Die
Geschichte Japans
umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des heutigen
Staates Japan
von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie ist durch ein Wechselspiel aus
Isolation
und außeren Einflussen gepragt. Einerseits fuhrten sowohl die geographische Abgeschiedenheit als auch die selbstgewahlte Abschottung gegenuber der Außenwelt zu einer raumlich begrenzten und in sich geschlossenen Entwicklung auf den japanischen Inseln; so ist die Geschichte
Japans
nach Auffassung mancher Historiker ein Modell fur die Entwicklung von der Urzivilisation zur
Moderne
. Andererseits pragte vor allem
China
durch die Ausbreitung des
Buddhismus
und die Lehren des
Konfuzianismus
die Kultur und Sprache Japans mit. Auch im
Westen
nahm man Einfluss auf Japans Geschichte: Gewaltsam wurde 1854 nach uber zweihundertjahriger Isolation die Offnung und Modernisierung des Landes erzwungen. Das
Japanische Kaiserreich
wurde in der Folge nicht nur die erste asiatische
Industrienation
, sondern strebte alsbald eine Ausdehnung seiner Einflusssphare im
Pazifikraum
an. Die Expansion endete mit der Niederlage im
Zweiten Weltkrieg
und mit der Besetzung durch Truppen der Vereinigten Staaten. Heute gilt Japan als technikbegeisterter und vor allem global agierender Industriestaat.
Fur eine schematische Darstellung zur Aufteilung der Geschichte Japans in Perioden, siehe den Artikel zur
Periodisierung der japanischen Geschichte
.
Uber den Zeitpunkt der ersten Besiedlung der japanischen Inseln durch
Homo sapiens
liegen noch keine exakten Erkenntnisse vor, sie begann vor mindestens 30.000 Jahren.
[2]
Auf
Okinawa
wurde der alteste Knochenfund eines Menschen entdeckt, bezeichnet als
Minatogawa 1
. Vermutlich kamen Menschen aus drei Regionen nach Japan:
- Eine Gruppe wanderte aus der Gegend des heutigen
Sibirien
uber eine
Landbrucke
vom asiatischen Festland nach
Hokkaid?
ein. Die Wanderung dieser so genannten Nordgruppe ist heute archaologisch und genetisch recht gut belegt.
- Eine zweite Einwanderung erfolgte von der
Koreanischen Halbinsel
nach Zentraljapan.
- Der Suden Japans wurde von Menschen aus Sudostasien auf dem Seeweg erschlossen. Bei diesen Siedlern handelte es sich um Angehorige der
austronesischen Volker
.
[3]
Die Landbrucken verschwanden nach der letzten Kaltzeit vor etwa 20.000 Jahren.
[4]
Das Halbdunkel der japanischen Urgeschichte wird mit dem Auftreten der
J?mon-Kultur
erhellt. Die J?mon-Zeit umfasst etwa den Zeitraum von 16.500
[5]
bis 300 v. Chr. Ihr Name leitet sich von den mit Schnuren und Kordeln erzeugten Mustern in der damaligen Keramik ab; in Japan wurden die altesten Schnurmusterkeramiken der Welt gefunden.
[6]
Die Keramikproduktion reicht rund 12.000 Jahre zuruck.
[7]
Die Menschen jener Zeit waren
Jager und Sammler
, betrieben
Brandrodung
und lebten in lockeren Verbanden zusammen. Es wurde aber auch fruhe Agrarkultur nachgewiesen.
[8]
So wurden unter anderem Reis, Getreide, Soja-Bohnen, Kurbisse, Hanf, Perilla und Adzukibohnen angebaut.
[9]
Ihre Unterkunfte waren schlichte Grubenbehausungen.
Die heutigen
Ainu
zeigen eine ~80 % genetische Ubereinstimmung mit den J?mon, gefolgt von den
Ryukyu
-Bevolkerungen mit ~6?12 % sowie den Yamato-Japanern mit ~8 % auf.
[10]
[11]
Die
Seidenherstellung
, Spinnerei und Weberei sind fur das 1. Jahrtausend v. Chr. nachzuweisen.
[12]
Die Migration der Proto-Japaner (Yayoi-Menschen) nach Japan und deren technischer Fortschritt fuhrte zum Ubergang in eine neue Epoche, die Yayoi-Zeit (etwa von 400 v. Chr. bis 300 n. Chr.). In der Yayoi-Zeit verbreiteten sich der
Nassreisanbau
und Metallverarbeitung in Japan. Um 400 v. Chr. kam der Nassreisanbau mit Neueinwanderern nach Japan; die Menschen gaben ihre halbnomadisierende Lebensweise auf und begannen, Ackerbau zu betreiben.
[13]
Benannt ist diese Zeit nach dem
Tokioter
Vorort Yayoi, in dem Keramik gefunden wurde, die zwar deutlich schlichter war als die der J?mon-Zeit, aber von hoherer Qualitat. Offenbar hatten die Hersteller technisches Wissen hinzugewonnen. Aus der Kulturstufe der Yayoi-Zeit mit ihren Dorfgemeinschaften trat die Zeit der ersten Staaten in Japan hervor, unter denen
Yamatai
der machtigste war. Der Schritt zur Staatsbildung leitet das japanische Altertum ein.
Um 100 v. Chr. eroberte das
Kaiserreich China
der
Han-Zeit
die
Koreanische Halbinsel
. Der chinesische Kulturkreis war dicht an Japan herangeruckt, die Grundlagen eines auch in den folgenden Jahrhunderten bedeutenden Kulturaustauschs waren gelegt.
Heutige
Japaner
zeigen eine 92%ige genetische Ubereinstimmung mit den Yayoi auf und sind somit als direkte Nachfahren jener Yayoi zu sehen. Die antiken Yayoi unterwarfen und verdrangten die unterlegenen J?mon-Stamme beinahe vollstandig.
[10]
Die Kofun-Zeit (um 300?552) ist benannt nach den schlussellochformigen Hugelgrabern jener Zeit, den
Kofun
. Zu jener Zeit erwahnen chinesische Chroniken bereits ein Konigreich
Yamato
auf den japanischen Inseln, wobei auch
funf Konige
genannt werden. Dieses mischte sich im 4. Jahrhundert auch in Konflikte auf der Koreanischen Halbinsel ein, wo nach dem Abzug der
Chinesen
wahrend der
Wei-Zeit
drei Reiche (
Koguryo
,
Paekche
,
Silla
) um die Herrschaft kampften. In der Kofun-Zeit entstanden rege Beziehungen nach China und
Korea
, Kulturtechniken wurden importiert. Wesentlich war der
Buddhismus
, der im 6. Jahrhundert nach Japan kam. Er wurde nach heftigen Konflikten Staatsreligion (in diesem Kampf gelangte die Familie
Soga
zu erheblichem Einfluss). Die nun folgende Phase der japanischen Geschichte heißt nach der damaligen Hauptstadt
Asuka-ky?
Asuka-Zeit
, sie beginnt etwa 592 und dauert bis 710 an.
Obwohl sich die Asuka-Zeit zeitlich mit der Kofun-Zeit uberschneidet (552 markiert das Jahr der Ubernahme des Buddhismus als Staatsreligion), wird sie gesondert betrachtet, da in diesem Zeitraum Weichenstellungen fur Japans Geschichte stattfanden. Die Soga errichteten eine Herrschaft, die weit vom buddhistischen Ideal entfernt war. Dennoch leitete die Thronbesteigung
Suikos
(einer Nichte des Soga-Familienvorstandes) einen großen Wandel in Japans Geschichte ein. Suikos Schwiegersohn, Prinzregent
Sh?toku Taishi
, war glaubiger Buddhist. Er schuf 604 mit den ?
17 Artikeln
“ eine Schrift zur ethischen Ausubung der Herrschaft. Weiterhin ubernahm er das chinesische System der
Hofrange
, schuf ein erstes Wegenetz und befahl die Anfertigung von Chroniken. Obwohl die folgenden Jahre fur Japan ungunstig verliefen, z. B. geriet es in Korea durch das erstarkte China militarisch unter Druck, folgten weitere Reformen von großer Tragweite. Nach dem Tod Sh?toku Taishis 622 kam es zu schweren politischen Machtkampfen innerhalb Japans, die in einem Putsch der Reformpartei unter Fuhrung von
Naka-no-?e
(Taishis Sohn) im Jahre 645 resultierten. Daraufhin wurden 646 eine Reihe von Gesetzen erlassen, die als
Taika-Reform
(Taika, jap. Große Wende) in die Geschichte eingehen sollten.
Die Taika-Edikte unterstellten alles Land dem Kaiser, ordneten den Bau einer Hauptstadt an, verfugten Landvermessungen, Volkszahlungen und Steuererhebungen. Mit den
Taiho-Erlassen
des Jahres 701 wurde die Neugestaltung des japanischen Kaiserreichs abgeschlossen. Es war nun ein Zentralstaat mit einer gesetzlichen Ordnung, die um den Kaiser herum aufgebaut war. Aufgrund des japanischen Glaubens, dass jeder Tod den Ort des Versterbens verschmutzt, musste die Residenz im Verlauf der Asuka-Zeit einige Male gewechselt werden, befand sich aber die meiste Zeit in
Asuka-ky?
.
Erst im Jahr 710 wird
Heij?-ky?
(
Nara
) fur langere Zeit Hauptstadt. Das japanische Altertum (auch japanische Klassik genannt) beginnt. Insgesamt war die Nara-Zeit gepragt von Frieden und kultureller Blute. Gefahr drohte zwar in Form einer Invasion aus China oder Korea, aber ein Wehrpflichtsystem garantierte bemannte Verteidigungswalle. Ansonsten sicherten die Errungenschaften der Asuka-Zeit den kaiserlichen Hof ab, der aus einem weitgehend befriedeten und geordneten Land Steuereinkunfte erhielt. Allerdings entstanden fast unbemerkt von den Herrschenden neue Probleme, weil Land in den Besitz von Klostern und Großfamilien geriet und so der Hof geschwacht wurde.
Diese Entwicklungen und die ungunstige geographische Lage Naras erzwangen eine Verlegung der Hauptstadt nach
Heian-ky?
(das spatere
Ky?to
).
Nach dieser Stadt ist auch die Heian-Zeit (794?1185) benannt. Zu Beginn der Heian-Zeit gelang es
Kammu
-
Tenn?
noch einmal die kaiserliche Herrschaft zu stabilisieren. Aber nach und nach gelang es der Familie
Fujiwara
die Herrschaft auszuuben. Durch geschickte Heiratspolitik sicherte der Clan seinen Einfluss. Erst Kaiser
Go-Sanj?
(Thronbesteigung 1068) brach die Herrschaft der Fujiwara, aber zu einem hohen Preis. Er ging ins Kloster und regierte von dort indirekt, eine Praxis, die das Kaiserhaus dann eine Weile beibehielt. Aber dieses Vorgehen hatte die kaiserliche Macht stark geschwacht und dem Ansehen des Kaiserhauses nachhaltig geschadet. Literatur und Dichtung gelangten trotz, oder gerade wegen der widrigen Zustande zu hoher Blute, so wurde das
Genji Monogatari
in der Heian-Zeit verfasst. Aber die kulturelle Blute konnte den Verfall der Ordnung nicht aufhalten. Der Kaiser war keine machtige Ordnungskraft mehr, andere nahmen den Kampf um die Herrschaft auf.
Mit dem Zerfall der zentralstaatlichen Ordnung begann das japanische Mittelalter, das sich von 1185 bis etwa 1600 erstreckt.
Die erste Phase des Mittelalters ist die Kamakura-Zeit von 1185 bis 1333. Ihr zentrales Motiv ist der Konflikt zwischen den Familien
Taira
und
Minamoto
. Diese Kriegerfamilien hatten fur den Hof in
Heian-ky?
Polizeiaufgaben erledigt und Feldzuge durchgefuhrt. Mit dem Zerfall der Ordnung spitzte sich die Situation zu einem Kampf um die Herrschaft zwischen den beiden Familien zu. Nachdem die Taira die Minamoto vernichtend geschlagen hatten, ließ
Taira no Kiyomori
aber die Fuhrer der Minamoto am Leben. Ein folgenschwerer Fehler, denn unter der Fuhrung der Bruder
Yoritomo
und
Yoshitsune
schlugen die Streitkrafte der Minamoto die Taira vernichtend. Dieser als
Gempei-Krieg
bekannt gewordene Konflikt ist ein beliebtes Motiv in Japans Literatur, Dichtung und Film.
Yoritomo zwang seinen Bruder nach Differenzen zum Selbstmord und errichtete dann in Kamakura das erste
Sh?gunat
. Er errichtete parallel zur alten kaiserlichen Herrschaftsstruktur eine straffe, militarisch organisierte Verwaltung. Folgerichtig hieß seine Regierung auch
Bakufu
, das bedeutet in etwa Zeltregierung und deutet den militarischen Charakter der Fuhrung an. Nach Yoritomo (der, so will es die Legende, nach einem Sturz vom Pferd verstarb, den der Geist seines Bruders Yoshitsune verursacht haben soll) regierten noch zwei seiner Sohne, doch dann verlagerte sich die Macht auf die Familie
H?j?
.
Unter ihrer Anfuhrerin
Masako
(1156?1225) wurde noch einmal ein relativ friedlicher Zustand erreicht. Doch von außen drohte Gefahr: 1274 und 1281 kam es zu versuchten
Mongoleninvasionen in Japan
. Die Regierung wusste um diese Bedrohung und errichtete auf
Ky?sh?
eine Wallanlage, um der Invasion zu begegnen. Dennoch hatten Japans Streitkrafte die
Mongolen
vermutlich nicht aufhalten konnen. Aber beide Male kamen heftige Sturme den Verteidigern des Inselreichs zu Hilfe und zerstreuten die Invasionsflotten. Dies war der Ursprung des Begriffs ?Gotterwind“ bzw.
Kamikaze
.
Die Abwehr der Angriffe der Mongolen destabilisierte die Herrschaft des Sh?gunats erheblich. Zwar war die unmittelbare Bedrohung voruber, doch es gab keine Moglichkeit, diejenigen Vasallen zu entlohnen, die Truppen gestellt und die Festungsanlagen besetzt hatten. Ublicherweise erhielten bei innerjapanischen Kriegen die Sieger die Landereien der besiegten Familien als Entlohnung. Bei den mongolischen Angreifern gab es aber nichts zu erobern, so dass sich Unmut breit machte.
Im Jahr 1333 endete das Kamakura-Bakufu mit der Vernichtung der H?j? durch Truppen der Familien
Ashikaga
und
Nitta
. Diese waren auf Betreiben Kaiser
Go-Daigos
gegen das
Sh?gunat
zu Felde gezogen, das die Kaiser zuvor vollends entmachtet und ins Exil geschickt hatte. Go-Daigo hoffte, mit Hilfe der Ashikaga wieder an die Macht zu kommen.
Anders als geplant errichteten aber die Ashikaga ein neues Sh?gunat und leiteten die
Muromachi-Zeit
(1333?1568) ein. Muromachi war ein Stadtteil von Heiankyo, dort, in der alten Hauptstadt, hatten die Ashikaga auch einen ihnen genehmen Kaiser eingesetzt. Dies fuhrte zu einem zeitweiligen
Schisma
der kaiserlichen Linie, da Go-Daigo an seinem Anspruch festhielt. 1392 gab Go-Daigos Nachfolger dieses Ansinnen allerdings auf.
Die Herrschaft der Ashikaga nahm ein jahes Ende. Nach einer kurzen Hochphase unter
Ashikaga Yoshimitsu
(den sogar
Ming
-
China
als Herrscher Japans anerkannte) zerfiel das Sh?gunat im
?nin-Krieg
(1467?1477). Dieser Konflikt tobte in der Hauptstadt und fuhrte zu deren nahezu vollstandiger Zerstorung. Mit der Hauptstadt war auch die Zentralgewalt endgultig zerschlagen.
Japan war ein Flickenteppich aus Herrschaftsgebieten einzelner Fursten und Familien. In die folgenden blutigen und ereignisreichen Zeiten fallt die Ankunft der Portugiesen in Japan, die auch die ersten
Feuerwaffen
mitbrachten und eine christliche Missionierung Japans versuchten (vgl.
Christentum in Japan
). Trotz aller Unruhe und Gewalt jener als Sengoku-jidai (Zeit der streitenden Reiche) bekannten Periode kam es auch zur Herausbildung von Handelsbeziehungen zwischen den einzelnen Regionen. Die Feuerwaffe, die keine technische Weiterentwicklung erfuhr, sollte wenige Jahrzehnte spater in der
Schlacht von Nagashino
bedeutsam werden.
Das Ende der Burgerkriege zeichnete sich erst in der
Azuchi-Momoyama-Zeit
(1568?1600) ab. Es war die Zeit der drei Reichseiniger
Oda Nobunaga
,
Toyotomi Hideyoshi
und
Tokugawa Ieyasu
. Oda Nobunaga, ein kleiner
Daimy?
aus der
Provinz Owari
gelangte durch geschicktes Taktieren, militarische Begabung und brutalen Durchsetzungswillen zu Einfluss uber ganz Japan.
Toyotomi Hideyoshi, der als einfacher Soldat in Nobunagas Heer begann, setzte dessen Einigungswerk fort, wobei sein Invasionsversuch in Korea 1592 mehr als 200.000 Mann das Leben kostete. Umstritten ist, ob er nicht vorrangig potentielle Unruhestifter in dieses militarische Abenteuer entsandte. Er trieb Japans Einigung vor allem mit diplomatischem Geschick voran.
Nach Toyotomi Hideyoshis Tod 1598 trat aus den Großen des Landes Tokugawa Ieyasu hervor. In der
Schlacht von Sekigahara
im Jahr 1600 besiegte er Ishida Mitsunari und wurde unumschrankter Herrscher Japans.
Mit der Tokugawa-Herrschaft beginnt Japans fruhe Neuzeit, die etwa von 1600 bis 1868 andauert und auch als
Edo-Zeit
, benannt nach der Hauptstadt
Edo
, bekannt ist.
Die Tokugawa herrschten als vom Kaiser mit umfassenden Machtbefugnissen ausgestattete Sh?gune und als machtigste Fursten uber die rund 250 ubrigen japanischen Fursten (
Daimy?
), die in ihren jeweiligen Herrschaftsgebieten (inoffiziell und abwertend
Han
genannt) weitgehend autonom waren und von denen etwa ein Viertel in den in
Edo
ansassigen Regierungsapparat der Tokugawa (das
Bakufu
) in unterschiedlichen Funktionen eingebunden war. Die dritte Konstante des politischen Systems war der kaiserliche Hof in
Ky?to
.
Der kaiserliche Hof wurde von der Machtausubung vollig ausgeschlossen und isoliert. Die Bevolkerung war theoretisch nach
konfuzianischem
Modell in die vier Stande eingeteilt, die auch in China und Korea bekannt waren: Krieger-Gelehrte, Bauern, Handwerker und Kaufleute (
shi-n?-k?-sh?
). Ein Wechsel des Standes war nahezu unmoglich. In der Praxis war allerdings sozialer Status wichtiger als die Zugehorigkeit zu einem Stand: In jedem Stand gab es zahlreiche Differenzierungen, die nicht zuletzt auf wirtschaftlichem Vermogen beruhten.
Die
Samurai
bewirtschafteten den ihnen gehorigen oder zugewiesenen Grundbesitz zumeist nicht mehr selbst, sondern verrichteten in den
Burgstadten
ihrer Herren Dienste in der zivilen und militarischen Verwaltung. Sie durften nur wenige kommerzielle Tatigkeiten ausfuhren und waren uberwiegend auf die Ertrage ihrer Amts- und Rentenlehen angewiesen.
Ahnlich wie in China und Korea bemuhten sich auch die fruhmodernen Herrscher Japans aus Furcht vor sozialer Instabilitat und Unruhen um eine grundliche Kontrolle ihrer Untertanen. Bauern, Handwerker und Handler waren von politischen Amtern und Entscheidungen ausgeschlossen. Es wurde jedoch von ihnen erwartet, ihre eigenen Angelegenheiten im Rahmen der lokalen und standischen Selbstverwaltung zu regeln. Die Zugehorigkeit zu einer Standesorganisation galt als Voraussetzung fur ein ehrbares Leben. In Japan galt der Haushalt ? meist identisch mit einer Kleinfamilie, im Falle der hoheren Statusgruppen als mit dem europaischen
ganzen Haus
vergleichbare Abstammungsgemeinschaft (
ie
) ? als kleinste soziale Einheit und Verantwortungsgemeinschaft. In den Dorfern und stadtischen Wohnvierteln wurden mehrere Haushalte in Gruppen gebundelt, die sich an der Verwaltung und Kontrolle des Dorfes bzw. Wohnviertels beteiligten. Verfehlungen eines Gemeinschaftsmitgliedes zogen oft die Bestrafung der ganzen Gruppe nach sich. Wer wegen schwerer Vergehen aus seinem Stand ausgeschlossen wurde, galt als obdach- und weitgehend rechtlos und fand sich am untersten Rand der Gesellschaft wieder.
Probleme mit Piraterie und dem aggressiven Vordringen westlicher Machte fuhrten in ganz Ostasien am Ende des 16. Jahrhunderts zu drastischen Einschrankungen des Uberseehandels. Die Tokugawa konzentrierten den Handel mit China und Europa in der Stadt
Nagasaki
. Ihre einzigen europaischen Handelspartner waren die Niederlander, die eine Handelsstation auf der kunstlichen Insel
Dejima
unterhielten. Mit der Zeit lernte man von dort mittels Ubersetzungen westliche Ideen und Konzepte kennen, die durch die neuen
Rangaku
(Hollandstudien)
vermittelt wurden. Die diplomatischen und Handelsbeziehungen mit Korea wurden vom Furstentum
Tsushima
gepflegt. Das Furstentum
Matsumae
auf der Insel
Ezo
unterhielt Kontakte zu den
Ainu
und indirekt uber diese zu
Russland
, wahrend das Furstentum
Satsuma
das lange Zeit als Drehscheibe des pazifischen Handels wirkende Konigreich der
Ry?ky?-Inseln
in seiner Gewalt hatte.
Mit dem Ende der internen Konflikte wurde der Chinahandel wiederbelebt. Dieser blieb jedoch auf einen Import von rund 200
Tonnen
Rohseide
, welche im heimischen Handwerk zu Textilien verarbeitet wurde. Im Gegenzug exportierte Japan das fur den chinesischen Handel zentrale Silber. Die Handelsbeziehungen blieben ohne permanente Niederlassungen in beiden Staaten und waren auf Luxusguter beschrankt.
[14]
Die Edo-Zeit ist gekennzeichnet von zunehmender Urbanisierung und Durchdringen marktwirtschaftlicher Prinzipien in den meisten Lebensbereichen. Die in den Stadten wohnenden Kaufleute und Handler (
ch?nin
) schufen einen eigenen, burgerlichen Lebensstil. Die ebenfalls in den Stadten siedelnden Samurai gerieten, wegen der mit diesem Lebensstil verbundenen hohen Kosten, in Abhangigkeit von Kaufleuten, oftmals waren sie hochverschuldet. Selbst die Daimy? waren oft gezwungen, Kredite aufzunehmen. Die
japanische Kultur
und das asthetische Empfinden waren seit dem Ende der Heian-Zeit immer durch den Kriegerstand gepragt worden. Konservative Stile in Architektur und Literatur, das asthetische Empfinden des
Zen
, das klassische
N?-Theater
und verschiedene ritualisierte Handlungen (zum Beispiel die auch im Burgertum beliebte
Teezeremonie
) bestimmten das Bild. Die burgerlichen Stadter entwickelten mit zunehmendem Wohlstand und zunehmender Bildung jedoch eine eigene, von stark wechselnden Moden gepragte Kultur, die in den großen Stadten zum Entstehen von Vergnugungsvierteln fuhrte. Hervorzuheben sind die bekannten Malereien des
Ukiyo-e
sowie das
Kabuki
als neue Form des Theaters und zahlreiche neue Musikstile.
Die Endphase der Edo-Zeit wird auch als
Bakumatsu-Zeit
bezeichnet. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts verlangten westliche Machte immer starker Zugang zu Japan und seinen Markten, allen voran
Russland
,
England
und die
USA
. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu Bauernaufstanden, viele Samurai waren hoch verschuldet. Dem Sh?gunat entglitt zunehmend die Kontrolle. 1853 landeten amerikanische Schiffe (?
Schwarze Schiffe
“) unter Commodore
Matthew Perry
in der
Bucht von Edo
, um beim Shogunat
Konzessionen
und die Offnung von
Vertragshafen
zu erreichen. Nachdem Perry ein Jahr spater mit mehr Schiffen und Soldaten wiederkehrte, gab Sh?gun
Tokugawa Iesada
schließlich nach, und es kamen erstmals Handelsbeziehungen zwischen den USA und Japan im
Vertrag von Kanagawa
zustande. Das Nachgeben des Sh?guns fuhrte im weiteren Verlauf zu starken Widerstanden verschiedener Furstentumer gegen die Herrschaft der Tokugawa und gegen die ins Land gekommenen Europaer, die ihren Ausdruck in der
Sonn?-j?i
-Bewegung fanden (?Verehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren.“). Der Sh?gun war mit seinen Anhangern politisch und militarisch nicht mehr in der Lage, diese Bewegung zu unterdrucken. Dies fuhrte mit Beginn des Jahres 1868 zur
Meiji-Restauration
, die im Namen des Tenn? die Herrschaft der Tokugawa beendete.
Von der
Meiji-Restauration
im Jahr 1868 bis zum Ende des
Zweiten Weltkrieges
im Jahr 1945 war Japan ein Kaiserreich, das vom
Tenn?
beherrscht wurde. Diese 77 Jahre waren die Zeit des
Imperialismus
und
Kolonialismus
.
In der Meiji-Zeit unter Kaiser
Mutsuhito
wurden umfassende Reformen eingeleitet. Das
Standesystem
wurde abgeschafft, eine
allgemeine Schulpflicht
[15]
und Geld- statt Naturalsteuern eingefuhrt und eine
Wehrpflichtarmee
aufgestellt. Nach der
Meiji-Restauration
wurde die politische Macht wieder offiziell dem Tenn? zugesprochen, wobei die tatsachliche Macht bei ehemaligen Samurai lag, den sogenannten
Meiji-Oligarchen
. Zwar unternahmen mit dem
Satsuma-Aufstand
von 1877 feudalistische Krafte eine Rebellion, die aber scheiterte.
Inspiriert durch die
Iwakura-Mission
1871 bis 1873, eine Studienreise hochrangiger Politiker nach Nordamerika und Europa, erhielt das Land
eine Verfassung
. Japan ubernahm das deutsche
Burgerliche Gesetzbuch
in nahezu unveranderter Form. Es sollte eine moderne
Konstitutionelle Monarchie
werden und durch rasche technologische Entwicklung dem Westen auf Augenhohe begegnen konnen, was auch sehr schnell gelang. Explosionsartiges Wirtschaftswachstum und effiziente Rustungspolitik machten aus dem unterlegenen Inselreich einen Machtfaktor in Asien. 1895 gelang Japan ein Sieg uber China im Kampf um die Vorherrschaft in Korea (
Erster Chinesisch-Japanischer-Krieg
) und 1905 schlug Japans Marine die russischen Streitkrafte in der
Seeschlacht bei Tsushima
vernichtend (
Russisch-Japanischer Krieg
).
Mit dem Tod Kaiser Mutsuhitos im Jahre 1912 endete die Meiji-Zeit. Die Restauration der Kaiserherrschaft und die wirtschaftliche, gesellschaftliche und militarische Neuorganisation des Landes in dieser Epoche markieren Japans Eintritt in die Moderne. Die Japan 1855 aufgezwungenen ?
Ungleichen Vertrage
“ bzw. die Exterritorialitat der
Vertragshafen
hatten schon 1894/1911 aufgehoben werden konnen.
Am 17. November 1905 wurde
Korea
ein
Protektorat
Japans; es wurde 1910 offiziell
annektiert
(
siehe:
Korea unter japanischer Herrschaft
). Auch die
Mandschurei
gelangte unter japanischen Einfluss, der sich aber bis zur
Mandschurei-Krise
auf die wirtschaftliche Ausbeutung der Mandschurei beschrankte und auch dem Bau der
sudmandschurischen Eisenbahn
diente.
Im
Ersten Weltkrieg
kampfte Japan auf Seiten der Alliierten und profitierte wirtschaftlich (siehe
Kriegsziele Japans
). Gemaß dem
Versailler Vertrag
ubernahm bzw.
annektierte
es die
deutschen Kolonien in China
, was zu massiven Protesten in China fuhrte (
Bewegung des vierten Mai
). Ab etwa 1929/1930 wurde Japan stark von der
Weltwirtschaftskrise
getroffen. Die Wirtschaft wurde umstrukturiert und eine erstarkte
Schwerindustrie
und einflussreiche Finanzgruppen (
zaibatsu
) traten in den 1930er Jahren hervor. Diese Gruppen hatten starkes Interesse an Aufrustung und
weiterer Expansion
.
Japan versuchte 1918 in
Sibirien
Fuß zu fassen. An die
Oktoberrevolution
schlossen sich internationale Interventionen auf Seite des antikommunistischen Widerstandes (?
Weiße Armee
“) an.
So landeten bei
Wladiwostok
70.000 Japaner und 9.000 Mann US-Truppen; Japan hielt Wladiwostok, Teile der Pazifikkuste und Gebiete entlang der
transsibirischen Eisenbahn
in der
fernostlichen Republik
besetzt. 1920 wurden die mit den Truppen des weißrussischen Generals
Semjonow
allein verbliebenen japanischen Intervenienten auf Wladiwostok und den Kustenstreifen zuruckgedrangt, Wladiwostok erst am 25. Oktober 1922 zuruckerobert. Dieses Scheitern loste in Japan Aufstande aus, die einen Regierungswechsel ins burgerliche Lager auslosten.
Von 1912 bis 1926 regierte mit dem
Taish?
-Tenn?
Yoshihito
ein psychisch kranker Mann, wodurch sich die Macht vom Tenn? und seinen Vertrauten, den
Genr?
, auf das
Parlament
und die neu gegrundeten Parteien im
Abgeordnetenhaus
verschob.
1926 begann mit
Hirohitos
Inthronisierung die
Sh?wa-Zeit
. Er regierte ein Land, in dem seit dem Ende des Ersten Weltkrieges nationalistische Krafte zunehmend an Einfluss gewannen. Japan war in diversen internationalen Verhandlungen, insbesondere beim
Vertrag von Portsmouth
, nicht gleichberechtigt behandelt worden. Sein Anspruch in Korea wurde (trotz Protesten) anerkannt, aber Japans Expansionsplane in China fanden keine Unterstutzung im Westen.
Weltwirtschaftskrise
, Naturkatastrophen wie die Zerstorung T?ky?s durch ein
Erdbeben 1923
und soziale Probleme fuhrten zu einer politischen Radikalisierung des Landes. Nach dem
Putschversuch am 15. Mai 1932
begann mit dem
Kabinett Sait?
die Zeit der ?
Kabinette der nationalen Einheit
“ und eine massive Sozialistenverfolgung. Nach einem
Putschversuch im Februar 1936
wurde
Hirota K?ki
Premierminister. Eine ultranationale Gruppierung aus Militars ergriff nach und nach die Macht.
Der
Tenn?
und seine gottliche Abstammung wurden ins Zentrum der politischen Ideologie geruckt, andere als die ultranationalen Meinungen wurden verfolgt. Im Jahr 1940 war der Mehrparteienstaat tot, eine Zentralorganisation namens
Taisei Yokusankai
ubernahm alle Funktionen. Schon zuvor hatten die Militars ohne Einflussnahme der Politik in China operiert ? so in der
Mandschurei
(
siehe:
Mandschukuo
).
Am 27. Marz 1933 trat Japan nach dem fur ihn negativen Bericht der
Lytton-Kommission
aus dem
Volkerbund
aus.
[16]
1937 wurde der
Zwischenfall an der Marco-Polo-Brucke
zur Initialzundung des
Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges
. Truppen der
Kaiserlich Japanischen Armee
begingen 1937/38 nach der Einnahme der
chinesischen
Hauptstadt
Nanking
drastische
Kriegsverbrechen
(
Massaker von Nanking
).
Mit den
Achsenmachten
Deutschland unter Hitler
und
Italien unter Mussolini
verband Japan sein aggressives
Expansionsstreben
. Der
Angriff auf Pearl Harbor
Ende 1941 implizierte den formellen Eintritt in den
Zweiten Weltkrieg
. Japan errang bei der Besetzung Chinas Erfolge und konnte sein Einflussgebiet in ganz Sudostasien ausdehnen: Eingebettet in die
Achse Berlin-Rom-Tokio
und einen
Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion
(1941) begann das Militar unter dem Motto
Asien den Asiaten
einen Eroberungsfeldzug in Ostasien, der innerhalb weniger Monate die Kolonialreiche
der Niederlande
, des
Vereinigten Konigreiches
und der USA zusammenbrechen ließ. Japan ersetzte diese durch die sogenannte ?
Großostasiatische Wohlstandssphare
“. Sogar
Australien
galt als bedroht. Im Zuge dieser militarischen Erfolge begingen japanische Truppen in den besetzten Gebieten
Kriegsverbrechen
; sie setzten
biologische
und
chemische Kampfstoffe
ein und machten
Menschenversuche
an Kriegsgefangenen (siehe auch
Japanische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg
).
Japan beherrschte die
Philippinen
,
Neuguinea
und
Birma
sowie zahllose Inselgruppen; mit
Indonesien
war ein erdolreiches Land Kolonie des Kaiserreichs geworden. Erst mit der
Schlacht um Midway
im Juni 1942 wendete sich das Blatt im
Pazifikkrieg
. Die japanische Marine verlor vier Flugzeugtrager. Im August 1942 verloren die Japaner
bei Guadalcanal
eine weitere wichtige Schlacht.
Die
kaiserliche Armee
war weit verteilt uber das Riesenreich, ihr Nachschub anfallig fur Angriffe durch Unterseeboote. Bis 1944 konnte sich die kaiserliche Armee dennoch gut halten. Mit zunehmendem Eintreffen von Truppen vom europaischen Kriegsschauplatz und aus den Vereinigten Staaten kam die alliierte Gegenoffensive ins Rollen. Sudostasien wurde schrittweise befreit; in einer Reihe amphibischer Operationen, die als ?
Island Hopping
“ bekannt geworden sind, bewegten sich US-Streitkrafte auf die japanischen Hauptinseln zu.
Trotz erbittertem Widerstand fielen 1945 in den
Schlachten um Iwojima
und
um Okinawa
die wichtigsten Verteidigungsstellungen der japanischen Streitkrafte. Trotz dieser aussichtslosen militarischen Lage und permanenter Bombardierungen waren die japanischen Militars nicht bereit, die
bedingungslose Kapitulation
zu erklaren. Wenig spater erfolgten die umstrittenen
Atombombenabwurfe auf Hiroshima und Nagasaki
(6. und 9. August 1945), die Sowjetunion erklarte Japan am 8. August 1945 den Krieg. Diese Ereignisse erzwangen die bedingungslose
Kapitulation Japans
; Kaiser Hirohito verkundete sie am 15. August in einer
Rundfunkrede
.
Nach der Niederlage im
Zweiten Weltkrieg
im Jahr 1945 wurde Japan in einen demokratischen Staat umgewandelt. Seit der
Kapitulation des Kaiserlichen Japan
herrscht in Japan Frieden, Japan wurde zu einem Staat mit bedeutender Wirtschaftskraft.
Von 1945 bis 1952 wurde Japan von den Alliierten (faktisch den
Vereinigten Staaten
) besetzt. Die
Potsdamer Vertrage
reduzierten das japanische Territorium wieder auf die Hauptinseln, die
Ry?ky?-Inseln
wurden US-amerikanisches Hoheitsgebiet (und blieben dies bis 1972).
Wahrend der von General
Douglas MacArthur
, dem Oberkommandierenden der Pazifikstreitkrafte, geleiteten Besatzungszeit wurden umfassende Demokratisierungs- und Entmilitarisierungsmaßnahmen durchgefuhrt. Dadurch konnte sich die
Kommunistische Partei
erstmals legal betatigen. Im Zuge des
Kalten Krieges
wurde sie jedoch kurz darauf durch eine
Politische Sauberung
, den
Red Purge
, wieder ausgeschaltet.
Dem Kaiser blieb eine Anklage in den
Tokioter Prozessen
erspart und ein Teil der alten Eliten wurde fur die Errichtung einer neuen gesellschaftlichen Ordnung herangezogen. Dieses Vorgehen fuhrte zwar zur Errichtung eines stabilen neuen Staatsgefuges (unter Beibehaltung des Kaisertums als tragenden Element), aber auch gleichzeitig zu einer mangelnden Aufarbeitung der Kriegsgeschehnisse und -verbrechen.
Anders als in Deutschland war und ist dieses Thema in Japan tabuisiert und die Schuld einer kleinen Riege von Militars angelastet worden. Alles in allem war die Erneuerung Japans aber ein Erfolg; große Konzerne, die am Krieg verdient hatten, wurden zerschlagen, eine
neue Verfassung
, die Demokratie und Frieden zu ihren zentralen Themen machte, trat 1947 in Kraft. Reformen im Schul- und Hochschulwesen sollten die Reste der ultranationalen Gleichschaltung beseitigen. Hinsichtlich der Streitkrafte gab die Verfassung vor, dass nur
Selbstverteidigungsstreitkrafte
unterhalten werden durfen. Die USA und Japan sind seither in einem Sicherheitspakt verbunden, der die Vereinigten Staaten zur Unterstutzung Japans verpflichtet. 1951 schlossen im
Friedensvertrag von San Francisco
48 Staaten offiziell wieder Frieden mit Japan, die Besatzung endete 1951/52.
Im Jahr 1956 nahmen auch die
Sowjetunion
und die
Volksrepublik China
(
siehe:
japanisch-chinesische Beziehungen
) wieder diplomatische Beziehungen auf und ein rehabilitiertes Japan wurde Teil der
Vereinten Nationen
. 1955 etablierte sich ein stabiles System zweier Parteien, der
Liberaldemokratischen Partei
(LDP) und der
Sozialistischen Partei Japans
. Das
politische Gefuge
ahnelte somit dem zahlreicher westlicher Demokratien. Mit Inkrafttreten des
Grundlagenvertrags zwischen der Republik Korea und Japan
am 18. Dezember 1965 kam es zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu Sudkorea.
Das Land blieb nunmehr
außenpolitisch zuruckhaltend
, aber sein wirtschaftlicher Aufstieg war unaufhaltsam. Automobil- und Schiffbau, spater Elektronik wurden die Branchen, deren Exporte das
japanische Wirtschaftswachstum
der Jahre 1960 bis 1970 entscheidend befeuerten. Japan wurde in die Gruppe der
G8
-Staaten aufgenommen. 1985 wurde der bis dato vom Devisenmarkt getrennte
Yen
freigegeben, es kam zu einer Aufwertung des Yen gegenuber dem
US-Dollar
. Diese Entwicklung dampfte die japanische Wirtschaftsentwicklung, da die USA hauptsachlicher Absatzmarkt japanischer Exporte waren und sind.
1989 starb Kaiser Hirohito. Sein Sohn
Akihito
wurde 1990 Kaiser und damit begann die
Heisei-Zeit
, die von Beginn an vom Platzen der
Bubble Economy
uberschattet wurde. Japan kam im folgenden Jahrzehnt nicht zur Ruhe. Die Wirtschaft geriet in eine tiefe Krise, mehrere Regierungen und Ministerprasidenten scheiterten. In den Jahren 2000/2001 gab es erstmals eine Stabilisierung der Situation. Die 2001 gewahlte Regierung um
Premierminister
Jun’ichir? Koizumi
war bis September 2006 an der Macht. Nachfolger Koizumis ist sein ehemaliger politischer Zogling
Shinz? Abe
. Japan ist nach der inneren Stabilisierung, beginnend mit der
UNTAC
-Mission von 1992, nun auch weltweit im Rahmen von
friedenserhaltenden Maßnahmen der Vereinten Nationen
aktiv.
2011 wurde erstmals in der Geschichte Japans der
nukleare Notfall
ausgerufen, nachdem im
Kernkraftwerk Fukushima I
infolge des
T?hoku-Erdbebens
der
Starke 9
ein Storfall aufgetreten war.
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