Michail Alexandrowitsch Bakunin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Michail Bakunin auf einer Fotografie von Nadar

Michail Alexandrowitsch Bakunin ( russisch Михаил Александрович Бакунин Michail Aleksandrovi? Bakunin ; * 18. Mai jul. / 30. Mai   1814 greg. in Prjamuchino , Gouvernement Twer , heute Oblast Twer ; † 1. Juli 1876 in Bern ) war ein russischer Revolutionar und Anarchist . Er gilt als einer der einflussreichsten Denker , Aktivisten und Organisatoren der anarchistischen Bewegung.

Bakunin entstammte einer alten russischen Adelsfamilie . Er war Artillerieoffizier und Mathematiklehrer. Durch seinen Aufenthalt in Westeuropa mit vielen revolutionaren Personlichkeiten bekannt, nahm er 1848 an den Erhebungen in Paris und Prag sowie 1849 an fuhrender Stelle in Dresden teil. Nach der Niederschlagung des Dresdner Maiaufstands wurde Bakunin festgenommen und interniert. Er verbrachte acht Jahre in Gefangnissen und weitere vier Jahre in sibirischer Verbannung , bis ihm die Flucht gelang. Seine darauf folgenden revolutionaren Aktivitaten konzentrierte er im Wesentlichen auf das zu seiner Zeit dreigeteilte Polen und das neugegrundete Italien .

Bakunin entwickelte die Idee des kollektivistischen Anarchismus . In der Internationalen Arbeiterassoziation war Bakunin die Hauptfigur der Antiautoritaren und mit Generalratsmitglied Karl Marx im Konflikt, was zur Spaltung der Internationale fuhrte und gleichzeitig zur Trennung der anarchistischen Bewegung von der kommunistischen Bewegung und der Sozialdemokratie .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fruhe Jahre in Russland (1814?1840) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wappen der Familie Bakunin

Michail Bakunin wurde als altester Sohn und drittes von elf Kindern einer aristokratischen Familie im kleinen Dorf Prjamuchino geboren. Seine Mutter Warwara Alexandrowna stammte aus der Familie Murawjow . Sein Vater Alexander Michailowitsch lebte lange Zeit im Ausland, wurde in Padua promoviert und erlebte die Franzosische Revolution in Paris . Er war Oberhaupt des Familiengutes in Prjamuchino mit uber 500 Leibeigenen , gehorte aber dem westlich orientierten Teil der russischen Gesellschaft an. Viele bedeutende und fortschrittliche Personlichkeiten Russlands besuchten das Haus der Familie Bakunin; Sohn Michail wurde liberal erzogen.

Selbstportrat Michail Bakunins aus dem Jahr 1838
Geburtshaus Bakunins in Prjamuchino

Doch aufgrund der Verwicklung von Freunden und Verwandten in den Dekabristenaufstand und der drohenden Repression sah sich der Vater Alexander zu absoluter Loyalitat gegenuber dem Zaren Nikolaus I. verpflichtet, was fur den Sohn Michail bedeutete, zum Militardienst geschickt zu werden. Michail Bakunin trat im Alter von 14 Jahren als Kadett in die Artillerieschule St. Petersburg ein und schlug die Offizierslaufbahn ein. Mit dem Militar und den militarischen Umgangsformen war er tief unzufrieden. 1832 wurde er im Alter von 18 Jahren als Leutnant nach Grodno geschickt, wo er kurz nach dem polnischen Aufstand eintraf. Die Brutalitat, mit der das russische Reich bei der Niederschlagung vorging, schockierte den jungen Bakunin; sein Abscheu gegen das Militar wuchs. Drei Jahre spater meldete er sich krank und verließ das Militar. Dabei war es einflussreichen Verwandten zu verdanken, dass er nicht wegen Desertion festgenommen wurde.

Michail Bakunin weigerte sich daraufhin, dem Rat seiner Familie zu folgen und eine Stelle im Staatsdienst anzunehmen. Er zog stattdessen gegen den Willen seines Vaters im Februar 1836 nach Moskau und versuchte, seinen Lebensunterhalt als Mathematiklehrer zu bestreiten. Spater nahm er an der Moskauer Universitat ein Studium der Philosophie auf und schloss sich dort dem Stankewitsch-Zirkel an, einer literarischen und philosophischen Gruppe um Nikolai Stankewitsch . Stankewitsch hatte er bereits wahrend seiner Militarzeit kennengelernt; er fuhrte ihn in die deutsche Philosophie ein. Dem Stankewitsch-Zirkel gehorten mehrere junge Studenten an, die spater in Russland wichtige Personlichkeiten des gesellschaftlichen und politischen Lebens wurden, darunter auch der beruhmte Literaturkritiker Wissarion Belinski , mit dem Bakunin eine enge Freundschaft schloss. Bakunin interessierte sich besonders fur die deutsche Philosophie und las Kant , Fichte und Schelling . Er ubersetzte Goethes Briefwechsel mit einem Kinde von Bettina von Arnim , Die Anweisung zum seligen Leben von Fichte und Hegels Gymnasialreden ins Russische. Durch sein intensives Studium Hegels galt er als großter Hegel-Kenner seiner Zeit in Russland.

In Moskau lernte Bakunin die Slawophilen Konstantin Aksakow ? auch Mitglied der Gruppe um Stankewitsch ? und Pjotr Tschaadajew kennen. Eine weitere Inspiration war die Freundschaft mit dem Sozialisten Alexander Herzen und dessen Freund Nikolai Ogarjow , die in dieser Zeit entstand. Bakunin lernte Herzen 1839 in Moskau kennen, wo sie ein Jahr lang zusammenwohnten. Herzen schrieb ruckblickend uber die gemeinsame Zeit:

?Bakunin trieb mich dazu an, mich immer mehr in das Studium Hegels zu vertiefen; ich bemuhte mich, mehr revolutionare Elemente in seine strenge Wissenschaft einzufuhren.“

? Alexander Herzen an Jules Michelet : Brief vom November 1851 . [1]

Beteiligung in den revolutionaren Kreisen Europas (1840?1848) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

? Rußland wie es wirklich ist! “ Die Rede zum Jahrestag des polnischen Aufstands machte Bakunin europaweit bekannt.

Im Sommer 1840 begab sich Michail Bakunin dank finanzieller Unterstutzung Herzens nach Berlin , um sich auf eine Professur in Moskau vorzubereiten. In Berlin lernte er unter anderen Karl August Varnhagen von Ense kennen und war eng mit Iwan Turgenew befreundet. Letzterem diente Bakunin spater als Inspiration fur den Roman Rudin , wo die Hauptfigur als großer Denker portratiert wird, welcher seine Ideen indes nie in die Tat umsetzt. Zwei Jahre spater schrieb Michail an seinen Bruder Nikolai, dass er nicht mehr nach Russland zuruckkehren werde. Sein Aufenthalt in Deutschland hatte ihn stark verandert. In seiner Beichte an den Zaren schrieb er ruckblickend:

Der junge Michail Bakunin

?Im ubrigen aber heilte mich Deutschland selbst von der philosophischen Krankheit, an der es litt; als ich mit den metaphysischen Fragen naher vertraut wurde, uberzeugte ich mich ziemlich rasch von der Nichtigkeit und Eitelkeit der ganzen Methaphysik: ich suchte Leben in ihr, aber sie ist langweilig, wirkt todlich; ich suchte Taten, sie aber ist die absolute Untatigkeit. Ich gab die Philosophie preis und ergab mich der Politik.“

? Michail Bakunin : Beichte an Zar Nikolaus I. vom Jahre 1851 . [2]

Der Kontakt mit Ludwig Feuerbach hatte maßgeblichen Einfluss auf Bakunins Abkehr vom metaphysischen Denken. Anfang 1842 kam er mit den Junghegelianern in Kontakt, die in dieser Zeit durch die Repression radikalisiert wurden, und lernte Arnold Ruge in Dresden kennen. Ruge war Herausgeber der Zeitschrift Deutsche Jahrbucher fur Wissenschaft und Kunst , des Organs der Junghegelianer, fur das Bakunin 1842 unter dem Pseudonym Jules Elysard den Artikel Die Reaction in Deutschland schrieb. Der dialektische Schlusssatz ?Die Lust der Zerstorung ist zugleich eine schaffende Lust!“ [3] machte ihn in weiten Kreisen der Revolutionare beruhmt. Bakunin begann sich nun verstarkt fur den Sozialismus zu interessieren. Eine besondere Rolle spielte dabei das Buch Der Sozialismus und Kommunismus des heutigen Frankreich von Lorenz von Stein , das die Ideen franzosischer Fruhsozialisten sowie Louis Blanc und Pierre-Joseph Proudhon im deutschsprachigen Raum popularisierte.

Weil sich Bakunin in Dresden nicht mehr sicher fuhlte, verließ er 1843 gemeinsam mit Georg Herwegh das Konigreich Sachsen in Richtung Zurich , das damals zahlreichen politischen Emigranten Asyl gewahrte und wo mit dem Literarischen Comptoir Zurich und Winterthur ein wichtiger Verlag fur radikale deutsche Literatur entstanden war. Dort verkehrte er ? vermittelt durch Herwegh ? mit Wilhelm Weitling , dessen kommunistischen Gesellschaftsentwurf er aber stark kritisierte. ?Mit August Becker (genannt Rotbart) und Adolf Reichel , dem nachmaligen Musikdirektor in Bern, mit dem er in Dresden Freundschaft furs Leben geschlossen hatte, wanderte Bakunin durchs Rhonethal und das Oberland nach Bern, wo er beim Philosophen Carl Vogt wohnte, dem Bruder seines Freundes Adolf Vogt.“ [4]

Im selben Jahr wurde Weitling von der Polizei festgenommen. Die bei ihm gefundenen Papiere lieferten dem Schweizer Juristen Johann Caspar Bluntschli den Stoff fur seinen antikommunistischen Bluntschli-Bericht , in dem auch Bakunin erwahnt wurde. Der russische Konsul wurde dadurch auf Bakunin aufmerksam und forderte seine sofortige Ruckkehr. Als Bakunin sich weigerte und nach Brussel floh, wurde ihm durch einen Ukas des Zaren sein Adelstitel aberkannt, und er wurde in Abwesenheit zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt.

1844 ließ er sich in Paris nieder, dem damaligen Zentrum des europaischen Radikalismus, und gewann dort die Sympathien Joachim Lelewels und der Exilpolen. Im gleichen Jahr wurde in der einzigen Ausgabe der Deutsch-Franzosischen Jahrbucher ein alter Brief Bakunins an Ruge publiziert, in dem er uber seine Hoffnungen schrieb, die er in das revolutionare Potential der Deutschen setzte. Die anfanglich intensiven Kontakte mit dem Herausgeberkreis um den Vorwarts stellte Bakunin jedoch ein, weil besonders die Diskussionen mit Karl Marx mehrfach im Streit endeten. Dagegen schloss er mit Pierre-Joseph Proudhon eine enge Freundschaft, die bis zum Tode Proudhons im Jahre 1865 anhielt. Bakunin schrieb einige Zeitungsartikel, in denen er mit den Polen sympathisierte, und kritisierte erstmals offentlich den Zaren und die russische Autokratie . Nachdem er im Jahre 1847, am Gedenktag fur den polnischen Aufstand, eine Rede gehalten hatte (?Russland wie es wirklich ist!“) , in der er sich fur einen gemeinsamen Kampf der Russen und Polen gegen den russischen Zaren aussprach, wurde er europaweit bekannt. Auf Forderung Russlands wurde er aus Frankreich ausgewiesen und ging ein weiteres Mal nach Brussel.

Bakunin in den Revolutionen von 1848/49 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin konnte sich nach dem Prager Pfingstaufstand mit diesem Passierschein nach Breslau absetzen

Nach dem Ausbruch der Februarrevolution 1848 , die zum Sturz von Louis-Philippe I. und zur Ausrufung der Zweiten Franzosischen Republik fuhrte, kehrte Bakunin nach Paris zuruck und nahm am revolutionaren Kampf teil. Auf seinen Vorschlag hin, die Revolution auch im russischen Teil Polens zu unterstutzen, erhielt er 2000 Francs und Passe von der republikanischen Regierung, die ihre Macht zu konsolidieren versuchte und die Gelegenheit nutzte, den Revolutionar loszuwerden. Er begab sich nach Frankfurt am Main und verhalf seinem Freund Arnold Ruge durch seine Kontakte zu Breslauer Demokraten zu einem Sitz in der Frankfurter Nationalversammlung . Seine Versuche, die demokratischen Krafte der Nationalversammlung fur eine Zusammenarbeit mit den polnischen Revolutionaren zu gewinnen, blieben ohne Wirkung.

Bakunin (vor dem Tisch, sitzend) bei einer Beratung mit den Mitgliedern der provisorischen Regierung im Rathaus von Dresden

Bakunin reiste weiter nach Polen, um sich der polnischen Bauernarmee von Ludwik Mierosławski anzuschließen, der plante, von Posen aus Polen zu befreien. Als Bakunin in Breslau ankam, war der Aufstand bereits von der preußischen Armee niedergeschlagen worden. Nun unterstutzte er die Deutsche Demokratische Legion von Herwegh , die von Frankreich anruckend versuchte, Friedrich Heckers Freischarler beim sogenannten Heckeraufstand in Baden zu verstarken und damit die Badische Revolution zu retten. Auch dieser Versuch scheiterte, denn Herweghs Legion wurde am 27. April 1848 in Dossenbach bei Schopfheim von wurttembergischem Militar geschlagen, kurz nachdem die Legion die badische Grenze uberschritten hatte. Als Marx das Vorgehen Herweghs kritisierte, verteidigte ihn Bakunin, und es kam zum Bruch.

Gutschein eines revolutionaren Komitees in Frankreich 1848, mit den Namen von Bakunin, Batthyany , Blum und den Gebrudern Bandiera .

Anfang Juni reiste Bakunin nach Prag , um als einziger Russe am Slawenkongress teilzunehmen. Die Forderung nach Gleichberechtigung der Volker in der Habsburgermonarchie stieß in Osterreich auf offene Ablehnung, und es kam zum Aufstand der Tschechen gegen die osterreichische Fremdherrschaft, bei dem auch Bakunin mitkampfte. Die Erhebung wurde nach funf Tagen durch osterreichische Truppen unter dem Befehl des Prager Stadtkommandanten Furst Windisch-Graetz gewaltsam niedergeschlagen und war damit der erste entscheidende Sieg der herrschenden Krafte der Restaurationsara .

Nach dem Scheitern des Aufstands begab sich Bakunin nach Breslau. Uber Mittelsmanner in Rijeka ließ er einem demokratischen Zirkel in Odessa Waffen zukommen und druckte mit der Hilfe von Heinrich Brockhaus Schriften in verschiedenen slawischen Sprachen, die als Gebete getarnt verteilt wurden. Noch in Breslau las Bakunin in Marx’ Neuer Rheinischer Zeitung einen Artikel, in dem behauptet wurde, George Sand habe Beweise in der Hand, dass Bakunin ein Agent des russischen Zaren sei. Als sich George Sand mit einem Brief bei der Zeitung meldete und der Behauptung widersprach, wurde der Fehler korrigiert. Der Ruf, ein russischer Agent zu sein, begleitete Bakunin dennoch sein Leben lang und fand in der Person David Urquharts einen leidenschaftlichen Verfechter.

Bakunin war enttauscht vom Verlauf der 1848er Revolutionen, vor allem von den Ergebnissen in Deutschland, wo die Frankfurter Nationalversammlung beschloss, von Polen und Tschechen bewohnte Gebiete unter deutsche Herrschaft zu stellen. Eine weitere Enttauschung war die Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands durch Truppen unter der Fuhrung von Josip Jela?i? , den er bis dahin wegen seines Kampfes gegen den ungarischen Nationalismus unterstutzte. Ende 1848 publizierte Bakunin auf Initiative von Hermann Muller-Strubing seinen Aufruf an die Slawen [5] , in dem er betonte, dass die nationale Frage untrennbar mit der sozialen Frage verbunden ist. Er kritisierte dabei die Vorgange in Deutschland und rief zum gemeinsamen Kampf von Deutschen und Slawen gegen die herrschenden Krafte auf.

Im Mai 1849 beteiligte er sich an fuhrender Stelle am Aufstand in Dresden zur Durchsetzung einer sachsischen Republik. Anfangs verlief dieser zu Gunsten der Aufstandischen, und Konig Friedrich August II. , der zuvor das Parlament aufgelost und die Verfassung abgelehnt hatte, musste fluchten. Praktisch kampflos ubernahmen die Revolutionare die Kontrolle uber Dresden und organisierten eine provisorische Regierung mit Otto Heubner , Samuel Tzschirner und Carl Todt an der Spitze. Bakunin ubernahm die militarische Leitung des Aufstands und beriet die provisorische Regierung. Mit Hilfe eines großen preußischen Militaraufgebots wurde Dresden belagert, und nach sieben Tagen waren die Aufstandischen dazu gezwungen, in Richtung Freiberg abzuziehen. Am 10. Mai 1849 wurde Bakunin jedoch gemeinsam mit August Rockel und Otto Leonhard Heubner in Chemnitz , wo sie die aufstandischen Krafte sammeln wollten, verhaftet.

Haft, Verbannung und Flucht (1849?1861) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Dresdner Prozessakten

Bakunin wurde zuerst in Dresden, dann in der Festung Konigstein inhaftiert. Im Konigreich Sachsen wurde er nach der Festnahme zum Tode verurteilt , spater wurde seine Strafe jedoch in lebenslange Haft umgewandelt. Kurz nach seiner Festnahme verlangten Russland und auch ? wegen seiner Beteiligung am Slawenkongress und am Prager Aufstand ? Osterreich seine Auslieferung.

Bakunins Zelle in der Peter-und-Paul-Festung

Im Juni 1850 wurde der Bitte Osterreichs Folge geleistet und Bakunin anfangs in der Prager Burg festgesetzt, 1851 nach Olmutz transferiert und ein weiteres Mal zum Tode verurteilt. Kurz darauf wurde Bakunin zu lebenslanger Kerkerhaft begnadigt und in Olmutz an eine Kerkerwand geschmiedet, um jeglichen Fluchtversuch unmoglich zu machen. Zu dieser Zeit war offentlich nicht bekannt, wo sich Bakunin befand und ob er uberhaupt noch am Leben war; Fehlmeldungen uber seinen Tod gingen durch die Presse Europas.

Am 17. Mai 1851 betrat Bakunin als Gefangener wieder russischen Boden, nachdem Osterreich ihn ausgeliefert hatte. Er kam, wie viele andere politische Gefangene Russlands, in die beruchtigte Peter-und-Paul-Festung in St. Petersburg und wurde dort von Graf Orlow daruber in Kenntnis gesetzt, dass Zar Nikolaus I. von ihm ein schriftliches Gestandnis wunsche, und zwar ?wie ein geistiger Sohn an seinen geistigen Vater schreiben soll“. [6] Durch dieses Gestandnis (bekannt als Beichte an den Zaren) erhoffte sich Bakunin eine Lockerung der Haftbedingungen und schilderte seine bisherigen revolutionaren Aktivitaten. Sein Versuch, den Zaren milde zu stimmen, scheiterte, denn dieser schatzte Bakunin immer noch als zu gefahrlich ein.

1854 wurde er wegen der Nahe zur Front im Krimkrieg in die Schlusselburg ostlich von Petersburg verlegt. Durch die schlechte Ernahrung erkrankte Bakunin an Skorbut und litt an krankheitsbedingtem Zahnausfall und Fettleibigkeit . Als Zar Nikolaus 1855 starb, wurde Bakunin von seinem Nachfolger Alexander II. personlich von der Amnestieliste gestrichen und seine lebenslange Haft bestatigt.

Auf wiederholte Gnadengesuche der Familie Bakunin hin wurde im Marz 1857 Bakunins lebenslange Haftstrafe in lebenslange Verbannung nach Sibirien umgewandelt. Er wurde uber Omsk nach Tomsk gebracht, wo er die Polin Antonia Kwiatkowska kennenlernte und 1858 heiratete. Ein Jahr spater wurde er nach Irkutsk , der damaligen Hauptstadt Ost-Sibiriens, deportiert und genoss wieder gewisse Freiheiten, wegen seiner Verwandtschaft mit Murawjow-Amurski , dem damaligen Gouverneur von Ost-Sibirien. Bakunin knupfte wahrend seiner Zeit in Sibirien Kontakte mit vielen verbannten Dekabristen und Petraschewzen .

Mitte 1861 konnte er auf einer Forschungsreise am Amur seinen Bewachern entfliehen. Dazu schrieb er spater, formuliert als Wortspiel an seine Freunde: ?C'est l'Amour qui m'a sauve!“ ? ubersetzt: ?Der Amur / Die Liebe hat mich gerettet“. [7] Von Nikolajewsk aus entkam er und erreichte am 9. August 1861 mit einem amerikanischen Klipper den Ort Hakodate an der japanischen Kuste.

Wiederaufnahme revolutionarer Aktivitaten (1861?1868) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin wahrend seiner Zeit in Italien
Bakunins Mitgliedsausweis fur die Internationale Liga fur Frieden und Freiheit

Uber Yokohama , San Francisco , Panama-Stadt und Boston erreichte Bakunin Ende 1861 Europa und begab sich zu Alexander Herzen nach London ? ?mehr denn je bereit zu jedem Versuch, zu jedem Opfer“. [8] Er nahm Kontakt mit Giuseppe Garibaldi auf, dessen Erfolge er bereits in Sibirien mitverfolgt hatte, und schrieb fur Herzens Zeitung Kolokol (?Die Glocke“). Zeitweilig wurden die Beziehungen zu Marx wieder freundschaftlicher, und dieser schatzte Bakunin als einen ?der wenigen Leute, die ich nach 16 Jahren nicht zuruck-, sondern weiterentwickelt finde“. [9] Bakunin ubersetzte fur Marx in London das Manifest der Kommunistischen Partei erstmals ins Russische.

Durch seine spektakulare Flucht in Russland beruhmt geworden, wurde er gemeinsam mit Herzen zum Feindbild der zaristischen und konservativen Offentlichkeit Russlands. Kropotkin schrieb nach dem Brand in St. Petersburg in seinen Memoiren:

?Katkow, der Exliberale, der voller Hass gegen Herzen steckte und ganz besonders gegen Bakunin, […] beschuldigte gleich am Tag nach dem Brand die Polen und die russischen Revolutionare der Anstiftung, eine Ansicht, die in St. Peterburg und Moskau allgemein vorherrschte.“

? Peter Kropotkin : Memoiren eines Revolutionars . [10]

Bakunin stand mit vielen Exilpolen und der Bewegung Semlja i wolja (? Land und Freiheit “) im Kontakt, die sich fur die Unabhangigkeit Polens einsetzte. Als 1863 der Januaraufstand in Polen ausbrach, begab sich Bakunin nach Stockholm und schrieb dort einige Artikel uber Russland fur Aftonbladet . Spater konnte er an einer polnischen Expedition teilnehmen und versuchte sich so uber Kopenhagen nach Polen einzuschiffen, was indes scheiterte. Enttauscht durch das Fehlen einer sozialen Revolution, gegen die sich die aristokratischen Fuhrer der Aufstandischen stellten, kehrte er nach London zuruck und wandte sich ganz dem Sozialismus und der Revolution von unten zu.

Bakunin ließ sich 1864 in Italien nieder, wo er durch Empfehlungsschreiben von Giuseppe Mazzini und Aurelio Saffi in die italienischen revolutionaren Kreise eingefuhrt wurde und erste Bekanntschaften schloss. Im selben Jahr grundete er die Fraternite Internationale (?Internationale Bruderschaft“), eine Keimzelle der spater einflussreichen anarchistischen Bewegung in Italien, in der auch Elisee Reclus Mitglied war. Nach Artikeln in verschiedenen italienischen Zeitschriften gab Bakunin La Situazione italiana heraus, das erste sozialrevolutionare Blatt Italiens. Die Zeitung war gegen die Ideen Mazzinis und Garibaldis gerichtet und vertrat anarchistische und atheistische Positionen. [11] In dieser Zeit entwickelte er in Italien seine anarchistischen Auffassungen, die er in den Programmen der Internationalen Bruderschaft , wie zum Beispiel dem Revolutionaren Katechismus , festhielt. Ein Jahr spater bezeichnete er sich erstmals in der italienischen Zeitung Liberta e Giustizia als Anarchist .

Bakunin begab sich 1867 wieder nach Genf , um am Grundungskongress der Internationalen Liga fur Frieden und Freiheit teilzunehmen. Er wurde ins Zentralkomitee der neugegrundeten Liga gewahlt, doch sein Versuch, die Organisation von ihrem gemaßigten Kurs abzubringen, wurde von den Mitgliedern mehrheitlich abgelehnt.

Teilnahme an der Arbeiterbewegung (1868?1873) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1868 wurde Bakunin Mitglied der Genfer Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation und warb fur eine Zusammenarbeit der Organisation mit der Friedensliga, was von beiden Seiten abgelehnt wurde. Bereits am zweiten Kongress der Friedensliga im Jahr darauf trat er unter Verlesung einer Protestnote mit 17 weiteren Mitgliedern aus, weil sie der Organisation jeglichen Nutzen zur Erhaltung des Friedens absprachen. Fortan organisierten sich die Ausgetretenen in der neugebildeten Allianz der sozialistischen Demokratie . Nachdem ein Beitritt der Allianz als internationale Organisation in die Internationale von dessen Generalrat abgelehnt wurde, entschlossen sich die Mitglieder dazu, die Allianz nur noch in verschiedenen nationalen Organisationen weiterzufuhren, bis sie 1871 aufgelost wurde.

Michail Bakunin gehorte zu den Verfassern der Proklamation der Lyoner Kommune. Der Aufstand war von kurzer Dauer, diente aber der Pariser Kommune als Vorbild.
Bakunin mit Teilnehmern des Kongresses der Internationale in Basel 1869

Bakunin schrieb ab 1868 gemeinsam mit Andre Leo fur die Egalite , das Organ der Genfer Sektion. Im selben Jahr brach die Septemberrevolution in Spanien aus, und Bakunin war gemeinsam mit Charles Perron Verfasser eines Aufrufs an die Arbeiter Spaniens. Er plante daraufhin eine Agitationsreise nach Spanien, die Giuseppe Fanelli unternahm und die zur Bildung vieler neuer Sektionen der Internationale in Spanien fuhrte. Im Jahr darauf lernte er Sergei Netschajew kennen, von dem er anfangs begeistert war. Doch nachdem ans Licht kam, dass Netschajew insgeheim Briefe und personliche Dokumente Bakunins entwendete, um sie im geeigneten Zeitpunkt gegen ihn zu verwenden, kam es zum Bruch zwischen den beiden.

Im September 1870 nahm Bakunin am Aufstand in Lyon teil, nachdem sich eine Niederlage Frankreichs im Deutsch-Franzosischen Krieg abzeichnete. Er gehorte zu den Verfassern einer revolutionaren Proklamation in Lyon, die spater vor 6000 Leuten verlesen und in der Region verteilt wurde. Der Aufstand wurde noch im selben Monat von der Regierung beendet, diente aber der Pariser Kommune als Vorbild, an der Bakunin nicht teilnehmen konnte. Nach der Ruckkehr in die Schweiz verfasste Bakunin seinen in Briefform gehaltenen Appell Lettres a un francais sur la crise actuelle ( ?Briefe an einen Franzosen zur aktuellen Krise“ ), in dem er die Wichtigkeit einer Allianz der Arbeiter und Bauern zu einer gemeinsamen revolutionaren Kraft hervorhob.

Als Giuseppe Mazzini in Artikeln die Pariser Kommune und die Internationale kritisierte und die italienischen Arbeiter vor dem Sozialismus warnte, antwortete Bakunin mit dem Zeitungsartikel Antwort eines Mitglieds der Internationale an Giuseppe Mazzini , der durch seine hohe Resonanz der Internationale in Italien entscheidenden Auftrieb gab. In der Internationale wuchsen die Konflikte zwischen den Antiautoritaren und dem Generalrat in London mit Karl Marx und Friedrich Engels . Am Kongress in Den Haag wurde Bakunin schließlich gemeinsam mit James Guillaume aus der Internationale ausgeschlossen. In der Folge spaltete sich der antiautoritare Teil ab und grundete die Antiautoritare Internationale in St-Imier , an der Bakunin indes nicht mehr aktiv mitwirkte. Bakunin beteiligte sich mit einigen seiner Mitstreiter, wie Guillaume und Adhemar Schwitzguebel , an der Jurafoderation , dem Kern der neuen Internationale, und beschloss, sich aus der Offentlichkeit zuruckzuziehen.

Ruckzug und Tod (1873?1876) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

?Erinnert euch an den, der alles opferte fur die Freiheit seines Landes“, Grabstein Bakunins im Bremgartenfriedhof Bern

Von November 1869 an lebte Bakunin in Locarno und kaufte 1873 ? mit finanzieller Unterstutzung Carlo Cafieros ? die Villa La Baronata in Minusio , die zum Zufluchtsort fur polizeilich gesuchte Revolutionare werden sollte. Nach einem Zerwurfnis mit Cafiero zog er nach Lugano , das ebenfalls im Kanton Tessin und in der Nahe zu Italien liegt. Viele seiner engsten Freunde waren Italiener, und er setzte die großten Hoffnungen auf revolutionare Umwalzungen in Italien, das er aber nicht mehr betreten durfte.

Bakunin schrieb 1873 sein Werk Staatlichkeit und Anarchie , das in hohen Stuckzahlen nach Russland geschmuggelt wurde und die Bewegung der Narodniki stark beeinflusste. Darin forderte er die jungen Revolutionare in Russland dazu auf, am Leben der Bauern teilzunehmen, ihre Probleme mitzuerleben und so die Revolution ins Volk zu tragen. Ebenfalls in der Schweiz traf Bakunin den erst 18-jahrigen Sozialrevolutionar Errico Malatesta , der in Italien steckbrieflich gesucht wurde und sich von Bakunin beeinflusst in den folgenden Jahrzehnten zu einem der Wortfuhrer des italienischen Anarchismus entwickelte.

Im Oktober 1873 beschloss Bakunin seinen Ruckzug aus der anarchistischen Arbeiterbewegung und verließ die Jurafoderation , im Glauben, nichts mehr fur die Bewegung tun zu konnen. Zu dieser Zeit war er von einer schweren Krankheit gezeichnet und resignierte, da sich seine Erwartung der nahen Revolution nicht erfullt hatte und ihm der Glaube daran schwand.

Bakunin versuchte 1874 trotz seiner Krankheit an einem Aufstand in Bologna teilzunehmen. Der Aufstand sollte ein Startsignal senden fur Aufstande in ganz Italien, doch wurden bereits im Vorfeld viele zentrale Personen von den Carabinieri festgenommen. Einige tausend Aufstandische marschierten dennoch in der Nacht vom 7. auf den 8. August auf Bologna zu und wurden von Heeresdetachements schließlich zur Aufgabe gezwungen. Nach dem Scheitern konnte Bakunin wieder unentdeckt in die Schweiz zuruckkehren.

Als sich sein gesundheitlicher Zustand weiter verschlechterte, reiste er am 13. Juni 1876 von Lugano nach Bern, um arztliche Hilfe zu holen bei seinem Freund Dr. Adolf Vogt, dem Bruder des Philosophen Carl Vogt. Der Mediziner brachte den Kranken in eine Klinik im Mattenhof. [12] Zu Adolf Reichel meinte Bakunin zehn Tage vor seinem Tod resigniert: ?Die Volker aller Nationen haben heute den revolutionaren Instinkt verloren. Sie sind zu sehr mit ihrer Lage zufrieden, und die Furcht, auch noch das zu verlieren, was sie haben, macht sie harmlos und trage.“ [13]

Plakette von Daniel Garbade am Grabstein von Bakunin
Michail-Bakunin-Denkmal in Bern, Video

Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich uberraschend schnell. Am 1. Juli 1876 kurz vor Mittag erlag Michail Bakunin im Alter von 62 Jahren einer Harnvergiftung. [14] Bei der Bestattung auf dem Bremgartenfriedhof in Bern hielten sieben Getreue, die aus der ganzen Schweiz herbeigeeilt waren, Abschiedsreden. Bakunin wurde im Grab 68, Abteilung 9201, nahe dem Haupteingang des Friedhofs beigesetzt. Am 30. Mai 2016 wurde die Plakette am Grabstein durch eine neue ersetzt. Diese wurde vom Schweizer Kunstler Daniel Garbade entworfen, abgebildet ist Bakunins Kopf und sein Zitat ?Wer nicht das Unmogliche wagt, wird das Mogliche niemals erreichen“.

Denken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uberblick und Entwicklung von Bakunins Denken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gott und der Staat , Titelblatt des ersten Drucks im Jahre 1882. Das Werk gehort zu den bekanntesten Schriften Bakunins und der anarchistischen Bewegung.

Bakunins politische und philosophische Positionen veranderten sich im Laufe seines Lebens. Als junger Mann vertrat er noch stark religios gepragte und panslawistische Ansichten. Davon kehrte er spater ab und entwickelte auf der Basis des erkenntnistheoretischen Materialismus die Idee eines antiautoritaren Sozialismus .

Rainer Beer sieht in der Entwicklung von Bakunins Denken vier Phasen, die sich voneinander unterscheiden. [15] Zwischen 1831 und 1836 war Bakunins Denken stark von der Lekture von Schelling, Kant und Fichte beeinflusst. Auf diese Phase, die Beer als protoidealistisch bezeichnet, folgte von 1837 bis 1840 eine intensive Auseinandersetzung mit der Philosophie Hegels. Diese hegelianische Phase war von einer konservativen Lesart von Hegels Werk bestimmt und anti-revolutionar. Von 1840 bis etwa 1847 entwickelte sich Bakunin durch den Einfluss der Junghegelianer wahrend seines Aufenthalts in Deutschland zum Linkshegelianer . Auf diese Zeit folgte seine Entwicklung zum Anarchismus, fur den er vor allem nach 1864 aktiv wirkte. [15] Der Wandel zum Anarchisten zeichnet sich in den Schriften ab, die er wahrend seiner Zeit in Italien von 1864 bis 1867 verfasste. Dort formulierte er im Wesentlichen bereits seine Ideen, fur die er spater in der Internationalen Arbeiterassoziation einstand und die er in Gott und der Staat oder Staatlichkeit und Anarchie niederschrieb. [16]

Gemeinsam mit dem belgischen Sozialisten Cesar De Paepe gilt Bakunin als Begrunder des kollektivistischen Anarchismus , dessen Idee beide unabhangig voneinander erstmals im Jahre 1866 formulierten. [17] Dieses kollektivistische Gemeinwesen sollte ein Leben in großtmoglicher Autonomie und Chancengleichheit ermoglichen und jedem Menschen den vollen Anteil am Produkt seiner eigenen Arbeit garantieren. [18] Dennoch strebte Bakunin keine ausgearbeitete Theorie an, ?denn jede absolute Theorie wird nie verfehlen, in praktischen Despotismus und Ausbeutung umzuschlagen“. [19] Es sei auch nicht moglich, theoretisch im vornherein das soziale Paradies zu konstruieren, betont er und schreibt, ?daß wir wohl die großen Grundsatze der kunftigen Entwicklung verkunden konnen, daß wir aber der Erfahrung der Zukunft die praktische Verwirklichung dieser Grundsatze uberlassen mussen“. [20]

Freiheit , Sozialismus und Foderalismus gehoren zum Fundament von Bakunins Konzept einer neuen Gesellschaftsordnung. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei Bakunins Kritik der Religion bzw. der Theologie ein. [16]

Freiheit und Autoritat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin lehnt den Staat und allgemein alle Formen institutionalisierter und zentralisierter Autoritat ab, weil diese dem Leben der Individuen fremde bzw. ausserliche Gesetze und Befehle auferlegen. [21] Diesen kunstlichen Gesetzen , die die Freiheit des Einzelnen absichtlich einschranken, stellt Bakunin in Anlehnung an Baruch Spinoza die Naturgesetze gegenuber, denen sich alle Individuen beugen mussen und die somit auch keine Einschrankung der Freiheit des Einzelnen bedeuten. [22] Gleichzeitig unterscheidet Bakunin zwischen der kunstlichen Autoritat auf der einen Seite, wie z. B. beim Staat und bei anderen Herrschaftssystemen, und einer naturlichen Autoritat auf der anderen Seite, die die Unterwerfung des Individuums unter die Naturgesetze beschreibt, gegen die Bakunin nichts einzuwenden hat. [23] Die kunstliche Autoritat entsteht in gesellschaftlichen Prozessen durch Macht, besondere Fahigkeiten, Wissensvorsprung und religiose Vorgaben [24] und wird Individuen ?mit dem Recht der Kraft, willkurlich; sei es heuchlerisch, im Namen irgendeiner Religion oder metaphysischen Doktrin; sei es endlich kraft jener Fiktion, jener demokratischen Luge, die man das allgemeine Stimmrecht heißt“ [25] aufgezwungen. ?Man folgt den Gesetzen bzw. Befehlen dieser Autoritat nicht, weil sie vernunftig sind oder aus einer inneren Notwendigkeit, sondern nur, weil man dazu durch aussere Gewalt, egal ob gottlicher oder menschlicher Natur, gezwungen wird.“ [26] ?In jedem Fall ist es jedoch eine Anmaßung, weil niemand das Leben eines anderen zu dessen Nutzen regeln kann und auch niemand eine solche Fuhrung braucht.“ [24] Doch Bakunin lehnt nicht jede Form kunstlicher Autoritat ab, sondern akzeptiert die Autoritat des Wissenden, die sogenannte epistemologische Autoritat , wenn diese auf Wechselseitigkeit und Freiwilligkeit basiert. [27] Bakunin beschreibt das in Gott und der Staat ausfuhrlich:

?Folgt hieraus, daß ich jede Autoritat verwerfe? Dieser Gedanke liegt mir fern. Wenn es sich um Stiefel handelt, wende ich mich an die Autoritat des Schusters; handelt es sich um ein Haus, einen Kanal oder eine Eisenbahn, so befrage ich die Autoritat des Architekten oder des Ingenieurs. […] Aber ich erkenne keine unfehlbare Autoritat an, selbst nicht in ganz speziellen Fragen; folglich, welche Achtung ich auch immer fur die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit einer Person habe, setze ich in niemanden unbedingten Glauben. Ein solcher Glaube ware verhangnisvoll fur meine Vernunft, meine Freiheit und den Erfolg meines Unternehmens, er wurde mich sofort in einen dummen Sklaven und ein Werkzeug des Willens und der Interessen anderer verwandeln. Wenn ich mich vor der Autoritat von Spezialisten beuge und bereit bin, ihren Angaben und selbst ihrer Leitung in gewissem Grade und, solange es mir notwendig erscheint, zu folgen, tue ich das, weil diese Autoritat mir von niemand aufgezwungen ist, nicht von den Menschen und nicht von Gott. […] Ich neige mich vor der Autoritat von Spezialisten, weil sie mir von meiner eigenen Vernunft auferlegt wird. Ich bin mir bewußt, daß ich nur einen sehr kleinen Teil der menschlichen Wissenschaft in allen Einzelheiten und positiven Entwicklungen umfassen kann. Die großte Intelligenz genugt nicht, alles zu umfassen. Daraus folgt fur die Wissenschaft wie fur die Industrie die Notwendigkeit der Arbeitsteilung und Vereinigung. Ich empfange und ich gebe, so ist das menschliche Leben. Jeder ist abwechselnd leitende Autoritat oder Geleiteter. Es gibt also keine stetige und feststehende Autoritat, sondern einen bestandigen Wechsel von gegenseitiger Autoritat und Unterordnung, die vorubergehend und vor allem freiwillig ist.“

? Michail Bakunin : Gott und der Staat . [28]

Die Unterscheidung zwischen naturlicher und kunstlicher Autoritat bildet die Grundlage fur Bakunins Freiheitsbegriff. [29] Unter Freiheit versteht Bakunin kein abstraktes Ideal, sondern einen Zustand der gleichen Freiheit fur jeden durch die Freiheit aller. [23] In Anlehnung an Immanuel Kant definiert er die negative Freiheit (die Freiheit von ) und die positive Freiheit (die Freiheit zu ). Die negative Freiheit beschreibt Bakunin als die Auflehnung gegen die gottliche, kollektive oder individuelle Autoritat [30] und schreibt, ?die Freiheit des Menschen besteht einzig darin, daß er den Naturgesetzen gehorcht, weil er sie selbst als solche erkannt hat und nicht, weil sie ihm von außen her von irgend einem fremden Willen, sei er gottlich oder menschlich, kollektiv oder individuell, auferlegt sind“. [31] Die positive Freiheit bestehe darin, die Moglichkeit zu haben, seine Fahigkeiten bestmoglich zu entwickeln, und zwar durch Bildung und den notigen materiellen Wohlstand. [30]

Fur Bakunin spielt es keine Rolle, ob die Herrschaft eine konigliche Herrschaft ist, die marxistische Diktatur des Proletariats oder die auf allgemeinem Wahlrecht basierende Volksherrschaft , denn diese stellt letzten Endes nichts anderes dar, ?als die Beherrschung der Massen von oben nach unten durch eine intellektuelle und eben dadurch privilegierte Minderheit, die angeblich die wahren Interessen des Volkes besser erkennt als das Volk selbst“. [32] Daruber hinaus versucht jede Autoritat, ?sich ewige Dauer zu verschaffen, indem sie die ihr anvertraute Gesellschaft immer dummer und folglich ihrer Regierung und Leitung immer bedurftiger mach[t]“. [21] Bakunin kritisiert auch die Forderung nach der ?Herrschaft der Wissenschaft“ , weil die Wissenschaft durch ihre privilegierte Stellung in der Gesellschaft nicht fahig und nicht gewillt sei, den Menschen zu dienen, sondern den Privilegierten selbst. Die Forderung Auguste Comtes , dass das gesellschaftliche Leben den Gesetzen der Wissenschaft unterworfen sein musse, stellt in Bakunins Augen eine Gefahr fur die Gesellschaft dar. [33] Er lehnte besonders die Gesellschaftsideen Jean-Jacques Rousseaus ab sowie die gesellschaftliche Vertragstheorie im Allgemeinen und sah Rousseau als den Propheten des doktrinaren Staates. [34]

Prinzipien einer neuen Gesellschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin halt eine Rede am Basler Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation im Jahr 1869.

Bakunin sieht die Freiheit, den Sozialismus und den Foderalismus untrennbar voneinander als Grundprinzipien einer egalitaren Gesellschaft und weist darauf hin ?daß Freiheit ohne Sozialismus Privilegienwirtschaft und Ungerechtigkeit bedeutet; und daß Sozialismus ohne Freiheit Sklaverei und Brutalitat ist“. [35] Das Opfern der Freiheit unter dem Vorwand der Verteidigung der Freiheit oder fur den Staat sieht Bakunin als gefahrlich, [36] denn man konne die Freiheit nur mit derselben erhalten:

?Seien wir Sozialisten, aber werden wir nie Herdenvolker. Suchen wir die Gerechtigkeit, die ganze politische, okonomische und soziale Gerechtigkeit nur auf dem Wege der Freiheit. Es kann nichts Lebendiges und Menschliches außerhalb der Freiheit geben, und ein Sozialismus, der sie aus seiner Mitte verstoßt oder der sie nicht als das einzige schopferische Prinzip und als Grundlage akzeptiert, wurde uns ganz direkt zu Sklaverei und Bestialitat zuruckfuhren.“

? Michail Bakunin : Brief an ?La Democratie“ . [37]

Bakunin versteht unter Sozialismus wirtschaftliche und soziale Gleichheit, also eine Gesellschaft ohne Klassen und mit dem gleichen Zugang zu Produktionsmitteln und Bildung. [38] Jeder sollte die Moglichkeit haben, seine Fahigkeiten bestmoglich zu entwickeln, und zwar durch Bildung und den notigen materiellen Wohlstand. [30] Den Sozialismus sieht er als naturliche Form des Zusammenlebens und warnt, dass ?jede bevorrechtete Stellung die Eigentumlichkeit [hat], Geist und Herz der Menschen zu toten“. [39]

Eine foderale Organisation verhindere, dass sich Macht in einer zentralen Gewalt konzentriert, die Sozialismus und Freiheit unmoglich macht. [36] Unter Foderalismus versteht Bakunin gemaß dem Materialismus den Aufbau der Gesellschaft von unten nach oben, das heißt, von der Basis zur Spitze. Diese Foderation solle auf freier Assoziation der Individuen, Produktionsgemeinschaften und Kommunen basieren und zur großtmoglichen Unabhangigkeit und Selbstbestimmung fuhren, zu einer Ordnung, ?die keine andere Grundlage hat als die Interessen, Bedurfnisse und die naturliche Affinitat der Bevolkerung“. [40]

Bakunin fordert die Emanzipation und Gleichstellung der Frau [41] und tritt fur die Abschaffung der legalen Ehe ein, die durch die ?freie Ehe“, also den freiwilligen Bund zweier Menschen, ersetzt werden kann. [42] Fur Bakunin stellt die privilegierte Wissenschaft eine Hurde dar, die durch die freie Wissenschaft ersetzt werden sollte. [43]

Soziale Revolution [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin lehnt Revolutionen ab, die nur zu einem Machtwechsel fuhren, wie die Franzosischen Revolutionen von 1789 und 1848 oder der Polnische Aufstand von 1863. [44] Er ist davon uberzeugt, dass sich das Los der wirtschaftlich und politisch Benachteiligten mit einer sozialen Revolution direkt verbessern muss, denn ?jede politische Revolution, welche nicht die unmittelbare und sofortige wirtschaftliche Gleichheit zum Ziele hat, [ist] vom Standpunkt des Volksinteresses und der Volksrechte nur eine heuchlerische und maskierte Reaktion“. [45] Der Kampf soll in erster Linie gegen alle Institutionen gefuhrt werden, die Privilegien schaffen:

?Entfesselt die soziale Revolution! Macht, daß alle Bedurfnisse wirklich solidarisch werden, daß die materiellen und sozialen Interessen eines jeden seinen menschlichen Pflichten gleich werden! Hierzu gibt es nur ein einziges Mittel: Zerstort alle Einrichtungen der Ungleichheit, grundet die wirtschaftliche und soziale Gleichheit aller, und auf dieser Grundlage wird sich die Freiheit, die Sittlichkeit und die solidarische Menschlichkeit aller erheben.“

? Michail Bakunin : Gott und der Staat . [46]

Die Menschen selbst sollen die Verantwortung fur die weitere Entwicklung ihrer lokalen Gemeinschaften und insbesondere den Verlauf der okonomischen Umverteilung tragen. Dabei soll als unmittelbare Maßnahme das Privateigentum an Land und Produktionsmitteln abgeschafft werden: Das Land musse denen gehoren, die es bebauen, und die Produktionsmittel allen denen, die damit arbeiten. [36] Bakunin forderte, dass in der Folge einer spontanen Volksrevolution die Arbeitergewerkschaften und Bauern die Produktionsmittel und das Land in Besitz nehmen, um dadurch eine gemeinschaftliche Produktion zu ermoglichen. [47] Dabei sieht Bakunin es als notwendig an, dass ein Zusammenschluss von prinzipientreuen Revolutionaren sich damit befasst, die Revolution vor der moglichen Machtubernahme von einzelnen Individuen oder Gruppen zu schutzen. [48] Es durfe aber keine Avantgarde oder Vorhut der Arbeiterklasse die Revolution anfuhren oder eine Arbeiter- oder Revolutionsregierung gebildet werden. Die soziale Revolution kann Bakunin zufolge nicht die Einzelrevolution eines Volkes sein, sondern wird unvermeidlich eine internationale und ?universelle“ Revolution zur Folge haben. [49]

Er sieht aber die wissenschaftliche Bildung und Erziehung des Volkes nicht als notwendige Vorbedingung fur eine Revolution und glaubt, ?dass das Denken […] sich aus dem Leben ergibt und dass man, um das Denken zu andern, zunachst das Leben andern muss. Gebt dem Volk die ganze Weite des menschlichen Lebens, und es wird Euch durch die tiefe Rationalitat seines Denkens erstaunen.“ [50] Den Menschen bzw. das Individuum sieht Bakunin als Triebkraft und Initiator revolutionarer Veranderung und nicht in Abhangigkeit einer schrittweisen Entwicklung der Menschheit, die sich aus ?objektiven“ historischen Bedingungen ergibt, wie bei Marx und Engels. [51]

Atheismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin sieht Gott als Produkt menschlichen Denkens an, ?das erste Erwachen der [menschlichen] Vernunft […] in Gestalt der [gottlichen] Unvernunft.“ [52] Somit erkennt er den Glauben an Gott als entwicklungsgeschichtliche Notwendigkeit an, die es jedoch zu uberwinden gilt, um Freiheit zu erlangen. [53] Die Religion und die Theologie lehnt er ab, weil diese den Menschen nicht als kreativen Schopfer sehen und der menschlichen Vernunft und dem Gerechtigkeitssinn entgegengesetzt seien:

?So wird die menschliche Vernunft, das einzige Organ, das wir besitzen, um die Wahrheit zu erkennen, durch ihre Verwandlung in gottliche Vernunft unverstandlich fur uns und erscheint dem Glaubigen zwangslaufig als Offenbarung des Absurden. So außert sich die Ehrfurcht vor dem Himmel in der Verachtung fur die Erde und die Verehrung der Gottheit in der Herabwurdigung der Menschheit. Die menschliche Liebe, dieses unermessliche Band naturlicher Solidaritat, das alle Individuen, alle Volker umspannt und die Freiheit und das Gluck jedes einzelnen von der Freiheit und dem Gluck aller anderen abhangig macht und die Menschen, allen Unterschieden der Rasse und Hautfarbe zum Trotz, fruher oder spater zu einer bruderlichen Gemeinschaft verbinden muß ? diese Liebe wird, wenn sie sich in Liebe zu Gott und religiose Nachstenliebe verwandelt, alsbald zu einer Geißel der Menschheit: Alles Blut, das seit Anbeginn der Geschichte im Namen der Religion vergossen wurde, die Millionen Menschen, die dem hochsten Ruhm der Gotter geopfert wurden, legen davon Zeugnis ab…“

? Michail Bakunin : Foderalismus, Sozialismus, Antitheologismus . [52]

In Gott und der Staat versucht er, die Existenz Gottes zu widerlegen, was in einer beruhmten Stelle des Buches in der Aussage gipfelt:

?Wenn Gott existiert, ist der Mensch ein Sklave; der Mensch kann und soll aber frei sein: Folglich existiert Gott nicht. Ich fordere jeden auf, diesem Kreis zu entgehen, und nun mag man wahlen.“

? Michail Bakunin : Gott und der Staat . [54]

Wirkung und Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin gilt als erster Organisator der anarchistischen Bewegung und stellte durch sein Wirken den Anarchismus auf die Basis der Arbeiterbewegung. Er gilt als Begrunder des kollektivistischen Anarchismus und wegen seiner Rolle in der Arbeiterbewegung als ?Stammvater“ des Anarchosyndikalismus . [55] Richtungsweisend fur die gesamte sozialistische Bewegung war der Konflikt zwischen Karl Marx und Bakunin in der Ersten Internationale , der mit einer Trennung der anarchistischen von der restlichen sozialistischen Bewegung endete. Durch sein Wirken in Italien schaffte er den Keim einer anarchistischen Bewegung und gewann dafur spater durch seine publizistische Arbeit viele ehemalige Mazzinisten fur die Bewegung. [56] Gleiches gilt fur Spanien , wo Bakunin, vermittelt durch Giuseppe Fanelli , große Teile der spanischen Arbeiterschaft fur die Internationale und den revolutionaren Sozialismus uberzeugen konnte. [57]

Aufgrund seiner Vorreiterrolle im libertaren Sozialismus beeinflussten seine Werke und Ideen uberall auf der Welt entstehende anarchistische Bewegungen. Zu einer ausgepragten Rezeption kam es vor allem wieder mit dem Erstarken der anarchosyndikalistischen Bewegung. In der franzosischen Bewegung vor dem Ersten Weltkrieg ruckte Bakunin wieder ins Zentrum des Interesses und es erschien die Werkausgabe Œuvres von James Guillaume. In der deutschen anarchosyndikalistischen Bewegung der 1920er Jahre kam es ebenfalls wieder zu einer ausgepragten Rezeption, die unter anderem von Rudolf Rocker und Max Nettlau gefordert wurde. Es erschienen die Gesammelten Werke , Broschuren und bei der Stadt Meiningen entstand beispielsweise zu seinen Ehren die Bakuninhutte , eine Schulungs- und Erholungsstatte der Arbeiterbewegung.

Einen außerordentlichen Einfluss hatte Bakunin auch auf die russische Jugend der 1870er Jahre, wo er eine Generation pragte und fur den Sozialismus gewinnen konnte. Spater hatte Bakunin auch auf die wachsende anarchistische Bewegung in Russland im spaten 19. und fruhen 20. Jahrhundert eine große Wirkung, die jedoch nicht an die Wirkung von Peter Kropotkin herankam. In der Folge der Oktoberrevolution von 1917 fielen in Russland unter der Fuhrung von Lenin und spater Stalin ein Großteil der Anarchisten politischen ?Sauberungen“ zum Opfer. In der deutschen Sozialdemokratie wurde die Politik der Bolschewiki rasch kritisiert, jedoch mit dem Anarchismus gleichgesetzt, weil Lenins Politik als antiparlamentaristisch und gewalttatig galt. Der marxistische Theoretiker Heinrich Cunow schrieb dazu beispielsweise: ?Leninismus ist nichts anderes als ein Ruckfall in den Bakunismus.“ [58] Der Historiker Peter Losche bezeichnet diese Haltung als unreflektierten Anti-Bolschewismus. [59] Dennoch wird diese Gleichsetzung von Bolschewismus und Anarchismus und die Betonung der Nahe von Lenin und Bakunin auch bis in die zeitgenossische Literatur wiederholt. [60]

Im Zuge der Studentenbewegung kam es im deutschsprachigen Raum wieder zu einer gewissen Wiederentdeckung von Bakunin. [61] Er war fur viele zunachst nur als legendare Gestalt und revolutionare Symbolfigur interessant und wurde im Zuge einer freiheitlichen Marx-Interpretation rezipiert. [62] Eine Verbindung von Marx mit Bakunin wurde unternommen, weil man uberzeugt war, dass ein freiheitlicher Sozialismus, im Gegensatz zur dogmatischen Marxinterpretation im kommunistischen ?Osten“, beider Denker bedarf. [63] Kritiker bemangelten aber an der Synthese die Ausblendung der historischen und grundlegenden philosophischen Differenzen zwischen beiden Denkern. [64] Eine wichtige Ausnahme bildete dabei die 'Rehabilitierung' Bakunins durch Rudi Dutschke in seiner Schrift Ausgewahlte und kommentierte Bibliographie des revolutionaren Sozialismus von K. Marx bis in die Gegenwart von 1966. [65] Eine ahnliche Rolle spielte die Rezeption Bakunins auch in der 68er-Bewegung in Frankreich . [66]

Bakunin diente in vielen Werken bekannter Autoren als literarische Vorlage. Besonders ausfuhrlich haben sich osteuropaische Schriftsteller mit seiner Person befasst, unter anderem Fjodor Dostojewski in Die Damonen , Joseph Conrad in Mit den Augen des Westens , Mark Alexandrowitsch Aldanow und Roman Borissowitsch Gul . Mit Bakunin beschaftigen sich historisch-literarisch beispielsweise Riccardo Bacchelli in Der Teufel auf dem Pontelungo , Lars Gustafsson in Bakunins Reise , Hugo Ball , Horst Bienek und Lambert Giebels . Daruber hinaus erscheint Bakunin als Figur in zahlreichen Theatern und Horspielen. [67]

Kritik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Revolutionare Gewalt und Terrorismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bakunin auf einem Poster als moderner Danton dargestellt: ?Um die Gegner des Proletariats zu besiegen, mussen wir zerstoren, noch mehr zerstoren und immer zerstoren.“

Bakunin wird vorgeworfen, dass er Gewalt und Zerstorung predigte. Der dialektische Schlusssatz seines Zeitungsartikels von 1842, ?Die Lust der Zerstorung ist zugleich eine schaffende Lust!“ [3] , wird bis in die heutige Zeit als Beispiel und Beweis fur Bakunins terroristische Gesinnung verwendet. [68] [69] [70] Seine Einstellung zur revolutionaren Gewalt beschreibt Bakunin an anderer Stelle folgendermaßen:

?Diese destruktive Leidenschaft reicht zwar als Grundlage einer revolutionaren Tat bei weitem nicht aus, aber ohne sie ist eine Revolution undenkbar, unmoglich, denn es kann keine Revolution geben ohne weitreichende, leidenschaftliche Zerstorung, ohne rettende und fruchtbringende Zerstorung, weil namlich aus ihr und nur durch sie neue Welten entstehen.“

? Michail Bakunin : Staatlichkeit und Anarchie . [32]

Diese Gewalt und Zerstorung der Revolution soll aber ?mehr gegen Stellungen und Einrichtungen als gegen Menschen Krieg fuhren […] Man muß das Eigentum und den Staat zerstoren, dann wird man nicht notig haben, Menschen zu zerstoren und sich zu der unfehlbaren, unvermeidlichen Reaktion zu verurteilen, die in jeder Gesellschaft das Massaker von Menschen stets herbeifuhrte und stets herbeifuhren wird.“ [71] Bakunin war auch entschiedener Gegner von politisch motivierten Attentaten , die nach Bakunins Tod eine Zeitlang die anarchistische Bewegung pragten: ?Alle Revolutionare, die Unterdruckten, die leidenden Opfer des gegenwartigen Gesellschaftszustandes, deren Herzen naturlich von Rache und Haß erfullt sind, mussen sich wohl daran erinnern, dass die Konige, die Unterdrucker, die Ausbeuter aller Art ebenso schuldig sind wie die aus den Volksmassen hervorgegangenen Verbrecher: sie sind Ubeltater, aber nicht schuldig, weil auch sie, wie die gewohnlichen Verbrecher, unfreiwillige Produkte des gegenwartigen Gesellschaftszustandes sind.“ [72] Dennoch sah er in der Gewalt das einzige Mittel zur sozialen Revolution, weil sie gegen die Gewalt des Staats durchgesetzt werden musste. Durch die Erfahrung mit der Pariser Kommune sah er sich bestatigt und schrieb:

?Um erfolgreich gegen militarische Gewalt kampfen zu konnen, die kunftig vor nichts mehr Achtung hat und zudem noch mit den schrecklichsten Vernichtungswaffen ausgerustet und bereit ist, bei der Zerstorung nicht nur von Hausern und Strassen, sondern von ganzen Stadten mit all ihren Bewohnern von ihnen Gebrauch zu machen, um also gegen eine so wilde Bestie ankampfen zu konnen, muss man eine andere, nicht weniger wilde, dafur aber gerechtere Bestie haben: die organisierte Revolte des ganzen Volkes, die soziale Revolution, welche genauso erbarmungslos ist wie die militarische Reaktion und vor nichts zuruckschreckt.“

? Michail Bakunin : Staatlichkeit und Anarchie . [73]

Nationalismus und Antisemitismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In seinen Polemiken gegen Karl Marx und Moses Hess wiederholte Bakunin antisemitische Klischees . In einem postum veroffentlichten Manuskript schreibt Bakunin: ?Diese ganze judische Welt, die eine ausbeuterische Sekte, ein Blutegelvolk, einen einzigen fressenden Parasiten bildet, eng und intim nicht nur uber die Staatsgrenzen hin, sondern auch uber alle Verschiedenheiten der politischen Meinungen hinweg.“ [74] Des Weiteren benutzte Bakunin auch den ? im 19. Jahrhundert ? popularen Begriff der Rassen , um Unterschiede in Charakter und Zusammenleben der Menschen zu erklaren. Er schreibt beispielsweise in Staatlichkeit und Anarchie : ?Es gibt […] trotz aller Unterschiede in den Mundarten, Sitten und Brauchen einen gemein-italienischen Charakter und Typ, wonach man sofort den Italiener von einem Menschen anderer Rasse […] unterscheiden kann.“ [75] Im Gegensatz zum Sozialdarwinismus sieht Bakunin aber in den Unterschieden der verschiedenen Rassen keine biologischen Ursachen und sieht sein Ideal in ?einer Organisation, die auf freien wirtschaftlichen Bundnissen unter den Volkern, ungeachtet aller alten Staatsgrenzen und aller nationalen Unterschiede auf der einen Grundlage beruht, und zwar der Grundlage produktiver, ganz vermenschlichter und bei aller Vielfalt vollig solidarischer Arbeit.“ [76]

Bakunins Biograf Max Nettlau relativiert dessen Internationalismus insofern, als Bakunins ?Abschatzungen und Urteile uber sozialistische Moglichkeiten […] eng mit dem Gesamtkomplex der europaischen Politik verbunden, und [fur seine Abschatzungen und Urteile] leidenschaftliche personliche nationale Sympathien und Aversionen in erster Linie maßgebend sind.“ [77] Nettlau geht in seiner Bewertung noch weiter und schreibt 1927 in seiner Geschichte der Anarchie : ?Es ist zu spat, an all dem etwas zu andern, aber diese Begrenzung der personlichen Fahigkeiten eines Mannes, der damals alle uberragte und dem niemand auf diesem Gebiete entgegentrat, trug zu der einseitigen geographischen Verteilung des Anarchismus bei, die noch heute [1927] nicht ausgeglichen ist.“ [78]

Postanarchistische Kritik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Postanarchistische bzw. poststrukturalistische Theoretiker kritisieren Bakunin, den sie meist als Stellvertreter des klassischen Anarchismus behandeln, weil sein Denken auf veralteten Konzepten beruhe. Todd May schreibt 1994 in seinem Werk The Political Philosophy of Poststructuralist Anarchism , dass die Voraussetzung eines menschlichen Wesens , die Definition desselben als gut und die Reduktion des Feindes auf die bose Autoritat/Macht/Staatsordnung nicht aufrechtzuerhalten sei. [79] Nach Saul Newman ist Bakunin zwar ein Kritiker der Unterdruckung durch den Staat und das Gottliche, setzt an deren Stelle aber essentialistische Konzepte der Aufklarung und des Humanismus , wie die Menschlichkeit und die Moral . Newman zufolge konnen diese Konzepte dagegen auch unterdruckend wirken, weil sie abstrakte Konzepte sind, die man nicht in der Realitat festmachen kann und die deshalb einen außeren Zwang auf den Menschen darstellen. [80]

Die postanarchistische Kritik an Bakunin und hier vor allem das relativ vielbeachtete Werk Newmans wurden jedoch fur ihre mangelnde Kenntnis der Philosophie Bakunins und anderer klassischer Anarchisten stark kritisiert. Der Anarchist und Schriftsteller Gabriel Kuhn kommt in seiner Analyse der postanarchistischen Kritik an Bakunin zum Schluss: ?Die Rezeption Bakunins im Postanarchismus ist oft verbluffend oberflachlich. […] Ich denke, dass Bakunin im Postanarchismus schlicht zu einem Strohmann aufgebaut wird, um einen ?alten‘, ?uberholten‘, ?essentialistischen‘ Anarchismus zu reprasentieren, den zu uberwinden die Postanarchisten sich zur Aufgabe gemacht haben.“ [81]

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Portrat Bakunins von Felix Vallotton
Bakunins Unterschrift in der franzosischen Schreibweise M. Bakounine

Zu Lebzeiten sind nur zwei großere Werke von Bakunin erschienen ( Das Knuto-germanische Kaiserreich und die soziale Revolution. Teil I. und Staatlichkeit und Anarchie ). Ubrig blieben vor allem Fragmente, die postum veroffentlicht wurden. Zu Lebzeiten auf seine fragmentarischen Arbeiten angesprochen, pflegte er zu antworten: ?Mein Leben ist bloß ein Fragment!“ [82] Bakunin wurde oft ein Talent als Redner attestiert, und auch seine Schriften erinnern stark an Reden. [83] Dass Bakunins Schreibstil die Proportionen zwischen Wichtigem und Nebensachlichem vermissen lasse, wird beispielsweise von Elisee Reclus hervorgehoben. [84] Dagegen sieht Max Nettlau den Schreibstil Bakunins als ?intellektuelle Reise“ oder ?Spaziergang mit einem brillanten libertaren Gesprachspartner“. [85] Wolfgang Eckhardt konstatiert, dass Bakunin keines seiner Werke als abstrakte Gedankenkonstruktion verfasst hat, sondern immer in der intensiven Auseinandersetzung mit seiner Zeit und im Zusammenhang mit seiner revolutionaren Tatigkeit. [86] Bakunin meinte zu seinem Werk: ?Ich habe in meinem Leben sehr wenig geschrieben und tat dies immer nur, wenn eine leidenschaftliche Uberzeugung mich dazu zwang, meinen instinktiven Widerwillen gegen jede offentliche Ausstellung meines eigenen Ichs zu besiegen.“ [87]

Schriften Bakunins (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 1842: Die Reaction in Deutschland. Ein Fragment von einem Franzosen. (Zeitungsartikel) (englisch)
  • 1847: Rußland wie es wirklich ist! (Rede) (Ausgabe Mannheim 1848)
  • 1848: Aufruf an die Slawen. (Broschure) (Deutsche Erstausgabe)
  • 1851: Beichte an Zar Nikolaus I. (Brief)
  • 1862: An meine russischen und polnischen Freunde. (Zeitungsartikel) (franzosisch)
  • 1866: Revolutionarer Katechismus. Programm fur die Internationale Bruderschaft . Nicht zu verwechseln mit Netschajews Revolutionarem Katechismus von 1869.
  • 1867: Foderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. (Rede)
  • 1870: Briefe an einen Franzosen zur aktuellen Krise. (Brief) (Franzosisches Original)
  • 1871: Sozialismus und Freiheit. Fragment. (Sozialismus und Freiheit)
  • 1871: Antwort eines Mitglieds der Internationale an Giuseppe Mazzini. (Zeitungsartikel)
  • 1871: Das Knuto-germanische Kaiserreich und die soziale Revolution, Teil I. Soziale Revolution oder Militardiktatur . (Franzosisches Original)
  • 1871: Gott und der Staat . (1882 erstmals von Carlo Cafiero und Elisee Reclus veroffentlicht) (Gott und der Staat)
  • 1873: Staatlichkeit und Anarchie.

Werkausgaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Alexander Block : Ausgewahlte Aufsatze. Aus dem Russischen von Alexander Kaempfe. Suhrkamp, Frankfurt 1964. Edition suhrkamp, 71. Essay uber Bakunin S. 7?12.
    • wieder in: Die Aktion. Hg. Lutz Schulenburg , Dreifach-Nr. 16?18 der neuen Ausgaben, Nautilus, Hamburg 1983, S. 253 f.
  • Wilhelm Blos : Marx oder Bakunin? Karl Marx und Friedrich Engels. Demokratie oder Diktatur? Zeitgemasse Neuausgabe der Berichte an die sozialistische Internationale uber Michael Bakunin . Mit einem Geleitwort und Erlauterungen hrsg. von Wilhelm Blos. Volksverlag fur Wirtschaft und Verkehr, Stuttgart 1920.
  • Fritz Brupbacher : Marx und Bakunin. Ein Beitrag zur Geschichte der Internationalen Arbeiterassoziation. Die Aktion , Berlin-Wilmersdorf 1922. Neuauflage: Karin Kramer Verlag, Berlin 1976 [88]
  • Fritz Brupbacher: Michael Bakunin. Der Satan der Revolte. Libertad Verlag , Berlin 1979, ISBN 3-922226-00-0
  • Heinrich Cunow : Marx oder Bakunin? Karl Marx und Friedrich Engels. Demokratie oder Diktatur? Zeitgemasse Neuausgabe der Berichte an die sozialistische Internationale uber Michael Bakunin . Hrsg. von Wilhelm Blos.
  • Wolfgang Eckhardt, Bernd Kramer: Bakunin-Almanach , Band 1. Karin Kramer, Berlin, 2007, ISBN 978-3-87956-320-3 . (enthalt auch eine Weiterfuhrung der Bakunin-Bibliographie von 1994)
  • Wolfgang Eckhardt: Michail A. Bakunin (1814?1876). Bibliographie der Primar- und Sekundarliteratur in deutscher Sprache. Libertad Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-922226-20-5
  • Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Edition AV , Lich 2005, ISBN 3-936049-53-X
  • Wolfgang Eckhardt: Bakunin vs. Marx. Russland und andere Konfliktthemen in der Internationalen Arbeiterassoziation . In: Beitrage zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 2012 . Argument, Hamburg 2014, ISBN 978-3-86754-680-5 , S. 21?38.
  • Madeleine Grawitz: Bakunin. Ein Leben fur die Freiheit. Edition Nautilus , Hamburg 1999, ISBN 3-89401-339-7
  • Ricarda Huch : Michael Bakunin und die Anarchie. Suhrkamp Verlag , Frankfurt 1972, ISBN 3-518-37993-3 (zuerst Insel, 1923)
  • Iris Hutter; Stefan Grob: Die Schweiz und die anarchistische Bewegung . In: ?Zuflucht Schweiz“: Der Umgang mit Asylproblemen im 19. und 20. Jahrhundert . Hrsg. von Carsten Goehrke; Werner G. Zimmermann. Zurich: H. Rohr 1994, S. 81?119.
  • Ernst-Ulrich Knaudt: Funf Briefe ohne Adresse ─ Bakunin ─ Marx vs. Marx ─ ?erny?evskij . In: Beitrage zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 2012 . Argument, Hamburg 2014, ISBN 978-3-86754-680-5 , S. 56?82.
  • La Redaktion: Michail Bakunin. In: Historisches Lexikon der Schweiz . 26. Marz 2009 .
  • Michael Lausberg : Bakunins Philosophie des kollektiven Anarchismus . Unrast, Munster 2008, ISBN 978-3-89771-483-0
  • Arthur Lehning : Unterhaltungen mit Bakunin. Franz Greno, Nordlingen 1987, ISBN 3-89190-228-X
  • Jannis Mallouchos: Der Gesang der Okeaniden. Michail Bakunin und die Musik . bahoe books , Wien 2017, ISBN 978-3-903022-66-9
  • Max Nettlau : Michael Bakunin. Eine biographische Skizze . Pawlowitsch, Berlin 1901.
  • Neue Gesellschaft fur Bildende Kunst (Hrsg.): Bakunin? Ein Denkmal! Kramer, Berlin 1996, ISBN 3-87956-220-2
  • Georg Steklow : Michael Bakunin. Ein Lebensbild. Stuttgart 1913. ( Kap. I-V (PDF-Datei; 3 MB) & Kap. VI-XI ; PDF-Datei; 3,88 MB)
  • Wim van Dooren: Bakunin zur Einfuhrung. Junius Verlag , Hamburg 1985, ISBN 3-88506-817-6
  • Justus Franz Wittkop: Michail A. Bakunin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten . Rowohlt Taschenbuch Verlag , Reinbek 1974, ISBN 3-499-50218-6
  • Fragmente zu internationalen demokratischen Aktivitaten um 1848. (M. Bakunin, F. Engels, F. Mellinet u. a.) Hrsg. und bearb. von Helmut Elsner, Jacques Grandjonc, Elisabeth Neu und Hans Pelger. Trier 2000. Schriften aus dem Karl-Marx-Haus , 48 ISBN 3-86077-545-6 , S. 113?306 enthalt u. a. vollstandigen Faksimiledruck von Comte rendu du 17me anniversaire de la revolution Polonaise du 29 Novembre 1847 , mit Kommentar.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Michail Alexandrowitsch Bakunin  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. zitiert nach Arthur Lehning : Unterhaltungen mit Bakunin . Nordlingen, 1987, S. 49.
  2. zitiert nach Michail Bakunin: Beichte aus der Peter-Pauls-Festung an Zar Nikolaus I . Frankfurt a. M., 1973, S. 55.
  3. a b zitiert nach Jules Elysard (Michail Bakunin): Die Reaction in Deutschland. Ein Fragment von einem Franzosen . In: Deutsche Jahrbucher fur Wissenschaft und Kunst, Nr. 247?251, 1842.
  4. Emil Dreifuss: Bakunin in Bern . In: Der Bund 127. Jg., Nr. 153 vom 4. Juli 1976, S. 19.
  5. Michael Bakunin: Aufruf an die Slaven. Koethen. 1848 Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
  6. zitiert nach Fritz Brupbacher : Michael Bakunin: Der Satan der Revolte . Zurich 1929, S. 67.
  7. zitiert nach Madeleine Grawitz: Bakunin. Ein Leben fur die Freiheit. Edition Nautilus, Hamburg 1999, S. 203.
  8. zitiert nach Alexander Herzen : Mein Leben , Bd. III, 1852?1868. Berlin 1962, S. 450.
  9. zitiert nach MEW . Band 31, Berlin 1965, S. 16.
  10. zitiert nach Peter A. Kropotkin : Memoiren eines Revolutionars , Band I. Munster 2002, S. 187
  11. vgl. T. R. Ravindranathan: Bakunin in Naples. An Assessment . In: Journal of Modern History 53, Juni 1983, S. 189?212.
  12. Dreifuss: ‘’Bakunin in Bern’’.
  13. zitiert nach Arthur Lehning : Unterhaltungen mit Bakunin . Nordlingen 1987, S. 389.
  14. Iris Hutter; Stefan Grob: Die Schweiz und die anarchistische Bewegung . In: "Zuflucht Schweiz": Der Umgang mit Asylproblemen im 19. und 20. Jahrhundert . Hrsg. von Carsten Goehrke; Werner G. Zimmermann. Zurich: H. Rohr 1994, S. 96.
  15. a b Rainer Beer (Hrsg.): Philosophie der Tat . Verlag Jakob Hegner, Koln 1968, S. 18ff.
  16. a b vgl. Jean-Christophe Angaut: Liberte et histoire chez Michel Bakounine . Nancy 2005, Teil 2 S. 364 ff. ( Angaut: Bakounine 2.Teil ) ( Teil1 )
  17. vgl. Max Nettlau : Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859?1880 . Berlin 1927, S. 107 ff.
  18. vgl. Max Nettlau : Bibliographie de l'anarchie . Brussel 1897, S. 52.
  19. zitiert nach Michail Bakunin: Schreiben an die ?Bruder der Allianz“ . In: Nettlau, Max (Hrsg.): Gesammelte Werke . Berlin 1921?1924.
  20. zitiert nach Michail Bakunin: Der Sozialismus . In: Nettlau, Max : Michael Bakunin. Gesammelte Werke . Band III, Berlin 1924, S. 69.
  21. a b vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 56.
  22. Jurgen Mumken : Bakunin und die Autoritat . In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1 . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 179 ff.
  23. a b Jurgen Mumken : Bakunin und die Autoritat . In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1 . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 177.
  24. a b Jurgen Mumken : Bakunin und die Autoritat . In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1 . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 180.
  25. zitiert nach Michail Bakunin: Philosophische Betrachtungen ueber das Gottesphanton, ueber die wirkliche Welt und ueber den Menschen . In: Michail Bakunin: Gesammelte Werke. Band I . Verlag ?Der Syndikalist“, Berlin 1921, S. 216.
  26. Michail Bakunin: Philosophische Betrachtungen ueber das Gottesphanton, ueber die wirkliche Welt und ueber den Menschen . In: Michail Bakunin: Gesammelte Werke. Band I . Verlag ?Der Syndikalist“, Berlin 1921, S. 224.
  27. Jurgen Mumken : Bakunin und die Autoritat . In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1 . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 184 ff.
  28. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 58ff.
  29. Jurgen Mumken : Bakunin und die Autoritat . In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1 . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 178.
  30. a b c vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat . Rowohlt Verlag, Hamburg 1969, S. 141.
  31. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 56.
  32. a b zitiert nach Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873) . Berlin 2007, S. 131.
  33. vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 85 ff.
  34. vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 108 ff.
  35. zitiert nach Michail Bakunin: Die revolutionare Frage. Foderalismus, Sozialismus, Antitheologismus . Munster 2005, S. 62
  36. a b c vgl. Michail Bakunin: Revolutionary Catechism . 1866.
  37. zitiert nach Michail Bakunin: Brief an ?La Democratie“ (Genf) . In: Max Nettlau (Hrsg.): Gesammelte Werke . Berlin 1921?1924.
  38. vgl. Michail Bakunin: Die revolutionare Frage. Foderalismus, Sozialismus, Antitheologismus . Munster 2005, S. 60
  39. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 57.
  40. zitiert nach Michail Bakunin: Die revolutionare Frage. Foderalismus, Sozialismus, Antitheologismus . Munster 2005, S. 32
  41. vgl. Michail Bakunin: Die revolutionare Frage. Foderalismus, Sozialismus, Antitheologismus . Munster 2005, S. 59.
  42. vgl. Michail Bakunin: Revolutionarer Katechismus . In: Max Nettlau : Michael Bakunin. Gesammelte Werke . Band III, Berlin 1924, S. 28.
  43. vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 60 ff.
  44. Michail Bakunin: Der Sozialismus . In: Nettlau, Max : Michael Bakunin. Gesammelte Werke . Band III, Berlin 1924, S. 69 ff.
  45. Michail Bakunin: An die Genossen der Internationalen Arbeiter-Assoziation von Locle und La Chaux-de-Fonds . In: Max Nettlau : Michael Bakunin. Gesammelte Werke . Band II, Berlin 1923, S. 11.
  46. Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 70.
  47. Michail Bakunin: Lettres a un Francais sur la crise actuelle . Neuchatel 1870, S. 16 ff.
  48. Michail Bakunin: Letter to Nechayev on the role of secret revolutionary societies ( Memento vom 5. September 2002 im Internet Archive )
  49. Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873) . Berlin 2007, S. 165.
  50. Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873) . Berlin 2007, S. 375.
  51. Paul Avrich : The Legacy of Bakunin. In: Russian Review . Blackwell Publishing, Vol. 29, No. 2 (Apr., 1970), S. 130.
  52. a b zitiert nach Michail Bakunin: Die revolutionare Frage. Foderalismus, Sozialismus, Antitheologismus . Munster 2005, S. 89
  53. Michail Bakunin: Philosophische Betrachtungen ueber das Gottesphanton, ueber die wirkliche Welt und ueber den Menschen . In: Michail Bakunin: Gesammelte Werke. Band I . Verlag ?Der Syndikalist“, Berlin 1921, S. 182.
  54. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 51.
  55. Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Verlag Edition AV, Lich 2005, S. 15.
  56. Max Nettlau : Bakunin und die Internationale in Italien bis zum Herbst 1872 . In: Grunberg, Carl (Hrsg.): Archiv fur die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. Nr. 04, 1914.
  57. Max Nettlau : Bakunin und die Internationale in Spanien 1868?1873 . In: Carl Grunberg (Hrsg.): Archiv fur die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. Nr. 02, 1912.
  58. Heinrich Cunow : Die Marxsche Geschichts-, Gesellschafts- und Staatstheorie. Grundzuge der Marxschen Soziologie . Band 1, Berlin 1923, S. 335ff.
  59. Peter Losche : Anarchismus . Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, S. 43.
  60. Peter Losche : Anarchismus . Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, S. 43ff.
  61. Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Verlag Edition AV, Lich 2005, S. 15ff.
  62. Hans Jurgen Degen: ?Die Wiederkehr der Anarchisten“. Anarchistische Versuche 1945?1970. Verlag Edition AV, Lich 2009, S. 304.
  63. Rolf Bigler: Enteignet Deutschland! Der Bankrott des Marxismus oder Der Aufstand der Studenten. Molden Verlag, Wien 1968, S. 188ff.
  64. Hans Jurgen Degen: ?Die Wiederkehr der Anarchisten“. Anarchistische Versuche 1945?1970. Verlag Edition AV, Lich 2009, S. 308.
  65. Gunter Bartsch : Anarchismus in Deutschland. Band II/III. 1965?1973 . Fackeltrager-Verlag, Hannover 1973, S. 76ff.
  66. Paul Avrich : The Legacy of Bakunin. In: Russian Review . Blackwell Publishing, Vol. 29, No. 2 (Apr., 1970), S. 131.
  67. Wolfgang Eckhardt: ≫Kehr Wieder!≪ Bakunin-Gedichte . In: Neue Gesellschaft fur Bildende Kunst e. V. (NGBK) Berlin (Hrsg.): Bakunin ? ?Ein Denkmal! . Kramer Verlag, Berlin 1996, S. 81.
  68. Brockhaus: Aktuelles Thema ? ein Service der Brockhaus-Redaktion ( Memento vom 2. Oktober 2008 im Internet Archive ). Stand: 5. Januar 2008. ?Der Terrorismus ist hauptsachlich ein Phanomen der Neuzeit, dessen erster Theoretiker Michail Alexandrowitsch Bakunin (1814?1876) verkundete, dass die ?Lust an der Zerstorung auch ein schopferischer Drang‘ sei.“ Aktuelles Thema ? ein Service der Brockhaus-Redaktion ( Memento vom 2. Oktober 2008 im Internet Archive ).
  69. Der Spiegel : Terrorismus . 21. April 2004. ?Das Phanomen des Terrorismus, ist keineswegs neu. Bereits in der Antike philosophierten griechische und romische Denker uber die Legitimation des Tyrannenmordes. Im Russland des 19. Jahrhunderts vertrat der Anarchist Michail A. Bakunin die Auffassung, dass die ?Lust an der Zerstorung auch ein schopferischer Drang‘ sei.“
  70. Das Gesprach aus der Ferne: Terroristen und Fundamentalisten. Archiviert vom Original am 19. November 2007 ; . Heft Nr. 382, 3. Quartal 2007. ?Ein Wegbereiter war Michail Bakunin (1814?1876), der russische Begrunder des Anarchismus. Er predigte den radikalen Umsturz der ?herrschenden Verhaltnisse“ mittels Gewalt, nannte die ?Lust an der Zerstorung‘ selbst einen ?schopferischen Drang‘.“
  71. zitiert nach Michail Bakunin: Gesammelte Werke Band 3, S. 84 ff.
  72. zitiert nach Michail Bakunin: Gesammelte Werke Band 3, S. 86.
  73. zitiert nach Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873) . Berlin 2007, S. 313.
  74. zitiert nach Max Nettlau : Michael Bakunin. Gesammelte Werke . Band III, Berlin 1924, S. 209.
  75. vgl. Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873) . Berlin 2007, S. 140.
  76. zitiert nach Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873) . Berlin 2007, S. 161.
  77. vgl. Max Nettlau : Geschichte der Anarchie, Band III. Anarchisten und Sozialrevolutionare . Impuls Verlag, Leipzig 1978, S. 37.
  78. vgl. Max Nettlau : Geschichte der Anarchie, Band II. Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859?1880 . Verlag ?Der Syndikalist“, Berlin 1927, S. 37.
  79. Gabriel Kuhn : Bakunin vs. Postanarchismus . In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1 . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 143.
  80. vgl. Saul Newman : From Bakunin to Lacan. Anti-Authoritarianism and the Dislocation of Power . Lanham 2001, S. 40 ff.
  81. zitiert nach Gabriel Kuhn : Bakunin vs. Postanarchismus . In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1 . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 167 & S. 170.
  82. zitiert nach J. M. W.: The Torch of Anarchy. Mikhail Bakunin .
  83. vgl. Fritz Brupbacher : Michael Bakunin: Der Satan der Revolte . Zurich 1929, S. 87.
  84. vgl. Elisee Reclus : Vorwort zur franzosischen Erstausgabe Genf 1882 . In: Bakunin, Michail: Gott und der Staat . Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 116.
  85. zitiert nach Max Nettlau (Hrsg.): Miguel Bakunin. Obras. V . Barcelona 1939, S. 6 ff.
  86. Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Verlag Edition AV, Lich 2005, S. 16.
  87. zitiert nach Praambel zur zweiten Lieferung von ?L'Empire knouto-germanique et la revolution sociale“ . In: Michail Bakunin, Horst Stuke (Hrsg.): Staatlichkeit und Anarchie . Frankfurt a. M., Berlin, Wien 1972.
  88. Raubdruck : Institut fur Praxis und Theorie des Ratekommunismus, o. O., 1969. Vollstandig