Graf
Levin (Leonti Leontjewitsch) August Theophil von Bennigsen
(
russisch
Леонтий Леонтьевич Беннигсен
; wissenschaftliche
Transliteration
Leontij Leont'evi? Bennigsen
, *
10. Februar
1745
in
Braunschweig
; †
3. Dezember
1826
in
Banteln
, Kreis Alfeld bei
Hildesheim
) war ein Offizier aus dem niedersachsischen Adelsgeschlecht der
Bennigsen
. Er stand zunachst in
kurfurstlich-hannoverschen
Diensten und wurde spater
General der Kavallerie
der
russischen Armee
. Er gilt als Initiator und Mitverschworer des Attentats auf Zar
Paul I.
Von Bennigsen war ein Sohn des braunschweigisch-wolfenbuttelschen Kammerherrn und Obersten der Garde du Corps
Levin Friedrich von Bennigsen-Banteln
(30. Juni 1700?15. Juni 1762) und dessen Ehefrau Henriette Marie (geborene von
Rauchhaupt-Trebnitz
, 1724?10. Juni 1807).
[1]
Mutterlicherseits war von Bennigsen ein Urenkel des kursachsischen General-Feldmarschalls
Hans Adam von Schoning
.
Nach nur kurzem Unterricht durch Hauslehrer kam von Bennigsen mit zehn Jahren 1755 unter
Georg II.
in das Pagencorps an den kurfurstlich braunschweigischen Hof nach
Hannover
. Bereits vier Jahre spater wurde er als
Fahnrich
in die hannoversche Garde zu Fuß aufgenommen und nahm unter dem Kommando des Prinzen
Ferdinand von Braunschweig
von 1760 bis 1762 an Kampagnen des
Siebenjahrigen Krieges
teil.
[2]
1762 fungierte er bei der
Schlacht bei Freiberg
bereits als Hauptmann.
Im selben Jahr starb auch sein Vater und Bennigsen trat aus der Armee aus, ubernahm als Erbe das Gut Banteln, das er mehr schlecht als recht bewirtschaftete, da sein kaufmannisches Konnen wenig ausgepragt war.
1772 hatte von Bennigsen sein Erbe in den
Konkurs
gewirtschaftet. Er bemuhte sich um eine Anstellung an den Hof der nach
Celle
verbannten danischen Konigin Caroline Mathilde. Schließlich nahm er das Angebot der Zarin
Katharina II.
an und trat 1773 als
Premiermajor
des Wjatkaschen Musketierregiments in das russische Heer ein.
Nachdem Bennigsen abgereist war, nahm sich die verbannte und ehemalige Konigin von Danemark und Norwegen,
Caroline Mathilde von Hannover
, seiner halbwaisen Tochter Henriette Sophie, auf Vermittlung von Sophia von Steinberg, der Stiefmutter der verstorbenen Friederike Amalie Louise von Bennigsen, an. In deren Obhut verblieb sie, bis die Konigin drei Jahre spater verstarb.
Obwohl Caroline Mathilde kein Testament hinterlassen hatte, erhielt Henriette Sophie, deren Unterhalt sie aus ihrer Privatschatulle bestritten hatte, von Caroline Mathildes Bruder,
Konig Georg III. von Großbritannien und Irland
, eine jahrliche, lebenslange Pension von 400 Reichstalern und erbte Schmuck und Mobel aus dem Nachlass der Konigin. 1786 heiratete Sophie von Bennigsen den luneburgschen Landrat Karl
von Lenthe
(1746?1815).
Furst Karl von Auersperg
und der osterreichische Ministerprasident
Adolf Carl Daniel von Auersperg
waren ihre Enkel.
[3]
In der Zeit bis 1818 beteiligte sich von Bennigsen unter anderem unter dem Befehl von Feldmarschall Graf
Pjotr Rumjanzew-Sadunaiski
an den russischen Feldzugen. 1778 wurde er zum Oberstleutnant befordert, was auch einen Wechsel zur
Kavallerie
zur Folge hatte. 1787 bis 1792 zeichnete er sich im
Russisch-Osterreichischen Turkenkrieg
und wurde im Jahr 1790 nach der Einnahme von
Otschakow
unter General
Potjomkin
zum Oberst ernannt. Im Jahr 1792 fuhrte er in Litauen ein fliegendes Korps zur Deckung Weißrusslands an. In den Jahren 1793 und 1794 kampfte er in den
Russisch-Polnischen Kriegen
, wobei das polnische Heer im Jahr 1794 in der
Schlacht bei Soly
eine Niederlage erlitt, an der von Bennigsen maßgeblich beteiligt war. Dies brachte ihm eine Beforderung zum Generalmajor ein. Fur die handstreichartige Aushebung einer feindlichen Batterie bei
Vilnius
im Juli 1792 erhielt von Bennigsen von der Zarin personlich ein sehr großes Landgut im
Gouvernement Minsk
verliehen. Im
Krieg gegen Persien
im Jahr 1796 trug er wesentlich zur Einnahme von
Derbent
bei. Unter dem Zaren Paul I. avancierte er im Jahr 1798 zum Generalleutnant. Und doch soll von Bennigsen maßgeblich an der Verschworung gegen diesen beteiligt gewesen sein und galt als Mitinitiator des Attentats zu dessen Ermordung am 23. Marz 1801. Da er bei der Tat nicht zugegen war, konnte sein Anteil an der Tat selbst nicht im Einzelnen geklart werden. Von Zar
Alexander I.
wurde er zum Generalgouverneur von
Litauen
ernannt und 1802 General der Kavallerie. In den Feldzugen gegen Frankreich in den Jahren 1805 und 1806 war er Befehlshaber uber eine Armee von 50000 Mann. Im November 1805 kam er mit der
Nordarmee
Osterreich zu Hilfe, erhielt aber kaum vier Wochen spater bei
Breslau
den Befehl zum Ruckzug, da der
Friede von Pressburg
geschlossen worden war.
Im Oktober 1806 ruckte von Bennigsen mit einem starken Hilfskorps in Preußen ein und behauptete sich bei den
Kampfen bei Pułtusk
am 26. Dezember 1806 gegen den heftigen Angriff des
franzosischen Heeres
unter
Napoleon Bonaparte
, wodurch das
russische Heer
vor einer Niederlage gerettet wurde. Zar Alexander ernannte ihn dafur am 1. Januar 1807 zum Oberbefehlshaber der Armee. Mit den russischen Truppen und den Resten der preußischen Arme, die ihm ebenfalls unterstellt waren, erreichte von Bennigsen am 7. und 8. Februar 1807 in der
Schlacht bei Preußisch Eylau
unter schweren Verlusten ein Unentschieden gegen die Franzosen. In der
Schlacht bei Friedland
erlitt er jedoch am 14. Juli 1807 eine entscheidende Niederlage. 1807 wurde der
Friede von Tilsit
geschlossen.
Von Bennigsen nahm seinen Abschied und zog sich fur die folgenden funf Jahre auf seine Guter in der Nahe von
Vilnius
zuruck. Im
Krieg von 1812
wurde er auf Wunsch von Generalfeldmarschall
Michail Illarionowitsch Kutusow
zum Chef des Generalstabes ernannt. Er wurde zunachst
Michael Andreas Barclay de Tolly
unterstellt, kam dann aber zu Kutusow. Am 7. September 1812 befehligte er in der
Schlacht bei Borodino
das russische Zentrum und besiegte General
Joachim Murat
. Am 18. Oktober kampfte er in der
Schlacht bei Tarutino
. Differenzen mit Generalfeldmarschall Kutusow bewegten von Bennigsen zu einem mehrmonatigen Urlaub. Nach dessen Tod wurde er von Zar Alexander I. mit der Beforderung zum Oberbefehlshaber der Reservearmee, welche in
Polen
aufgestellt worden war, wieder zuruckbeordert. Mit diesem Heer besetzte von Bennigsen im Juli desselben Jahres das
Herzogtum Warschau
. Dort besiegte er am 12. Oktober General
Laurent de Gouvion Saint-Cyr
in der
Schlacht bei Dohna
. Anschließend fuhrte er seine Armee in Eilmarschen nach
Leipzig
, wo er dann vier Tage spater maßgeblich an der
Volkerschlacht bei Leipzig
beteiligt war. Er wurde von Alexander I. in den russischen Grafenstand erhoben und uberbrachte dem Konig von Sachsen
Friedrich August I.
personlich die Nachricht, dass dieser sich als Gefangener zu betrachten habe. Er belagerte
Magdeburg
,
Torgau
und
Wittenberg
und schloss im Dezember
Hamburg
mit seinen Truppen ein und blockierte dasselbe bis zum Abschluss des
Ersten Pariser Friedens
am 30. Mai 1814. Anschließend wurde er nach der Beendigung der
Befreiungskriege
zum Oberbefehlshaber der russischen Sudarmee ernannt, die in
Bessarabien
gegen die Turken aufgestellt wurde, um die russisch-turkische Grenze zu sichern.
Nach vier Jahren ließ sich von Bennigsen 1818 in den Ruhestand versetzen, da er sich infolge verschiedener Kriegsverletzungen nicht mehr dienstfahig sah. Er zog sich zusammen mit seinem Sohn Alexander auf das vaterliche Gut Banteln zuruck, wo er 1826 im Alter von uber 81 Jahren starb.
Auszeichnungen nach Rotermund
[2]
In der Dorfkirche von Banteln hangt das Bild des bekannten Sohnes des Dorfes, eine Abbildung in Uniform auf dem Schlachtfeld bei Hamburg.
Von Bennigsen war viermal verheiratet: Als seine Frau gestorben war, wurde seine alteste Tochter vom Caroline Mathilde als Pflegekind aufgenommen.
[4]
- 1. ? am 8. Dezember 1768 mit Friederike Amalie Ludovica (geborene von Steinberg, 21. Januar 1750?17. Marz 1773), eine Tochter des hannoverschen Gesandten am
Wiener
Hof
Georg Friedrich von Steinberg
.
- Henriette Friederike Wilhelmine Sophie Sabine von Bennigsen (* 27. Oktober 1769, gest. zu Celle am 8. April 1850) ? 4. Juli 1786 mit Carl Levin Otto von Lenthe (19. Juni 1749?28. November 1815), hannoverscher Kammerherr, Landrat und Abt zu St. Michael in Luneburg.
- Friederike von Lenthe (1791?1860) ? Wilhelm von Auersperg (1782?1827)
- Metta von Lenthe (1804?1835) ?
Ernst von Bodenhausen
(1785?1854)
- 2. ? 1776 ? mit Elisabeth Meyer, die bereits wenige Wochen nach der Hochzeit starb
- 3. ? 1777 ? mit Amalie Oelgarde, eine Tochter des hannoverschen Ministers
August Wilhelm von Schwicheldt
(1708?1766) und dessen Frau Marianne Hippolyte (geborene Fabrice)
- 4. ? 1806 mit Marie Leonarde (geborene von Buttow[t]-Andrzeykowicz, 1788?1855)
[5]
- Gedanken uber einige dem Officier der leichten Reiterei nothwendige Vorkenntnisse des Kriegsdienstes und der Pferde.
Riga 1794.
- E. Cazales (Hrsg.):
Memoires.
3 Bande. Charles-Lavauzelle, Paris 1906?1908 (franzosisch).
- Jaromir Hirtenfeld
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Der Militar-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder.
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Hrsg. vom
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