Etienne Tshisekedi wa Mulumba
(*
14. Dezember
1932
in
Luluabourg
; †
1. Februar
2017
in
Brussel
[1]
) war ein kongolesischer Politiker. Er war mehrfach Premierminister von
Zaire
, der jetzigen Demokratischen Republik Kongo, und gilt als historischer Fuhrer der Demokratiebewegung des Kongo. Er war der Fuhrer der großten kongolesischen Oppositionspartei UDPS (
Union pour la Democratie et le Progres Social
), die sich fur den wahren Sieger der nach Meinung zahlreicher Beobachter gefalschten Wahlen von 2011 halt.
Tshisekedi wurde in Luluabourg, dem heutigen Kananga, in der Provinz
Kasai-Occidental
geboren. Er gehort zu den
Baluba
, der großten Ethnie Kongos. Wahrend seines Studiums schloss er sich 1958
Patrice Lumumbas
Partei
Mouvement National Congolais
(MNC) an. 1961 machte er seinen Abschluss in
Rechtswissenschaft
an der Universitat
Lovanium
in
Leopoldville
und war der erste kongolesische Doktor der Rechte. Zuvor gehorte er bereits dem nach
Joseph Mobutus
erstem
Putsch
am 20. September 1960 gebildeten
College des Commissaires
, einer provisorischen Regierung, als Kommissar fur Justiz an. Von 1961 bis 1965 war er Rektor der Nationalen Hochschule fur Recht und Verwaltung
Ecole Nationale de Droit et d’Administration
(ENDA). Daneben war er 1964 fur die
Zentralbank des Kongo
tatig. Nach Mobutus zweitem Putsch am 25. November 1965, mit dem dessen bis 1997 dauernde Prasidentschaft begann, wurde er Innenminister in der Regierung des Premierministers General
Leonard Mulamba
, die am 28. November 1965 ihr Amt antrat. Am 16. August 1968 wurde er nach einer Kabinettsumbildung Justizminister und nach der nachsten Kabinettsumbildung am 5. Marz 1969 Minister fur Planung, Forschung und Wissenschaft.
Im September 1969 wurde er
Botschafter
in
Marokko
. Nach seiner Ruckkehr im Februar 1971 gehorte er dem Parlament an, zeitweise als dessen Vizeprasident. Daneben erhielt er Positionen in staatlichen Unternehmen, wie der Fluggesellschaft
Air Zaire
.
Ab 1979 trat er als Kritiker Mobutus hervor und wurde seitdem gelegentlich inhaftiert. Gemeinsam mit
Faustin Birindwa
grundete er am 15. Februar 1982 die zunachst illegale Partei
Union pour la Democratie et le Progres Social
(UDPS). Ein Gericht verurteilte Tshisekedi zu 15 Jahren Haft, im nachsten Jahr wurde er aber bereits wieder entlassen. Der standige Wechsel von Gefangnis, Entlassung und Verbannung bzw. Hausarrest wiederholte sich in den Jahren bis 1990. 1987 sah sich die UDPS gezwungen, ein Teil der
Einheitspartei
Mouvement Populaire de la Revolution
(MPR) zu werden. Im folgenden Jahr agierte die UDPS wieder aus dem Untergrund.
1990 sah sich Mobutu gezwungen, ein Mehrparteiensystem einzufuhren. Tshisekedi wurde am 29. September 1991 erstmals Premierminister und Birindwa Finanzminister. Die Regierung wurde von Mobutu bereits am 1. November 1991 wieder entlassen. Eine 1992 einberufene Nationalkonferenz bestimmte Tshisekedi am 15. August 1992 erneut zum Regierungschef. Tshisekedi beklagte wahrend seiner beiden Amtszeiten die Behinderung seiner Regierung durch Mobutu. Im Fruhjahr 1993 gelang es Mobutu, Birindwa auf seine Seite zu bringen, und ernannte ihn am 29. Marz 1993 zum neuen Premierminister. Tshisekedi akzeptierte seine im Februar erfolgte Entlassung nicht und somit gab es bis Anfang 1994 zwei Regierungen. Da Mobutu weiterhin die Sicherheitskrafte kontrollierte, konnte die Regierung Birindwa Tshisekedi und seine Minister aus ihren Amtern verdrangen.
Kurz bevor Mobutu nach mehrjahrigem Burgerkrieg von
Laurent Kabila
aus dem Amt gedrangt wurde, war Tshisekedi vom 2. April 1997 fur sieben Tage ein drittes Mal Premierminister, wenn auch wie in den Amtszeiten zuvor ohne reale Macht. Da sich die im außersten Osten Zaires von Kabila entfachte und den USA sowie Frankreich unterstutzte Rebellion im Kern vor allem auf jene Tutsi-Stamme stutzte, denen Tshisekedis Mutter entstammte, wurde ihm verraterische Untatigkeit vorgeworfen, auf der Straße forderte der aufgeputschte Mob seinen Rucktritt.
Unter Kabila war er wie unter Mobutu mehrfach kurz inhaftiert. Ende 1999 ging er nach
Brussel
ins
Exil
und kehrte am 23. April 2001 zuruck. Tshisekedi war weiterhin Vorsitzender der UDPS und stand in stetiger Opposition zum im Januar 2001 ermordeten Laurent Kabila wie zu dessen seitdem amtierenden Sohn
Joseph Kabila
. Im Dezember 2005 setzte er sich vergeblich fur einen Boykott des
Referendums
fur eine neue Verfassung ein. Nachdem sich in der ersten freien Abstimmung seit 45 Jahren 84,31 % der Wahler fur die neue Verfassung ausgesprochen haben, erklarte er im Januar 2006, dass sich seine UDPS nicht an den geplanten Wahlen beteiligen werde.
2011 nahm Tshisekedi an der
Wahl in der Demokratischen Republik Kongo 2011
als Prasidentschaftskandidat teil und erhielt als Zweitplatzierter 32,33 % der Stimmen.
Er starb 2017 in Belgien durch eine
Lungenembolie
. 2018 ubernahm sein Sohn
Felix Tshisekedi
die Fuhrungsrolle in der UDPS; bei den umstrittenen
Wahlen 2018
wurde er zum Prasidenten gewahlt.
Etienne Tshikesedis Leichnam wurde mehrere Jahre nicht bestattet, da die Regierung der Demokratischen Republik Kongo lange Zeit eine Uberfuhrung des Leichnams untersagt hatte.
[2]
Erst mit der Ernennung seines Sohnes als Prasident des Landes wurde der Leichnam Ende Mai 2019 in sein Heimatland uberfuhrt
[3]
und am 1. Juni 2019 bestattet.
[4]
- ↑
Christophe Boisbouvier:
Tshisekedi: un mythe est mort
.
Radio France Internationale
, 1. Februar 2017, abgerufen am 2. Februar 2017 (franzosisch).
- ↑
Dirke Kopp:
Einmal mehr Wirrwar und Betrug im Kongo.
dw.com
vom 10. Januar 2019, abgerufen am 12. Januar 2019
- ↑
Kongos Oppositionsfuhrer findet letzte Ruhe.
dw.com
vom 31. Mai 2019, abgerufen am 1. Juni 2019
- ↑
June 1, 2019: The day DRC, Angola Africa buried veteran opponents ? Tshisekedi, Savimbi.
africanews.com vom 2. Juni 2019 (englisch), abgerufen am 2. Juni 2019