P. T. Barnum

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Phineas Taylor Barnum, Fotografie des Mathew-Brady-Studios

Phineas Taylor Barnum (* 5. Juli 1810 in Bethel , Connecticut ; † 7. April 1891 in Bridgeport , Connecticut) war ein US-amerikanischer Zirkus pionier und Politiker .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Barnum, Sohn eines Gastwirts und Ladenbesitzers, begann seine Lehrzeit in kleinen Einzelhandelsgeschaften im Bundesstaat Connecticut . Schon als junger Mann fuhrte er einen kleinen Laden in seiner Heimatstadt, verkaufte Lotterielose in mehreren Annahmestellen und grundete eine Zeitung . 1834 zog er mit seiner Frau Charity und seiner kleinen Tochter Caroline nach New York , um dort sein Gluck zu finden. Nachdem Barnum zunachst keine feste Stelle fand, ?erwarb“ er 1835 die angeblich 161 Jahre alte Amme von George Washington , die er fur Geld ausstellte. Die blinde und gebrechliche alte Afroamerikanerin namens Joyce Heth unterhielt das Publikum mit Anekdoten aus Washingtons Leben und Gospeln . Sie war Barnums Einstieg ins Schaustellergewerbe . Erst nach ihrem Tod im folgenden Jahr wurde durch eine Obduktion , an der der geschaftstuchtige Barnum gut verdient haben soll, festgestellt, dass sie hochstens 80 Jahre alt gewesen sein konnte. In den nachsten Jahren tingelte er mit verschiedenen Wanderzirkussen quer durch den Osten und Suden der USA .

P. T. Barnum starb im Alter von 80 Jahren. Er wurde auf dem Mountain Grove Cemetery in Bridgeport , Connecticut, beigesetzt. [1]

P. T. Barnums Meerjungfrau
Die Hochzeit von Charles Sherwood Stratton , Kunstlername General Tom Thumb (2. v. l.), mit Lavinia Warren 1863 war Titelstory amerikanischer Zeitungen. Mathew-Brady-Studio

Karriere als Schausteller [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Barnum ubernahm im Jahr 1841 das American Museum in New York und baute es zu einem der großten Unterhaltungsspektakel des 19. Jahrhunderts aus. Neben den Ausstellungen, die eine große Ansammlung von allem, was irgendwie interessant sein konnte, darstellten, half ihm dabei vor allem sein Talent zur Inszenierung und zur offensiven Offentlichkeitsarbeit. [2] Jeder neue Programmpunkt wurde intensiv mit Plakaten und in Zeitungen als ?Sensation“ beworben. Dazu schrieb Barnum Artikel und Leserbriefe fur verschiedene Zeitungen, um seine Ausstellung immer wieder zum Gesprachsthema zu machen. Auch vor Bluffs , inszenierten Wettbewerben und Betrugereien schreckte er nicht zuruck. So gab sich einer seiner Mitarbeiter als Doktor aus London aus, um eine ? Fidschi - Meerjungfrau “ zu propagieren. Diese bestand aus dem Oberkorper eines Affen, der geschickt auf einem Fischleib angebracht war, und wurde 1842 zu der Sensation in New York.

Das Kuriositatenkabinett [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vor allem durch solcherart geschickte PR -Kampagnen wurde das Amerikanische Museum, das in den Folgejahren mit zwei weiteren Sammlungen zusammengelegt wurde, zu einem Besuchermagneten: In den 23 Jahren unter Barnums Leitung soll es 38 Millionen Besucher gehabt haben.

Die Sammlung war eine Mischung aus Kuriositatenkabinett und volkerkundlicher Ausstellung; allerdings gab es in ihr nicht einmal ansatzweise den Versuch einer wissenschaftlichen Gliederung. Hauptsachliche Aufnahmekriterien waren die Seltenheit eines Exponats und dessen dramaturgischer Wert. Dazu gehorten beispielsweise in der Anfangszeit ausgestopfte Vogel, exotische Musikinstrumente, eine Sammlung von Rustungen , die Gipsbuste eines ? Kannibalenhauptlings “, Modell von Paris und der Niagarafalle , verschiedene Automaten, mechanische Figuren , Mumien , Skelette , ein eine Strickmaschine bedienender Hund, ein Python , ein Orang-Utan , ein Flohzirkus , ein Bauchredner sowie eine handlesende Zigeunerin .

Menschen- und Tiershows [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neben Kunstlern und Artisten war der Zirkus auch beruhmt fur seine Darsteller, die sich besonders durch korperliche Merkmale auszeichneten. Dicke Frauen, ?lebende Skelette“, Albinos , Siamesische Zwillinge , Zwerge, Riesen, ?das Bindeglied zwischen Mensch und Affen“, Manner und Frauen ohne Kopf, Arme oder Unterleib, der wahre Kaspar Hauser und andere Seltsamkeiten. Die Beschaffung der Darsteller war dabei noch abenteuerlicher, als ihre Geschichten vermuten lassen. Zwei ?wiederentdeckte Aztekenkinder “ kamen eigentlich aus einem Heim fur geistig Behinderte und wurden danach wieder dorthin abgeschoben. Das ?Bindeglied zwischen Mensch und Affe“ war ein ebenfalls geistig behinderter Schwarzer, dem es vertraglich verboten war, seine wahre Identitat zu enthullen.

Der ?Riese von Cardiff“ [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1869 zahlte Barnum zu den ersten Besuchern der Fundstelle des angeblichen Riesen von Cardiff in Cardiff (New York) , dessen Gebeine sich spater als Falschung entpuppten. Mit einer Nachbildung fuhrte er fortan die anreisenden Touristen in die Irre. Nach Bekanntwerden des ursprunglichen Schwindels entwickelte sich seine Ausstellung zum eigentlichen Renner.

Zeitgenossische Karikatur auf Barnums Tournee mit Jenny Lind
Aktie von Barnum & Bailey
P. T. Barnum mit Ernestine de Faiber, Sangerin und Tanzerin. Mathew-Brady-Studio

Wanderzirkus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Werbeplakat Barnum&Bailey, 1894

Barnum versuchte sein Ansehen zu erhohen, indem er 1851 mit hohem finanziellen Risiko in Form einer Wandermenagerie eine Tournee der schwedischen Sangerin Jenny Lind durch die USA organisierte. Lind, die vorher in den Vereinigten Staaten weitgehend unbekannt gewesen war, wurde innerhalb weniger Wochen zu einem nationalen Ereignis. Die Laden waren gefullt mit Jenny-Lind-Hauben, -Schals, -Handschuhen, -Puppen, -Kammen, -Kuchen, - Konfekt und ahnlichen Souvenirs . Auch hierfur war im Wesentlichen Barnums geschickte Werbearbeit verantwortlich. Die Tournee wurde ein großer Erfolg und dauerte bis 1852. Barnum war danach ein gemachter Mann.

Das American Museum ging 1856 das erste Mal bankrott: Barnum hatte sich mit Immobiliengeschaften verspekuliert. Nachdem das Gebaude 1865 und 1868 zweimal niederbrannte, anderte er das Geschaftskonzept und grundete 1871 erneut einen mobilen Zirkus; auch in den Jahrzehnten zuvor hatte Barnum bereits immer wieder Wanderzirkusse organisiert und dabei viel Geld verdient. Jumbo , der Konig der Elefanten, von Barnum 1882 fur 10.000 Dollar vom Londoner Zoo erworben, brachte ihm in den Jahren 1882 bis 1885 in einer Tournee in Form einer Wandermenagerie durch die USA und Kanada anderthalb Millionen Dollar ein.

1885 fusionierte Barnum mit dem Schausteller James A. Bailey zu Barnum and Bailey: The Greatest Show on Earth . Der Zirkus behandelte die ausgestellten Tiere wie sonstige Ausstellungsstucke; in den 1880er Jahren geriet Barnum in einen langwierigen Rechtsstreit mit dem US-amerikanischen Tierschutzverein ASPCA . Teil der Attraktionen war die Volkerschau ?Ethnological Congress of Strange Tribes“, in der ?exotisch“ wirkende Menschen vorgefuhrt wurden, darunter Sioux , Zulus , Asiaten und Aborigines , die mit fragwurdigen Methoden angeworben wurden, so die Gruppe um Sussy Dakaro . [3]

1907 wurde das Unternehmen in den seriosen Zirkus des erfolgreichen Familienclans Ringling Brothers ubernommen und firmierte danach als Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus .

Offentliches Engagement [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Barnum gehorte von 1865 bis 1866 sowie von 1877 bis 1879 dem Reprasentantenhaus von Connecticut an; außerdem war er von 1875 bis 1876 Burgermeister von Bridgeport . Er versuchte 1867 fur die Republikaner in den Kongress einzuziehen. Dabei scheiterte er aber an seinem fur die Demokraten kandidierenden Cousin William Henry Barnum , was auch an seinem Ruf als windiger Geschaftemacher gelegen haben konnte. Nicht umsonst wurde er ?Konig Humbug“ genannt, obschon Barnum selbst sich diesen Spitznamen einst verpasst hatte. Barnum stiftete allerdings auch viel Geld fur verschiedene Forschungseinrichtungen, engagierte sich im Kampf gegen die Sklaverei und gegen den Alkoholismus. Dem Tufts College in Medford , Massachusetts , stiftete er das Barnum Museum of Natural History , in dem der ausgestopfte Jumbo, Barnums beruhmter Tournee-Elefant, aufgestellt wurde und bis zu einem Brand 1975 eine Attraktion war.

Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den Notizbuchern von Ralph Waldo Emerson (1803?1882) diente Barnum als Symbol fur alles, was an den USA nicht in Ordnung war. Nach ihm ist der Barnum-Effekt in der Psychologie benannt. Victor Klemperer (1881?1960) bezeichnete in seiner Abhandlung LTI ? Notizbuch eines Philologen (erschienen 1947) die Propaganda des Dritten Reichs als ?Barnumiade“.

Cy Coleman verarbeitete 1980 das Leben Barnums in dem Broadway - Musical Barnum . Burt Lancaster spielte P. T. Barnum 1986 in dem amerikanischen Fernsehfilm Barnum von Lee Philips mit Hanna Schygulla als Jenny Lind . [4] In dem Film Gangs of New York von 2002 tauchte P. T. Barnum, verkorpert von Roger Ashton-Griffiths , als Nebenfigur auf. Im Jahr 2017 erschien unter dem Titel Greatest Showman (Im Original: The Greatest Showman ) ein Film uber Barnum, gespielt von Hugh Jackman .

In seinem Song Nighthawk Postacards (from Easy Street) , das sich auf dem Album Nighthawks at the Diner von 1975 befindet, erwahnt der Musiker Tom Waits die Person P.T. Barnum.

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : P. T. Barnum  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Grab von P. T. Barnum. knerger.de
  2. Don Bates: Public Relations from the Dawn of Civilization. (PDF; 176 kB) 2002; abgerufen am 6. Juli 2016 (“The master of all nineteenth-century press agents was Phineas T. Barnum.”)
  3. Elias Dehnen: Verschleppt, vorgefuhrt ? aber nicht vergessen. In: Der Spiegel . 15. Marz 2022, abgerufen am 15. Marz 2022 .
  4. Barnum. Internet Movie Database , abgerufen am 20. August 2020 (englisch).