Wendell Willkie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wendell Willkie (1940)
Unterschrift
Unterschrift

Wendell Lewis Willkie (* 18. Februar 1892 in Elwood , Madison County , Indiana ; † 8. Oktober 1944 in New York City ) war ein US-amerikanischer Jurist und Geschaftsmann , der sich politisch betatigte. Bei der Prasidentschaftswahl von 1940 war er republikanischer Gegenkandidat von Amtsinhaber Franklin D. Roosevelt .

Willkie war ausgebildeter Jurist und arbeitete nach seinem Studium und dem Wehrdienst als Wirtschaftsanwalt. Ab den spaten 1920er-Jahren stieg er in fuhrende Positionen auf. Politisch engagierte er sich zunachst bei den Demokraten , wechselte dann aber zu den Republikanern. Als Geschaftsfuhrer der Southern Company wandte er sich gegen die von der demokratischen Roosevelt-Regierung betriebenen Verstaatlichung von Projekten seines Unternehmens. Da er als charismatischer Redner bekannt war, sahen fuhrende liberale Republikaner in ihm einen moglichen Prasidentschaftskandidaten fur die Wahl 1940. Uberraschend gewann Willkie tatsachlich die Nominierung der Republikaner. Ausschlaggebend unter dem Eindruck des ausgebrochenen Zweiten Weltkrieges in Europa war hier sein Eintreten fur eine internationalistische Außenpolitik . Im Wahlkampf sprach er sich zudem fur die Beibehaltung des New Deal aus, jedoch wollte er Roosevelts Reformen effizienter und weniger burokratisch gestalten. Obwohl seine Auftritte Begeisterung auslosten, siegte am Ende Prasident Roosevelt und wurde somit fur eine dritte Amtszeit gewahlt. Nach seiner Niederlage zeigte sich Willkie loyal gegenuber dem Prasidenten, der ihn wahrend des Krieges mit einer Reihe diplomatischer Missionen betraute. Auch engagierte sich Willkie fur politische und soziale Projekte. 1941 war er Mitbegrunder des Freedom House , außerdem trat er energisch gegen Rassendiskriminierung auf. Im Vorfeld der Prasidentschaftswahl 1944 scheiterte sein Versuch, erneut als Kandidat seiner Partei nominiert zu werden. Im Oktober 1944 starb Willkie im Alter von 52 Jahren an einem Herzinfarkt .

Sowohl fur sein politisches Engagement als auch seinen von vielen als bemerkenswert fair bewerteten Wahlkampf in Zeiten einer außenpolitischen Krise fand Willkie parteiubergreifend hohe Wertschatzung. Seine Haltung, die sich einem Isolationismus und damit einem moglichen Heraushalten der USA auf dem von den Nationalsozialisten bedrohten Europa widersetzte, ermoglichte den Vereinigten Staaten, 1941 politisch geschlossen in den Zweiten Weltkrieg einzutreten und so das Kriegsgeschehen zugunsten der Alliierten erheblich zu beeinflussen.

Erste Lebensjahre und Ausbildung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Wendell Lewis Willkie House in Rushville (Indiana), wo er in den letzten Jahren seines Lebens offiziell wohnte

Wendell Willkie wurde als Sohn deutschstammiger Eltern am 18. Februar 1892 in Elwood , Indiana geboren. Willkie hatte noch eine Schwester sowie vier weitere Bruder. Seine Großeltern emigrierten zusammen mit seinem Vater aus Aschersleben in Deutschland 1858 in die USA. [1] [2] Seine Eltern waren beide als Anwalte in einer gemeinsamen Kanzlei tatig. Dabei war seine Mutter die erste Frau im Bundesstaat Indiana, die eine offizielle Zulassung als Anwaltin erhielt. Die Familie Willkie gehorte zwar nicht zur gesellschaftlichen Oberschicht und hatte kein herausragendes Vermogen, doch konnten die Eltern der Familie ein gutburgerliches Auskommen sichern. [3] Nach dem Schulbesuch begann Wendell ein Studium. 1913 erwarb er an der University of Indiana den Bachelor of Arts . Diesen Lehrgang schloss er mit einem Notendurchschnitt im oberen Mittelfeld ab. Danach gehorte er zeitweise der Studentenverbindung Beta Theta Phi an, wo er fur ein Jahr Geschichte lehrte.

Bereits im Jugendalter zeigte Wendell politisches Interesse. Sein Großvater hatte sich an den revolutionaren Aufstanden in Europa 1848/49 beteiligt, die auf eine Uberwindung der Furstentumer hin zu einer moderneren und demokratischen Polit- und Gesellschaftsordnung abzielten. Erzahlungen aus der Familie beeindruckten Wendell trotz der Erfolglosigkeit der Erhebungen in Europa und starkten sein Interesse am demokratischen Prozess. Seine Eltern verfolgten zwar keine politischen Ambitionen, waren aber Anhanger der Demokratischen Partei . Als Kind besuchte Wendell mehrere Wahlkampfveranstaltungen von demokratischen Kandidaten. Großen Eindruck auf ihn machte der (dreimal erfolglose) Prasidentschaftskandidat William Jennings Bryan . Die Prasidentschaftswahl von 1912 verfolgte er mit großer Aufmerksamkeit. Dabei war er vor allem vom demokratischen Bewerber und spateren Wahlsieger Woodrow Wilson begeistert. Wie der Willkie-Biograf Steve Neal reflektierte, war Wilson der Mann, den Willkie zu jener Zeit ?am meisten bewunderte“. [4] Willkie verstand sich als uberzeugter Anhanger des Progressivismus , der fur eine am Fortschritt orientierte Politik eintrat und in der damaligen Epoche fur einen Ausgleich zwischen Wirtschaft und Sozialem stand (beispielsweise Anti- Trust -Gesetzgebung oder bessere Arbeitsbedingungen fur Arbeiter im Bergbau ). Eine Zeit lang setzte er sich auch mit den Thesen des Sozialismus und Kommunismus auseinander; etwa durch die Lekture von Karl Marx Das Kapital . [5]

Da Willkies Tatigkeit als Geschichtslehrer vergleichsweise niedrig entlohnt wurde, bot ihm sein Bruder Fred eine Stelle als Laborant in Puerto Rico an. Wendell nahm das Angebot im November 1914 an und ließ sich bei seinem Bruder, der vorubergehend auf der Insel lebte, nieder. Auf Puerto Rico fuhlte sich Wendell allerdings nicht besonders wohl. Vor allem die Armut der Einheimischen beruhrte ihn sehr. Gardner Cowles, damaliger Freund Willkies, gab in einem Jahrzehnte spater gefuhrten Interview zu Protokoll: ?Wendell sagte von da an, dass er entschlossen sei, fur einen besseren Ausgleich und ein soziales Bewusstsein zu arbeiten. Wenn er jemals in eine einflussreiche Position kame, wolle er der Sache ein anderes Aussehen geben“. [6] Im Herbst 1915, auch unter Heimweh leidend, entschloss sich Willkie zur Ruckkehr in die Heimat. Sein wichtigstes Ziel war nun ein Jurastudium. Nach seiner Heimkehr absolvierte Willkie einen Studiengang in Jura an der Indiana School of Law , den er 1916 mit einem Bachelor of Laws erfolgreich abschloss. Danach arbeitete er eine Zeit lang in der elterlichen Kanzlei mit. [7]

Als junger Mann verfolgte Willkie die politische Weltlage genau, nachdem 1914 in Europa der Erste Weltkrieg ausgebrochen war. Hier war er ganz auf der Linie von Prasident Woodrow Wilson, der noch knappe drei Jahre an der amerikanischen Neutralitat festhielt. Nachdem die USA jedoch im April 1917 auf Betreiben Wilsons in den Krieg eintraten, unterstutzte Willkie den Kurs der Regierung. Von dort an bezeichnete er sich als Wilsonian , also als Befurworter einer aktiven Außenpolitik, mit der vor allem die Verbreitung von Demokratie und Marktwirtschaft gefordert werden sollte. Wenige Tage nach der amerikanischen Kriegserklarung an die Mittelmachte trat er freiwillig der US Army bei und wurde wenig spater zum First Lieutenant ernannt. Von seinen Eltern ursprunglich auf den Namen Lewis Wendell Willkie getauft, vertauschte ein Verwaltungsmitarbeiter der Streitkrafte jedoch seine beiden Vornamen und er wurde unter dem Namen Wendell Lewis Willkie gefuhrt. Willkie selbst storte sich aber wenig daran, da er von Freunden fruher schon mit Wendell angesprochen wurde. Er machte daher keinen Versuch, den Fehler zu berichtigen. Dokumente unterzeichnete er kunftig mit dem Namen Wendell L. Willkie. [8] Willkie blieb noch fur mehr als ein Jahr in den Vereinigten Staaten, wo er in diversen Trainingscamps der Armee stationiert war. Erst im Herbst 1918 wurde er zu den American Expeditionary Forces nach Europa entsandt. Doch als Willkie in Frankreich ankam, war der Krieg fur die Alliierten bereits gewonnen und er hatte keine Moglichkeit mehr, noch aktiv an den Kampfhandlungen teilzunehmen. Dennoch blieb er einige Monate in Paris , wo er als Assistent von US-Anklagern diente, die sich mit der Verfolgung von Kriegsverbrechen befassten. [9]

Beruflicher Werdegang und politische Aktivitaten

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach seiner Ruckkehr in den USA beendete Willkie seinen Dienst bei den Streitkraften und heiratete im Jahr 1919 Edith Wilk; aus der Ehe ging der 1924 geborene Sohn Philip hervor, der ebenfalls eine juristische Laufbahn einschlug und sich politisch engagierte. Seit den 1930er-Jahren hatte Willkie zudem eine außereheliche Beziehung mit der Autorin und Journalistin Irita Van Doren, die ihn auch politisch beriet. [10]

Beruflich nahm er seine Tatigkeit als Anwalt wieder auf und wurde juristischer Berater (corporate lawyer) der Firma Firestone Tire & Rubber Company . Fur diese Anstellung siedelte er von Indiana nach Akron in den Nachbarstaat Ohio um. Durch seinen Ehrgeiz erarbeitete er sich in den folgenden Jahren den Respekt seiner Vorgesetzten und galt bald als Mann mit einer großeren Zukunft als Jurist. Im Jahr 1929 verließ Willkie Firestone, Tire & Rubber wieder und wurde juristischer Berater der Southern Company (C&S), ein Unternehmen, das sich auf die Energieversorgung von elf US-Bundesstaaten konzentrierte. Obwohl ihm der Wechsel personlich nicht ganz einfach fiel, sah er ihn als notwendig an, um seiner Karriere einen neuen Schub zu geben; waren seine Aufstiegsmoglichkeiten in einer Stadt wie Akron doch begrenzt. Fur seine neue Stelle zog Willkie mit seiner Familie nach New York City um. Obwohl ihm die Lebensweise der Millionenmetropole anfangs fremd war, sah er schon bald im Großstadtleben zahlreiche Vorteile. [11]

Politisch engagierte sich Willkie seit seiner Ruckkehr aus Europa in der Demokratischen Partei , wo er dem liberalen Parteiflugel zuzurechnen war. Schon in Akron, Ohio gehorte der aufstrebende Anwalt zu den prominentesten Demokraten der Stadt. In Wahlkampfen engagierte er sich fur James M. Cox , den damaligen Gouverneur des Staates und demokratischen Prasidentschaftskandidaten von 1920 . Ebenfalls im Jahr 1920 gab es im lokalen Parteivorstand Stimmen, die eine Kandidatur Willkies fur das US-Reprasentantenhaus ins Spiel brachten. Willkie dachte ernsthaft uber diese Moglichkeit nach, entschied sich letztlich nach sorgfaltiger Uberlegung dagegen, da ihm das Risiko einer Niederlage in diesem eher republikanisch gepragten Wahlkreis zu hoch war. [12] Gemeinsam mit einer Reihe ahnlich gesinnter Parteigenossen kampfte Willkie gegen den politischen Einfluss des rassistischen Ku-Klux-Klans , dessen Weltbild er kategorisch ablehnte. [13] Auf der Democratic National Convention von 1924, dem Nominierungsparteitag fur die anstehende Prasidentschaftswahl in diesem Jahr, fungierte er als ein Delegierter. Auch acht Jahre spater, im Vorfeld der Prasidentschaftswahl 1932 , war er Delegierter auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten. Ursprunglich unterstutzte Willkie die Bewerbung des chancenlosen Senator Newton D. Baker , spater stimmte er fur den New Yorker Gouverneur Franklin D. Roosevelt , der dann auch aufgestellt wurde. Wahrend des Wahlkampfes im Herbst 1932 unterstutzte er Roosevelts Wahlkampf aktiv, unter anderem durch Geldspenden. [14] Wie auch eine Mehrheit der Amerikaner war Willkie der Ansicht, Roosevelt sei die Uberwindung der Great Depression , unter der das Land seit dem Borsencrash von 1929 litt, eher zuzutrauen als dem republikanischen Amtsinhaber Herbert Hoover . In einer klaren Entscheidung setzte sich Roosevelt schließlich durch.

Beruflicher und politischer Aufstieg

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Wendell Willkie (rechts) und TVA-Direktor David E. Lilienthal wahrend einer politischen Diskussion zur Tennessee Valley Authority im Marz 1938
Willkie im Jahr 1939

Im Januar 1933 erhielt Willkie die Beforderung zum Prasidenten von C&S. Mit 41 Jahren war er der jungste Prasident eines großen Energieunternehmens; daher fand sein Aufstieg Rezeption in der nationalen Presse. Nach seiner Beforderung stand Willkie großen Herausforderungen gegenuber. Auch C&S war durch die Great Depression in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. [15]

Nachdem Roosevelt 1933 schließlich Prasident wurde, verfolgte er eine als New Deal bekannt gewordene Wirtschafts- und Sozialpolitik. Eine Reihe von Programmen und Initiativen aus dieser Reform, die Regulierung der Finanzmarkte und die Einfuhrung einer Sozialversicherung , fanden Willkies Zustimmung. Unter anderem grundete Roosevelt aber auch die Tennessee Valley Authority (TVA), die das vollig ruckstandige Tennessee -Tal mit billiger Energie versorgen und vor Uberflutungen schutzen sollte. Die Authority war direkter Konkurrent der C&S. Willkie wurde zum Gegner der TVA, er sprach sich insbesondere gegen die Teilnahme der Regierung am Wirtschaftsleben aus, obgleich er sich als Befurworter eines staatlichen regulierten Marktes verstand. Er vertrat die Uberzeugung, eine aktive Teilnahme des Staates wurde dem Wettbewerb derart schaden, dass Innovationen nur noch eingeschrankt moglich waren. Daruber hinaus waren staatliche Unternehmen weniger an Wirtschaftlichkeit gebunden, da es ihnen moglich ware, theoretisch unbegrenzte Verluste auf Kosten der offentlichen Haushalte zu erwirtschaften. [16] 1933 erreichte Willkie, dass der US-Senat den Bau von Uberlandleitungen durch die TVA untersagte. Roosevelt stimmte den Senat noch einmal um; ein neu verabschiedetes Gesetz stattete die TVA mit umfangreichen Befugnissen aus. Sie erhielt von der Staatskasse praktisch unbegrenzten Kredit zu niedrigen Zinsen und konnte 1939 die C&S aufkaufen. Willkie verließ im selben Jahr die Partei und trat den Republikanern bei. [17]

Inzwischen hatte sich Willkie durch seine Kritik an der TVA zu einer bekannten Person des offentlichen Lebens entwickelt. Er suchte vermehrt den Kontakt zur Presse; mit vielen Journalisten pflegte der Anwalt eine gute Beziehung, wozu auch seine als umganglich empfundene Personlichkeit beitrug. Am 6. Januar 1938 war er bei einer landesweit ausgestrahlten Talksendung im Radio zu Gast, wo er sich mit dem Demokraten Robert H. Jackson ein politisches Rededuell lieferte. Jackson war zu dieser Zeit ein hochrangiger Beamter des US-Justizministeriums in der Roosevelt-Regierung und wurde als potentieller Prasidentschaftskandidat seiner Partei fur die Wahl 1940 angesehen. Nach Ende der Sendung waren die meisten Zuhorer und Reporter der Ansicht, Willkie habe das Rededuell fur sich entschieden. Liberale Republikaner begannen, in dem als charismatisch wahrgenommenen Anwalt einen potentiellen Prasidentschaftsbewerber fur 1940 zu sehen. [18]

Prasidentschaftswahl 1940

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Weg zur Kandidatur

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Willkie auf dem Titel des Time Magazine vom 31. Juli 1939

Das politische Klima in den Vereinigten Staaten hatte sich mit Beginn des Wahljahres 1940 dahingehend gewandelt, dass der Fokus der Offentlichkeit sich mehr der Außenpolitik zuwandte. Dies war im Wesentlichen der aggressiven Politik des Deutschen Reiches und des Japanischen Kaiserreichs geschuldet. In den letzten zwei Jahren hatte es keine großeren Reformankundigungen von Seiten der Roosevelt-Administration mehr gegeben. Die Verabschiedung der New-Deal-Programme war im Wesentlichen abgeschlossen. Obwohl die Reformen die Wirtschaft erheblich stabilisierten und die humanitare Not linderten, hatte bislang kein bedeutender Aufschwung eingesetzt, der das Land endgultig aus der Great Depression holte.

Aufgrund der außenpolitischen Entwicklungen wurde eine Kandidatur von Prasident Roosevelt fur eine dritte Amtszeit immer wahrscheinlicher. Obwohl es zwar innerparteilich, speziell aus den konservativen Sudstaaten , Widerstand gegen solche Plane gab, war der Amtsinhaber noch immer bei Parteibasis und Bevolkerung sehr beliebt. Die Republikanische Partei war unterdessen tief gespalten. Innenpolitisch standen sich ein konservativer und ein liberal-moderater Parteiflugel gegenuber. Die Konservativen forderten eine Ruckkehr zur Laissez-faire -Politik wie in den 1920er-Jahren unter den Prasidenten Harding , Coolidge und Hoover sowie eine Revidierung des New Deal. Der liberale Flugel, dem neben Willkie auch der Kandidat von 1936 Alf Landon angehorte, sprach sich fur eine Beibehaltung vieler New-Deal-Programme aus, wollte ihn jedoch effizienter gestalten. In außenpolitischen Fragen waren die Republikaner ebenfalls in zwei Lager gespalten. Mehrheitlich gehorten die fuhrenden Kopfe der Partei den Isolationisten an, die das außenpolitische Engagement der USA auf ein absolutes Minimum beschranken wollten. Sie erteilten Forderungen der Briten unter Premierminister Winston Churchill eine Absage, das Vereinigte Konigreich in seinem Krieg gegen das NS-Regime militarisch, etwa in Form von Ausrustungs- und Waffenlieferungen, zu unterstutzen. Eine Reihe von Republikanern forderten sogar die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Dritten Reich. Prasident Roosevelt lehnte dies zwar kategorisch ab, doch auch er zogerte vor den Wahlen mit weitgehenden Hilfen fur die Briten in dem Bewusstsein, dass es in der amerikanischen Bevolkerung noch immer mehrheitlich eine isolationistische Grundstimmung gab. Aufgrund dieser Stimmungslage wurden Willkie, der sich wie der Prasident als Internationalist begriff, also ein aktiveres Engagement der USA in der Welt befurwortete, nur wenige Chancen auf die republikanische Spitzenkandidatur eingeraumt. Außerdem stießen seine liberalen Ansichten zu wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen beim konservativen Parteiflugel auf erbitterten Widerstand. Auch storten sich viele konservative Republikaner an Willkies Vergangenheit als Demokrat. Als Favoriten fur die republikanische Nominierung wurden der erzkonservative Senator Robert A. Taft , der Senator Arthur H. Vandenberg und der innenpolitisch moderate New Yorker Distriktstaatsanwalt Thomas E. Dewey angesehen, die alle eine isolationistische Außenpolitik verschieden starker Auspragung forderten. [19]

Die offentliche Meinung begann allmahlich zu kippen, nachdem Adolf Hitler im Fruhjahr 1940 damit begann, in eine Reihe europaischer Nachbarstaaten einzumarschieren (Polen war bereits 1939 uberfallen worden). Besonders die rasche militarische Niederlage Frankreichs und damit einhergehende Einnahme von Paris durch die Wehrmacht im Juni 1940 losten einen Schock in der US-Offentlichkeit aus. Infolge dieser Ereignisse begann Willkies Zustimmung an der Parteibasis rasch zu wachsen. Liberale Republikaner trauten außerdem dem als charismatisch wahrgenommenen Willkie, der auch als guter Redner bekannt war, am ehesten einen Wahlsieg zu.

Der Republikanische Nominierungsparteitag

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Willkie spricht nach seiner Nominierung zu Anhangern in seiner Heimatstadt Elwood, Indiana (August 1940)
Wendell Willkie (rechts) im Gesprach mit seinem Vizeprasidentschaftskandidaten, Senator Charles L. McNary

Als der republikanische Nominierungsparteitag im Juni 1940 begann, ging man von Taft, Vandenberg oder Dewey als Gewinner der Abstimmung aus. Dewey hatte eine Reihe von Vorwahlen gewonnen, doch 1940 wurde die uberwaltigende Mehrheit der Delegierten nicht durch Vorwahlen, sondern die lokalen Parteivorstande bestimmt. Ohnehin hielten nur eine kleine Anzahl von Staaten solche Vorwahlen ab; daher bestand auch fur Willkie die Moglichkeit, nominiert zu werden, obgleich er bei den Primaries nur rund drei Prozent der Stimmen erzielte. Nachdem durch den Sieg der Nationalsozialisten uber Frankreich auch viele politische Beobachter eine Gefahr fur die USA sahen, fiel Deweys Zustimmung rasch, da er mit 38 Jahren als zu unerfahren angesehen wurde, das Land in solchen Krisenzeiten zu fuhren. Unterdessen wuchs die offentliche Zustimmung zu Willkie immer weiter, den Parteitag erreichten tausende Telegramme von Burgern, die sich fur Willkie aussprachen. Auf der Versammlung verschafften sich seine Unterstutzer mit Sprechchoren Gehor, als sie wiederholt ?We want Willkie!“ (?Wir wollen Willkie!“) skandierten. Im ersten Wahlgang lag Dewey vorne, doch der junge Staatsanwalt verpasste die notwendige absolute Mehrheit klar. Willkie schnitt als Dritter hinter Dewey und Taft uberraschend gut ab. Im dritten Wahlgang uberrundete er Taft schließlich bei der Zahl der Delegierten, im vierten Durchlauf ließ er auch Dewey hinter sich, doch noch reichte es nicht zur absoluten Mehrheit. Deweys Anhanger, die ebenfalls dem liberalen Flugel angehorten, liefen nun zu Willkie uber, dem es im sechsten Wahlgang schließlich gelang, Taft zu besiegen. [20] Er wurde damit Kandidat einer großen Partei zur Prasidentschaftswahl, ohne je ein politisches Amt bekleidet zu haben. Bis zur Nominierung Donald Trumps im Jahr 2016 war er der einzige Bewerber einer großen Partei, der zuvor weder ein politisches Mandat noch einen hohen militarischen Rang innehatte. Nach seiner Nominierung suchte Willkie seinen Kandidaten fur die Vizeprasidentschaft nicht selbst aus, sondern uberließ die Auswahl den Delegierten. Der Parteitag entschied sich fur Charles L. McNary , ein Senator aus Oregon . McNary vertrat innenpolitisch moderate Positionen und schien sowohl durch seine politische Erfahrung als auch geografisch eine sinnvolle Erganzung zu Willkie. [21]

Obwohl sich Willkies geschlagene Kontrahenten offiziell loyal zeigten, gab es innerparteilich auch Kritik. Vor allem der nach wie vor einflussreiche Flugel der Isolationisten stand dem Kandidaten skeptisch gegenuber. Der fruhere republikanische Prasident Herbert Hoover (1929?1933), der sich 1940 ebenfalls Chancen ausrechnete, als Uberraschungskandidat nominiert zu werden, war von Willkie wenig uberzeugt. Auch ein personliches Treffen der beiden im Sommer des Jahres anderte daran nichts. Hoover betrachtete Willkie als zu liberal, dessen Uberzeugungen sowohl innen- wie außenpolitisch eher denen Roosevelts glichen als seinen eigenen. Willkie unterdessen sah Hoover als Reprasentant einer veralteten Politik. Unter liberalen Republikanern fand Willkie hingegen große Zustimmung; so engagierte sich der Prasidentschaftskandidat von 1936 Alf Landon fur ihn. [22]

Willkies Wahlkampf

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Poster aus dem Wahlkampf 1940
Prasident Franklin D. Roosevelt , Willkies Kontrahent von den Demokraten

Wahrend Willkie uberraschend als Gewinner der republikanischen Kandidatenkur hervorging, nominierten die Demokraten mit großer Mehrheit Amtsinhaber Franklin D. Roosevelt fur eine dritte Amtszeit. Der Prasident hatte sich aufgrund der gespannten außenpolitischen Lage dazu entschlossen, mit der Tradition zu brechen und ein drittes Mal fur das Weiße Haus zu kandidieren. Gegen Roosevelts Vorhaben gab es innenparteilich zwar vereinzelt Kritik, speziell vom konservativen Parteiflugel aus den Sudstaaten (so uberwarf sich Vizeprasident John Nance Garner mit Roosevelt), doch war der Prasident bei Parteibasis und Bevolkerung weiterhin außerst popular. Viele fuhrende Demokraten, wie etwa Innenminister Harold Ickes , waren der Uberzeugung, dass ausschließlich der charismatische Roosevelt den charismatischen Willkie bei der Wahl bezwingen konne.

Willkie konzentrierte seine Wahlkampagne auf drei großere Themenblocke: Die vermeintliche Ineffizienz des New Deals, eine aus seiner Sicht mangelnde Vorbereitung auf einen drohenden Krieg und Roosevelts Versuch, fur eine dritte Amtsperiode gewahlt zu werden. Wie auch die Mehrheit der US-Bevolkerung stand Willkie dem New Deal als Ganzes nicht feindlich gegenuber. Zahlreiche Reformen wie beispielsweise die Einfuhrung einer Sozialversicherung, die Schaffung des Trennbankensystems und weitere Regulierungen der Finanzmarkte ebenso wie ein gesetzlicher Mindestlohn befurwortete Willkie. Fur ihn stand außer Zweifel, dass die nahezu vollstandig deregulierte Wirtschaft der 1920er-Jahre hauptverantwortlich fur den Zusammenbruch der Borse und die damit einhergehende Weltwirtschaftskrise war. Auch verstand Willkie, dass die aus der Großen Depression resultierende humanitare Not, dort wo sie wie in weiten Teilen Europas nicht bekampft wurde, ein idealer Nahrboden fur totalitare und faschistische Regime wie im Deutschen Reich oder Japan bildete. Daher kundigte er an, im Falle eines Wahlsieges einen Großteil des New Deals beizubehalten, viele der Programme aber effizienter und weniger burokratisch zu gestalten. Die vermeintliche Burokratie des New Deals war fur Willkie mitverantwortlich fur das Ausbleiben eines großeren und nachhaltigeren Wirtschaftsaufschwungs, obgleich sich die Lage okonomisch und humanitar seit Roosevelts Amtsubernahme merklich verbesserte (tatsachlich setzte ein großerer Aufschwung erst mit dem Zweiten Weltkrieg ein). Willkie erklarte außerdem, er werde als Prasident enger mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, um die wirtschaftliche Depression endgultig zu uberwinden.

Außenpolitisch gab es relativ wenig Differenzen zwischen den beiden Kandidaten. Beide lehnten jegliche Gesprache mit der NS-Fuhrung ab und erklarten sich gegenuber Briten und Franzosen solidarisch. Willkie warf dem Prasidenten jedoch vor, das Land nicht ausreichend gegen einen drohenden Krieg vorzubereiten. Obwohl Roosevelt tatsachlich schon seit 1938 mit einer langsamen Aufrustung begann, sah er sich nicht zuletzt durch Willkies Kritik dazu gezwungen, im Oktober 1940, einen Monat vor der Wahl, die Wiedereinfuhrung der Wehrpflicht anzuordnen. Willkie zeigte sich zunachst positiv gegenuber dieser Entscheidung, ruderte dann aber wieder ein Stuck zuruck, nachdem die Offentlichkeit mehrheitlich negativ auf diesen Schritt des Weißen Hauses reagierte. Eine direkte Kriegsbeteiligung lehnten beide Kandidaten, wie auch die Mehrheit der Bevolkerung, noch ab.

Scharfe Kritik außerte Willkie an Roosevelts Bestrebungen nach einer dritten Amtszeit. Durch seine liberalen Positionen hoffte er, auch Demokraten und andere liberale Stromungen fur sich gewinnen zu konnen, die eine dritte Amtsperiode fur den Prasidenten ablehnten. Obwohl der 22. Verfassungszusatz, der die Wahlbarkeit eines jeden Prasidenten auf zwei Wahlperioden beschrankt, erst 1951 in Kraft trat, hatte bislang kein Prasident mehr als zwei Amtszeiten regiert. Diese Tradition ging auf den ersten Prasidenten George Washington zuruck, der allen Nachfolgern empfahl, nicht langer als zwei Wahlperioden im Amt zu bleiben. In Opposition zu Roosevelt bildeten sich infolge eine Reihe von Kampagnen, die Willkies Kandidatur unterstutzen. Sogar einige Demokraten schlossen sich dem unter dem Slogan ?No third term! Democrats for Willkie“ (?Keine dritte Amtszeit! Demokraten fur Willkie“) an. [23]

Obgleich Willkie gegen einen nach wie vor popularen Amtsinhaber antrat, konnte er bei seinen Auftritten die Massen fur sich begeistern. Willkie war nicht nur als Charismatiker, sondern auch als ein begabter Redner bekannt. Seine Wahlkampfveranstaltungen waren stets voll besucht. Der Willkie-Biograf Steve Neal schrieb, Willkie vermochte es, bei seinen Auftritten derartige Begeisterungsstrome auszulosen, wie es kein republikanischer Kandidat seit Theodore Roosevelt mehr getan habe. [24] Wie auch sein Kontrahent erkannte Willkie die Bedeutung des Rundfunks, wo er sich in Werbespots direkt an die Bevolkerung wandte. Der Vorsitzende des republikanischen Nationalkomitees Joseph William Martin schrieb spater, Willkie habe derart viel Sendezeit im Radio kaufen wollen, dass die Partei samtliche Wahlkampfgelder ausgab (auch jene, die schon fur die Kongresswahlen 1942 vorgesehen waren). Im September 1940 erhielt er uberraschend eine offizielle Unterstutzungserklarung der renommierten Tageszeitung The New York Times , die als liberales Medium bekannt ist. Dies war insofern bemerkenswert, als sie ansonsten mehrheitlich demokratische Kandidaten unterstutzte. Willkie war der einzige der vier republikanischen Gegner Roosevelts, fur den diese Zeitung eine Wahlempfehlung herausgab. Sowohl 1932 und 1936 als auch wieder 1944 unterstutzte die Times Franklin D. Roosevelt. [25]

Fur amerikanische Verhaltnisse war der Wahlkampf dennoch von beiden Seiten bemerkenswert fair gefuhrt worden. Beide Kandidaten zeigten sich respektvoll gegenuber ihrem Kontrahenten und ließen personliche Angriffe auf den jeweils anderen aus.

Ergebnisse der Wahl nach einzelnen Staaten (die Nummern stehen fur die Anzahl an Wahlmannern, die der jeweilige Bundesstaat zu vergeben hat)
  •  Mehrheit fur Roosevelt
  •  Mehrheit fur Willkie
  • Roosevelt konnte alle Umfragen wahrend des Wahlkampfes im Herbst 1940 mit unterschiedlichen Abstanden anfuhren. Am Wahltag, dem 5. November 1940, siegte Prasident Roosevelt letztlich mit 54,7 gegen 44,8 % der Stimmen und wurde als einziger US-Prasident fur eine dritte Amtszeit gewahlt. Von den damals 48 Bundesstaaten gewann das republikanische Duo aus Willkie und McNary in zehn die Mehrheit, vornehmlich im Mittleren Westen sowie Maine und Vermont , Roosevelt sicherte sich in 38 Staaten eine Mehrheit. Damit setzte sich der Amtsinhaber im Wahlmannergremium mit einem Stimmenverhaltnis von 449 zu 82 klar durch. Insgesamt erhielt Willkie 22,3 Millionen Stimmen, fur seinen Kontrahenten votierten 27,3 Millionen Wahler. Trotz seiner Niederlage konnte Willkie sechs Millionen Stimmen mehr als sein Parteikollege Alf Landon im Jahr 1936 erringen, Roosevelts Voten blieben in Summe fast gleich. Dennoch erhielt Willkie in absoluten Zahlen mehr Stimmen als jeder republikanische Kandidat vor ihm. Erst Dwight D. Eisenhower konnte dies bei der Wahl von 1952 uberrunden. [23]

    Willkie nahm seine Niederlage mit Demut auf und sicherte zu, den Prasidenten vor allem in außenpolitischen Angelegenheiten zu unterstutzen. Nach der Wahl zollte Roosevelt seinem Widersacher dennoch Respekt. Wenige Tage nach seinem Sieg außerte der Prasident privat gegenuber seinem Sohn James : ?I'm happy I've won, but I'm sorry Wendell lost“ (?Ich freue mich, gewonnen zu haben, aber bedaure, dass Wendell verloren hat“). [26]

    Weiteres politisches und berufliches Wirken

    [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
    Wendell Willkie im April 1941

    Nach seiner Niederlage blieb Willkie eine bekannte offentliche Person in den Vereinigten Staaten. Seine Unterstutzung in Teilen der Bevolkerung war noch immer groß und er wurde mit 48 Jahren politisch keineswegs abgeschrieben. In den Monaten nach der Wahl erhielt er mehr als 100.000 Briefe von Burgern, die ihm ihren Zuspruch bekundeten. Bei seinem Parteikollegen, dem Kandidaten von 1936 Alf Landon, waren es lediglich 6000. Willkie bedauerte es, aufgrund der hohen Zahl an Unterstutzern nicht allen Botschaften personlich antworten zu konnen. [27]

    In der Folgezeit zeigte er sich dem Prasidenten wieder loyal und unterstutzte ihn in einer Reihe von Fragestellungen; die Verabschiedung des Leih- und Pachtgesetzes im Fruhjahr 1941 befurwortete der ehemalige Prasidentschaftskandidat eindringlich. Roosevelt sah in seinem einstigen Gegner nun einen wichtigen Verbundeten zur Durchsetzung seiner außenpolitischen Ziele. Bereits kurz nach der Wahl empfahl Roosevelts Berater Felix Frankfurter dem Prasidenten, Willkie zu einem politischen Besuch nach Großbritannien zu schicken, um so dem Verbundeten uberparteiliche Unterstutzung zu signalisieren. Im Fruhjahr 1941 unternahm Willkie im Auftrag des Prasidenten eine diplomatische Reise nach Großbritannien, wo er sich mit Premierminister Winston Churchill zu Gesprachen traf. Obwohl beide in ihrer Opposition zum Dritten Reich vereint waren, sah Willkie den britischen Regierungschef als zu konservativ fur die Mitwirkung einer Nachkriegsordnung an und kritisierte den britischen Kolonialismus . Hier lag Willkie ganz auf der Linie Roosevelts, der den britischen Kolonialismus ebenso ablehnte und das Selbstbestimmungsrecht der Volker propagierte. Dennoch blieben Briten und Amerikaner eng verbundet in ihrer Bestrebung, das NS-Regime zu bezwingen. Churchill schrieb uber das Gesprach mit seinem amerikanischen Besucher, es sei ein ?langes Gesprach mit diesem sehr fahigen und energischen Mann“ gewesen (“a long talk with this most able and forceful man”). [28] Unter anderem besuchte der fruhere Prasidentschaftskandidat wahrend seiner Reise die von deutschen Bomben getroffenen Stadte Manchester , Liverpool und Birmingham . Bilder von Willkie wahrend eines Gangs durch von deutschen Bomben zerstorte Straßenzuge in London gingen durch britische und amerikanische Medien. Im Fruhjahr 1941 fuhrte Willkie zudem im Auftrag Roosevelts politische Gesprache mit dem irischen Premierminister Eamon de Valera , den er von einer Aufgabe der Neutralitat im Zweiten Weltkrieg uberzeugte. Nach seiner Ruckkehr in die USA stellte sich Willkie einer Anhorung im Senat der Vereinigten Staaten , wo er unter dem Eindruck des Londoner Besuchs fur die Verabschiedung des Leih- und Pachtgesetzes warb. Prasident Roosevelt versuchte mit dem Verweis auf Willkies Aussagen Politiker und Bevolkerung vom Leih- und Pachtgesetz zu uberzeugen, indem er das Anliegen als ein uberparteiliches darstellte. Dennoch gab es vor allem innerhalb des konservativen Flugels der Partei weiterhin Vorbehalte. Charles Lindbergh sprach sich ebenfalls bei einer Anhorung im Senat gegen das Vorhaben aus. Dennoch wurde das Gesetz im Marz des Jahres 1941 verabschiedet. Eine im Fruhjahr 1941 erschienene Umfrage zeigte, dass 60 % der US-Burger der Meinung waren, Willkie ware ein guter Prasident gewesen. [29]

    Im April 1941 nahm Willkie zudem wieder seine berufliche Karriere auf und wurde Partner einer New Yorker Anwaltskanzlei, die sich nach seinem Beitritt in Willkie, Owen, Otis, Farr, and Gallagher umbenannte. [30] Zwei Monate spater vertrat er eine Reihe von Filmproduzenten vor dem Kongress , denen vorgeworfen wurde, propagandistisches Material zugunsten eines moglichen Kriegseintrittes der USA anzufertigen. Willkie verteidigte das Recht der Filmemacher auf Darstellung ihrer Sichtweisen und bemerkte: ?Die Rechte des Einzelnen sind bedeutungslos geworden, wenn Meinungs- und Pressefreiheit zerstort werden“ ("The rights of the individuals mean nothing if freedom of speech and freedom of the press are destroyed"). [31] Der Kongress sah daraufhin von weiteren Schritten gegen die Produzenten ab. Willkie wurde daraufhin auch zu einer gern gesehenen Figur in Hollywood . Sein als charismatisch empfundenes Auftreten fand einen gewissen Anklang, sodass er zur Oscarverleihung 1942 als moderierender Gastgeber eingeladen war.

    Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor und dem daraus resultierenden Kriegseintritt der USA bekundete Willkie seinem vormaligen Rivalen, Prasident Roosevelt, seine volle Unterstutzung im weltweiten Krieg gegen den Faschismus . Willkie zeigte sich aufgeschlossen, eine Rolle als Koordinator der Kriegsproduktion zu ubernehmen. Diesen Posten bot Roosevelt aber dem Geschaftsmann Donald M. Nelson an. Arbeitsministerin Frances Perkins schlug vor, den ehemaligen Prasidentschaftsbewerber als Chefvermittler zwischen der zivilen und der Rustungsindustrie zu ernennen. Dieses Angebot lehnte Willkie aber ab, nachdem Mitarbeiter des Weißen Hauses diese Idee fruhzeitig an die Presse weitergegeben hatten. Ebenfalls Anfang des Jahres erwog Willkie eine Kandidatur fur das Amt als Gouverneur von New York bei der im Herbst anstehenden Wahl. Eine Reihe von republikanischen Politikern in New York befurworteten eine solche Kandidatur und auch Roosevelt selbst, der diesen Posten vor seiner Wahl zum Prasidenten innegehabt hatte, spielte mit dem Gedanken, seinen fruheren Rivalen dabei zu unterstutzen. Letztendlich gab Willkie das Vorhaben auf, da er zu der Einschatzung gelangt war, er konne nicht die republikanische Vorwahl gegen Thomas E. Dewey gewinnen. Der aufstrebende Staatsanwalt, der schon 1938 uberraschenderweise nur knapp die Wahl verlor, war sowohl an der Parteibasis als auch den Funktionaren erheblich besser vernetzt als der politische Quereinsteiger Willkie, der sich zudem durch seine enge Kooperation mit Roosevelt in Teilen seiner Partei unbeliebt gemacht hatte. Vor allem furchtete Willkie, eine Niederlage bei der Kur zum republikanischen Kandidaten konnten seine kunftigen Ambitionen auf das Prasidentenamt gefahrden. [32]

    Willkie (links) bei seinen Gesprachen im Nahen Osten mit dem britischen Admiral Henry Harwood im September 1942

    Im Sommer 1942 unternahm Willkie wiederum im Auftrag Roosevelts eine politische Weltreise, die ihn nach Nordafrika, den Nahen Osten , die UdSSR sowie nach China fuhrte. Als personlicher Reprasentant des Prasidenten gab Willkie seiner Mission das Ziel, ?amerikanische Einheit zu demonstrieren, Informationen zu sammeln und mit wichtigen Staatsoberhauptern die Plane fur die Nachkriegszeit zu erortern“ ("demonstrating American unity, gathering information, and discussing with key heads of state plans for the postwar future"). [33] In Marokko fuhrte er Gesprache mit dem britischen Befehlshaber Bernard Montgomery . In Jerusalem traf sich der fruhere Prasidentschaftskandidat mit Vertreten der judischen und arabischen Gemeinde und regte an, beide Bevolkerungsteile mussten in der Regierung vertreten sein, um Konflikten vorzubeugen. Die dortigen Spannungen bezeichnete Willkie spater als außerst kompliziert und außerte seine Einschatzung, die Konflikte seien nach seinem Ermessen nicht allein durch ?guten Willen und Anstand“ zu losen. [34] Nach einem Treffen mit dem sowjetischen Diktator Josef Stalin warb Willkie fur eine weitgehendere Unterstutzung der Sowjetunion unter dem Leih- und Pachtgesetz zur Verteidigung gegen das Deutsche Reich. Dies geschah besonders unter dem Eindruck des deutschen Einmarsches in der UdSSR im Jahr zuvor ( Unternehmen Barbarossa ). Bei seinen Gesprachen in China sicherte er Chiang Kai-shek amerikanische Hilfe gegen das Kaiserreich Japan zu und sprach sich offentlich nochmal deutlich gegen den Kolonialismus aus, was besonders in den britischen Medien zum Thema wurde und bei Churchill auf Kritik stieß. [35] Nach seiner Ruckkehr in die USA verfasste Willkie sein bekanntestes Buch mit dem Titel One World , das im April 1943 erschien. Darin sprach er sich als Konsequenz von zwei Weltkriegen fur die Bildung einer internationalen Organisation in Form der (1945 gegrundeten) UNO aus, die vor allem als Forum fur weltweite Konfliktlosung zwischen Staaten genutzt werden sollte. Damit wurde er endgultig zu einem der fuhrenden Internationalisten der USA. [36]

    Gesellschaftliches Engagement

    [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Im Jahr 1941 war Willkie gemeinsam mit Roosevelts Frau Eleanor einer der Mitbegrunder des Freedom House , eine internationale Nichtregierungsorganisation (NGO) mit Hauptsitz in Washington, D.C., deren Ziel es ist, liberale Demokratien weltweit zu fordern. Bekannt ist sie heute vor allem durch ihre jahrlich veroffentlichten Berichte Freedom in the World und Freedom of the Press . [37]

    Insbesondere in den Jahren nach der Prasidentschaftskandidatur außerte er sich auch immer wieder zu gesellschaftspolitischen Themen; so bezog Willkie eine klare Stellung gegen Rassendiskriminierung . Auch forderte die volle Integration von Schwarzen in den US-Streitkraften . Eine Trennung der Bataillone zwischen den Hautfarben lehnte er ab. Beim Thema der Gleichberechtigung warf er beiden Parteien mangelndes Engagement vor. Willkie vertrat die Auffassung, es sei absurd, im Zweiten Weltkrieg die Ideologie von Antisemitismus und Rassismus zu bekampfen und gleichzeitig im eigenen Land die Rechte von Afroamerikanern im sozialen und okonomischen Bereich einzuschranken. Wahrend der Jahre 1942 und 1943 machte er sich zudem in Hollywood fur bessere Arbeitsbedingungen und faire Behandlung von Afroamerikanern in der Filmbranche stark. Wahrend des Wahlkampfes 1944 forderte er offen, Kabinettsposten sowie hohe Richterstellen mit Schwarzen zu besetzen. Seine Haltung zu den Burgerrechten brachte Willkie schon 1940 die Fursprache prominenter Schwarzer wie jene des Boxers Joe Louis und diverser afroamerikanischer Zeitungen ein. [38] Obwohl sich Willkie mit offentlicher Kritik an der von Roosevelt angeordneten Internierung japanischstammiger Amerikaner im Zweiten Weltkrieg zuruckhielt, erklarte er in einer Rede, es gebe keine Rechtfertigung, Burger ihrer Rechte zu beschneiden.

    Kurz nach Willkies Tod reflektierte Eleanor Roosevelt in ihrer Kolumne My Day sein Engagement fur die Gleichberechtigung von Afroamerikanern:

    “Mr. Willkie placed great emphasis on the need we have in this country to be just to all of our citizens, because without equality there can be no democracy. His outspoken opinions on race relations were among his great contributions to the thinking of the world. I thought of that last night when I attended a "register and vote" rally in Harlem. In that great crowd of people, when his name was mentioned, it was quite evident that he was held in great respect and affection.”

    ?Mr. Willkie hob besonders die Notwendigkeit hervor, dass wir in diesem Land zu all unseren Burgern gerecht sein mussen, denn ohne Gleichberechtigung kann es keine Demokratie geben. Seine ausgesprochenen Meinungen zu Beziehungen der Rassen gehorten zu seinen großen Beitragen seines Weltverstandnisses. Daran dachte ich bei der Kundgebung ?registrieren und wahlen“ gestern Abend in Harlem . Als sein Name in dieser großartigen Menschenmenge erwahnt wurde, war offensichtlich, dass man ihn mit großem Respekt und Zuneigung in Erinnerung behalten wird“ [39]

    Auch vor Gericht trat Willkie als Befurworter von Burgerrechten auf: Im November 1942 verteidigte er William Schneiderman vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten . Schneiderman, zu jener Zeit Vorsitzender der Kommunistischen Partei in Kalifornien , war die Staatsburgerschaft der Vereinigten Staaten durch die Regierung mit der Begrundung aberkannt worden, er hatte bei seiner Einburgerung die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei verschwiegen. Jener Fall war fur Willkie politisch außerst heikel, doch dieser rechtfertigte sein Engagement in einem Brief an einen Freund: ?Ich bin sicher, richtig damit zu liegen, Schneiderman zu vertreten. Wenn es an der Zeit ist, Burgerrechte zu verteidigen, dann jetzt“ ("I am sure I am right in representing Schneiderman. Of all the times when civil liberties should be defended, it is now."). Am Ende gab der Oberste Gerichtshof der Klage statt und Schneidermans Staatsburgerschaft musste wiederhergestellt werden. [40]

    Prasidentschaftswahl 1944

    [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    Uber das Jahr 1943 begann Willkie mit der Vorbereitung fur eine weitere Prasidentschaftskandidatur fur die Wahl im Herbst 1944. Dabei reiste er durch das Land, hielt Reden vor republikanischen Gruppen und sammelte Spenden. Obwohl es innerhalb seiner Partei, speziell wegen Differenzen in der Innenpolitik als auch seiner Nahe zu Roosevelt, nach wie vor große Vorbehalte gegen den politischen Quereinsteiger gab, waren sich viele hochrangige Politiker der Republikaner uber Willkies Popularitat im Klaren. Schon fur die Kongresswahlen 1942 wollten viele hochrangige Funktionare den ehemaligen Prasidentschaftskandidaten als Unterstutzung im Wahlkampf, was dieser aber wegen seiner Auslandsreisen ablehnte. Dennoch wurde Willkie im Sommer und Herbst 1943 neben General Douglas MacArthur als einer der Favoriten fur die republikanische Kandidatur gehandelt. Wahrend seines Wahlkampfes uber den Herbst 1943 sowie in den ersten Monaten des Jahres 1944 sprach sich Willkie erneut fur eine internationalistisch ausgerichtete Außenpolitik aus und warnte vor einem Ruckfall in den Isolationismus. Auch innenpolitisch blieb er seiner Linie treu, was paradoxerweise auch im progressiven Flugel der Demokraten einen gewissen Anklang fand. So forderte Willkie seine Partei auf, große Teile des New Deal zu akzeptieren. Auch bekraftigte er erneut seine Unterstutzung fur mehr Burgerrechte und kundigte fur den Fall seiner Wahl zum Prasidenten an, hohe Regierungsposten mit Afroamerikanern besetzen zu wollen. [41]

    Wie schon vier Jahre zuvor wurde 1944 nur eine kleine Anzahl an Parteitagsdelegierten in Vorwahlen vergeben, die nur in wenigen Staaten abgehalten wurden. Obwohl eine Vorwahlteilnahme fur die Prasidentschaftskandidatur damit nicht zwingend erforderlich war, wurden diese Urnengange als eine Art Stimmungstest angesehen. Die Primary in New Hampshire am 14. Marz gewann Willkie, allerdings mit deutlich weniger Vorsprung als erwartet. Zuvor hatte er in diesem Staat von Neuengland deutlich mehr Wahlkampf betrieben als seine Mitbewerber. Auch eine Mehrheit der lokalen Zeitungen sprach sich fur ihn aus (sogenanntes Endorsement ). [42] Seine Konkurrenten waren General MacArthur, der eher liberale New Yorker Gouverneur Thomas E. Dewey , sein Gouverneurskollege aus Ohio John W. Bricker , Vertreter des konservativen Parteiflugels, sowie der fruhere Gouverneur von Minnesota Harold Stassen , der eher moderat eingestellt war. Gut zwei Wochen spater entschied sich Willkie zur Teilnahme an der Vorwahl in Wisconsin und erklarte im Lichte des Ergebnisses von New Hampshire, dass er im Falle eines schlechten Abschneidens seine Kandidatur aufgeben wurde. Dies war insofern ein heikles Unterfangen, da Isolationisten in Wisconsin innerparteilich noch eine vergleichsweise starke Stellung besaßen. Außerdem bestand die republikanische Wahlerschaft in diesem Staat des Mittleren Westens zum Großteil aus Deutschamerikanern , die Willkie ohnehin skeptisch gegenuberstanden. In den zwei Wochen vor der Wahl reiste Willkie quer durch die Staaten und hielt zahlreiche Wahlkampfreden, was ihm aber durch raues Wetter wie einen Blizzard erschwert wurde. Dennoch gelang es Willkie, mit seinen als charismatisch wahrgenommenen Reden ein großes Publikum von mehreren tausend Menschen anzuziehen. Seine Hauptgegner Dewey konzentrierte sich hingegen auf eine hohe Prasenz im Radio und zahlreiche Flugblatter, die er im Staat verteilen ließ. Die Primary am 4. April 1944 verlor Willkie dann deutlich, ohne einen Delegierten fur den Parteitag gewonnen zu haben. Dewey sicherte sich 17 der 24 zu vergebenen Delegierten, vier entfielen auf MacArthur sowie weitere drei auf Stassen. [43]

    Nach seiner klaren Niederlage in Wisconsin erklarte Willkie seinen Ruckzug aus dem Wahlprozess. Bei einer Rede vor Anhangern erklarte er:

    “I quite deliberately entered the Wisconsin primary to test whether the Republican voters of that state would support me … It is obvious now that I cannot be nominated. I therefore am asking my friends to desist from any activity toward that end and not to present my name at the convention. I earnestly hope that the Republican convention will nominate a candidate and write a platform that really represents the views which I have advocated and which I believe are shared by millions of Americans. I shall continue to work for these principles and policies for which I have fought during the last five years.”

    ?Ich stieg mit dem Bewusstsein in die Vorwahl von Wisconsin ein, um zu testen, ob mich die republikanischen Wahler unterstutzen wurden … Es ist jetzt offensichtlich, dass ich nicht nominiert werden kann. Deshalb bitte ich meine Freunde, ihre Aktivitaten einzustellen und dass mein Name nicht auf dem Stimmzettel des Parteitages erscheint. Ich hoffe ernsthaft, der republikanische Parteitag wird einen Kandidaten nominieren und ein Parteiprogramm schreiben, das meine Ansichten wiedergibt, fur die ich einstehe und von denen ich glaube, dass sie von Millionen Amerikanern geteilt werden. Ich werde weiterhin fur diese Prinzipien und diese Politik arbeiten, fur die ich die vergangenen funf Jahre gekampft habe.“ [44]

    Letzte Monate und Tod

    [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
    Wendell Willkie (Aufnahme aus den 1940ern, genaues Bilddatum unbekannt)

    Nach dem Ausstieg aus dem Prasidentschaftsrennen erklarte Willkie, wieder als Anwalt arbeiten zu wollen. Private Freunde des Juristen bezweifelten aber, dass er sich langer aus dem politischen Geschaft heraushalten wolle. Auch Prasident Roosevelt, der in der Endphase des Krieges fur eine vierte Amtszeit antrat, schatzte seinen einstigen Herausforderer nach wie vor. Nach Angaben des Willkie-Biografen Steve Neal war der Prasident daran interessiert, Willkie wieder in die Demokratische Partei zuruckzuholen. So soll Roosevelt sogar mit dem Gedanken gespielt haben, ihm fur die Wahl 1944 die Vizeprasidentschaftskandidatur an seiner Seite anzubieten. Willkie blieb aber skeptisch gegenuber den Demokraten und hegte Zweifel, ob er dort willkommen oder gar als Running Mate Roosevelts politisch durchsetzbar sei (diese Kandidatur erhielt spater Harry S. Truman ). [45]

    Zuruck in New York beteiligte sich Willkie im Sommer 1944 am Aufbau der Liberal Party of New York , einer sozialliberalen Partei, deren langfristiges Ziel eine nationale Bedeutung war, um dabei sowohl liberalen und progressiven Mitgliedern der Demokraten und Republikaner eine neue politische Heimat zu geben. Prasident Roosevelt, der selbst innerparteilich mit dem konservativen Flugel der Demokraten aus dem Suden zu kampfen hatte, verfolgte dies mit einem großen Interesse. Als die Plane fur diese neue Partei aber durch ein Leak im Weißen Haus fruhzeitig an die Offentlichkeit gelangten, distanzierte sich Willkie von Roosevelt, dem er unterstellte, ihn fur seine politischen Zwecke zu missbrauchen. [46] Die Liberal Party betrat zwar nie die nationale Buhne der USA, besteht aber im Staat New York als Kleinpartei bis heute und unterstutzt bei uberregionalen Wahlen wie jenen zum Gouverneur haufig die Demokraten. Spater bildete sich als Pendant noch die Conservative Party of New York als Opposition zu dem liberalen (republikanischen) Gouverneur Nelson Rockefeller in den 1960er-Jahren. Nach dem Leak entschuldigte sich Roosevelt in einem personlichen Brief bei Willkie. Kurz darauf stellte der Prasident Uberlegungen an, Willkie als ersten Generalsekretar der Vereinten Nationen vorzuschlagen, der die Grundungsvorbereitungen unterstutzte. [47]

    Innerhalb der republikanischen Parteifuhrung hatte sich Willkie durch seine Kooperation mit Roosevelt sowie seine innen- und außenpolitischen Uberzeugungen zunehmend unbeliebt gemacht, obwohl er an der Parteibasis noch immer eine gewisse Unterstutzung erfuhr. Zum Nominierungsparteitag im Sommer 1944, auf dem Dewey zum Kandidaten gewahlt wurde, hatte man ihn als Redner nicht vorgesehen, woraufhin er seine Teilnahme ganzlich absagte. Willkie blieb dennoch weiterhin in den Medien prasent und verfasste eine Reihe von Meinungsbeitragen in den Zeitungen. Darin bekraftigte er vor allem sein Eintreten fur eine aktive Außenpolitik und Burgerrechte fur Afroamerikaner. Im Wahlkampf sprach er sich hingegen weder fur Roosevelt noch fur Dewey aus. Beide erhofften sich jedoch eine offentliche Wahlempfehlung. Kurzzeitig stellte Willkie zudem Uberlegungen an, als Zeitungsherausgeber tatig zu werden. [48]

    Im August 1944 erlitt er wahrend einer Zugreise einen ersten Herzinfarkt und suchte erst auf Zureden seiner Frau einen Arzt auf. Allerdings verweigerte er eine Behandlung im Krankenhaus. Um seine Gesundheit hatte es bedingt durch den starken Whisky - und Zigarrenkonsum bereits die vergangenen Jahre nicht zum Besten gestanden. Im September 1944 kam es zu einem weiteren Herzinfarkt. Nach mehreren weiteren Infarkten Anfang Oktober starb Wendell Willkie am Morgen des 8. Oktober 1944 im Alter von 52 Jahren. Nach seinem Tod veroffentlichten zahlreiche Medien Nachrufe; Prasident Roosevelt und seine Frau Eleanor wurdigten Willkie fur sein Lebenswerk. Wahrend seiner Aufbahrung in der New Yorker Fifth Avenue Presbyterian Church erwiesen insgesamt rund 100.000 Menschen dem Verstorbenen die letzte Ehre. Roosevelts Kriegsminister Henry L. Stimson bot Willkies Witwe Edith eine Bestattung auf dem Soldatenfriedhof Arlington National Cemetery an, was diese aber ablehnte. Daraufhin wurde Willkie in seiner Heimat in Indiana beigesetzt. [49]

    Auch sein Running Mate von 1940, Charles McNary , war im Februar 1944 verstorben. Es war das einzige Mal in der amerikanischen Geschichte, dass sowohl der Prasidentschafts- als auch Vizeprasidentschaftskandidat einer großen Partei wahrend der Amtsperiode starben, fur die sie zur Wahl angetreten waren.

    Willkie Ansteck-Button aus dem Wahlkampf 1940 mit einem Portrat des Kandidaten und einem Elefanten, dem Maskottchen der Republikaner
    Willkie-Gedenktafel in New York City

    Bereits nach Willkies Nominierung zum republikanischen Prasidentschaftskandidaten bezeichnete Prasident Roosevelt ihn als ?von Gott geschickt“, da somit im Wahlkampf keine Auseinandersetzung uber die Frage nach Unterstutzung fur das Vereinigte Konigreich stattfinden wurde. Um auf internationaler Ebene erfolgreich agieren zu konnen, war es fur Roosevelt von zentraler Bedeutung, dass sein Land nicht durch einen Wahlkampf gespalten und damit seine Position geschwacht wurde. [50] Auch der Schriftsteller Walter Lippmann sah Willkies Nominierung als entscheidend an. Mit einem der anderen Kandidaten, die 1940 zur Verfugung standen, so Lippmann, hatte die Republikanische Partei fatalerweise all jenen den Rucken gekehrt, die sich gegen Adolf Hitler stellten. [51] Der Historiker Charles Peters schrieb Anfang des 21. Jahrhunderts: ?Es ist vertretbar zu sagen, dass Willkies Wirkung auf die Vereinigten Staaten und die Welt als großer angesehen werden kann als jene von vielen Mannern, die tatsachlich das Amt [des Prasidenten] innehatten. Wahrend eines kritischen Moments der Geschichte stand er fur die richtigen Dinge zur richtigen Zeit“. [52] Willkies Unterstutzung fur den Prasidenten in Kriegszeiten fand in der folgenden Geschichte der USA immer wieder offentliche Thematisierung. Im Jahr 2004 berief sich der demokratische Senator Zell Miller aus Georgia auf Willkie, als er sich auf dem republikanischen Parteitag fur die Wiederwahl des republikanischen Prasidenten George W. Bush aussprach. Miller begrundete sein Eintreten fur Bush mit dem Irakkrieg . Anders als der Bewerber der Demokraten, John Kerry , habe Willkie seinem Prasidenten den Rucken freigehalten und diesen nicht fur seine Kriegspolitik kritisiert und somit die Stellung des Staatsoberhauptes geschwacht. Vertreter der Demokratischen Partei wiesen diesen Vergleich damals zuruck. [53]

    Der Schriftsteller Samuel Zipp reflektierte Willkies politisches Wirken und stellte fest, seine Reisen im Auftrag Roosevelts wahrend des Zweiten Weltkrieges sowie sein Buch One World hatten die offentliche Zustimmung zu einer aktiven Außenpolitik der USA vergroßert und damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen das NS-Regime und die Gestaltung der Nachkriegswelt geleistet. Es lasse sich zudem erkennen, dass Willkies außenpolitische Uberzeugungen langfristigen Einfluss auf die Anhanger der republikanischen Partei hatten. So gestand der spatere US-Prasident Gerald Ford Jahrzehnte spater ein, Willkie habe ihn von einem Isolationisten zu einem Internationalisten gemacht. [54] Außerdem schrieb er: ?Er startete die erfolgreichste und beispielloseste Herausforderung gegen den konventionellen Nationalismus in der modernen amerikanischen Geschichte… Er hielt die Amerikaner an, sich eine neue Form der Verbundenheit mit der Welt vorzustellen, eine, auf die Millionen Amerikaner mit beispielloser Dringlichkeit reagierten.“ [55]

    Der Willkie-Biograf Steve Neal schrieb uber die historische Einordnung des Prasidentschaftskandidaten:

    “Though he never became President, he had won something much more important, a lasting place in American history. Along with Henry Clay, William Jennings Bryan, and Hubert Humphrey, he was the also-ran who would be long remembered. ‘He was a born leader,’ wrote historian Allan Nevins, ‘and he stepped to leadership at just the moment when the world needed him.’ Shortly before his death, Willkie told a friend, ‘If I could write my own epitaph and if I had to choose between saying, “Here lies an unimportant President”, or, “Here lies one who contributed to saving freedom at a moment of great peril”, I would prefer the latter.’”

    ?Obwohl er nie Prasident wurde, gewann er etwas Wichtigeres, namlich einen dauerhaften Platz in der amerikanischen Geschichte. Zusammen mit Henry Clay , William Jennings Bryan und Hubert H. Humphrey war er einer der Kandidaten, die lange in Erinnerung bleiben wurden. ?Er war der geborene Anfuhrer‘, schrieb der Historiker Alan Nevins, ?und er ubernahm die Fuhrung genau zu dem Zeitpunkt, als die Welt ihn brauchte‘. Kurz vor seinem Tod sagte Willkie zu einem Freund: ?Wenn ich meinen eigenen Grabstein beschriften konnte und die Wahl hatte zwischen ?Hier liegt ein unbedeutender Prasident“ oder ?Hier liegt jemand, der dazu beitrug, die Freiheit in einer Zeit großer Gefahr zu retten“, wurde ich letzteres bevorzugen.‘“ [56]

    Wahrend des US-Prasidentschaftswahlkampfes 2016 wurden in den Medien vereinzelt Parallelen zwischen Wendell Willkie und dem republikanischen Kandidaten und spateren Prasidenten Donald Trump gezogen. Nach Willkie war Trump der erste Kandidat einer großen Partei, der vor seiner Nominierung weder ein politisches Amt noch einen hohen militarischen Rang innegehabt hatte. Als weitere Gemeinsamkeit wurde der Hintergrund als ?reicher Geschaftsmann aus New York“ genannt sowie die Tatsache, dass beide eine Zeit lang Mitglied der Demokratischen Partei gewesen waren. [57] [58]

    Kulturelle Rezeption

    [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

    In dem Roman Das goldene Zeitalter von Gore Vidal ist einer der Handlungsschwerpunkte der Aufstieg von Wendell Willkie zum republikanischen Kandidaten bei der Prasidentschaftswahl 1940.

    • This Is Wendell Willkie . 1940 (Reden und Aufsatze)
    • One World . 1943
    • An American Program . 1944

    Literatur (Auswahl)

    [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
    • Susan Dunn: 1940: FDR, Willkie, Lindbergh, Hitler?the Election Amid the Storm. Yale University Press, New Haven 2013.
    • Ellsworth Barnard: Wendell Willkie, fighter for freedom . 1966
    • Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . 1989
    • Herbert S. Parmet und Marie B. Hecht: Never Again: A President Runs for a Third Term . 1968
    • Charles Peters: Five Days in Philadelphia: The Amazing ?We Want Wilkie!“ Convention of 1940 and How It Freed FDR to Save the Western World . Public Affairs, New York 2006
    • Samuel Zipp: When Wendell Willkie Went Visiting: Between Interdependency and Exceptionalism in the Public Feeling for One World American Literary History, Volume 26 , 2014
    Commons : Wendell Willkie  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    1. GERMANY: Willke, Willcke, Willeke. In: time.com. 24. Marz 1941, abgerufen am 30. Dezember 2014 .
    2. Ellsworth Barnard: Wendell Willkie, Fighter for Freedom. University of Massachusetts Press, 1966, ISBN 9780870230882 , S. 8. eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche
    3. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 2
    4. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 6
    5. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 9
    6. Im Original: "Wendell said from then on, that he was determined to work for a better balance with a social conscience. If he ever got into a position of influence, he wanted to make the difference"; zitiert aus: Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 12
    7. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 13
    8. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 14
    9. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 15?17
    10. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 40 ff.
    11. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 25?26
    12. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 16?17
    13. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 21
    14. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 27
    15. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 26?27
    16. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 30
    17. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 36
    18. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 52?56
    19. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 91f.
    20. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 109 ff.
    21. Charles Peters: Five Days in Philadelphia: The Amazing ?We Want Wilkie!“ Convention of 1940 and How It Freed FDR to Save the Western World . Public Affairs, New York 2006 S. 110f.
    22. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 129?130
    23. a b Franklin D. Roosevelt: Campaigns and elections. ( Memento vom 10. Oktober 2014 im Internet Archive ) Miller Center of Public Affairs, University of Virginia.
    24. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 191
    25. The choice of a candidate: Wendell Willkie 1940 , The New York Times, 19. September 1940 (englisch), online als PDF
    26. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 181
    27. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 192f.
    28. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 195
    29. Susan Dunn: 1940: FDR, Willkie, Lindbergh, Hitler?the Election Amid the Storm. Yale University Press, New Haven 2013. S. 289
    30. Susan Dunn: 1940: FDR, Willkie, Lindbergh, Hitler?the Election Amid the Storm. Yale University Press, New Haven 2013. S. 210f.
    31. Susan Dunn: 1940: FDR, Willkie, Lindbergh, Hitler?the Election Amid the Storm. Yale University Press, New Haven 2013. S. 297f.
    32. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 217ff.
    33. Susan Dunn: 1940: FDR, Willkie, Lindbergh, Hitler?the Election Amid the Storm. Yale University Press, New Haven 2013. S. 314
    34. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 240
    35. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 242ff.
    36. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 262
    37. About us: Our history , Freedom House (englisch)
    38. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989, S. 189.
    39. Eleanor Roosevelt: My Day. The Eleanor Roosevelt Papers Digital Edition (2017) , 12. Oktober 1944 (englisch)
    40. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989, S. 267.
    41. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989, S. 288.
    42. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989, S. 207 ff.
    43. David M. Jordan: FDR, Dewey, and the Election of 1944. Indiana University Press, Bloomington, 2011, S. 90 f.
    44. David M. Jordan: FDR, Dewey, and the Election of 1944. Indiana University Press, Bloomington, 2011, S. 91.
    45. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 309
    46. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 317
    47. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 321
    48. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 318 ff.
    49. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989. S. 323
    50. Charles Peters: Five Days in Philadelphia: The Amazing ?We Want Wilkie!“ Convention of 1940 and How It Freed FDR to Save the Western World . Public Affairs, New York 2006, S. 171.
    51. Charles Peters: Five Days in Philadelphia: The Amazing ?We Want Wilkie!“ Convention of 1940 and How It Freed FDR to Save the Western World . Public Affairs, New York 2006, S. 194.
    52. Im Original: "It is arguable that Willkie's impact on the United States and the world was greater than that of most men who actually held the office [of president]. At a crucial moment in history, he stood for the right things at the right time". Zitiert aus: Charles Peters: Five Days in Philadelphia: The Amazing ?We Want Wilkie!“ Convention of 1940 and How It Freed FDR to Save the Western World . Public Affairs, New York 2006, S. 191.
    53. Sheryl Stolberg: Disaffected Democrat Who Is Now a G.O.P. Dream , The New York Times, 2. September 2004 (englisch)
    54. Samuel Zipp: When Wendell Willkie Went Visiting: Between Interdependency and Exceptionalism in the Public Feeling for One World American Literary History, Volume 26, S. 484f.
    55. Im Original: "He launched the most successful and unprecedented challenge to conventional nationalism in modern American history … He urged [Americans] to imagine and feel a new form of reciprocity with the world, one that millions of Americans responded to with unprecedented urgency". Zitiert aus: Samuel Zipp: When Wendell Willkie Went Visiting: Between Interdependency and Exceptionalism in the Public Feeling for One World American Literary History, Volume 26, S. 505.
    56. Steve Neal: Dark Horse: A Biography of Wendell Willkie . University Press of Kansas, 1989, S. 324.
    57. David Stebene: Long before Trump, there was Wendell Willkie , Newsweek, 19. Marz 2016 (englisch)
    58. Bruce W. Dearstyne: Lessons Donald Trump Can Learn from Wendell Willkie , History News Network, 26. Juni 2016 (englisch)