Zweite Polnische Republik

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Republik Polen
Rzeczpospolita Polska
1918?1939/1944 [1]
Flagge Wappen
Amtssprache Polnisch
Hauptstadt Warschau
Staats- und Regierungsform Staatsform :
parlamentarische Republik (1921?1935)
prasidentielle Republik (1935?1939/1990)
Herrschaftsform :
Demokratie (1921?1926)
Stratokratie (1926?1939)
Exilregierung in Angers, danach London (1939?1945/1990)
Staatsoberhaupt Prasident
Regierungschef Ministerprasident
Flache 388.634 (1938) km²
Einwohnerzahl 27.177.000 (1921)
32.107.000 (1931)
34.849.000 (1938)
Bevolkerungsdichte 70 (1921)
83 (1931)
89 (1938) Einwohner pro km²
Bevolkerungs­entwicklung ~1,5 % (zwischen 1921 und 1938) pro Jahr
Wahrung 1918?1924: Polnische Mark
1924?1939: Złoty
Errichtung 20. Februar 1919
(Ernennung Pilsudskis zum Staatsoberhaupt)
17. Marz 1921
(Annahme der ?Marzverfassung“ durch den Sejm) [2]
Endpunkt 1945 (bzw. 1990)
National­hymne Mazurek D?browskiego
Zeitzone bis 1922 keine einheitliche Zeitzone
ab 1922: UTC+1 MEZ
Kfz-Kennzeichen 1918 bis 1921: kein einheitliches
ab 1921: PL

Als Zweite Polnische Republik ( polnisch II. Rzeczpospolita ) wird die Wiedergrundung und die Geschichte Polens in der Zwischenkriegszeit und wahrend des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. Formell begann die Zeit der Zweiten Polnischen Republik am 11. November 1918 auf dem Gebiet Kongresspolens beziehungsweise des Regentschaftskonigreichs Polen .

Geographische Lage

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Nach der erfolgten Konsolidierung der Grenzen zu den Nachbarstaaten im Jahr 1922 umfasste das Staatsterritorium 388.634 km². Die Staatsflache blieb bis zum Jahr 1938 konstant und vergroßerte sich gering auf 389.720 km² durch die Annexion des Olsagebiets (805 km²) und der Gebiete von Orava und der Zips (284 km²) von der Tschechoslowakei am 1. Oktober 1938 bzw. Ende November 1938 infolge des Munchner Abkommens . [3] Damit war Polen Anfang der 1920er Jahre der flachenmaßig sechstgroßte Staat Europas (nach der Sowjetunion , Frankreich , Spanien , Deutschland und Schweden ) und stand mit einer Bevolkerungszahl von etwas mehr als 27 Millionen Einwohnern an sechster Stelle (nach der Sowjetunion, Deutschland, dem Vereinigten Konigreich , Frankreich und Italien ). Die damalige Bevolkerungsdichte von etwa 70 Einwohnern pro Quadratkilometer entsprach ungefahr der Bevolkerungsdichte Frankreichs (71 Ew./km²), lag aber deutlich unter den Werten der Staaten Mitteleuropas, des Vereinigten Konigreichs und der Beneluxstaaten . [4]

Geographisch erstreckte sich das Staatsgebiet von der Danziger Bucht im Norden bis zu den Karpaten im Suden. Im Westen und nach Norden zu Ostpreußen und der Freien Stadt Danzig gab es keine naturraumlichen Begrenzungen, sondern die Grenzen waren historisch gewachsen, und das Staatsgebiet ging nahtlos in das nordostdeutsche Tiefland uber. Im Osten wurde die Grenze zur Sowjetunion zum Teil durch kleinere Flusse markiert: den Sbrutsch , einen Nebenfluss des Dnister in Sudosten, sowie Nebenflusse des Prypjat . Im Einzugsgebiet des letzteren befanden sich ausgedehnte Sumpflandschaften .

Die Gesamtlange der Grenze Polens betrug 5534 Kilometer (Stand: 1934). Außer 140 Kilometer Kustenlange (2,5 %) gab es Landgrenzen zur folgenden Nachbarstaaten: Deutschland 1912 km (34,5 %) ? davon Ostpreußen 607 km ?, Sowjetunion 1412 km (25,5 %), Tschechoslowakei 984 km (17,8 %), Litauen 507 km (9,2 %), Rumanien 349 km (6,3 %), Freie Stadt Danzig 121 km (2,2 %), Lettland 109 km (2,0 %). [5]

Vorgeschichte und Erster Weltkrieg

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20 Zloty Goldmunze von 1925 mit dem damaligen Wappen

Die polnisch-litauische Wahlmonarchie und Adelsrepublik ( Rzeczpospolita ) wurde 1772 bis 1795 in drei Schritten zwischen dem russischen Zarenreich , der Habsburgermonarchie und Preußen aufgeteilt . Fur mehr als ein Jahrhundert gab es keinen selbststandigen polnischen Staat mehr.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges bemuhten sich alle drei Teilungsmachte, die Polen fur ihre Kriegsanstrengungen zu gewinnen. Hintergrund war auch die Uberlegung, polnische Soldaten fur die eigene Sache rekrutieren zu konnen. Zar Nikolaus II. proklamierte als Kriegsziel die Vereinigung aller Polen unter der russischen Zarenherrschaft und stellte eine regionale Selbstverwaltung in Aussicht. Von osterreichischer Seite wurden Konzepte fur eine mogliche ? austro-polnische Losung “ entwickelt. Nach den russischen Niederlagen der ersten beiden Kriegsjahre war fast ganz Kongresspolen (in offizieller amtlicher russischer Lesart die Weichselgouvernements ) unter deutsche Militarbesatzung gekommen. Im November 1916 proklamierten die Mittelmachte Deutschland und Osterreich-Ungarn die Grundung eines selbststandigen Konigreiches Polen aus zuvor russischen Gebieten, das sogenannte Regentschaftskonigreich Polen . [6] Im Friedensvertrag von Brest-Litowsk musste Sowjetrussland die staatliche Unabhangigkeit Polens von Russland anerkennen. Die Grenzen des proklamierten Konigreichs Polen und sein genaues staatsrechtliches Verhaltnis zu Osterreich-Ungarn und zum Deutschen Reich blieben jedoch unbestimmt und eben aus diesen Grunden weigerten sich fuhrende nationalpolnische Politiker, wie Jozef Piłsudski mit den Mittelmachten aktiv zusammenzuarbeiten. Neue Hoffnung fur nationalbewusste Polen brachte das am 8. Januar 1918 proklamierte 14-Punkte-Programm des US-Prasidenten Wilson , das einen unabhangigen polnischen Staat forderte, ?der die von zweifellos polnischer Bevolkerung bewohnten Gebiete einschließen musste“ und ?freien Zugang zum Meer“ (Ostsee) haben sollte.

Im Brotfrieden zwischen dem Deutschen Reich und Osterreich-Ungarn sowie der Ukrainischen Volksrepublik war den Verfechtern einer ukrainischen Unabhangigkeit das Gouvernement Cholm zugesichert worden, welches auch von den Polen beansprucht wurde. Daraufhin kam es zu Protesten und Streiks, am 18. Februar etwa ein landesweiter Streik in Galizien und eine Brigade der osterreichisch-ungarischen Armee wechselte zum Gegner uber. Daraufhin erklarte das Außenministerium in Wien, dass Bestimmungen des Brotfriedens nicht sofort in Kraft treten und von einer Kommission gepruft wurden. [7] Erst als sich an der Westfront die militarische Niederlage der Mittelmachte im Herbst 1918 deutlich abzuzeichnen begann und Russland schon seit einem Jahr im Chaos des Burgerkriegs versunken war, erlangten ethnische Polen ? auch durch die politische Unterstutzung der Westmachte ? volle Souveranitat in einem eigenen Staat zuruck.

Jozef Piłsudski , der Marschall der Zweiten Polnischen Republik in der Zwischenkriegszeit
Roman Dmowski , fuhrender Politiker der Nationaldemokraten und erbitterter Gegenspieler Piłsudskis

Am 7. Oktober 1918 proklamierte der Regentschaftsrat in Warschau einen unabhangigen polnischen Staat und ubernahm funf Tage spater die Befehlsgewalt uber die Streitkrafte. Das allgemeine aktive und passive Frauenwahlrecht wurde gleichzeitig mit dem entsprechenden Recht fur Manner eingefuhrt. [8] Dies geschah mit dem Dekret vom 28. November 1918 uber das Wahlverfahren fur den Sejm kurz nach der Neugrundung des polnischen Staates. Artikel 1 garantierte das aktive , Artikel 7 das passive Wahlrecht . [9] [10]

Bereits im November 1918 hatte der aus der Magdeburger Festungshaft entlassene Jozef Piłsudski in Warschau als ?vorlaufiges Staatsoberhaupt“ die Macht ubernommen. Seine Entlassung war auf Bitten polnischer Unabhangigkeitsverfechter geschehen, die andernfalls auf Grund der schlechten Lebensbedingungen einen Aufstand in Polen befurchteten. Ein solcher hatte die deutschen Truppen im Osten abgetrennt, so dass die Verhinderung des Aufstands ebenso im Interesse Deutschlands war. [11] Piłsudski ließ am 26. Januar 1919 den Verfassunggebenden Sejm wahlen, der eine demokratische Verfassung ausarbeiten und verabschieden sollte.

Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags wurde Polen 1919 eine international anerkannte und unabhangige Republik . Nachdem es in mehreren Stadten zu teilweise pogromahnlichen antisemitischen Ausschreitungen gekommen war, musste Polen auf Druck amerikanisch-judischer Vertreter am 28. Juni 1919 einen Minderheitenschutzvertrag unterzeichnen. [12] Dies fuhrte auf polnischer Seite zu Protesten, da weder die Triple Entente noch Deutschland (mit Ausnahme jedoch fur Oberschlesien in Form des deutsch-polnischen Genfer Abkommens von 1922) eine solche Vereinbarung unterzeichnen mussten. Im Sejm stimmten aber 286 zu 41 Abgeordnete fur den Vertrag. [13]

Am 17. Marz 1921 nahm der Sejm die neue Verfassung Polens an. Diese sah zwei parlamentarische Kammern vor, dabei sollte der Sejm mit 444 Abgeordneten die eigentliche Macht ausuben, der Senat als Kontrollinstanz mit Einspruchsrecht fungieren. [14] Der katholischen Kirche war zwar eine Vorrangstellung eingeraumt worden, sie war aber keine Staatsreligion. Mitte 1923 wollte der Sejm die Macht des Engen Kriegsrates (?cisła Rada Wojenna) , und damit Piłsudskis, beschneiden, woraufhin Piłsudski verargert seine militarischen Amter niederlegte. [15] Er war aber weiterhin in engem Kontakt mit Militar und Politik. [14]

Konflikte mit den Nachbarn

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Die Grenze im Westen war durch den Vertrag von Versailles bestimmt, in dem die beiden westlichen Machte der Teilungen Polens , Osterreich und Preußens Nachfolger Deutschland, als unterlegene Kriegsparteien territoriale Zugestandnisse machen mussten. Im Osten war Polens Grenze jedoch ungeklart und umstritten. Einige Verfechter eines Wiedererstehens des Landes in den alten Grenzen ergriffen unter Fuhrung Marschall Piłsudskis die militarische Initiative gegenuber seinen Nachbarstaaten. Zunachst fiel die polnische Armee Ende November 1918 in die erst wenige Wochen zuvor gegrundete Westukrainische Volksrepublik ein und loste so den Polnisch-Ukrainischen Krieg aus, der im Mai 1919 mit dem Gewinn Ost galiziens endete. Ebenfalls noch 1918 begann der Polnisch-Sowjetische Krieg mit Kampfen um die Stadt Wilna (heute litauisch Vilnius ), da Sowjetrussland volkerrechtliche Zugestandnisse an Polen abgelehnt hatte.

Am 21. April 1920 erkannte Polen die Ukrainische Volksrepublik unter Symon Petljura an. Damit verbunden war die Idee, einen Verbundeten und Pufferstaat gegen Russland zu haben. In einem Zusatzabkommen verzichtete die Ukraine zugunsten Polens auf Ostgalizien und Wolhynien , die beide eine uberwiegend ukrainische Bevolkerung hatten, um im Gegenzug Unterstutzung fur den Kampf gegen die Rote Armee zu erhalten, welche die Ukraine besetzt hatte. Polen marschierte daraufhin in die ukrainischen Gebiete ein und besetzte Kiew . Die sich anschließende Gegenoffensive der Roten Armee fuhrte diese bis kurz vor Warschau. Die Rote Armee erhielt, wie zuvor die polnische in der Ukraine, entgegen ihrer Erwartung keine Unterstutzung durch die Bevolkerung. Durch die stark ausgedehnte Front war sie geschwacht und wurde bei einem Gegenangriff neu formierter Truppen unter Piłsudski entscheidend militarisch besiegt und bis zu einer Linie, die etwa der deutsch-russischen Front von 1916 entsprach, zuruckgedrangt. Der polnische Gegenangriff und Sieg bei Warschau wurde als ? Wunder an der Weichsel “ zum Grundungsmythos der polnischen Republik. [16] 1921 endete der Krieg mit dem Frieden von Riga . Nach diesem Friedensvertrag verlief die polnische Ostgrenze etwa 200 Kilometer ostlich der 1919 vom damaligen britischen Außenminister als Ostgrenze Polens vorgeschlagenen Curzon-Linie .

Mit der ebenfalls nach dem Ersten Weltkrieg neu gegrundeten Tschechoslowakei kam es 1918/19 zu bewaffneten Grenzkonflikten , die spater vertraglich beigelegt wurden. Jedoch blieb das polnisch-tschechoslowakische Verhaltnis dauerhaft angespannt.

Polen hatte sein Hauptziel, einstmals zu Polen-Litauen gehorendes, allerdings uberwiegend ukrainisch besiedeltes, russisches Teilungsgebiet wiederzuerlangen, bzw. die Grundung einer ukrainischen Republik als Pufferstaat, nicht erreicht. Wilna, die historische Hauptstadt Litauens, allerdings mit mehrheitlich polnischer und judischer Bevolkerung, kam zusammen mit der kurzlebigen Republik Mittellitauen zu Polen. Dies fuhrte zu einer dauerhaften Belastung der Beziehungen zu Litauen und zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen. In den ostlich hinzugewonnenen Gebieten machten die ethnischen Polen nur eine Minderheit aus. Den Großteil der Bevolkerung in diesen Gebieten bildeten Ukrainer (Ruthenen), Belorussen und Juden. [17]

Ab 1921 entwickelten sich gute Beziehungen zu Großbritannien und Frankreich , die an Polen vor allem als Gegengewicht zum bolschewistischen Russland interessiert waren. Insbesondere mit Frankreich entwickelten sich intensive Beziehungen ( Franzosisch-polnisches Bundnis und Kleine Entente ). Im Polnisch-Sowjetischen Krieg unterstutzten Großbritannien und Frankreich Polen mit Waffenlieferungen, um mit der Sowjetunion den Bolschewismus zu schlagen. Die Schauerleute in Danzig hatten aber teilweise das Loschen westlicher Rustungslieferungen bestreikt, um dem jungen Sowjetrussland, dem vermeintlichen Arbeiterstaat, die Front von immer neuen gegen es gerichteten Waffen freizuhalten. [18]

Nachdem sich die Hoffnungen Polens, die Hafenstadt Danzig ganz unter Kontrolle zu bringen, nicht erfullten und diese zur Freien Stadt Danzig mit ganz uberwiegend deutscher Bevolkerung, die dem polnischen Staat ablehnend gegenuberstand, erklart worden war, begann der polnische Staat mit dem Bau eines neuen Hafens im benachbarten Gdingen . Aus dem Fischerdorf mit 1.000 Einwohnern wurde in wenigen Jahren ein Handels- und Militarhafen mit uber 100.000 Einwohnern, uber den vor allem der Export polnischer Landwirtschaftsprodukte und von Kohle aus Oberschlesien erfolgte. Die Konkurrenz zum Danziger Hafen und die Errichtung eines polnischen Munitionslagers auf der Westerplatte gegen den Willen des Danziger Senats fuhrte zu Spannungen.

Der Zugang vom ubrigen Deutschen Reich zum seit 1919 geografisch getrennten Ostpreußen war ohne Eintritt ins vereinte polnische und Freistadt-Danziger Zollgebiet nur mit verplombtem Korridorzug von Konitz bis Dirschau durch die polnische Woiwodschaft Pommerellen auf der Ostbahn , per Schiff uber die Ostsee durch den Seedienst Ostpreußen oder per Flugverbindung zum 1921 neu eroffneten Konigsberger Flughafen Devau moglich. Im Juni 1925 begann zwischen Polen und Deutschland ein Handelskrieg . [19]

Anfangsjahre 1919 bis 1925

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Das neu gegrundete Staatswesen stand vor großen Herausforderungen. Die innere Einheit des Staates muss erst langsam aufgebaut werden. Nationalbewusste Polen aus allen drei Teilungsgebieten hatten zwar die Neuaufrichtung des polnischen Staates euphorisch begrußt, jedoch waren mehr als 100 Jahre getrennter Entwicklung nicht spurlos vorbeigegangen. Beispielsweise musste das Eisenbahnnetz erst vereinheitlicht werden, da sich die Eisenbahnnetze in den russischen, preußischen und osterreichischen Gebieten unabhangig voneinander entwickelt hatten und es nur verhaltnismaßig wenige Verbindungen zwischen diesen drei Netzen gab. Das Bahnnetz in Breitspur , wie es teilweise im ehemaligen Kongresspolen bestand und durchgehend im ostlich davon gelegenen ehemals russischen Teilungsgebiet ausgefuhrt war, wurde bis 1929 einheitlich auf Normalspur umgestellt, [20] wie es im ehemals preußischen und ehemals osterreichischen Teilungsgebiet durchgehend der Fall war. Die bestehenden staatlichen Strukturen, welche die drei verschiedenen Teilungsmachte hinterlassen hatten, mussten vereinheitlicht, teilweise aber auch vollig neu geschaffen werden. Innenpolitisch waren die Jahre bis 1926 daher durch die Abfolge mehrerer parlamentarischer Regierungen dominiert; 1925 gab es 92 registrierte Parteien, wovon 32 im Parlament saßen. [14] Zum ersten offiziellen Prasidenten Polens wurde 1922 Gabriel Narutowicz , ein Vertreter der gemaßigten Linken, gewahlt . Narutowicz wurde jedoch wenige Tage nach seiner Amtseinfuhrung von einem nationalistischen Fanatiker ermordet.

Zu seinem Nachfolger wahlte die Nationalversammlung den gemaßigten Sozialisten Stanisław Wojciechowski . Da die Mehrheitsverhaltnisse im polnischen Parlament ( Sejm ) sehr instabil waren, wechselten sich die Regierungen haufig ab und waren teilweise sehr schwach.

Im Jahr 1925 waren bspw. mit der Verabschiedung der Sozialgesetzgebung einschneidende Anderungen vollzogen worden, aber weiterhin existierten vier verschiedene Zivil- und Strafrechtssysteme nebeneinander. [21]

Mai-Umsturz und Sanacja-Regime

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Prasident Ignacy Mo?cicki bei der Verleihung der Marschallwurde an General Edward Rydz-?migły

Jozef Piłsudski war nach einigen Jahren unzufrieden mit der instabilen innenpolitischen Situation. Obwohl er in Armee und Staat keine offizielle Position bekleidete, fuhrte er im Mai 1926, gestutzt auf seine große Autoritat bei der Bevolkerung und auf die Loyalitat der Streitkrafte, einen Staatsstreich durch und blieb bis zu seinem Tod im Mai 1935 an der Macht. [22]

Von nun an wurde Polen stratokratisch regiert. Die unter formaler Beibehaltung der Verfassung eingefuhrte ?moralische Diktatur“ nannte sich selbst Sanacja (?Sanierung“ oder ?Gesundung“) und sollte zu einer Gesundung nach dem vermeintlichen Versagen des bisherigen politischen Systems fuhren. [22] Allerdings bekleidete Piłsudski hierbei nur selten und nur fur kurze Zeit offiziell bedeutende Amter. Er war z. B. nie Staatsprasident, sondern uberließ dieses Amt seinem loyalen Gefolgsmann Ignacy Mo?cicki . Piłsudski war meist nur Verteidigungsminister. Allerdings war er die allgemein anerkannte oberste Autoritat im Staat. Auch gab es zumindest bis zum Ende der 1920er Jahre eine mehr oder weniger funktionierende, sogar im Parlament vertretene Opposition, die allerdings konsequent an der Ubernahme der Macht gehindert wurde. Mit Beginn des Regimes begannen Repressionen gegen die Kritiker. Kritische Presseberichte wurden konfisziert und entsprechende Redakteure zu mehrwochigen Haftstrafen verurteilt. Auch gab es Entlassungen von Beamten, Verbote von Versammlungen, Auflosungen oppositioneller Organisationen und Ahnliches. [23] 1928 wurde, fur die anstehenden Sejmwahl , der Bezpartyjny Blok Wspołpracy z Rz?dem ( Parteilose Block der Regierungsunterstutzer ), gegrundet. Mit Unterstutzung der Verwaltung erreichte sie bei den Wahlen ein Viertel der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 78 %. Der relative Wahlsieg bedeutet aber zugleich keine ausreichende parlamentarische Macht fur die Anhanger Piłsudskis. Als 1929 der Sejm Anklage gegen den Finanzminister wegen der Finanzierung der Wahlwerbung der Piłsudski-Partei aus Staatsgeldern erhob, kam es zu Drohungen der Regierung gegen das Parlament, die am 31. Oktober 1929 im Aufmarsch Bewaffneter im Foyer des Sejms gipfelten. Der Sejmmarschall Ignacy Daszy?ski verweigerte daraufhin die Eroffnung des Sejm. [23] Ende August 1930 wurde das Parlament aufgelost und kurz darauf 18 Abgeordnete, bis zu den Wahlen im November insgesamt 84 ehemalige Abgeordnete verhaftet. [23] Nach der Ermordung von Innenminister Bronisław Pieracki durch einen ukrainischen Nationalisten im Jahr 1934 ließ die Regierung in der Kleinstadt Bereza Kartuska im heutigen Belarus ein Internierungslager fur ukrainische Nationalisten, Kommunisten und andere prominente Regimegegner anlegen.

Eine auf die Person Piłsudski zugeschnittene neue Verfassung trat im April 1935 in Kraft (? Aprilverfassung “). Der Marschall verstarb jedoch einige Wochen spater. Die Wahlen zum Sejm vom 8. September 1935 wurden von der gesamten Opposition boykottiert, die Wahlbeteiligung betrug nur 43 %. [24] Nach Piłsudskis Tod verfiel das bisher von seinem personlichen Prestige gepragte System, da die Aspiranten auf seine Nachfolge nicht uber das Charisma und die Popularitat des Nationalhelden Piłsudski verfugten. [25] Es entstanden zwei Machtzentren ? die Gruppe ?Schloss“ um Mo?cicki, benannt nach der Residenz des Prasidenten, dem Warschauer Konigsschloss , und die Gruppe der ?Obristen“ um den neuen Marschall Edward Rydz-?migły . Der Trend hin zu einem autoritaren nationalistischem Staat verstarkte sich nun weiter. Rydz-?migły verstarkte faschistische Tendenzen innerhalb der Sanacja, um ein Bundnis mit anderen faschistischen oder faschistoiden Gruppen gegen seine innerparteilichen Gegner vom ?Schloss“ zustande zu bringen. Im Herbst 1937 liebaugelte er gar mit einem Putsch , um ein Einparteiensystem zu errichten, scheiterte aber an Prasident Mo?cicki und seinen Unterstutzern. [26]

Laut dem deutschen Historiker Wolfgang Benz sind in dieser Zeit die ?faschistischen Elemente der polnischen Diktatur […] unverkennbar“. [27] Der britische Historiker Norman Davies dagegen bestreitet, dass das Regime faschistisch genannt werden kann, da die polnischen Sympathisanten des Faschismus, die es etwa innerhalb der Narodowa Demokracja gab, in Opposition zum Regime standen und es formal keine Diktatur darstellte. [28] Der polnische Historiker Jerzy Holzer sieht zwar Tendenzen zur Errichtung eines faschistischen Regimes in Polen Ende der 1930er Jahre, die durch den deutschen Uberfall abgebrochen wurden. Sie seien aber keineswegs unumkehrbar gewesen, da es von kommunistischer, sozialistischer und demokratischer Seite sowie aus der Sanacja-Bewegung selbst stets starken Widerstand dagegen gegeben habe. [29] Der britische Soziologe Michael Mann rechnet Polen unter dem Sanacja-Regime wie auch Spanien , Portugal oder Jugoslawien zu den Staaten, in denen das alte Regime stark genug war, der Herausforderung durch die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre standzuhalten und die nicht faschistisch, sondern korporatistisch -autoritar regiert wurden. [30]

Die außenpolitischen Bemuhungen Polens, die vor allem mit der Person von Außenminister Jozef Beck verbunden sind, waren im Einklang mit der franzosischen Politik darauf ausgerichtet, einen Block kleiner und mittlerer Staaten zur Eindammung sowohl Deutschlands als auch der Sowjetunion zu schaffen. Dem standen jedoch vor allem die durch die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen gegenseitigen Gebietsanspruche im Wege. So beteiligte sich Polen, kurz bevor es selbst von Deutschland und der Sowjetunion besetzt wurde, aktiv an der Zerschlagung der Tschechoslowakei und annektierte nach dem Munchner Abkommen Ende Oktober 1938 die mehrheitlich von Polen besiedelten Industriegebiete um die Stadt Teschen (T??in) , das so genannte Olsagebiet , und kleinere Gebiete im Grenzgebiet zur Slowakei .

Zweiter Weltkrieg

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Im August 1939 schlossen das Deutsche Reich und die Sowjetunion den Hitler-Stalin-Pakt , in dessen geheimem Zusatzprotokoll der gemeinsame Uberfall auf Polen sowie die Annektierung der baltischen Staaten durch die Sowjetunion vereinbart wurden. Am 1. September 1939 wurde Polen vom Deutschen Reich angegriffen. Auch Truppen des deutschen Vasallenstaats Slowakei stießen auf polnisches Gebiet vor. Deutsche Truppen erreichten am 8. September die Hauptstadt Warschau. Nachdem die westlichen Teile des Landes an die deutschen Invasoren verlorengegangen waren, begann ab 17. September unter dem Vorwand des ?Schutzes“ der belarussisch-ukrainischen Bevolkerung durch den Einmarsch der Roten Armee die sowjetische Besetzung Ostpolens . Die Annexion und Aufteilung des polnischen Staatsgebietes war zuvor in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt von den Diktatoren beschlossen worden. Die polnische Regierung verließ in der Nacht vom 17. auf den 18. September 1939 uber den noch freien Grenzubergang bei Kuty (heute in der Ukraine) Polen und begab sich ins neutrale Rumanien , spater nach Paris und 1940 nach London . Von dort aus organisierte sie den Widerstand gegen die deutsche und sowjetische Besatzung. Die Schlacht um Warschau endete am 28. September 1939 mit der Kapitulation .

Das westliche Polen kam daraufhin unter deutsche Besatzungsherrschaft oder wurde ins Deutsche Reich eingegliedert. Aus den annektierten polnischen Gebieten entstanden die Reichsgaue Wartheland (Gauleiter Arthur Greiser ), Danzig-Westpreußen (Gauleiter Albert Forster ) sowie das Generalgouvernement fur die besetzten polnischen Gebiete (Generalgouverneur Hans Frank ). Ostoberschlesien wurde an die Provinz Schlesien angegliedert und Gebiete nordlich von Warschau der Provinz Ostpreußen zugeschlagen (sog. Regierungsbezirk Zichenau , Landkreis Sudauen ).

Polen, Sprachenkarte 1937 in einer polnischen Darstellung von 1928 [31] [32]
Verbreitung der Jiddischen und Hebraischen Sprache in Polen 1931. Die Juden im Posenschen und in Ostoberschlesien sprachen Deutsch.

Polen zahlte Anfang der 1920er Jahre 27 Millionen Staatsburger [33] (Anfang der 1930er Jahre waren es bereits 32 Millionen). Ein Drittel der Staatsangehorigen gehorte nationalen Minderheiten an. Die Volkszahlung von 1921 ergab folgende ethnische Gruppen in Polen:

1919 befanden sich etwa zwei Millionen Deutsche auf dem Gebiet der polnischen Republik. Etwa die Halfte wanderten in den ersten Jahren nach Kriegsende aus. [33]

Nach der Volkszahlung vom 31. August 1939, also unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg, lebten in Polen 35,339,000 Menschen, und die Zahlen waren wie folgt:

  • Polen 23.129.400 (65,5 %)
  • Ukrainer 5.554.100 (15,7 %)
  • Juden 3.356.900 (9,5 %)
  • Belarussen 2.144.600 (6,1 %)
  • Deutsche 822.500 (2,3 %)
  • Andere 331.500 (0,9 %) [34]

Alle Volksgruppen hatten also zugelegt, nur die deutsche Minderheit hatte, entgegen dem Trend, abgenommen.

Minderheitenpolitik

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Durch den Minderheitenvertrag von Versailles , die Verfassung, den Frieden von Riga, sowie die Genfer Konvention waren die Minderheiten theoretisch geschutzt. Vor allem die deutsche Minderheit nutzte die Moglichkeiten, internationale Schiedsorgane anzurufen. Zwischen 1920 und 1930 gab es uber 1.200 Petitionen an den Volkerbund , 300 davon kamen aus Polen und davon wiederum fast die Halfte aus den Jahren 1931/32, als Polen und die Weimarer Republik den Hohepunkt ihrer Auseinandersetzung hatten. [35] Somit war Polen de facto ein multinationaler Staat.

Im offiziellen Sprachgebrauch wurde jedoch der polnische Charakter der Republik betont. Dies fuhrte zu erheblichen Konflikten mit den nationalen Minderheiten. So verfugten die Ukrainer und die Belarussen uber keine Anstalten der hoheren Bildung. Auch den Oberschlesiern sprachen staatliche Stellen ihr regionales Sonderbewusstsein ab. Polen war der Staat mit der großten judischen Bevolkerungsgruppe in Europa.

1926 wurde Michał Gra?y?ski zum Woiwoden Schlesiens . Er ging gegen das deutsche Schulwesen, deutsche Großgrundbesitzer und Großindustrielle vor. Zwischen 1926 und 1929 kam es zu fast 100 Beschwerden wegen Verstoßen gegen das Deutsch-Polnische Genfer Abkommen uber Oberschlesien . Die deutschen Parteien bauten bei Wahlen ihren Stimmenanteil von 26 % (1922) auf 34 % (1930) aus. Der Stimmenanteil deutscher Parteien in Oberschlesien lag deutlich uber dem in der amtlichen Statistik ausgewiesenen Prozentzahl an Deutschsprachigen, der nach dem Zensus von 1931 bei 6,0 % lag (im Jahr 1921 noch bei 44,2 %). Dies ließ nur den Schluss zu, dass auch viele polnischsprachige Oberschlesier fur deutsche Parteien gestimmt hatten, woruber sich polnische Nationalisten besonders erbost zeigten. [36] Erst 1930 sank der Anteil, nachdem die Opposition, nicht nur die deutsche, durch Polizei und Behorden massiv behindert wurden. [37] Dafur wurde Polen im Januar 1931 vom Volkerbundsrat verurteilt. [38]

Fur Mittelpolen (Raum Lodz ) war der Deutsche Volksverband in Polen im Sejm und Senat vertreten. Durch die Verkleinerung des Sejm von 444 auf 408 Sitze verringerten sich die Chancen der Minderheiten, Abgeordnete ins Parlament zu entsenden, 1935 erneut. [39]

Die Ukrainer bekampften im Sejm, erfolglos, die Schulreform von 1925, bei welcher die Zahl der ukrainischsprachigen Grundschulen von 2450 wahrend der Habsburger Zeit auf 500 im Jahr 1937 schrumpfte. Allerdings stieg zugleich die Zahl der zweisprachigen Schulen von 1426 auf 2710. [40] [41] Die 600.000 Juden , die 1917/1919 aus Russland aus- bzw. zuruckgewandert waren, erhielten zwischen 1926 und 1928 die polnische Staatsburgerschaft. [42]

Die Belarussen erreichten, zumindest kurzfristig, eine Verbesserung ihrer Lage. 1929 entstand an der Universitat Wilna sogar ein Lehrstuhl fur Beloruthenistik . [40] In Ostgalizien wurde hingegen der ukrainischen Minderheit die versprochene ukrainische Universitat Lemberg vorenthalten. Im zuvor russischen Ruthenien hingegen wurde von den Behorden ein wohlwollender Kurs eingeschlagen. Im Sudosten des Landes war die Organisation Ukrainischer Nationalisten aktiv und bekampfte den polnischen Staat mit Anschlagen und Sabotageakten, was zu Militaraktionen Polens fuhrte. [40]

Am 13. September 1934 kundigte Polen den Minderheitenschutzvertrag und kundigte an, ein solches Abkommen nur erneut zu unterschreiben, wenn es ein einheitliches fur ganz Europa geben wurde. Das deutsch-polnische Genfer Abkommen uber Oberschlesien lief im Mai 1937 aus. Mit Deutschland wurde am 5. November 1937 ein bilateraler Vertrag geschlossen, der den Minderheitenschutz an den Schutz der eigenen Landsleute im jeweils anderen Staat band. [37]

Die Rechte der vielen Minderheiten (vor allem Ukrainer, Belarussen und Deutsche) wurden massiv eingeschrankt, vor allem die Juden diskriminiert und verfolgt. 1936 organisierte das Regime einen Boykott gegen die Juden, der von der katholischen Kirche unterstutzt wurde. Bei den gleichzeitigen Pogromen wurden mehrere Dutzend Menschen erschlagen. Man machte die Juden als Sundenbocke fur als negativ empfundene Begleiterscheinungen der Moderne wie Atheismus , Kommunismus und Pornographie sowie fur die strukturellen Probleme verantwortlich, unter denen die Wirtschaft des Landes in der Zwischenkriegszeit litt. Verschiedene Berufsverbande schlossen Juden nach dem Beispiel der deutschen Arierparagraphen von der Mitgliedschaft aus, einige Universitaten fuhrten einen Numerus clausus fur judische Studenten ein. Im Marz 1938 verwehrte das Sanacja-Regime 16.000 Juden mit polnischer Staatsangehorigkeit die Einreise, die vom NS-Regime in der so genannten Polenaktion des Landes verwiesen worden waren und daraufhin im Niemandsland zwischen Deutschland und Polen festsaßen. [43]

Die vom NS-Staat unterstutzte deutsche Minderheit geriet trotz der seit dem Nichtangriffsvertrag zwischen Adolf Hitler und Piłsudski offiziell guten deutsch-polnischen Beziehungen immer starker unter die Beobachtung polnischer Geheimdienststellen, wozu auch die wachsende Begeisterung vieler Angehoriger der deutschen Minderheit fur den Nationalsozialismus beitrug.

Konflikte mit den Nachbarlandern

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Der Zerfall der Vielvolkermonarchien in Zentral-, Sud- und Osteuropa hinterließ ein machtpolitisches Vakuum, das zur Entstehung bzw. Wiederentstehung von elf Nationalstaaten , darunter Polen, fuhrte. Diese Entwicklung verlief nicht immer friedlich, sodass es zu einer Reihe militarischer Auseinandersetzungen um die Neugestaltung der Grenzen kam.

Im Fall der Zweiten Republik Polen waren das folgende Konflikte:

Polen war also mit fast jedem Nachbarland in Konflikte um Territorien und ethnische Minderheiten verwickelt. Im Osten hatte Polen seine Grenzen nach den Kampfen mit Sowjetrussland etwa 200 km ostlich der von Polen als auch Sowjetrussland nicht akzeptierten Curzon-Linie gefestigt. Nur mit Rumanien und Lettland unterhielt Warschau spannungsfreie Beziehungen.

Insgesamt verfugte der neue Staat uber fast 5.000 km Grenze, wovon lediglich 350 zu Rumanien und 100 km zu Lettland nicht an Gegner grenzten. Dies fuhrte dazu, dass etwa ein Drittel der Staatsausgaben vom Ministerium fur Militarische Angelegenheiten verwaltet wurden. Kritik an diesem hohen Budget wurde dabei auch von der Opposition nicht geaußert. [44] Die Republik war zunachst eine parlamentarische Demokratie, wurde jedoch nach dem Maiputsch Jozef Piłsudskis im Mai 1926 in ein von diesem autoritar gefuhrtes Sanacja -Regime mit lediglich demokratischer Fassade umgewandelt. Als faktisches Enddatum gilt meist der 1. September 1939, der Beginn des deutschen Uberfalls auf Polen .

Mit Mi?dzymorze wurde zudem von Piłsudski das Konzept eines von Ostsee bis Schwarzem Meer reichenden slawisch-baltischen Bundesstaates in Mittel- und Osteuropa unter polnischer Fuhrung vorgeschlagen, [45] das von den anderen Nationen abgelehnt wurde.

Die polnischen Ostgebiete wurden in der im geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt vom 24. August 1939 vereinbarten Interessengebietsaufteilung Josef Stalins Interessensphare zugeordnet ( Vierte Teilung Polens ). Stalin ließ die Rote Armee am 17. September dort einmarschieren , die Gebiete blieben in der Folge des Zweiten Weltkrieges bei der Sowjetunion. Er schlug Polen die deutschen Ostgebiete ostlich der Oder-Neiße-Linie als Entschadigung zu. Dem stimmten die Westalliierten der Anti-Hitler-Koalition einstweilen zu. Somit fand gegen den Willen der betroffenen polnischen sowie auch deutschen Bevolkerung eine komplette Neuordnung der Grenzen mit einer daraus resultierenden Westverschiebung Polens statt.

Mit Deutschland gab es zwischen 1919 und 1921 Auseinandersetzungen vor allem um den Besitz Oberschlesiens . Bei der Abstimmung am 20. Marz 1921 stimmten 59,6 % der Wahler fur den Verbleib bei Deutschland. In einigen Gebieten uberwog das pro-polnische Votum. Generell war der pro-deutsche Stimmenanteil in den Stadten besonders hoch und der pro-polnische in einigen landlichen ostlichen Regionen.

Polnische Freischarler begannen daraufhin am 3. Mai 1921, begunstigt von franzosischen Besatzungstruppen ? Italiener und Briten unterstutzten die deutsche Seite ?, einen bewaffneten Aufstand, um den Anschluss zumindest von Teilen Oberschlesiens an Polen gewaltsam durchzusetzen. Das Deutsche Reich konnte aufgrund der Beschrankungen durch den Versailler Vertrag nicht gegen die Freischarler vorgehen, jedoch gingen mit Billigung der Reichsregierung Freikorps des ?Selbstschutzes Oberschlesien“ gegen die polnischen Aufstandischen vor. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Polen. Am 23. Mai 1921 gelang den deutschen Freikorps die Ersturmung des St. Annabergs , wodurch eine Stabilisierung der Lage eintrat.

Am 20. Oktober 1921 beschloss der Oberste Rat der Alliierten, einer Empfehlung des Volkerbundes folgend, das ostoberschlesische Industrierevier an Polen zu ubertragen, dem es als Autonome Woiwodschaft Schlesien angeschlossen wurde. Beim Deutschen Reich verblieb der flachen- und bevolkerungsmaßig großere Teil des Abstimmungsgebiets ? Industriestadte wie Beuthen OS , Gleiwitz oder Hindenburg OS blieben weiter deutsch ? doch Ostoberschlesien mit etwa 80 % des Industriereviers kam zu Polen. Beide Seiten mussten sich auf Veranlassung des Volkerbundes zum Schutz der jeweiligen nationalen Minderheiten in Oberschlesien verpflichten ( Genfer Abkommen ). Die Einhaltung dieses Minderheitenschutzes, vertraglich auf 15 Jahre begrenzt, war in der Folgezeit eine anhaltende Quelle von zwischenstaatlichen Spannungen zwischen Deutschland und Polen.

Der uberwiegende Teil der Provinzen des Konigreichs Preußen, Westpreußen und Posen, die durch die Teilungen Polens 1772 und 1793 an Preußen gekommen waren, wurden aus dem Deutschen Reich herausgelost und ohne Volksabstimmungen der neuen polnischen Republik einverleibt. Polen bekam dadurch einen Zugang zur Ostsee bei Gdingen . Einen Teil der Gebiete hatte polnisches Militar im Großpolnischen Aufstand bereits zuvor besetzt.

Die alte Hansestadt Danzig, auf deren Erwerb Polen gehofft hatte, wurde durch die Alliierten zur Freien Stadt Danzig erklart und verblieb mit Nutzungsrechten Polens am Danziger Hafen und Einschluss ins polnische Zollgebiet, doch außerhalb der Grenzen des neuen polnischen Staates, unter der Aufsicht des Volkerbundes . Aufgrund des nicht gegluckten Erwerbs und der ablehnenden Haltung der deutschen Bevolkerung Danzigs begann Polen wenige Kilometer entfernt auf polnischem Gebiet in Gdingen ( Gdynia ) mit dem Bau eines neuen Hafens, der sich rasch zur Konkurrenz fur Danzig entwickelte.

Fur weitere Gebiete sah der Versailler Vertrag Volksabstimmungen uber die Staatszugehorigkeit vor. In Masuren ( Regierungsbezirk Allenstein ) und im Bezirk Marienwerder (ehemals Westpreußen) fanden unter alliierter Aufsicht Volksabstimmungen statt, in denen sich die große Mehrheit der Bevolkerung (98 % bzw. 92 %) fur den Verbleib bei Ostpreußen und Deutschland entschied.

Litauen und Ukraine

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Die polnischen Bestrebungen zur Wiederherstellung seiner historischen Grenzen von 1772 stießen auch in Litauen und in der Ukraine auf Widerstand und gefahrdeten vor allem Ukrainer und Litauer . Eine Woche nach der polnischen Unabhangigkeitserklarung riefen auch die Ukrainer in Lemberg ihre Unabhangigkeit aus. Im Polnisch-Ukrainischen Krieg um das ehemalige habsburgische Konigreich Galizien und Lodomerien erweiterte Polen sein Gebiet nach Osten in die Ukraine hinein. Besonders heftige Kampfe wurden um Lemberg gefuhrt, das polnische Freiwilligenverbande und regulare Armeeteile am 21. November einnahmen. Der Krieg dauerte bis in den Marz 1919 an; er wurde am 21. April 1920 durch ein Abkommen zwischen Polen und der Volksrepublik Ukraine unter Symon Petljura offiziell beendet.

Polnische Soldaten griffen auch in der Westukraine lebende Juden an : Als Lemberg nach teilweise heftigen Kampfen am 21./22. November 1918 von polnischen Truppen eingenommen worden war, kam es vom 22. bis zum 24. November zu einem Pogrom an der judischen Gemeinde der Stadt.

Der mit dem Versailler Vertrag ins Leben gerufene Volkerbund sah die Ziehung einer Grenzlinie aufgrund der im Dezember 1919 vorgelegten Empfehlungen einer Kommission unter Leitung des britischen Außenministers Curzon vor, durch die mehrheitlich polnischsprachige Gebiete um Wilna in Litauen und Lemberg in Galizien dem polnischen Staat verloren gehen wurden.

Die weitergehenden Plane Piłsudskis zielten zudem auf die Wiedererrichtung einer Republik unter polnischer Fuhrung in der Tradition der 1795 untergegangenen Adelsrepublik , zu der auch mehrheitlich von Ukrainern und Belarussen bewohnte Gebiete gehoren sollten. Polnische Truppen besetzten daher 1919 den ostlichen Teil Litauens um Wilna, das seine Unabhangigkeit gerade gegen Russland durchgesetzt hatte, ebenso vorubergehend Kiew in der Ukraine, was wegen der Uberschneidung mit den territorialen Anspruchen Sowjetrusslands zum Polnisch-Sowjetischen Krieg fuhrte .

Weitere umfassende polnische Ansiedlungsmaßnahmen fuhrten zu teils gewaltsamen ukrainischen Reaktionen, die 1930 die sogenannte Befriedung der Ukrainer in Ostgalizien durch polnische Polizei und Militar nach sich zog.

Der Polnisch-Sowjetische Krieg, Frontverlauf im Juni 1920

Zunachst drangen die polnischen Truppen unter General Rydz-?migły mit Unterstutzung durch nationalukrainische Krafte bis nach Kiew vor. Der schnelle Erfolg war durch das Ausweichen der sowjetischen Truppen begunstigt, die nach der Eroberung Kiews durch die Polen eine Gegenoffensive starteten. Die sowjetischen Einheiten unter General Tuchatschewski drangen bis Warschau vor, wahrend General Budjonny Lemberg belagerte.

Durch ein waghalsiges Zangenmanover gelang der polnischen Armee unter Piłsudskis Kommando der Durchbruch und eine nahezu vollstandige Vernichtung der sowjetischen Einheiten: Wahrend die polnischen Einheiten versuchten, die Armee von General Tuchatschewski bei Radzymin nordostlich von Warschau aufzuhalten, startete Piłsudski vom Fluss Wieprz in der Woiwodschaft Lublin eine Großoffensive in Richtung Norden. Der Uberraschungseffekt war so groß, dass die letzten sich zuruckziehenden Einheiten der Roten Armee uber deutsches Gebiet ? Ostpreußen ? fluchten mussten.

1921 schlossen die Kriegsparteien in der lettischen Hauptstadt Riga einen Friedensvertrag . Piłsudski verfehlte zwar sein Ziel, die Staatsgrenze von 1772 wiederherzustellen, es gelang ihm jedoch, die polnische Staatsgrenze etwa 200 km ostlich der Curzon-Linie zu erweitern, der geschlossenen polnischen Sprachgrenze mit relativer Bevolkerungsmehrheit.

Im ostlichen Teil Polens betrug der polnische Bevolkerungsanteil 1919 etwa 25 %, 1938 bezeichneten sich 38 % als polnisch. Den ubrigen Anteil bildeten jeweils andere Nationalitaten. Die Bevolkerungsmehrheit bezeichnete sich als ukrainisch, belarussisch oder judisch. Mehrheitlich polnisch ? mit einem hohen Anteil Juden ? waren dagegen die Stadte Wilna und Lemberg.

Verwaltungsgliederung

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Polen 1920?1939
Woiwodschaften im Jahr 1931

Das Staatsgebiet wurde in 16 Woiwodschaften und die ihnen gleichgestellte Hauptstadt Warschau gegliedert. Die Grenzen dieser Verwaltungseinheiten orientierten sich zunachst an den einstigen deutschen, osterreich-ungarischen und russischen Verwaltungsgrenzen, doch gab es am 1. April 1938 einige Gebietsumgliederungen.

Verwaltungsgliederung 1931 und 1939 [3]
Woiwodschaft,
Stadt
Stand 1. April 1931 Stand 1. April 1939
Flache
(km²)
Powiats Stadte Land-
gemeinden
und Guts-
bezirke
Flache
(km²)
Powiats Stadte Land-
gemeinden
Warschau (Stadt) 123 4 1 ? 141 4 1 ?
Warschau (Land) 29.470 23 59 301 31.656 22 53 293
Łod? 19.034 14 46 232 20.446 15 39 237
Kielce 25.589 19 40 312 22.204 18 37 275
Lublin 31.176 20 33 277 26.555 16 29 228
Białystok 32.441 14 49 179 26.036 10 35 128
Wilna 29.011 9 15 97 29.011 9 15 96
Nowogrodek 22.966 8 9 87 22.966 8 10 87
Polesien 36.668 9 14 83 36.668 9 12 79
Wolhynien 35.754 11 22 106 35.754 11 22 103
Posen 26.564 38 118 4.615 28.089 29 100 237
Pommerellen 16.407 20 34 2.010 25.683 28 64 234
Schlesien 4.216 11 17 400 5.122 11 25 463
Krakau 17.380 23 53 1.870 17.560 18 47 195
Lwow 28.408 28 60 2.186 28.402 27 58 252
Stanislau 16.894 15 29 901 16.894 12 28 119
Tarnopol 16.533 17 35 1.091 16.533 17 36 169
Polen gesamt 388.634 283 634 14.747 389.720 264 611 3.195

Die Kampfe des Ersten Weltkrieges an der mehrfach auf dem Boden des spateren polnischen Staates verlagerten Front hatten schwere Zerstorungen hinterlassen. Lediglich im ehemals preußischen Teilungsgebiet war es nicht zu Kampfen gekommen. In Zentralpolen waren uber 1,75 Millionen Zivilisten nach Russland evakuiert und Industrieanlagen demontiert worden. Die osterreichischen und deutschen Besatzer hatten große Teile der Ernte und Industrieproduktion konfisziert und Zivilisten zur Zwangsarbeit in ihre Staatsgebiete deportiert.

Insgesamt verlor das Gebiet des spateren Polens im Weltkrieg zwei bis drei Funftel seines Viehbestandes, die Getreide- und Kartoffelproduktion sank auf etwa die Halfte, die Weizenproduktion sank auf ein Drittel des Vorkriegsstandes. Es wird geschatzt, dass im November 1918 nur noch 15 Prozent der Arbeiter von 1913 in der Industrie arbeiteten. Etwa die Halfte der Brucken und fast zwei Drittel der Bahnhofe waren zerstort. [46] Durch die Teilungen Polens hatten sich die jetzt in einem Staat wiedervereinten Teile sehr unterschiedlich entwickelt. [47] Vereinfacht wurde zwischen dem vergleichsweise gut entwickelten Polen A und dem ruckstandigen Polen B mit der Trennlinie an der Weichsel unterschieden. [48]

Die Arbeits- und Sozialgesetzgebung der Zweiten Polnischen Republik gehorten zu den modernsten der damaligen Zeit. 1918/1919 wurden Dekrete uber den 8-Stunden-Arbeitstag , Gewerkschaften, Gesundheitsversicherung und Arbeitsinspektion erlassen. 1920 folgten Gesetze zu Krankenkassen , Arbeitszeit und 1922 zu Urlaubsanspruchen. [49] Mitte Oktober bis Ende November stieg die Zahl der registrierten Arbeitslosen von 200.000 auf 300.000. [50]

Das Staatsbudget war defizitar, 1921 waren 40 Prozent, 1922 51 Prozent der Ausgaben gedeckt. [49] Wahrend des gesamten Bestehen des Staates nahm das Ministerium fur Militarische Angelegenheiten bis zu einem Drittel des Staatsbudgets in Anspruch. [44]

Am 15. Januar 1920 wurde die Polnische Mark eingefuhrt, zuvor gab es sechs gultige Wahrungen im Staat. [51] Zwischen der Ubernahme der Regierungstatigkeit durch Wincenty Witos im Mai 1923 und dem 1. August 1923 fiel der Kurs der Mark zum US-Dollar von 1:52.000 auf 1:230.000. Dies wird als Beginn der Hyperinflation in der polnischen Republik angesehen. Im Dezember 1923 war der Wechselkurs bereits auf 1:4,3 Millionen geklettert. Am 1. Februar 1924 wurde die Bank Polski gegrundet, welche weitgehend unabhangig von der Regierung war. Im April 1924 wurde der Złoty (d. h. Gulden) eingefuhrt und so bis Mitte des Jahres die Polnische Mark vollstandig abgelost. [52]

Anfang der 1920er Jahre lebten drei Viertel der Bevolkerung von der Landwirtschaft, wobei hier viele kleine Hofe das Bild dominierten. Ein Drittel der Landwirtschaftsunternehmen bewirtschafteten weniger als zwei Hektar (insgesamt 3,5 % des Ackerbodens), ein weiteres Drittel weniger als funf Hektar (14,8 %) nur 0,9 Prozent der Unternehmen besaßen mehr als 50 Hektar (47,3 % des Bodens). Die bedeutendsten Landbesitzer waren die Familien Zamoyski , mit 191.000 Hektar, und Radziwiłł , 177.000 Hektar. [51] Bis 1923 hatte die Landwirtschaft in den meisten Bereichen wieder den Stand von vor dem Weltkrieg erreicht. [49]

Es gab ab 1919 mehrere Ansatze fur eine Bodenreform , aber erst 1925 konnte Władysław Grabski erfolgreich ein effektives Gesetz erlassen. Er setzte ein Dekret von 1923 in ein Gesetz um, nach dem die Großgrundbesitzer jahrlich mindestens 200.000 Hektar gegen volle Entschadigung in den Besitz von Kleinbauern uberfuhren mussten. [52]

Die Industrie war wahrend der Teilung auf die Bedurfnisse der Teilungsmachte ausgerichtet und wenig exportorientiert, vom preußischen Teilungsgebiet vielleicht abgesehen. Zudem war sie nur mangelhaft mit Kapital ausgestattet. Etwa 40 Prozent der Industrie wurde von Kartellen beherrscht. [53] Der Staat war uber die Bank Polski und durch Staatsmonopole ein wichtiger Faktor der Wirtschaft. Etwa 30 Prozent der Staatseinnahmen wurden in Staatsunternehmen generiert. [53] Die Zahl der Industriearbeiter, ohne Oberschlesien, verfunffachte sich zwischen 1919 und 1922, blieb aber unter der Zahl von 1913. Auch die Reallohne stiegen und erreichten Mitte 1921 98 Prozent der Einkommen von 1914. [49]

Die Industrieproduktion stieg an und erreichte 1929 143 % des Standes von 1926. Durch den Wirtschafts- und Handelskrieg von 1925 und den damit wegfallenden Import wurde der Aufbau polnischer elektrotechnischer, chemischer und optischer Betriebe gefordert. [23] Der Kohleexport wurde zwar durch den Handelskrieg zunachst beeintrachtigt, der englische Bergarbeiterstreik im Jahr 1926 fuhrte aber zu einer erhohten Nachfrage und einer Steigerung der Steinkohleforderung bis 1926 um fast 60 %. [23]

Die Infrastruktur, da zuvor auf die jeweilige Teilungsmacht ausgerichtet, war schlecht miteinander verbunden. [47] So gab es keine direkte Bahnverbindung von den Kohlerevieren im Suden des Landes zu dem entstehenden Hafen in Gdynia bzw. dem bestehenden Danzigs . Etliche Streckenfuhrungen waren durch Kriegsschaden und ungunstige Streckenfuhrung deutlich langer als notig. So dauerte die Fahrt von Warschau ins etwa 400 Kilometer entfernte Lemberg bis 1925 12 Stunden, ab Sommer des Jahres 9 Stunden. [54]

Die Zweite Polnische Republik baute ihr Hochschulwesen schnell aus. So kamen zu den bereits existierenden Universitaten in Krakau , Warschau und Lemberg 1918 die Katholische Universitat Lublin , 1919 die, wiedergegrundete Universitat in Wilno und im selben Jahr die Universitat Posen . [55] 1920 wurde ein Rahmengesetz fur die Hochschulen erlassen. [55]

1923 waren ein Drittel der Bevolkerung Analphabeten , wobei sich die Verteilung sehr stark unterschied. Im zuvor russischen Osten, Polesien und Wolhynien , waren dies bis zu 50 %, im polnischen Teil Oberschlesiens lediglich 1,5 %. [47] Im Osten Polens wurde 1919 die bis dahin nicht bestehende allgemeine Schulpflicht eingefuhrt, womit innerhalb von vier Jahren die Zahl der Lehrer als auch Schuler um zwei Drittel stieg. [47] Trotzdem besuchten Mitte der 1920er Jahre etwa 40 % der Schulpflichtigen keine Schule und das Verhaltnis der Lehrer zur Bevolkerung erreichte 70 % des zentralpolnischen und etwa die Halfte der westpolnischen Gebiete. [56]

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Einzelnachweise

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  1. 1939 bis 1944 war die Zweite Polnische Republik von Deutschland bzw. der Sowjetunion besetzt. Die polnische Exilregierung nahm ihren Sitz zunachst in Angers /Frankreich (bis 1940) und danach in London . Die Volksrepublik Polen ab 1944 gilt als Nachfolgestaat , obwohl die Exilregierung in London weiter den Anspruch als legitime Vertretung Polens bis 1990 aufrechterhielt.
  2. Gesetz vom 17. Marz 1921, betreffend die Verfassung der Republik Polen. Abgerufen am 16. Dezember 2012 .
  3. a b Andrzej Gawryszewski: Ludno?? Polski w XX Wieku / The Population of Poland in the 20th Century . Hrsg.: Instytut Geografii i Przestrzennego Zagospodarowania im. S. Leszczyckiego PAN ? Institut fur Geographie und Raumordnung S. Leszczycki PAN. Warschau 2005, Tabela II.4. Podział administracyjny Polski w 1931 i 1939 r. / Table II.4. Administrative division of Poland, 1931 and 1939, S.   32 (polnisch, englisch, org.pl [PDF]).
  4. Joseph Girard: Les annuaires de l’Office central de statistique de la Republique polonaise et la population de la Pologne . In: Journal de la societe statistique de Paris . Band   66 , 1925, S.   56 (franzosisch, numdam.org [PDF]).
  5. Zentrales Statistikamt der Republik Polen (Hrsg.): Petit Annuaire Statistique IV-e annee 1934 . Warschau, S.   4 (franzosisch, gda.pl [PDF]).
  6. Keya Thakur-Smolarek: Der Erste Weltkrieg und die polnische Frage: Die Interpretationen des Kriegsgeschehens durch die zeitgenossischen polnischen Wortfuhrer . Lit-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-643-12777-8 .
  7. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 88.
  8. Blanca Rodriguez-Ruiz, Ruth Rubio-Marin: Introduction: Transition to Modernity, the Conquest of Female Suffrage and Women’s Citizenship. In: Blanca Rodriguez-Ruiz, Ruth Rubio-Marin: The Struggle for Female Suffrage in Europe. Voting to Become Citizens. Koninklijke Brill NV, Leiden und Boston 2012, ISBN 978-90-04-22425-4 , S. 1?46, S. 46.
  9. Malgorzata Fuszara: Polish Women’s Fight for Suffrage. In: Blanca Rodriguez-Ruiz, Ruth Rubio-Marin: The Struggle for Female Suffrage in Europe. Voting to Become Citizens. Koninklijke Brill NV, Leiden und Boston 2012, ISBN 978-90-04-22425-4 , S. 143?157, S. 150.
  10. Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 310.
  11. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 92?93.
  12. N. Pease: ?This Troublesome Question“: The United States and the ?Polish Pogroms“ of 1918?1919. In: M. B. B. Biskupski (Hrsg.): Ideology, Politics, and Diplomacy in East Central Europe. University of Rochester Press, 2004, ISBN 1-58046-137-9 , S. 58 ff.
  13. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 107?108.
  14. a b c Manfred Alexander: Kleine Geschichte Polens. 2008, S. 286?287.
  15. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 136.
  16. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 112?117.
  17. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 118.
  18. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: 'Gdynia: vademecum turysty'; dt.], Jerzy D?browski (Ubs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3 , S. 12.
  19. Theodor Schieder. (Hrsg.): Handbuch der europaischen Geschichte ? Band 7 Europa im Zeitalter der Weltmachte. 1996, ISBN 3-12-907590-9 , S. 1006.
  20. ?Polska ? koleje“ , auf: Encyklopedia Gutenberga online , abgerufen am 29. November 2018.
  21. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 149.
  22. a b Dieter Bingen: Polen: 1000 Jahre wechselvoller Geschichte. (PDF) In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 311/2011. S. 8 , abgerufen am 1. Oktober 2016 .
  23. a b c d e Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 169?176.
  24. Jerzy Holzer: The Political Right in Poland, 1918-39. In: Journal of Contemporary History 12, No. 3 (1977), S. 395?412, hier S. 408.
  25. Stephen J. Lee: European Dictatorships, 1918?1945 . Routledge, London/New York 2000, S. 270.
  26. Jerzy Holzer: The Political Right in Poland, 1918-39. In: Journal of Contemporary History 12, No. 3 (1977), S. 395?412, hier S. 409 ff.
  27. Wolfgang Benz: Faschismus . In: derselbe (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus , Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien. Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-023379-7 , S. 86 (abgerufen uber De Gruyter Online).
  28. Norman Davies: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. Vierte, durchgesehene Auflage. C.H. Beck, Munchen 2006, S. 114.
  29. Jerzy Holzer: The Political Right in Poland, 1918-39. In: Journal of Contemporary History 12, No. 3 (1977), S. 395?412, hier S. 410 f.
  30. Michael Mann: Fascists. Cambridge University Press, Cambridge 2004, S. 363.
  31. Eugenjusz Romer : Powszechny Atlas Geograficzny. Ksi??nica-Atlas, Lwow-Warszawa 1928, Karte 48
  32. Atlas Historyczny Polski. PPWK Warszawa-Wrocław 1998, S. 46.
  33. a b c d e Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 131.
  34. Nach Piotr Eberhardt : POLITICAL MIGRATIONS IN POLAND 1939?1948 WARSAW 2006, S. 64 [1]
  35. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 132?133.
  36. Richard Blanke: Orphans of Versailles: The Germans in Western Poland 1918?1939 . The University Press of Kentucky, 1993, ISBN 0-8131-1803-4 . Appendix B: Population of Western Poland und Kapitel 4: The Piłsudski Era and the Economic Struggle S. 90 ff.
  37. a b Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 169.
  38. Philipp Heyde: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929?1932. Schoningh, Paderborn 1998, S. 118.
  39. Christian Jansen und Arno Weckbecker: Der ?Volksdeutsche Selbstschutz“ in Polen 1939/1940. Oldenbourg, Munchen 1992, ISBN 978-3-486-70317-7 , S. 19 (abgerufen uber De Gruyter Online).
  40. a b c Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 168.
  41. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 158.
  42. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 165.
  43. Gertrud Pickhan: Polen . In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Bd. 1: Lander und Regionen. Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-598-24071-3 , S. 281; Wolfgang Benz: Faschismus . In: derselbe (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus, Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien. Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-023379-7 , S. 86 (beides abgerufen uber De Gruyter Online).
  44. a b Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 124.
  45. Marek Kornat: Die Wiedergeburt Polens als multinationaler Staat in den Konzeptionen von Jozef Piłsudski. Forum fur osteuropaische Ideen- und Zeitgeschichte, 1/2011
  46. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 97?99.
  47. a b c d Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 130.
  48. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 160.
  49. a b c d Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 134.
  50. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 144.
  51. a b Manfred Alexander: Kleine Geschichte Polens. 2008, S. 288?289.
  52. a b Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 137?139.
  53. a b Manfred Alexander: Kleine Geschichte Polens. 2008, S. 290.
  54. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 156.
  55. a b Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 150.
  56. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Munchen 2010, S. 166.