowohlt Verlag, Berlin, enthaltend Teil 1. Eine Art Einleitung und Teil 2. Seinesgleichen geschieht ; ein Zweites Buch ? erschienen im Rowohlt Verlag, Berlin 1933 ? blieb unvollendet, es wurde und wird noch in verschiedenen Ausgaben aus dem Nachlass (re)konstruiert; einen dritten Band, bestehend aus dem Nachlaß, ließ die Witwe Musils 1943 im Schweizer Exil drucken); auch als Horbuch, ISBN 978-3-89940-416-6 .
  • Nachlaß zu Lebzeiten. (Humanitas Verlag, Zurich 1936, darin die Erzahlung Die Amsel )
  • Uber die Dummheit. Vortrag auf Einladung des osterreichischen Werkbunds, gehalten in Wien am 11. und wiederholt am 17. Marz 1937. (Einzelausgabe). Bermann-Fischer Verlag, Wien 1937.
  • Robert Musil ? Gesammelte Werke . Herausgegeben von Adolf Frise. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg:
  • Der literarische Nachlaß. CD-ROM-Edition. Hg. von Friedbert Aspetsberger, Karl Eibl und Adolf Frise. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992 ( MS-DOS -basierte Bedienungsoberflache.)
  • Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Remix. Herausgegeben von Katarina Agathos / Herbert Kapfer . Bayerischer Rundfunk / Horspiel und Medienkunst in Zusammenarbeit mit dem Robert Musil-Institut der Universitat Klagenfurt . Wissenschaftliche Beratung: Walter Fanta. Belleville, Munchen 2004, ISBN 3-89940-416-5 .
  • Robert Musil: Klagenfurter Ausgabe. Kommentierte digitale Edition samtlicher Werke, Briefe und nachgelassener Schriften. Mit Transkriptionen und Faksimiles aller Handschriften. Herausgegeben von Walter Fanta, Klaus Amann und Karl Corino. Klagenfurt: Robert Musil-Institut der Universitat Klagenfurt. DVD-Version 2009.
  • Robert Musil Gesamtausgabe in 12 Banden . Herausgegeben von Walter Fanta, Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien:
    • Band 1 Der Mann ohne Eigenschaften 1 (Herbst 2016) Erstes Buch, Kapitel 1?75. ISBN 978-3-99027-201-5 .
    • Band 2 Der Mann ohne Eigenschaften 2 (Herbst 2016) Erstes Buch, Kapitel 76?123. ISBN 978-3-99027-202-2 .
    • Band 3 Der Mann ohne Eigenschaften 3 (Fruhling 2017) Zweites Buch, Kapitel 1?38. ISBN 978-3-99027-203-9 .
    • Band 4 Der Mann ohne Eigenschaften 4 (Herbst 2017) Zweites Buch, Fortsetzung aus dem Nachlass 1937?1942, Druckfahnen-Kapitel und Fortsetzung / Genfer Ersetzungsreihen. ISBN 978-3-99027-204-6 .
    • Band 5 Der Mann ohne Eigenschaften 5 (Fruhling 2018) Zweites Buch, Fortsetzung aus dem Nachlass 1933?1936. ISBN 978-3-99027-205-3 .
    • Band 6 Der Mann ohne Eigenschaften 6 (Herbst 2018) Vorstufen aus dem Nachlass 1918?1928, Der Spion ? Der Erloser ? Die Zwillingsschwester ? Die Kapitelgruppen. ISBN 978-3-99027-206-0 .
    • Band 7 Bucher I (Fruhling 2019) Die Verwirrungen des Zoglings Torleß ? Vereinigungen ? Dissertation: Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs. ISBN 978-3-99027-207-7 .
    • Band 8 Bucher II (Herbst 2019) Drei Frauen ? Die Schwarmer ? Vinzenz und die Freundin bedeutender Manner ? Nachlaß zu Lebzeiten ? Rede zur Rilke-Feier ? Uber die Dummheit. ISBN 978-3-99027-208-4 .
    • Band 9 In Zeitungen und Zeitschriften I (Fruhling 2020) Unselbststandige Veroffentlichungen 1898?1922. ISBN 978-3-99027-209-1 .
    • Band 10 In Zeitungen und Zeitschriften II (Herbst 2020) Unselbststandige Veroffentlichungen 1922?1924. ISBN 978-3-99027-210-7 .
    • Band 11 In Zeitungen und Zeitschriften III (Herbst 2021) Unselbststandige Veroffentlichungen 1925?1938. ISBN 978-3-99027-211-4 .
    • Band 12 Projekte (Herbst 2021) Unveroffentlichte Schriften 1898?1942. ISBN 978-3-99027-212-1 .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Klaus Amann : Robert Musil ? Literatur und Politik. Reinbek bei Hamburg 2007, ISBN 978-3-499-55685-2 .
  • Helmut Arntzen: Musil-Kommentar samtlicher zu Lebzeiten erschienener Schriften außer dem Roman ?Der Mann ohne Eigenschaften“. Winkler, Munchen 1980, ISBN 3-538-07032-6 .
  • Helmut Arntzen: Musil-Kommentar zu dem Roman ?Der Mann ohne Eigenschaften“. Winkler, Munchen 1982, ISBN 3-538-07036-9 .
  • Helmut Arntzen: Satirischer Stil. Zur Satire Robert Musils im ?Mann ohne Eigenschaften“. Bouvier, Bonn 1960 (3. Auflage. 1983, ISBN 3-416-01746-3 ).
  • Wilhelm Bausinger: Studien zu einer historisch-kritischen Ausgabe von Robert Musils Roman ?Der Mann ohne Eigenschaften“. ( Dissertation an der Eberhard Karls Universitat Tubingen 1962). 3 Bande. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1964 DNB 481198776 .
  • Wilfried Berghahn: Robert Musil. Bildmonographie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-50081-7 .
  • Silvia Bonacchi: Die Gestalt der Dichtung: Der Einfluss der Gestalttheorie auf das Werk Robert Musils. Lang, Bern 1998, ISBN 3-906760-48-0 .
  • Karen Bruning: Die Rezeption der Gestaltpsychologie in Robert Musils Fruhwerk. Peter Lang, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-631-66839-9 .
  • Johanna Bucker: Das Meer und der andere Zustand. Genese und Struktur eines Leitmotivs bei Robert Musil. Fink, Paderborn 2016, ISBN 978-3-8467-6093-2 .
  • Karl Corino : Robert Musil. Leben und Werk in Bildern und Texten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-498-00877-3 .
  • Karl Corino:  Musil, Robert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0 , S. 632?636 ( Digitalisat ).
  • Karl Corino: Robert Musil. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-498-00891-9 .
  • Karl Corino: Draufganger und Trachinierer ? Robert Musil kampfte im Ersten Weltkrieg in Sudtirol gegen die Italiener ? ein Bildfund gibt Aufschluss uber diese Zeit. In: Neue Zurcher Zeitung , Zurich, Nr. 45, 24. Februar 2014. S. 37.
  • Sibylle Deutsch: Der Philosoph als Dichter. Robert Musils Theorie des Erzahlens . Beitrage zur Robert-Musil-Forschung und zur neueren osterreichischen Literatur. Band   5 . Rohrig, St. Ingbert 1993, ISBN 3-86110-020-7 .
  • Claus Erhart: Der asthetische Mensch bei Robert Musil. Vom Asthetizismus zur schopferischen Moral. (Germanistische Reihe der Universitat Innsbruck), Innsbruck 1991, ISBN 3-901064-02-8 .
  • Werner Frizen: Robert Musil. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-422-07071-4 .
  • Eckhard Heftrich : Musil. Eine Einfuhrung. Artemis, Munchen/Zurich 1986, ISBN 3-7608-1330-5 (= Artemis Einfuhrungen , Band 30).
  • Stefan Howald : Asthetizismus und asthetische Ideologiekritik. Untersuchungen zum Romanwerk Robert Musils (= Musil-Studien, Band 9). Wilhelm Fink Verlag, Munchen 1984.
  • Vill? Huszai: Digitalisierung und Utopie des Ganzen . Uberlegungen zur digitalen Gesamtedition von Robert Musils Werk. In: Michael Stolz, Lucas Marco Gisi, Jan Loop (Hrsg.): Literatur und Literaturwissenschaft auf dem Weg zu den neuen Medien. germanistik.ch, Bern 2005.
  • Neele Illner: Aktiver Passivismus. Eine Form des Lebens und Schreibens in Robert Musils Roman ?Der Mann ohne Eigenschaften“. transcript, Bielefeld 2022, ISBN 978-3-8376-6499-7 ( online ).
  • Markus Joch: Mehr als Kriegsfuror und Thrill. Erster Weltkrieg. In: taz , 25. November 2015, S. 15. [69]
  • Ernst Kaiser und Eithne Wilkins: Robert Musil. Eine Einfuhrung in das Werk. Kohlhammer, Stuttgart 1962.
  • Herbert Kraft : Musil. Zsolnay, Wien/Hamburg 2003, ISBN 3-552-05280-1 .
  • Heribert Kuhn: Das Bibliomenon: topologische Analyse des Schreibprozesses von Robert Musils ?Vereinigungen“. Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1994, ISBN 3-631-45809-6 (= Munchener Studien zur literarischen Kultur in Deutschland , Band 22, zugleich Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen 1992).
  • Matthias Luserke-Jaqui : Robert Musil (= Sammlung Metzler, 298). Metzler, Stuttgart/Weimar 1995, ISBN 3-476-10289-0 .
  • Thomas Markwart: Die theatralische Moderne. Peter Altenberg, Karl Kraus, Franz Blei und Robert Musil in Wien. J. Kovac, Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1680-8 .
  • Monika Meister : Der Theaterbegriff Robert Musils: ein Beitrag zur asthetischen Theorie des Theater. Diss. Univ. Wien, 1979.
  • Inka Mulder-Bach : Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften: Ein Versuch uber den Roman. Hanser, Munchen 2013, ISBN 978-3-446-24354-5 .
  • Gotz Muller: Ideologiekritik und Metasprache in Robert Musils Roman ?Der Mann ohne Eigenschaften“ (= Musil-Studien, 2). Fink, Munchen/Salzburg 1972.
  • Birgit Nubel und Norbert Christian Wolf (Hrsg.): Robert-Musil-Handbuch . De Gruyter, Berlin/Boston 2016, ISBN 978-3-11-018564-5 .
  • Oliver Pfohlmann: Robert Musil. (rowohlts monographien). Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2012, ISBN 978-3-499-50721-2 .
  • Marie-Louise Roth: Robert Musil. Ethik und Asthetik, zum theoretischen Werk des Dichters. List, Munchen 1972, ISBN 3-471-66526-9 u. a.
  • Regina Schaunig: Der Dichter im Dienst des Generals . Robert Musils Propagandaschriften im Ersten Weltkrieg. Kitab-Verlag, Klagenfurt 2014, ISBN 978-3-902878-40-3 . [70]
  • Rolf Schneider : Die problematisierte Wirklichkeit, Leben und Werk Robert Musils, Versuch einer Interpretation. Verlag Volk und Welt, Berlin 1975, DNB 760127131 .
  • Ingeborg Scholz: Robert Musil. Sein Standort und seine Dichtung (= Bernstein-Regal, 9). Bernstein, Bonn 2011, ISBN 978-3-939431-65-7 .
  • Robert M. Solis: Robert Musil in Polen. Zur Rezeption der fruhen literarischen Werke. Liber Duo, Lublin 2017, ISBN 978-83-64522-46-8 . (Dissertation Westfalische Wilhelms-Universitat Munster 2017).
  • Roger Willemsen : Das Existenzrecht der Dichtung. Zur Rekonstruktion einer systematischen Literaturtheorie im Werk Robert Musils (= Munchener germanistische Beitrage , Band 34). Fink, Munchen 1984, ISBN 3-7705-2237-0 . (Dissertation Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen 1984).
  • Norbert Christian Wolf: Kakanien als Gesellschaftskonstruktion. Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts . Bohlau, Koln u. a. 2011 (= Literaturgeschichte in Studien und Quellen , Band 20), ISBN 978-3-205-78740-2 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wikisource: Robert Musil  ? Quellen und Volltexte
Commons : Robert Musil  ? Sammlung von Bildern
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Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. 1917 bis 1919 infolge der Auszeichnung des Vaters am 22. Oktober 1917 mit dem erblichen Titel: Robert Edler von Musil ; Betonung des Familiennamens auf der 1. Silbe .
  2. Norbert Christian Wolf: Kakanien als Gesellschaftskonstruktion. Robert Musils Sozialanalyse des 20. Jahrhunderts . Bohlau, Koln u. a. 2011, S. 20 f.
  3. Berghahn, S. 12 f.
  4. Fiala-Furst, Ingeborg: Robert Musil im mahrisch-bohmischen Kontext . In: Milan Hor?a?ek, Sabine Voda Eschgfaller (Hg.): Beitrage zur deutschmahrischen Literatur und Kultur der Zwischenkriegszeit . Olmutz: Univ. Palackeho 2013, S. 131?151.
  5. ?Heutzutage wurde man vielleicht von einem Fall von Transsexualitat sprechen“, meint Corino 2003, S. 32. Die in Der Mann ohne Eigenschaften mit Ulrich eng verbundene ?Zwillingsschwester“ Agathe und der beide einende Hang zum mystischen ?anderen Zustand“ sind fur Corino nicht zuletzt aus dieser Disposition Musils herzuleiten. (?Als ware alles schon in der Kindheit beschlossen“)
  6. Pfohlmann 2012, S. 14.
  7. Corino 2003, S. 44 Eine ahnliche Krankheitsepisode beschreibt Musil in Der Mann ohne Eigenschaften aus dem fruheren Leben von Ulrichs ?Zwillingsschwester“ Agathe.
  8. Corino 2003, S. 127?135.
  9. Corino 2003, S. 1878.
  10. Corino 2003, S. 151?154.
  11. Pfohlmann 2012, S. 32?34; Corino 2003, S. 156?167. Pekar kommentiert: ?Sigmund Freuds Beobachtung der Spaltung des Liebeslebens in Eros und Sexus, in die ferne, reine Geliebte und die Hure finden hier ihre deutliche Bestatigung.“ (Pekar 1997, S. 13)
  12. Pfohlmann 2012, S. 34; Corino 2003, S. 190?194 und S. 1882 f.
  13. Corino 2003, S. 208 und 219.
  14. Pfohlmann 2012, S. 38 f.
  15. Der Einfluss gestalttheoretischen Denkens durchzieht sodann Musils gesamtes literarisches Werk. (Silvia Bonacchi: Die Gestalt der Dichtung: Der Einfluss der Gestalttheorie auf das Werk Robert Musils . Lang, Bern 1998; Karen Bruning: Die Rezeption der Gestaltpsychologie in Robert Musils Fruhwerk. Frankfurt, Peter Lang 2015.) ?Der Stimulus der Gestalttheorie wirkte bei Musil lebenslang auf sein Werk, und zwar im Detail wie im Ganzen, bei einzelnen Passagen wie bei der Konzeption seines chef d’œuvre, in dem sich erzahlerische wie essayistische Passagen zu einer uberzeugenden Gestalt zusammenschließen sollten.“ (Corino 2003, S. 229)
  16. Corino 2003, S. 257?261; Pfohlmann 2012, S. 50 f. Harry Graf Kessler zeigte sich davon beeindruckt und hielt es fur ?bisher einzig“, wie im Torleß ?die Motive aus dem Unterbewußten herauskommen, sich verschlingen, aneinander vorbeiwachsen, bis die That entsteht“. (Zitiert nach Pfohlmann 2012, S. 47)
  17. Corino 1988, S. 142
  18. Pfohlmann 2012, S. 56 f. ?Fur Musil war das Debakel seines Erzahlbandes ein lebenslanges Trauma, nie wieder wurde er so radikal avantgardistisch schreiben.“ (Ebenda, S. 58)
  19. Pfohlmann 2012, S. 66?70.
  20. Karl Corino: Robert Musil im Ersten Weltkrieg ? ein Bildfund. Draufganger und Tachinierer . Neue Zurcher Zeitung, 24. Februar 2014, abgerufen am 19. Juli 2014
  21. Corino 2003, S. 541
  22. Nanao Hayasaka: Robert Musil und Bozen, der vermutliche Schauplatz der Novelle ?Die Portugiesin“. In: Doitsu Bunka. Jahresberichte der Gesellschaft fur deutsche Kultur und Sprache an der Chuo-Universitat Tokio Nr. 63, Tokio 2008.
  23. Arno Kerschbaumer, Nobilitierungen unter der Regentschaft Kaiser Karl I. / IV. Karoly kiraly (1916-1921) , Graz 2016 ( ISBN 978-3-9504153-1-5 ), S. 61.
  24. Corino 2003, S. 591 f.
  25. Zitiert nach Pfohlmann 2012, S. 80.
  26. Pfohlmann 2012, S. 80 f.
  27. Corino 2003, S. 593 f.
  28. Pfohlmann 2012, S. 81 f.
  29. Kritik von Alfred Kerr im Berliner Tageblatt, 4. April 1929, (online auf: cgi-host.uni-marburg.de ) ( Memento vom 13. Juni 2007 im Internet Archive )
  30. ?Der Nachweis, dass Die Schwarmer kein bloßes Lesestuck ist, sondern ein vor Lebendigkeit und geistiger Erregung noch immer kaum zu uberbietendes Buhnenwerk, wurde erst Jahrzehnte nach Musils Tod erbracht.“ (Pfohlmann 2012, S. 92)
  31. Pfohlmann 2012, S. 101.
  32. Corino 2003, S. 1904.
  33. Corino 2003, S. 950.
  34. Pfohlmann 2012, S. 116.
  35. Corino 2003, S. 836 und 947.
  36. Zitiert nach Pfohlmann 2012, S. 108.
  37. Corino 1988, S. 382 f.; ders. 2003, S. 1917.
  38. Corino 2003, S. 1121.
  39. Musil wohnte nun wieder dauerhaft in der Rasumofskygasse 20, wo heute ein Gedenkraum zu besichtigen ist.
  40. Corino 2003, S. 1156.
  41. Als Werber fur den Musil-Unterstutzerkreis fungierte hauptsachlich Bruno Furst, uber den Musil geaußert haben soll: ?Furst wird durch mich in die Unsterblichkeit eingehen.“ (Corino 2003, S. 1171)
  42. Zitiert nach Amann 2007, S. 246.
  43. Zitiert nach Amann 2007, S. 242.
  44. Corino 2003, S. 1175 ff.
  45. Zitiert nach Amann 2007, S. 273.
  46. Zitiert nach Amann 2007, S. 275.
  47. Zitiert nach Corino 2003, S. 1230.
  48. Corino 2003, S. 1925 ff.
  49. Auf den Vorschlag von Hans Mayer beispielsweise, Musil moge sich um ein Visum in Kolumbien bemuhen, soll der geantwortet haben: ?In Sudamerika ist Stefan Zweig .“ (Zitiert nach Pfohlmann 2012, S. 132)
  50. Robert Musil in der Schweiz: ≪Er und seine Frau sind zu hundert Prozent Arier≫ In: Neue Zurcher Zeitung vom 6. November 2023
  51. a b Pfohlmann 2012, S. 130.
  52. Robert Lejeune gestorben . In: Arbeiter-Zeitung . Wien 13. Janner 1971, S.   6 , Mitte rechts .
  53. Robert Musils schwierige Jahre im Schweizer Exil: Zurich, Pension Fortuna , nzz.ch, 8. November 2013
  54. Wilhelm Genazino: Eine Gabe, die fehlgeht. Uber literarische Erfolglosigkeit . In: Deutsche Akademie fur Sprache und Dichtung: Jahrbuch . Band 2002. Wallstein, Gottingen 2003, ISBN 3-89244-662-8 , ISSN   0070-3923 , S. 138. (online) , abgerufen am 27. November 2010.
  55. Corino 2003, S. 1443.
  56. Musil: Nachlaß zu Lebzeiten . Zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek, 24. Auflage 2004, S. 7 f.
  57. Musil: Nachlaß zu Lebzeiten . Zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek, 24. Auflage 2004, S. 8.
  58. Musil: Nachlaß zu Lebzeiten . Zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek, 24. Auflage 2004, S. 74.
  59. Musil: Nachlaß zu Lebzeiten . Zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek, 24. Auflage 2004, S. 75.
  60. Musil: Nachlaß zu Lebzeiten . Zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek, 24. Auflage 2004, S. 78.
  61. ?Eine Ausnahme davon macht die große Kunst, freilich das, was streng genommen, allein Kunst heißen sollte. Aber das hat uberhaupt nie so recht in die Gesellschaft der Lebenden gehort.“ (Musil: Nachlaß zu Lebzeiten . Zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek, 24. Auflage 2004, S. 82)
  62. Musil: Nachlaß zu Lebzeiten . Zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek, 24. Auflage 2004, S. 81.
  63. Zitiert nach Amann 2007, S. 142.
  64. The Times, Literary Supplement, october 28 1949
  65. Horst Thome: Weltanschauungsliteratur. Voruberlegungen zu Funktion und Texttyp . In: Wissen in Literatur im 19. Jahrhundert . Niemeyer, Tubingen 2002, ISBN 3-484-10843-6 , S.   366 .
  66. Corino 2003, S. 19.
  67. INTERNATIONALE ROBERT-MUSIL-GESELLSCHAFT (IRMG). Abgerufen am 26. Juli 2023 .
  68. Statuten und Vorstand der IRMG , abgerufen am 13. November 2023
  69. Uber Musils und Thomas Manns Kriegsbegeisterung 1914?1918 und seine vehemente Abneigung gegen Heinrich Mann bis nach 1933.
  70. Uber Musil als begeisterten Kriegspropagandisten 1914?1918