Kaiservilla Bad Ischl

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Kaiservilla in Bad Ischl

Die Kaiservilla in Bad Ischl ( Oberosterreich ) war die Sommerresidenz von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Osterreich .

Geschichte und Anlage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Gebaude am Fuß des Jainzenberg war ursprunglich eine Villa im Stil des Biedermeier , die 1834 vom Wiener Notar Josef August Eltz [1] erbaut wurde. [2] 1850 kaufte sie der Arzt Eduard Mastalier. Nach der Verlobung von Kaiser Franz Joseph I. mit Herzogin Elisabeth in Bayern im Jahr 1853 erwarb Franz Josephs Mutter, Erzherzogin Sophie , das Anwesen als Hochzeitsgeschenk fur das kaiserliche Paar.

In den folgenden Jahren wurde die Villa nach Entwurfen von Anton(io) Legrenzi (* 1804, † 30. Marz 1858) [3] , dem kunstverstandigen k. k. ersten Leibkammerdiener von Franz Joseph I., [4] im klassizistischen Stil umgebaut und erweitert. [5] Der schon bestehende Mitteltrakt wurde parkseitig ausgebaut, wodurch die ursprungliche Ruckseite des Hauses zu einem reprasentativen Eingang mit klassizistischen Saulen und Tympanon wurde. Zusatzlich entstanden zwei Seitenflugel, die dem Gesamtbauwerk die Form eines ?E“ verliehen, was auf eine mogliche Hommage des Bauherrn an seine Ehefrau hindeutet.

Die Villa ist von einem ausgedehnten Park im englischen Stil umgeben. [6] Der Park, das Marmorschlossl ? das seit 1978 das Photomuseum der Oberosterreichischen Landesmuseen beherbergt ? und alle Nebengebaude wurden vom Hofgartner Franz Rauch gestaltet. [7] Das Marmorschlossl diente als Cottage (Ruckzugsort) fur Elisabeth. Das gesamte Ensemble in seiner heutigen Form wurde erst 1860 fertiggestellt, da in den Sommermonaten wegen der Anwesenheit der kaiserlichen Familie nicht gebaut werden durfte. Der Springbrunnen aus weißem Marmor vor dem Mitteltrakt wurde 1884 von Viktor Tilgner geschaffen. Auch der ganze Jainzenberg gehorte zum kaiserlichen Anwesen, hier fanden sich Spazierwege und Aussichtspunkte, es wurde aber auch gejagt.

Der Kaiser verbrachte seine Sommerferien fast jedes Jahr ab Anfang Juli bis Ende August in diesem kleinen Sommerschloss. Zahlreiche gekronte Haupter waren hier zu Gast und jeweils am 18. August feierte Franz Joseph seinen Geburtstag. Nach Ischl begleiteten ihn neben der Kaiserin nur der Generaladjutant Graf Paar , zwei Flugeladjutanten, der Hofburgpfarrer und der Leibarzt. Regelmaßige Gaste waren seine Tochter, die Erzherzoginnen Gisela und Valerie mit ihren Familien, die sich in der ?Griesvilla“ am rechten Ufer der Traun einquartierten. Der Kaiser ging oft fruhmorgens auf die Druckjagd ; an den anderen Tagen fruhstuckte er ? wenn die Kaiserin anwesend war ? mit ihr im Marmorschlossl. Seit 1889 begab er sich stets um 6.30 Uhr zum Fruhstuck in die Villa Felicitas zu seiner engen Vertrauten Katharina Schratt , die den Kaiser und die Kaiserin auch auf ihren Spaziergangen in der Umgebung begleitete. [8]

Die Kaiservilla wurde im Jahr 1890 mittels eines kleinen Dampfkraftwerkes , welches sich in der Nahe der Wirtschaftsgebaude befand, elektrifiziert . [9]

Am 28. Juli 1914 unterzeichnete er in seinem Arbeitszimmer im Westflugel des Hauses die fatale Kriegserklarung an Serbien (und am selben Tag das bekannte Manifest An Meine Volker! ), woraus sich in weiterer Folge der Erste Weltkrieg entwickelte, der zum Zerfall der Habsburgermonarchie fuhrte. Kaiser Franz Joseph starb 1916 und vererbte das Anwesen seiner jungsten Tochter, Erzherzogin Marie Valerie . Sie war mit Erzherzog Franz Salvator aus der Linie Osterreich-Toskana verheiratet, wodurch der Besitz in der Familie Habsburg blieb. Da die Kaiservilla habsburgischer Privatbesitz war und Franz Salvator und Marie Valerie auf alle Thronanspruche verzichteten, blieb das Anwesen auch nach dem Zusammenbruch der Osterreichisch-Ungarischen Monarchie (1918) in ihrem Besitz. Ihr Sohn Hubert Salvator Habsburg-Lothringen ubernahm die Villa als Erbe. Heutiger Eigentumer ist dessen Sohn Markus Emanuel Habsburg-Lothringen.

Die Anlage Kaiservilla Bad Ischl , das umfasst die Kaiservilla samt Park , sowie das Kaiservilla-Kuchengebaude (Office), das ehemalige Gartnerhaus (Gartnerei), das Marmorschlossl , und die Gebaude vom Fotomuseum des Landes Oberosterreich und Landesmusikschule , stehen unter Denkmalschutz . Die Parkanlage ist im Originalzustand des fruhen Historismus gut erhalten, gehort zu den bedeutendsten gartenarchitektonischen Denkmalen Osterreichs und steht explizit als solches unter Denkmalschutz ( Nr. 24 im Anhang zu § 1 Abs. 12 DMSG ).

Villa und Park sind wahrend der Sommermonate sowie auch zeitweise im Winter offentlich zuganglich. [10] Der Kaiserpark war wahrend der Oberosterreichischen Landesgartenschau 2015, welche das Motto ?… des Kaisers neue Garten“ trug, offizieller Bestandteil des Ausstellungsgelandes. [11]

Filme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl. (= Herrschaftszeiten! ? Johann-Philipps Schlossbesuche. Staffel 2, Folge 4). Reportage, 45 Min. Produktion: ORF . Drehbuch und Regie: Martin S. Pusch. Osterreich 2022 ( Online bei YouTube ). [12] [13]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

(chronologisch geordnet)

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Kaiservilla  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Siehe Der Notar Dr. Josef August Eltz (1788?1860) mit seiner Gattin Caroline, geb. Schaumburg, und den acht Kindern in Ischl. F. G. Waldmuller , 1835 (Bilddatei auf Wikimedia Commons).
  2. Die Habsburger und Bad Ischl . ( Memento vom 20. Marz 2017 im Internet Archive ) kaiservilla.at (Absatz Staatskanzler Furst Clemens Metternich … ).
  3. Verstorbene zu Wien. In der Stadt. Den 30. Marz. In:  Wiener Zeitung , Nr. 75/1858, 2. April 1858, S. 1109, Spalte 3 oben (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  4. K. Ziegler (Red.): Kaiservilla Bad Ischl . In: austria-forum.org , abgerufen am 26. Janner 2014.
  5. C. K.:  Tagesbegebenheiten. Die neuerbaute kaiserliche Villa steht nunmehr vollendet da (…). In:  Ischler Fremden-Salon , Nr. 39/1855, 14. August 1855, S. 153 (unpaginiert), oben links (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/cur
  6. Bad Ischl, Schloßpark, Kaiservilla (Kaiserpark), Jainzen Nr. 38, pol. Bezirk Gmunden . In: Eva Berger : Historische Garten Osterreichs . Band 2, Oberosterreich, Salzburg, Vorarlberg, Karnten, Steiermark, Tirol . Bohlau, Wien 2003, ISBN 3-205-99352-7 , S. 111 f. ? Volltext online , abgerufen am 25. April 2011.
  7. Hainisch: Zur Geschichte des Parkes , passim.
  8. Georg Markus: Wo einst der Kaiser mit der Schratt , Kurier.at, 24. Mai 2015
  9. Martin Mutschlechner: Der Kaiser auf Sommerfrische: die Kaiservilla in Ischl. Abgerufen am 27. Juni 2023 .
  10. Offnungszeiten der Kaiservilla , abgerufen am 8. September 2015.
  11. OO Landesgartenschau 2015 ( Memento vom 3. Mai 2015 im Internet Archive ), abgerufen am 20. Mai 2015.
  12. Bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 2. Dezember 2022 .
  13. Bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl. In: TV.ORF.at. Abgerufen am 2. Dezember 2022 .

Koordinaten: 47° 42′ 54″  N , 13° 37′ 15″  O