Arbeit
im Sinne der
Betriebswirtschaftslehre
ist jede plan- und zweckmaßige Betatigung einer
Arbeitsperson
in korperlicher und geistiger Form, die dazu dient,
Guter
oder
Dienstleistungen
in einem
Betrieb
zu produzieren.
In der Betriebswirtschaftslehre wurde bereits 1922 auf die Besonderheiten der menschlichen Arbeit eingegangen, wobei der wertschopfende Charakter der menschlichen Arbeit betont wurde.
[1]
Heinrich Nicklisch
war der Auffassung, dass allein mit
Kapital
die
Unternehmen
ihre Ziele nicht erreichen konnten ? es bedurfe
menschlicher Arbeit
und der Kooperation auf der Grundlage von
Arbeitsteilung
. Folglich konne man eigentlich eine Unternehmung auch als Arbeitsunternehmung bezeichnen. Fur ihn waren
Lohne und Gehalter
keine
Kosten
, sondern
ex ante
ausgeschuttete Erfolge.
[2]
Inzwischen kann die 1951 von
Erich Gutenberg
vorgenommene Gliederung als akzeptiert angesehen werden. Nach Gutenbergs klassischer Aufteilung ist Arbeit einer der drei elementaren betrieblichen
Produktionsfaktoren
Arbeit,
Betriebsmittel
(wie
Grundstucke
,
Gebaude
,
Maschinen
,
Werkzeuge
) und
Werkstoffe
(
Roh-
,
Hilfs-
und
Betriebsstoffe
) (beide letzteren werden in der
Volkswirtschaftslehre
zum Kapital zusammengefasst). Die eingesetzten Produktionsfaktoren (
englisch
input
) werden in einem Transformationsprozess (
englisch
throughput
) ?
Produktion
genannt ? in
marktfahige
Endprodukte
(
englisch
output
) verwandelt.
Bereits Gutenberg wies 1958 darauf hin, dass die menschliche
Arbeitsleistung
im Betrieb von seinen Fahigkeiten und seinem Antrieb bestimmt werde.
[3]
Fahigkeiten waren seine korperlichen, geistigen und seelischen Anlagen, unter Antrieben verstand er eine ?positive Einstellung zur Arbeit“ (also
Arbeitsmotivation
). Diese Faktoren nennt er
subjektive Arbeitsbedingungen
, wahrend die
objektiven Arbeitsbedingungen
die
Arbeitstechnik
, Gestaltung des
Arbeitsplatzes
und die
Pausenregelung
umfassen.
[4]
Als planmaßige Tatigkeit transformiert die Arbeit ein
Arbeitsobjekt
in ein ideell vorgegebenes, angestrebtes
Arbeitsergebnis
, welches ein
marktfahiges
Produkt darstellt. Das Arbeitsobjekt ist eine Kombination materieller (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe,
Buromaterialien
) und immaterieller Guter (
Informationen
,
Arbeitsanweisungen
,
Entscheidungen
), die im Rahmen eines
Arbeitsprozesses
in ein marktfahiges Produkt umgewandelt werden. Im Arbeitsprozess konnen Arbeitshilfsmittel (so genannte
Potenzialfaktoren
) repetitiv eingesetzt werden, die die menschliche Arbeitsleistung unterstutzen, ohne jedoch selbst in das Produkt einzugehen (etwa Werkzeuge, Computer).
[5]
Das Wort
Arbeit
stammt aus dem
Althochdeutschen
arabeit
und bedeutete noch im
Mittelhochdeutschen
?Muhsal“, ?Not“ oder ?Bedrangnis“ und war damit eindeutig negativ
belegt
. Es stand die mit der Arbeit verbundene Muhe im Mittelpunkt,
[6]
die heute mit dem
Arbeitsleid
umschrieben wird. Erst zum
Neuhochdeutschen
hin trat eine Bedeutungsverengung ein, die dazu fuhrte, dass mit Arbeit eine plan- und zweckmaßige Betatigung und deren Produkte bezeichnet werden konnte.
[7]
Christian Wolff
war einer der ersten, der in seinem Todesjahr 1754 einen zeitgemaßen Arbeitsbegriff einfuhrte: ?Die Verrichtungen, welche der Mensch vornimmt, zeitliches Vermogen zu erwerben, werden
Arbeit
genannt“.
[8]
Arbeit kann unterteilt werden in
objektbezogene
(Gestaltung eines Produktes im Arbeitsprozess) und
ausfuhrende
und in
dispositive menschliche Arbeit
. Letztere wird auch als
dispositiver Faktor
bezeichnet, dessen Aufgabe darin besteht, die elementaren Produktionsfaktoren zusammenzufuhren und zu kombinieren.
[9]
Von ?objektbezogener Arbeit“ wird gesprochen, wenn menschliche Fahigkeiten und Fertigkeiten unmittelbar fur die Leistungserstellung (=
Produktion
), Leistungsverwertung (=
Vertrieb
) und finanzielle Abwicklung (=
Finanzen
) eingesetzt werden.
[10]
Dispositive Arbeit ist die Aufgabe der Unternehmensfuhrung mit
Planung
,
Organisation
und
Kontrolle
.
[11]
Arbeit wird somit sowohl als objektbezogener Elementarfaktor als auch als dispositiver Faktor im Unternehmen verwendet.
[12]
Daneben wird unterschieden nach
- korperlicher
oder
geistiger
Arbeit (Art der Betatigung),
- leitender
oder
ausfuhrender
Arbeit (Rangstellung),
- ungelernter
,
angelernter
und
gelernter
Arbeit (Vorbildung),
- selbstandiger
oder
unselbstandiger
Arbeit (steuerrechtliche Einordnung).
Korperliche und geistige Arbeit tritt regelmaßig kombiniert auf; ihre Einteilung entscheidet sich nach dem Schwerpunkt der Betatigung und
Arbeitsschwere
(
Handarbeit
,
Muskelarbeit
,
Schwerarbeit
,
Schwerstarbeit
). Durch Wahrnehmung von Kontroll- und Entscheidungsaufgaben wird auch ausfuhrende Arbeit immer mehr mit Leitungsaufgaben betraut (
Job-Enrichment
).
Ungelernte
und angelernte Arbeitskrafte besitzen keine abgeschlossene
Berufsausbildung
, angelernte Krafte besitzen eine begrenzte
Ausbildung
(zwischen drei Monaten und weniger als zwei Jahre), ungelernte konnen weder eine Berufsausbildung noch ein Anlernverhaltnis nachweisen. Die steuerrechtliche Einordnung unterscheidet danach, wie hoch der Grad der
Weisungsbefugnis
ist.
Die Arbeit(saufgabe) ist untrennbar mit der Person des Arbeitenden verbunden, so dass Arbeit auch in der Betriebswirtschaftslehre ein knapper Produktionsfaktor ist. Er hat daher einen Preis in Form einer Entlohnung (Lohn, Gehalt, Provision, Honorar). Im
Arbeitsvertrag
bestehen
arbeitsrechtlich
zwei Hauptpflichten, namlich die Pflicht zur
Arbeitsleistung
durch den
Arbeitnehmer
und die Pflicht zur
Entlohnung
durch den
Arbeitgeber
.
Der
REFA
-Verband definiert Arbeit im Sinne des
Arbeitsstudiums
als
?Arbeit im Sinne des Arbeitsstudiums ist die Erfullung der Aufgabe eines Arbeitssystems durch das Zusammenwirken von Mensch und Betriebsmittel mit dem Arbeitsgegenstand“
Die Unterteilung in (vorwiegend) muskulare und (vorwiegend) geistige Arbeit verliert im Zuge der Mechanisierung immer mehr an Bedeutung, obwohl es auch heute noch Arbeitsaufgaben gibt, die erhebliche Anforderungen an die Physis des Arbeitenden stellen. Nach den Arbeitsaufgaben gliedert Wolfgang Laurig
[14]
Arbeitsform
nach Laurig
[14]
|
Energetische Arbeit
(Erzeugen und Abgeben von Kraften)
|
Informatorische Arbeit
(Verarbeiten und Erzeugen von Informationen)
|
muskulare Arbeit
|
sensumotorische Arbeit
|
reaktive Arbeit
|
kombinatorische Arbeit
|
schopferische Arbeit
|
Wodurch wird die Arbeitsaufgabe charakterisiert? Hilfsfrage: Was wird vom Menschen verlangt?
|
Abgeben von Muskelkraften, haufig als ?Arbeit“ im Sinne der Mechanik, d. h. Bewegung von Massen durch Muskelkraft
|
Hand- und/oder Armbewegungen mit bestimmter Genauigkeit ausfuhren, Krafte sind dabei nicht von Bedeutung
|
Informationen aufnehmen und verarbeiten, gegebenenfalls reagieren
|
Informationen aufnehmen, verarbeiten, in andere Informationen umsetzen und abgeben
|
Informationen erzeugen und gegebenenfalls abgeben.
|
Wodurch ist die Wirkung charakterisiert? Hilfsfrage: Welche Organe werden uberwiegend durch die Arbeitsaufgabe beansprucht?
|
Muskeln, Sehnen, Kreislauf, Atmung, Skelett
|
Muskeln, Sehnen, Sinnesorgane
|
Sinnesorgane (Muskeln)
|
Sinnesorgane, ?geistige Fahigkeiten“
|
?geistige Fahigkeiten“
|
Beispiele
|
Tragen von Lasten, Sand schaufeln
|
Montagearbeit, Stricken
|
Kontrollieren, Uberwachen
|
Telefonieren, Programmieren
|
Erfinden, Probleme losen
|
Das Arbeitsstudium gliedert den Begriff Arbeit in drei Kategorien:
[15]
- Das
Arbeitsverfahren
beschreibt die technischen Mittel, die zur Erfullung der Arbeitsaufgabe eingesetzt werden.
- die
Arbeitsmethode
beschreibt den Soll-Ablauf, der zur Erfullung der Aufgabe erfullt werden muss.
- Die
Arbeitsweise
wiederum ist die individuelle Ausfuhrung der Arbeitsaufgabe durch die jeweilige Arbeitsperson.
Diese Dreiteilung ist ein Bestandteil einer
Zeitstudie
und somit ein zentraler Bestandteil fur die
Arbeitsbewertung
.
Betriebswirtschaftliche Kennzahlen
gibt es auch fur die Arbeit. Da Arbeit ein Produktionsfaktor ist, kann auch die maximale Faktorleistung ermittelt werden. Unter
Arbeitskapazitat
versteht man die maximal mogliche Produktionsmenge, die eine
Arbeitskraft
in einer bestimmten
Arbeitszeit
herstellen kann:
Die Nutzung der
Arbeitskraft
in der
Arbeitszeit
fuhrt zu okonomischen Wirkungen der Arbeit.
[16]
Arbeitskraft und Arbeitszeit sind jedoch nicht nur okonomische Begriffe, sondern gehoren auch in die
Physik
,
Soziologie
,
Arbeitsrecht
und andere
Fachgebiete
. Wenn eine Person innerhalb von einer Stunde in
Akkordarbeit
120 Pakete verpacken kann, so betragt das maximale Arbeitsvolumen in acht Stunden 960 Pakete. Hieran kann die betriebliche Sollvorgabe orientiert werden. Die
Arbeitsproduktivitat
stellt den
Umsatz
eines Unternehmens der Gesamtzahl seiner Beschaftigten gegenuber:
Die Arbeitsproduktivitat pro Mitarbeiter ist umso hoher, je mehr Umsatzanteil auf ihn entfallt.
Die
Arbeitsintensitat
gibt das Verhaltnis zwischen
Arbeitsleistung
und Arbeitszeit wieder:
Verpackt die Person statt 120 Paketen insgesamt 140 Pakete in der Stunde, hat sich die Arbeitsintensitat erhoht.
Da sich der Mensch nicht von seiner Arbeitsleistung trennen lasst, spielen in der
Personalwirtschaft
neben finanz- und leistungswirtschaftlichen Zielen die sozialen Ziele eine herausragende Rolle.
[17]
Dabei wird der Mensch im Unternehmen als Teilnehmer an
sozialen Netzwerken
begriffen, dessen wechselseitigen Beziehungen als
soziales Kapital
bezeichnet werden. Das im Arbeitsprozess erworbene Fachwissen der Mitarbeiter wiederum wird als
Humankapital
bezeichnet. Es ist entstanden auf der Grundlage der Vorbildung insbesondere durch innerbetriebliche und externe
Fortbildung
sowie
Learning by Doing
als im Arbeitsprozess gesammelte Erfahrung.
Im Rahmen der Betriebswirtschaft wird insbesondere untersucht welche Faktoren die Arbeitsleistung beeinflussen und wie sie ein Unternehmen gestalten sollte.
[18]
- Individuelle Einflusse: Hangen von der zu betrachtenden Person selbst ab. Dazu gehoren die Leistungsfahigkeit und -bereitschaft
- Situative Einflusse: Sie ergeben sich aus der Situation, in der sich die Arbeitskraft befindet.
- Nicht-monetare Einflusse,
- Monetare Einflusse
- ↑
Heinrich Nicklisch
,
Wirtschaftliche Betriebslehre
, 1922, S. 1?4
- ↑
Heinrich Nicklisch,
Wirtschaftliche Betriebslehre
, S. 80
- ↑
Erich Gutenberg:
Einfuhrung in die Betriebswirtschaftslehre
, 1958, S. 57 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche)
- ↑
Erich Gutenberg,
Einfuhrung in die Betriebswirtschaftslehre
, S. 59
- ↑
Wolfgang Luck (Hrsg.),
Lexikon der Betriebswirtschaft
, 1988, S. 78 ff.
- ↑
Ulrike Kobler:
Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes
. 2010, S. 268 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche)
- ↑
Fabian Bross,
Grundkurs Germanistische Linguistik fur das bayerische Staatsexamen
, 2014, S. 172
- ↑
Christian Wolff
,
Grundsatze des Natur- und Volkerrechts
, 1754, § 523, S. 356
- ↑
Sonke Peters, Rolf Bruhl, Johannes N. Stelling:
Einfuhrung in die Betriebswirtschaftslehre
. 2005, S. 121 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Hermann Witte:
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
. 2008, S. 114 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Hermann Witte,
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
, 2008, S. 114
- ↑
Erich Gutenberg,
Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre
, Band 1,
Die Produktion
, 1983, S. 3, 11 ff.
- ↑
REFA (1971) Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Teil 1 Grundlagen; Carl Hanser, Munchen (
ISBN 3-446-14234-7
), S. 12 ff.
- ↑
a
b
Wolfgang Laurig (1982)
Grundzuge der Ergonomie, Einfuhrung
, 2. Auflage, Beuth Verlag GmbH, Berlin; zitiert in REFA (1984)
Methodenlehre des Arbeitsstudiums: Teil 1, Grundlagen
, Carl Hanser Verlag, Munchen
ISBN 3-446-14234-7
; S. 132
- ↑
REFA (1984)
Methodenlehre des Arbeitsstudiums ? Teil 1: Grundlagen
, Carl-Hanser-Verlag, Munchen,
ISBN 3-446-14234-7
; S. 107
- ↑
Gablers Wirtschaftslexikon, Band 1, 2. Aufl. 1983, Sp. 233
- ↑
Sonke Peters/Johannes N. Stelling,
Einfuhrung in die Betriebswirtschaftslehre
, 2005, S. 157
- ↑
Hans Corsten:
Produktionswirtschaft
. 6. Auflage, 2017, S. 230?233