Rudolf Ludwig Casar von Auerswald
(*
1. September
1795
in
Marienwerder
; †
15. Januar
1866
in
Berlin
) war ein
preußischer
Beamter, Minister und
Ministerprasident
.
Er entstammte einem alten
Meißener
Adelsgeschlecht
mit gleichnamigem Stammhaus Auerswalde (heute ein Ortsteil von
Lichtenau
im
Landkreis Mittelsachsen
), das 1263 erstmals urkundlich genannt wurde. Er war ein Sohn von
Hans Jakob von Auerswald
(1757?1833), Kammerprasident und seit 1802
Oberprasident
in
Konigsberg
. Seine Bruder waren der koniglich preußische
Generalmajor
Hans Adolf Erdmann von Auerswald
(1792?1848) und der koniglich preußische Generallandschaftsdirektor
Alfred von Auerswald
(1797?1870).
In Konigsberg verbrachte Auerswald auch seine Jugendjahre und war befreundet mit
Prinz Wilhelm
(dem spateren Konig Wilhelm I.). Nach dem Abschluss des Studiums ging er zum Militar und trat in das 1. Leibhusarenregiment ein. Unter General
Yorck
nahm er 1812 an Feldzugen in
Livland
und
Kurland
teil. Auch wahrend der
Befreiungskriege
von 1813 bis 1815 blieb v. Auerswald Soldat. Bis 1821 blieb er in verschiedenen Positionen beim Militar und schied als Rittmeister aus.
Bereits 1817 hatte von Auerswald sich mit seiner Cousine Grafin Adele Dohna-Lauck verheiratet. Nach seinem Abschied erwarb er in
Groß Rodersdorf
(heute russisch: Nowosjolowo) im
Kreis Heiligenbeil
in
Ostpreußen
das Gut und wurde dort 1824
Landrat
. Im Jahr 1835 wurde er von der preußischen Landschaft zum ?General-Landschaftsrath“ gewahlt, seit 1838 war er außerdem
Oberburgermeister
von Konigsberg.
Parallel dazu war er Mitglied der Ritterschaft im
Provinziallandtag der Provinz Preußen
. Dabei fungierte er zeitweise als stellvertretender
Landtagsmarschall
. Er gehorte zu denjenigen, die 1840 maßgeblich dazu beitrugen, wahrend des Huldigungslandtages den neuen Konig
Friedrich Wilhelm IV.
an die Verfassungsversprechen von 1815 zu erinnern und um eine Verfassung fur Preußen zu bitten. In der alteren Geschichtsschreibung gilt dieser Schritt als der eigentliche Beginn des
Liberalismus
in den preußischen Ostprovinzen.
Die Tatigkeit in der standischen Vertretung wie auch seine Posten als Burgermeister und in der preußischen Landschaft gab von Auerswald 1842 zugunsten der Position eines Regierungsprasidenten in Trier auf.
Unmittelbar nach Beginn der Marzrevolution wurde er 1848 unter Ministerprasident
Ludolf Camphausen
zum Oberprasident von Ostpreußen ernannt. Nach dem Rucktritt von Camphausen wurde Rudolf von Auerswald dessen Nachfolger und ubernahm gleichzeitig das Auswartige Amt. Neben ihm spielte der rheinische Liberale
David Hansemann
eine Schlusselrolle. In Auerswalds Amtszeit fallt die Vorlage des Regierungsentwurfs einer neuen preußischen Verfassung. Vorbild war die liberale
belgische Verfassung
von 1831, die als eine der liberalsten und modernsten ihrer Zeit galt und insbesondere den rheinischen Liberalismus stark beeinflusst hatte. Allerdings wurde diese nicht von der
preußischen Nationalversammlung
akzeptiert, die stattdessen einen eigenen Verfassungsausschuss einsetzte. Auerswald selbst konnte sich allerdings kaum ein Vierteljahr an der Regierung halten. Ausloser fur den Rucktritt war die Aufforderung der
preußischen Nationalversammlung
, dass die Regierung die reaktionaren Krafte im Militar bekampfen solle.
Nach seinem Rucktritt kehrte er auf seinen Posten als Oberprasident in Konigsberg zuruck. Nach der Auflosung der Nationalversammlung, der
Oktroyierung einer neuen Verfassung
und der Wahl eines neuen Parlaments kehrte von Auerswald auf die politische Buhne zuruck und wurde Prasident der ersten Kammer. Dieses Amt behielt er bis 1850. Als Vorsitzender des Staatenhauses nahm er anschließend am
Erfurter Parlament
teil.
Im Anschluss an die parlamentarische Tatigkeit wurde von Auerswald zum Oberprasidenten der
Rheinprovinz
ernannt. Kritische Außerungen gegen die Politik der
Reaktionsara
fuhrten zu seiner Entlassung. Fur fast zwei Jahre zog er sich vom offentlichen Leben zuruck und verbrachte diese Zeit zu einem Großteil auf Reisen ins Ausland, u. a. nach Paris, Italien und Nordafrika.
Erst 1853 kehrte er als Abgeordneter der zweiten Kammer ins politische Leben zuruck und war bald ein fuhrendes Mitglied der liberalen Opposition. Diese Stellung verdankte er unter anderem seiner personlichen und vertrauensvollen Beziehung zu Kronprinz Wilhelm. Nach der Ubernahme der Regentschaft durch Wilhelm und dem Rucktritt der Regierung
Manteuffel
ernannte Wilhelm den
Fursten von Hohenzollern-Sigmaringen
zum Ministerprasidenten. Auerswald diente in dessen Kabinett als Staats
minister ohne Geschaftsbereich
. Allerdings war er Stellvertreter des Ministerprasidenten und galt als der eigentliche Kopf der Regierung. Die von der Bevolkerung erhoffte neue liberale Ara stieß allerdings auf erhebliche Widerstande in der Beamtenschaft, der Opposition am Hof des Regenten und vor allem im
Herrenhaus
.
Besonders aber die Heeresvorlage der Regierung im Jahr 1860 brachte Auerswald in Gegensatz zur eigenen liberalen Partei. Gleichwohl versuchte er zwischen Konig und Parlament zu vermitteln. Allerdings kam es zu keiner Einigung und bei den Neuwahlen des Abgeordnetenhauses im Jahr 1861 kam es in dieser Frage zur Spaltung der Liberalen. Ohne die Unterstutzung der liberalen Mehrheit konnte sich auch die Regierung nicht halten. Im Marz 1862 traten von Auerswald und ein Großteil der ubrigen Minister zuruck. Die nachfolgende Regierung wurde von
Otto von Bismarck
geleitet, der das Problem der Heeresreform im Konflikt mit den Liberalen ausfocht.
Rudolf von Auerswald zog sich nach seinem Rucktritt vollstandig von der Politik zuruck, fiel allerdings trotz seiner liberalen Ansichten nicht in Ungnade. Vielmehr wurde eigens fur ihn ein Hofamt als Oberburggraf von
Marienburg
geschaffen. Im Jahr 1866 starb von Auerswald in Berlin.
Bereits 1817 heiratete von Auerswald seine Cousine Grafin Adele von Dohna-Lauck (* 31. Marz 1795; † 28. August 1859). Von seinen Sohnen fiel
Adalbert von Auerswald
1870 als Oberst,
Casar Achatius von Auerswald
(* 28. November 1818; † 21. November 1883) wurde Regierungsprasident und heiratete
Emma Marie Franziska von Buhl
Grafin
Schimmelpfennig von der Oye
verwitwete
von Koschinsky
(* 18. Juni 1824).
- Wolfgang J. Mommsen
:
1848. Die ungewollte Revolution. Die revolutionaren Bewegungen 1830?1849
. Frankfurt 1998, S. 206.
- Richard von Bardeleben:
Auerswald, Rudolf von
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 651?654.
- Heinz Gollwitzer:
Auerswald, Rudolf Ludwig Casar.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953,
ISBN 3-428-00182-6
, S. 439 f. (
Digitalisat
).
- Rudolf Ludwig Casar [von Auerswald]
. In:
Marcelli Janecki
,
Deutsche Adelsgenossenschaft
(Hrsg.):
Jahrbuch des Deutschen Adels
. Erster Band. W. T. Bruer’s Verlag, Berlin 1896,
S.
99?100
(
dlib.rsl.ru
).
- Bernhard-Maria Rosenberg:
Die ostpreussische Vertretung im preussischen Landtag. 1842?1862; ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Parlamentarismus in Deutschland.
S. 137.
- ↑
Carl Mittermaier
,
David Hansemann
,
Maximilian von Schwerin-Putzar
, Rudolf von Auerswald,
Benedikt Waldeck
,
Friedrich Romer
,
Friedrich Christoph Dahlmann
,
Ludolf Camphausen
,
Hermann von Beckerath
,
Hermann Schulze-Delitzsch
,
Carl Theodor Welcker
Oberburgermeister von Konigsberg
Oberprasidenten in Preußen / Ostpreußen
Ministerprasidenten von Preußen
Oberprasidenten in der Rheinprovinz