Adalbert von Saarbrucken
(* im 11. Jahrhundert; †
23. Juni
1137
) war
Kanzler
Heinrichs V.
und von 1111 bis 1137
Erzbischof
von
Mainz
.
Adalbert war der Sohn des Grafen
Siegbert von Saarbrucken
aus der Familie der
Saargaugrafen
. Seine Bruder waren der Graf
Friedrich von Saarbrucken
und der Speyerer Bischof
Bruno von Saarbrucken
. Er war vermutlich einer der Adligen, die
Heinrich V.
gegen dessen Vater,
Heinrich IV.
, unterstutzten. Dadurch kam er in direkten Kontakt mit dem zukunftigen Regenten. Am 14. Februar 1106 berichten die Quellen erstmals, dass Adalbert Kanzler Heinrichs V. war.
[1]
Munzpfennig Adalbert I. von Saarbrucken
Ruckseite mit dem Kreuz, unten stilisierte Burg, daruber Kirchengebaude (Mainzer Dom)
Nach der zwangsweisen Abdankung Heinrichs IV. und dem Tod des Mainzer Erzbischofs
Ruthard
betrieb der neue
Konig
Heinrich V. daher die
Investitur
Adalberts auf den Mainzer Erzstuhl, der seit 1108 bereits als
Propst am Aachener Marienstift
eingesetzt war. Im Fruhjahr 1110 ernannt, wurde er jedoch erst am 15. August 1111 mit
Mitra
und Stab investiert. Die
Bischofsweihe
erhielt er gar erst am 26. Dezember 1115.
Zum Zeitpunkt seiner Weihe war aus dem Freund Heinrichs V. allerdings schon ein erbitterter Gegner geworden. Als Kanzler des Konigs reiste Adalbert 1109/1110 mit einer Gesandtschaft nach
Rom
, wo Heinrich V. seine Kaiserkronung erreichen und außerdem das
Investiturproblem
losen wollte. Der Konig und
Papst
Paschalis II.
schlossen am 4. Februar 1111 einen geheimen Vertrag, nach dem der Kaiser zwar auf die Investitur von Bischofen verzichten sollte, gleichzeitig sollten jedoch alle Reichsbischofe unter
Banndrohung
die vom Reich erhaltenen
Regalien
(also alle Rechte und Privilegien: Munzrecht, Zollrecht, Marktrecht, Stadtherrschaften, Gerichtsbarkeiten und weitere) und Guter zuruckgeben. Ein solcher Vertrag konnte naturgemaß nicht im Sinne der Fursten sein, und so kam es auch zu einem entsprechenden Aufstand, als der geheime Vertrag wenig spater bekannt wurde. Es wurden daraufhin neue Verhandlungen angesetzt, allerdings weigerte sich nun der Papst, den Vertrag (der ihm allein die Investitur sicherte) wieder ruckgangig zu machen. Daraufhin nahm Heinrich V. den Papst mit Zustimmung Adalberts kurzerhand gefangen. Nur unter dem Zwang, Heinrich die Investitur und die Kaiserkronung zu garantieren, wurde der Papst wieder freigelassen. Dieser Zwangsfriede hatte naturlich keinen langen Bestand.
Im Sommer 1112 kam es zum Bruch zwischen Adalbert und Heinrich. Die Grunde dafur liegen wohl in der Forderung Adalberts nach der
Reichsburg Trifels
fur sich.
[3]
Heinrich V. zogerte ob des Seitenwechsels nicht lange und ließ den abtrunnigen Fursten noch 1112 auf der
Reichsburg Trifels
gefangen nehmen. Nach drei Jahren zwang ein Aufstand der Mainzer Burger den Kaiser, Adalbert wieder freizulassen. Prompt exkommunizierte der wieder freie und mittlerweile zum Erzbischof geweihte Furst den Kaiser an Weihnachten 1115 auf einer Synode in Koln. Fur die Burger der Stadt Mainz hatte die Konfrontation ihres Erzbischofs mit dem Regenten Vorteile: Weil Adalbert kaisertreuen Fursten schaden wollte, erließ er 1119 bzw. 1122 ein Freiheitsprivileg fur die Mainzer Burger, das diese von auswartigen Steuern und Gerichtsbarkeiten befreite.
Auf Adalbert geht die Grundung des
Augustiner-Chorherrenstifts
1116 zuruck, aus dem sich spater das
Zisterzienserkloster Eberbach
entwickelte.
1117 erhielt Adalbert das
Pallium
, 1119 wurde er zum
papstlichen Legaten
fur Deutschland ernannt. Papst
Calixt II.
forderte ihn auf, an einem Frieden zwischen Reich und Kirche mitzuarbeiten. Dieser wurde am 23. September 1122 mit dem
Wormser Konkordat
beschlossen. Das Konkordat beendete das alte Reichskirchensystem.
Adalbert wirkte fortan auch aktiv in der Reichspolitik. 1125 verhinderte er bei der
Wahlversammlung in Mainz
die Wahl des Herzogs
Friedrich II. von Schwaben
, eines Neffen Heinrichs V., zum Konig. Stattdessen erreichte er die Wahl
Lothars von Supplinburg
zum neuen Konig.
[4]
Dies bewahrte die Tradition der Konigswahl, die zuletzt unter Druck geraten war. Allerdings hatten die Mainzer nun die Staufer gegen sich, die in den folgenden Jahrzehnten immer machtiger wurden.
Im
Schisma
von 1130 verhielt sich Adalbert zunachst zuruckhaltend, trat dann aber mit den meisten anderen deutschen Bischofen auf die Seite von Papst
Innozenz II.
Am 23. Juni 1137 starb der Erzbischof. Er wurde in der von ihm erbauten, neben dem
Mainzer Dom
befindlichen Gotthardkapelle (St. Godehard) begraben, die jahrhundertelang Palastkapelle der Mainzer Erzbischofe war. Sein Grab wurde 1850 wiedergefunden.
[5]
- Heinrich Buttner
:
Erzbischof Adalbert von Mainz, die Kurie und das Reich in den Jahren 1118?1122
, in: Josef Fleckenstein (Hrsg.):
Investiturstreit und Reichsverfassung
(= Vortrage und Forschungen, Bd. 17), Sigmaringen 1973, S. 395?410.
ISBN 3-7995-6617-1
(
Digitalisat
).
- Karl Heinemeyer:
Adalbert I., Erzbischof von Mainz
, in: Peter Neumann (hg.),
Saarlandische Lebensbilder
Bd. 2, Saarbrucken 1984, S. 11?41.
ISBN 3-921646-79-0
.
- Friedhelm Jurgensmeier
:
Das Bistum Mainz. Von der Romerzeit bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil
. Knecht Verlag, Frankfurt 1988.
- Christoph Waldecker
:
Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kampferischen Laien. Die Mainzer Erzbischofe im Zeitraum 1100 bis 1160
. Mainz 2002 (
Quellen und Abhandlungen zur Mittelrheinischen Kirchengeschichte
101).
- Eberhard Holtz
,
Wolfgang Huschner
(Hrsg.):
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. Edition Leipzig, Leipzig 1995,
ISBN 3-361-00437-3
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- Albert Schumann:
Adalbert, Erzbischof von Mainz
.
In:
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- Peter Acht
:
Adalbert I., Erzbischof von Mainz.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953,
ISBN 3-428-00182-6
, S. 44 (
Digitalisat
).
- Friedrich Wilhelm Bautz
:
Adalbert I., Erzbischof von Mainz.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveranderte Auflage. Hamm 1990,
ISBN 3-88309-013-1
, Sp. 25
(
I..shtml Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- ↑
Stefan Weinfurter:
Das Jahrhundert der Salier 1024?1125.
Ostfildern 2006, S. 181.
- ↑
Stiftsarchiv AB, Urkunden, Nr. 2795
; abgerufen am 20. April 2020
- ↑
Stefan Weinfurter:
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Ostfildern 2006, S. 181.
- ↑
Friedhelm Jurgensmeier:
Das Bistum Mainz. Von der Romerzeit bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.
Frankfurt 1988, S. 86
- ↑
Untersuchungsbericht in:
Hermann Bar
:
Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau
. Hrsg.:
Karl Rossel
.
Band
1
.
Verein fur Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung
, Wiesbaden 1855,
S.
89–127
,
urn
:
nbn:de:bvb:12-bsb10029476-2
.