Andreas Prokop
, auch
Prokop der Kahle
;
Prokop der Große
(tschechisch:
Prokop Holy
,
Prokop Veliky
, lateinisch:
Procopius Rasus Bohemus
; * um 1380; †
30. Mai
1434
bei
Lipan
in
Bohmen
), war ein Geistlicher und Prediger; in den
Hussitenkriegen
Heerfuhrer der Reformbewegung der
Taboriten
.
Andreas Prokop stammte mutterlicherseits aus der Familie des deutschen Prager
Patriziers
Jan z Cach (von Aachen). Zu seinem Vater ist nichts bekannt. Nach dem Studium der Theologie an der
Karls-Universitat Prag
wurde er zunachst katholischer Geistlicher in
Prag
, wandte sich jedoch der Glaubenslehre des bohmischen Reformators
Jan Hus
zu, der am 6. Juli 1415 in
Konstanz
auf dem
Scheiterhaufen
verbrannt worden war. Ab 1420 wirkte er als Priester und Prediger der
Hussiten
in
Tabor
. Seinen Beinamen ?der Kahle“ fuhrte er vermutlich nach der
Tonsur
der katholischen und hussitischen Geistlichen nach einer volligen Rasur der Kopfhaare als kahlgeschorener Heerfuhrer. Es existiert keine zeitgenossische Darstellung von ihm.
Nach dem Tode von
Jan ?i?ka
, einem der Fuhrer der radikalen
Taboriten
, wurde Andreas Prokop im Jahr 1424 einer der Feldhauptleute ihrer Heeresgruppen. Unter seiner Fuhrung festigten die Hussiten 1426 in der
Schlacht bei Aussig
, 1427 in der
Schlacht bei Zwettl
und 1431 in der
Schlacht bei Taus
ihre militarische Uberlegenheit uber die Heere der
Kreuzritter
. Nach dem Sieg in der
Schlacht bei Tachau
stoppte er die
Kreuzzuge
der katholischen Heeresgruppen und pragte damit den historischen Verlauf der Geschichte
Bohmens
. Im Verbund mit Truppen der
Orebiten
erfolgten seit 1427 Einfalle hussitischer Heere in die katholischen Nachbarlander Bohmens. Wie bei langeren Kampagnen zu der Zeit ublich, erbeutete das Heer durch Erpressen von Losegeld, Plunderung von Klostern und Stadten den Unterhalt der
Soldner
und des mitziehenden
Trosses
.
[1]
Im Jahr 1430 erzwang Andreas Prokop auf der
Burg Zwernitz
als Ablosung fur eine
Brandschatzung
des Hochstiftes und der Stadt
Bamberg
im
Hochstift Bamberg
12.000 Gulden Losegeld.
Im Jahr 1433 trat Prokop auf dem
Konzil von Basel
als Verteidiger der radikaleren Auspragung der hussitischen Glaubenslehre auf. Dessen Verhandlungsergebnisse, die
Prager Kompaktaten
erkannte er nicht an. Am 30. Mai 1434 fiel er als Fuhrer der vereinigten Truppen der
Taboriten
in der
Schlacht von Lipan
im Kampf gegen die
Utraquisten
, den gemaßigten Flugel der Hussiten, und Soldner des kaiserlichen Heeres des bohmischen Konigs
Sigismund von Luxemburg
.
- Franti?ek ?mahel
:
Prokop/3. Pr. d. Gr.
In:
Lexikon des Mittelalters
(LexMA)
.
Band
7
. LexMA-Verlag, Munchen 1995,
ISBN 3-7608-8907-7
,
Sp.
245
.
- Miloslav Polivka:
Prokop der Grosse.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994,
ISBN 3-88309-048-4
, Sp. 990?991
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- Biographisches Lexikon zur Geschichte der bohmischen Lander.
herausgegeben im Auftrag des
Collegium Carolinum (Institut)
, Band III, R. Oldenbourg Verlag, Munchen 2000,
ISBN 3-486-55973-7
, S. 334. (mit weiteren tschechischsprachigen Literaturhinweisen)
- Handbuch der Geschichte der bohmischen Lander
, Band 1, 1967.
- Masaryk?v slovnik nau?ny (1925-1933)
, Band 4
- Ott?v slovnik nau?ny
, 1908.
- Lutz Mohr
:
Die Hussiten in der Oberlausitz unter besonderer Berucksichtigung ihrer Feldzuge in den Jahren von 1424 bis 1434.
Sonderausgabe Nr. 2 der Reihe:
Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Spremberg
, Greifswald u. Neusalza-Spremberg 2014.
- ↑
J. Hemmerle:
Johan Huß.
In:
Religion in Geschichte und Gegenwart
.
Bd. 3, Tubingen 1959, S. 492.