Petropolis

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Municipio de Petropolis
?Cidade Imperial“
Petropolis

Bildmontage zu Petropolis
Petrópolis (Brasilien)
Petropolis (Brasilien)
Petropolis
Koordinaten 23°  S , 43°  W Koordinaten: 23°  S , 43°  W
Lage des Munizips im Bundesstaat Rio de Janeiro
Symbole
Wappen
Flagge
Grundung Grundung: 16. Marz 1843 (181 Jahre)
Stadtrechtsverleihung: 1857 (167 Jahre) Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
Staat Brasilien
Bundesstaat Rio de Janeiro
Hohe 838 m
Klima tropisches Hohenklima, Cwa
Flache 791.144 km²
Einwohner 306.678 (2020)
Dichte 0,4  Ew. /km²
Schatzung 307.144 Ew. (2021)
Gemeindecode IBGE : 3303906
Postleitzahl 25600-001 bis 25779-999
Telefonvorwahl (+55)  11
Zeitzone UTC ?3
Website petropolis.rj (brasilianisches Portugiesisch)
Politik
Stadtprafekt Rubens Jose de Franca Bomtempo (2021?2024)
Partei PSB
Wirtschaft
BIP 13.643.578  Tsd. R$
44.559  R$ pro Kopf
(2019)
HDI 0,745 (hoch) (2010)
Katholische Universität von Petrópolis
Katholische Universitat von Petropolis

Petropolis , amtlich Municipio de Petropolis , ist eine Großstadt im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro .

Petropolis liegt 60 Kilometer nordlich der Stadt Rio de Janeiro in der Serra dos Orgaos (Orgelgebirge) auf einer Hohe von 838 m uber dem Meeresspiegel. Das Gemeindegebiet umfasst rund 791,1 km² (2019), die Bevolkerung wurde im Jahr 2021 auf 307.144 Einwohner, die Petropolitanos genannt werden, geschatzt. [1]

Umliegende Gemeinden sind Areal , Duque de Caxias , Guapimirim , Mage , Miguel Pereira , Paraiba do Sul , Paty do Alferes , Sao Jose do Vale do Rio Preto und Teresopolis .

Petropolis wurde 1825 als Ort von deutschsprachigen, insbesondere Tiroler Einwanderern, gegrundet. 1843 wunschte der brasilianische Kaiser Dom Pedro II dort die Errichtung einer kaiserlichen Sommerresidenz . [2] Der geburtige Mainzer Julius Friedrich Koeler wurde mit der Planung und dem Aufbau beauftragt. [3]

Die benotigten Handwerker und Straßenarbeiter wurden großtenteils in Deutschland als Kolonisten angeworben. Anhand eines historischen Stadtplans vom September 1846 lasst sich die regionale deutsche Herkunft der Kolonisten durch die Namensgebung der zwolf Koloniequartiere erkennen: Bingen , Ingelheim , Mosel , Nassau , Unter- Rheingau , Mittel-Rheingau, Simmern , Unter-Pfalz , Ober-Pfalz , Westphalen , Castellania und Petropolis. Ebenso an den Platzen: St. Goar , Wiesbaden und Kreuznach . Bis Dezember 1846 kamen weitere Quartiere hinzu, unter anderem Darmstadt und Worms .

Im September 1846 besuchte Ida Pfeiffer auf ihrer ersten Weltreise als eine der ersten auslandischen Gaste die junge Kolonie, da deren schnelle Entwicklung in Rio Aufsehen erregte. Sie berichtet, dass die Kolonisten ?verschiedene Gattungen europaischer Gemuse und Fruchte, die in den tropischen Landern nur auf einer bedeutenden Hohe gedeihen, fur den Bedarf der Hauptstadt“ anbauen. [4] Damals lebten schon 2101 Siedler in Petropolis, darunter 1921 Deutsche, und Ende Dezember 1846 belief sich die Einwohnerzahl bereits auf nahezu 2300 Personen. [3]

Plan von Petropolis (aus Johann Jakob von Tschudi ) [5]

1857 wurde der Ort Petropolis von Kaiser Dom Pedro II zur Stadt erhoben. Zwischen 1894 und 1902 war Petropolis Hauptstadt des Bundesstaates Rio de Janeiro . [2]

Infolge starken Niederschlags und der daraus resultierenden Uberschwemmungen ereignete sich am 15. Februar 2022 in Petropolis ein Murgang , durch den mindestens 152 Menschen ums Leben kamen. [6]

Bevolkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner Stadt Land
1872 7.219 * ? ?
1900 39.695 ? ?
1920 67.574 ? ?
1940 84.875 55.006 29.869
1950 108.307 75.957 32.350
1960 150.300 120.113 30.187
1970 189.140 154.545 34.595
1980 242.017 202.213 39.804
1991 255.468 249.080 6.388
2000 286.537 270.671 15.866
2010 296.044 281.356 14.688
2021 307.144 ? ?
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* 1872: 7.219 Einwohner inklusive 433 Sklaven
Quelle: IBGE (2011) [7]

In Petropolis betreibt der global operierende Konzern General Electric ein Werk zur Uberholung und Neuteilfertigung von Flugzeugantrieben. So wird dort zum Beispiel fur das CFM56-7 Triebwerk das Verdichtergehause gefertigt. Außerdem ist Petropolis ein Zentrum der Textilindustrie mit vielen Geschaften und Fabrikverkaufsstellen. Die Grupo Petropolis betreibt hier eine Großbrauerei . Deren bekannteste Marke ist Itapaiva , benannt nach einem 15 km weiter nordlich auf der Hauptstraße von Rio liegenden Ort im Municipio.

Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist auch die 1953 gegrundete Universidade Catolica de Petropolis , an der mehr als 5000 Studenten eingeschrieben sind.

Allgegenwartig erscheint die Tourismusindustrie mit ihren vielen Andenkenladen, die unter anderem in China hergestellte Schneekugeln mit dem kaiserlichen Sommerpalast kostengunstig einer breiten Offentlichkeit zuganglich machen. Von einer letzten glamourosen Zeit kundet das im Suden des Municipios, nunmehr in Appartements umgewandelte Hotel Quitandinha , wo sich von den 1950er bis in die 1960er Jahre unter der kunstlerischen Leitung des ehemaligen ungarischen Fußballtrainers Nicolas Ladanyi Weltstars wie Errol Flynn , Greta Garbo und das Hollywood - Busenwunder Jayne Mansfield einfanden.

Viele vermogendere Bewohner der Stadt Rio de Janeiro, insbesondere mit der Vergabe von offentlichen Auftragen befasste Politiker und Unternehmer die offentliche Auftrage ausfuhren, haben in Petropolis Zweitwohnsitze, wo man der oft erdruckenden Sommerhitze der Baixada Fluminense entfliehen kann. Besonders beliebt sind Hauser in sogenannten Condominios , neudeutsch " Gated Communities ", in Itaipava, um so mehr, wenn diese einen Ausblick auf die Berge der Serra dos Orgaos mit ihren bis zu mehr als 2000 Metern hohen Gipfeln ermoglichen.

Petropolis ist der Sitz des bedeutendsten brasilianischen Knabenchores Canarinhos . Vom deutschen Franziskaner -Pater Laetus 1942 gegrundet, ist der Chor an vielen Sonntagen in den Gottesdiensten der ortlichen Franziskanerkirche zu horen. Konzerttourneen im In- und Ausland sowie zahlreiche Tontragerproduktionen zeugen vom kunstlerischen Niveau.

In der bis heute von Einwanderern aus verschiedenen europaischen Landern gepragten Stadt sind neben der dominierenden romisch-katholischen zahlreiche andere christliche Kirchen vertreten. Die bekannteste Kathedrale ist die Bischofskirche der katholischen Diozese Petropolis .

Die Mordrate 2016/2017 betrug knapp unter 10 Opfer pro 100.000 Einwohner, was etwa ein Drittel der brasilianischen betrug und hinter Teresopolis die zweitniedrigste unter den Großstadten des Staates Rio de Janeiro war. [8]

In Petropolis wurde 1915 der Serrano Football Club gegrundet, der seinen Namen von den Serras, den Berglandschaften der Gegend hat. Der Verein gewann 1929 und 1945 die Meisterschaft des Staates Rio de Janeiro . 1999 gewann Serrano die zweite Liga (Serie B) der Staatsmeisterschaft von Rio de Janeiro , was aber damals nicht zum Aufstieg berechtigte. Bedeutende Spieler waren Kevin Kuranyi , Acacio oder Garrincha .

Der 1912 gegrundete EC Cascatinha war 1943 Halbfinalist der Staatsmeisterschaft und in den 1990er Jahren kurzfristig in der dritten Klasse der Staatsliga. Der Kaiserburg FC, der in deutschen Nationalfarben und mit Bundesadler auf der Brust antrat, hatte gegen Ende der 2000er Jahre eine kurzlebige Existenz im unterklassigen Staatsfußball. Der 2004 gegrundete Estacio de Sa FC aus dem Norden der Stadt Rio siedelte 2011 nach Petropolis um und hatte seither als Imperial FC einige Episoden im unterklassigen Staatsfußball.

Sehenswurdigkeiten

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Der Mitte des 19. Jahrhunderts fur Pedro II. erbaute Palast ist eine Hauptattraktion der Stadt. Seit 1940 beherbergt er das Museu Imperial , das in seinen weitlaufigen Raumen Teile des kaiserlichen Mobiliars, die prachtigen Staatsgewander, Zepter und Krone des letzten brasilianischen Kaisers ausstellt.

Personlichkeiten

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Sohne und Tochter der Stadt

Personen mit Beziehung zur Stadt

  • Oswaldo Cruz (1872?1917), brasilianischer Arzt und Bakteriologe, verstorben in Petropolis
  • Leopold Andrian (1875?1951), osterreichischer Schriftsteller und Diplomat, ab 1940 in Petropolis im Exil
  • Alberto Santos Dumont (1872?32), Flugpionier, hatte hier ein Sommerhaus
  • Stefan Zweig (1881?1942), osterreichischer Schriftsteller, ab 1941 in Petropolis, Tod im Exil durch Suizid am 22. Februar 1942
  • Paulo Evaristo Arns (1921?2016), emeritierter Erzbischof von Sao Paulo und Kardinal deutscher Abstammung, Franziskaner, Befreiungstheologe; 1944?1947 Studium der Theologie in Petropolis, nach 1950 Seelsorger und Professor an der Katholischen Universitat von Petropolis.
  • Leonardo Boff (* 1938), brasilianischer Theologe, studierte in Petropolis
  • Kevin Kuranyi (* 1982), deutscher Fußballprofi, aufgewachsen in Petropolis
Commons : Petropolis  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. IBGE : Petropolis ? Panorama. Abgerufen am 19. Januar 2021 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. a b Emperor Street. In: World Digital Library . 1860, abgerufen am 24. August 2013 .
  3. a b Bjorn Effgen: Petropolis. Ein brasilianisches ?Versailles“. In: Auswanderungen aus den Regionen des heutigen Rheinland-Pfalz. Institut fur Geschichtliche Landeskunde an der Universitat Mainz, abgerufen am 14. Januar 2019 .
  4. Ida Pfeiffer: Eine Frauenfahrt um die Welt . Verlag Carl Gerold, Wien 1850, Bd. 1, S. 73. ( Digitalisat ).
  5. Johann Jakob von Tschudi: Reisen durch Sudamerika. F.A. Brockhaus, Leipzig 1866?69, 5 Bde., 1. Bd., zwischen S. 204 und 205. ( Digitalisat http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10468392~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D ).
  6. Numero de mortos em Petropolis chega a 152, segundo Corpo de Bombeiros. Abgerufen am 20. Februar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  7. Evolucao da divisao territorial do Brasil 1872?2010 (=  IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminacao. Memoria institucional . Nr.   17 ). 2011, ISBN 978-85-240-4208-9 , ISSN   0103-6459 , Evolucao da populacao, segundo os municipios ? 1872/2010, S.   216 (brasilianisches Portugiesisch, ibge.gov.br [PDF; 122,3   MB ; abgerufen am 15. Februar 2022]).
  8. Eric Andriolo: Petropolis e a segunda cidade menos violenta do Rio de Janeiro. In: Diario de Petropolis. 7. Juni 2017, abgerufen am 29. Juli 2018 .
  9. Ruedi Leuthold: Heimatlos im Paradies. In: Zeit Online. Zeit Online GmbH, 18. Februar 2013, abgerufen am 19. Februar 2013 .