Johannes X.
(*
860
[1]
in
Tossignano
bei
Imola
; †
929
in
Rom
) war
Papst
von 914 bis 928.
Johannes stammte aus der Familie der
Cenci
aus Tossignano bei
Imola
. Vor seiner Wahl war er
Bischof
von
Bologna
und ab 905
Erzbischof
von
Ravenna
. Ausschlaggebend fur seine Wahl war wohl seine Nahe zum italischen Konig
Berengar I.
und zum damals in Rom maßgebenden Machtkreis um den Konsul und Senator
Theophylakt I. von Tusculum
. Nach der Meinung seines Zeitgenossen
Liutprand von Cremona
wurde er nur deswegen zum Papst gewahlt, weil er eine ?enge Beziehung“ mit Theophylakts Frau
Theodora
unterhielt, der Mutter von
Marozia
, die von ihm angeblich sogar eine Tochter hatte. Spater veranlasste Johannes die Heirat Marozias mit
Alberich I.
, dem Sohn des
Alberich von Tusculum
.
Johannes X. versuchte, die Macht des Papstes in Italien wiederherzustellen. Er schloss mit anderen
italienischen Staaten
ein Bundnis gegen die
Sarazenen
und errang 915 gegen sie einen Sieg in der
Schlacht am Garigliano
. 915 kronte er Berengar I. zum
Kaiser
. Die Grunde fur diese Kronung sind kaum klar zu benennen. Als wahrscheinlich erscheint, dass Johannes seit seiner Zeit in Ravenna uber gute Erfahrungen im Umgang mit Berengar verfugte und der Idee der Erneuerung der alten Reichstradition durchaus aufgeschlossen gegenuberstand.
Die religiosen Beziehungen zwischen Rom und
Byzanz
waren trotz der politischen Zusammenarbeit gegen die Sarazenen nicht die besten. Durch die Entscheidung des Papstes
Sergius III.
, im innerbyzantinischen
Tetragamiestreit
zwischen Patriarch
Nikolaos Mystikos
und Kaiser
Leo VI.
uber die Erlaubtheit der vierten Ehe fur den Kaiser Partei zu ergreifen, kam es nach Leos VI. Tod 912 zur Verschlechterung der Beziehungen. Der byzantinische Patriarch verlangte Genugtuung papstlicherseits, weil er als Folge des Streits fur eine bestimmte Zeit ins Exil hatte gehen mussen. 920 reiste eine starke byzantinische Delegation nach Rom, die dem Papst die Schreiben sowohl des Patriarchen als auch des neuen Kaisers
Konstantin VII. Porphyrogennetos
uberbringen sollte. Sie kam jedoch nie nach Rom wegen der in Suditalien ausgebrochenen Revolte des Fursten Landulf von Capua. Deswegen unternahm der Patriarch 922 wiederum einen Versuch, an den Papst zu schreiben, und war diesmal damit erfolgreich. Johannes X. sah darin die Moglichkeit einer aktiveren Kirchenpolitik auf dem Balkan, kam den Wunschen des Patriarchen entgegen und sandte eine Delegation nach Konstantinopel, die von den
Papstlegaten
Theophylakt und Carus geleitet wurde.
Gleichzeitig sollten die Legaten ihre Reise dazu nutzen, auf den bulgarischen Fursten
Simeon I.
Einfluss zu nehmen. Die Legaten hatten den Auftrag, von Konstantinopel aus in Simeons Feldlager zu reisen, ihm ein papstliches Schreiben zu uberbringen und zum Frieden zu mahnen. Der Patriarch aber vereitelte diese Plane, indem er seinerseits an Simeon schrieb und ihm von der Friedensbotschaft des Papstes berichtete, wahrend er den Papstlegaten die Reise ins Bulgarenland unter dem Vorwand, ihre Sicherheit sei beeintrachtigt, verbot. Die Tatsache, dass 924 zwischen Byzanz und Bulgaren ein Friede geschlossen wurde und Simeon die Zarenwurde zuerkannt bekam, starkte seine Bindung an die griechisch-orthodoxe Kirche. Jedoch ließ der Papst seine Bestrebungen nicht fallen, auf die Bulgaren Einfluss zu nehmen. Er sandte bald eine andere Gesandtschaft zu Simeon, um einen Frieden zwischen den Bulgaren und den Kroaten zu vermitteln.
Im Jahr 925 sandte Johannes X. einen Brief an den kroatischen
Knes
Tomislav
, in dem er ihn als ?Konig der Kroaten“ (?Tamisclao regi Croatorum“) bezeichnete. Es ist davon auszugehen, dass sich Tomislav den
Titel
rex
selbst zugelegt hatte und der Papst nur bestehende Verhaltnisse anerkannte. Gleichzeitig suggerierte Johannes X. mit dieser Botschaft, dass das
kroatische Konigreich
seine Begrundung dem Papsttum verdanke. Man kann auch davon ausgehen, dass es fur Tomislav von gewisser Bedeutung war, seine neue Wurde durch Rom gestarkt zu sehen.
Johannes X. lehnte gleichwohl jegliche Duldung der Lehren des
Methodios
ab und mahnte den Bischof Johannes von Split, den Gebrauch der slawischen Sprache im Gottesdienst abzuschaffen. Auf dem von Papstlegaten 925 in
Split
einberufenen Konzil wurden die Fragen der Kirchenzucht und der kirchlichen Organisation Kroatiens eingehend erortert. Auf diesem Konzil kam es zum Konflikt zwischen dem Verfechter der die Volkssprache respektierenden Stromung in der kroatischen Kirche, dem Bischof
Gregor von Nin
, und dem papsttreuen Erzbischof Johannes von Split. 926 endete dieser Konflikt in der Verbannung Gregors in seine Bischofsstadt
Nin
und der Anerkennung der Metropolitanrechte Johannes’ von Split. Die Versuche, die Liturgiesprache zu latenisieren, wurden jedoch aufgegeben.
Papst Johannes X. wurde 928 abgesetzt, wobei die Grunde nicht ganz klar sind. Einerseits wurde dem Papst sein Bundnis mit dem Konig
Hugo von Italien
vorgeworfen, durch welches sich der romische Adel und
Marozia
[2]
, die zu diesem Zeitpunkt eine beherrschende Rolle in der Stadthierarchie spielte, wohl bedroht fuhlten. Andererseits konnte die Forderung seines Bruders Petrus, der die Wurde eines Markgrafen besaß, dem Papst zum Verhangnis geworden sein. 927 wurde Petrus aus Rom vertrieben, kehrte aber kurze Zeit spater wieder zuruck. Da im gleichen Jahr die
Magyaren in Italien eingefallen waren
, machte man dem Bruder des Papstes den Vorwurf, er habe sie ins Land gerufen. Daraufhin wurde Petrus vor den Augen des Johannes X. im Lateranpalast von Anhangern Widos und Marozias erschlagen. Johannes X. wurde kurz nach diesen Ereignissen im Jahre 928 in der
Engelsburg
ins Gefangnis geworfen, wobei die Quellen undeutlich von einer Absetzung durch das Urteil des ?ganzen romischen Volkes“ (
omni populo Romani
) sprechen. Dies konnte ein Indiz fur ein Depositionsverfahren gewesen sein, dessen Einzelheiten aber nicht bekannt sind. Johannes X. wurde 929 im Kerker ermordet ? wahrscheinlich auf Veranlassung Marozias.
Er ist als 1. Papst in der Lateranbasilika
San Giovanni in Laterano
beerdigt.
[3]
Das Pontifikat Johannes’ X. ragt nach Meinung vieler Experten uber viele andere seiner Zeit hinaus, obwohl er in Rom selber ziemlich wenig Spuren hinterlassen hatte. Er zahlte zu den Forderern der Sangerschule und zahlreicher Kloster in der Ewigen Stadt. Unter seiner Regierung wurde weiterhin an der Wiederherstellung des
Lateran
gearbeitet.
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Das dunkle Jahrhundert.
Graz 1971.
- Harald Zimmermann:
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(BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992,
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Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
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