Gabriel Bethlen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
(Weitergeleitet von Bethlen Gabor )
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gabor Bethlen, Kupferstich aus Theatrum Europaeum , 1662
Siegel Gabriel Bethlen 1621

Gabriel Bethlen von Iktar ( ungarisch Bethlen Gabor , slowakisch Gabriel Betlen , * um 1580 in Elienmarkt , Furstentum Siebenburgen ; † 15. November 1629 in Weißenburg ) war von 1613 bis 1629 Furst von Siebenburgen und von 1619 bis 1626 Anfuhrer von anti-habsburgischen Aufstanden im Konigreich Ungarn auf dem Gebiet der heutigen Slowakei . Seine Feldzuge fanden im Rahmen des Dreißigjahrigen Krieges statt.

Siebenburgen und Bethlens Rolle 1605?1620 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herkunft und Machtergreifung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Gebiet des kleinen ehemaligen Furstentums Siebenburgen bildet heute geografisch das Zentrum und den Nordwesten Rumaniens und grenzt im Nordwesten an die heutige Ostgrenze von Ungarn. Damals war das Furstentum Siebenburgen offiziell Teil des Konigreich Ungarn . Die Fursten von Siebenburgen waren zwar Vasallen der Krone von Ungarn, de facto aber waren sie unabhangig und schwankten politisch zwischen den Osmanen und den Habsburgern .

Gabriel Bethlen war der Sohn eines ungarischen, in Siebenburgen beguterten Aristokraten, der sich als hervorragender Reitergeneral in der Armee des Fursten von Siebenburgen unentbehrlich gemacht hatte. 1605 erwarb Gabriel Bethlen die Burg Hunedoara und erwies sich zweimal als ?Konigsmacher“, als er 1605 Stephan Bocskai und 1608 Gabriel Bathory die siebenburgische Furstenkrone verschaffte. Die Annaherung Bathorys an die Habsburger zwang Bethlen ? bereits damals ein erklarter Gegner der osterreichischen Herrscherfamilie ? jedoch zur Flucht zu den Turken . Im Oktober 1613 kehrte Bethlen mit einem turkischen Heer zuruck, besiegte Bathory und ließ sich durch den Landtag zu Klausenburg zum Fursten von Siebenburgen wahlen. Sein Weg zur Macht war voller Intrigen und ? wie seine Feinde sagten ? mit Morden erreicht worden. Bethlen konnte sich aber erfolgreich behaupten, weil er seine Untertanen jahrlich in Kriege fuhrte und ihnen Plunderungen ermoglichte. Als fahiger Soldat und geschickter Diplomat wechselte er immer wieder seine Bundnisse. Einen ersten Einfall in habsburgische Gebiete unternahm Bethlen bereits 1616.

Kriegsbeginn in Osterreich bis 1620 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Beginn des Dreißigjahrigen Krieges fuhrte Bethlen, der Calvinist war, Verhandlungen mit protestantischen Heerfuhrern, mit Polen, Frankreich, Schweden und den Habsburgern, aber auch mit den Osmanen. Als Calvinist hatte er auch die Entwicklung des Standeaufstands in Bohmen und die Vorgange um die Bildung der Bohmischen Konfoderation verfolgt und wollte im Rahmen seines jahrlichen Sommerfeldzugs 1619 auf Seiten der Protestanten in Bohmen eingreifen.

Zu seinem ersten Feldzug gegen die Habsburger fiel er mit einem Heer im August 1619 im halbprotestantischen Ungarn zu der Zeit ein, als sich die Kurfursten des Reiches in Frankfurt zur Wahl des neuen Kaisers versammelt hatten. Die Eroberung der Stadt Ko?ice (dt. Kaschau , ung. Kassa ) im August 1619 bildete den Auftakt seines Feldzuges. In der Folge konnte er fast die gesamte heutige Slowakei (samt den Gebirgen Cserehat und Zemplenyi hegyseg im heutigen Ungarn) einschließlich Pressburg erobern, d. h. das Hauptgebiet des damaligen Konigreiches Ungarn . In Ungarn schlossen sich viele Burger als Soldner dem Heer von Bethlen an und am 20. August konnte er einen Bundnisvertrag mit Heinrich Matthias von Thurn , dem militarischen Fuhrer des Standeaufstands der Protestanten in Bohmen, abschließen.

Am 26. August 1619 wurde in Prag Kurfurst Friedrich von der Pfalz mit 100 gegen 46 Stimmen zum neuen Konig von Bohmen gewahlt. Zwei Tage spater wurde in Frankfurt der in Prag abgewahlte Konig von Bohmen als Ferdinand II. zum Kaiser gewahlt. Zur gleichen Zeit brachen im Suden von Osterreich in der Steiermark Aufstande der Protestanten aus. Im Norden von Osterreich eroberte Gabriel Bethlen am 14. Oktober Pressburg, trieb unbezahlte kaiserliche Soldner uber die Donau und ruckte das Land verwustend auf Wien vor, wo Hungersnot und Pest herrschte. Der neu gewahlte Kaiser Ferdinand II. hatte am 8. Oktober in Munchen mit Herzog Maximilian I. (Bayern) einen militarischen Unterstutzungsvertrag geschlossen und traf Ende Oktober 1619 wieder in Wien ein. Das Heer von Gabriel Bethlen stand bereits vor den Toren der Stadt, musste aber die Belagerung abbrechen. Kaiserliche Truppen unter Karl Bonaventura Graf von Buquoy waren in Oberungarn (die heutige Ostslowakei ) einmarschiert und mussten von Bethlen bekampft werden. Bethlen konnte die Gebiete verteidigen und eroberte sogar fur kurze Zeit auch das Gebiet um die Stadt Sopron in Westungarn. [1]

Nach einem kurzen Waffenstillstand ließ sich Bethlen auf seinem Landtag von Neusohl (slowakisch Banska Bystrica , ung. Besztercebanya ) am 25. August 1620 [2] mit der Zustimmung der Turken zum Konig von Ungarn wahlen.

Portrat Gabriel Bethlens

Die Schlacht in Bohmen Nov. 1620 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Es hatte ein Jahr gedauert bis Gabor Bethlen mit seinem Heer erneut Ungarn uberrannte, mit dem Ziel nach Bohmen vorzurucken, um dort in der Umgebung von Prag den Protestanten zu helfen. Die angeblichen Hilfen waren aber meist verbunden mit Plunderungen der Dorfer. Zur gleichen Zeit zog auch das Heer der Katholischen Liga mit dem Befehlshaber Tilly unter Verwustung der protestantisch gepragten Oberpfalz nach Norden und uberschritt am 26. September 1620 die bohmische Grenze. Vereinzelt hatten die Soldner des Tilly-Heeres auf dem Weg nach Prag auch Kontakte mit Soldnern des Bethlen-Heeres. Der Aufmarsch des bohmischen Heeres zur bevorstehenden Schlacht am Weißen Berg vollzog sich teilweise im Feuerschein der von undisziplinierten Truppen des Bethlen-Heeres in Brand gesetzten Hauser, beobachtet von den feindlichen kaiserlich-bayerischen Truppen, die deshalb informiert waren uber Ort und Umgebung der bohmischen Stellungen. Auch den Bethlen-Truppen wurden Stellungen zugewiesen, jedoch bleibt unklar, ob diese Stellungen eingenommen wurden und ob sich die Bethlen-Truppen an der Schlacht beteiligten. [3]

Folgen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Sieg der Habsburger in der Schlacht am Weißen Berg in Bohmen errangen habsburgische Truppen auch Erfolge gegen Bethlen und eroberten die heutige West- und Mittelslowakei zuruck (siehe auch Schlacht bei Tyrnau ). Bethlen musste in der Folge am 31. Dezember 1621 mit den Habsburgern den Frieden von Nikolsburg (tsch. Mikulov ) abschließen, in dem er auf die eroberten Gebiete im koniglichen Ungarn und auf die ungarische Krone verzichtete. Zum Ausgleich dafur wurden aber sieben oberungarische Komitate (in der heutigen Slowakei, Karpato-Ukraine und Nordost-Ungarn) sowie die Furstentumer Oppeln und Ratibor in Schlesien bis zu seinem Tod an Siebenburgen angeschlossen.

Da Bethlen mit dem Frieden von Nikolsburg unzufrieden war, unternahm er einen zweiten Feldzug (1623?1624). Mit dem Ziel, sich den mahrischen Standen anzuschließen, eroberte er wieder die ganze heutige Slowakei, musste aber am 8. Mai 1624 im Wiener Frieden den Frieden von Nikolsburg bestatigen und die schlesischen Furstentumer wieder aufgeben.

Bethlen blieb weiterhin eine wichtige Figur im Generalstab des politischen Calvinismus . Allerdings konnte er als Feldherr keine wirklich großen Siege erringen, da er mit seiner auf einen uberraschenden Angriff und schnellen Ruckzug ausgerichteten Reitertruppe keine Feldschlacht gegen eine mit Kanonen bestuckte Armee wagen konnte.

1626 begann Bethlens letzter Feldzug, diesmal mit dem Ziel sich im Rahmen des Dreißigjahrigen Kriegs den Koalitions -Truppen von Ernst von Mansfeld in Schlesien anzuschließen. Zum Teil hat ihn zu diesem Feldzug auch seine 1626 erfolgte Vermahlung mit Katharina , der Schwester des Kurfursten von Brandenburg , der ebenfalls Calvinist war, bewogen, da der Kaiser die Werbung Bethlens um die Hand seiner Tochter abgelehnt hatte. Nachdem Bethlen wieder die gesamte heutige Slowakei erobert hatte, wurde er jedoch vom kaiserlichen General Albrecht von Wallenstein schnell zum Ruckzug in die sudlichen Gebiete der heutigen Mittelslowakei gezwungen. Wallenstein eroberte Tyrnau (slow. Trnava , ung. Nagyszombat ), Neutra (slow. Nitra , ung. Nyitra ) und Neuhausel (ung. Ersekujvar , slow. Nove Zamky ). Anfang Oktober 1626 trafen Wallensteins und Bethlens Truppen bei Dregely-Palank (slow. Drege?ska Palanka ) am Fluss Eipel (ung. Ipoly , slow. Ipe? ) aufeinander, beide Armeen zogen sich dann aber zuruck. Da sich Bethlen nicht mehr mit den Koalitions-Truppen verbinden konnte, bat er die Habsburger (Kaiser Ferdinand II. ) um eine Beendigung des Waffengangs . Am 20. Dezember 1626 musste Bethlen den Frieden von Pressburg (1626) unterschreiben, mit dem mehr oder weniger die vorigen zwei Friedensvertrage bestatigt wurden.

Gabor Bethlen (Ungarische Banknote, 2000 Forint, 1998)

Sonstiges [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Zeit danach blieb Bethlen ruhig, sorgte fur die Wohlfahrt seines Landes und forderte Kunste, Wissenschaften und Gewerbe.

Bethlens erste Gemahlin Susanna Karolyi starb 1622 kinderlos. Am 1. Marz 1626 heiratete er Katharina von Brandenburg (* 28. Mai 1602, † 27. August 1644), die Ehe blieb ebenfalls kinderlos.

Bethlen stiftete die Akademie zu Weißenburg und berief fremde Gelehrte, Kunstler und Handwerker.

1979 erschien in Ungarn eine 200 Forint Gedenkmunze (Silber-640 fein) zum 350. Todestag.

Historiker zeichnen von Bethlen ein unterschiedliches Bild. Ungarische Historiker sehen in ihm eher einen aufgeklarten absolutistischen Herrscher, der die Volkswirtschaft forderte, wahrend deutsche und slowakische Historiker ihn eher als einen grausamen und beutegierigen Plunderer betrachteten.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Gabor Bethlen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Cicely Veronica Wedgwood: Der 30jahrige Krieg . Cormoran Verlag, Munchen 1999, ISBN 3-517-09017-4 , S. 85?88 und 92?97.
  2. Gabor Barta, Gerhard Seewann : Kurze Geschichte Siebenburgens . Hrsg.: Bela Kopeczi . Akademiai Kiado, Budapest 1989, ISBN 963-05-5667-7 , Teil VI Die Blutezeit des Furstentums (1606?1660) , Kapitel 3. Siebenburgen und der Dreißigjahrige Krieg ( Ausschnitt Teil VI Kapitel 3 [abgerufen am 8. August 2020] ungarisch: Erdely rovid tortenete . Ubersetzt von Harriett Ferenczi).
  3. Cicely Veronica Wedgwood: Der 30jahrige Krieg . Cormoran Verlag, Munchen 1999, ISBN 3-517-09017-4 , S. 110f.
Vorganger Amt Nachfolger
Gabriel Bathory Furst von Siebenburgen
1613?1629
Stephan Bethlen