Kroatien im Mittelalter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kroatische Lander im 8. und 9. Jh. auf einer geographischen Karte Mitteleuropas (rechts unten)

Die Geschichte Kroatiens im Mittelalter wird eingeleitet mit der Landnahme sudslawischer Stamme im 7. Jahrhundert und endet mit der Schlacht bei Mohacs (1526) . Ein bedeutender Abschnitt ist das unabhangige kroatische Konigreich (925?1102).

Kroatische Furstentumer (7. Jahrhundert bis 925)

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Die Furstentumer Pannonisch-Kroatien (blau) und Dalmatinisch-Kroatien (rot) im Todesjahr Karls des Großen 814, vor ihrer Vereinigung zum Konigreich unter Tomislav .

Ab dem 7. Jahrhundert war das heutige Kroatien von sudslawischen Stammen (Kroaten) besiedelt worden. Es bestanden kroatische Furstentumer im Gebiet des sogenannten Pannonisch-Kroatien und Dalmatinisch-Kroatien . Furst Trpimir (845?864) herrschte uber Dalmatinisch-Kroatien und Teile Pannoniens .

Kroatisches Konigreich (925?1102)

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Grundung unter Tomislav

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Das Konigreich Kroatien und seine Nachbarlander um das Jahr 925
Kroatien unter der Herrschaft von Dmitar Zvonimir (1075?1089).

Trpimirs Enkel Tomislav wurde im Jahr 925 in Tomislavgrad vom Legaten des Papstes Johannes X. zum ersten Konig von Kroatien gekront (Regierungszeit 910?928). Die Landnahme der Magyaren im pannonischen Becken wahrend seiner Regierungszeit fuhrte zur Teilung der Slawen in Nord- und Ostslawen einerseits sowie Sudslawen andererseits, was fur die weitere Entwicklung der europaischen Geschichte eine bedeutende Rolle spielte.

Konig Tomislav konnte sein Land ? bestehend aus Zentralkroatien, Slawonien und Teilen Dalmatiens sowie Bosniens ? erfolgreich gegen die Ungarn verteidigen. Er hatte aber noch weitgehendere Ziele. Er baute eine Armee auf, die laut Konstantin VII. 100.000 Mann Fußvolk, 60.000 Reiter und 180 Kriegsschiffe umfasste. Die Byzantiner brauchten die Kroaten als Bundesgenossen gegen die Bulgaren . Die Bulgaren ihrerseits hatten die noch nicht in einem Furstentum geeinten Serben unterworfen, was zur ersten serbischen Massenflucht (wie spater vor den Turken) nach Kroatien fuhrte. Durch das Bundnis mit Byzanz bekam Kroatien auch die Adriainseln und die Stadte Spalato/ Split , Trau/ Trogir und Zara/ Zadar zugesprochen, welche bis dahin formell unter byzantinischer Herrschaft gestanden hatten. Dieser Staat umfasste somit bis auf Istrien alle heutigen kroatischen Gebiete. Ursprunglich hieß dieses Land ? Chorbatia “. [1]

Christianisierung der Kroaten

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Ausschnitt aus dem Brief von Papst Johannes X. an seinen ?lieben Sohn Tomislav, Konig der Kroaten“ (925)

Die Christianisierung der Kroaten erfolgte schon im 7. Jahrhundert. Das bestatigt ein Brief von Papst Johannes X. aus dem Jahre 925 an Tomislav, Konig der Kroaten (?Rex Croatorum“) . Der Papst sagt darin, dass die dalmatinischen Slawen aufgrund ihrer langen Zugehorigkeit zu der heiligen Romischen Kirche ihre ?specialissimi filii“ seien [2] . Er ruft daher die echten Sohne Roms auf, die Messe nicht in der slawischen, sondern in der lateinischen Sprache zu feiern. Konig Tomislav erfullte zwar den zentralen Wunsch des Papstes und ermoglichte die Wiederherstellung des dalmatinischen Bistums mit dem Sitz in Split (unter der Leitung Roms), die Verwendung des kroatisch-kirchenslavischen in der Messe konnte oder wollte er aber nicht unterbinden. (Im 13. Jahrhundert wurde die glagolitisch-kroatische Liturgie durch papstliche Beschlusse wieder anerkannt.)

Die sprachverwandten Serben dagegen, die Teil des Bulgarischen Reiches waren, wandten sich kurz darauf dem orthodoxen Christentum zu. Die endgultige Trennung zwischen Ost- und Westkirche erfolgte im Jahr 1054 mit dem Morgenlandischen Schisma .

Neben der von Rom gesteuerten Slawenmission von Aquileia und der Beeinflussung durch die alteingesessenen Christen der Kustenstadte leisteten auch die Slawenapostel Kyrill und Method einen wichtigen Beitrag zur Christianisierung der Kroaten. Von ihnen stammt auch die Glagoliza , eine spezielle slawische Schrift, welche an der nordlichen Adria regional bis ins 19. Jahrhundert uberdauerte.

Zeit nach Tomislav

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

928 verschwand Konig Tomislav spurlos. Unter seinen Nachfolgern wurde Kroatiens Machtstellung geschwacht. Durch innere Streitigkeiten begunstigt, machten sich die in der Volkerwanderungszeit romanisch gebliebenen Kustenstadte selbststandig und suchten Kontakt zu Venedig , welches dadurch seine Oberhoheit in der Adria erreichte. Einzig Ragusa ( Dubrovnik ) blieb unabhangig und konnte durch geschicktes Tarieren mit den Großmachten Venedig, spater Osterreich und dem osmanischen Reich bis in die napoleonische Zeit als Stadtrepublik bestehen bleiben.

Unter Konig Stefan Dr?islav (Dirzislaiv) (969?997) sprach Byzanz Kroatien nach einem neuerlichen Bundnis jedoch wieder die Hoheit uber Dalmatien zu. Dr?islav erkannte 994 den griechischen Kaiser als seinen Oberherren an. Zu dieser Zeit erschien zum ersten Mal das noch heute gebrauchliche kroatische Staatswappen : ein rot-weißes Schachbrettmuster, die ?ahovnica . In der heutigen Version wird es mit einer Krone aus funf regionalen Wappen geschmuckt.

In der folgenden Zeit geriet Kroatien durch Venedig im Westen und Ungarn im Osten immer mehr in Bedrangnis. Die byzantinische Politik verlegte sich mehr auf die Beziehungen mit Venedig, und das durch Thronstreitigkeiten geschwachte Kroatien wurde sich selbst uberlassen. Der byzantinische Kaiser Basileios II. ubertrug die Verwaltung Dalmatiens, eines ehemaligen ostromischen Themas , an Venedig. Im Mai 1000 besiegte eine venezianische Kriegsflotte Kroatien; Zadar , Trogir und Split wurden unter venezianische Verwaltung gestellt, und mit Dubrovnik ein Vertrag geschlossen. Konig Kre?imir III. hob die ohnehin nur noch formell bestehende Tributpflicht Venedigs auf, erkannte den venezianischen Dogen Peter Orseolo als Fursten von Dalmatien an und musste auch noch seinen Sohn als Geisel ausliefern.

Relief, vermutlich Konig Petar Kre?imir IV. darstellend

Petar Kre?imir , einer der großten kroatischen Nationalhelden, vergroßerte sein Reich zu Wasser und zu Land und nannte sich auch ?Konig von Dalmatien“ (1050), was auch sein Nachfolger Dmitar Zvonimir (1075?1089) tat.

Doch der Kampf um Dalmatien war damit nicht vorbei. Dmitar Zvonimir, dem letzten Konig kroatischer Abstammung, gelang ein Vordringen an die Kuste, und die Hauptstadt wurde nach Biograd verlegt. Nachdem Zvonimir, der mit der ungarischen Prinzessin Jelena verheiratet war, kinderlos starb, stellte Ungarn Erbanspruche auf Kroatien. Mit Stephan (Dr?islav) II. , dem Neffen Kre?imirs II., der 1089 fur kurze Zeit zum Thron gelangte, erlosch der Zweig der alt-kroatischen Konige .

Verlust der Unabhangigkeit durch Verbindung mit Ungarn

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Historisierende Darstellung vom Tod des kroatischen Konigs Petar Sva?i? in der Schlacht am Gvozd im Jahr 1097 (Gemalde von Oton Ivekovi? , 1907).

Nach Stephans Tod 1091 marschierte Ungarns Konig Ladislaus , Bruder von dessen Witwe, ohne großeren Widerstand bis nach Biograd na moru, der Konigsresidenz an der dalmatinischen Kuste. Wegen eines Kumanen -Einfalls in Ungarn musste er aber schnell heimkehren. Auf dem Ruckweg grundete er das Bistum Zagreb , das der ungarischen Kirchenprovinz Kalocsa unterstellt wurde. Er ernannte seinen Neffen Almos zum kroatischen Konig, der sich aber nicht durchsetzen konnte. 1093 wurde Petar Sva?i? zum Konig gewahlt. Petar starb 1097 in der Schlacht am Gvozd , als er einer Truppe des ungarischen Konigs Koloman den Durchzug nach Biograd verwehren wollte. Konig Ladislaus I. und sein Nachfolger Koloman besiegten anti-ungarische Bundnisse des heimischen Adels. Koloman beschrankte sich aber in der ? Pacta conventa anstelle einer Eingliederung auf eine Personalunion . Die Verwaltung ubernahm ein einheimischer Vertreter, der ? Ban “. Die ungarischen Konige nahmen den Titel ?Konig von Ungarn, Kroatien und Dalmatien“ an, wobei aber Dalmatien spatestens ab dem Jahr 1202 fast vollstandig venezianisch kontrolliert war. Nach Koloman folgte dessen Sohn Stephan II , dem wiederum folgte Bela II. als Konig von Ungarn (als Bela I. in Kroatien). Er heiratete Helena , die Tochter des serbischen Fursten Urosch I.

Goldene Bulle von Bela IV. , 1242

Erst im 13. Jahrhundert hatte Kroatien wieder eigene Fursten, die jedoch Prinzen des ungarischen Konigshauses waren. Seit Ende des 15. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Turkeneinfallen. Mit der Schlacht auf dem Krbava-Feld 1493 und der Niederlage der Kroaten und Ungarn in der Schlacht bei Mohacs (1526) wurde das nordwestliche Kroatien um Agram habsburgisch , das ubrige Kroatien mit Ungarn ein Sandschak des Osmanischen Reiches .

  • Ferdinand von ?i?i? : Geschichte der Kroaten : Erster Teil (bis 1102) . Zagreb 1917.
  • Ferdinand von ?i?i?: Povijest Hrvata u vrijeme narodnih vladara . Zagreb 1925.
  • Stanko Guldescu: History of Medieval Croatia (=  Studies in European history . Nr.   1 ). Den Haag 1964.
  • Nada Klai?: Povijest Hrvata u ranom srednjem vijeku . Zagreb 1971.
  • Janko Belo?evi?: Kroaten und Kroatien . In: Joachim Herrmann (Hrsg.): Welt der Slawen : Geschichte, Gesellschaft, Kultur . Leipzig/Jena/Berlin 1986, S.   88?100 .
  • John Van Antwerp Fine: The Early Medieval Balkans : A Critical Survey from the Sixth to the Late Twelfth Century . The University of Michigan Press, 1991, ISBN 0-472-08149-7 , Croatia and Dalmatia, S.   248?291 .
  • Danijel Dzino: Becoming Slav, Becoming Croat : Identity Transformations in Post-Roman and Early Medieval Dalmatia . Brill, Leiden/Boston 2010 ( archive.org [PDF]).

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Gerhard Herm : Der Balkan. Das Pulverfaß Europas . Econ Verlag GmbH, Dusseldorf / Wien / New York / Moskau, 1993, S. 283, ISBN 978-3-430-14445-2
  2. Kati?i?, Literarum Studia, Zagreb, 1998, 402?403