Einar Wilhelm Heinrich Schleef
(*
17. Januar
1944
in
Sangerhausen
; †
21. Juli
2001
in
Berlin
) war ein
deutscher
Theater
-
Regisseur
,
Schriftsteller
,
Buhnenbildner
,
Maler
,
Fotograf
,
Grafiker
und
Schauspieler
. Seit den 1970er Jahren setzten insbesondere seine Theaterarbeiten Maßstabe und er wurde mehrfach zum
Berliner Theatertreffen
eingeladen. Ein Charakteristikum seiner Inszenierungen war der Einsatz des
Chores
, der im
nachantiken
Theater kaum noch eine Rolle gespielt hatte. Besonders in seinen fruhen Theaterarbeiten wurden die Sprechchore haufig als ideologisches Zeichen missdeutet. Der Vorwurf, Schleefs Theater sei
militant
oder gar
faschistoid
, wurde sowohl von Regie-Kollegen wie
Peter Zadek
[1]
als auch von etlichen Theaterkritikern erhoben.
[2]
:S. 102.
In seinem
Essay
-Band
Droge Faust Parsifal
entwickelte Schleef seine asthetischen Anschauungen und beschrieb die Wiederbelebung des Chores als ein zutiefst inhaltliches Element, das auf den verloren gegangenen Zusammenhang von Individuum und Gesellschaft zielt, den es im Theater wiederzugewinnen galte.
[3]
:S. 13?15.
Schleef wuchs in der
DDR
auf und ubersiedelte 1976 in die
Bundesrepublik Deutschland
. Seine Kunst ist in ihrer subjektiven Radikalitat ein ?singulares“
[4]
Zeugnis seiner tiefgrundigen und asthetisch kompromisslosen Auseinandersetzung mit der
Nachkriegsgeschichte
des geteilten und wiedervereinigten Deutschlands.
Einar Schleef wurde am 17. Januar 1944 als zweiter Sohn des Architekten Wilhelm Schleef und seiner Ehefrau Gertrud (geb. Hoffmann) in
Sangerhausen
geboren. Sangerhausen ist eine Provinzstadt am Sudostrand des
Harzes
und war damals stark vom Kupferbergbau gepragt. Im Elternhaus war die Mutter Gertrud (der er spater sein
Opus magnum
gleichen Namens widmet) die bestimmende Figur. Der Vater kehrte als kranklicher Mann aus dem
Zweiten Weltkrieg
zuruck.
[2]
:S. 12.
Die Ehe der Eltern war schwierig und konfliktgeladen.
[5]
1950 wurde Schleef eingeschult. Vom neunten Lebensjahr an sammelte er personliche Aufzeichnungen in Heften, auf Zetteln und in Tagebuchern, die er spater immer wieder uberarbeitete.
Ein einschneidendes Erlebnis fur den jungen Schleef war der
Arbeiter-Aufstand am 17. Juni 1953
. Auch in Sangerhausen kam es zu Unruhen und Festnahmen. Schleefs Mutter verbarg ihren Ehemann vor dem Zugriff der
Sowjetischen Militaradministration
. Schleefs Bruder, der sieben Jahre alter war, verschwand fur mehrere Tage. 1957
fluchtete er aus der DDR
.
[2]
:S. 17?19.
In der Schule wurde Schleefs Talent zum Zeichnen und Malen fruh bemerkt. Der Kunstmaler
Wilhelm Schmied
forderte ihn und wurde ihm eine wichtige Bezugsperson.
[6]
Der Vater hingegen verfolgte die kunstlerischen Versuche des Sohnes mit Misstrauen: ?im Aufspuren der guten Arbeiten, um sie zu vernichten, war er treffsicher und erfolgreich. Vieles wurde von ihm zerrissen, verbrannt, zertrampelt, was Mutter muhsam wieder zusammenklebte […], aber sie verteidigte auch die Strafaktionen meines Vaters, wie sie dauernd zwischen uns pendelte“.
[5]
Von Kindheit an
stotterte
Schleef. Nur bei Buhnenauftritten gelang es ihm spater, die Sprachhemmung zu uberwinden. In der Schule galt er als Eigenbrotler. Verstarkt wurde die Außenseiterrolle durch zwei langere krankheitsbedingte Abwesenheiten von der Schule: im siebten Schuljahr erkrankte er an
Tuberkulose
. Am 13. Februar 1960 erlitt Schleef im Alter von sechzehn Jahren einen schweren Unfall, als er bei voller Fahrt des Zuges aus einer ungesicherten Eisenbahntur sturzte.
[7]
:S. 37.
Fast ein Jahr musste er im Krankenhaus verbringen. Spater pflegte Schleef die Legende, sein Stottern sei eine Folge des Unfalls gewesen.
[2]
:S. 18
Wegen der Krankheiten musste er zwei Schuljahre wiederholen.
Im August 1961 bereiteten Schleefs Eltern ihre Flucht nach Westberlin vor. Schleef fuhr mit seinem Vater zu Bekannten nach
Berlin-Siemensstadt
, wo der Sohn vorubergehend untergebracht werden sollte, bis die Eltern nachkommen konnten. Er straubte sich und wollte in der DDR bleiben, wo er ? ermuntert durch seinen Forderer Wilhelm Schmied ? Malerei studieren wollte.
[3]
:S. 186.
Wenige Tage spater, am 13. August, begann der Bau der
Mauer
. Die Eltern gaben ihm die Schuld an der missgluckten Flucht.
[5]
1962 gestaltete Schleef das
Buhnenbild
fur die Schulauffuhrung einer Szene aus
Die Mutter
von
Bertolt Brecht
. 1963 schrieb er seine erste, von ihm selbst als solche bezeichnete Dichtung: es ist ein
Prosatext
mit dem Titel
Traum
. 1963 absolvierte er die Aufnahmeprufung an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
mit Erfolg und erhielt ? schon vor seinem Abitur ? einen Studienplatz. Im Zusammenhang mit der Prufung besuchte er erstmals das
Berliner Ensemble
und begann, sich fur Brecht zu interessieren.
[3]
:S. 182.
1964 legte er das Abitur an der Geschwister-Scholl-Oberschule Sangerhausen mit der Note 3 ab.
[2]
:S. 29
Im selben Jahr begann er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Malerei und Buhnenbild zu studieren. Nebenher arbeitete er 1964/65 als
Comicszenarist
und
Colorist
fur die Zeitschrift
Mosaik
. Anfang 1965 wurde er wegen ?Disziplinlosigkeit und mangelhaftem studentischem Gesamtverhalten“
relegiert
. Er hatte einen Hochschullehrer beleidigt.
Er arbeitete dann unter anderem als Buhnenbildassistent am Berliner
Maxim-Gorki-Theater
sowie am Berliner Ensemble. Im Herbst 1967 wurde er erneut zum Studium zugelassen.
[8]
In der Buhnenbildklasse
Heinrich Kilgers
erwies er sich als sehr begabter Student, aber schwieriger Zeitgenosse. Er ließ Buhnenbild-Auftrage in der Provinz platzen und entging nur knapp einer zweiten Relegation. 1971 erwarb er das Diplom. Bestandteil des Diploms war ein Zyklus von Blattern zu
Carlo Goldonis
Il Campiello
, der auf der 2.
Prager Quadriennale
gezeigt und mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde.
[2]
:S. 40.
1971 wurde Schleef als Meisterschuler bei
Karl von Appen
an der
Deutschen Akademie der Kunste
zu Berlin aufgenommen. Von Appen wurde zum wichtigsten Lehrer fur ihn.
[9]
Im DEFA-Film
Der nackte Mann auf dem Sportplatz
von 1973/1974, Regie:
Konrad Wolf
, Szenarium:
Wolfgang Kohlhaase
prasentiert die Fotografin Angela, dargestellt von
Ursula Werner
, eine Aufnahmeserie mit Portrats alter Frauen, die von Einar Schleef stammt, der im Vorspann als Urheber einer Fotoreportage genannt wird.
Der Goldoni-Zyklus hatte Folgen: der neue Intendant der Berliner
Volksbuhne
,
Benno Besson
, wurde auf Schleef aufmerksam und ubertrug ihm die Ausstattung fur
Don Gil von den grunen Hosen
von
Tirso de Molina
. Das Debut erregte Aufsehen, fuhrte aber nicht zu einem dauerhaften Engagement. Nach dem Tod von
Helene Weigel
wurde
Ruth Berghaus
neue Intendantin des
Berliner Ensembles
. Sie verpflichtete den Regisseur
B. K. Tragelehn
ans Haus. Auf Anraten des Dramaturgen
Friedrich Dieckmann
holte Tragelehn Schleef als Buhnenbildner. Zwischen 1972 und 1975 entstanden drei gemeinsame Inszenierungen:
Katzgraben ? Szenen aus dem Bauernleben
von
Erwin Strittmatter
(1972),
Fruhlings Erwachen
von
Frank Wedekind
(1974) und
Fraulein Julie
von
August Strindberg
(1975). Schleef wurde im Laufe dieser Zusammenarbeit immer mehr zum Co-Regisseur fur Tragelehn. In
Fruhlings Erwachen
zeigten sich bereits wesentliche Elemente der Theaterasthetik, die spater typisch fur Schleefs Inszenierungen wurde: der leere Buhnenraum, in dem der einzelne Darsteller sich zu verlieren scheint; strenge Schwarz-Weiß-Kontraste; die Arbeit mit Laiendarstellern.
Dirk Nawrocki
und
Johanna Schall
, damals beide noch Teenager, spielten den Melchior bzw. die Ilse.
[9]
:S. 23.
Die Premiere von
Fraulein Julie
(mit
Jutta Hoffmann
in der Titelrolle) im April 1975 rief einen kulturpolitischen Skandal hervor. Bereits wahrend der Probenzeit deutete sich das Konfliktpotential an, und am Premierentag war vormittags nicht klar, ob sich abends der Vorhang fur
Fraulein Julie
offnen wurde. Vermutlich auf personliche Intervention des Komponisten und Ehemanns von Ruth Berghaus,
Paul Dessau
, der als ?Sozialist der ersten Stunde“ Einfluss bei den Spitzen der Partei hatte, konnte die Premiere dennoch stattfinden.
[2]
:S. 52.
Es war, so der Theaterkritiker Christoph Muller, ?das Verruckteste, was im Berliner Ensemble je uber die Buhne ging.“
[10]
Im ?Zentralorgan der
SED
“, dem
Neuen Deutschland
, erschien eine negative
Kritik
von
Rainer Kerndl
? was einem
Verdikt
aus hochsten Kreisen der Partei gegen die Inszenierung gleichkam.
Auch der schwelende Konflikt zwischen den Brecht-Erben und Ruth Berghaus uber die inhaltliche Ausrichtung des Berliner Ensembles schwachte die Position der Intendantin.
[9]
:S. 23.
Nach nur zehn restlos ausverkauften Auffuhrungen wurde
Fraulein Julie
vom Spielplan abgesetzt. Das
Macbeth
-Projekt, das Schleef und Tragelehn nach
Fraulein Julie
in Angriff nehmen wollten, kam nicht mehr zustande. Heiner Muller konstatierte uber die Arbeiten von Schleef und Tragelehn: ?Das war die einzige Zeit nach Brecht, in der das Berliner Ensemble lebendig war.“
[11]
Im Dezember 1975 arbeitete Schleef mit dem Regisseur
Wolfgang Heinz
an Entwurfen zu
Wassili Schukschins
Stucken
Der Standpunkt
und
Tuchtige Leute
. Ihre kunstlerischen Intentionen waren jedoch zu unterschiedlich; die Zusammenarbeit endete im Januar 1976. Im April 1976 inszenierte Schleef am Staatlichen Puppentheater in Dresden eine eigene Spielfassung des Grimmschen Marchens
Der Fischer und seine Frau
. Er ließ die Puppenspieler als Schauspieler agieren und bezog das Publikum in die Auffuhrung ein. Diese offene Form stieß auf Kritik bei Parteifunktionaren und einigen Lehrern. Schleef war zu keiner Diskussion bereit; die Auffuhrung wurde nach der Premiere abgesetzt.
[2]
:S. 60?61.
1976 erhielten Schleef und Tragelehn das Angebot, am
Burgtheater Wien
Frank Wedekinds
Schloss Wetterstein
zu inszenieren. Ruth Berghaus wollte Schleef als Buhnenbildner fur
Georg Buchners
Dantons Tod
, und von der
Oper Leipzig
kam das Angebot, die Ausstattung fur
Werner Egks
Peer Gynt
zu schaffen. Am 22. Oktober 1976 reiste Schleef zu Vorarbeiten fur
Schloss Wetterstein
nach Wien und entschloss sich ? anders als Tragelehn ?, nicht in die DDR zuruckzukehren.
[12]
Die Inszenierung am Burgtheater kam nicht mehr zustande, weil sich Schleef mit der Theaterdirektion nicht auf ein anderes Stuck einigen konnte. Im November wurde
Wolf Biermann
aus der DDR ausgeburgert. Im Februar 1977 trat Ruth Berghaus von der Intendanz des Berliner Ensembles zuruck. Ein Ausloser fur ihren Rucktritt waren die Konflikte um
Fraulein Julie
.
[13]
Schleef wohnte zunachst provisorisch bei Freunden in Stuttgart, Wien, Frankfurt und West-Berlin. Es gelang ihm nicht sofort, wieder am Theater Fuß zu fassen. Seine Freundin Gabriele Gerecke wurde bei einem Fluchtversuch aus der DDR verhaftet. Erst 1978 konnte sie in den Westen ausreisen. Schleef fiel in eine Depression. 1977 notierte er im Tagebuch: ?Dort die Mauer um alle. Hier die Mauer in jedem.“
[14]
1977 sollte er
Strindbergs
Totentanz
am
Schauspielhaus Dusseldorf
inszenieren. Die Arbeit scheiterte. Von 1978 bis 1981 studierte er an der
Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin
Regie. Er arbeitete fur den Horfunk und auch als Darsteller in dem Experimentalfilm
Zufall
(Regie: Hans-Peter Boffgen, 1984). Zugleich schrieb er an Stucken und konzipierte Fototextbande. Von 1978 bis 1984 arbeitete er an dem zweibandigen Werk
Gertrud
, dem monumentalen Roman uber seine Mutter, der aus Briefen, inneren
Monologen
und Tagebuch-Eintragen montiert ist. Mit diesem Buch und mehreren Erzahlungen, die in der DDR spielen, bekampfte er zugleich sein obsessives Heimweh. Gerhard Rohde schrieb 1986: ?Seiner Heimat Thuringen und der DDR kehrte er den Rucken, ohne sie zu verlassen.“
[15]
Schleefs literarische Werke erschienen bei
Suhrkamp
. 1982 erhielt er fur seine Erzahlung
Wittenbergplatz
den dritten Preis beim renommierten
Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb
.
1985 ubernahm
Gunther Ruhle
die Intendanz des
Schauspiels Frankfurt
und holte neben
Michael Gruner
und
Dietrich Hilsdorf
auch Schleef als Hausregisseur. ?Schleef brach uber das westdeutsche Theater herein wie eine Naturkatastrophe […]. Die Erfahrung, die Schleef den Kritikern und großen Teilen des Publikums vermittelte, kam einer Verletzung gleich. Die Presse schoss zuruck und fand schnell ihren Wortschatz, mit dem sie Schleef zu erledigen glaubte: Von ?Nazi-Theater“, ?Wehrsportgruppe“ und ahnlichem war zu lesen.“
[2]
:S. 102.
Seine erste Inszenierung in Frankfurt war
Mutter
nach
Aischylos
’
Sieben gegen Theben
und
Euripides
’
Die Schutzflehenden
. Schleef entwickelte den Formenkanon weiter, der bereits fur die Berliner Inszenierungen charakteristisch war: eine weitgehend leere Buhne, auf Archetypisches zielende
Kostume
, außerste Beschrankung der
Requisiten
, rhythmisiertes Sprechen und ? was in den folgenden Jahren zum entscheidenden Merkmal der Schleefschen Theaterarbeit werden sollte ? die Gegenuberstellung von
Chor
und
Individuum
. Wieder arbeitete Schleef mit Laien: der Chor bei
Mutter
bestand aus circa funfzig Frauen, zum Teil mit
Migrationshintergrund
. ?Er fuhrte sie vor als Trauernde, Klagende, als Huterinnen des Todes […], dann aber auch als Unterwurfige, Dienerinnen, Putzfrauen, Kriegstreiberinnen […]. So durchgreifend bis zur Gegenwart zerstorte er den Mythos der Mutter, zerlegte er ihr Bild in viele Facetten. Er griff ein in unsere innere Bildwelt, die 'die Mutter' heilig halt.“ (Gunther Ruhle)
[2]
:S. 109.
Schleef entfernte die Bestuhlung des Zuschauerraums, so dass die Zuschauer auf den nackten Stufen saßen. Und er ließ einen Steg durch den Zuschauerraum bauen. Die burgerliche
Guckkastenbuhne
wurde aufgelost und in einen hoch kommunikativen Raum verwandelt ? ahnlich der
antiken
Arena
-Buhne.
[2]
:S. 108.
Schleef arbeitete in
Mutter
mit zwei Schauspielern zusammen, die spater zu seinen wesentlichen Protagonisten zahlen sollten:
Martin Wuttke
und
Jurgen Holtz
(den er bereits aus der Arbeit an
Fraulein Julie
kannte). In seltener Einmutigkeit verrissen sowohl die
Frankfurter Allgemeine Zeitung
(Gerhard Rohde) als auch die
Frankfurter Rundschau
(
Peter Iden
) die Inszenierung. Der Begriff ?Nazi-Theater“ fallt in Bezug auf Schleefs Arbeit zum ersten Mal: ?Das Vokabular jedenfalls ist vor der Premiere fertig und wird bundesweit ubernommen.“, schreibt Schleef.
[3]
:S. 98?99.
Intendant Gunther Ruhle ließ sich jedoch nicht beirren und hielt zu Schleef.
[2]
:S. 126.
Im April 1987 hatte
Gerhart Hauptmanns
Vor Sonnenaufgang
Premiere. Schleef transponierte das
naturalistische
Drama
in seinen abstrakten Formenkanon. Das Presse-Echo war ahnlich negativ, aber 1988 wurde diese Arbeit zum
Berliner Theatertreffen
eingeladen. Ebenfalls 1988 inszenierte Schleef am Frankfurter Schauspiel sein eigenes Stuck
Die Schauspieler
. Die Auffuhrung begann mit der Schlussszene aus
Hamlet
; nach funfzehn Minuten war bereits Pause, und danach begann die Inszenierung des Stuckes
Die Schauspieler
. (Schleef nutzte diese Struktur des Theaterabends spater noch mehrfach ? zum Beispiel in der Dusseldorfer
Salome
.) Erstmals reagierte das Publikum bei der Premiere der
Schauspieler
positiv auf eine Arbeit Schleefs. ?Applaus der Frankfurter Parkett-Menschheit. Einige angstliche Buhs.“ schreibt der Rezensent der
Welt
.
[2]
:S. 123.
Wegen eines Brandes in der Frankfurter Oper musste das Schauspiel ins
Bockenheimer Depot
ausweichen. Die letzten drei Frankfurter Inszenierungen Schleefs wurden dort erarbeitet. Der große, leere Raum bot ideale Voraussetzungen fur seine Buhnenkonzepte. Fur
Goethes
Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand dramatisiert
(?Ur-Gotz“) entwickelte er einen Steg, der das Depot der Lange nach durchschnitt. Die Zuschauer saßen zu beiden Seiten. Schleef ließ den Steg mitunter an mehreren Stellen simultan bespielen und fand damit eine adaquate Umsetzung fur die
Dramaturgie
des Stuckes.
[3]
:S. 11.
Wahrend
Gerhard Stadelmaier
seiner Rezension den Titel ?Nachtubung der Wehrsportgruppe S.“ gab, zeigte sich der uberwiegende Teil des Publikums zustimmend.
[2]
:S. 133.
1990 inszenierte Schleef (ebenfalls im Bockenheimer Depot)
Lion Feuchtwangers
Neunzehnhundertachtzehn oder Sklavenkrieg
. Neben Martin Wuttke und
Thomas Thieme
gehorte auch
Joana Maria Gorvin
zum Spielensemble. Hans-Klaus Jungheinrich beschrieb in seiner Kritik in der Frankfurter Rundschau, Schleef zeige ?Korper als minuzios gegliedertes Massenornament“.
[2]
:S. 137.
? ein Element, das spater vor allem in Schleefs Urauffuhrungs-Inszenierung des
Sportstucks
von
Elfriede Jelinek
eine entscheidende Rolle spielen wird.
Am 30. Juni 1990 hatte Schleefs letzte Frankfurter Arbeit im Bockenheimer Depot Premiere: Goethes
Faust
. Er schuf eine
Collage
aus beiden Teilen der
Tragodie
und besetzte alle Rollen ? mit Ausnahme
Mephistos
? mehrfach. Es gab elf Faust-Darsteller und vierzehn Gretchen-Darstellerinnen. Auch die Zuordnung der Texte zu den Rollen veranderte Schleef. Die Auffuhrungen waren restlos ausverkauft, die Reaktionen des Publikums jedoch zwiespaltig. Gerhard Stadelmaier verriss die Auffuhrung mit einer legendar gewordenen Kritik, die lediglich 17 Zeilen lang war.
[2]
:S. 142.
Mit Ende der Spielzeit 1989/1990 endete die Intendanz Gunther Ruhles ? und damit auch Schleefs Bindung an das Frankfurter Theater.
In den sechs Jahren, die auf die Frankfurter Zeit folgten, brachte Schleef nur zwei Inszenierungen auf die Buhne, obwohl er sich inzwischen einen Namen erworben hatte und sich zum Beispiel der Dramatiker
Heiner Muller
fur ihn einsetzte. Wieder kamen viele Projekte nicht zustande oder wurden vor der Premiere beendet ? so die Arbeit mit dem Tanztheater
Reinhild Hoffmann
am Heine-Projekt
Trummer
: Schleefs Buhnenkonzept erwies sich als nicht realisierbar.
[2]
:S. 153.
1992 zeigte die
Akademie der Kunste Berlin
eine Ausstellung unter dem Titel
Republikflucht Waffenstillstand Heimkehr
. Prasentiert wurden Zeichnungen, Gemalde, Fotografien und die verschiedenen Schreib-Stadien des
Gertrud
-Buches. Im Januar 1993 ubernahm ein neues Leitungs-Team die Intendanz des Berliner Ensembles, darunter Heiner Muller und
Peter Zadek
. Am 26. Januar 1993 las Schleef im Berliner Ensemble die Erzahlung
Heimkehr
und andere Texte, wahrend er bereits die Urauffuhrung von
Rolf Hochhuths
Wessis in Weimar
vorbereitete. Hochhuth erwog, die Auffuhrung vor der Premiere gerichtlich untersagen zu lassen, da Schleef sehr frei mit dem Stuck umging und auch andere Texte einbaute, beispielsweise aus Schillers
Raubern
. Auf den Proben tauchten nun Juristen auf.
[3]
:S. 410.
Die Premiere stand auf der Kippe. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden, den Hochhuth akzeptierte: jedem Premierenbesucher wurde ein Exemplar seines Stuck-Textes ausgehandigt. Der Tenor der Kritiken war jedoch, dass Schleef aus Hochhuths ?papierenem Wortmull“ (Wolfgang Hobel in der
Suddeutschen Zeitung
) uberhaupt erst Theater gemacht habe.
[2]
:S. 161.
Die Auffuhrung war ein Erfolg und wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Die Intendanten
Peter Zadek
und
Heiner Muller
konnten sich uber den Verbleib Schleefs am Berliner Ensemble nicht einigen. Muller war dafur, Zadek dagegen. Schleef musste das Theater wieder verlassen
[16]
und schloss einen Funf-Jahres-Vertrag mit den
Staatlichen Schauspielbuhnen Berlin
ab, deren Hauptspielstatte das
Schiller Theater
war. Am 22. Juni 1993 beschloss der Berliner Senat die Schließung des Schiller Theaters, um den Haushalt zu entlasten. Nach der letzten offiziellen Vorstellung der Spielzeit am 4. Juli zeigte Schleef auf den Stufen vor dem Eingang des Theaters erste Ausschnitte aus seiner
Faust
-Inszenierung, die er bereits sechs Wochen geprobt hatte.
[17]
Am 27. August starb seine Mutter Gertrud Schleef.
In der Nacht vom 16. zum 17. Oktober spielten Schleef und sein Ensemble vor dem Schiller Theater Ausschnitte aus der
Faust
-Inszenierung, die am 16. Oktober Premiere haben sollte. Die Auffuhrung dauerte bis 3 Uhr. Alle Versuche, die Inszenierung an anderen Spielorten zu zeigen, scheiterten.
Ende November 1993 gab es erste Gesprache zwischen dem Nurnberger
Generalmusikdirektor
Eberhard Kloke
und Schleef uber eine Inszenierung von
Wagners
Parsifal
. Schleef sagte zu, wollte allerdings die Dramaturgie des Werkes verandern. Im Juni 1994 wurde die Zusammenarbeit beendet. Wieder waren es Schleefs nicht realisierbare Vorstellungen vom Buhnenbild, die die Arbeit scheitern ließen. Schleefs Uberlegungen zu
Parsifal
sind in seinen Essay
Droge Faust Parsifal
eingeflossen.
[3]
:S. 41?49, 55?73 ff.
Im Januar 1995 wurde am
Staatstheater Schwerin
Schleefs Stuck
Totentrompeten
uraufgefuhrt. Er erhielt dafur den
Mulheimer Dramatikerpreis
.
[18]
Die Fachzeitschrift
Theater heute
kurte
Totentrompeten
zum Stuck des Jahres.
[19]
1995 holte Heiner Muller Schleef ans Berliner Ensemble zuruck (Zadek war inzwischen aus dem Direktorium ausgetreten). Am 30. Dezember starb Heiner Muller; Martin Wuttke wurde neuer Intendant. Im Februar 1996 hatte
Bertolt Brechts
Herr Puntila und sein Knecht Matti
Premiere. Schleef fuhrte Regie und spielte die Hauptrolle. Die Wiederaufnahme der Inszenierung war fur November 1996 angesetzt ? Schleef erschien jedoch nicht. Funf Auffuhrungen mussten abgesagt werden. Der Grund waren vermutlich Querelen um Probenbedingungen fur die nachste geplante Produktion Schleefs. Das Berliner Ensemble kundigte Schleef fristlos.
[2]
:S. 185.
Einen Tag spater trat Intendant Martin Wuttke zuruck.
[20]
1997 bis 2001:
Salome
,
Ein Sportstuck
,
Verratenes Volk
,
Ecce homo
[
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Im Juni 1997 hatte Schleefs Bearbeitung der
Salome
nach
Oscar Wilde
am
Dusseldorfer Schauspielhaus
Premiere. Damit knupfte er an Erfahrungen der Frankfurter Arbeiten an: auch hier teilte ein Steg den Zuschauerraum, auch hier gab es zu Beginn der Auffuhrung ein circa zehnminutiges
Tableau vivant
, nach dem bereits Pause war. Jedoch vervielfaltigte Schleef die Figuren nicht. Der Chor war an der Ruckwand des Zuschauerraums platziert und reprasentierte die Stimme der Juden. Neu war, dass die Schauspieler sich auf der Grenze zwischen Sprechen und Singen bewegten. 1998 wurde
Salome
zum Berliner Theatertreffen eingeladen ? wie auch seine Inszenierung von Elfriede Jelineks
Sportstuck
, das er im Januar 1998 am
Burgtheater Wien
herausbrachte.
Diese
Urauffuhrung
, fur die er unter anderem den 3sat-Innovationspreis und 1999 die
Josef-Kainz-Medaille
der Stadt Wien erhielt, markierte zweifellos den außeren Hohepunkt seiner Karriere als Regisseur. Das fast 150 Seiten lange Textkonvolut von Jelinek reflektiert das Thema ?Sport“ unter verschiedenen Aspekten: als Massenphanomen, als paramilitarische Abrichtung, als sanktioniertes Auftreten von Gewalt, als Konsumfaktor und als Pflichtubung einer Gesellschaft, die Jugendlichkeit und Fitness
fetischisiert
.
[21]
Elfriede Jelinek hatte sich Schleef ausdrucklich als Regisseur gewunscht.
[22]
Er erfand fur ihren Text
paradigmatische
Bilder, in denen er vor allem mit der Faszination von gedrillten Massen spielte. Das Spielensemble umfasste 142 Darsteller. Wie in keiner anderen Inszenierung wurden die Elemente des Schleef-Theaters zum kongenialen asthetischen
Pendant
fur den Text und machten Jelineks Wort-
Katarakt
zu einem hochtheatralischen Ereignis. Zur beruhmtesten Szene der Inszenierung wurde eine Art
Kickbox
-Ubung, die von jungen Darstellern 27 Minuten lang auf hochstem energetischen Niveau exerziert wurde.
Die Inszenierung wurde in einer funfstundigen ?Kurzfassung“ und in einer siebenstundigen ?Langfassung“ gezeigt.
[22]
Als die Premiere am 23. Januar 1998 die in Osterreich geltende Sperrzeit fur Theaterauffuhrungen um 23 Uhr zu uberschreiten drohte, machte Schleef kurz vor 23 Uhr einen Kniefall vor der Intendanten-Loge
Claus Peymanns
, um die Auffuhrung zu Ende spielen zu konnen. Peymann genehmigte die Verlangerung unter der Bedingung, Schleef musse die Inszenierung fur die nachste Auffuhrung kurzen.
[23]
In der letzten Szene des Stuckes trat Schleef selbst auf (in den folgenden Auffuhrungen ubernahm Elfriede Jelinek diesen Part).
[22]
Die Premiere endete kurz nach halb Zwolf ? gefolgt von 43-minutigem Applaus. Gerhard Jorder schrieb in der Begrundung der Theatertreffen-Jury fur die Doppel-Einladung von
Salome
und
Ein Sportstuck
: ?Es sind die bizarrsten, phantastischsten, verquersten, gewagtesten und enervierendsten Bilder, die auf unseren Buhnen derzeit zu sehen sind.“
[2]
:S.211.
Claus Peymann ermoglichte Schleef noch zwei weitere Produktionen in Wien: 1999
Wilder Sommer
nach
Carlo Goldonis
Trilogie der Sommerfrische
im Burgtheater und 1999 die Urauffuhrung von
Ulla Berkewicz
’
Der Golem in Bayreuth
im
Akademietheater
. Beide Auffuhrungen konnten nicht an den großen Erfolg des
Sportstucks
anknupfen. Im Sommer 1999 hielt Schleef an der
Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt am Main
Vortrage im Rahmen der
Frankfurter Poetik-Vorlesungen
zum Thema
Deutscher
Monolog
.
[24]
Im Marz 2000 trug er im Akademietheater Auszuge aus
Friedrich Nietzsches
Ecce homo
vor. Schleefs scharfster Kritiker aus Frankfurter Zeiten, Peter Iden, nannte den Abend ?einen Auftritt […], wie es ihn auf einer Theaterbuhne wahrscheinlich noch nie gegeben hat. […] [E]in Irrwitz sondergleichen, erschreckend und hinreißend ineins, betaubend und als rhetorisches Meisterstuck hochster Bewunderung wert.“
[25]
Ab Januar 2000 probte Schleef am
Deutschen Theater Berlin
die Inszenierung
Verratenes Volk
, in die er Teile des
Ecce homo
integrierte. Eigentlich war vereinbart, dass er
Lothar Trolles
Novemberszenen
nach
Alfred Doblin
inszenieren solle, doch Schleef, der unzufrieden mit dem Stuck war, schuf stattdessen eine
Collage
mit Texten von Milton, Friedrich Nietzsche,
Edwin Erich Dwinger
und Alfred Doblin.
[26]
Jutta Hoffmann erhielt fur ihre Darstellung der
Rosa Luxemburg
den Kritikerpreis der
Berliner Zeitung
.
[27]
Im Juni 2000 wurde Schleef zum Studiengangsleiter fur Buhnenbild an die Berliner
Hochschule der Kunste
berufen. Kurz darauf erklarte er, dass er dem Ruf nicht nachkommen konne.
Claus Peymann wurde mit Beginn der Spielzeit 2000/2001 Intendant des Berliner Ensembles und bot Schleef eine Inszenierung an. Im November begannen die Proben zu Elfriede Jelineks
Macht nichts. Eine kleine Trilogie des Todes
.
Im Januar 2001 erlitt Schleef einen Herzanfall. Die fur den 27. Januar geplante Premiere von
Macht nichts
wurde abgesagt. Schleef musste sich einer Rehabilitationskur unterziehen. Im Mai ubergab er dem Suhrkamp Verlag die Materialien zu seinen Tagebuchern. Der Verlag lehnte die Veroffentlichung zunachst ab.
[28]
Die Tagebucher erschienen erst ab 2006 in einer funfbandigen Ausgabe.
Am 21. Juli 2001 erlag Schleef im Berliner Paulinenkrankenhaus im Alter von 57 Jahren seinem Herzleiden. Das Krankenhaus hatte Schwierigkeiten, Angehorige oder Freunde zu finden, und wandte sich schließlich an Schleefs Anwalt. Erst elf Tage nach seinem Tod gelangte die Nachricht an die Offentlichkeit.
[29]
Am 15. August 2001 wurde Schleef in seiner Heimatstadt Sangerhausen beerdigt.
[7]
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, in der Schleef einst aufs Scharfste kritisiert wurde, schrieb anlasslich seines Todes: ?Mit Schleef starb ein von der eigenen Biografie und der Geschichte seines geteilten Landes umgetriebener Erinnerungs- und Trauerarbeiter des Theaters. […] Der im thuringischen Sangerhausen geborene Schleef, der 1976 aus der DDR in den Westen ging, war ein genialer Berserker des Regietheaters, aber auch ein besessener Autor“.
[29]
Stampfende nackte Manner in Soldatenmanteln, brullende Chormassen: oft wird die Charakterisierung des Schleef-Theaters auf solche Außerlichkeiten beschrankt. Nicht selten gesellt sich der Vorwurf hinzu, sein Theater spiele mit Elementen der Nazi-Asthetik. Diese Beschreibungen gehen an den Absichten Einar Schleefs vollkommen vorbei. Sein kunstlerisches
Credo
ist in dem Groß-Essay
Droge Faust Parsifal
beschrieben: Schleef hielt die Abschaffung des antiken Chores fur den Sundenfall des Theaters schlechthin (siehe auch
Theater der griechischen Antike
): ?Die Aufspaltung des antiken Chores durch
Shakespeare
, seine Individualisierung, ist nicht bloßer schauspielerfreundlicher Zugewinn, sondern ein bedeutender inhaltlicher Verlust, den kein
Protagonist
wettmachen kann. Der Gesamtzusammenhang der auf der Buhne agierenden Figuren ist zerstort. Damit ist jede Figur auf eigenes Leid zuruckgeworfen, auch befreit von Verantwortung fureinander.“
[3]
:S. 13.
Der Chor, so Schleef, sei heute politisch diskreditiert ? als Ausdruck linker oder rechter
totalitarer
Gesinnung. Tatsachlich galt dieses Theaterelement bis in die 1980er Jahre als uberlebt und ideologisch befrachtet. Wenn Schleef den Chor wieder einfuhrte und zur zentralen Figur seines Theaters machte, ging es ihm vor allem um die Wiedergewinnung der
Tragodie
. Die Tragodie entsteht nach seiner Definition nicht aus der tragischen Verstrickung Einzelner, sondern aus dem Konflikt des
Individuums
mit dem
Kollektiv
, das der Chor reprasentiert.
[30]
Schleef beschrieb in
Droge Faust Parsifal
, dass die Auflosung des Chors in der Theatergeschichte mit der Auflosung der antiken Arena und der Erfindung der Guckkasten-Buhne einherging, die nach den Gesetzen der
Zentralperspektive
funktioniert: nur eine Einzelfigur kann im Fluchtpunkt erscheinen, keine Gruppe. Deshalb unternahm Schleef in nahezu allen seinen Inszenierungen Versuche, den Guckkasten aufzulosen und die kommunikative Situation der antiken Arena wiederherzustellen: beispielsweise durch Stege in den Zuschauerraum. Oder indem er den Chor hinter den Zuschauern auf dem Rang postierte und das Publikum auf diese Weise zum ?Mittler“ zwischen Chor und Buhne machte.
Wichtig war fur Schleef die Herkunft des Theaters aus dem
Ritus
.
[31]
[3]
:S. 247.
Die Aufspaltung der ursprunglichen
Synthese
von Korper, Sprache, Musik und Rhythmus im nachantiken Theater versuchte er in seinen Inszenierungen ruckgangig zu machen. Die Worter verloren durch Schreien, Stampfen, zeitliche Dehnung usw. oft ihren
semantischen
Sinn; sie wurden zu klanglichen Elementen und damit ihrer scheinbaren Selbstverstandlichkeit beraubt. Der
Sprechakt
als solcher wurde auf diese Weise auffallig gemacht.
Der Korper des Schauspielers war bei Schleef nicht nur
Reprasentant
von Zeichen, sondern wurde selbst zum Material.
[32]
Hier streifte Schleefs Theater die Grenze zur
Performance
. Ein eindrucksvoller Beleg dafur war die Kickbox-Szene aus Jelineks
Sportstuck
, in der sich die Darsteller in der Repetition eines bestimmten Wort- und Bewegungsablaufs bis zur Erschopfung verausgabten. Solche heftigen szenischen Aktionen waren zugleich ein beabsichtigter ?Uberfall auf das Sensorium des Zuschauers“.
[33]
Die theatralen Vorgange drangten bei Schleef formlich uber die Rampe und blieben nicht, wie etwa im Theater
Robert Wilsons
, ferne und vom Zuschauer streng abgegrenzte
autonome
Kunstwelten. Ein haufig benutztes Stilmittel im Theater Schleefs war die frontale Aufstellung des Chores an der Rampe, die damit auch ihre Funktion als
virtuelle
Grenzlinie zwischen Buhne und Publikum verlor. Die physischen Einwirkungen der geschrienen, gestampften Texte auf die Sinne der Zuschauer, der Schweißgeruch der Korper, die sichtbaren Anstrengungen der Spieler bis hin zum Schmerz, waren Attacken auf das Bedurfnis des Publikums, einem Geschehen lediglich zuschauen zu konnen. Dem Erlebnis der passiven Konsumtion setzte er die Konfrontation entgegen. Schleef selbst beschrieb die Herkunft dieser wirkungsasthetischen Mittel aus dem Rockkonzert und aus Massensportveranstaltungen.
[34]
Freundlichere Formen der Einbeziehung des Zuschauers waren Speisungen (beispielsweise in
Wessis in Weimar
), die jedoch denselben gedanklichen Hintergrund hatten: namlich Spieler und Publikum als Teilnehmer derselben rituellen Veranstaltung zu vereinen. Es ist der gemeinschaftsstiftende und -erhaltende Sinn des antiken Theaters, das ?tua res agitur“ (Deine Sache wird hier verhandelt), den Schleef in seinem Theater beschwor.
Da Einar Schleef bei allen seinen Arbeiten Regie, Buhnenbild und Kostum als eine untrennbare Einheit sah (und meist auch in
Personalunion
verantwortete), sind die Bildwirkungen seiner Inszenierungen essenziell fur das Verstandnis seines Theaters. Uberraschend ist dabei, dass Schleefs Theaterbilder nicht mit seinem Malstil kongruent sind: wahrend er in der Malerei an den klassischen
Expressionismus
anknupfte,
[35]
herrschte in seinen Buhnenarbeiten große formale Strenge. Klare Schwarz-Weiß-Kontraste, haufig erganzt durch die Farbe Rot, waren typische Elemente. Die Buhne raumte er oft bis an die Brandmauern leer und strukturierte sie allein durch Licht. Stege und Kreuzformen verwischten die Grenze zwischen Buhne und Zuschauerraum. Jeder Realismus in
Requisiten
oder Kostumen wurde vermieden. So entstanden originare Theaterbilder, die explizit nicht auf eine Realitat außerhalb des Theaters verwiesen. Schleefs Asthetik ist
nichtmimetisch
. Aus der Verbindung von Schauspielern, Raum, Kostum, Licht, Rhythmus und Klang schuf er ein eigenes, unverwechselbares Theater-
Idiom
. ≪Das Prinzip seiner Arbeit war: Vereinfachung und Vergroßerung… Kein Detaillismus, kein Psychologismus, sondern Ausdruck, Kraft und lapidare Deutlichkeit. Alle Requisiten waren starke Zeichen, vom Putzeimer uber die Axte bis zum meterlangen Fahnentuch. Ihr Erscheinen auf der Buhne und der Gebrauch auf der Buhne befremdeten und erschreckten oft. In seine Zeichensprache musste man verstehend eindringen.≫ (Gunther Ruhle uber Schleefs Asthetik)
[36]
Schleefs Theater war ein ?singulares“
[37]
Phanomen
und er selbst ein kunstlerischer Einzelganger. Weder war er einer bestimmten Stromung des Zeitgeistes zuzuordnen, noch bildete er eine ?Schule“ von Nachahmern. Die auffalligste Wirkung seiner Arbeit ist vermutlich, dass die Verwendung des Chores als Theater-Element heute vollkommen selbstverstandlich geworden ist und nicht mehr ideologisch verdachtigt wird.
Der Regisseur
Armin Petras
fuhlt sich dem Werk Schleefs in besonderer Weise verbunden. Er inszenierte mehrere seiner Texte und verantwortete als Intendant des Maxim-Gorki-Theaters Berlin 2012 das Festival
Schleef spezial
.
[38]
Unmittelbar nach Schleefs Tod gab es eine Reihe von Bemuhungen, sein Werk zu dokumentieren und einer breiteren Offentlichkeit bekannt zu machen. So erschien noch 2001 im Verlag
Theater der Zeit
das
Einar Schleef Arbeitsbuch
, das Auszuge aus seinen Tagebuchern sowie Erinnerungen seiner Arbeitspartner enthalt. 2002 wurde die
Nietzsche-Trilogie
, die Schleef am Burgtheater Wien urauffuhren wollte, von
Thomas Bischoff
an der Volksbuhne Berlin inszeniert. Im selben Jahr grundete sich in Sangerhausen ein Einar-Schleef-Arbeitskreis. Ebenfalls 2002 veranstaltete die
Kestnergesellschaft
Hannover die erste große Retrospektive des bildnerischen Nachlasses von Einar Schleef mit dem Titel
Schwarz Rot Gold/Glaube Liebe Hoffnung
. Im November 2002 zeigte die Stiftung
Schloss Neuhardenberg
eine Ausstellung unter dem Titel
Einar Schleef. Deutsche Szenen
. Im Mai 2003 wurde das Einar-Schleef-Zentrum im Sangerhausener
Spengler-Museum
eroffnet; seit Oktober 2011 beherbergt es eine neue Dauerausstellung.
[39]
Im Januar 2004, zum 60. Geburtstag Schleefs, veranstaltete der Einar-Schleef-Arbeitskreis Sangerhausen in Zusammenarbeit mit der
Kulturstiftung des Bundes
ein Festival mit dem Titel
Schleef Block 1
, bei dem neben Theaterauffuhrungen, Stadtrundgangen auf den Spuren Schleefs und Ausstellungen auch ein Symposium zur Arbeit Schleefs stattfanden.
[40]
Seit 2004 befindet sich der gesamte bildkunstlerische Nachlass Schleefs im
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
. Von April bis Juli 2008 wurde in Halle (Saale) die Ausstellung
Einar Schleef. Der Maler
mit Gemalden und Zeichnungen gezeigt. 2009 erschien ein Werkverzeichnis. Seit 2019 ist der bildkunstlerische Nachlass online recherchierbar (siehe Weblinks).
Anlasslich des 75. Geburtstags von Schleef veranstaltete das HAU (Hebbel am Ufer, Berlin) im Januar 2019 unter dem Titel
Erinnern ist Arbeit
ein Festival mit Lesungen, Filmen und Gesprachen zur Arbeit Schleefs und seinen Nachwirkungen. Von Mai bis Juli 2019 zeigte das Kunstmuseum Moritzburg die Kabinettausstellung Ohne Titel [Einar Schleef].
- ?Was Kunst werden soll, muss brennen.“ Einar Schleef im Gesprach mit Alexander Kluge, 1999.
[41]
- In einem Nachruf uber Einar Schleef urteilte die osterreichische Schriftstellerin
Elfriede Jelinek
: ?Es hat nur zwei Genies in Deutschland nach dem Krieg gegeben, im Westen
Fassbinder
, im Osten Schleef. Sie waren beide unersattlich, aber nur, um umso mehr geben zu konnen. Am Schluss haben sie sich selbst gegeben.“
[42]
- ?Was war das Außerordentliche an Einar Schleef? Dass sich in seiner Energie und seinem Willen alle Kunste versammelten. Die des Theaters, die der Literatur, die der Malerei und der Grafik, die der Musik, die der Choreografie, die der Kostumbildnerei und der Fotografie. Alle beherrschte er, in der Theorie war er so stark wie im Tun.“ Gunther Ruhle
[43]
- Gertrud.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980,
ISBN 3-518-06723-0
.
- Zuhause.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1981, (Kodak-Fotopreis),
ISBN 3-518-04151-7
.
- Die Bande.
Erzahlungen, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982,
ISBN 3-518-11127-2
.
- Gertrud II.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1984,
ISBN 3-518-04705-1
.
- Arthur
. Mit Zeichnungen des Autors.
Edition Mariannenpresse
, Berlin 1985.
ISBN 3-922510-28-0
.
- Schlangen.
Bildtextband (zusammen mit Hans-Ulrich Muller-Schwefe), Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1986,
ISBN 3-518-03014-0
.
- Heimkehr.
In:
Drucksache.
2, hrsg. vom Berliner Ensemble, 1993,
ISBN 3-923854-78-1
.
- Droge Faust Parsifal.
Essay. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997,
ISBN 3-518-40862-3
.
- Zigaretten.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1998,
ISBN 3-518-12064-6
.
- Mooskammer.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003,
ISBN 3-518-12356-4
.
- Ich habe kein Deutschland gefunden.
Erzahlungen und Fotografien zur Berliner Mauer, Elfenbein Verlag, Berlin 2011,
ISBN 978-3-941184-09-1
.
- Susan Todd, Hans-Ulrich Muller-Schwefe (Hrsg.):
Briefwechsel Gertrud Schleef / Einar Schleef.
- Und der Himmel so blau. Ein Lesebuch. Zusammengestellt von Hans-Ulrich Muller-Schwefe. Mit einem Nachwort von
Etel Adnan
, Elfenbein Verlag, Berlin 2018,
ISBN 978-3-96160-004-5
.
- Tagebuch 1953?1963. Sangerhausen.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004,
ISBN 3-518-41605-7
.
- Tagebuch 1964?1976. Ostberlin.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006,
ISBN 3-518-41758-4
.
- Tagebuch 1977?1980. Wien, Frankfurt am Main, Westberlin.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007,
ISBN 978-3-518-41759-1
.
- Tagebuch 1981?1998. Frankfurt am Main, Westberlin.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009,
ISBN 978-3-518-42069-0
.
- Tagebuch 1999?2001. Berlin, Wien.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009,
ISBN 978-3-518-42070-6
.
- Berlin ein Meer des Friedens
, 1973?1974, Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung am 4. November 1983 am Zimmertheater Heidelberg, Regie: Sigrid Wiegenstein, Buhnenbild:
Anna Viebrock
- Der Fischer und seine Frau
, henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag, Berlin, Urauffuhrung am 14. April 1976, Staatliches Puppentheater Dresden, Regie: Einar Schleef
- Die Party
(nach August Strindberg), 1977, In:
Theater der Zeit.
1/2004, Berlin 2004, S. 62 ff., Urauffuhrung am 4. Februar 2005,
Theater der Stadt Heidelberg
, Regie: Davud Bouchehri
- Lucretia Borgia
, Bearbeitung des Stucks von
Victor Hugo
, deutsch von
Georg Buchner
. In:
Theater der Zeit.
1/2005, Berlin 2005, S. 59 ff, Urauffuhrung am 10. November 1978, Tramdepot Tiefenbrunnen, Zurich, Regie: Einar Schleef
- Wezel
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1983,
ISBN 3-518-04501-6
, Urauffuhrung am 7. Oktober 1995,
Theater Nordhausen
, Regie:
Peter Staatsmann
- Das lustigste Land
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin, Urauffuhrung am 3. Februar 1984,
Landesbuhne Wilhelmshaven
, Regie: Georg Immelmann
- Mutter
(gemeinsam mit Hans-Ulrich Muller-Schwefe), Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung: 23. Februar 1986, Schauspiel Frankfurt, Regie: Einar Schleef
- Die Schauspieler
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1986,
ISBN 3-518-03067-1
, Urauffuhrung am 12. Marz 1988, Schauspiel Frankfurt, Regie: Einar Schleef
- Gertrud, ein Totenfest
Monolog fur Frauenchor. In: Theater der Zeit, 10/2002, S. 55 ff, Urauffuhrung: 18. Oktober 2003,
Dusseldorfer Schauspielhaus
, Regie:
Thomas Bischoff
- Totentrompeten 1?4
, Stucke und Materialien. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002,
ISBN 3-518-13430-2
, Urauffuhrungen der Teile 1 bis 3 1995, 1997 und 2000 am
Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin
, Regie:
Ernst M. Binder
, Teil 4 bei den
Ruhrfestspielen Recklinghausen
2011, Regie: Ernst M. Binder
- Salome
(nach Oscar Wilde), Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung: 21. Juni 1997, Schauspielhaus Dusseldorf, Regie: Einar Schleef
- Wilder Sommer
Suhrkamp Theater & Medien, Urauffuhrung am 2. Januar 1999, Burgtheater Wien, Regie: Einar Schleef
- Nietzsche Trilogie
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003,
ISBN 3-518-13432-9
, Urauffuhrung am 24. April 2002,
Volksbuhne Berlin
, Regie: Thomas Bischoff
- Lange Nacht
. Suhrkamp Theater & Medien
- Republikflucht
(
Hessischer Rundfunk
1978)
- Die Bande
(
Osterreichischer Rundfunk
1978)
- Tod des Lehrers
(Hessischer Rundfunk 1980)
- Berlin-Begegnungen
(Hessischer Rundfunk 1982)
- Die Einladung
(Osterreichischer Rundfunk 1983)
- Abschlußfeier
(Hessischer Rundfunk 1983)
- Berlin ein Meer des Friedens
(
Sender Freies Berlin
1985)
- Gewohnlicher Abend
(
Sudwestrundfunk
1985)
- Berlin A Sea of Peace
(
British Broadcasting Corporation
, London 1987)
- Wittenbergplatz
(Sender Freies Berlin 1987)
- Unruhe
(Hessischer Rundfunk 1988)
- Totentrompeten
(Mitteldeutscher Rundfunk 1995)
uber Schleef
- Heimkehr ? Einar Schleef in Sangerhausen
von Gerhard Ahrens, 58 Min. Produktion:
MDR Figaro
2004
- Entweder bin ich irr oder die Welt
nach Texten von Einar Schleef von Mathias Baxmann. 73 Min. Produktion:
SWR
,
WDR
wurde mit ARD-Horspielpreis 2006 ausgezeichnet
[44]
- Gertrud ? Ein Totenfest
, Monolog fur Frauenchor, mit
Jutta Hoffmann
, Stiftung Schloß Hardenberg/ MDR Figaro 2003
- Gertrud Schleef ? Einar Schleef, Briefwechsel I
, mit Jutta Hoffmann und
Thomas Thieme
, (MDR Figaro 2009)
- Gertrud Schleef ? Einar Schleef, Briefwechsel II
, mit Jutta Hoffmann und Thomas Thieme, (MDR Figaro 2011)
- Gertrud Schleef, Einar Schleef: Briefwechsel I+II
, mit Jutta Hoffmann und Thomas Thieme, mp3-CD, 4h 48 min., Der Audio Verlag Berlin 2021,
ISBN 978-3-7424-2134-0
Artikel in Zeitschriften und anderen Publikationen (Auswahl)
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]
- Aromaersatzstoffe und Schrott.
In: Jahrbuch 1995
Theater heute.
Erhard Friedrich Verlag, Seelze 1995,
ISBN 3-617-51992-X
, S. 102?111.
Der bildkunstlerische Nachlass Schleefs umfasst mehr als 6.900 Zeichnungen und 157 Gemalde und befindet sich im
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
. Teile des Werkes werden in der Sammlungsprasentation ?Wege der Modernei“ prasentiert.
[45]
Seit 2019 ist der komplette bildkunstlerische Nachlass erfasst und online recherchierbar.
- Die Nibelungen
. (1987?1988 in der Ausstellung
Die Nibelungen
im Munchner
Haus der Kunst
gezeigt)
- Klage
. (?Telefonzellen-Bilder“, 18 hochformatige Einzelbilder), (1978?1983)
- Deutschland
, 10 großformatige Bilder (1986?1990)
- Sangerhausen 1970/72
, Fotografien
- Tagebuchbilder
- D. H. Lawrence
:
Der Mann, der die Inseln liebte.
Mit farbigen Illustrationen von Einar Schleef. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990,
ISBN 3-518-22044-6
.
- Einar Schleef, Hans-Ulrich Muller-Schwefe:
Schlangen: Die Geschichte der Stadt Theben.
ISBN 3-518-03014-0
. (Enthalt Reproduktionen von 60 farbigen Zeichnungen Schleefs)
- Thomas Brasch
:
Poesiealbum
89.
Umschlagbild und Innengrafik von Einar Schleef.
[46]
Verlag Neues Leben, Berlin 1975.
- Alexander Baer:
Der letzte Strandrauber.
Illustrationen von Einar Schleef.
Verlag Volk und Welt
, Berlin 1975.
- Karl Zuchardt
:
Die Stunde der Wahrheit.
Umschlagbild des Schutzumschlags (zusammen mit Lothar Reber). Ausgabe fur buchclub 65, 1976
- Erich Fried
:
Kampf ohne Engel. Gedichte.
Mit einer Illustration von Schleef. Verlag Volk und Welt, Berlin 1976.
- Ivan Dra?
:
Ukrainische Pferde uber Paris.
Illustrationen von Einar Schleef. Verlag Volk und Welt, Berlin 1976.
- Einar Schleef:
Republikflucht. Waffenstillstand. Heimkehr
. Hrsg. von den Sektionen/Wissenschaftlichen Abteilungen Darstellende Kunst und Bildende Kunst, Akademie der Kunste Berlin, Berlin 1992,
ISBN 3-87024-221-3
.
- Carsten Ahrens:
Einar Schleef: Schwarz Rot Gold/Glaube Liebe Hoffnung
. Material, Text, Fotografie, Film, Theater.
Kestnergesellschaft
, Hannover 2002
- Carsten Ahrens,
Hans Jurgen Syberberg
:
Einar Schleef: Deutsche Szenen
. Mit einer filmischen Hommage a Schleef von Hans Jurgen Syberberg. Stiftung Schloss Neuhardenberg, Hannover 2002.
- Harald Muller, Wolfgang Behrens:
Einar Schleef: Kontaktbogen. Fotografie 1965?2001
. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2006,
ISBN 3-934344-58-5
.
- Michael Freitag, Katja Schneider (Hrsg.):
Einar Schleef. Der Maler.
Stiftung Moritzburg Halle. Erschienen zur Ausstellung im ehemaligen Karstadt-Gebaude Halle, 26. April bis 20. Juli 2008. Dumont Verlag, Koln 2008,
ISBN 978-3-8321-9089-7
.
- Michael Freitag, Katja Schneider (Hrsg.):
Bildernachlass: Einar Schleef.
anlasslich der Ausstellung
Einar Schleef. Ich Bin ein Anderer in Mir. Lebensorte.
23. Oktober 2011 bis 15. Januar 2012, Stiftung Moritzburg/ Halle (Saale). Stiftung Moritzburg/ Halle (Saale),
ISBN 978-3-86105-054-4
.
- Marko Kloß, Einar-Schleef-Arbeitskreis Sangerhausen e. V. (Hrsg.):
Einar Schleef. Theaterplakate.
Dokumentation der gleichnamigen Ausstellung vom 5. Oktober 2011 bis 31. Marz 2012. Leipzig 2012,
ISBN 978-3-00-036169-2
.
- Kathleen Krenzlin (Hrsg.):
Einar Schleef. Kontainer Berlin.
Verlag Theater der Zeit, Berlin 2014,
ISBN 978-3-943881-68-4
.
- 1972
Don Gil von den grunen Hosen
von
Tirso de Molina
, Volksbuhne Berlin, Ausstattung
- 1972
Katzgraben
von
Erwin Strittmatter
, Berliner Ensemble, Co-Regie, Ausstattung
- 1974
Fruhlings Erwachen
von
Frank Wedekind
, Berliner Ensemble, Co-Regie, Ausstattung
- 1975
Fraulein Julie
von
August Strindberg
, Berliner Ensemble, Co-Regie, Ausstattung
- 1975
Die Korrektur
und
Herakles 5
von Heiner Muller, Studentenbuhne der
Hochschule fur Okonomie Berlin-Karlshorst
, Co-Regie und Ausstattung
- 1975
Der Fischer und seine Frau
von Einar Schleef nach den
Brudern Grimm
, Regie und Ausstattung
- 1978
Lucretia Borgia
von Einar Schleef nach
Victor Hugo
, Tramdepot Tiefenbrunnen Zurich, Regie und Ausstattung
- 1986
Mutter
von Einar Schleef und Hans-Ulrich Muller-Schwefe nach
Aischylos
,
Sieben gegen Theben
und
Euripides
’
Die Schutzflehenden
, Schauspiel Frankfurt, Regie und Ausstattung
- 1987
Vor Sonnenaufgang
von
Gerhart Hauptmann
, Schauspiel Frankfurt, Regie und Ausstattung
- 1987
Die Nacht mit Mozart
(mit Bertrand Sauvat und Gabriele Gerecke), Urauffuhrung, Festival Spoleto, Regie und Ausstattung
- 1988
Die Schauspieler
von Einar Schleef, Urauffuhrung, Schauspiel Frankfurt, Regie und Ausstattung
- 1989
Ur-Gotz
von
Johann Wolfgang von Goethe
, Schauspiel Frankfurt, Regie und Ausstattung
- 1990
Neunzehnhundertachtzehn
von
Lion Feuchtwanger
, Schauspiel Frankfurt, Regie und Ausstattung
- 1990
Faust. Der Tragodie erster und zweiter Teil
von
Johann Wolfgang von Goethe
, Schauspiel Frankfurt, Regie und Ausstattung
- 1993
Wessis in Weimar
von
Rolf Hochhuth
, Urauffuhrung, Berliner Ensemble, Regie und Ausstattung
- 1993
Faust. Der Tragodie erster und zweiter Teil
von
Johann Wolfgang von Goethe
, Schillertheater (Berlin), Regie und Ausstattung (Die Premiere kommt wegen der Schließung des Schillertheaters nicht mehr heraus)
- 1995
Herr Puntila und sein Knecht Matti
von
Bertolt Brecht
, Berliner Ensemble. Regie, Ausstattung und Hauptrolle
- 1997
Salome
nach
Oscar Wilde
, Dusseldorfer Schauspielhaus. Regie und Ausstattung. Eingeladen zum Berliner Theatertreffen
- 1998
Ein Sportstuck
von
Elfriede Jelinek
, Urauffuhrung, Burgtheater, Wien. Regie und Ausstattung. Eingeladen zum Berliner Theatertreffen
- 1999
Wilder Sommer
von Einar Schleef nach
Carlo Goldonis
Trilogie der Sommerfrische
, Urauffuhrung, Burgtheater, Wien. Regie und Ausstattung
- 1999
Der Golem in Bayreuth
von
Ulla Berkewicz
, Akademietheater Wien. Regie, Ausstattung und Darsteller
[47]
- 2000
Verratenes Volk
(nach Texten von
John Milton
,
Friedrich Nietzsche
,
Edwin Erich Dwinger
und
Alfred Doblin
), Deutsches Theater Berlin, Regie und Ausstattung
Inszenierungen seiner Werke durch andere Regisseure (Auswahl)
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- Totentrompeten
, (Urauffuhrung), Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin 1995, Regie:
Ernst M. Binder
, eingeladen zu den Mulheimer Theatertagen ’95, den Potsdamer Theatertagen und zum
Heidelberger Stuckemarkt
, nominiert zum Berliner Theatertreffen 1995.
- Drei Alte tanzen Tango
(Urauffuhrung), Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin 1997, eingeladen zu den Mulheimer Theatertagen ’97
- Die Bande
(Urauffuhrung) nach der gleichnamigen Erzahlung,
Schauspiel Leipzig
2001, Regie:
Armin Petras
, innerhalb des Theaterspektakels www.heimat.le
[48]
- Gertrud. Ein Totenfest
, nach dem gleichnamigen Roman fur die Buhne eingerichtet von
Edith Clever
und Dieter Sturm. Berliner Ensemble 2002, Regie: Edith Clever
- Nietzsche-Trilogie
, Volksbuhne Berlin 2002, Regie:
Thomas Bischoff
[49]
- Zigaretten
(Urauffuhrung) nach der gleichnamigen Erzahlung von Schleef, fur die Buhne eingerichtet von Armin Petras,
Nationaltheater Mannheim
2003, Regie: Armin Petras
- Das Denkmal
nach der gleichnamigen Erzahlung fur die Buhne eingerichtet von Armin Petras, Hoyerswerda 2003, Regie: Armin Petras
- Gertrud. Ein Totenfest
(Urauffuhrung), nach dem Roman
Gertrud
, fur die Buhne eingerichtet von Einar Schleef,
Dusseldorfer Schauspielhaus
2003, Regie: Thomas Bischoff
- Gertrud
nach dem gleichnamigen Roman fur die Buhne eingerichtet von Judith Wilske, Kampnagelfabrik Hamburg 2003, Regie: Judith Wilske
[50]
- Gertrud
nach dem gleichnamigen Roman, fur die Buhne eingerichtet von Jens Groß,
schauspielfrankfurt
2007, Regie: Armin Petras, 2008 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
[51]
- Die Abschlussfeier
(Urauffuhrung), nach einer Erzahlung von Einar Schleef fur die Buhne bearbeitet von Armin Petras. Maxim Gorki Theater, Berlin 2009.
- Gute Reise auf Wiedersehen.
(Urauffuhrung), Koproduktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen und dramagraz, Regie: Erst M. Binder, 2011.
- Droge Faust.
(Urauffuhrung) nach Einar Schleefs
Droge Faust Parsifal
und Johann Wolfgang von Goethes
Faust
, Koproduktion des
Centraltheater Leipzig
und des
Maxim Gorki Theater
Berlin, Regie: Armin Petras, 2011 und 2012
[52]
- Ulrike Krone-Balcke:
Schleef, Einar.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007,
ISBN 978-3-428-11204-3
, S. 34 f. (
Digitalisat
).
- Wolfgang Behrens:
Einar Schleef. Werk und Person.
Theater der Zeit, Berlin 2003,
ISBN 3-934344-30-5
.
- Wolfgang Behrens:
Im Exil der eigenen Sprache.
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