Polen (Ethnie)

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Allegorie des ?Polen“ (18. Jahrhundert)
Polnische Bauern und eine Bauerin aus der Umgebung von Krakau, sogenannte Krakowiacy , von 1852 ( Kleinpolen )

Die Polen sind eine westslawische Ethnie . Sie stellen in der Republik Polen etwa 95 Prozent der Gesamtbevolkerung. [1] Daneben gibt es polnische Minderheiten in Litauen , Belarus und der Ukraine sowie eine weltweit verbreitete polnische Diaspora insbesondere in Mittel- und Westeuropa sowie Nord- und Sudamerika .

Polen sprechen das zum lechischen Sprachzweig der westslawischen Sprachen gehorende Polnisch . Im Fruhmittelalter pagan , gehoren sie in ihrer Mehrheit seit der Christianisierung im 10. Jahrhundert der romisch-katholischen Kirche an. Konfessionelle Minderheiten bilden jedoch auch Anhanger der orthodoxen Kirche und des Protestantismus . Religiose Minderheiten bilden die Juden und die Muslime , darunter die autochthone Gruppe der weitgehend polonisierten muslimischen Lipka-Tataren .

Die Bezeichnung ?Polen“ (polnisch ? Polacy “) leitet sich vom indogermanischen Wort ? pele [2] fur deutsch ? Feld “ ab; gleich wie seine semantischen Aquivalente ? Champagne “, ? Kampanien “ oder das Suffix ? -falen “. [3] ? Inter Alpes Huniae et Oceanum est Polonia, sic dicta in eorum idiomate quasi Campania “, schrieb 1211 der Rechtsgelehrte Gervasius von Tilbury in seinem Otia Imperalia . Demnach ist der Name Polens von den ?Feldbewohnern“ abgeleitet.

Entstehung und Siedlungsgebiet [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Polnische Bauern und Bauerinnen aus der Umgebung von Kalisz ( Großpolen ), Lithografie von 1881

Entstanden sind die Polen im Fruhmittelalter in Mitteleuropa in Folge der Vereinigung westslawischer Stamme unter der Herrschaft des Geschlechts der Piasten , die selbst dem Stamm der Polanen angehorten. Deren ursprungliches Siedlungsgebiet rund um die Warthe und die Netze zwischen den Stadten Posen ( Pozna? ) und Gnesen ( Gniezno ) wurde um Siedlungsgebiete der Wislanen und Masowier zwischen den Stadten Krakau ( Krakow ) und Warschau ( Warszawa ) entlang der Weichsel erweitert. Spater fielen auch die Pomeranen und Slensanen sowie weitere kleinere Stamme unter den Einflussbereich der Piasten.

Mit der Grundung Polen-Litauens unter der Herrschaft des Geschlechts der Jagiellonen kam es zu einer teilweisen Polonisierung weiterer Gebiete in Osteuropa . Zudem siedelten viele Polen im Gebiet des heutigen sudostlichen Litauen , der heutigen Westhalfte von Belarus , dem heutigen westlichen Drittel der Ukraine , dem heutigen Nordosten Tschechiens und den heutigen nordlichen Grenzregionen der Slowakei .

Im 19. Jahrhundert siedelten mit der Industrialisierung viele Polen im Ruhrgebiet (siehe Ruhrpolen ) und in den industriellen Zentren Osterreich-Ungarns . Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Polen aus Ostpolen , das nun zur Sowjetunion gehorte, aus ihrer Heimat vertrieben und in den sogenannten Wiedergewonnenen Gebieten ( Hinterpommern , in Ostpreußen mit Ermland und Masuren , Pommerellen und Danzig , Ostbrandenburg , Niederschlesien sowie Oberschlesien ) anstelle der zuvor daraus vertriebenen deutschen Bevolkerung angesiedelt.

Durch kulturhistorische Besonderheiten sind im Laufe der Geschichte innerhalb der Ethnie der Polen neue eigenstandige Volksgruppen entstanden. Hierzu zahlen die Goralen , die Masuren und die Schlesier . Nur noch 51 Prozent der Letztgenannten sehen sich laut einer Volkszahlung von 2011 zugleich als Polen, dafur betrachten sich ganze 93 Prozent der als eigene Ethnie geltenden Kaschuben auch als Polen. [4]

Polnische Diaspora [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den letzten 200 Jahren wanderten Polen in verschiedene Teile der Welt aus, wo sie sich verschieden stark assimilierten.

Schatzungen gehen davon aus, dass es weltweit 44 bis 60 Millionen Polen gibt.

Als historische und anerkannte nationale Minderheiten leben Polen in vielen mittel- und osteuropaischen Landern: Lettland (2,5 % der Bevolkerung), Litauen (6,74 %), Slowakei (0,1 %), Tschechien (0,5 %), Ukraine (0,45 %), Ungarn (3800), Belarus (4 %). [5] Viele Polen sind in westeuropaische Lander ausgewandert.

Weitere Ziele polnischer Auswanderer waren Brasilien (1 Mio. Polnischstammige), Frankreich (1 Mio., eine der bekanntesten Angehorigen war Marie Curie ), Deutschland (2 Mio. Polnischstammige), Kasachstan (25.000), die USA (10,6 Mio. Polish Americans ) und Kanada (650.000). Ferner leben in Großbritannien etwa 850.000 Menschen polnischer Abstammung und in Irland seit dem EU-Beitritt Polens etwa 120.000 Einwanderer. Außerdem wohnen Polen auch in Argentinien , Sudafrika , Australien , Russland , Rumanien , Schweden , Belgien , Danemark , den Niederlanden , Osterreich , Griechenland und Italien . In Island und Norwegen [6] stellen sie die großte Minderheit dar. [7]

Die Zahl von Polen in Frankreich wird mit 1.050.000 und in Kanada mit 800.000 angegeben. Von den uber 10 Millionen polnischstammigen US-Amerikanern (amerikanische Volkszahlung von 2000) sprechen nur noch 667.414 Personen (0,25 % der Bevolkerung) zu Hause polnisch.

Große Teile der polnischen Auswanderer haben sich im Laufe der Zeit assimiliert. Werden alle Menschen einbezogen, die in den letzten 150 Jahren einen polnischen Vorfahren hatten, ergibt dies eine Gesamtzahl von uber 100 Millionen Menschen.

Fur die Mitglieder der polnischen Diaspora wurde eine Urkunde eingefuhrt, die die Angehorigkeit ihres Besitzers zum polnischen Volk bestatigt: die Karta Polaka .

Polen in Deutschland [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Zahl der derzeit in der Bundesrepublik Deutschland wohnenden Polen lasst sich nicht exakt beziffern. Nach dem Zensus 2011 leben zwei Millionen Menschen mit polnischem Migrationshintergrund in Deutschland. [8] Auch in Polen geht man von zwei Millionen [9] (Schatzwerte der Stiftung Wspolnota Polska , 2007) Menschen mit einer ganz oder teilweise polnischen ethnischen, kulturellen oder sprachlichen Identitat aus. Die Zahl der Personen mit ausschließlich polnischer Staatsburgerschaft liegt bei 740.962 (2015); [10] zudem leben etwa 690.000 (2011) Personen mit deutscher und polnischer Staatsangehorigkeit in Deutschland. [11]

Polen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1992 lebten in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion schatzungsweise 1,13 Millionen Polen, die meisten davon in Litauen, Belarus und der Ukraine (vergleiche mit den Zahlen oben).

Seit dem 14. Jahrhundert sind Polen in diese zum polnisch-litauischen Reich gehorenden Gebiete eingewandert. Sie bildeten bis ins 20. Jahrhundert die politisch und sozialokonomisch dominierende Schicht in Gebieten des heutigen Litauens, der Ukraine und von Belarus. Aufgrund der drei Teilungen von Polen-Litauen zwischen 1772 und 1795 kam der großte Teil zum russischen Reich , das polnische Kerngebiet wurde zunachst Kongresspolen , dann Weichselgebiet genannt. Die ab 1918 erstandene Zweite Polnische Republik erlangte in mehreren Kriegen Gebietszuwachse mit mehrheitlich polnischsprachigen Regionen im Osten, verlor diese Gebiete 1939 aber wieder infolge des Hitler-Stalin-Paktes , und endgultig 1945 durch den mit der Sowjetunion geschlossenen Grenzvertrag. Die meisten dort lebenden Polen wurden anschließend in die neuen Westgebiete der Volksrepublik Polen umgesiedelt, ein anderer Teil verblieb jedoch in der ehemaligen Heimat. Noch heute gibt es starke polnische Minderheiten in Litauen und in Belarus, daneben auch kleinere Gruppen in der Ukraine und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Hervorzuheben sind hier die Polnische Minderheit in Litauen und die Polnische Minderheit in Belarus . [12]

Polen in Ungarn [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die polnische Minderheit in Ungarn war in der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr bevolkerungsreich. Die erste permanente Sonntagsschule wurde 1922 gegrundet. Wahrend des Zweiten Weltkrieges gab es in Ungarn 27 polnische Grundschulen und ? einzigartig in Europa ? eine polnische Hochschule und ein Lyceum in Balatonboglar . Von offizieller Seite wird die heutige Anzahl der Polen in Ungarn mit 3.800 angegeben, wahrend Minderheitenorganisationen die Anzahl auf 10.000 schatzen. [13]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Polen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Landerbericht Polen. Bundeszentrale fur politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2 , S. 362.
  2. Joseph Bosworth: A dictionary of the Anglo-Saxon languages, S. 275; planus, plain, flat ; from Indo-Germanic pele , flat, to spread, also the root of words like plan, floor, and field. [In:] John Hejduk: Soundings, 1993, S. 399; “the root pele is the source of the English words ‘field’ and ‘floor’. The root ‘plak’ is the source of the English word ‘flake’”. [In:] Loren Edward Meierding: Ace the Verbal on the SAT, 2005, S. 82.
  3. ?Tak jak nazwa Polanie, rownie? nazwa Polska pochodzi od poł uprawnych, podobnie jak nazwa Szampania we Francji (od le champ ? pole) czy Kampania we Włoszech (od campo ? pole).” In: Jerzy Topolski : Historia Polski. Wydawnictwo Pozna?skie, S. 42.
  4. Struktura narodowo-etniczna, j?zykowa i wyznaniowa ludno?ci Polski - NSP 2011 , Głowny Urz?d Statystyczny.
  5. Fischer Weltalmanach 2006, ISBN 3-596-72006-0
  6. ssb.no: Immigration and immigrants 2010 (PDF; 1,2 MB)
  7. CIA World Factbook ( Memento des Originals vom 10. Mai 2013 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
  8. Zensusdatenbank ? Ergebnisse des Zensus 2011. 9. Mai 2011, abgerufen am 25. April 2015 .
  9. Wspolnota Polska ? Polonia w liczbach.
  10. Anzahl der Auslander aus Polen in Deutschland von 2007 bis 2015
  11. Vier Millionen Deutsche besitzen zwei Passe , zeit.de
  12. Rudolf A. Mark : Die Volker der ehemaligen Sowjetunion. 1992
  13. Mailing List von Flags of the world ( Memento des Originals vom 4. Dezember 2012 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/groups.yahoo.com