Rettungsleitstelle See

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Deutschland Rettungsleitstelle See
? MRCC Bremen ? p1
DGzRS-Logo
Stellung Seenotrettung
Bestehen seit 1982
Hauptsitz Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbruchiger (DGzRS-Zentrale)
Werderstraße 2 D-28199 Bremen
Koordinaten 53° 4′ 15,1″  N , 8° 48′ 27,3″  O Koordinaten: 53° 4′ 15,1″  N , 8° 48′ 27,3″  O
Website [1]

Die Rettungsleitstelle See ist die zentrale deutsche Einsatzleitstelle zur Koordinierung der Seenotrettung in den deutschen Seegebieten von Nord- und Ostsee . Die hoheitliche Aufgabe der maritimen Suche und Rettung SAR ( S earch A nd R escue) hat die Bundesrepublik Deutschland verbindlich an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbruchiger (DGzRS) ubertragen. Die ehemals als Seenotleitung Bremen agierende Leitstelle hat ihren Sitz in der DGzRS-Zentrale an der Werderstraße 2 in Bremen . International werden solche Leitstellen als Maritime Rescue Coordination Centre bezeichnet, weshalb die Bremer Zentrale auch als MRCC Bremen ansprechbar ist. [1]

Arbeitsgrundlage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Grundlage fur die Arbeit eines MRCC bildet das Internationale Handbuch fur die Suche und Rettung in der Luft- und Seefahrt (IAMSAR Manual). Es enthalt in den drei Anhangen praktische Leitlinien fur die Organisation der maritimen und aeronautischen SAR-Dienste, die Koordinierung der Missionen (SAR-Einsatz) und den Betrieb von Such- und Rettungseinheiten. Das Handbuch wird von den beiden international zustandigen UN-Organisationen fur die zivile Luftfahrt ICAO ( International Civil Aviation Organization ) und der Seeschifffahrt IMO ( International Maritime Organization ) herausgegeben und stutzt sich auf die Chicagoer Konvention von 1944 und die SAR-Konvention von 1979.

Nachdem Deutschland die SAR-Konvention am 19. April 1982 unterzeichnet und ratifiziert hatte, mussten die Vertragsvorgaben der maritimen Seenotrettung fur die Bundesrepublik umgesetzt werden. Vor dem Hintergrund, dass der Seenotrettungsdienst schon seit vielen Jahrzehnten von der DGzRS erfolgreich durchgefuhrt worden war, hatte der Bund den SAR-Dienst als staatlichen Auftrag an diese Rettungsgesellschaft erteilt.

Aufgaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Rettungsleitstelle See in Bremen

Als einziges MRCC in Deutschland uberwacht die Rettungsleitstelle See die deutschen Seegebiete A1 und A2 , die noch innerhalb der Sprechfunkreichweite liegen. Das verantwortete Such- und Rettungsgebiet SRR (Search and Rescue Region of Responsibility) entspricht in etwa der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone. Im Rahmen des weltweiten Seenot- und Sicherheitsfunksystem GMDSS ( Global Maritime Distress and Safety System ) ist sie jeder Zeit uber die Seenotkustenfunkstelle Bremen Rescue Radio unter dem Rufnamen BREMEN RESCUE erreichbar und hort permanent die international einheitlichen Notrufkanale im Seenotfunk ab. Dadurch wird der komplette Not- und Dringlichkeitsfunkverkehr im uberwachten Seebereich uber eine Station abgewickelt.

Bei einem Seenotfall koordiniert das MRCC Bremen als verantwortliche Rettungsleitstelle samtliche Maßnahmen des maritimen Such- und Rettungsdienstes. Durch das vom Automatic Identification System (AIS) erzeugte Lagebild sind die Positionen aller Schiffe im uberwachten Seebereich bekannt, sodass schnell entschieden werden kann, wie am schnellsten und besten Hilfe geleistet werden kann. Der SAR Mission Coordinator (SMC) im MRCC, im Regelfall der aktuelle Schichtleiter, bundelt alle zur Verfugung stehenden Krafte, auch Handelsschiffe, Behordenfahrzeuge oder Sportboote. Seinen Anweisungen ist Folge zu leisten. Falls Schiffbruchige oder havarierte Schiffe zunachst gesucht werden mussen, legt der SMC das Suchgebiet anhand von Tidestrom , Windrichtung und Windstarke fest. Und er bestimmt die Besatzung des am besten geeigneten Fahrzeugs zum Einsatzleiter vor Ort ( OSC ). [2]

Da die Rettungsleitstelle See gleichzeitig die Betriebsfuhrungszentrale fur die Rettungseinheiten der DGzRS ist, kann umgehend die Alarmierung der nachstgelegenen Stationen erfolgen. Damit erfolgt die Sicherung und Kontrolle der gesamten deutschen Kustenlinie von 3.660 km Lange. Die Seenotkreuzer der Gesellschaft sind fur die SAR-Maßnahmen als OSC vorbereitet, da auf den Kreuzern ein separater Arbeitsplatz fur diesen Zweck vorhanden ist.

Bei Beteiligung deutscher Schiffe und Reedereien fuhrt die Leitstelle die SAR-Aufgaben auch international durch und koordiniert bei Bedarf die Such- und Rettungsmaßnahmen in entlegenen Winkeln der Weltmeere. [1] So war das MRCC Bremen 2017 uber 200 Mal außerhalb des eigenen Zustandigkeitsbereichs fur die deutsche Schifffahrt weltweit unterstutzend oder initiativ tatig [3] .

Im Falle von großeren Schadenslagen oder Havarien wird das Havariekommando in Cuxhaven zustandig.

Alarmierung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

SAR-Einsatz mit Hubschrauber und Rettungskreuzer

Wie alle MRCC in der Welt ist das MRCC Bremen uber folgende Wege alarmierbar (Hinweis: Bei einem Seenotfall ist eine E-Mail keine geeignete Alarmierung!):

Nach Alarmierung ubernehmen erfahrene Nautiker und Funker die im IAMSAR-Handbuch festgelegten Aufgaben:

  • Leitung und Koordinierung der Seenotfalle
  • Aufnahme und Auswertung aller den Seenotfall betreffenden Informationen; Einleitung der Hilfsmaßnahmen; Weitergabe von SAR relevanten Daten, falls erforderlich
  • Einsetzen und Entlassen aller in Frage kommenden Rettungsmittel (Eigen- und Fremdmittel) sowie Benennung und Unterstutzung der ortlichen Einsatzleitung (OSC)
  • Durchfuhrung des Not-, Dringlichkeits- und Sicherheitsfunkverkehrs
  • Zusammenarbeit mit benachbarten Rettungsleitstellen (RCCs/MRCCs), wenn sich SAR-Einsatze uber den eigenen Bereich ausdehnen
  • Unterstutzung auslandischer Rettungsleitstellen auf deren Ersuchen
  • Festlegen des ?Leit-RCCs“ in gegenseitigem Einvernehmen, wenn ein SAR-Fall die Gebiete mehrerer Rettungsleitstellen betrifft
  • Information an das RCC des Heimatstaates eines an einem Seenotfall beteiligten auslandischen Fahrzeugs
  • Erstellen von SAR-Einsatzprotokollen
  • Durchfuhrung von vorsorglichen Maßnahmen und SAR-Ubungen (SAREX/Winchex) zur standigen Aufrechterhaltung und Verbesserung des SAR-Dienstes

Zusammenarbeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

SAR Seefernaufklarer Lockheed P-3C
SAR DGzRS HERMANN MARWEDE
Schiff der Kustenwache NEUWERK

Im Rahmen der offentlichen Gefahrenabwehr arbeitet die Rettungsleitstelle See eng mit allen Leitstellen der weiteren Behorden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS-Dienste) zusammen, z. B. Landrettungsdienst, Polizei, Feuerwehr.

Bei maritimen bzw. aeronautischen Not- und Unglucksfallen erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit dem ARCC in Glucksburg , das als weiteres deutsches RCC den SAR-Bereich 'See' abdeckt. Fur Sucheinsatze stehen Seefernaufklarer vom Marinefliegergeschwader 3 ?Graf Zeppelin“ auf dem Fliegerhorst Nordholz zur Verfugung. Sind Rettungseinsatze aus der Luft erforderlich werden Helikopter vom Marinefliegergeschwader 5 angefordert, die ebenfalls in Nordholz beheimatet sind. Als SAR 10 hat das Geschwader einen Hubschrauber fur die SAR-Einsatze fest auf der Außenstelle Helgoland stationiert. [4] Bei nicht Verfugbarkeit der Marine-Hubschrauber wird ein Rettungshubschrauber von Northern HeliCopter beauftragt. Der Helikopterdienstleister wird bei Großubungen der DGzRS regelmaßig beteiligt, um die Zusammenarbeit mit den schwimmenden Einheiten zu proben. [5]

Fur Seenotrettungseinsatze stehen die Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote der DGzRS auf 55 Stationen an der gesamten deutschen Kustenlinie zur Verfugung. Fur die Abdeckung der stark befahrenen deutschen Bucht ist auf der Insel Helgoland der großte Seenotkreuzer HERMANN MARWEDE stationiert. Daneben leisten auch alle Schiffe der Kustenwache des Bundes entsprechende Hilfe.

International erfolgt die Zusammenarbeit mit den angrenzenden Staaten Danemark, Großbritannien, Niederlande, Schweden und Polen. Wie in der SAR-Konvention empfohlen hat Deutschland mit diesen Staaten SAR-Abkommen geschlossen sowie Arbeitsabkommen mit den zugehorigen MRCC getroffen. Dadurch kann jeder Zeit eine gegenseitige Unterstutzung geleistet werden, da die 'fremden' Rettungseinheiten in das jeweils 'fremde' Seegebiet einfahren durfen. Die benachbarten MRCC sind: [6]

Weitere Aufgaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fur medizinische Notfalle auf See steht bei der Rettungsleitstelle See standig ein Notfallsanitater bereit, um medizinische Hilfeleistungen per Funk zu unterstutzen. Weitergehende telemedizinische Beratung kann von Facharzten am Unfallkrankenhaus Berlin geleistet werden. Diese Unterstutzung gewahrt das MRCC allen deutschen Schiffen bzw. allen deutschen Seeleuten an jedem Punkt der Erde, wobei im Notfall auch das Abbergen von Crewmitgliedern organisiert wird. [2]

Des Weiteren ist das MRCC Bremen auch die zentrale Notfallleitstelle Offshore Windparks (NOW), die das betriebliche Unfallmanagement fur die Betreiber der Windkraftanlagen ubernommen hat. Als nicht satzungsgemasse Aufgabe erhalt die DGzRS dafur eine Kostenerstattung. [2]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b Die Seenotretter ? Unsere Aufgabe. In: seenotretter.de. DGzRS, abgerufen am 23. Januar 2023 .
  2. a b c RETTUNGSLEITSTELLE SEE ? Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen. In: seenotretter.de. DGzRS, abgerufen am 1. Februar 2023 .
  3. Jahrbuch 2018 der DGzRS
  4. Seenotrettung mit dem Konig der Meere. In: gme-airfoto.de. GME-AirFoto GbR, abgerufen am 1. Februar 2023 .
  5. NHC Northern Helicopter Teil der DGzRS-Großubung im Greifswalder Bodden. In: northernhelicopter.de. Northern Helicopter GmbH , abgerufen am 1. Februar 2023 .
  6. Inmarsat C Search and Rescue (M)RCC. In: inmarsat.com. Abgerufen am 1. Februar 2023 .