Norman Angell

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Norman Angell

Sir Ralph Norman Angell (* 26. Dezember 1872 in Holbeach als Ralph Norman Angell Lane ; † 7. Oktober 1967 in Croydon ) war ein britischer Schriftsteller und Publizist. Er erhielt 1933 den Friedensnobelpreis als Mitglied der Exekutivkommission des Volkerbundes und des Nationalen Friedensrats.

Leben und Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herkunft und fruhe Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Norman Angell wurde 1874 in Holbeach in Lincolnshire als eines von sechs Kindern des Farmers und Kaufmanns Thomas Angell Lane und seiner Frau Mary Lane geb. Brittain geboren. Auf Wunsch seines Vaters sollte er eine kaufmannische Ausbildung anstreben und ging deshalb im Alter von 13 Jahren auf das Lycee St. Omer in Nordfrankreich und im Anschluss nach London , um Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Dieses Studium absolvierte er nur ein Jahr, parallel arbeitete er bereits als Journalist einer Provinzzeitung. Im Anschluss ging er nach Genf und studierte hier Literatur .

Wirken als Publizist [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Alter von 17 Jahren ist er fur einige Zeit in die USA ausgewandert. Ab 1894 arbeitete er dort als Aufseher, Cowboy , Farmer und Lehrer vor allem in Kalifornien ; außerdem bereiste er Mexiko und Mittelamerika und publizierte im San Francisco Chronicle uber den Ausbruch des Spanisch-Amerikanischen Kriegs 1898. Nachdem er nach Europa zuruckgekehrt war, berichtete er uber die Affare um Alfred Dreyfus ( Dreyfus-Affare ), verurteilte die britische Regierung fur ihre Politik und den Burenkrieg mit den afrikanischen Burenstaaten und grundete in Paris den Daily Messenger .

Im Jahr 1903 veroffentlichte Angell unter dem Namen Ralph Lane sein erstes Buch mit dem Titel Patriotism under three flags. A plea for rationalism in politics , wodurch Alfred Harmsworth, 1st Viscount Northcliffe auf ihn aufmerksam wurde und ihm den Posten als Herausgeber der Continental Daily Mail anbot. Er nahm dieses Angebot an und lernte mehrere bedeutende Politiker kennen.

Nach 1909 verwendete Angell den Familiennamen ?Lane“ nicht mehr.

Sein zweites Buch, das ihn international beruhmt machte, erschien 1910 und trug den Titel The Great Illusion (dt. Die falsche Rechnung. Was bringt der Krieg ein? ). Es wurde innerhalb eines Jahres in 15 Sprachen ubersetzt. In dem Buch klagt er die Kriegsfuhrung ebenso wie den traditionellen Pazifismus an. Er stellte dar, dass jeder Krieg auch fur die Sieger immer einen Verlust darstellt, bei dem enorme finanzielle Mittel sowie Menschenleben aufgewendet werden mussen. Ein effektiver Pazifismus musse den Krieg als Mangel an Vernunft betrachten, um erfolgreich zu sein. Sein Buch war der Beginn der Grundung einer neuen Friedensbewegung, die in Großbritannien ihren Ursprung nahm und als Norman Angellismus bekannt wurde. Bis 1912 gab es in Großbritannien 40 Clubs der Bewegung.

Erster Weltkrieg und erste Ideen fur einen Volkerbund [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1914 kehrte Angell nach Großbritannien zuruck. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges sprach er sich entschieden gegen einen Kriegseintritt seines Landes aus. 1915 lud ihn die Stiftung Carnegie Endowment for International Peace zu einer Sommerakademie an der Cornell University ein. [1] Angell sprach sich dort gegen einen Kriegseintritt der USA aus, aber auch gegen den Isolationismus . Vielmehr sollten die USA ihre Wirtschaftsmacht auf Seiten der Alliierten ins Spiel bringen. [2] Zu dieser Zeit entwickelte er außerdem Ideen fur einen Volkerbund, in seinem Entwurf als League of Free Nations bezeichnet, und fur eine Neugestaltung der internationalen Beziehungen , die bereits dem nahekommt, was spater als ? Kollektive Sicherheit “ bezeichnet wurde. [3]

Wirken in der Zwischenkriegszeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich Norman Angell fur eine Revision des Versailler Vertrages zu Gunsten Deutschlands ein, dem als vermeintlich alleinigem Kriegsverantwortlichen immense Reparationszahlungen abverlangt wurden. [4] 1919 wurde er Mitglied der Labour Party und außenpolitischer Berater derselben. Von 1928 bis 1931 erschien unter seiner Herausgeberschaft die Zeitung Foreign Affairs . Von 1929 bis 1931 war er außerdem Abgeordneter des Wahlkreises Bradford North im House of Commons , nachdem er den konservativen Mandatsinhaber Eugene Ramsden besiegt hatte. 1931 wurde er als Knight Bachelor (?Sir“) geadelt. Er schrieb The defence of the Empire (1937), Peace with the dictators (1938). 1939 erschien sein zusammen mit Dorothy Frances Buxton geschriebenes Buch You and the Refugee. The Morals and Economics of the Problem , mit dem sie um Verstandnis fur die Fluchtlinge aus dem Dritten Reich warben. [5] Deren Aufnahme sei ? das sprechen Buxton und Angell schon im Untertitel ihres Buches an ? sowohl als moralische Pflicht als auch, insofern ein Großteil der deutschen Emigranten beruflich hoch qualifiziert sei, ein wirtschaftlicher Gewinn fur Großbritannien.

Letzte Lebensphase [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seit 1951 lebte Angell weitestgehend zuruckgezogen in Surrey . Bis zu seinem Tod 1967 veroffentlichte er noch eine Reihe weiterer Bucher und Schriften.

Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

John Ironmonger erinnerte in seinem Roman Der Wal und das Ende der Welt an Norman Angell. [6]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

(chronologisch geordnet)

  • John Donald Bruce Miller: Norman Angell and the Futility of War. Peace and the Public Mind. Peace and the Public Mind. Palgrave Macmillan, London 1986.
  • Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreistrager. Patmos Verlag, Dusseldorf 2001, ISBN 3-491-72451-1 .
  • Martin Ceadel: Living the Great Illusion. Sir Norman Angell, 1872?1967. Oxford University Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-957116-1 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wikisource: Norman Angell  ? Quellen und Volltexte
Commons : Norman Angell  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. John Donald Bruce Miller: Norman Angell and the Futility of War. Peace and the Public Mind. Peace and the Public Mind . Palgrave Macmillan, London 1986, S. 12.
  2. John Donald Bruce Miller: Norman Angell and the Futility of War. Peace and the Public Mind. Peace and the Public Mind . Palgrave Macmillan, London 1986, S. 14.
  3. John Donald Bruce Miller: Norman Angell and the Futility of War. Peace and the Public Mind. Peace and the Public Mind . Palgrave Macmillan, London 1986, S. 15.
  4. Martin Ceadel: Living the great illusion. Sir Norman Angell, 1872?1967 . Oxford University Press, Oxford 2009, S. 236?240.
  5. John Donald Bruce Miller: Norman Angell and the Futility of War. Peace and the Public Mind. Peace and the Public Mind . Palgrave Macmillan, London 1986, S. 21.
  6. John Ironmonger: Der Wal und das Ende der Welt. Fischer, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-596-70419-4 , S. 144 f.