Einar Schleef

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Einar Wilhelm Heinrich Schleef (* 17. Januar 1944 in Sangerhausen ; † 21. Juli 2001 in Berlin ) war ein deutscher Theater - Regisseur , Schriftsteller , Buhnenbildner , Maler , Fotograf , Grafiker und Schauspieler . Seit den 1970er Jahren setzten insbesondere seine Theaterarbeiten Maßstabe und er wurde mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Ein Charakteristikum seiner Inszenierungen war der Einsatz des Chores , der im nachantiken Theater kaum noch eine Rolle gespielt hatte. Besonders in seinen fruhen Theaterarbeiten wurden die Sprechchore haufig als ideologisches Zeichen missdeutet. Der Vorwurf, Schleefs Theater sei militant oder gar faschistoid , wurde sowohl von Regie-Kollegen wie Peter Zadek [1] als auch von etlichen Theaterkritikern erhoben. [2] :S. 102. In seinem Essay -Band Droge Faust Parsifal entwickelte Schleef seine asthetischen Anschauungen und beschrieb die Wiederbelebung des Chores als ein zutiefst inhaltliches Element, das auf den verloren gegangenen Zusammenhang von Individuum und Gesellschaft zielt, den es im Theater wiederzugewinnen galte. [3] :S. 13?15.

Schleef wuchs in der DDR auf und ubersiedelte 1976 in die Bundesrepublik Deutschland . Seine Kunst ist in ihrer subjektiven Radikalitat ein ?singulares“ [4] Zeugnis seiner tiefgrundigen und asthetisch kompromisslosen Auseinandersetzung mit der Nachkriegsgeschichte des geteilten und wiedervereinigten Deutschlands.

Schleef-Autograph

Leben und Schaffen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kindheit und Jugend [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einar Schleef wurde am 17. Januar 1944 als zweiter Sohn des Architekten Wilhelm Schleef und seiner Ehefrau Gertrud (geb. Hoffmann) in Sangerhausen geboren. Sangerhausen ist eine Provinzstadt am Sudostrand des Harzes und war damals stark vom Kupferbergbau gepragt. Im Elternhaus war die Mutter Gertrud (der er spater sein Opus magnum gleichen Namens widmet) die bestimmende Figur. Der Vater kehrte als kranklicher Mann aus dem Zweiten Weltkrieg zuruck. [2] :S. 12. Die Ehe der Eltern war schwierig und konfliktgeladen. [5] 1950 wurde Schleef eingeschult. Vom neunten Lebensjahr an sammelte er personliche Aufzeichnungen in Heften, auf Zetteln und in Tagebuchern, die er spater immer wieder uberarbeitete.

Ein einschneidendes Erlebnis fur den jungen Schleef war der Arbeiter-Aufstand am 17. Juni 1953 . Auch in Sangerhausen kam es zu Unruhen und Festnahmen. Schleefs Mutter verbarg ihren Ehemann vor dem Zugriff der Sowjetischen Militaradministration . Schleefs Bruder, der sieben Jahre alter war, verschwand fur mehrere Tage. 1957 fluchtete er aus der DDR . [2] :S. 17?19.

In der Schule wurde Schleefs Talent zum Zeichnen und Malen fruh bemerkt. Der Kunstmaler Wilhelm Schmied forderte ihn und wurde ihm eine wichtige Bezugsperson. [6] Der Vater hingegen verfolgte die kunstlerischen Versuche des Sohnes mit Misstrauen: ?im Aufspuren der guten Arbeiten, um sie zu vernichten, war er treffsicher und erfolgreich. Vieles wurde von ihm zerrissen, verbrannt, zertrampelt, was Mutter muhsam wieder zusammenklebte […], aber sie verteidigte auch die Strafaktionen meines Vaters, wie sie dauernd zwischen uns pendelte“. [5]

Von Kindheit an stotterte Schleef. Nur bei Buhnenauftritten gelang es ihm spater, die Sprachhemmung zu uberwinden. In der Schule galt er als Eigenbrotler. Verstarkt wurde die Außenseiterrolle durch zwei langere krankheitsbedingte Abwesenheiten von der Schule: im siebten Schuljahr erkrankte er an Tuberkulose . Am 13. Februar 1960 erlitt Schleef im Alter von sechzehn Jahren einen schweren Unfall, als er bei voller Fahrt des Zuges aus einer ungesicherten Eisenbahntur sturzte. [7] :S. 37. Fast ein Jahr musste er im Krankenhaus verbringen. Spater pflegte Schleef die Legende, sein Stottern sei eine Folge des Unfalls gewesen. [2] :S. 18 Wegen der Krankheiten musste er zwei Schuljahre wiederholen.

Im August 1961 bereiteten Schleefs Eltern ihre Flucht nach Westberlin vor. Schleef fuhr mit seinem Vater zu Bekannten nach Berlin-Siemensstadt , wo der Sohn vorubergehend untergebracht werden sollte, bis die Eltern nachkommen konnten. Er straubte sich und wollte in der DDR bleiben, wo er ? ermuntert durch seinen Forderer Wilhelm Schmied ? Malerei studieren wollte. [3] :S. 186. Wenige Tage spater, am 13. August, begann der Bau der Mauer . Die Eltern gaben ihm die Schuld an der missgluckten Flucht. [5]

1962 gestaltete Schleef das Buhnenbild fur die Schulauffuhrung einer Szene aus Die Mutter von Bertolt Brecht . 1963 schrieb er seine erste, von ihm selbst als solche bezeichnete Dichtung: es ist ein Prosatext mit dem Titel Traum . 1963 absolvierte er die Aufnahmeprufung an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit Erfolg und erhielt ? schon vor seinem Abitur ? einen Studienplatz. Im Zusammenhang mit der Prufung besuchte er erstmals das Berliner Ensemble und begann, sich fur Brecht zu interessieren. [3] :S. 182. 1964 legte er das Abitur an der Geschwister-Scholl-Oberschule Sangerhausen mit der Note 3 ab. [2] :S. 29

Studium [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im selben Jahr begann er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Malerei und Buhnenbild zu studieren. Nebenher arbeitete er 1964/65 als Comicszenarist und Colorist fur die Zeitschrift Mosaik . Anfang 1965 wurde er wegen ?Disziplinlosigkeit und mangelhaftem studentischem Gesamtverhalten“ relegiert . Er hatte einen Hochschullehrer beleidigt.

Er arbeitete dann unter anderem als Buhnenbildassistent am Berliner Maxim-Gorki-Theater sowie am Berliner Ensemble. Im Herbst 1967 wurde er erneut zum Studium zugelassen. [8] In der Buhnenbildklasse Heinrich Kilgers erwies er sich als sehr begabter Student, aber schwieriger Zeitgenosse. Er ließ Buhnenbild-Auftrage in der Provinz platzen und entging nur knapp einer zweiten Relegation. 1971 erwarb er das Diplom. Bestandteil des Diploms war ein Zyklus von Blattern zu Carlo Goldonis Il Campiello , der auf der 2. Prager Quadriennale gezeigt und mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. [2] :S. 40.

1971 wurde Schleef als Meisterschuler bei Karl von Appen an der Deutschen Akademie der Kunste zu Berlin aufgenommen. Von Appen wurde zum wichtigsten Lehrer fur ihn. [9]

Im DEFA-Film Der nackte Mann auf dem Sportplatz von 1973/1974, Regie: Konrad Wolf , Szenarium: Wolfgang Kohlhaase prasentiert die Fotografin Angela, dargestellt von Ursula Werner , eine Aufnahmeserie mit Portrats alter Frauen, die von Einar Schleef stammt, der im Vorspann als Urheber einer Fotoreportage genannt wird.

Erste Arbeiten fur das Theater [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Goldoni-Zyklus hatte Folgen: der neue Intendant der Berliner Volksbuhne , Benno Besson , wurde auf Schleef aufmerksam und ubertrug ihm die Ausstattung fur Don Gil von den grunen Hosen von Tirso de Molina . Das Debut erregte Aufsehen, fuhrte aber nicht zu einem dauerhaften Engagement. Nach dem Tod von Helene Weigel wurde Ruth Berghaus neue Intendantin des Berliner Ensembles . Sie verpflichtete den Regisseur B. K. Tragelehn ans Haus. Auf Anraten des Dramaturgen Friedrich Dieckmann holte Tragelehn Schleef als Buhnenbildner. Zwischen 1972 und 1975 entstanden drei gemeinsame Inszenierungen: Katzgraben ? Szenen aus dem Bauernleben von Erwin Strittmatter (1972), Fruhlings Erwachen von Frank Wedekind (1974) und Fraulein Julie von August Strindberg (1975). Schleef wurde im Laufe dieser Zusammenarbeit immer mehr zum Co-Regisseur fur Tragelehn. In Fruhlings Erwachen zeigten sich bereits wesentliche Elemente der Theaterasthetik, die spater typisch fur Schleefs Inszenierungen wurde: der leere Buhnenraum, in dem der einzelne Darsteller sich zu verlieren scheint; strenge Schwarz-Weiß-Kontraste; die Arbeit mit Laiendarstellern. Dirk Nawrocki und Johanna Schall , damals beide noch Teenager, spielten den Melchior bzw. die Ilse. [9] :S. 23.

Berlin ? Theater am Schiffbauerdamm (Berliner Ensemble), 2006

Die Premiere von Fraulein Julie (mit Jutta Hoffmann in der Titelrolle) im April 1975 rief einen kulturpolitischen Skandal hervor. Bereits wahrend der Probenzeit deutete sich das Konfliktpotential an, und am Premierentag war vormittags nicht klar, ob sich abends der Vorhang fur Fraulein Julie offnen wurde. Vermutlich auf personliche Intervention des Komponisten und Ehemanns von Ruth Berghaus, Paul Dessau , der als ?Sozialist der ersten Stunde“ Einfluss bei den Spitzen der Partei hatte, konnte die Premiere dennoch stattfinden. [2] :S. 52. Es war, so der Theaterkritiker Christoph Muller, ?das Verruckteste, was im Berliner Ensemble je uber die Buhne ging.“ [10] Im ?Zentralorgan der SED “, dem Neuen Deutschland , erschien eine negative Kritik von Rainer Kerndl ? was einem Verdikt aus hochsten Kreisen der Partei gegen die Inszenierung gleichkam.

Bundesarchiv Bild 183-1984-1219-041, Ruth Berghaus

Auch der schwelende Konflikt zwischen den Brecht-Erben und Ruth Berghaus uber die inhaltliche Ausrichtung des Berliner Ensembles schwachte die Position der Intendantin. [9] :S. 23. Nach nur zehn restlos ausverkauften Auffuhrungen wurde Fraulein Julie vom Spielplan abgesetzt. Das Macbeth -Projekt, das Schleef und Tragelehn nach Fraulein Julie in Angriff nehmen wollten, kam nicht mehr zustande. Heiner Muller konstatierte uber die Arbeiten von Schleef und Tragelehn: ?Das war die einzige Zeit nach Brecht, in der das Berliner Ensemble lebendig war.“ [11]

Im Dezember 1975 arbeitete Schleef mit dem Regisseur Wolfgang Heinz an Entwurfen zu Wassili Schukschins Stucken Der Standpunkt und Tuchtige Leute . Ihre kunstlerischen Intentionen waren jedoch zu unterschiedlich; die Zusammenarbeit endete im Januar 1976. Im April 1976 inszenierte Schleef am Staatlichen Puppentheater in Dresden eine eigene Spielfassung des Grimmschen Marchens Der Fischer und seine Frau . Er ließ die Puppenspieler als Schauspieler agieren und bezog das Publikum in die Auffuhrung ein. Diese offene Form stieß auf Kritik bei Parteifunktionaren und einigen Lehrern. Schleef war zu keiner Diskussion bereit; die Auffuhrung wurde nach der Premiere abgesetzt. [2] :S. 60?61.

1976 erhielten Schleef und Tragelehn das Angebot, am Burgtheater Wien Frank Wedekinds Schloss Wetterstein zu inszenieren. Ruth Berghaus wollte Schleef als Buhnenbildner fur Georg Buchners Dantons Tod , und von der Oper Leipzig kam das Angebot, die Ausstattung fur Werner Egks Peer Gynt zu schaffen. Am 22. Oktober 1976 reiste Schleef zu Vorarbeiten fur Schloss Wetterstein nach Wien und entschloss sich ? anders als Tragelehn ?, nicht in die DDR zuruckzukehren. [12] Die Inszenierung am Burgtheater kam nicht mehr zustande, weil sich Schleef mit der Theaterdirektion nicht auf ein anderes Stuck einigen konnte. Im November wurde Wolf Biermann aus der DDR ausgeburgert. Im Februar 1977 trat Ruth Berghaus von der Intendanz des Berliner Ensembles zuruck. Ein Ausloser fur ihren Rucktritt waren die Konflikte um Fraulein Julie . [13]

Erste Erfahrungen im Westen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schleef wohnte zunachst provisorisch bei Freunden in Stuttgart, Wien, Frankfurt und West-Berlin. Es gelang ihm nicht sofort, wieder am Theater Fuß zu fassen. Seine Freundin Gabriele Gerecke wurde bei einem Fluchtversuch aus der DDR verhaftet. Erst 1978 konnte sie in den Westen ausreisen. Schleef fiel in eine Depression. 1977 notierte er im Tagebuch: ?Dort die Mauer um alle. Hier die Mauer in jedem.“ [14] 1977 sollte er Strindbergs Totentanz am Schauspielhaus Dusseldorf inszenieren. Die Arbeit scheiterte. Von 1978 bis 1981 studierte er an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin Regie. Er arbeitete fur den Horfunk und auch als Darsteller in dem Experimentalfilm Zufall (Regie: Hans-Peter Boffgen, 1984). Zugleich schrieb er an Stucken und konzipierte Fototextbande. Von 1978 bis 1984 arbeitete er an dem zweibandigen Werk Gertrud , dem monumentalen Roman uber seine Mutter, der aus Briefen, inneren Monologen und Tagebuch-Eintragen montiert ist. Mit diesem Buch und mehreren Erzahlungen, die in der DDR spielen, bekampfte er zugleich sein obsessives Heimweh. Gerhard Rohde schrieb 1986: ?Seiner Heimat Thuringen und der DDR kehrte er den Rucken, ohne sie zu verlassen.“ [15]

Schleefs literarische Werke erschienen bei Suhrkamp . 1982 erhielt er fur seine Erzahlung Wittenbergplatz den dritten Preis beim renommierten Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb .

Frankfurter Zeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1985 ubernahm Gunther Ruhle die Intendanz des Schauspiels Frankfurt und holte neben Michael Gruner und Dietrich Hilsdorf auch Schleef als Hausregisseur. ?Schleef brach uber das westdeutsche Theater herein wie eine Naturkatastrophe […]. Die Erfahrung, die Schleef den Kritikern und großen Teilen des Publikums vermittelte, kam einer Verletzung gleich. Die Presse schoss zuruck und fand schnell ihren Wortschatz, mit dem sie Schleef zu erledigen glaubte: Von ?Nazi-Theater“, ?Wehrsportgruppe“ und ahnlichem war zu lesen.“ [2] :S. 102.

Seine erste Inszenierung in Frankfurt war Mutter nach Aischylos Sieben gegen Theben und Euripides Die Schutzflehenden . Schleef entwickelte den Formenkanon weiter, der bereits fur die Berliner Inszenierungen charakteristisch war: eine weitgehend leere Buhne, auf Archetypisches zielende Kostume , außerste Beschrankung der Requisiten , rhythmisiertes Sprechen und ? was in den folgenden Jahren zum entscheidenden Merkmal der Schleefschen Theaterarbeit werden sollte ? die Gegenuberstellung von Chor und Individuum . Wieder arbeitete Schleef mit Laien: der Chor bei Mutter bestand aus circa funfzig Frauen, zum Teil mit Migrationshintergrund . ?Er fuhrte sie vor als Trauernde, Klagende, als Huterinnen des Todes […], dann aber auch als Unterwurfige, Dienerinnen, Putzfrauen, Kriegstreiberinnen […]. So durchgreifend bis zur Gegenwart zerstorte er den Mythos der Mutter, zerlegte er ihr Bild in viele Facetten. Er griff ein in unsere innere Bildwelt, die 'die Mutter' heilig halt.“ (Gunther Ruhle) [2] :S. 109. Schleef entfernte die Bestuhlung des Zuschauerraums, so dass die Zuschauer auf den nackten Stufen saßen. Und er ließ einen Steg durch den Zuschauerraum bauen. Die burgerliche Guckkastenbuhne wurde aufgelost und in einen hoch kommunikativen Raum verwandelt ? ahnlich der antiken Arena -Buhne. [2] :S. 108. Schleef arbeitete in Mutter mit zwei Schauspielern zusammen, die spater zu seinen wesentlichen Protagonisten zahlen sollten: Martin Wuttke und Jurgen Holtz (den er bereits aus der Arbeit an Fraulein Julie kannte). In seltener Einmutigkeit verrissen sowohl die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Gerhard Rohde) als auch die Frankfurter Rundschau ( Peter Iden ) die Inszenierung. Der Begriff ?Nazi-Theater“ fallt in Bezug auf Schleefs Arbeit zum ersten Mal: ?Das Vokabular jedenfalls ist vor der Premiere fertig und wird bundesweit ubernommen.“, schreibt Schleef. [3] :S. 98?99. Intendant Gunther Ruhle ließ sich jedoch nicht beirren und hielt zu Schleef. [2] :S. 126.

Im April 1987 hatte Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenaufgang Premiere. Schleef transponierte das naturalistische Drama in seinen abstrakten Formenkanon. Das Presse-Echo war ahnlich negativ, aber 1988 wurde diese Arbeit zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Ebenfalls 1988 inszenierte Schleef am Frankfurter Schauspiel sein eigenes Stuck Die Schauspieler . Die Auffuhrung begann mit der Schlussszene aus Hamlet ; nach funfzehn Minuten war bereits Pause, und danach begann die Inszenierung des Stuckes Die Schauspieler . (Schleef nutzte diese Struktur des Theaterabends spater noch mehrfach ? zum Beispiel in der Dusseldorfer Salome .) Erstmals reagierte das Publikum bei der Premiere der Schauspieler positiv auf eine Arbeit Schleefs. ?Applaus der Frankfurter Parkett-Menschheit. Einige angstliche Buhs.“ schreibt der Rezensent der Welt . [2] :S. 123.

Bockenheimer Depot

Wegen eines Brandes in der Frankfurter Oper musste das Schauspiel ins Bockenheimer Depot ausweichen. Die letzten drei Frankfurter Inszenierungen Schleefs wurden dort erarbeitet. Der große, leere Raum bot ideale Voraussetzungen fur seine Buhnenkonzepte. Fur Goethes Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand dramatisiert (?Ur-Gotz“) entwickelte er einen Steg, der das Depot der Lange nach durchschnitt. Die Zuschauer saßen zu beiden Seiten. Schleef ließ den Steg mitunter an mehreren Stellen simultan bespielen und fand damit eine adaquate Umsetzung fur die Dramaturgie des Stuckes. [3] :S. 11. Wahrend Gerhard Stadelmaier seiner Rezension den Titel ?Nachtubung der Wehrsportgruppe S.“ gab, zeigte sich der uberwiegende Teil des Publikums zustimmend. [2] :S. 133.

1990 inszenierte Schleef (ebenfalls im Bockenheimer Depot) Lion Feuchtwangers Neunzehnhundertachtzehn oder Sklavenkrieg . Neben Martin Wuttke und Thomas Thieme gehorte auch Joana Maria Gorvin zum Spielensemble. Hans-Klaus Jungheinrich beschrieb in seiner Kritik in der Frankfurter Rundschau, Schleef zeige ?Korper als minuzios gegliedertes Massenornament“. [2] :S. 137. ? ein Element, das spater vor allem in Schleefs Urauffuhrungs-Inszenierung des Sportstucks von Elfriede Jelinek eine entscheidende Rolle spielen wird.

Am 30. Juni 1990 hatte Schleefs letzte Frankfurter Arbeit im Bockenheimer Depot Premiere: Goethes Faust . Er schuf eine Collage aus beiden Teilen der Tragodie und besetzte alle Rollen ? mit Ausnahme Mephistos ? mehrfach. Es gab elf Faust-Darsteller und vierzehn Gretchen-Darstellerinnen. Auch die Zuordnung der Texte zu den Rollen veranderte Schleef. Die Auffuhrungen waren restlos ausverkauft, die Reaktionen des Publikums jedoch zwiespaltig. Gerhard Stadelmaier verriss die Auffuhrung mit einer legendar gewordenen Kritik, die lediglich 17 Zeilen lang war. [2] :S. 142. Mit Ende der Spielzeit 1989/1990 endete die Intendanz Gunther Ruhles ? und damit auch Schleefs Bindung an das Frankfurter Theater.

1990 bis 1996 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den sechs Jahren, die auf die Frankfurter Zeit folgten, brachte Schleef nur zwei Inszenierungen auf die Buhne, obwohl er sich inzwischen einen Namen erworben hatte und sich zum Beispiel der Dramatiker Heiner Muller fur ihn einsetzte. Wieder kamen viele Projekte nicht zustande oder wurden vor der Premiere beendet ? so die Arbeit mit dem Tanztheater Reinhild Hoffmann am Heine-Projekt Trummer : Schleefs Buhnenkonzept erwies sich als nicht realisierbar. [2] :S. 153.

1992 zeigte die Akademie der Kunste Berlin eine Ausstellung unter dem Titel Republikflucht Waffenstillstand Heimkehr . Prasentiert wurden Zeichnungen, Gemalde, Fotografien und die verschiedenen Schreib-Stadien des Gertrud -Buches. Im Januar 1993 ubernahm ein neues Leitungs-Team die Intendanz des Berliner Ensembles, darunter Heiner Muller und Peter Zadek . Am 26. Januar 1993 las Schleef im Berliner Ensemble die Erzahlung Heimkehr und andere Texte, wahrend er bereits die Urauffuhrung von Rolf Hochhuths Wessis in Weimar vorbereitete. Hochhuth erwog, die Auffuhrung vor der Premiere gerichtlich untersagen zu lassen, da Schleef sehr frei mit dem Stuck umging und auch andere Texte einbaute, beispielsweise aus Schillers Raubern . Auf den Proben tauchten nun Juristen auf. [3] :S. 410. Die Premiere stand auf der Kippe. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden, den Hochhuth akzeptierte: jedem Premierenbesucher wurde ein Exemplar seines Stuck-Textes ausgehandigt. Der Tenor der Kritiken war jedoch, dass Schleef aus Hochhuths ?papierenem Wortmull“ (Wolfgang Hobel in der Suddeutschen Zeitung ) uberhaupt erst Theater gemacht habe. [2] :S. 161. Die Auffuhrung war ein Erfolg und wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Die Intendanten Peter Zadek und Heiner Muller konnten sich uber den Verbleib Schleefs am Berliner Ensemble nicht einigen. Muller war dafur, Zadek dagegen. Schleef musste das Theater wieder verlassen [16] und schloss einen Funf-Jahres-Vertrag mit den Staatlichen Schauspielbuhnen Berlin ab, deren Hauptspielstatte das Schiller Theater war. Am 22. Juni 1993 beschloss der Berliner Senat die Schließung des Schiller Theaters, um den Haushalt zu entlasten. Nach der letzten offiziellen Vorstellung der Spielzeit am 4. Juli zeigte Schleef auf den Stufen vor dem Eingang des Theaters erste Ausschnitte aus seiner Faust -Inszenierung, die er bereits sechs Wochen geprobt hatte. [17] Am 27. August starb seine Mutter Gertrud Schleef.

Berlin Schillertheater

In der Nacht vom 16. zum 17. Oktober spielten Schleef und sein Ensemble vor dem Schiller Theater Ausschnitte aus der Faust -Inszenierung, die am 16. Oktober Premiere haben sollte. Die Auffuhrung dauerte bis 3 Uhr. Alle Versuche, die Inszenierung an anderen Spielorten zu zeigen, scheiterten.

Ende November 1993 gab es erste Gesprache zwischen dem Nurnberger Generalmusikdirektor Eberhard Kloke und Schleef uber eine Inszenierung von Wagners Parsifal . Schleef sagte zu, wollte allerdings die Dramaturgie des Werkes verandern. Im Juni 1994 wurde die Zusammenarbeit beendet. Wieder waren es Schleefs nicht realisierbare Vorstellungen vom Buhnenbild, die die Arbeit scheitern ließen. Schleefs Uberlegungen zu Parsifal sind in seinen Essay Droge Faust Parsifal eingeflossen. [3] :S. 41?49, 55?73 ff.

Im Januar 1995 wurde am Staatstheater Schwerin Schleefs Stuck Totentrompeten uraufgefuhrt. Er erhielt dafur den Mulheimer Dramatikerpreis . [18] Die Fachzeitschrift Theater heute kurte Totentrompeten zum Stuck des Jahres. [19] 1995 holte Heiner Muller Schleef ans Berliner Ensemble zuruck (Zadek war inzwischen aus dem Direktorium ausgetreten). Am 30. Dezember starb Heiner Muller; Martin Wuttke wurde neuer Intendant. Im Februar 1996 hatte Bertolt Brechts Herr Puntila und sein Knecht Matti Premiere. Schleef fuhrte Regie und spielte die Hauptrolle. Die Wiederaufnahme der Inszenierung war fur November 1996 angesetzt ? Schleef erschien jedoch nicht. Funf Auffuhrungen mussten abgesagt werden. Der Grund waren vermutlich Querelen um Probenbedingungen fur die nachste geplante Produktion Schleefs. Das Berliner Ensemble kundigte Schleef fristlos. [2] :S. 185. Einen Tag spater trat Intendant Martin Wuttke zuruck. [20]

1997 bis 2001: Salome , Ein Sportstuck , Verratenes Volk , Ecce homo [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Juni 1997 hatte Schleefs Bearbeitung der Salome nach Oscar Wilde am Dusseldorfer Schauspielhaus Premiere. Damit knupfte er an Erfahrungen der Frankfurter Arbeiten an: auch hier teilte ein Steg den Zuschauerraum, auch hier gab es zu Beginn der Auffuhrung ein circa zehnminutiges Tableau vivant , nach dem bereits Pause war. Jedoch vervielfaltigte Schleef die Figuren nicht. Der Chor war an der Ruckwand des Zuschauerraums platziert und reprasentierte die Stimme der Juden. Neu war, dass die Schauspieler sich auf der Grenze zwischen Sprechen und Singen bewegten. 1998 wurde Salome zum Berliner Theatertreffen eingeladen ? wie auch seine Inszenierung von Elfriede Jelineks Sportstuck , das er im Januar 1998 am Burgtheater Wien herausbrachte.

Burgtheater Wien 2020

Diese Urauffuhrung , fur die er unter anderem den 3sat-Innovationspreis und 1999 die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien erhielt, markierte zweifellos den außeren Hohepunkt seiner Karriere als Regisseur. Das fast 150 Seiten lange Textkonvolut von Jelinek reflektiert das Thema ?Sport“ unter verschiedenen Aspekten: als Massenphanomen, als paramilitarische Abrichtung, als sanktioniertes Auftreten von Gewalt, als Konsumfaktor und als Pflichtubung einer Gesellschaft, die Jugendlichkeit und Fitness fetischisiert . [21] Elfriede Jelinek hatte sich Schleef ausdrucklich als Regisseur gewunscht. [22] Er erfand fur ihren Text paradigmatische Bilder, in denen er vor allem mit der Faszination von gedrillten Massen spielte. Das Spielensemble umfasste 142 Darsteller. Wie in keiner anderen Inszenierung wurden die Elemente des Schleef-Theaters zum kongenialen asthetischen Pendant fur den Text und machten Jelineks Wort- Katarakt zu einem hochtheatralischen Ereignis. Zur beruhmtesten Szene der Inszenierung wurde eine Art Kickbox -Ubung, die von jungen Darstellern 27 Minuten lang auf hochstem energetischen Niveau exerziert wurde.

Die Inszenierung wurde in einer funfstundigen ?Kurzfassung“ und in einer siebenstundigen ?Langfassung“ gezeigt. [22] Als die Premiere am 23. Januar 1998 die in Osterreich geltende Sperrzeit fur Theaterauffuhrungen um 23 Uhr zu uberschreiten drohte, machte Schleef kurz vor 23 Uhr einen Kniefall vor der Intendanten-Loge Claus Peymanns , um die Auffuhrung zu Ende spielen zu konnen. Peymann genehmigte die Verlangerung unter der Bedingung, Schleef musse die Inszenierung fur die nachste Auffuhrung kurzen. [23] In der letzten Szene des Stuckes trat Schleef selbst auf (in den folgenden Auffuhrungen ubernahm Elfriede Jelinek diesen Part). [22] Die Premiere endete kurz nach halb Zwolf ? gefolgt von 43-minutigem Applaus. Gerhard Jorder schrieb in der Begrundung der Theatertreffen-Jury fur die Doppel-Einladung von Salome und Ein Sportstuck : ?Es sind die bizarrsten, phantastischsten, verquersten, gewagtesten und enervierendsten Bilder, die auf unseren Buhnen derzeit zu sehen sind.“ [2] :S.211.

Claus Peymann ermoglichte Schleef noch zwei weitere Produktionen in Wien: 1999 Wilder Sommer nach Carlo Goldonis Trilogie der Sommerfrische im Burgtheater und 1999 die Urauffuhrung von Ulla Berkewicz Der Golem in Bayreuth im Akademietheater . Beide Auffuhrungen konnten nicht an den großen Erfolg des Sportstucks anknupfen. Im Sommer 1999 hielt Schleef an der Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt am Main Vortrage im Rahmen der Frankfurter Poetik-Vorlesungen zum Thema Deutscher Monolog . [24] Im Marz 2000 trug er im Akademietheater Auszuge aus Friedrich Nietzsches Ecce homo vor. Schleefs scharfster Kritiker aus Frankfurter Zeiten, Peter Iden, nannte den Abend ?einen Auftritt […], wie es ihn auf einer Theaterbuhne wahrscheinlich noch nie gegeben hat. […] [E]in Irrwitz sondergleichen, erschreckend und hinreißend ineins, betaubend und als rhetorisches Meisterstuck hochster Bewunderung wert.“ [25]

Ab Januar 2000 probte Schleef am Deutschen Theater Berlin die Inszenierung Verratenes Volk , in die er Teile des Ecce homo integrierte. Eigentlich war vereinbart, dass er Lothar Trolles Novemberszenen nach Alfred Doblin inszenieren solle, doch Schleef, der unzufrieden mit dem Stuck war, schuf stattdessen eine Collage mit Texten von Milton, Friedrich Nietzsche, Edwin Erich Dwinger und Alfred Doblin. [26] Jutta Hoffmann erhielt fur ihre Darstellung der Rosa Luxemburg den Kritikerpreis der Berliner Zeitung . [27] Im Juni 2000 wurde Schleef zum Studiengangsleiter fur Buhnenbild an die Berliner Hochschule der Kunste berufen. Kurz darauf erklarte er, dass er dem Ruf nicht nachkommen konne.

Claus Peymann wurde mit Beginn der Spielzeit 2000/2001 Intendant des Berliner Ensembles und bot Schleef eine Inszenierung an. Im November begannen die Proben zu Elfriede Jelineks Macht nichts. Eine kleine Trilogie des Todes .

Im Januar 2001 erlitt Schleef einen Herzanfall. Die fur den 27. Januar geplante Premiere von Macht nichts wurde abgesagt. Schleef musste sich einer Rehabilitationskur unterziehen. Im Mai ubergab er dem Suhrkamp Verlag die Materialien zu seinen Tagebuchern. Der Verlag lehnte die Veroffentlichung zunachst ab. [28] Die Tagebucher erschienen erst ab 2006 in einer funfbandigen Ausgabe.

Am 21. Juli 2001 erlag Schleef im Berliner Paulinenkrankenhaus im Alter von 57 Jahren seinem Herzleiden. Das Krankenhaus hatte Schwierigkeiten, Angehorige oder Freunde zu finden, und wandte sich schließlich an Schleefs Anwalt. Erst elf Tage nach seinem Tod gelangte die Nachricht an die Offentlichkeit. [29] Am 15. August 2001 wurde Schleef in seiner Heimatstadt Sangerhausen beerdigt. [7] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, in der Schleef einst aufs Scharfste kritisiert wurde, schrieb anlasslich seines Todes: ?Mit Schleef starb ein von der eigenen Biografie und der Geschichte seines geteilten Landes umgetriebener Erinnerungs- und Trauerarbeiter des Theaters. […] Der im thuringischen Sangerhausen geborene Schleef, der 1976 aus der DDR in den Westen ging, war ein genialer Berserker des Regietheaters, aber auch ein besessener Autor“. [29]

Die Theaterasthetik Einar Schleefs [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stampfende nackte Manner in Soldatenmanteln, brullende Chormassen: oft wird die Charakterisierung des Schleef-Theaters auf solche Außerlichkeiten beschrankt. Nicht selten gesellt sich der Vorwurf hinzu, sein Theater spiele mit Elementen der Nazi-Asthetik. Diese Beschreibungen gehen an den Absichten Einar Schleefs vollkommen vorbei. Sein kunstlerisches Credo ist in dem Groß-Essay Droge Faust Parsifal beschrieben: Schleef hielt die Abschaffung des antiken Chores fur den Sundenfall des Theaters schlechthin (siehe auch Theater der griechischen Antike ): ?Die Aufspaltung des antiken Chores durch Shakespeare , seine Individualisierung, ist nicht bloßer schauspielerfreundlicher Zugewinn, sondern ein bedeutender inhaltlicher Verlust, den kein Protagonist wettmachen kann. Der Gesamtzusammenhang der auf der Buhne agierenden Figuren ist zerstort. Damit ist jede Figur auf eigenes Leid zuruckgeworfen, auch befreit von Verantwortung fureinander.“ [3] :S. 13. Der Chor, so Schleef, sei heute politisch diskreditiert ? als Ausdruck linker oder rechter totalitarer Gesinnung. Tatsachlich galt dieses Theaterelement bis in die 1980er Jahre als uberlebt und ideologisch befrachtet. Wenn Schleef den Chor wieder einfuhrte und zur zentralen Figur seines Theaters machte, ging es ihm vor allem um die Wiedergewinnung der Tragodie . Die Tragodie entsteht nach seiner Definition nicht aus der tragischen Verstrickung Einzelner, sondern aus dem Konflikt des Individuums mit dem Kollektiv , das der Chor reprasentiert. [30]

Schleef beschrieb in Droge Faust Parsifal , dass die Auflosung des Chors in der Theatergeschichte mit der Auflosung der antiken Arena und der Erfindung der Guckkasten-Buhne einherging, die nach den Gesetzen der Zentralperspektive funktioniert: nur eine Einzelfigur kann im Fluchtpunkt erscheinen, keine Gruppe. Deshalb unternahm Schleef in nahezu allen seinen Inszenierungen Versuche, den Guckkasten aufzulosen und die kommunikative Situation der antiken Arena wiederherzustellen: beispielsweise durch Stege in den Zuschauerraum. Oder indem er den Chor hinter den Zuschauern auf dem Rang postierte und das Publikum auf diese Weise zum ?Mittler“ zwischen Chor und Buhne machte.

Wichtig war fur Schleef die Herkunft des Theaters aus dem Ritus . [31] [3] :S. 247. Die Aufspaltung der ursprunglichen Synthese von Korper, Sprache, Musik und Rhythmus im nachantiken Theater versuchte er in seinen Inszenierungen ruckgangig zu machen. Die Worter verloren durch Schreien, Stampfen, zeitliche Dehnung usw. oft ihren semantischen Sinn; sie wurden zu klanglichen Elementen und damit ihrer scheinbaren Selbstverstandlichkeit beraubt. Der Sprechakt als solcher wurde auf diese Weise auffallig gemacht.

Der Korper des Schauspielers war bei Schleef nicht nur Reprasentant von Zeichen, sondern wurde selbst zum Material. [32] Hier streifte Schleefs Theater die Grenze zur Performance . Ein eindrucksvoller Beleg dafur war die Kickbox-Szene aus Jelineks Sportstuck , in der sich die Darsteller in der Repetition eines bestimmten Wort- und Bewegungsablaufs bis zur Erschopfung verausgabten. Solche heftigen szenischen Aktionen waren zugleich ein beabsichtigter ?Uberfall auf das Sensorium des Zuschauers“. [33] Die theatralen Vorgange drangten bei Schleef formlich uber die Rampe und blieben nicht, wie etwa im Theater Robert Wilsons , ferne und vom Zuschauer streng abgegrenzte autonome Kunstwelten. Ein haufig benutztes Stilmittel im Theater Schleefs war die frontale Aufstellung des Chores an der Rampe, die damit auch ihre Funktion als virtuelle Grenzlinie zwischen Buhne und Publikum verlor. Die physischen Einwirkungen der geschrienen, gestampften Texte auf die Sinne der Zuschauer, der Schweißgeruch der Korper, die sichtbaren Anstrengungen der Spieler bis hin zum Schmerz, waren Attacken auf das Bedurfnis des Publikums, einem Geschehen lediglich zuschauen zu konnen. Dem Erlebnis der passiven Konsumtion setzte er die Konfrontation entgegen. Schleef selbst beschrieb die Herkunft dieser wirkungsasthetischen Mittel aus dem Rockkonzert und aus Massensportveranstaltungen. [34] Freundlichere Formen der Einbeziehung des Zuschauers waren Speisungen (beispielsweise in Wessis in Weimar ), die jedoch denselben gedanklichen Hintergrund hatten: namlich Spieler und Publikum als Teilnehmer derselben rituellen Veranstaltung zu vereinen. Es ist der gemeinschaftsstiftende und -erhaltende Sinn des antiken Theaters, das ?tua res agitur“ (Deine Sache wird hier verhandelt), den Schleef in seinem Theater beschwor.

Da Einar Schleef bei allen seinen Arbeiten Regie, Buhnenbild und Kostum als eine untrennbare Einheit sah (und meist auch in Personalunion verantwortete), sind die Bildwirkungen seiner Inszenierungen essenziell fur das Verstandnis seines Theaters. Uberraschend ist dabei, dass Schleefs Theaterbilder nicht mit seinem Malstil kongruent sind: wahrend er in der Malerei an den klassischen Expressionismus anknupfte, [35] herrschte in seinen Buhnenarbeiten große formale Strenge. Klare Schwarz-Weiß-Kontraste, haufig erganzt durch die Farbe Rot, waren typische Elemente. Die Buhne raumte er oft bis an die Brandmauern leer und strukturierte sie allein durch Licht. Stege und Kreuzformen verwischten die Grenze zwischen Buhne und Zuschauerraum. Jeder Realismus in Requisiten oder Kostumen wurde vermieden. So entstanden originare Theaterbilder, die explizit nicht auf eine Realitat außerhalb des Theaters verwiesen. Schleefs Asthetik ist nichtmimetisch . Aus der Verbindung von Schauspielern, Raum, Kostum, Licht, Rhythmus und Klang schuf er ein eigenes, unverwechselbares Theater- Idiom . ≪Das Prinzip seiner Arbeit war: Vereinfachung und Vergroßerung… Kein Detaillismus, kein Psychologismus, sondern Ausdruck, Kraft und lapidare Deutlichkeit. Alle Requisiten waren starke Zeichen, vom Putzeimer uber die Axte bis zum meterlangen Fahnentuch. Ihr Erscheinen auf der Buhne und der Gebrauch auf der Buhne befremdeten und erschreckten oft. In seine Zeichensprache musste man verstehend eindringen.≫ (Gunther Ruhle uber Schleefs Asthetik) [36]

Nachwirkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schleefs Theater war ein ?singulares“ [37] Phanomen und er selbst ein kunstlerischer Einzelganger. Weder war er einer bestimmten Stromung des Zeitgeistes zuzuordnen, noch bildete er eine ?Schule“ von Nachahmern. Die auffalligste Wirkung seiner Arbeit ist vermutlich, dass die Verwendung des Chores als Theater-Element heute vollkommen selbstverstandlich geworden ist und nicht mehr ideologisch verdachtigt wird.

Der Regisseur Armin Petras fuhlt sich dem Werk Schleefs in besonderer Weise verbunden. Er inszenierte mehrere seiner Texte und verantwortete als Intendant des Maxim-Gorki-Theaters Berlin 2012 das Festival Schleef spezial . [38]

Unmittelbar nach Schleefs Tod gab es eine Reihe von Bemuhungen, sein Werk zu dokumentieren und einer breiteren Offentlichkeit bekannt zu machen. So erschien noch 2001 im Verlag Theater der Zeit das Einar Schleef Arbeitsbuch , das Auszuge aus seinen Tagebuchern sowie Erinnerungen seiner Arbeitspartner enthalt. 2002 wurde die Nietzsche-Trilogie , die Schleef am Burgtheater Wien urauffuhren wollte, von Thomas Bischoff an der Volksbuhne Berlin inszeniert. Im selben Jahr grundete sich in Sangerhausen ein Einar-Schleef-Arbeitskreis. Ebenfalls 2002 veranstaltete die Kestnergesellschaft Hannover die erste große Retrospektive des bildnerischen Nachlasses von Einar Schleef mit dem Titel Schwarz Rot Gold/Glaube Liebe Hoffnung . Im November 2002 zeigte die Stiftung Schloss Neuhardenberg eine Ausstellung unter dem Titel Einar Schleef. Deutsche Szenen . Im Mai 2003 wurde das Einar-Schleef-Zentrum im Sangerhausener Spengler-Museum eroffnet; seit Oktober 2011 beherbergt es eine neue Dauerausstellung. [39]

Im Januar 2004, zum 60. Geburtstag Schleefs, veranstaltete der Einar-Schleef-Arbeitskreis Sangerhausen in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung des Bundes ein Festival mit dem Titel Schleef Block 1 , bei dem neben Theaterauffuhrungen, Stadtrundgangen auf den Spuren Schleefs und Ausstellungen auch ein Symposium zur Arbeit Schleefs stattfanden. [40]

Seit 2004 befindet sich der gesamte bildkunstlerische Nachlass Schleefs im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) . Von April bis Juli 2008 wurde in Halle (Saale) die Ausstellung Einar Schleef. Der Maler mit Gemalden und Zeichnungen gezeigt. 2009 erschien ein Werkverzeichnis. Seit 2019 ist der bildkunstlerische Nachlass online recherchierbar (siehe Weblinks).

Anlasslich des 75. Geburtstags von Schleef veranstaltete das HAU (Hebbel am Ufer, Berlin) im Januar 2019 unter dem Titel Erinnern ist Arbeit ein Festival mit Lesungen, Filmen und Gesprachen zur Arbeit Schleefs und seinen Nachwirkungen. Von Mai bis Juli 2019 zeigte das Kunstmuseum Moritzburg die Kabinettausstellung Ohne Titel [Einar Schleef].

Zitate [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • ?Was Kunst werden soll, muss brennen.“ Einar Schleef im Gesprach mit Alexander Kluge, 1999. [41]
  • In einem Nachruf uber Einar Schleef urteilte die osterreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek : ?Es hat nur zwei Genies in Deutschland nach dem Krieg gegeben, im Westen Fassbinder , im Osten Schleef. Sie waren beide unersattlich, aber nur, um umso mehr geben zu konnen. Am Schluss haben sie sich selbst gegeben.“ [42]
  • ?Was war das Außerordentliche an Einar Schleef? Dass sich in seiner Energie und seinem Willen alle Kunste versammelten. Die des Theaters, die der Literatur, die der Malerei und der Grafik, die der Musik, die der Choreografie, die der Kostumbildnerei und der Fotografie. Alle beherrschte er, in der Theorie war er so stark wie im Tun.“ Gunther Ruhle [43]

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Romane, Erzahlungen und Briefe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Tagebucher [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Theaterstucke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Berlin ein Meer des Friedens , 1973?1974, Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung am 4. November 1983 am Zimmertheater Heidelberg, Regie: Sigrid Wiegenstein, Buhnenbild: Anna Viebrock
  • Der Fischer und seine Frau , henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag, Berlin, Urauffuhrung am 14. April 1976, Staatliches Puppentheater Dresden, Regie: Einar Schleef
  • Die Party (nach August Strindberg), 1977, In: Theater der Zeit. 1/2004, Berlin 2004, S. 62 ff., Urauffuhrung am 4. Februar 2005, Theater der Stadt Heidelberg , Regie: Davud Bouchehri
  • Lucretia Borgia , Bearbeitung des Stucks von Victor Hugo , deutsch von Georg Buchner . In: Theater der Zeit. 1/2005, Berlin 2005, S. 59 ff, Urauffuhrung am 10. November 1978, Tramdepot Tiefenbrunnen, Zurich, Regie: Einar Schleef
  • Wezel Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-04501-6 , Urauffuhrung am 7. Oktober 1995, Theater Nordhausen , Regie: Peter Staatsmann
  • Das lustigste Land henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin, Urauffuhrung am 3. Februar 1984, Landesbuhne Wilhelmshaven , Regie: Georg Immelmann
  • Mutter (gemeinsam mit Hans-Ulrich Muller-Schwefe), Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung: 23. Februar 1986, Schauspiel Frankfurt, Regie: Einar Schleef
  • Die Schauspieler Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-518-03067-1 , Urauffuhrung am 12. Marz 1988, Schauspiel Frankfurt, Regie: Einar Schleef
  • Gertrud, ein Totenfest Monolog fur Frauenchor. In: Theater der Zeit, 10/2002, S. 55 ff, Urauffuhrung: 18. Oktober 2003, Dusseldorfer Schauspielhaus , Regie: Thomas Bischoff
  • Totentrompeten 1?4 , Stucke und Materialien. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-13430-2 , Urauffuhrungen der Teile 1 bis 3 1995, 1997 und 2000 am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin , Regie: Ernst M. Binder , Teil 4 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2011, Regie: Ernst M. Binder
  • Salome (nach Oscar Wilde), Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung: 21. Juni 1997, Schauspielhaus Dusseldorf, Regie: Einar Schleef
  • Wilder Sommer Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung am 2. Januar 1999, Burgtheater Wien, Regie: Einar Schleef
  • Nietzsche Trilogie Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-13432-9 , Urauffuhrung am 24. April 2002, Volksbuhne Berlin , Regie: Thomas Bischoff
  • Lange Nacht . Suhrkamp Theater & Medien

Horspiele [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

uber Schleef

  • Heimkehr ? Einar Schleef in Sangerhausen von Gerhard Ahrens, 58 Min. Produktion: MDR Figaro 2004
  • Entweder bin ich irr oder die Welt nach Texten von Einar Schleef von Mathias Baxmann. 73 Min. Produktion: SWR , WDR wurde mit ARD-Horspielpreis 2006 ausgezeichnet [44]

Lesungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Gertrud ? Ein Totenfest , Monolog fur Frauenchor, mit Jutta Hoffmann , Stiftung Schloß Hardenberg/ MDR Figaro 2003
  • Gertrud Schleef ? Einar Schleef, Briefwechsel I , mit Jutta Hoffmann und Thomas Thieme , (MDR Figaro 2009)
  • Gertrud Schleef ? Einar Schleef, Briefwechsel II , mit Jutta Hoffmann und Thomas Thieme, (MDR Figaro 2011)

Horbuch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Gertrud Schleef, Einar Schleef: Briefwechsel I+II , mit Jutta Hoffmann und Thomas Thieme, mp3-CD, 4h 48 min., Der Audio Verlag Berlin 2021, ISBN 978-3-7424-2134-0

Artikel in Zeitschriften und anderen Publikationen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Aromaersatzstoffe und Schrott. In: Jahrbuch 1995 Theater heute. Erhard Friedrich Verlag, Seelze 1995, ISBN 3-617-51992-X , S. 102?111.

Malerei, Grafik und Fotografie (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der bildkunstlerische Nachlass Schleefs umfasst mehr als 6.900 Zeichnungen und 157 Gemalde und befindet sich im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) . Teile des Werkes werden in der Sammlungsprasentation ?Wege der Modernei“ prasentiert. [45] Seit 2019 ist der komplette bildkunstlerische Nachlass erfasst und online recherchierbar.

  • Die Nibelungen . (1987?1988 in der Ausstellung Die Nibelungen im Munchner Haus der Kunst gezeigt)
  • Klage . (?Telefonzellen-Bilder“, 18 hochformatige Einzelbilder), (1978?1983)
  • Deutschland , 10 großformatige Bilder (1986?1990)
  • Sangerhausen 1970/72 , Fotografien
  • Tagebuchbilder

Illustrationen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • D. H. Lawrence : Der Mann, der die Inseln liebte. Mit farbigen Illustrationen von Einar Schleef. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-22044-6 .
  • Einar Schleef, Hans-Ulrich Muller-Schwefe: Schlangen: Die Geschichte der Stadt Theben. ISBN 3-518-03014-0 . (Enthalt Reproduktionen von 60 farbigen Zeichnungen Schleefs)
  • Thomas Brasch : Poesiealbum 89. Umschlagbild und Innengrafik von Einar Schleef. [46] Verlag Neues Leben, Berlin 1975.
  • Alexander Baer: Der letzte Strandrauber. Illustrationen von Einar Schleef. Verlag Volk und Welt , Berlin 1975.
  • Karl Zuchardt : Die Stunde der Wahrheit. Umschlagbild des Schutzumschlags (zusammen mit Lothar Reber). Ausgabe fur buchclub 65, 1976
  • Erich Fried : Kampf ohne Engel. Gedichte. Mit einer Illustration von Schleef. Verlag Volk und Welt, Berlin 1976.
  • Ivan Dra? : Ukrainische Pferde uber Paris. Illustrationen von Einar Schleef. Verlag Volk und Welt, Berlin 1976.

Ausstellungskataloge [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Einar Schleef: Republikflucht. Waffenstillstand. Heimkehr . Hrsg. von den Sektionen/Wissenschaftlichen Abteilungen Darstellende Kunst und Bildende Kunst, Akademie der Kunste Berlin, Berlin 1992, ISBN 3-87024-221-3 .
  • Carsten Ahrens: Einar Schleef: Schwarz Rot Gold/Glaube Liebe Hoffnung . Material, Text, Fotografie, Film, Theater. Kestnergesellschaft , Hannover 2002
  • Carsten Ahrens, Hans Jurgen Syberberg : Einar Schleef: Deutsche Szenen . Mit einer filmischen Hommage a Schleef von Hans Jurgen Syberberg. Stiftung Schloss Neuhardenberg, Hannover 2002.
  • Harald Muller, Wolfgang Behrens: Einar Schleef: Kontaktbogen. Fotografie 1965?2001 . Verlag Theater der Zeit, Berlin 2006, ISBN 3-934344-58-5 .
  • Michael Freitag, Katja Schneider (Hrsg.): Einar Schleef. Der Maler. Stiftung Moritzburg Halle. Erschienen zur Ausstellung im ehemaligen Karstadt-Gebaude Halle, 26. April bis 20. Juli 2008. Dumont Verlag, Koln 2008, ISBN 978-3-8321-9089-7 .
  • Michael Freitag, Katja Schneider (Hrsg.): Bildernachlass: Einar Schleef. anlasslich der Ausstellung Einar Schleef. Ich Bin ein Anderer in Mir. Lebensorte. 23. Oktober 2011 bis 15. Januar 2012, Stiftung Moritzburg/ Halle (Saale). Stiftung Moritzburg/ Halle (Saale), ISBN 978-3-86105-054-4 .
  • Marko Kloß, Einar-Schleef-Arbeitskreis Sangerhausen e. V. (Hrsg.): Einar Schleef. Theaterplakate. Dokumentation der gleichnamigen Ausstellung vom 5. Oktober 2011 bis 31. Marz 2012. Leipzig 2012, ISBN 978-3-00-036169-2 .
  • Kathleen Krenzlin (Hrsg.): Einar Schleef. Kontainer Berlin. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2014, ISBN 978-3-943881-68-4 .

Theaterarbeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Inszenierungen seiner Werke durch andere Regisseure (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Totentrompeten , (Urauffuhrung), Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin 1995, Regie: Ernst M. Binder , eingeladen zu den Mulheimer Theatertagen ’95, den Potsdamer Theatertagen und zum Heidelberger Stuckemarkt , nominiert zum Berliner Theatertreffen 1995.
  • Drei Alte tanzen Tango (Urauffuhrung), Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin 1997, eingeladen zu den Mulheimer Theatertagen ’97
  • Die Bande (Urauffuhrung) nach der gleichnamigen Erzahlung, Schauspiel Leipzig 2001, Regie: Armin Petras , innerhalb des Theaterspektakels www.heimat.le [48]
  • Gertrud. Ein Totenfest , nach dem gleichnamigen Roman fur die Buhne eingerichtet von Edith Clever und Dieter Sturm. Berliner Ensemble 2002, Regie: Edith Clever
  • Nietzsche-Trilogie , Volksbuhne Berlin 2002, Regie: Thomas Bischoff [49]
  • Zigaretten (Urauffuhrung) nach der gleichnamigen Erzahlung von Schleef, fur die Buhne eingerichtet von Armin Petras, Nationaltheater Mannheim 2003, Regie: Armin Petras
  • Das Denkmal nach der gleichnamigen Erzahlung fur die Buhne eingerichtet von Armin Petras, Hoyerswerda 2003, Regie: Armin Petras
  • Gertrud. Ein Totenfest (Urauffuhrung), nach dem Roman Gertrud , fur die Buhne eingerichtet von Einar Schleef, Dusseldorfer Schauspielhaus 2003, Regie: Thomas Bischoff
  • Gertrud nach dem gleichnamigen Roman fur die Buhne eingerichtet von Judith Wilske, Kampnagelfabrik Hamburg 2003, Regie: Judith Wilske [50]
  • Gertrud nach dem gleichnamigen Roman, fur die Buhne eingerichtet von Jens Groß, schauspielfrankfurt 2007, Regie: Armin Petras, 2008 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. [51]
  • Die Abschlussfeier (Urauffuhrung), nach einer Erzahlung von Einar Schleef fur die Buhne bearbeitet von Armin Petras. Maxim Gorki Theater, Berlin 2009.
  • Gute Reise auf Wiedersehen. (Urauffuhrung), Koproduktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen und dramagraz, Regie: Erst M. Binder, 2011.
  • Droge Faust. (Urauffuhrung) nach Einar Schleefs Droge Faust Parsifal und Johann Wolfgang von Goethes Faust , Koproduktion des Centraltheater Leipzig und des Maxim Gorki Theater Berlin, Regie: Armin Petras, 2011 und 2012 [52]

Preise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Ulrike Krone-Balcke:  Schleef, Einar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3 , S. 34 f. ( Digitalisat ).
  • Wolfgang Behrens: Einar Schleef. Werk und Person. Theater der Zeit, Berlin 2003, ISBN 3-934344-30-5 .
  • Wolfgang Behrens: Im Exil der eigenen Sprache. In: Deutsch-Deutsches Literaturexil. Exil und Emigration von Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus der DDR. Verlag w.e.b. 2009, ISBN 978-3-935712-03-3 .
  • Miriam Dreysse Passos de Carvalho: Szene vor dem Palast. Die Theatralisierung des Chors im Theater Einar Schleefs . Peter Lang Verlag, Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-631-34617-4 .
  • Joachim Fiebach (Hrsg.): Manifeste europaischen Theaters. Grotowski bis Schleef. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2003, ISBN 3-934344-17-8 .
  • Gabriele Gerecke, Harald Muller, Hans-Ulrich Muller-Schwefe (Hrsg.): Einar Schleef-Arbeitsbuch. Berlin 2002, ISBN 3-934344-12-7 .
  • Halina Hackert: Sich Heimat erschreiben. Zur Konstruktion von Heimat und Fremde in Einar Schleefs Gertrud. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2013, ISBN 978-3-86599-181-2 .
  • Klagenfurter Texte . Mit den Preistragern Jurg Amann, Brigitta Arens und Einar Schleef. List Verlag, Munchen 1982, ISBN 3-471-77964-7 .
  • Marko Kloß: Einar Schleef. Die fruhen Inszenierungen (1972?1976) , Materialien, Dokumente, Fotos. Leipzig 2007.
  • Marko Kloß: Einar Schleef. Theaterplakate . Dokumentation der gleichnamigen Ausstellung vom 5. Oktober 2011 bis 31. Marz 2012 von Marko Kloß, Einar-Schleef-Arbeitskreis Sangerhausen e. V.
  • Alexander Kluge: Facts & Fakes , Fernsehnachschriften. Band 1: Verbrechen. ISBN 3-930916-38-X , Band 2/3: Herzblut trifft Kunstblut. ISBN 3-930916-42-8 , Band 4: Der Eiffelturm, King Kong und die weiße Frau. ISBN 3-930916-55-X , Band 5: Der Feuerkopf spricht. ISBN 3-930916-59-2 . Hrsg. von Christian Schulte und Reinald Gußmann, Verlag Vorwerk 8, Berlin 2000 bis 2003.
  • Kati Lyding: Einar Schleef und sein Theater der uniformierten Nacktheit. Eine Untersuchung unter besonderer Berucksichtigung der Inszenierungen ?Wessis in Weimar‘ und ?Ein Sportstuck‘. Hildesheim 2001.
  • Corinne Orlowski (Hrsg.): Vor dem Palast. Gesprache uber Einar Schleef. Suhrkamp Verlag 2019, ISBN 978-3-518-42871-9 .
  • Benjamin Pauwels: Einar Schleef und Heiner Muller. Mit Bezug auf Droge Faust Parsifal und Ausblick auf Schleefs Inszenierung von Ein Sportstuck . GRIN Verlag, Munchen 2003, ISBN 3-638-78251-4 .
  • David Roesner: Theater als Musik: Verfahren der Musikalisierung in chorischen Theaterformen bei Christoph Marthaler, Einar Schleef und Robert Wilson. (Forum modernes Theater, Bd. 31). Narr-Verlag, Tubingen 2003, ISBN 3-8233-6020-5 .
  • Christina Schmidt: Tragodie als Buhnenform: Einar Schleefs Chor-Theater. Transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1413-8 .
  • Katja Schneider-Stief , Michael Freitag (Hrsg.): Einar Schleef. Bildernachlass. ISBN 978-3-86105-054-4 .
  • Hans Jurgen Syberberg : Dionysos aus Deutschland, Ost. Fur Einar Schleef. In: Theater der Zeit 9/2001, S. 4 ff.
  • Jan Wielgohs:  Schleef, Einar . In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Doja Hacker und Urs Jenny : Theater ist feudalistisch. Dramatiker Heiner Muller uber das Berliner Ensemble, DDR-Nostalgie und Rechts-links-Verwirrungen . In: Der Spiegel 12/ 1995, 20. Marz 1995, S. 225.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Wolfgang Behrens: Einar Schleef. Werk und Person. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2003, ISBN 3-934344-30-5 .
  3. a b c d e f g h i Einar Schleef: Droge Faust Parsifal. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997.
  4. Hans-Thies Lehmann : Theater des Konflikts. In: Gabriele Gerecke, Harald Muller, Hans-Ulrich Muller-Schwefe (Hrsg.): Einar Schleef. Arbeitsbuch. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2002, S. 42?67, hier S. 46.
  5. a b c Einar Schleef: Tagebuch 1953?1963 . Hrsg. von Winfried Menninghaus, Wolfgang Rath, Johannes Windrich und Einar Schleef. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-41605-7 .
  6. Linn Settimi: Pladoyer fur das Tragische: Chor- und Weiblichkeitsfiguren bei Einar Schleef . transcript Verlag, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4630-6 , S. 18
  7. a b Birgit Lahann: In deinen Wagen springe ich, Sturm. Einar Schleefs Begrabnis. :S. 232?233.
  8. Einar Schleef: Tagebuch 1964?1976 . Hrsg. von Winfried Menninghaus, Wolfgang Rath, Johannes Windrich und Einar Schleef. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-41758-4 , S. 220
  9. a b c Friedrich Dieckmann: Meine Schleef-Mappe. Einar Schleefs Berliner Buhnenbildner-Jahre. In: Gabriele Gericke, Harald Muller und Hans-Ulrich Muller-Schwefe (Hrsg.): Einar Schleef. Arbeitsbuch. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2002, ISBN 3-934344-12-7 .
  10. Christoph Muller in Theater heute 5/1975. Friedrich Verlag, Velber 1975.
  11. Heiner Muller: Krieg ohne Schlacht. Leben in zwei Diktaturen. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Koln 1992, S. 248.
  12. Wolfgang Behrens: Im Exil der eigenen Sprache. In: Deutsch-Deutsches Literaturexil. Exil und Emigration von Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus der DDR. Verlag w.e.b. 2009, ISBN 978-3-935712-03-3 . S. 486.
  13. Andreas Rossmann : ?… Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld?“ In: Erika Lieser-Triebnigg, Siegfried Mampel : (Hg.): Kultur im geteilten Deutschland . Verlag Duncker & Humblot, Berlin 1984, ISBN 3-428-05701-5 , S. 132.
  14. Einar Schleef: Tagebuch 1977?1980 . Wien, Frankfurt am Main, Westberlin. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-41759-1 , S. 113.
  15. Gerhard Rohde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung , 24. Februar 1986.
  16. Einar Schleef: Tagebuch 1981?1998. Frankfurt am Main, Westberlin. Hrsg. von Winfried Menninghaus, Sandra Janßen, Johannes Windrich, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-42069-0 , S. 240.
  17. Wolfgang Behrens: Fausts Trip. nachtkritik.de , abgerufen am 14. April 2014.
  18. fair-hotels.de , abgerufen am 14. April 2014.
  19. Rainer Traub: Die Rache der Domina . In: Der Spiegel Nr. 47/2000, S. 282.
  20. BE-Intendant Wuttke tritt zuruck. In: Berliner Zeitung. 5. Dezember 1996.
  21. Aline Vennemann: ?Hallo, wer spricht?“ Identitat und Selbstdarstellung in Elfriede Jelineks ?Ein Sportstuck“. (PDF; 1,7 MB) wordpress.com; abgerufen am 14. April 2014.
  22. a b c Urs Jenny: Nix Fit for Fun . In: Der Spiegel . Nr.   6 , 1998, S.   157?158 ( online ).
  23. Roland Koberg: Burgtheaterbezwingzwang. In: Berliner Zeitung. 26. Januar 1998.
  24. uni-frankfurt.de , abgerufen am 15. April 2014.
  25. Peter Iden in der Frankfurter Rundschau. 31. Mai 2000.
  26. Roland Koberg: Die Aufhellung des Menschen . In: Berliner Zeitung , 31. Mai 2000.
  27. ?Berliner Zeitung“ vergibt Kritikerpreise 2000 . In: Berliner Zeitung , 23. September 2000.
  28. logbuch-suhrkamp.de abgerufen am 15. April 2014.
  29. a b faz.net , abgerufen am 15. April 2014.
  30. Torsten Beyer: Einar Schleef ? Die Wiedergeburt des Chores als Kritik des burgerlichen Trauerspiels. In: Thewis. 02/06.
  31. Hans-Thies Lehmann: Theater des Konflikts. In: Gabriele Gerecke, Harald Muller, Hans-Ulrich Muller-Schwefe (Hrsg.): Einar Schleef. Arbeitsbuch. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2002, S. 42?67, hier S. 43.
  32. Simon Aeberhard: ?Na sowas, inzwischen treiben es ja schon die Bilder miteinander“. Elfriede Jelineks Sportstuck als Body| Bilder- und Medienkritik. In: Welt ? Bild ? Theater. Politik des Wissens und der Bilder. In: Forum Modernes Theater Band 37, Hrsg. von Kati Rottger. Verlag Narr, Tubingen 2010, ISBN 978-3-8233-6606-5 , S. 293. Aeberlein spricht vom ?Schauspielerleib als Austragungsort“
  33. Hans-Thies Lehmann: Postdramatisches Theater. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1999, S. 166.
  34. Hans-Thies Lehmann: Theater des Konflikts. In: Gabriele Gerecke, Harald Muller, Hans-Ulrich Muller-Schwefe (Hrsg.): Einar Schleef. Arbeitsbuch. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2002, S. 42?67, hier S. 44.
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  36. Vor dem Palast. Gesprache uber Einar Schleef . Hrsg. von Corinne Orlowski. Suhrkamp Verlag Berlin 2019, ISBN 978-3-518-42871-9 , S. 63
  37. Hans-Thies Lehmann: Theater des Konflikts. In: Gabriele Gerecke, Harald Muller, Hans-Ulrich Muller-Schwefe (Hrsg.): Einar Schleef. Arbeitsbuch. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2002, S. 42?67, hier S. 46.
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  39. spenglermuseum.de ( Memento vom 7. Oktober 2011 im Internet Archive ), abgerufen am 14. April 2014.
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  41. berlinien.de ( Memento des Originals vom 8. April 2014 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlinien.de
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  45. Einar Schleef ? Der Bildernachlass, auf: stiftung-moritzburg.de, ohne Datum ( Memento vom 24. Oktober 2011 im Internet Archive )
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  53. Kai Agthe: Einar Schleef . In: Das Blattchen . Zweiwochenschrift fur Politik, Kunst und Wirtschaft. Nr.   13/2009 , 22. Juni 2009 ( das-blaettchen.de [abgerufen am 23. Juli 2015]).
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