Florence ?Flo-Jo“ Griffith-Joyner
(Geburtsname
Delorez Florence Griffith
; *
21. Dezember
1959
in
Los Angeles
; †
21. September
1998
in
Mission Viejo
) war eine
US-amerikanische
Sprinterin
und
Olympiasiegerin
. Sie war dreimal Olympiasiegerin und einmal Weltmeisterin. Ihre Weltrekorde uber
100
und
200 Meter
von 1988 haben seit mehr als 35 Jahren Bestand.
Florence Griffith-Joyner wuchs mit zehn Geschwistern in Los Angeles auf. Ihre Eltern wurden geschieden, als sie vier Jahre alt war. 1966 fing sie an, Sport zu treiben, und 1973 und 1974 gewann sie die Jesse-Owens-Jugendspiele. Nach ihrem High-School-Abschluss 1978 begann sie ein Psychologiestudium an der
California State University in Northridge
. Dort gewann sie mit dem Leichtathletik-Team unter Trainer
Bob Kersee
die nationalen Meisterschaften, brach das Studium aber ein Jahr spater aus finanziellen Grunden ab und begann als Bankangestellte zu arbeiten.
[1]
Kersee, der spater auch die Siebenkampferin und Weitspringerin
Jackie Joyner-Kersee
zu seinen Schutzlingen zahlte, wechselte wahrenddessen als Assistenztrainer an die
University of California, Los Angeles
(UCLA) und verhalf Griffith-Joyner dort 1980 zu einem Stipendium.
[2]
1983 schloss sie an der UCLA ihr Psychologiestudium ab.
[3]
1980 verfehlte sie nur knapp einen Platz im US-amerikanischen Olympia-Team,
[4]
was aber wegen des
US-Boykotts
gegen die
Sommerspiele 1980 in Moskau
folgenlos blieb. Ihren ersten internationalen Auftritt hatte sie bei den
Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1983
in Helsinki. 1984 nahm sie an den
Sommerspielen in Los Angeles
teil und gewann Silber uber
200 Meter
. Im Oktober 1987 heiratete sie den Olympiasieger im Dreisprung
Al Joyner
.
[5]
Zuvor war sie jahrelang mit dem Hurdensprinter
Greg Foster
befreundet gewesen, der spater ihr Agent wurde.
Auf Sportfesten in Europa sorgte die junge Athletin anfangs mehr durch ihr auffalliges Aussehen als durch uberragende Sprintqualitaten fur Aufsehen. Griffith-Joyner galt als ?erste Diva der Tartanbahn“,
[6]
was durch Markenzeichen wie lange, bunt lackierte Fingernagel oder grelle, hautenge Laufanzuge begrundet wurde.
[4]
?Ich gefalle gern und mochte mich von anderen unterscheiden“, so Griffith-Joyner.
[7]
Nach der Saison 1985 begann Griffith-Joyner erneut bei einer Bank zu arbeiten, nebenbei verdingte sie sich als Haarstylistin.
[1]
Im April 1987 begann sie wieder ernsthaft mit der Leichtathletik und gewann vier Monate spater Silber uber 200 Meter sowie Gold mit der
4-mal-100-Meter-Staffel
bei den
Weltmeisterschaften
in Rom.
[8]
Bei den Ausscheidungswettkampfen (engl. ?trials“) fur die
Olympischen Spiele 1988
verbesserte Griffith-Joyner am 16. Juli 1988 in
Indianapolis
den Weltrekord uber 100 Meter von
Evelyn Ashford
auf 10,49 Sekunden; im Vorjahr lag ihre personliche Bestleistung bei 10,96 Sekunden.
[7]
Ob die Windmessung von 0,0 Metern pro Sekunde korrekt war, wurde spater bezweifelt, da auf der daneben liegenden Weitsprunganlage zur gleichen Zeit 4 Meter pro Sekunde Ruckenwind und im direkt folgenden zweiten Halbfinale 5 Meter pro Sekunde gemessen wurden.
[9]
Nach den ?trials“ trennte sich Griffith-Joyner uberraschend von ihrem Trainer
Bob Kersee
und begann unter Ehemann
Al Joyner
zu trainieren.
[10]
Bei den darauffolgenden Olympischen Spielen in
Seoul
gewann sie Gold uber 100 und 200 Meter sowie Gold mit der
4-mal-100-Meter-Staffel
und Silber mit der
4-mal-400-Meter-Staffel
. Die 200 Meter gewann Griffith-Joyner in der Weltrekordzeit von 21,34 Sekunden (personliche Bestleistung 1987: 21,96 Sekunden
[7]
), womit nur 37 von 71 Mannern vor ihr geblieben waren.
[11]
Sie ist damit nach wie vor Weltrekordhalterin in dieser Disziplin wie auch uber die 100-Meter-Strecke. Die muskulose Athletin dominierte die Konkurrenz dermaßen, dass trotz negativer Tests bald
Dopinggeruchte
aufkamen. Besonders ihre plotzliche Leistungssteigerung innerhalb eines Jahres und ihr bald folgender Rucktritt vom Spitzensport nahrten diese Geruchte. 1989 kehrte sie dem Leistungssport den Rucken und brachte am 15. November 1990 eine Tochter zur Welt. 1995 wurde sie in die
U.S. Track and Field Hall of Fame
aufgenommen.
Mehrfach kundigte sie ein Comeback an. So wollte sie bei den
Olympischen Spielen 1996
in Atlanta starten, gab jedoch zwei Monate vor Beginn der Spiele wegen Problemen mit der rechten Achillessehne das Ende ihrer sportlichen Karriere bekannt. Noch im selben Jahr erlitt sie einen leichten
Schlaganfall
und musste sich in arztliche Behandlung begeben.
Im Alter von 38 Jahren erstickte
[12]
Florence Griffith-Joyner am 21. September 1998 im Schlaf. Ein schwerer
epileptischer Anfall
soll dafur der Grund gewesen sein; als andere Geruchte waren ein Schlaganfall oder ein Herzversagen aufgekommen.
[13]
Der Gerichtsmediziner fand ein kavernoses
Hamangiom
in ihrem linken fronto-orbitalen Gehirnbereich,
[14]
das einen Anfall ausgelost haben konnte.
Griffith-Joyner wurde im El Toro Memorial Park in
Lake Forest
bestattet.
[15]
Nach ihrem großen Leistungssprung 1988 kamen bereits wahrend ihrer aktiven Zeit Dopinggeruchte auf. Angefuhrt wurden außerliche Merkmale, wie ein deutliches Muskelwachstum in kurzer Zeit oder eine tiefere Stimme als zuvor.
[16]
Hinzu kamen Geruchte uber vertuschte positive Dopingbefunde
[6]
[17]
und ihr Rucktritt auf dem Zenit ihrer Leistungsfahigkeit funf Monate nach den Olympischen Spielen, der wenige Monate vor der Einfuhrung von Dopingkontrollen außerhalb von Wettkampfen erfolgte.
[18]
[19]
Der brasilianische Mittelstreckenlaufer
Joaquim Cruz
deutete in einem TV-Interview wahrend der
Olympischen Spiele 1988
an, dass Griffith-Joyner und
Jackie Joyner-Kersee
unerlaubte Mittel zum Muskelwachstum benutzen mussten.
[20]
Olympiasieger
Carl Lewis
antwortete im Dezember 1988 nach einer Rede an der
University of Pennsylvania
auf eine Publikumsfrage, dass er von einigen ?sehr zuverlassigen Quellen“ wisse, dass Griffith-Joyner Steroide einnehme.
[21]
[22]
Außerdem fuhrte er aus, die Situation in dem ehemaligen Trainer Griffith-Joyners begrundet zu sehen.
[21]
[A 1]
Lewis soll nicht gewusst haben, dass seine Ausfuhrungen fur die Studentenzeitung
The Daily Pennsylvanian
aufgezeichnet wurden, und entschuldigte sich nach Veroffentlichung mit der Bemerkung, kein personliches Wissen von einem Dopinggebrauch Griffith-Joyners und ihres Trainers zu haben.
[22]
In seiner Autobiographie
Inside Track
nahm Lewis spater Bezug auf muskulare und stimmliche Veranderungen Griffith-Joyners
[23]
und fuhrte aus, dass ?in der Welt der Leichtathletik […] die Meinung, dass Florence gedopt war, Allgemeingultigkeit [hatte]“.
[24]
Sprinter und Ex-Juniorenweltrekordler
Darrell Robinson
beschuldigte im September 1989 in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin
Stern
mehrere US-amerikanische Leichtathleten und Trainer des Dopingmissbrauchs.
[25]
[26]
Darunter war auch Griffith-Joyners Trainer
Bob Kersee
, bei dem Robinson selbst seit 1987 trainierte.
[27]
Robinson gab außerdem an, Griffith-Joyner im Marz 1988 eine Ampulle
Wachstumshormon
(HGH) verkauft zu haben.
[25]
Griffith-Joyner wies die Vorwurfe zuruck und nannte den zugeschalteten Robinson in der Fernsehsendung
Today
einen ?zwanghaften, verruckten, lugenden Irren“ (?Darrell, you are a compulsive, crazy, lying lunatic“).
[28]
[29]
Robinson schilderte spater, dass er wegen seiner Aussagen von den europaischen Leichtathletikveranstaltungen praktisch ausgeschlossen und seine Karriere somit beendet worden sei, blieb aber bei seinen Anschuldigungen.
[30]
[31]
Griffith-Joyners Ableben stieß eine Diskussion uber Folgeschaden nach Missbrauch von
Anabolika
oder anderen leistungssteigernden Mitteln an.
[32]
Alexandre de Merode ? Vorsitzender der medizinischen Kommission des
IOC
und in der Vergangenheit selbst in der Kritik wegen nicht weiter verfolgter positiver Tests bei den Olympischen Spielen 1984
[33]
? wandte sich wenige Tage nach ihrem Tod gegen Dopingspekulationen und verwies darauf, dass man Griffith-Joyner in Tests nie verbotene Substanzen nachweisen konnte.
[4]
[34]
Ihre ehemalige Trainingspartnerin
Lorna Boothe
gab dagegen im Zuge des Todes an, 1987 von einer in einem kalifornischen Hospital arbeitenden Krankenschwester erfahren zu haben, dass Griffith-Joyner regelmaßig mit
anabolen Steroiden
und
Testosteron
behandelt worden war.
[35]
Anlasslich des 25. Jahrestags des Fabelweltrekords uber 100 Meter zog die Tageszeitung
Die Presse
im Jahr 2013 folgendes Fazit: ?Die dreifache Olympiasiegerin von Seoul 1988 wurde nie positiv getestet, aber stets mit Doping in Verbindung gebracht.“
[36]
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Griffith-Joyner trennte sich wahrend der Saison 1988 von ihrem langjahrigen Trainer Bob Kersee. Lewis' Manager bestand spater darauf, dass Lewis nicht Kersee gemeint habe.
- 1928:
Kanada 1921
CAN
Smith
,
Rosenfeld
,
Cook
,
Bell
- 1932:
Vereinigte Staaten 48
USA
Carew
,
Furtsch
,
Rogers
,
von Bremen
- 1936:
Vereinigte Staaten 48
USA
Bland
,
Rogers
,
Robinson
,
Stephens
- 1948:
Niederlande
NED
Stad-de Jong
,
Witziers-Timmer
,
van der Kade-Koudijs
,
Blankers-Koen
- 1952:
Vereinigte Staaten 48
USA
Faggs
,
Jones
,
Moreau
,
Hardy
- 1956:
Australien
AUS
Strickland
,
Croker
,
Mellor
,
Cuthbert
- 1960:
Vereinigte Staaten
USA
Hudson
,
Williams
,
Jones
,
Rudolph
- 1964:
Polen 1944
POL
Ciepły
,
Kirszenstein
,
Gorecka
,
Kłobukowska
- 1968:
Vereinigte Staaten
USA
Ferrell
,
Bailes
,
Netter
,
Tyus
- 1972:
Deutschland BR
FRG
Krause
,
Becker
,
Richter
,
Rosendahl
- 1976:
Deutschland Demokratische Republik 1949
DDR
Oelsner
,
Stecher
,
Bodendorf
,
Eckert
- 1980:
Deutschland Demokratische Republik 1949
DDR
Muller
,
Eckert
,
Auerswald
,
Gohr
- 1984:
Vereinigte Staaten
USA
Brown
,
Bolden
,
Cheeseborough
,
Ashford
- 1988:
Vereinigte Staaten
USA
Brown
,
Echols
,
Griffith-Joyner
,
Ashford
,
Young
*
- 1992:
Vereinigte Staaten
USA
Ashford
,
Jones
,
Guidry
,
Torrence
,
Michelle Finn
*
- 1996:
Vereinigte Staaten
USA
Devers
,
Miller
,
Gaines
,
Torrence
,
Guidry
*
- 2000:
Bahamas
BAH
Fynes
,
Sturrup
,
Davis-Thompson
,
Ferguson
,
Clarke-Lewis
*
- 2004:
Jamaika
JAM
Lawrence
,
Simpson
,
Bailey
,
Campbell
,
McDonald
*
- 2008:
Belgien
BEL
Borlee
,
Marien
,
Ouedraogo
,
Gevaert
- 2012:
Vereinigte Staaten
USA
Madison
,
Felix
,
Knight
,
Jeter
,
Tarmoh
*,
Williams
*
- 2016:
Vereinigte Staaten
USA
Bartoletta
,
Felix
,
Gardner
,
Bowie
,
Akinosun
*
- 2020:
Jamaika
JAM
Williams
,
Thompson-Herah
,
Fraser-Pryce
,
Jackson
,
Morrison
*,
Burchell
*
* Einsatz im Vorlauf
- 1983:
Deutschland Demokratische Republik 1949
DDR
Moller
,
Koch
,
Auerswald
,
Gohr
- 1987:
Vereinigte Staaten
USA
Brown
,
Williams
,
Griffith
,
Marshall
- 1991:
Jamaika
JAM
Duhaney
,
Cuthbert
,
McDonald
,
Ottey
,
Frazer
*
- 1993:
Russland 1991
RUS
Bogoslowskaja
,
Maltschugina
,
Woronowa
,
Priwalowa
,
Trandenkowa
*
- 1995:
Vereinigte Staaten
USA
Mondie-Milner
,
Guidry
,
Gaines
,
Torrence
,
Hill
*
- 1997:
Vereinigte Staaten
USA
Gaines
,
Jones
,
Miller
,
Devers
- 1999:
Bahamas
BAH
Fynes
,
Sturrup
,
Davis-Thompson
,
Ferguson
,
Clarke
*
- 2001:
Deutschland
GER
Paschke
,
G. Rockmeier
,
B. Rockmeier
,
Wagner
- 2003:
Frankreich
FRA
Girard
,
Hurtis
,
Felix
,
Arron
- 2005:
Vereinigte Staaten
USA
Daigle
,
Lee
,
Barber
,
Williams
- 2007:
Vereinigte Staaten
USA
Williams
,
Felix
,
Barber
,
Edwards
,
Jeter
*,
Lewis
*
- 2009:
Jamaika
JAM
Facey
,
Fraser
,
Bailey
,
Stewart
- 2011:
Vereinigte Staaten
USA
Knight
,
Felix
,
Myers
,
Jeter
,
Solomon
*,
Anderson
*
- 2013:
Jamaika
JAM
Russell
,
Stewart
,
Calvert
,
Fraser-Pryce
,
Brooks
*
- 2015:
Jamaika
JAM
Campbell-Brown
,
Morrison
,
Thompson
,
Fraser-Pryce
,
Simpson
*,
Stewart
*
- 2017:
Vereinigte Staaten
USA
Brown
,
Felix
,
Akinosun
,
Bowie
,
Washington
*
- 2019:
Jamaika
JAM
Whyte
,
Fraser-Pryce
,
Smith
,
Jackson
,
Morrison
*
- 2022:
Vereinigte Staaten
USA
Jefferson
,
Steiner
,
Prandini
,
Terry
,
Hobbs
*
- 2023:
Vereinigte Staaten
USA
Davis
,
Terry
,
Thomas
,
Richardson
,
Clark
*,
Jefferson
*
* Einsatz im Vorlauf
Liste der Weltmeister in der Leichtathletik