Munzprageanstalt

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Die Munzprageanstalt Schleiz pragte einst die Munzen des Furstentums Reuß-Schleiz .
Holzschnitt: Mittelalterliche Munze
Gebaude der ehemaligen Munze der Grafschaft Hanau-Munzenberg
Geld verfalschung in einer Kippermunzstatte (siehe kursachsische Kippermunzstatten )

Eine Munzprageanstalt oder Munzstatte (auch Pragestatte ) ist eine staatliche Institution, die Kurs- und Gedenkmunzen im Auftrag eines Landes pragt . Eine synonyme Kurzbezeichnung fur eine Prageanstalt ist Munze , was sich im Namen vieler Munzbetriebe niederschlagt.

Deutsche Munzprageanstalten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach der Deutschen Reichsgrundung 1871 ging das Munzrecht von den einzelnen deutschen Staaten an das Reich uber. Per Beschluss des Bundesrats vom 7. Dezember 1871 wurden Großbuchstaben des Alphabets als Munzzeichen ( Munzbuchstaben ) verwendet ? und zwar in der Reihenfolge, wie die Bundesstaaten in Artikel 6 der Reichsverfassung rangmaßig aufgezahlt waren. Dabei wurde I ausgelassen wegen Verwechselungsgefahr mit J (das nunmehr Hamburg reprasentierte), 1 (eins) und I (romisch eins). Diese Munzzeichen ersetzten die vorherigen Munzmeisterzeichen .

Munzzeichen Ort Zeit Bemerkung
A Berlin seit 1750 Staatliche Munze Berlin , zeitweise VEB Munze Berlin
B Wien (A) 1938?1944 (Deutsches Reich)
Hannover 1866?1878 (Konigreich Preußen)
Glatz (PL) 1813 (Konigreich Preußen)
Breslau (PL) 1812?1826
1799?1803
1750?1768
(Konigreich Preußen)
C Frankfurt am Main 1866?1879 (Konigreich Preußen)
Kleve 1750?1767 (Konigreich Preußen)
D Munchen seit 1871 Bayerisches Hauptmunzamt
Dusseldorf 1817?1848 (Konigreich Preußen)
Aurich 1750?1763 (Konigreich Preußen)
E Muldenhutten 1887?1953 (Konigreich Sachsen, Freistaat Sachsen, Sowjetische Besatzungszone Deutschlands, DDR)
Dresden 1872?1887 (Kurfurstentum Sachsen, Konigreich Sachsen; gegrundet 1556, ab 1872 Pragungen im Auftrag des Reiches mit Mz. E, vorher mit Mmz. )
Konigsberg (RUS) 1751?1803
1456?1728
1261?1309
(Konigreich Preußen)
F Stuttgart seit 1872 Staatliche Munzen Baden-Wurttemberg ( Staatliche Munze Stuttgart )
Magdeburg 1750?1769 (Konigreich Preußen)
G Karlsruhe seit 1872 Staatliche Munzen Baden-Wurttemberg ( Staatliche Munze Karlsruhe )
Stettin (PL) 1752?1754 (Konigreich Preußen)
H Darmstadt 1872?1882 (Großherzogtum Hessen)
I ? ? nicht verwendet wegen Verwechselungsgefahr mit J (Hamburg), 1 (eins) und I (romisch eins)
J Hamburg seit 1873 Hamburgische Munze
K Straßburg (F) [1] 1871?1918 (Deutsches Reich)
T Tabora (EAT) 1916 (Deutsch-Ostafrika; heute Tansania )
Br Brussel (B) 1915?1918 fur die Munzen der deutschen Besetzung in Belgien
GG Gent (B) Firma Geeraert, Gent, fur die Notmunzen der Stadt Gent
Menden 1921 Firma Heinrich Kissing, Menden, fur Notmunzen der Provinz Westfalen (aber nur die von 1921)
Me Meißen 1920 Porzellanmanufaktur Meißen fur Notmunzen des Deutschen Reiches
P Paris (F) fur die Munzen des Saarlandes
U Utrecht (NL) 1923 Utrecht, Niederlande, fur einen Teil der Munzen von Danzig
Lissa (CZ) 1940?1944 Prageanstalt Vichr in Lysa nad Labem fur die Munzen von Bohmen und Mahren ( Protektorat Bohmen und Mahren )
Pfeil Warschau (PL) 1923 (mit alten Stempeln), 1938 (mit alten Stempeln), 1939 fur die Munzen des Generalgouvernements Polen, Ausgabe mit Bekanntmachung vom 23. April 1940
In den fett hervorgehobenen Orten sind die gegenwartig aktiven 5 staatlichen deutschen Munzprageanstalten. In Wien (A), Utrecht/Houten (NL) und Paris (F) werden auch heute noch Munzen gepragt.

Siehe auch die Munzstatten der Wettiner:

Munzstatte Annaberg , Munzstatte Bautzen , Munzstatte Buchholz , Munzstatte Colditz , Munzstatte Freiberg , Munzstatte Gotha , Munzstatte Grunthal , Munzstatte Langensalza , Munzstatte Leipzig , Munzstatte Sangerhausen , Munzstatte Schneeberg , Munzstatte Weimar , Munzstatte Wittenberg , Munzstatte Zwickau , Kippermunzstatten (Kursachsen) . (Munzstatte Dresden siehe Tabelle)

Schweiz: Eidgenossische Munzstatte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Swissmint in Bern ist die offizielle Munzpragestatte der Schweizerischen Eidgenossenschaft .

Schweizer Munzen tragen das Munzzeichen B fur die Swissmint in Bern. Die Funfzigrappenstucke der Jahre 1968 und 1969 sowie die Ein- und Zweifrankenstucke des Jahres 1968 existieren sowohl mit als auch ohne Munzzeichen, letztere wurden in London gepragt. Die Kapazitaten der Eidgenossischen Munzstatte reichten damals nicht mehr aus, da nach dem starken Preisanstieg des Silbers die Silbermunzen gehortet wurden und durch Kupfernickel -Munzen ersetzt werden mussten. Ebenfalls ohne Munzzeichen sind die in London gepragten Zweirappenstucke des Jahrgangs 1969, ein Teil der Funfzigrappenstucke des Jahres 1970 (nicht unterscheidbar von den Berner Pragungen, da beide ohne Munzzeichen) und ein Teil der Einfrankenstucke des Jahres 1969 (trotzdem mit ?B“, d. h. nicht von den Berner Pragungen unterscheidbar). [2]

Munzzeichen Ort Zeit Bemerkung
[kein Zeichen] London 1968?1969
Bern 1970?1985
A Paris 1850?1852 Frankreich
AB
BB
Straßburg Frankreich
B Bern 1853?1969
ab 1986
London 1969 Einfrankenstucke
B. Brussel Belgien

Osterreichische Munzprageanstalten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Habsburgermonarchie (einschließlich Konigreich Bohmen , Konigreich Ungarn , Furstentum Siebenburgen , Burgau , Osterreichische Niederlande , Herzogtum Mailand und Venetien ),
Kaisertum Osterreich , Osterreichisch-Ungarische Monarchie , Osterreich im Deutschen Reich und Osterreichische Zweite Republik

Munzzeichen Ort Zeit Bemerkung
A Wien 1765?1873
B Kormoczbanya/Kremnitz 1765?1848
1849?1868
Ungarische Reichshalfte , heute Kremnica ( Slowakei )
Wien 1938?1944 Deutsches Reich
BL Brussel 1781?1789 Osterreichische Niederlande , heute Belgien
C Gyulafehervar/Karlsburg fur Osterreich 1761?1764 Furstentum Siebenburgen , heute Alba Iulia ( Rumanien )
nur Kupfermunzen
Praha/Prag 1767?1856 Konigreich Bohmen, heute Tschechien
CA Gyulafehervar/Karlsburg fur Osterreich 1746?1765 Furstentum Siebenburgen, heute Alba Iulia (Rumanien)
nur Franz I. ( Mitregent )
1764?1765 Furstentum Siebenburgen, heute Alba Iulia (Rumanien)
nur Kupfer 1 Pfennig und Kupfer ½ Kreuzer
D Graz 1767?1772
Salzburg 1800?1809
E Gyulafehervar/Karlsburg 1765?1867 Großfurstentum Siebenburgen, heute Alba Iulia (Rumanien)
F Hall in Tirol 1765?1809 Munze Hall, heute Museum (letzte Munzen waren die Hofer-Kreuzer )
G Graz 1761?1763 nur Kupfermunzen
Gunzburg fur Osterreich 1764?1765 nur Silbermunzen
Gunzburg 1772?1779 Markgrafschaft Burgau , heute Deutschland
nur fur Burgau
Nagybanya/Frauenbach 1767?1848
1849?1851
Großfurstentum Siebenburgen, heute Baia Mare (Rumanien)
GR Graz 1746?1765 nur Franz I. (Mitregent)
GY.F. Gyulafehervar/Karlsburg 1868?1871 Ungarische Reichshalfte, heute Alba Iulia (Rumanien)
H Hall in Tirol 1760?1780 Munze Hall, heute Museum
Gunzburg 1766?1805 heute Deutschland
HA Hall in Tirol 1746?1765 Munze Hall, heute Museum
nur Franz I. (Mitregent)
Hall in Tirol fur Ungarn 1752?1754 Munze Hall, heute Museum
nur Silber Poltura
K Kormoczbanya/Kremnitz fur Osterreich 1760?1780 Ungarische Reichshalfte, heute Kremnica (Slowakei)
nur Kupfermunzen
Kormoczbanya/Kremnitz 1767?1776 Ungarische Reichshalfte, heute Kremnica (Slowakei)
nur ½ und 1 Konventionstaler (wenn die Silber ist staatlich)
Kormoczbanya/Kremnitz fur Gorz 1788?1789
1794; 1799
Ungarische Reichshalfte, heute Kremnica (Slowakei)
K.B. Kormoczbanya/Kremnitz 1540?1765
1848?1849
1868?1918
Ungarische Reichshalfte, heute Kremnica (Slowakei)
KB?KD Kormoczbanya/Kremnitz 1765 Ungarische Reichshalfte, heute Kremnica (Slowakei)
nur Gold Dukaten
KM Kormoczbanya/Kremnitz 1763; 1765 Ungarische Reichshalfte, heute Kremnica (Slowakei)
nur Kupfer Poltura
M Milano/Mailand 1786?1859 heute Italien
N Nagybanya/Frauenbach fur Osterreich 1780 Großfurstentum Siebenburgen, heute Baia Mare (Rumanien)
N.B. Nagybanya/Frauenbach 1580?1765
1849
Furstentum Siebenburgen, heute Baia Mare (Rumanien)
1766?1780 Großfurstentum Siebenburgen, heute Baia Mare (Rumanien)
nur Gold Dukaten
O Oravicabanya/Oravicza 1812?1816 Banater Militargrenze , heute Oravi?a (Rumanien)
P Praha/Prag fur Osterreich 1760?1764 Konigreich Bohmen, heute Tschechien
nur Kupfermunzen
PR Praha/Prag fur Osterreich 1746?1765 Konigreich Bohmen, heute Tschechien
nur Franz I. (Mitregent)
S Szomolnok/Schmollnitz fur Osterreich 1763?1780 Ungarische Reichshalfte, heute Smolnik (Slowakei)
Szomolnok/Schmollnitz fur Bohmen 1763; 1767 Ungarische Reichshalfte, heute Smolnik (Slowakei)
nur 1 Groschel
Szomolnok/Schmollnitz 1775?1816 Ungarische Reichshalfte, heute Smolnik (Slowakei)
S KM Szomolnok/Schmollnitz 1763 Ungarische Reichshalfte, heute Smolnik (Slowakei)
nur Kupfer Poltura
V Venezia/Venedig 1793?1866 heute Italien
W Wien 1521?1763
1772; 1775
1780?1781
nur Kupfermunzen
Wien fur Gorz 1799 nur 2 Soldi ( Lp. )
WI Wien 1746?1765 nur Franz I. (Mitregent)
Wien fur Ungarn 1752 nur Silber Poltura
Wappen Wien 1975?1976
Adler Hall in Tirol 1975?1976 Munze Hall, heute Museum
In Wien (A) und Kremnica (SK) werden auch heute Munzen gepragt.

Franzosische Munzprageanstalten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Munzzeichen [3] Prageort Munzzeichen Prageort
A Paris O Riom
AA Metz P Dijon
B Rouen Q Perpignan
BB Straßburg R Orleans
C Caen S Troyes und Reims
CC Besancon T Nantes
D Lyon U Pau
E Tours V Troyes
F Angers W Lille
G Poitiers X Amiens
H Rochelle Y Bourgos
I Limoges Z Grenoble
K Bordeaux
L Bayonne
M Toulouse
N Montpellier

Pragestatten der Euromunzen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Prageanstalt Standorte Zeit Bemerkung
Staatliche Munze Berlin Berlin seit 1998
Birmingham Mint Birmingham fur die Niederlande, 2003 geschlossen
Konigliche Munze Belgien Brussel seit 1998 Ende 2017 geschlossen
Griechische nationale Munze Chalandri (Athen) seit 2001
Hamburgische Munze Hamburg seit 1998
B.H. Mayer’s Kunstprageanstalt Karlsfeld Sammlermunzen fur Irland
Staatliche Munze Karlsruhe Karlsruhe seit 1998
Mincov?a Kremnica (Munze Slowakei) Kremnica seit 2008
Imprensa Nacional-Casa da Moeda Lissabon seit 1999
Royal Mint Llantrisant fur Irland und Niederlande
Fabrica Nacional de Moneda y Timbre Madrid seit 1999 auch fur Griechenland
Bayerisches Hauptmunzamt Munchen seit 1998
Monnaie de Paris Pessac seit 1998 auch fur Irland, Luxemburg, Malta und Monaco
Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato Rom seit 1999 auch fur San Marino und Vatikan
Irish Mint / Central Bank of Ireland Sandyford ( Dublin ) seit 1999
Staatliche Munze Stuttgart Stuttgart seit 1998 auch fur Luxemburg
Konigliche Niederlandische Munze Houten seit 1999 auch fur Luxemburg und Slowenien
Suomen Rahapaja (Finnische Munze) Vantaa seit 1999 auch fur Griechenland, Irland, Luxemburg, Slowenien, Zypern und Estland
Mennica Polska SA Warschau Sammlermunzen fur Luxemburg
Munze Osterreich Wien seit 1999 auch fur Luxemburg

Kennzeichnungen auf Munzen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zu unterscheiden sind:

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Dieter Faßbender : Lexikon fur Munzsammler. Uber 1800 Begriffe von Aachener Markt bis Zwittermunze . Battenberg, Augsburg 1996, ISBN 3-89441-334-4 .
  • Christopher Maynard (Text), Bill Fallover (Bilder): Wunderwelt Geld (?Amazing world of money“). Tessloff Verlag, Hamburg 1978, ISBN 3-7886-0158-2 .
  • Renate Kingma (Text); Gerd Wener (Bilder): Munzen und Geld . Tessloff Verlag, Nurnberg 1991, ISBN 3-7886-0418-2 ( Was ist was ?; 78)
  • Klaus Jopp: Neue Taler braucht das Land . In: Die Zeit 42/Oktober 1998, S. 61.
  • Herbert Rittmann: Deutsche Munz- und Geldgeschichte der Neuzeit bis 1914 . Brockhaus, Solingen 2003, ISBN 3-930132-22-2 (Bibliothek fur Familienforscher; 4).
  • Gerhard Schon: Deutscher Munzkatalog 18. Jahrhundert . Battenberg, Munchen 2002, ISBN 3-89441-525-8
  • Gerhard Herinek: Austria Netto Katalog Munzen ab 1780 und Banknoten ab 1854 . ANK-Verlages, Wien 2004, ISBN 3-901678-66-2
  • Radoczy Gyula: Maria Terezia magyar penzverese . Magyar Eremgy?jt?k Egyesulete, Budapest 1982, ISBN 963-02-2249-3
  • Die Euro-Munzen Gietl Verlag, Regenstauf 2009, ISBN 978-3-86646-520-6
  • Dariusz Ejzenhart, Ryszard Miller: Die 3-Kreuzer-Munzen der schlesischen Munzstatten Gietl Verlag, Regenstauf 2012, ISBN 978-3-86646-842-9

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Mint buildings  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Georg v. Alten (Hrsg.): Handbuch fur Heer und Flotte , Band 5, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin 1913, S. 212.
  2. Ruedi Kunzmann: Die Silbermunzenkrise der Schweiz von 1968 und die Tatigkeit der Royal Mint , London. In: Schweizer Munzblatter , Vol. 50, Nº 200, 2000, ISSN   0016-5565 , S. 68?72.
  3. Eduard Doring: Handbuch der Munz- und Wechselkunde: oder, Erklarung der Wechsel-, Geld- und Staatspapiere-Kurszettel. Johann Christoff Hermann’sche Buchhandlung, Frankfurt/Main 1837, S. 4.